Zwar haben wir bisher keine Spec-Komponente – der Nobel-Hersteller hat einen Plattenspieler, einen D/A-Wandler, Vor-, Voll-, Phono- und Endverstärker sowie Kondensatoren im Angebot – getestet. Der aufsehenerregende DAC mit LAN-Eingang spielte aber im Artikel über das Diretta-Protokoll eine Rolle. Hier geht es um zwei Holzkästchen aus dem Hause Spec.
Der DAC mit LAN-Eingang, der bei Spec als Netzwerk-Player firmiert, und das ausgelagerte Netzteil hatten bei mir schon in der kurzen Zeit, bevor Roland Dietl sie in seinen Hörraum entführte, aufgrund ihrer Physis einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Die schweren Gehäuse waren perfekt verarbeitet und zeichneten sich durch massive Fichtenbasen zur Resonanzkontrolle aus. Auch die beiden von mir despektierlich „Holzkästchen“ titulierten Real Sound Processor RSP-AZ9EX besitzen eine handschmeichlerische Oberfläche. Aber es geht ja nicht um das Äußere. Hinter dem Begriff „Processor“ – die meisten Spec-Komponenten führen den Zusatz „Real Sound“ im Namen – verbirgt sich ein frei verdrahtetes Netzwerk mit Kondensatoren und einem Widerstand in – wie gesagt – feinster Verpackung, das der Gegen-EMK bei dynamischen Lautsprechern entgegenwirken soll: Aufgrund der Masseträgheit der bewegten Teile eines Lautsprechers generiert er eine Elektro-Motorische-Kraft, die in Form eines Stroms über das Lautsprecherkabel zum Verstärker zurückfließt und dort idealerweise aufgrund von dessen gegen Null gehenden Innenwiderstandes kurzgeschlossen wird. Arbeitet der Verstärker mit einer hohen Über-Alles-Gegenkopplung kann sich der zurückfließende Strom negativ auf die Rückkopplungsschleife auswirken und komplizierte Phasenprobleme verursachten.
Wie die in Hifi-Kreisen wahrscheinlich etwas bekannteren Enacoms sollen die RSP-AZ9EX einen Teil der gegenelektromotorischen Kraft absorbieren und so dem leider nicht idealen Verstärker helfen, den Lautsprecher leichter anzutreiben. Da die Spec-Processor parallel zum Lautsprecher angeschlossen werden, dürfen sie keinen niedrigen ohmschen Widerstand darstellen, ansonsten würden ja die Signale des Verstärkers kurzgeschlossen. Die RSP-AZ9EX können erst bei höheren Frequenzen wirksam werden. Deswegen wird in der kurzen Bedienungsanleitung auch geraten, sie bei Lautsprechern mit Bi-Wiring-Terminals mit den Anschlüssen der Mittelhochtöner zu verbinden. Bei der Göbel Epoque Aeon Fine sind die Terminals für die Bässe und den Biegewellenstrahler gebrückt, da sie nur über ein Lacorde-Statement-Speaker-Kabel mit der Einstein-Endstufe verbunden sind. Der im Bereich von 160 bis 32.000 Hertz arbeitende Biegewellenstrahler ist übrigens auch ein dynamischer Schallwandler, generiert als also Gegen-EMK.
Da ich keine allzu großen Veränderungen erwarte, mache ich es mir leicht und greife zum vertrauten „God Bless The Child“ vom Album Standards, Vol 1 des Keith Jarrett Trios: Ja, da lag ich nicht ganz so falsch, die Unterschiede sind nicht weltbewegend, aber klar nachvollziehbar. Beim Piano-Intro lassen die Spec die Bühne einen Hauch luftiger und größer erscheinen. Das Klangbild wirkt eine Spur klarer, aber Keith Jarrett scheint den Flügel minimal weniger dynamisch zu traktieren. Das dann einsetzende Schlagzeug kommt mit den RSP-AZ9EX dynamisch ein wenig differenzierter und damit spannender rüber. Die Becken umgibt nun mehr Luft. Um die Differenzen so detailliert beschreiben zu können, musste ich die Spec allerdings zweimal ab und wieder anstecken…
Also versuche ich es noch einmal mit ein paar anderen Stücken: Bei der „Improvisation“ Patrice Herals im Refektorium des Klosters von Noirlac helfen die Spec dem Lautsprecher, die Illusion eines noch größeren Raumes zu erzeugen. Die Abbildung büßt dabei aber minimal an Randschärfe ein. Bei Schostakowitschs Sinfonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington ist es dann eindeutig: Die Spec lassen die Bühne – hier mal keine imaginäre – ein gutes Stück tiefer erscheinen, die Klangfarben sind etwas kräftiger, der Hochtonbereich klingt jetzt minimal wärmer. Diese Living-Concert-Series-Aufnahme gefällt mir mit den RSP-AZ9EX unzweifelhaft besser – sollten die Spec etwa auch eine Einspielzeit benötigen?
