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The Audio One

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Bei Acapella steht das beste – und teuerste – Lautsprechersystem, das ich je gehört habe. Aber wie vor mehr als 40 Jahren, als ich dort treuer Kunde wurde, ist es dem Team noch immer ein Anliegen, den Kunden benutzerfreundliche und auch erschwingliche Lösungen für höchsten Musikgenuss anzubieten. Dabei spielt The Audio One eine nicht unwichtige Rolle.

Daran, wie die Programme zum stufenweisen Erwerb einer sehr hochwertigen Anlage damals aussahen, habe ich im Artikel über meinen Besuch bei Acapella Audio Art erinnert. Drei Jahre später faszinierte mich dann das Sphäron Excalibur, ein Hornsystem inklusive je einer integrierten Endstufe pro Kanal zum Gesamtpreis von über 500.000 Euro, sehr nachhaltig. Aber ich werde Ihnen jetzt nicht noch einmal davon vorschwärmen, wie perfekt dieser Lautsprecher vom Sänger mit seiner Gitarre über den Wall Of Sound einer Rockband bis zum Symphonieorchester mit vollem Chor das musikalische Geschehen in der richtigen Größe abzubilden vermag. Bei der beeindruckenden Vorführung kamen die Musik-Files aus einem noblen, schwarz eloxierten und gravierten, aus dem Vollem gefrästen Aluminiumblock, dem Audio One. Auch wenn die Gravur „Swiss made for Acapella“, das Wissen, dass The Audio One von ReQuest Audio gebaut wird, die von einigen Jahren mit ihrem Streamer „The Beast“ in der High-End-Szene für Aufsehen sorgten, und das übrige audiophile Umfeld einen prohibitiven Preis befürchten ließen, ist The Audio One für 6100 Euro zu haben. Und dabei ist das externe Linearnetzteil mit seinem satten Ringkerntrafo schon mitgerechnet. In der Kette mit dem Excalibur diente The Audio One übrigens nur als Datenlieferant. Der eingebaute D/A-Wandler blieb ungenutzt.

Hermann Winters sieht das Gerät als ideale Lösung für Kunden, die in den Genuss von hochaufgelösten Musik-Dateien kommen oder einen alten CD-Player ersetzen möchten, sich aber nicht mit Computern herumschlagen wollen. Daher gibt es hier auch nicht die beinahe unübersehbare Fülle an Einstellmöglichkeiten, wie sie etwa Roon oder JRiver bieten. Idealerweise wird The Audio One einmal vom Acapella-Team oder dem lokalen Fachhändler für den Kunden in Betrieb genommen. Dazu bedarf es neben dem Stromanschluss einer LAN-Verbindung und der beiden unsymmetrischen Signalkabel zum Verstärker. Bedient wird The Audio One, indem man die vom Router über das Netzwerk zugewiesene IP-Adresse in den Browser eines Smartphones oder Tablets eingibt. Macht man dasselbe bei einem Computer oder Laptop, erscheint eine andere Bedienungsoberfläche, die bei der Einrichtung des Audio One hilfreich ist: Über die Schaltfläche „Remote“ gelangt man zu einer Reihe von Einstellung, die ich aber zur Inbetriebnahme des Systems links liegen lassen konnte – mit einer Ausnahme: Unter „Audio“ lässt sich wählen, ob an den Cinch-Buchsen ein analoges oder am S/PDIF-Ausgang ein digitales Signal anliegt. Man kann die Dateien nativ abspielen oder bis auf 192 Kilohertz upsamplen lassen. Die Abtastfrequenz und Bit-Tiefe lässt sich ebenfalls bestimmen. Diese Audio-Parameter können aber auch per Tablet oder Smartphone nach dem Tippen auf die Schaltfläche „Settings“ eingestellt werden.


