Die ZEN Serie bekommt Zuwachs. Mit dem ZEN CAN, einem Kopfhörerverstärker in bereits bekanntem Aluminiumgehäuse, möchte iFi auch Kopfhörerfreunden eine preiswerte und gleichzeitig hochwertige Lösung anbieten. Nachdem der ZEN DAC für seine Klasse bereits herausragend gespielt hat, sind die Erwartungen groß.
iFi versteht es sehr gut, Features, die bei anderen Herstellern lediglich teuren Premiumprodukten vorenthalten bleiben, in günstigere Produkte einzubinden. So orientiert sich die doppel-mono Ausgangsstufe des ZEN CAN in Class-A Ausführung am Topmodell, dem Pro iCAN. Es ist folglich konsequent, dem kleinen Kopfhörerverstärker eine Pentaconn-Buchse für den symmetrischen Antrieb eines Kopfhörers zu spendieren. Dass er zusätzlich zwei weitere symmetrische Pentaconn-Anschlüsse zur Verfügung stellt, ist in dieser Preisklasse ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Einer dieser zusätzlichen symmetrischen Anschlüsse dient als Eingang und legt eine gemeinsame Nutzung mit dem ZEN DAC nahe, der über einen passenden Ausgang verfügt. Der insgesamt dritte Pentaconn-Anschluss ist dauerhaft über das Volume-Poti auf der Front geregelt und agiert als zusätzlicher Ausgang für den Anschluss an Aktivlautsprecher oder eine Endstufe. Noch sind Pentaconn-Kabel auf dem europäischen Markt etwas rar, aber WOD-Audio-Vertriebschef Werner Obst verriet mir, dass iFi schon Ende dieses Monats verschiedene Verbindungskabel mit Pentaconn-Steckern anbieten wird. Welche Varianten es genau werden, ist noch nicht bekannt. Ich hoffe zumindest auf ein Pentaconn zu Pentaconn Kabel, um den ZEN DAC und ZEN CAN miteinander zu verbinden und ein Pentaconn auf zwei Mal XLR, um den symmetrischen Ausgang mit Aktivlautsprechern nutzen zu können.
Der größte Vorteil einer symmetrischen Verbindung liegt in ihrer geringen Störanfälligkeit. Speziell im Computer-Audio Bereich hat man bei unsymmetrischer Verkabelung oft mit Masse-Einstreuungen der USB-Verbindung auf den Lautsprechern zu kämpfen. Zwar lassen sich diese mit speziellen Kabeln oder Helfern, wie dem iFi iDefender+ effektiv bekämpfen, bei einer symmetrischen Signalverbindung jedoch kommen einem Probleme dieser Art gar nicht erst ins Haus. Im Kopfhörerbereich summieren sich bei symmetrischer Ansteuerung gleich mehrere Vorteile. Durch eine gesonderte Ausgangsstufe je Kanal steht für hochohmige und wirkungsgradschwache Kopfhörer mehr Leistung zur Verfügung. Die strikte Trennung beider Kanäle geht mit verbesserter Dynamik, weniger Verzerrungen und geringerem Übersprechen einher. Ob diese messbaren Unterschiede letztendlich wahrnehmbar sind, kommt allerdings stark auf das genutzte Kopfhörermodell, bevorzugte Abhörlautstärke, Quelle und Musikmaterial an. Vor allem aber darauf, ob die symmetrische Schnittstelle nur ein Marketingargument ist oder ob ebenso hochwertige Bauteile zum Einsatz kommen, wie für einen herkömmlichen unsymmetrischen Aufbau. Ein Blick auf die Leistungsdaten zeigt zumindest, dass der symmetrische Kopfhörerausgang deutlich mehr Leistung liefert als sein unsymmetrisches Pendant. Wie stark der klangliche Unterschied jedoch in der Praxis ausfällt, lässt sich hieran nicht ablesen. Um dies herauszufinden, habe ich mir bei den Kollegen von audiodomain.de einen Sendy Audio Aiva geliehen. Er ist nicht nur ein hervorragend spielender Kopfhörer, sondern wird bereits ab Werk mit Pentaconn-Stecker ausgeliefert. Mit seiner sehr niedrigen Impedanz von 32 Ohm und einer guten Empfindlichkeit fordert er viel Strom vom Kopfhörerverstärker. Den ZEN CAN dürfte dies allerdings nicht mal bei hohen Lautstärken im unsymmetrischen Betrieb aus der Ruhe bringen.
