Die mythischen Wesen, um die es hier geht, sind – bei Audioquest nicht überraschend – Lautsprecherkabel. Zur neuen Gattung zählen neben ThunderBird noch FireBird und Dragon. Die drei Top-Modelle zeichnen sich durch spezielle Bass-Kabel für Bi-Wiring aus. Alle drei Arten haben sich im Hörraum breitgemacht und buhlen um Aufmerksamkeit und Einspielzeit.
Schon beim Besuch in der Redaktion für das Interview über seine Netzkabel und Netzaufbereiter vor beinahe zwei Jahren hatte Garth Powell einen Prototyp des neuen Lautsprecherkabels im Gepäck, das wir kurz hörten. Es klang ausgesprochen vielversprechend, so dass ich gleich einen Test vereinbarte. Ebenso wie bei den Niagaras und den höherwertigen Netzkabeln kommt in den Lautsprecherkabeln der „Folk Heroes“- und „Mythical Creatures“-Serien die ZERO-Technologie, die einen Wellenwiderstand von null garantieren soll, zum Einsatz. Zur Zeit des Tests der Netztechnik sprach Audioquest übrigens noch von „LOW-Z-Techology“. In den Bi-Wiring-Kombinationen der „Folk Heroes“- und „Mythical Creatures“-Serien gibt es spezielle BASS-Kabel, in denen auch die Ground-Noise-Dissipation-Technologie verwendet wird. Da niemand die Technik der Kabel besser erklären kann als ihr Entwickler Garth Powell, werde ich im Folgenden einige Auszüge seines White Papers in übersetzter Form wiedergeben. Für alle, die es noch ein wenig detaillierter wissen möchten, haben wir Garth Powells Ausführungen im Original zum Download bereitgestellt. Auch eine Übersetzung des gesamten White Papers können Sie hier herunterladen.
Zu Audioquests ZERO-Technologie merkt Garth Powell an: „Trotz großer Fortschritte in der Technologie von modernen Leistungsverstärkern und Komponenten können sie allein den Herausforderungen, die die heutigen außergewöhnlichen Pegel von Hochfrequenzlärm darstellen, nicht gerecht werden. Audiosignale mit niedrigem Pegel werden durch sehr kleine und heimtückische Störfrequenzen von Mobilfunkmasten, Bluetooth und Satelliten maskiert und verzerrt. Diese allgegenwärtigen induzierten Geräusche haben deutlich gemacht, dass sowohl traditionelle als auch audiophile Lautsprecherkabel-Designs unzulänglich oder gänzlich fehlerhaft sind. Um eine konsistente oder lineare Rauschableitung in einem Lautsprecherkabel über den größten Frequenzbereich sicherzustellen, muss man den Faktor des Kabels eliminieren, der einem linearen Betrieb und einer konsequenten Geräuschunterdrückung entgegensteht. Das wäre der Wellenwiderstand des Kabels. Die ZERO-Technologie von Audioquest eliminiert den Wellenwiederstand vollständig, während die GND-Technologie für BASS-Kabel bei Bi-Wiring oder Bi-Amping die linearere Rauschunterdrückung noch weiter vorantreibt. Das Resultat: weit größere Auflösung, weit weniger Verzerrung. Durch die Eliminierung des Wellenwiderstandes des Kabels und durch die deutliche Reduzierung der Kompression transienter Ströme ist Audioquest in der Lage, eine erheblich verbesserte Dynamik, Audio-Transientenwiedergabe und Bass-Slam zu gewährleisten.“
Für die speziellen BASS-Kabel der „Folk Heroes“- und „Mythical Creatures“-Serien hat Garth Powell – wie erwähnt – auch die Ground-Noise-Dissipation-Technik adaptiert: „Für diejenigen, die Bi-Wiring, Bi- oder Tri-Amping und so weiter einsetzen können, geht die neue GND-Technologie über die lineare Rauschableitung hinaus. Durch die Nutzung eines Teils der Technologie (Ground Noise Dissipation; US-Patent #Nr. 9.373.439), die für die Niagara-Wechselstromprodukte entwickelt wurde, hat Audioquest eine hocheffiziente Rauschunterdrückungsschaltung entwickelt, die linear über mehr als 12 Oktaven der induzierten Radiofrequenzen funktioniert. Darüber hinaus kann keine Kabelkonstruktion, die eine Platine, einen Mikrochip oder eine Phasenregelung in einer Box nutzt, um HF-Störungen zu reduzieren, linear sein. Für ein extrem kleines induziertes Rauschsignal von zwei Gigahertz mit einer Sinuswelle von weniger als 4 Mikrometer könnte die verbleibende Länge des Kabels nach der kleinen Schaltung oder Box genauso gut ein Kilometer sein. Die GND-Technologie von AudioQuest funktioniert auf der gesamten Länge des Kabels, wodurch konsistente Ergebnisse gewährleistet werden.“
