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buchardt A500

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Der HiFi-Markt erfährt aktuell einen Generationswechsel. Während aktive Lautsprecher im Studiobereich seit Jahrzehnten gang und gäbe sind, ziehen sie inzwischen, kritisch beäugt, auch verstärkt im HiFi-Bereich ein. Die Kompaktlautsprecher buchardt A500 möchten dabei nicht nur mitmischen, sondern ganz vorne an der Spitze spielen.

Die Geschichte von buchardt hat mein Kollege Matthias Jung im Jahre 2017 beim ersten Kontakt mit der Marke bereits kurz und knackig umrissen. Seitdem ist einiges passiert und der Test des buchardt S400 spricht eine deutliche Sprache. Mads Buchardt kommt seinem persönlichen Ideal eines ultimativen Lautsprechers schon sehr nahe. Die nächste (R)Evolutionsstufe ist der A500. Das schreibe ich nicht nur, weil es sich griffig liest, sondern weil die A500 ein echtes Novum sind und mich auf vielerlei Ebenen sehr beeindruckt haben. Sie nehmen die Grundkonstruktion und Vorzüge des passiven S400 und treiben dessen Tugenden auf die Spitze. Die passive Membran auf der Rückseite des S400 weicht im A500 einer aktiven Tieftönermembran, die sich zum Tiefmitteltöner und Hochtöner auf der Front gesellt. Jede Membran wird mit einer eigenen 150-Watt-Class-D-Endstufe angesteuert. Wie bei einem aktiven System zu erwarten, erfolgt die Trennung der Chassis durch eine digitale Weiche in Form eines DSPs. Die Tieftöner messen 150 Millimeter, der Hochtöner nach wie vor 19 Millimeter und auch das bereits bekannte Waveguide bleibt ihm erhalten, allerdings befindet er sich jetzt oberhalb des Tieftöners. An der leichten Neigung der Lautsprecherfront nach hinten hat sich dennoch nichts verändert. Das Gehäuse selbst ist dem S400 gegenüber lediglich in der Tiefe minimal um 40 Millimeter gewachsen.

Der Lautsprecher kann rückseitig mit einem XLR-Signal gefüttert werden. Richtig interessant wird es allerdings erst mit dem buchardt-Audio-Hub. Diese kleine Box bietet drei optische Toslink- und jeweils einen USB-, Line-, Aux-, Coax- und HDMI-Eingang. Darüber hinaus empfängt sie Bluetooth 5.0 aptX und kann direkt aus dem Netzwerk streamen, ganz egal ob vom heimischen Server oder von Online-Diensten. Die Daten sämtlicher Eingänge sendet der Hub bei bis zu 96 Kilohertz und 24 Bit nahezu in Echtzeit verlustfrei über ein eigens aufgebautes WLAN-Netzwerk an die Lautsprecher. Der maximale Synchronisationsfehler zwischen mehreren Lautsprechern beträgt dabei weniger als ein Sample. Da man jedem einzelnen Lautsprecher auf der Rückseite eine Position in einem 7.1-Setup zuweisen kann, sind sie auch perfekt für den Heimkinobetrieb geeignet. Als i-Tüpfelchen kann auf dem Audio-Hub eine Einmesskurve des Hörraumes hinterlegt werden. Dazu benötigt man allerdings ein iPhone ab Generation 6s. Durch die geringen Produktionstoleranzen bei Apple ist es möglich, mit dem internen iPhone-Mikrofon eine aussagekräftige Messung des eigenen Raumes durchzuführen. Für Android-Geräte gibt es noch keine App. Die Masse an Herstellern und die Streuung verschiedenster Mikrofone ist einfach zu groß. Es wird jedoch nach einer Lösung gesucht und es gibt bereits erste Ideen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis eine Einmessung auch mit Android möglich sein wird. Die Technologie des buchardt-Audio-Hubs entstammt der WiSA, einer Vereinigung verschiedener Hersteller aus dem Audio-Bereich. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Hub und dessen Fernbedienung in identischer Form auch bei anderen Herstellern zu finden sind.


