Ein in die Jahre gekommener Lautsprecher muss nicht automatisch eine kostenintensive Neuanschaffung bedeuten. AperionAudio bietet mit dem Super Tweeter Aluminium eine interessante Alternative, mittels eines Super-Hochtöners nicht nur den Hochton selbst aufzufrischen, sondern gleich die gesamte Klangbalance des Lautsprechersystems neu auszurichten.
Ich gebe zu, dass ich zunächst etwas skeptisch war. Warum, bitteschön, sollte ausgerechnet ich einen separaten Super-Hochtöner für 600 Euro testen? Ein Blick auf meine GEHÖRT MIT Liste auf der letzten Seite offenbart eine Reihe von selbst gebauten Lautsprecher-Eigenkreationen, womit ich scheinbar der geeignete Tester war. Bei näherer Betrachtung der Probanden verflog meine anfängliche Skepsis ob der sehr flexiblen Einsatzmöglichkeiten allerdings sehr bald, so viel will ich schon jetzt verraten. Mir persönlich war AperionAudio (jawohl, mit Binnenmajuskel!) bislang noch gar nicht bekannt. Die US-amerikamische Firma begann bereits 1999 mit der Fertigung eigener HiFi-Produkte sowie dem Lautsprecher-Direktvertrieb. Dabei standen nach eigenem Bekunden von Anfang an hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie ein dank Direktvertrieb sehr ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis der eigenen Produkte als grundlegende Philosophie im Mittelpunkt.
Die Super Tweeter Aluminium von AperionAudio würde ich grundsätzlich der Kategorie Zubehör zuordnen, allerdings sollte man sich davor hüten, diese automatisch in der Bastlerecke zu verorten. Sie sind nämlich in erster Linie dazu gedacht, einen vorhandenen professionellen Lautsprecher zu ergänzen, wobei ich an dieser Stelle den Geschäftsführer der vertreibenden HifiPilot GmbH, Berthold Daubner, zitieren möchte: „Generell sind diese Zusatz-Hochtöner sehr gut für sämtliche Lautsprecher im Bereich von circa 2000 bis 8000 Euro pro Paar geeignet, da sie hier jeweils den Hochton nochmals deutlich verfeinern, die Bühnenabbildung schärfen und zusätzlich auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Flexibilität im Hochton erlauben. Für speziellere Konstruktionen sind sie jedoch ebenfalls sehr gut geeignet, da es gerade hier im Hochtonbereich öfters etwas mangelt.“
Ich war gespannt und kann nicht verhehlen, dass das Bastlerherz in mir die Oberhand gewann. Nach dem Öffnen des kleinen Kartons kamen die beiden sauber und hochwertig gefertigten, jeweils gut ein Kilogramm leichten Gehäuse zum Vorschein, die zur unmittelbaren Platzierung auf dem zu ergänzenden Lautsprecher vorgesehen sind. Die Super Tweeter werden zur Ansteuerung einfach mit dem vorhandenen Terminal des Hauptlautsprechers verbunden, von wo sie sich einfach das Signal „abgreifen“. Bei einem hohen Wirkungsgrad von 95 Dezibel, einer Impedanz von sechs Ohm und ausschließlichem Hochtonanteil dürfte auch kaum ein Verstärker hierin eine allzu große zusätzliche Last sehen. Der AperionAudio Super Tweeter verfügt auf seiner Rückseite über Anschlussmöglichkeiten per Bananenstecker, Kabelschuh oder Litze, von wo aus es dann zum zu ergänzenden Hauptlautsprecher geht. Da die meisten Terminals regulärer Lautsprecher ebenfalls die Nutzung von Bananensteckern und Kabelschuhen erlauben, wird für die Super-Hochtöner eben die freie Option genutzt. Sollte Ihr Lautsprecher diese Möglichkeit nicht bieten und zum Beispiel nur über Buchsen für Bananenstecker verfügen, wird es natürlich schwierig mit der Verbindung – es sei denn, Sie sind versierter Bastler. Die Super Tweeter dürfen laut Hersteller nämlich nicht direkt mit dem Verstärker verbunden werden! Was ich tatsächlich auch nicht ausprobiert habe – ehrlich nicht! –, obwohl es mich schon gejuckt hat, allein, um meine debile Neugier zu befriedigen…