Aber der Reihe nach. Im Handling verhält sich der – wie zu erwarten – gut verarbeitete Kopfhörerverstärker unauffällig im besten Sinne. Die Anwahl verschiedener Eingänge oder der XBass- und 3D-Funktion gehen ohne Knackser oder andere Störgeräusche über die Bühne. Der Lautstärkeregler macht einen guten Eindruck und liefert recht früh einen guten Kanalgleichlauf. Ob das iPower Netzteil, das den ersten 1.000 beim Vertrieb WOD-Audio georderten Einheiten als Upgrade beiliegt, einen klanglichen Mehrwert bietet, kann ich nicht beurteilen. Das Angebot ist meiner Meinung nach jedoch so oder so sehr verlockend und im Zweifel lohnt sich der geringe Aufpreis.
Für den Test fehlt dem rein analog arbeitenden Kopfhörerverstärker nur noch eine Quelle. Zwar könnte ich auf meinen Mytek Brooklyn DAC+ zurückgreifen, dies scheint mir angesichts des mehr als zehnfachen Preises jedoch keine geeignete Kombination. Deshalb muss sich der neue Kopfhörerverstärker mit meinem micro iDSD Black Label aus demselben Hause messen. Der interne Wandler des Black Label wird von meinem PC mit Signalen gefüttert. Als Verbindungskabel zum ZEN CAN via Cinch dürfen diesmal meine Sommer Epilogues ran, damit auf dem Signalweg möglichst keine Wiedergabequalität auf der Strecke bleibt.
Der magnetostatische Kopfhörer Sendy Aiva verfügt, wie gesagt, ab Werk über ein Kabel mit 4,4-Millimeter-Pentaconn-Stecker, beide Kanäle können vom ZEN CAN somit vollkommen isoliert voneinander angetrieben werden. Für den unsymmetrischen Betrieb liegt dem Sendy ein Adapter auf 3,5er Klinke bei, den ich nochmals auf 6,3mm adaptieren muss. Dadurch verliere ich nicht nur den Vorteil der zwei getrennten Ausgangsstufen im Verstärker, sondern beeinträchtige die Kanaltrennung der zwei Kanäle auch im Kabelweg, da sich beide Seiten jetzt eine Masse teilen müssen. Mit dieser wenig optimalen Konfiguration starte ich meinen Test, um herauszufinden, ob mit symmetrischer Variante noch Luft nach oben ist.
Der experimentierfreudige norwegische Musiker Ihsahn, der normalerweise abgrundtief böse Gitarrenstürme und Gekreische vom Stapel lässt, hat sich auf seiner neuen Solo-EP Pharos an allgemeinheitstauglicherem Material versucht. Gemeinsam mit Einar Solberg, den sie bereits in einem meiner anderen Hörtests als Frontmann von Leprous kennengelernt haben, hat er „Manhattan Skyline“ von a-ha gecovert. In diesem Fall geht es glücklicherweise tatsächlich um die norwegische Popgruppe und nicht um Abstand, Hygiene und Alltagsmasken. Einars Stimme ist wie geschaffen für diesen Song und wird von Kopfhörerverstärker und Kopfhörer eindrücklich reproduziert. Mit einem durchdringenden Kern und einer großen Natürlichkeit steht er in der Mitte des musikalischen Geschehens. Im Stereopanorama umspielen sich das vordergründige Synthsample und der dahinterliegende, weiter nach außen gepannte Sägezahnbass. Im von der E-Gitarre getragenen Chorus ist auch der weitere pulsende Synthesizer gut auszumachen, der rhythmisch mit der Gitarre zusammen agiert. Der kleine Kopfhörerverstärker vermag den Sendy sehr linear und kraftvoll anzutreiben. Gemeinsam präsentieren sie sauber umrissene und präzise Bässe, einen subjektiv verfärbungsfreien Mittenbereich und gut aufgelöste Höhen. Die Bühnenbreite ist für meinen Geschmack und die Kopfhörerwiedergabe perfekt getroffen, nur deren Tiefe lässt etwas zu wünschen übrig. Ein Wechsel zum symmetrischen Ausgang schafft tatsächlich Abhilfe. Das gesamte Klangbild wirkt nicht nur aufgeräumter, sondern erhält die vermisste Tiefe. Sänger Einar rückt weiter aus der Instrumentation heraus. Die verschiedenen Synthsounds, Gitarren und Drums sind nun nicht mehr nur klar voneinander zu unterscheiden, sondern scheinen sich regelrecht zu trennen und eigene prominente Ebenen im Mix einzunehmen. Die Hi-Hat ist nicht mehr nur Beiwerk, sondern verfügt jetzt über den typisch erdig zischenden Klang, der aus Zusammenspiel des hölzernen Schlagzeugstocks und der Becken selbst entsteht. Die Musik wirkt lebendiger und kann sich gefühlt freier entfalten. Verstärker und Kopfhörer musizieren gemeinsam weit ab vom üblichen Mainstream und zeigen, was auch mit einer vergleichsweise moderaten Investition an Wiedergabequalität möglich ist. Im Direktvergleich bringt der symmetrische Ausgang des ZEN CAN den micro iDSD eher in Bedrängnis als der unsymmetrische. Ein Fünkchen mehr Musikalität und Eleganz sowie ein feiner gezeichneter Hochton lassen dem micro iDSD dennoch einen Hauch Vorsprung.