Wenn man Dateien auf die knapp zwei Terabyte große SSD hochladen möchte, macht man das über eine LAN-Verbindung zum Netzwerk per Computer. Aus Sicherheitsgründen hat man aber keinen direkten Zugriff auf die Dateien der Festplatte. Die neuen Musik-Dateien legt man einfach in den Upload-Ordner, alles weitere macht der Audio One. Sie sehen schon, hier geht es nicht darum, dass IT-affine Musik-Fans dank ihrer Kenntnisse einem Computer mit D/A-Wandler – natürlich ist auch The Audio One vor allem ein Computer – an ihr Klangideal anpassen. Der Streamer ersetzt den CD-Player, das Tablet die Fernbedienung – mit dem Vorteil, dass man nun bequem vom Sessel aus in seiner Musiksammlung stöbern und auch High-Res-Dateien genießen kann. Dazu passt auch, dass Acapella keine Angaben zum verwendeten Wandler-Chip macht oder sich darüber auslässt, ob DSD-Dateien nativ oder nach der Umsetzung auf PCM gewandelt werden. Der S/PDIF-Ausgang lässt letzteres vermuten. „Hören Sie sich The Audio One einfach an“ rät Hermann Winters, als ich es nicht lassen kann, nach technischen Details zu fragen – eine Antwort, die vielleicht technikverliebten Hifi-Freaks nicht ausführlich genug ist, Musikliebhabern aber hundertprozentig gerecht wird

Ich habe dann getan, wie mir geheißen und The Audio One in meine Kette integriert. Als Ausgang war allerdings der S/PDIF-Ausgang eingestellt – weshalb meine Lautsprecher erst einmal stumm blieben. Nach einem Blick auf „Settings“ und einem Fingertipp auf das iPad war das Problemchen dann behoben. Ich gönnte dem Audio One ein, zwei Tage, um sich in meinem Hörraum zu akklimatisieren. Auch moderne Wandler brauchen ein wenig Zeit, um zu ihrer Hochform aufzulaufen. Die Festplatte des Audio One war zu 85 Prozent mit teils sehr feinen Files gefüllt. Zuerst hörte ich ein paar der Songs, die mich schon in Duisburg fasziniert hatten: Auszüge aus der Zweimikrofon-Aufnahme eines Klavierkonzerts aus der Mercatorhalle von Hermann Winters und Mitschnitte von Alfred Rudolphs von einen Konzert der Talking Horns. Hier befanden sich die beiden Mikrofone rechts und links eines stilisierten Kunstkopfes aus Holz, einen Anordnung die auch schon in Hifistatement vorgestellt wurde.

Tonal und feindynamisch stimmte in meinem Hörraum alles, aber die Größenverhältnisse und die Grobdynamik enttäuschten: Da kann meine Kette nicht im Entferntesten an das heranreichen, was ich vom Sphäron in Erinnerung hatte. Aber seit meinem Besuch in Duisburg befinden sich auch ein paar meiner Test-Alben auf dem Audio One. Und die machten schnell klar, dass weder die Abbildungsgröße noch die vermeintlich eingeschränkte Dynamik vom Audio One zu verantworten sind. Er spielte bei den mir in meinem Raum vertrauten Songs so tonal stimmig und dynamisch spannend wie ich es gewohnt bin. Und auch die Größenverhältnisse zwischen Raum und Instrumenten passten. Nur gut, dass ich mich nicht allzu lange mit meinen unvermeidlichen Teststücken auf das Sphäron Excalibur eingehört hatte!


Um auszuprobieren, wie das Überspielen von Dateien auf die Festplatte funktioniert, hatte ich Keith Jarretts Köln Concert darauf geladen. Verwunderlich, dass mich eines der meistverkauften Jazz-Alben, das ich nun wirklich nicht selten gehört habe, immer noch so in seinen Bann ziehen kann. Vielleicht spielt ja auch The Audio One eine Rolle dabei: Zwar tritt hier das ein oder andere Geräusch aus den Publikum nicht ganz so klar hervor wie bei meiner mehrfach teureren Digitalkette, dafür begeistert der Streamer mit warmen, satten Klangfarben und einer packenden Dynamik. Auch während der dichtesten Passagen wirkt das Klangbild nie nervös oder unübersichtlich. The Audio One bringt das Kunststück fertig, ebenso spannend wie entspannt zu agieren. Die Abstimmung des Streamers garantiert stundenlangen Musikkonsum ohne Ermüdungserscheinungen: Obwohl ich eigentlich nur sichergehen wollte, dass der Transfer auf den Audio One geklappt hat, habe ich den gesamten ersten, über 26-minütigen Teil gehört.