Als Hochtöner selbst fungiert ein 45 Mikrometer dünnes Aluminium-Bändchen, der Antrieb des Bändchens erfolgt über Magnete. Bei diesem Prinzip sind also quasi Schwingspule und Membran eins und das geringe Gewicht erlaubt Frequenzen bis hinauf zu 40 Kilohertz. Ich habe es aus Rücksicht gegenüber der schön glänzenden Gehäuseoberfläche übrigens nicht übers Herz gebracht, die mitgelieferten Standfüßchen aus Gummi unter die Hochglanzgehäuse zu kleben, sondern habe zur Entkopplung (nichtklebende) Dämpfungsfüße aus Gummi und Kork von bFly-audio untergelegt, die ich noch in meinem Fundus hatte. Herr Daubner von der HifiPilot GmbH hat mir übrigens verraten, dass derzeit Überlegungen zu weiteren Oberflächen angestellt werden. Eventuell kommt der Super Tweeter Aluminium demnächst auch in einem matt-schwarzen oder einem matt-weißen Kleid daher. Wie dem auch sei: Das schmucke und doch neutrale Hochglanzschwarz vertrug sich optisch im Grunde mit allen kombinierten Lautsprechern, zumal der AperionAudio Super-Hochtöner per se relativ klein und damit unauffällig ist. Rein technisch gesehen lässt sich dieser Bändchen-Superhochtöner quasi als Gegenpol zu Subwoofern sehen, nur eben am anderen Ende des Frequenzgangs. Ergänzend sei erwähnt, dass es von AperionAudio noch einen „Super Tweeter“ ohne den Zusatz „Aluminium“ gibt. In diesem Fall handelt es sich um ein magnetostatisches Bändchen-System für 300 Euro, zum halben Preis des hier getesteten Systems also.
Die ersten Hörtests habe ich in Kombination mit einer offenen Schallwand, die einen unbeschalteten 25-Zentimeter-Vollbereichsbreitbänder Ciare CH250 beherbergt, vorgenommen. Das schien mir als Einstieg am sinnvollsten, da dieser Treiber trotz Schwirrkonus aufgrund seiner Größe nur bedingt zu sauberem Super-Hochton fähig ist, fällt der Frequenzgang ab zehn Kilohertz doch deutlich ab. Zunächst galt es, den Super Tweeter korrekt anzupassen: Einerseits erlaubt ein Drehschalter auf der Rückseite der AperionAudios das Einstellen der gewünschten unteren Grenzfrequenz zwischen acht, zehn, zwölf, vierzehn und sechzehn Kilohertz. Ein Blick auf den Frequenzgang der Ciare Breitbänder ließ meine Wahl auf zehn Kilohertz fallen, da der Frequenzgang der Breitbänder ab hier „den Adler macht“ und abfällt. Eine weitere Einstellmöglichkeit bietet eine Steckbrücke, die eine Pegelabsenkung um ein, zwei oder drei Dezibel erlaubt. Ich habe die Steckbrücke in der „Null Dezibel“ Position belassen, also auf eine Pegelabsenkung verzichtet. Schließlich wollte ich zunächst den Tweeter selbst hören, den Pegel konnte ich zur Not später immer noch reduzieren. Als Einspielzeit werden im Manual 50 bis 100 Stunden angegeben. Da meine Aluminium Super Tweeter offensichtlich nagelneu out of the box kamen, konnte ich mich also auf etliche längere Hörsessions gefasst machen…
Tatsächlich erschien mir der Super-Hochton zunächst ein wenig zu vorlaut und etwas hart, so dass ich den Pegel durch entsprechendes Umsetzen der Steckbrücken um zwei Dezibel zurücknahm. Außerdem setzte ich den unteren Einstieg der Tweeter nach einigem Hin- und Herschalten schließlich von zehn auf zwölf Kilohertz. Jetzt passte es besser, irgendwie rastete da etwas ein! Etwas Spieltrieb und Herumprobieren zahlten sich also aus, zumal jede Änderung der Einstellungen auch unmittelbar und deutlich wahrnehmbar war. Allerdings mochte ich die anfänglichen Hörübungen noch nicht zur ernsten Beurteilung heranziehen, so dass das Setup in der ersten Woche immer mal nebenbei zur Hintergrundbeschallung dudelte, um einige Stunden Einspielzeit auf die Uhr zu bekommen.
