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Ein Besuch bei Chiemsee Hifi

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Bei manchen Artikeln ist die Formulierung der Überschrift die größte Hürde. So auch hier. Ich hätte mich ebenso gut für „Ein Besuch bei Audiaz“ entscheiden können. Aber wenn man an einem herbstlichen Föhntag in Richtung Berge aufbricht und diese schon in München klar sehen kann, ist der obige Titel zumindest gefühlt der passendste.

Genau genommen ging es – leider – nicht an den Chiemsee, sondern kurz vorher ab von der Autobahn Richtung Rosenheim. Dort wohnt Dr. Helmuth Weber, der schon seit einem Vierteljahrhundert mit Günter Hartl bei der Fertigung von hochwertigen Laufsprechern zusammenarbeitet. Zur Jahrtausendwende gründeten die beiden dann die Lautsprecher-Manufaktur Audiaz und legten damit den Grundstein für die Kleinserien-Produktion von High-End-Lautsprechern. Einige Jahre später zeichnete dann das Printmagazin, für das ich damals tätig war, eine Audiaz-Kreation mit einem Award aus. Danach waren erst die Konzentration auf Analoges sowie meine Aufnahmetätigkeit und später die Aufbauarbeit für hifistatement.net und die intensive Beschäftigung mit der ebenso spannenden wie komplizierten Digitaltechnik der Grund dafür, dass die in der Region gelegene Lautsprecher-Schmiede aus meinem Blick geriet.

Vor einiger Zeit traf ich mich dann mit Helmuth Weber, der sich nun wieder verstärkt für Audiaz und sein Hifi-Studio Chiemsee Hifi engagiert. Er bot einen Test seines aktuellen Projekts, der Cadenza, an und auch, sie zur besseren Planung desselben vorab nach Gröbenzell zu bringen. Einfacher wäre es natürlich, sich in ihrer angestammten Umgebung ein Bild von ihren Fähigkeiten zu machen, um dann entscheiden zu können, welcher der illustren hifistatement-Autoren der geeignete Gastgeber für die Cadenza sein würde. Da ich in diesen Zeiten eher zu viel als zu wenig Zeit in meinem Arbeitszimmer verbringe und weder rund 200 Kilogramm Göbel Epoque Aeon Fine für einen kurzen Höreindruck aus dem Raum schaffen, noch die Audiaz mit dem Biegewellenstrahler Seite an Seite stehen haben mochte, nahm ich die Einladung nach Rosenheim gerne an. Ich gebe auch gern zu, dass auch noch eine kleine extrinsische Motivation mit im Spiel war: Unweit einer am Wege liegenden Autobahnraststätte befindet sich unsere momentane Lieblingskaffeerösterei, und da könnte man so ganz nebenbei die Bestände wieder auffüllen.


Ganz in der Nähe des modernen Wohnhauses von Helmuth Weber liegt in einer idyllischen Gartenumgebung ein kleineres Haus mit dem eher unscheinbaren Schild Chiemsee Hifi. Hier werden die Audiaz-Lautsprecher entwickelt, die Gehäuse, hauptsächlich mit Accuton-Chassis, den aufwändigen Audiaz-Frequenzweichen sowie -Kabeln bestückt und gemessen. Leider blieb mir ein Blick in die Fertigung und Entwicklung ebenso verwehrt wie der in die im Wohnhaus untergebrachte Werkstatt, in der Helmuth Weber die Audiaz-Kabel konfektioniert. Aber das muss ja nicht der letzte Besuch gewesen sein. Vielleicht gibt es nach ein paar vertrauensbildenden Maßnahmen – oder vielleicht längeren Aufräumarbeiten? Ich hatte mich wirklich kurzfristig zu diesem Besuch angemeldet – doch noch die Gelegenheit, die momentan verbotenen Orte für Sie in Augenschein zu nehmen.

Jetzt blieb mir nur, in den Studios von Chiemsee Hifi die Audiaz-Schallwandler zu hören. Aber das war ja auch der Grund für den Besuch. Schon seit geraumer Zeit verzichtet man dort auf die Vorführung mit Schallplatten. Helmuth Weber schätzt Esoteric-CD-Player und setzt auch gerne den Streamer desselben Herstellers für die Wiedergabe von Qobuz-Files ein. Besonderes Augenmerk legt er auf die Synchronisation der Esoterics mit extrem hochwertigen – meist direkt aus Japan bezogenen – Clocks. In der Top-Anlage geht’s dann über eine passive Audiaz-Vorstufe zu Pass-Class-A-Monos, die jeweils 160 Watt liefern. Ich kann mit erinnern, dass ein Vorgängermodell beim Test vor weit mehr als zehn Jahren einen bis heute bleibenden, extrem positiven Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Da ich – von den eher vagen Erinnerungen an die Pass einmal abgesehen – die Kette nicht kenne und daher die Leistung der Cadenza nur grob würde einschätzen können, hatte ich meinen Chord Electronics HUGO 2 samt 2go, auf dessen 512-Gigabyte-Micro-SSD sich mehr als genug spannende Musik finden lässt, im Handgepäck. Außer einigen speziellen Digital-Kopien meiner analogen Aufnahmen würde ich das meiste zwar auch bei Qobuz finden, aber nach meinen bisherigen Erfahrungen kommt ein Stream qualitativ nicht unbedingt an ein auf einem Festspeicher abgelegtes Musik-File heran. Außerdem ist mir die Klangcharakteristik des HUGO 2 bestens vertraut, unterscheidet sie sich doch nicht grundlegend von der des DAVE. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich für meine Ohren meine kleine, schwarze digitale Eingreiftruppe selbst im Vergleich zu den Boliden in der Kette nicht so schlecht schlug.


So stand schnell fest, dass die Cadenza trotz ihrer moderaten Abmessungen – und für mich noch wichtiger: eines Gewichts von unter 40 Kilogramm – klanglich zu den großen Schallwandlern zählt. Sie ist gewiss etwas vergebender also meine Arbeitsgeräte, macht dafür aber auch bei nicht ganz so gelungenen Aufnahmen immer noch Spaß. Die Arbeit war also schnell getan und die Entscheidung ebenso schnell getroffen: Ich kann mir gut vorstellen, noch in diesem Jahr ein Plätzchen für die Cadenza in meinem Hörraum freizumachen. So blieb Helmuth Weber und mir noch ausreichend Zeit, digitale Wiedergabeformate miteinander zu vergleichen und uns gegenseitig einige unserer Lieblingssong vorzuspielen. Nicht, dass Sie denken, dieser vergnügliche Ausflug sei exklusiv dem Autor vorbehalten: Nach kurzer Voranmeldung empfängt Helmuth Weber bei Chiemsee Hifi sehr gern interessierte Gäste. Auch eine längere Anfahrt lohnt sich.

Hersteller
Chiemsee Hifi
Anschrift Dr. Helmuth Weber
Niederdonauweg 10
83024 Rosenheim
Telefon +49 8031 33738
Mobil +49 173 5744836
E-Mail info@audiaz.de
Web audiaz.de

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