Meine Versicherung, dass ich ohne direkten Vergleich sowohl bekannte Alben als auch Neuentdeckung von der bestens gefüllten Festplatte des Audio One wunschlos glücklich genossen habe, dürfte Ihnen als Klangbeschreibung nicht reichen: Dass meine fast viermal so teure Kette aus Melco-NAS, Aries G1, dem Chord Electronics M-Scaler und dem D/A-wandelnden DAVE Details schon einmal stärker ins Scheinwerferlicht rückt, hatte ich erwähnt. Für die höhere Investition wird man bei entsprechenden Stücken auch mit noch ein bisschen mehr Raum auf der imaginären Bühne verwöhnt. Aber das, was ich hier mache, grenzt – nicht zuletzt in Anbetracht des immensen Preisunterschieds – schon an audiophile Erbsenzählerei. Viel wichtiger als Spitzenleistungen in Einzeldisziplinen ist es, dass The Audio One sich nirgendwo die geringste Schwäche leistet und ungemein stimmig und geschlossen musiziert.


In der Acapella-Kette mit dem Excalibur diente The Audio One ja lediglich als Datenlieferant, und deshalb verbinde ich seinen Digitalausgang mit einer der beiden BNC-Buchsen des M-Scalers, der dem DAVE vorgeschaltet ist. Sobald unter „Settings“ auf dem iPad der digitale Ausgang gewählt ist, werden die Daten aus dem Audio One im M-Scaler mit seinem One-Million-Tap-Filter auf 705,6 Kilohertz hochgerechnet und anschließend vom DAVE gewandelt. Nun werden Details stärker in den Brennpunkt gerückt und auch noch etwas größere Räume suggeriert. Es klingt für mich einfach vertrauter. Allerdings betonen M-Scaler und DAVE Transienten ein wenig stärker als der im Audio One eingebaute Wandler, was die Wiedergabe zwar noch einen Hauch spannender, bei einigen Aufnahmen jedoch auch unruhiger und einen Tick nervöser macht. Bei schlechteren Einspielungen gibt sich der Wandler im Audio One etwas versöhnlicher und agiert eine Spur geschmeidiger. Und damit passt er besser zu Charakteristik der Kette im Wohnzimmer, die eher auf Genuss, denn auf Analyse ausgerichtet ist.

Nach dem Umzug trifft The Audio One auf Seelenverwandte: die Violon VI, lange Zeit Acapellas Einstiegsdroge in die Welt der Ionen-Hochtöner. Doch bevor ich über deren Zusammenspiel mit dem Streamer schreibe, möchte ich noch ein paar Worte über die Bedienung des Audio One verlieren. Obwohl ich von einigen Experimenten mit Roon abgesehen schon seit Jahren mit Auralics DS Lightning arbeite, habe ich mich schon nach ein paar Tagen bestens an die Bedienoberfläche des Audio One gewöhnt, die man heutzutage wohl intuitiv nennt. Man kann nach ABC, Alben, Künstlern, Komponisten, Abtastraten und vielen anderen Kriterien – insgesamt sind es 18 – durch seine Musiksammlung browsen. Dazu gibt es eine Suchfunktion und die Ergebnisse werden ganz nach Wunsch anhand von Covern oder in einer Liste anzeigt. Das funktioniert alles ganz problemlos und komfortabel, so dass man keinen Gedanken an die Benutzeroberfläche zu verschwenden braucht und sich völlig dem Musikgenuss widmen kann. Sehr gelungen!

