Im ersten Teil meines Beitrags über den Roon Music Player habe ich michn sehr ausführlich mit den vielfältigen Möglichkeiten des Programms zur Verwaltung einer Musiksammlung beschäftigt. Heute geht es um die wichtige Frage: Wie gut ist Roon klanglich? Geht der phantastische Bedienungskomfort womöglich zu Lasten des Klangs?
Eines sei allerdings vorausgeschickt: Die im Folgenden geschilderten Höreindrücke können nicht verallgemeinert werden. Roon mit den jeweiligen Einstellungen, das Betriebssystem, die Treiber für den DAC und nicht zuletzt die Hardware bilden immer eine Einheit. Roon auf anderer Hardware oder unter einem anderen Betriebssystem oder mit anderen Einstellungen installiert, kann zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen. Computer-Audio ist und bleibt leider eine komplexe Angelegenheit.
Bevor es losgehen kann, müssen wir noch die Audio-Ausgabe in Roon konfigurieren. Da ich die Version Roon Server auf meinem Sony Laptop unter Windows 10 installiert habe, müssen die entsprechenden Treiber für den verwendeten DAC auch auf diesem Gerät installiert sein, sonst kann Roon den DAC nicht finden. Ich habe mir für den Hörtest von Dirk Sommer den Mytek Brooklyn ausgeliehen, nicht zuletzt wegen seines ausgezeichneten USB-Treibers. Der Einfluss des USB-Treibers auf die Funktionalität des Systems und auch auf den Klang wird meist unterschätzt. Dem stolzen Besitzer eines DAC bleibt allerdings in aller Regel auch gar nichts anders übrig, als mit dem Treiber vorlieb zu nehmen, der vom Hersteller angeboten wird. Das ist dann umso ärgerlicher, wenn der Hersteller schnell einen Treiber hingeschludert hat. Beim Mytek Brooklyn gibt es in dieser Hinsicht allerdings wirklich nichts zu meckern!
Wir rufen in den Einstellungen von Roon den Reiter „Audio“ auf und Roon zeigt uns alle im Netzwerk vorhandenen Ausgabegeräte. Unter „Connectet to this Mac“ werden uns die Ausgabemöglichkeiten auf meinem Mac Book Pro angezeigt, das ich zur Steuerung von Roon verwende. Da der DAC aber an meinem Sony Laptop hängt, interessieren uns diese Einstellungen nicht weiter. Die an den Sony angeschlossenen Ausgabegeräte finden wir hingegen im Bereich „Connected to Core“. Wir sehen in der linken Spalte den Mytek einmal unter „Brooklyn Dac“ mit WASAPI-Treiber und ein zweites Mal als „Mytek USB Audio“ mit ASIO Treiber. Das sind auch die beiden grundsätzlichen Ausgabemechanismen, die Roon – entsprechende Treiber vorausgesetzt – unterstützt. Die Möglichkeit des Kernel-Streamings wird von Roon nicht angeboten.
Wir konfigurieren zunächst die Audio-Ausgabe über die Windows eigene Schnittstelle WASAPI, in dem wir dieser Audio Zone den Namen „Mytek WASAPI“ geben und klicken dann auf das kleine Zahnrädchen rechts daneben, das uns in die erweiterten Ausgabeeinstellungen bringt. Im Reiter „General“ wählen wir „Fixed Volume“ und deaktivieren damit die Lautstärkeregelung in Roon.
Wichtig sind jetzt noch die „richtigen“ Einstellungen im Reiter „Playback“. Von großer Bedeutung für die Klangwiedergabe ist dabei, einen Haken bei „Exclusive Mode“ zu setzen, denn nur dann übernimmt Roon die alleinige Kontrolle über unseren DAC und umgeht den internen Mixer des Betriebssystems Windows. Unter „Bit-Perfect Format Support“ zeigt uns Roon sehr komfortabel in grüner Schrift, welche Formate von unserem DAC unterstützt werden und in roter Schrift, welche Formate nicht unterstützt werden. Ein erstes Stirnrunzeln macht sich breit, müsste der Mytek Brooklyn doch die Formate 352.8 kHz und 384 kHz sowie DSD128 und DSD256 wiedergeben können.
Wir setzen deshalb noch einen Haken bei „Work around drivers that misreport device capabilities“ und Roon befragt nun noch einmal mit mehr Nachdruck, um nicht zu sagen ziemlich unfreundlich, den installierten Treiber/DAC, welche Formate er unterstützt. Und siehe da, nun erscheinen alle Formate in grüner Schrift mit Ausnahme von DSD256. Letzteres hängt damit zusammen, dass wir etwas weiter unten unter „DSD Playback Strategy“ die Auswahl „DSD over PCM v1.0 (DoP)“ getroffen haben und „DSD over PCM“ systembedingt nur die Wiedergabe von DSD-Dateien bis zum Format DSD128 unterstützt. Dies ist aber in der Praxis kein allzu großes Problem, da DSD-Dateien im Format DSD256 ohnehin kaum erhältlich sind. Bei den übrigen Wahlmöglichkeiten belassen wir es bei den von Roon vorgeschlagenen Einstellungen und speichern. Unser System ist jetzt zur Wiedergabe bereit.