In den herunterladbaren White Papers wird übrigens auch erklärt, warum die GND-Technologie die klangliche Leistung der an die BASS-Kabel angeschlossenen Verstärker verbessern soll. Weshalb für eine optimale Signalübertragung zu den Lautsprechern – wenn möglich – zwei unterschiedliche Kabel verwendet werden sollen, erklärt der Entwickler ebenfalls: „Die von AudioQuest patentierte GND-Technologie ist außerordentlich wirksam, erkauft ihre Vorteile aber mit einem Nachteil: Ein BASS-Kabel zeigt zwar eine sehr hohe Bandbreite bei Messungen mit einem einzigen Ton bei einem hohen Signalpegel, es gehen aber Feininformationen mit außerordentlich niedrigem Pegel oberhalb von zehn Kilohertz verloren. Daher ist ein BASS-Kabel für Vollbereichsanwendungen nicht geeignet. Es ist jedoch das Kabel der Wahl für Lautsprecher, die Bi- oder mehr -Wiring respektive -Amping erlauben, wenn andere Chassis als Hochtöner oder Superhochtöner anzuschließen sind. Die letztgenannten Chassis werden am besten über ein ZERO-Kabel verbunden. AudioQuest ZERO-Technologie mit einem Wellenwiderstand von null bietet eine erweiterte Frequenzbandbreite, eine außergewöhnlich lineare Rauschableitung und die geringste Kompression transienter Ströme, die in einem Lautsprecherkabel möglich ist. Es ist jedoch zu beachten, dass es bei allen Stärken auch eine Schwäche gibt: Wenn zwei oder mehr ZERO-Kabel zum Beispiel bei Bi-Wiring parallelgeschaltet werden, könnten die beiden Kabelkreise eine sehr hochfrequente Resonanzspitze wie ein Klingeln generieren, weshalb eine Kombination von zwei ZERO-Kabeln zu einem Lautsprecher zu vermeiden ist. Mit einem einzigen ZERO-Kabel in einer Verbindung kann eine Resonanzspitze ebenso wenig auftreten wie in einer Bi-Wiring-Kombination mit einem ZERO- und einem BASS-Kabel. In jeder dieser Konfigurationen ist das Problem vollständig ausgeschlossen.“
Für die Annäherung an die Mythischen Wesen habe ich den ThunderBird ausgewählt, der an dritter Stelle der Lautsprecherkabel-Hierarchie steht und wohl eher nach einem Tiergeist in den Mythen amerikanischer Indianer benannt sein dürfte als nach den urzeitlichen Riesengänsen Australiens oder dem Phorusrhacos, einem urzeitlichen Terror- oder Riesenvogel aus Süd- und Zentralamerika. Wie bei allen hochwertigen Audioquest-Kabeln kommt auch bei den BASS- und ZERO-Varianten der Donnervögel das 72-Volt-Dielectric-Bias-System in Carbon-Ausführung zum Einsatz. Vier Solidcore-Leiter sorgen für einen Kabelquerschnitt von 5,26 Quadratmillimetern. Im ZERO bestehen die Leiter aus hochreinem „Perfect Surface Copper+“ oder „PSC+“, Audioquests bestem Kupferleiter aus hochreinem Metall mit polierten Oberflächen. Mehrlagige Folien mit hohem Carbon-Anteil sollen HF-Einstrahlungen in Wärme umwandeln. Im BASS kommt sowohl PSC+ als auch „Long Grain Copper“ zum Einsatz, letzteres wohl in den an der Verstärkerseite nicht verbundenen Leitern für die Ground-Noise-Dissipation-Technologie. Die Kabel können mit Bananensteckern, U- oder Multi-Gabelschuhen bestellt werden. Für die Verstärkerseite sind zusätzlich noch V-Gabelschuhe erhältlich. Speziell für die in Europa vorgeschriebenen, isolierten Terminals empfiehlt Audioquest die U-Gabelschuhe. Unabhängig von der Art der der Anschlüsse steht ein drei Meter langes ThunderBird ZERO mit 5.600 Euro in der Preisliste. Für die Bi-Wiring-Variante mit zusätzlichem BASS-Kabel sind es dann 9.700 Euro. Fertig konfektionierte Sets sind in zwei, 2,5, drei und vier Metern Länge erhältlich. Abweichende Maße sind natürlich auch möglich, denn die Kabel werden im niederländischen Roosendaal von Hand konfektioniert und anschließend eingespielt.