Die „scharfen“ Hörsessions schließlich habe ich bewusst mit eher hochtonlastigem Material durchgeführt, vor allem semi-akustische und E-Gitarren sowie Perkussion bildeten die Schwerpunkte. Zum Beispiel war The Queen Is Dead von The Smiths (Rough Trade Records/Sire Record, 1986) mit von der Partie. Klassiker wie „Bigmouth Strikes Again“ oder „Some Girls Are Bigger Than Others“ klangen „oben rum“ auch tatsächlich deutlich besser aufgelöst und insgesamt etwas freier als im Betrieb ohne die Unterstützung im Hochton. Außerdem gewann die Ortungsschärfe einzelner Instrumente: Sie schienen nun weniger diffus, sondern fester umrissen an genau den Orten zu stehen, wo der Toningenieur sie halt platziert hatte. Mit zunehmender Spieldauer verflog auch die oben erwähnte anfängliche Härte. Im Laufe der Zeit wurde mir noch ein weiterer wichtiger Parameter bewusst: Die korrekte Einwinkelung der Tweeter auf den Hörplatz war essentiell! Dem – optischen? – Gefühl folgend hatte ich die kleinen Super-Hochtöner zunächst achsengleich mit den Breitbändern ausgerichtet. Versuche ergaben jedoch, dass stärkere Einwinkelungen in Richtung Hörplatz beziehungsweise sogar ein Kreuzen der Achsen noch davor kleine Vorteile in Sachen Feinauflösung brachten, während der Hauptlautsprecher dabei seine gewohnte Position beibehielt. Ein Effekt, der aber stark raumabhängig sein dürfte und Besitzern der AperionAudios eine weite Spielwiese eröffnet.
Kombinationen der Super Tweeter mit anderen Lautsprechern brachten grundsätzlich ähnliche Ergebnisse: Meine DIY-Transmissionlines mit dem edlen Vollbereichs-Breitbänder Seas Exotic F8 gewannen ebenfalls an Feinauflösung, wobei ich hier die Einsatzfrequenz auf vierzehn Kilohertz und den Pegel per Steckbrücke auf minus drei Dezibel setzte. Zuviel des Guten dagegen war die Kombination mit einem kleinen Horn mit dem Fostex FE206En Breitbänder, der – wie bei mir ohne Korrekturen und „Zähmung“ laufend – schon von Haus aus genug Pegel auch im Superhochton mitbringt.