Ich habe dann einfach mal vor und zurück durch die nach Künstlernamen sortierten Cover gescrollt: Von der Mercury Living Presence mit Berlioz' Symphonie Fantastique mit dem Detroit Symphony Orchestra unter Paul Paray wählte ich den „Marsch zum Schafott“: eine Schwelgerei in Raum, Klangfarben und Dynamik. Auch bei Tutti-Passagen blieb das Klangbild sehr fein durchgezeichnet und tendierte nie ins Raue oder Schrille. Da sich The Audio One bisher immer als sehr stimmig und ausgewogen präsentierte, habe ich mich – als bekennender Stimmenverächter – an ein wenig populären Gesang gewagt. Gerade um die Alben von Diana Krall hatte ich bisher immer einen Bogen gemacht. Ich traute mich an „I Love Being Here With You“ vom Album Live in Paris und war von der swingenden Phrasierung ungemein positiv überrascht. „Let's Fall in Love“ ist mir in Gretje Kauffelds Interpretation noch sehr vertraut, und ich muss zugeben, dass mir auch Diana Kralls Version ausgesprochen gut gefällt. Beim in letzter Zeit oft gehörten „Sotho Blue“ von Abdullah Ibrahim & Ekayas Album Calypso Minor begeisterten mich die Feindynamik einzelner Anschläge in Ibrahims Piano-Spiel und die fette, aber dennoch wohldefinierte Bass-Drum. Die Blasinstrumente strahlten farbig und der Bass knarzte, dass ein Freude war. Abschließend gönnte mir noch „Symphony For The Devil“ vom Album Flashpoint, alles andere als eine gelungene Aufnahme, die selbst über diese Kette ein wenig kalt und steril klang, was bei diesem großartigen Songs aber schnell in Vergessenheit geriet.


Und The Audio One? Der gerät dank der überzeugenden Wiedergabe leicht in Vergessenheit. Oder sollte ich schreiben, er hält sich vornehm zurück? Er stellt sich völlig in den Dienst der Musik und vermeidet es, dem Klang einen eigenen Stempel aufzudrücken. Wer wollte von Technik reden, wenn sich alles um Musikgenuss auf hohem Niveau dreht?

STATEMENT

Klanglich bewegt sich The Audio One immer auf der angenehmen, stimmigen Seite und mit seinen dynamischen Fähigkeiten sorgt er für eine spannungsgeladene Wiedergabe. Er neigt nicht zu übertriebener Analyse und erinnert an feine Analog-Komponenten. Es war nicht anders zu erwarten: Die Kooperation von ReQuest und Acapella führt zu einer bestens verarbeiteten, dank ihrer Orientierung an den Inhalten sehr leicht zu bedienenden fantastischen Musikmaschine!
Gehört mit (Hörraum)
NAS Melco N1Z H60/2, WDMyCloud
Streaming Bridge Auralic G1
Up-Sampler Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Poweradd
D/A-Wandler Chord Electronics DAVE
LAN-Switch SOtM sNH-10G i mit Keces P8, Melco S100
10-MHz-Clock SOtM SCLK-OCX10 mit Keces P8
Vorverstärker Audio Exklusiv R7
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Göbel Epoque Aeon Fine, Soundspace Systems Pirol
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3,, Swiss Cables
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1000, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs
Gehört mit (Wohnzimmer)
NAS Melco N1A 60HA/2
Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco MKII
Laptop Asus ZenBook UX390U
D/A-Wandler Mytek Manhattan II
Switch Melco S100
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Acapella Violon VI
Kabel Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond
Zubehör Einstein The Octopus, AHP Klangmodul IV G, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator
Herstellerangaben
The Audio One
Ausgänge (analog) 1 Cinch
Ausgänge (digital) 1 x S/PDIF (Cinch)
Schnittstellen 1 x HDMI, 1 x Gigabit Ethernet LAN, 2 x USB
Festplatte 2 GB, SSD
Abmessungen (B/H/T) 350/52/250mm
Gewicht 5,5kg
Preis 6.100 Euro mit externem Linearnetzteil

Vertrieb
Acapella Audio Arts
Anschrift Acapella Audio Arts
Hermann Winters GmbH & Co. KG
Koloniestraße 203
47057 Duisburg
Telefon +49 203 361222
Web www.acapella.de
Öffnungszeiten des Audio Forums freitags von 13 bis 19 Uhr
samstags von 10 bis 14 Uhr

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