Der traditionelle High Ender mag jetzt durchaus skeptisch werden. Ein volldigitaler Signalweg und das Ganze dann auch noch über Funk, das kann doch gar nicht gut gehen. Doch, es kann. Die Vorteile des DSPs im Lautsprecher überwiegen meiner Meinung nach deutlich die – kleinen – Nachteile, die mit ihm einhergehen. Der DSP setzt nicht nur die Übernahmefrequenzen zwischen den einzelnen Chassis, sondern optimiert zusätzlich die Charakteristik und den Frequenzgang eines jeden Chassis. Dazu nutzen die Entwickler 2700 Messungen pro Chassis und können so verschiedene akustische Phänomene voneinander isolieren, beurteilen und unabhängig korrigieren. Es kommen FIR-Filter, Filter mit endlicher Impulsantwort, zum Einsatz. Dank ihnen kann der Frequenzgang weitestgehend ohne negative Auswirkung auf den Phasengang des Lautsprechers korrigiert werden. Dies ist vor allem wichtig, um die räumliche Abbildung und Transientenwiedergabe nicht zu beeinträchtigen. Zusätzlich kann der DSP, wie bereits erwähnt, dazu genutzt werden, den Frequenzgang an den jeweiligen Raum anzupassen. Besonders in diesem Bereich löst eine digitale Klangverbiegung Diskussionen aus. Sie mag zwar den Frequenzgang eines Lautsprechers glätten, jedoch nicht das Nachhallverhalten des Hörraumes verbessern. Ich persönlich stehe diesem Thema eher aufgeschlossen gegenüber. Nicht jeder kann oder möchte aus seinem Wohnzimmer optisch ein Tonstudio machen. Nachhall hin oder her, eine gelungene Entzerrung des Frequenzgangs stellt oft durchaus bereits einen Mehrwert an Musikgenuss dar. Der nicht zu vernachlässigende Nachteil jedoch ist, dass ein DSP-kontrollierter Lautsprecher immer nur so gut klingen kann wie der intern verwendete Digital-Analogwandler. Selbst ein analog am rückseitigen XLR-Anschluss anliegendes Signal muss ins Digitale übersetzt werden, um den DSP zu durchlaufen und dann für die Endstufen wiederum zurück ins Analoge übersetzt zu werden. Das Klangergebnis des Lautsprechers kann immer nur so gut sein, wie der intern verwendete Digital-Analog-Wandler. buchardt setzt auf den Cirrus Logic CS4398. Mein geliebter Mytek Brooklyn DAC+ ist in diesem Test folglich arbeitslos. Es macht meiner Meinung nach einfach keinen Sinn, ein extrem hochgezüchtetes analoges Audiosignal an den Lautsprecher zu senden, wenn es ohnehin nochmals eine Wandlung durchläuft. Ich verlasse mich im Test ausschließlich auf die Funkübertragung des buchardt-Audio-Hubs und werde darüber hinaus ausschließlich von meinem Melco Server und TIDAL via BubbleUPnP streamen. Ich entscheide mich bewusst dafür, in diesem Test konsequent Netzwerkaudio zu verwenden, denn ich möchte wissen, ob das Konzept von buchardt wirklich aufgeht. Wer jetzt enttäuscht das Lesen einstellt, verpasst den eigentlichen Clou des A500: Der Lautsprecher kann mit verschiedenen Presets gespeist werden und wahlweise als 2,5-Wege oder 3-Wege-System spielen. Das klingt zunächst vielleicht unspektakulär, aber man lasse es sich auf der Zunge zergehen. Man kauft nicht nur einen Lautsprecher, sondern mindestens gleich zwei, da man Stereo hören möchte. Ein kleiner Scherz, Verzeihung. Was ich eigentlich meine ist, dass man mit dem Kauf eines Stereopaares buchardt A500 eben nicht nur eine Lautsprecher-Abstimmung kauft, sondern gleich eine ganze Reihe dergleichen. Dabei beschränken sich die Varianten nicht nur auf ein klassisches Absenken oder Anheben des Hochtonpegels, nein, es stehen grundverschiedene Konzepte zur Auswahl. Nennen Sie mir einen passiven Lautsprecher, der dies ermöglicht. Ich kenne keinen. Selbst bei aktiven Mitbewerbern wird die Luft hier sehr dünn. DSP besitzen einige, aber grundverschiedene Auslegungen bietet kein mir bekanntes Modell. Bevor ich Ihnen allerdings verschiedene Klangpresets im Detail garniert mit Höreindrücken präsentiere, fange ich vorne an und richte die Lautsprecher erst einmal in meinem Hörraum ein.