Da die Göbel mit ihren Biegewellenstrahlern ja zu den eher ungewöhnlichen Konstruktionen zählen und die Übertragbarkeit der hier gemachten Erfahrungen auf konventionellere Lautsprecher nicht unbedingt gegeben sein dürfte, nehme ich die beiden Kistchen und ziehe ins Wohnzimmer um. Nachdem hier der TP-Link als Access-Point und der Aries Femto statt über die beiden LAN-Anschlüsse des Melco über das Melco Switch verbunden sind, bewegt sich die Wiedergabe von Audio-Files auf einem höheren Niveau. Ich bin also hochzufrieden, als Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“ erklingt. Rhythmisch lässt die Combo nichts anbrennen und der fette Bass macht über die Violon VI richtig Spass.
Können die Spec da überhaupt noch etwas bewirken? So einiges! Sie sorgen für eine bessere Ablösung des Klangs von den Lautsprechern und machen den Song dynamisch noch ein gutes Stück spannender. Auch bei der „Improvisation“ ist des Ergebnis eindeutig: So tief konnte ich mit der Wohnzimmer-Anlage noch nicht in den alten klösterlichen Speisesaal hineinhören. Anschließend habe ich mir noch einmal Schostakowitsch gegönnt, aber nicht die Sinfonie Nr. 15, sondern die Living-Stereo-Aufnahme der „Polka“ aus The Age Of Gold: Eine solche Schwelgerei in Klangfarben, Raum und Rhythmus war zuvor mit dieser Kette nicht möglich. Da erübrigt sich jeder weitere Vergleich. Nicht auszudenken, was die Spec bei einer konventionellen Drei-Wege-Konstruktion bewirken könnten. Denn das ist die Acapella Violon nicht, sondern einer der raren Schallwandler mit einem aktiven Hochtöner.
STATEMENT
Wie positiv sich Specs Real Sound Processor bemerkbar macht, hängt natürlich stark von der Interaktion zwischen Endstufe und Lautsprecher ab. Bei der Kombination im Wohnzimmer war der klangliche Zugewinn gewiss größer als der, den dieselbe Investition in beispielsweise noch höherwertige Lautsprecherkabel bringen dürfte. Unbedingt ausprobieren!
Gehört mit (Hörraum)
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Thales Simplicity, Einstein The Tonearm 12 |
Tonabnehmer | Lyra Olympos SL und Etna, Transrotor Tamino |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
NAS | Melco N1Z H60/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic G1 |
Up-Sampler | Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Poweradd |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8, Melco S100 |
10-MHz-Clock | SOtM SCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Vorverstärker | Audio Exklusiv R7 |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3, SOtM dCBL-BNC |
Zubehör | AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1000, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Gehört mit (Wohnzimmer)
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Plattenspieler | Brinkmann Avance |
Tonarm | Breuer Dynamic Type 8 |
Tonabnehmer | Lyra Titan I |
Phonostufe | Keces Sphono, Lukaschek PP1 mit SBooster |
NAS | Melco N1A 60HA/2 |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco MKII |
Laptop | Asus ZenBook UX390U |
D/A-Wandler | Mytek Manhattan II |
Switch | Melco S100 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond |
Zubehör | Einstein The Octopus, AHP Klangmodul IV G, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator |
Herstellerangaben
Spec RSP-AZ9EX
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Kompatible Lautsprecherimpedanz | vorzugsweise 10Ω oder niedriger |
Maximale Verstärkerleistung | vorzugsweise 1kW or lower |
Abmessungen (B/H/T) | 100/47/117mm |
Gewicht | 250g |
Packungsinhalt | 2 Geräte, 1 Poliertuch, Bedienungsanleitung |
Preis | 1.250 Euro |
Vertrieb
Highendscout
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Anschrift | Gottschalk & Pietersen GmbH Gervinusstr. 21 10629 Berlin |
Telefon | +49 30 22015093 |
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