Da wir aber nun schon einmal dabei sind, kämpfen wir uns auch gleich noch durch die Konfiguration der Ausgabe über die ASIO-Schnittstelle. Im Reiter „General“ wählen wir die gleichen Einstellungen wie oben bei WASAPI. Im Reiter „Playback“ müssen wir wieder eine Auswahl bei „DSD Playback Strategy“ treffen. Für die meisten DACs dürfte hier wieder „DSD over PCM v1.0 (DoP)“ die richtige Einstellung sein. Für den Mytek Brooklyn wählen wir aber „Native“, da der Mytek Brooklyn im Zusammenspiel mit seinem ASIO-Treiber auch „native DSD“ unterstützt. „Native DSD“ bedeutet in diesem Zusammenhang den direkten Versand von DSD-Daten über ASIO im Gegensatz zum Verfahren „DSD over PCM“, bei dem die ebenfalls nicht konvertierten DSD-Daten vor ihrem Versand zuerst in sogenannte PCM-Container verpackt werden.
Mit Roon lässt sich darüber hinaus auch sehr einfach ein Multi-Room-System aufzubauen. Hierzu rufen wir in den Einstellungen von Roon nochmals den Reiter „Audio“ auf. Roon zeigt uns nämlich hier auch alle sonstigen im Netzwerk vorhandenen Ausgabegeräte an. In meinem Fall sind das ein weiteres Mac Book Pro sowie zwei Apple Airport Express Geräte.
Roon bietet eine bequeme Möglichkeit, Musik auf Airplay-fähige Geräte zu streamen. Ich nutze diese Funktion, um so die Musik vom Roon Server in mein Arbeitszimmer zu leiten. Allerdings akzeptiert Airplay nur CD-Qualität (44.1kHz/16bit), so dass alle anderen Formate von Roon entsprechend umgerechnet werden. Für Hintergrundmusik im Arbeitszimmer kein Problem. Interessanter ist meiner Meinung nach die Möglichkeit, spezielle Roon-fähige Endgeräte einzubinden. Vielfach findet sich auf Geräten, wie DAC oder Streamer, der Hinweis „Roon Ready“. Damit kann die Audio-Wiedergabe vom Roon Server direkt auf ein solches Gerät gelegt werden. In der Konzeption von Roon ist diese Konfiguration sogar der bevorzugte Weg für die Musikwiedergabe in höchster Qualität. Hier kommt es zu einer vollständigen Trennung der Funktionen Verwaltung der Musik-Bibliothek (Roon Server), Steuerung (Roon Remote) und Musikwiedergabe (Roon Output) auf verschiedenen Geräten und verbunden über das Netzwerk. Leider konnte ich diese Konstellation in Ermangelung eines geeigneten „Endpoints“ nicht testen, aber das wird bei nächster Gelegenheit nachgeholt. Allerdings kann auch jeder PC mit dem kleinen Zusatzprogramm Roon Bridge ausgerüstet zu einem „Endpoint“ werden, an den dann ein (weiterer) DAC angeschlossen werden kann. Ich habe diese Konstellation mit dem Mac Book ausprobiert und es hat ganz ausgezeichnet funktioniert. Für den eigentlichen Hörtest wollte ich dann aber keinen weiteren PC in meiner Kette haben und gleichzeitig etwaige klangliche Beeinflussungen durch das Netzwerk soweit wie möglich ausschalten.
Ich habe deshalb den Mytek Brooklyn direkt an meinen Sony Laptop angeschlossen und zunächst über WASAPI angesteuert. Nach so viel Konfiguration und Häkchen setzen ist mir nach Spaß zu Mute und so wähle ich das Album Rumours von Fleetwood Mac (24bit /96kHz). „Don't Stop“ klingt großartig, Instrumente und Sänger werden auf ihren richtigen Plätzen abgebildet und der Bass ist knackig. Ich wechsle zum Album Nights From The Alhambra von Loreena McKennitt. Die Atmosphäre des Live-Konzerts wird sehr realistisch wiedergegeben. Von hier klettere ich die Auflösungsskala hinauf, zuerst auf 24bit/192kHz und dann auf 24bit/352.8kHz. Die Aufnahme von Joseph Haydns Trompetenkonzert mit dem Solisten Adolf Holler und dem Vienna Philharmusica Orchestra unter der Leitung von Hans Swarowsky (Haydn Trumpet Concerto - Saint-Saens Symphony No.3 -Urania - Hans Swarowsky conducting the Vienna Philharmusica OrchestraH - HDTT 24bit/352.8kHz) besitzt eine wunderbare Balance zwischen Solo-Trompete und Orchester und wirkt bei großer räumlicher Tiefe unglaublich geschlossen. Ich wechsle zu DSD-Dateien und bin wieder höchst angenehm überrascht. Die Bongos in „Night And Day“ oder das großartige Schlagzeug in „Fine and Dandy" in der Aufnahme mit dem Joe Holland Quartett (Joe Holland Quartett, The Joe Holland Quartet – Klipsch Tape Project Vol.II - HDTT DSD128) kommen einfach mitreißend. Das gesamte Album klingt umwerfend – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Aufnahme aus dem Jahr 1955 stammt.