Beide Lautsprecher sind gemeinsam mit dem Hub und der Fernbedienung gut mit Styropor im Inneren des Produktkartons fixiert. Der Karton ist zum Schutz vor Feuchtigkeit in eine große Plastiktüte verpackt und steckt nochmals in einem Umkarton, damit beim Versand alles glatt geht. Das Auspacken geht leicht von der Hand. Die Lautsprecher sind nicht zu schwer und sehr gut allein handzuhaben. Lediglich die Membranbestückung auf der Vorder- und Rückseite sollte man bedenken, damit man beim Hantieren weder beherzt in eine Sicke greift noch dem Hochtöner zu Leibe rückt. Der mattweiße Lack macht einen robusten und gleichzeitig zeitlos eleganten Eindruck. Weiß ist normalerweise gar nicht meins, das seidenmatte Finish gefällt mir jedoch ausgesprochen gut. Sogar in Weiß. Alternativ sind die Lautsprecher in Schwarz, ebenfalls seidenmatt, oder Walnuss Furnier zu haben. Weiß ist dabei die günstigste Ausführung. Wenn man möchte, kann man die zwei runden, schwarzen Abdeckgitter mit kleinen Magneten direkt an den Schrauben der Chassis befestigen.

Seit meinem Umzug Mitte des Jahres habe ich meinen Hörraum schon recht gut kennengelernt und weiß um seine Problemzonen. Da er verhältnismäßig klein ist, liegen diese naturgemäß im Bassbereich. Eine Lautsprecheraufstellung recht nah an der Rückwand funktioniert am besten. Damit fange ich mir zwar in einigen Frequenzbereichen Überhöhungen ein, diese sollte eine Einmessung der A500 allerdings besser kontrolliert bekommen als ein Loch im Frequenzgang, welches bei anderer Aufstellung in meinem Raum nicht zu vermeiden ist. Ich entscheide mich gewissermaßen für das kleinere oder richtiger ausgedrückt, leichter zu korrigierende Übel. Mein Wohnzimmer ist eher ein Hörraum als Wohnzimmer und daher recht spärlich möbliert. Um eine gute Wiedergabe im Bassbereich ohne DSP-Anpassung zu erreichen, komme ich um raumakustische Maßnahmen nicht herum. Diese befinden sich noch in der Aufbauphase. Eine erste konnte den Bassbereich jedoch deutlich linearisieren. Der DSP des A500 ist bei der Raumkorrektur also nicht allein, sondern wird durch Akustikelemente unterstützt. In einem größeren und stärker möblierten Raum dürfte die Einmess-App folglich deutlich leichteres Spiel haben oder vielleicht gar nicht notwendig werden.