Schließlich möchte ich das folgende interessante Phänomen nicht unerwähnt lassen: Je satter und substantieller das Tieftonfundament eines Lautsprechers ausfiel, desto harmonischer schien die Integration des Super Tweeters Aluminium von AperionAudio zu gelingen. Ich habe die kleinen Super-Hochtöner zu einem Bekannten von mir mitgenommen, der noch eine alte Dynavox 2.5.2 zu Hause hat, einer Kreation aus der Mitte der neunziger Jahre von Ulf Moning – heute Dynamikks – mit zwei feisten Tiefmitteltönern hinter einem Beugespalt. Die lassen tieftonseitig wirklich gar nichts anbrennen, aber im Hochton wünscht man sich doch eine etwas sauberere Auflösung. Und tatsächlich funktionierte die Kombi mit AperionAudio blendend! „Auf Achse“ mit den Dynavox Lautsprechern bei zwölf Kilohertz Einsatzfrequenz und mit vollem Pegel klang es schließlich am harmonischsten. Ob AC/DC, Rolling Stones oder alte Live-Scheiben von den Ramones: Das hohe Auflösungsvermögen im Hochton kam dem Spaß- und Fußwippfaktor extrem zu Gute. Das war endlich mal wieder eine richtig schöne, dreckige und raue Hörsession mit Gänsehaut „wie früher“! Aus meiner Sicht gelang in diesem Fall die Integration der Super Tweeter besonders gut, weil die unter Toningenieuren wohlbekannte „Regel 400000“ offenbar sehr gut erfüllt wurde. Sie besagt, dass das Produkt aus unterer und oberer Grenzfrequenz für eine zufrieden stellende tonale Balance eines Lautsprechersystems eben 400000 betragen muss. Das Highlight war für mich schließlich der Cure-Klassiker „Just like Heaven“ in der Coverversion von Dinosaur Jr. (Normal / Rough Trade Distribution, 1989). In selten gehörter Klarheit kamen nun die bisweilen sägenden E-Gitarren vergleichsweise sauber rüber, die bei diesem Titel mit vielen Lautsprechern schon mal gern zu einem Hochtonteppich verschmieren. Kleiner persönlicher Wermutstropfen: Ich musste schmerzlich feststellen, dass nach langen, ausgedehnten und lauten Hörsessions mein temporärer Tinnitus doch etwas länger zum Abklingen braucht als in jüngeren Jahren… Aber Spaß hat´s gemacht!
STATEMENT
AperionAudio bietet mit seinem Super Tweeter Aluminium ein hochinteressantes und einfach handzuhabendes Zubehör an, dass dank seiner hohen Flexibilität eine sinnvolle Ergänzung selbst für teure Lautsprecher sein kann, zum Beispiel wenn es am letzten Quäntchen Hochtonauflösung fehlt. Diese Super-Hochtöner können weiterhin zur Kompensation für zu stark dämpfende Hörräume fungieren, bieten sich potenziell aber ebenfalls zur Verbesserung der Raumabbildung an, sollte es ihrem Lautsprecher womöglich daran mangeln. Ausprobieren!
Gehört mit
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Phono-Vorstufe | EAR Yoshino 834P |
Endstufe | Sun Audio Uchida SV-2A3 |
Plattenspieler | Rega Planar 8 mit Tonabnehmer Clearaudio Charisma V2 |
Lautsprecher | Diverse DIY Vollbereichsbreitbänder: Open Baffle (Ciare CH250), Transmissionline (Seas FA22RCZ & Seas Exotic F8), Tapered Quarter Wave Tube (Tang Band W8-1772), Backloaded Horn (Fostex FE206En) |
Zubehör | Reson LSC Lautsprecherkabel, StraightWire Symphony II NF-Kabel, Audio Agile Netzleiste |
Möbel | DIY |
Herstellerangaben
AperionAudio Super Tweeter Aluminium
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Geräteart | Super-Hochtöner |
Konstruktionsprinzip | geschlossen |
Besonderheiten | ergänzender Hochtöner mit Aluminium-Bändchen |
Frequenzgang (+/-3dB) | 8000 bis 40000 Hz |
Einstellmöglichkeiten | untere Grenzfrequenz 8 kHz, 10 kHz, 12 kHz, 14 kHz oder 16 kHz |
Impedanz | 6 Ohm |
Wirkungsgrad (2,83 V / 1 m) | 95 dB |
Einstellmöglichkeiten | Lautstärke um 1, 2 oder 3 dB absenkbar |
Anschlüsse | vergoldete Anschlüsse für Lautsprecherkabel mit Kabelschuhen, Bananensteckern oder Litze |
Gewicht | 1,1 kg |
Farbe | Schwarz Hochglanz |
Abmessungen (B/H/T) | 125/148/120 mm |
Herstellergarantie | 3 Jahre |
Preis | 600 Euro |
Vertrieb
HifiPilot GmbH
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Anschrift | Höhenstr. 7 75239 Eisingen |
Telefon | +49 7232 3640155 |
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