Im nächsten Schritt probiere ich Wiedergabe über ASIO. Für meinen Geschmack bringt ASIO etwas mehr Druck aus dem Grundtonbereich heraus und klingt damit insgesamt kraftvoller und nachdrücklicher. Weil zugleich nichts verschmiert und das Timing hervorragend bleibt, liegt für mich der größte Unterschied in der damit einhergehenden größeren Klarheit. Sehr gut zu hören ist dieser Effekt bei Stimmen. Bei „Don't know why“ kommt die wunderbare und einfühlsame Stimme von Norah Jones (Come Away With Me; 96KHz) hier einfach noch besser zur Geltung. Das gleiche gilt für die Wiedergabe von DSD-Aufnahmen. Sollte hier die „native“ Wiedergabe der DSD-Dateien doch einen positiven Einfluss auf die Klangqualität haben? Ein Wechsel der Einstellungen in der ASIO-Ausgabe für die „DSD Playback Strategy“ auf „DSD over PCM v1.0 (DoP)“ spricht für meine Vermutung, auch wenn die Unterschiede nicht dramatisch sind.
Ein Quervergleich mit JRiver Media Center 19 bestätigt die ausgezeichnete Klangqualität von Roon: Ganz gleich ob WASAPI oder ASIO, immer bevorzuge ich Roon aufgrund seiner größeren Klarheit und Natürlichkeit. Da stellt sich natürlich die Frage, geht da noch mehr? In der Audio-Ausgabe wähle ich deshalb aus der Liste der vorhandenen ASIO Geräte JPLAY aus, so dass die Wiedergabe über JPLAY geleitet wird. Bei JRiver habe ich mit dieser Konfiguration beste Erfahrungen gemacht. Auch bei Roon lässt sich damit die Klangqualität im Hinblick auf Räumlichkeit, Transparenz und Klarheit nochmals verbessern, auch wenn die Unterschiede nicht so groß wie bei JRiver sind. Wie sehr das Ganze aber von der verwendeten Hardware und den Treibern abhängig ist, zeigen meine Erfahrungen mit dem hoch optimierten Server von SOtM, auf dem ebenfalls die Serverversion von Roon lief. Hier konnte ich mit dem Einschleifen von JPLAY im Zusammenspiel mit dem SOtM DAC oder dem ZeroUno DAC keine Verbesserungen feststellen. Im Gegenteil: Ich tendierte sogar dazu, in dieser Kombination eher auf JPLAY zu verzichten.
Zum Abschluss noch einmal ein Wort zum Thema Stabilität. Auch die Audio-Wiedergabe und die Netzwerkfunktionalitäten arbeiten wie das gesamte übrige Programm extrem zuverlässig und ohne Abstürze oder „Hänger“. In der täglichen Praxis ein großer, nicht zu unterschätzender Vorteil! Roon zeigt eindrucksvoll, dass Stabilität, Bedienungskomfort und hervorragender Klang kein Widerspruch sein müssen.
STATEMENT
Das klangliche Ergebnis von Roon stimmt! Zusammen mit der herausragenden Bedienungsoberfläche, innovativer Funktionalität, der Vielzahl und der Qualität der angebotenen Informationen sowie nicht zuletzt aufgrund der extrem geschmeidigen und zuverlässigen Funktion des gesamten Programms spielt Roon für mich in einer eigenen Liga.
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB, Windows 10 |
Software | MinimServer, JPLAY v6.2, JRiver Media Center 19 |
D/A-Wandler | Mytek Brooklyn DAC/Vorverstärker |
Endstufe | Einstein – The Poweramp |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN |
Herstellerangaben
Roon Music Player
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Empfohlene Hardware | Intel Core i3, Ivy Bridge+ 4GB RAM SSD Systemfestplatte 1440 x 900 Bildschirmauflösung |
Unterstützte Systeme für Roon Core und Roon Remote | Windows 7+ (10 empfohlen) OpenGL 3.0 Unterstützung Media Packs erforderlich für Windows Server 2012 R1/R2 oder Windows |
N/K/NK | Mac OS X 10.8+ (10.11 empfohlen) Linux Intel x86_64 builds Core and Output functions. ARM builds only support Output functions. |
Unterstütze Tablets als Remotes | Android 4.4+ (5.0 empfohlen) Apple iPad mit iOS 8.0+ Windows Tablets Surface 3 und Surface 3 Pro |
Unterstütze Phones als Remotes | Android 4.4+ (5.0 empfohlen) Apple iPhone 5s oder höher mit iOS 8.0+ |
Testversion | 14 Tage frei |
Updates | frei in der Aboperiode |
Preis | Abo 1 Jahr: 119 USD Abo ohne zeitliche Begrenzung: 499 USD |
Hersteller
Roon Labs LLC
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Anschrift | 6 Round Hill Dr, Briarcliff Manor, NY 10510 New York |
Web | https://roonlabs.com/ |