Hifipilot hat keine passenden Lautsprecherständer für die A500 im Angebot. Macht nichts. Die Lautsprecher verfügen über gängige Abmessungen und eine plane Standfläche, ohne Füße oder Anschraubpunkte und harmonieren mit den meisten gängigen Ständern. In meinem Fall ein recht einfacher Selbstbau aus massivem Multiplex. Vordergründig sollte man bei der Standhöhe darauf achten, die bestmögliche Phasenlage zwischen Hoch- und Tiefmitteltöner zu erreichen. Spielen diese nicht phasengleich, verliert der Klang mitunter an Räumlichkeit, akkurater Transientenwiedergabe und auch der Frequenzgang kann verzerrt werden. Liegt der Hochtöner, tiefer eingelassen in der Frontplatte, über dem Mitteltöner, gilt meist, dass die ideale Ausrichtung erreicht ist, wenn die Frontplatte am Mittelpunkt zwischen Hoch- und Tiefmitteltöner im rechten Winkel zu einer gedachten Linie liegt, die zum Ohr des Hörers verläuft. Die leicht nach hinten geneigte Schallwand spricht folglich dafür, dass die perfekte Phasenlage zwischen Tiefmittel- und Hochtöner tendenziell erreicht wird, wenn sich der Hochtöner leicht unter Ohrhöhe befindet. Ich konnte beim Testen verschiedener Standhöhen allerdings keine übermäßigen Klangeinbußen feststellen. Solange man sich nicht allzu weit nach oben oder unten vom Hochtöner entfernt, sollte es in den meisten Fällen vollkommen ausreichen, die Standhöhe nach Geschmack zu wählen, so dass zentrale Elemente, wie beispielsweise Sänger, nicht zu niedrig oder hoch vor dem Hörer abgebildet werden. Die Lautsprecher auf meine Hörposition einzuwinkeln, hilft in meinem Raum dabei, frühe Reflexionen des Hochtons an den Seitenwänden gut unter Kontrolle zu halten. Das Stereobild wird außerdem etwas griffiger, weniger diffus und stabiler in seiner Abbildung.

Der Anschluss der Lautsprecher ist mit zwei Kaltgerätekabeln schnell erledigt. Der Rest findet kabellos über den Audio-Hub statt. Dieser verfügt über ein Schaltnetzteil, das fünf Volt liefert. Gerne hätte ich mit meinem Linearnetzteil Keces P3 experimentiert, aber der Anschlusspin am Hub fällt ungewöhnlich klein aus und ich hatte kein passendes Adapterkabel zur Hand. Die Verbindung des Hubs mit meinem Heimnetzwerk funktioniert problemlos. Auf der Website von Hifipilot findet sich eine sehr verständliche und umfangreiche deutsche Bedienungsanleitung. Außerdem werden dort vier grundlegende Klangpresets zur Verfügung gestellt. Das Standard-Preset ist eine 2,5-Wege-Konfiguration. Die Chassis auf der Front sind bei 2.800 Hertz voneinander getrennt. Der Tiefmitteltöner spielt den Tiefbassbereich unbegrenzt aus. Das Tieftonchassis auf der Rückseite ebenfalls, nur ist nach oben hin bei 150 Hertz Schluss. Dieses Preset eignet sich perfekt für größere Räume. In kleinen nur, wenn diese im Bassbereich gut bedämpft sind oder mit entsprechender Einmessung per iPhone. Das Studio-Preset gleicht dem Standard-Preset weitestgehend, ist allerdings noch einen Deut linearer ausgelegt und soll im klassischen Studio-Nahfeld gut funktionieren. Besonders im unteren Mittenbereich liefert es etwas weniger Futter, legt dafür im Präsenzbereich ab einem Kilohertz etwas zu. Zusätzlich bietet es eine, dem menschlichen Gehör angepasste, dynamische Basskompensation. Das stimmoptimierte Preset legt im Präsenzbereich nochmals eine Schippe drauf, bietet aber gleichzeitig die angenehme Rundheit des Standard Presets in den unteren Mitten. Für die wandnahe Aufstellung steht ein weiteres Preset zur Verfügung, das zu starke Reflexionen eindämmen soll. Das letzte Preset verwandelt den Lautsprecher in ein 3-Wege-System. Der Tiefmitteltöner auf der Front spielt nur noch bis 150 Hertz herunter und überlässt die noch tieferen Frequenzen dem Tieftöner auf der Rückseite. Die Übernahmefrequenz zum Hochtöner bleibt identisch. Dieses Preset kann dem Standard Preset in Sachen Bassdruck zwar bei weitem nicht das Wasser reichen, spielt sich aber besonders in kleinen Räumen durch seine unbeschwerte Mittenwiedergabe nach vorne. Wer wie ich gerne experimentiert, findet auf der Website buchardtaudio.com noch einige weitere Presets, und ich bin sicher, dass noch einige folgen werden. Das Schöne an der ganzen Sache ist, wie einfach ein Preset-Wechsel von der Hand geht. Man muss sich nicht mit irgendwelchen Tabellen, Werten, speziellen Programmen oder Frequenzgraphen auseinandersetzen. Es genügt, eine Preset-Datei – und wirklich nur eine – auf einen leeren USB-Stick im FAT32-Format zu spielen, diesen an den ausgeschalteten Lautsprecher anzustecken und den Lautsprecher einzuschalten. Die LEDs auf der Rückseite des Lausprechers leuchten einmal schnell nacheinander im Kreis auf, wenn das Preset erfolgreich aufgespielt wurde. Ich warte, bevor ich den Stick abziehe jeweils noch kurz, bis das Funkverbindungslämpchen aufleuchtet. So gehe ich sicher, dass wirklich alles passt.