Wie verträgt sich die kleine Silberbox mit In-Ears? In dieser Disziplin schwächeln viele Kopfhörerverstärker. Zu oft konzentriert sich ihre Auslegung auf unbändige Power für den Betrieb leistungshungriger Kopfhörer. Das führt an In-Ears dann oft zu unausweichlichen Rausch-Orgien. Besitzer sehr empfindlicher In-Ears und Ohren suchen mitunter lange nach einem passenden Verstärker für ihre tonal so geschätzten In-Ears. iFi selbst ist eine der zuverlässigsten Adressen für diese Frage. Der iFi micro iDSD Black Label wird nicht umsonst als Schweizer Taschenmesser unter den Kopfhörerverstärkern gehandelt. Der ZEN CAN hat mit ihm also harte Konkurrenz. Ich zücke die berüchtigten In-Ears des Rausch-Schreckens, meine ultra-empfindlichen Vision Ears VE6 X2 und verbinde sie unsymmetrisch mittels eines Furutech CF63-Klinkenadapters mit dem ZEN CAN. Sie sind zwar wählerisch was den Verstärker angeht, belohnen den Hörer, wenn es passt, jedoch mit In-Ear-Klang der Referenzklasse. Am ZEN CAN herrscht nahezu absolute Rausch-Ruhe, und das soll am VE6 schon was heißen! Der kleine Verstärker steckt hiermit eine Vielzahl an um ein Vielfaches teurere Kopfhörerverstärker in die Tasche. Vorausgesetzt, man legt Wert auf absolute Ruhe während Pianissimos oder bei leisen Hörlautstärken und besitzt einen ähnlich empfindlichen In-Ear wie den VE6. Dazu zählen hauptsächlich Multi-BA In-Ears – vom günstigen Allerweltsmodell, bis hin zu Topmodellen von Jerry Harvey, Ultimate Ears oder auch Vision Ears‘ Erlkönig. Der ZEN DAC spielt mit dem VE6 ebenso neutral und ausgeglichen wie bereits mit dem Sendy Aiva. Um dem analogen Lautstärkepoti einen sinnvollen Regelweg zu geben, bleibt mir allerdings nichts anderes übrig, als den digitalen Lautstärkeregler im Zuspielprogramm runter zu drehen. Bei einem derart empfindlichen Modell geht das schon in Ordnung, da der Kopfhörerverstärker durch sein geringes Rauschlevel die sinnvolle Nutzung von vielen In-Ears überhaupt erst möglich macht. Diesbezüglich kann ich nicht anders, als eine große Empfehlung auszusprechen. Noch besser geht es nur noch mit iFis IE-Match oder dem micro iDSD BL, der noch mehr Mikrodetails zu Tage fördert.
Sowohl der Sendy Aiva als auch die Vision Ears VE6 lassen sich mehr als laut genug in der ersten von vier Gain-Stufen betreiben. Für den hochohmigen beyerdynamic DT770 Pro 250 Ohm, den ich im Arbeitsalltag häufig zum schnellen Überprüfen von am Mischpult auflaufenden Signalen nutze, darf es dann schon mal die zweite Stufe mit sechs Dezibel zusätzlicher Verstärkung sein. Allerdings nur, um Signale vollständig zu durchleuchten und beispielsweise mittels eines Expanders das Grundrauschen eines Mikrofons herauszufiltern. Für das normale Musikhören werde ich auf der ersten Stufe glücklich und auch, wenn es laut wird, sind keine Verzerrungen in Hörweite. Der DT770 ist zwar weit davon entfernt, als audiophiler Traum zu gelten und fällt vor allem dem Sendy gegenüber stark ab, doch als Arbeitswerkzeug und hochohmiger Testkandidat beweist er, dass der ZEN CAN selbst in diesem Fall in der Null-Dezibel-Gain-Stellung genügend Leistung liefert. Für noch schwierigere Fälle steht eine zusätzliche Verstärkung von insgesamt 18 Dezibel zur Verfügung, was etwa einer Vervierfachung der gefühlten Lautstärke und einer Verachtfachung des Schalldruckpegels entspricht. Das sollte jeden Kopfhörer antreiben können. In einigen seltenen Fällen zwar nicht zu Höchstleistungen, in den meisten Fällen jedoch weit mehr als ausreichend. Trotz seiner kleinen Bauform und seines geringen Preises ist der ZEN DAC folglich ein sehr überzeugender Kopfhörerverstärker, der auch mit höherpreisigen Kopfhörern agil und zuverlässig zu arbeiten weiß.