Obwohl alle Kabel ab dem „Robin Hood“ aus der „Folk Hero“-Serie nach der Fertigstellung für den von Garth Powell vorgegebenen Zeitraum von 37 Stunden eingebrannt werden und das Dielectric-Bias-System die Isolierung elektrostatisch so ausrichtet, wie es sonst nur durch längeres Einspielen möglich wäre, gönne ich der Bi-Wiring-Variante des ThunderBird zwei komplette Tage mit Musik, wenn auch bei Nacht nur mit sehr geringem Pegel. Es ersetzt das Göbel Lacorde Statement Speaker, ein Single-Wiring-Kabel, das etwa doppelt so teuer ist wie das ThunderBird. Da meine Göbel Epoque Aeon Fine mit Bi-Wiring-Anschlüssen ausgestattet sind, benutze ich üblicherweise Lacorde Statement Jumper. Aber das ist beim ThunderBird ZERO und BASS ja nicht nötig. Direkt nach dem Umstecken vermisse ich eine Menge: den gesamten linken Kanal. Ich war wohl etwas übervorsichtig beim Biegen der kurzen Kabelstücke mit den U-Spades, und so hat sich eines aus dem Terminal des Verstärkers gelöst. Aber das kleine Missgeschick ist schnell behoben. Ohne Rückgriff auf die bekannten Teststücke entdecke ich keine Auffälligkeiten. Während des zweiten Tages und bei eher lustvoll ausgesuchten Alben wie Charlie Haden und Pat Methenys Missouri Skyes oder Keith Jarretts Hymn Spheres verfestigt sich eher beiläufig ein erster Eindruck: Die Musik kommt ungeheuer sauber und entspannt rüber. Das Klangbild scheint von einem leichten Grauschleier befreit und weist nicht die geringsten Spuren von Rauigkeit auf. Eines steht schon jetzt fest: Bisher präsentieren sich die ThunderBirds tonal völlig unauffällig, entspannt und offen. Da wird Langzeithören zum Hochgenuss!
Da müssen es schon bekanntere Stücke sein, um die Fähigkeiten der ThunderBirds besser einschätzen zu können. In Sachen rhythmische Spannung, Detailfülle und Klarheit der Durchzeichnung agieren die Mythischen Wesen auf sehr hohem Niveau. Und die Bass-Drum auf „God Bless The Child“ in der Interpretation des Keith Jarrett Trios – um nur einen Titel zu nennen – macht dank jeder Menge Druck richtig Spaß. Die tiefe Trommel kommt sogar noch etwas voluminöser rüber als beim Lacorde Statement, das aber mit einer etwas größeren Abbildung und einem minimal tieferen Raum verwöhnt. Auch bei großorchestralen, mit sparsamer Mikrofonierung aufgenommenen Werken glänzt das Göbel-Kabel mit einer sehr tiefen Bühnendarstellung. Die vermisst man beim Audioquest aber nur im direkten Vergleich mit dem doppelt so teuren Kabel. Aber das ist schnell vergessen, wenn einen die Bi-Wiring-Kombination mit dieser ungeheuer präzisen und differenzierten Durchzeichnung und einem Hauch wärmeren Klangfarben bezaubert! Am liebsten würde ich dem ThunderBird noch einige Wochen Eingewöhnungszeit in meinem Hörraum gewähren, aber der FireBird scharrt schon ungeduldig mit der Kralle.
STATEMENT
Die ThunderBirds faszinieren mit einer sehr präzisen Durchzeichnung, warmen Klangfarben, einer ebenso entspannten wie rhythmisch spannenden Spielweise, einer sehr guten Raumabbildung und dieser so angenehmen kleinen Extraportion Druck im Bass. Eine Bi-Wiring-Kombination zum Genießen!
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Thales Simplicity II, Einstein The Tonearme 12“ |
Tonabnehmer | Transrotor Tamino, Lyra Olympos SL |
Tonbandmaschine | Studer A80 |
NAS | Melco N1Z H60/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic G1 |
Up-Sampler | Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Poweradd |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8, Ansuz PowerSwitch D-TC Supreme |
10-MHz-Clock | SOtM sCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Vorverstärker | Audio Exklusiv R7, Einstein The Preamp |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und NRG-Z3,, Swiss Cables, SOtM dBCL-BNC, Ansuz Digitalz D-TC Supreme und Mainz D2 |
Zubehör | AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Ansuz Darks D-TC Supreme adjustable, Arya Audio Revopods, 10Gtec Medienkonverter, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter |
Herstellerangaben
Audioquest ThunderBird ZERO 72 Volt DBS Carbon
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Metall | Solid PSC |
Querschnitt | 5,26mm2 |
Geometrie | ZERO-Tech (kein Wellenwiderstand) |
Rauschableitung | mehrlagige Carbon-basierte Rauschableitung |
Ummantelung | blau-schwarzes Geflecht |
Anschlüsse | U-Spade (empfohlen), Bananas oder Multi-Spade lautsprecherseitig, U-Spade (empfohlen), Bananas, Multi-Spade, oder V-Spade verstärkerseitig (alle aus der 1000-Serie, Silber) |
Preis für drei Meter | 5.600 Euro, 9700 Euro für Bi-Wiring ZERO und BASS |
Herstellerangaben
Audioquest ThunderBird Bass 72 Volt DBS Carbon
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Metall | Solid PSC+ Sonic-Signature Leiter und LGC |
Querschnitt | 5,26mm2 |
Geometrie | ZERO-Tech (kein Wellenwiderstand) |
Rauschableitung | GND (Ground-Noise Dissipation) |
Ummantelung | blau-schwarzes Geflecht |
Anschlüsse | U-Spade (empfohlen), Bananas oder Multi-Spade lautsprecherseitig, U-Spade (empfohlen), Bananas, Multi-Spade, oder V-Spade verstärkerseitig (alle aus der 1000-Serie, Silber) |
Preis für drei Meter | 4.100 Euro, 9700 Euro für Bi-Wiring ZERO und BASS |
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | +31 165 54 1404 |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.de |