Abschließend muss ich noch einmal den Bogen zum ZEN DAC schlagen, den ich ebenfalls bereits testen konnte. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass man mit einer Kombi aus ZEN DAC und ZEN CAN für etwas über 300 Euro einen extrem musikalisch agierenden DAC und einen vielseitigen Kopfhörerverstärker bekommt, die es gemeinsam spielend mit höherpreisigen Komponenten aufnehmen können. Dass solch harte Konkurrenz nicht aus Fernost, sondern von einem renommierten High-End Hersteller selbst kommt, ist ungewöhnlich, aber durchaus erfreulich.
STATEMENT
Ein Preis-Tipp, mit neutralem Sound, genügend Power für nahezu jedes erdenkliche Kopfhörermodell und einer Ausstattung, die in diesem Preissegment unerreicht ist. Beim Betrieb von In-Ears tut sich der ZEN CAN durch seine Rauscharmut hervor. Er ist der ideale Spielpartner für den ZEN DAC und schlägt dessen bereits guten Kopfhörerverstärker nochmals.
Gehört mit
|
|
---|---|
Computer | ThinkPad 470s, Intel i5-6300U @ 2,4GHz, 12GB DDR4-RAM @ 2400MHz, Windows 10 (Roon, foobar2000) |
Router & Zubehör | TP-Link Archer C7 AC1750, Sagemcom FAST5460, Netgear ProSAFE GS108 (mit Keces P3) |
Server | Melco N1 AH 60/2 |
Reclocker | Mutec MC-3+ USB |
DAC | Mytek Brooklyn DAC+ (mit Sbooster BOTW Eco P&P), Soncoz SGD1 (mit iFi iDefender+) |
Pre-Amp | Violectric Pre V630 |
Endstufe | NAD C 275BEE |
Lautsprecher | Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A |
DAP | HiBy R6 (HiBy Music App, BubbleUPnP, TIDAL) |
Smartphone | Motorola One Zoom, 128GB, 4GB RAM, Android 9 (BubbleUPnP, foobar2000 controller pro, TIDAL) |
Kopfhörerverstärker | iFi iDSD micro Black Label |
Kopfhörer | Sendy Audio Aiva, beyerdynamic DT-770 Pro 250 Ohm |
In-Ears & Zubehör | Vision Ears VE6 X2, Etymotic ER4SR, Jays Q-Jays, iFi IE-Match |
Kabel | Sommer, Intona, Furutech, Belden, Glockenklang/Eupen |
Herstellerangaben
iFi ZEN CAN
|
|
---|---|
Eingänge | T4.0V nominal @ 0dBF (4.4mm Pentaconn symmetrisch) 2.0V nominal @ 0dBFS (Cinch unsymmetrisch) 1.0V nominal @ 0dBFS (3,5 mm Klinke unsymmetrisch)ext |
Max. Ausgangsleistung | >15.1V/385 mW (@ 600 Ohm) (symmetrisch) >11.0V/1890 mW (@ 64 Ohm) (symmetrisch) >7.6V/196 mW (@ 300 Ohm) (unsymmetrisch) >7.2V/1600 mW (@ 32 Ohm) (unsymmetrisch) |
THD & N | < 0.0007% (4V out, 600 Ohm, 1kHz) (symmetrisch) <0.006% (@ 100 mW/1.27V 16 Ohm) (unsymmetrisch) |
Signal-Rauschabstand | >120dBA (@ 15.2V) (symmetrisch) >118dBA (@ 7.6V) (unsymmetrisch) |
Gain | 0dB, 6dB, 12dB und 18dB |
Frequenzgang | 20Hz - 20kHz (+0dB / -0.03dB) |
Energieverbrauch | ~5W (ohne Signal) ~13W (maximales Signal) |
Eingangsspannung | DC 5V/2.5A AC 100 -240V 50/60Hz |
Abmessungen (BxTxH) | 158 x117 x35 mm |
Gewicht | 515g |
Garantie | 12 Monate |
Preis | 185 Euro (Für die ersten 1000 Geräte direkt vom deutschen Vertrieb WOD-Audio mit iPower-Netzteil) 165 Euro (Für alle weiteren Geräte mit normalem Netzteil) |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
| |
---|---|
Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.wodaudio.de |