Meinen Hörtest beginne ich mit dem 2,5-Wege-Preset, das auch im Auslieferungszustand auf jedem Lautsprecher aufgespielt ist. Damit spielt der kompakte A500 tatsächlich bis zu soliden 25 Hertz tief. Das ist purer Wahnsinn. Meine dreimal so großen Magnat Standlautsprecher geben bereits bei 30 Hertz mehr oder weniger auf. Selbst ohne Einmessung klingen die kleinen buchardt fantastisch. Die Abstimmung der Chassis aufeinander funktioniert augenscheinlich ausgezeichnet, denn sie spielen wie aus einem Guss und erzeugen eine hervorragende Räumlichkeit. Der Hochton fällt vergleichsweise spät ab und liefert dadurch eine Menge Detailinformationen. Störend wird er dabei nie, kann aber allein durch die Fülle an Informationen manchmal etwas überwältigend sein. Den oberen Mitten wird ein dezenter Vorzug gelassen, dies ist der offenen und lebendigen Spielweise der A500 zuträglich. Im Bassbereich liefert der kleine Lautsprecher unglaublich viel Druck, selbst die raumbedingten Überhöhungen fallen nicht sonderlich unangenehm auf. Um allerdings etwas mehr ins Detail zu gehen, macht es in meinem Raum Sinn, die Lautsprecher vor einer näheren Klanganalyse zunächst einzumessen. Das Prozedere ist denkbar einfach. Die iPhone-App ist übersichtlich aufgebaut und bietet nicht viel mehr als das Durchführen einer Einmessung. Nachdem ich im Menü der App den Audio-Hub angewählt habe, kann ich die Messung direkt starten. Die Lautsprecher spielen automatisch ein breitbandiges Rauschen ab. Burchardt empfiehlt, sich mit dem iPhone vollständig durch den Raum zu bewegen. Dabei sollte man nicht vergessen, möglichst auch die gesamte Raumhöhe mit abzudecken. Ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Lautsprechern und Mikrofon sollte eingehalten werden. Man sollte ebenfalls darauf achten, nicht zwischen Lautsprecher und Mikrofon zu stehen, damit das Mikrofon immer akustischen „Kontakt“ zum Lautsprecher hat. Nach 60 Sekunden ist die Messung abgeschlossen. Hat man bereits den gesamten Raum durchschritten, kann sie nach 30 Sekunden auch manuell beendet werden. Berthold Daubner, Geschäftsführer von Hifipilot, gab mir den Tipp, die Messung testweise etwas anders durchzuführen und durch bewusste Wahl einiger weniger Messposition das Ergebnis zu beeinflussen. Ich habe mich bei meiner Messung also darauf beschränkt, das iPhone direkt am Hörplatz einzusetzen. Zunächst für 10 Sekunden nur auf der idealen Sitzposition direkt mittig im Stereodreieck, wobei ich versucht habe, einen kugelförmigen Bereich abzudecken, in dem sich später mein Kopf befinden wird. Die nächsten 20 Sekunden habe ich genutzt, um die Sitzpositionen links und rechts vom Mittelplatz abzudecken. Nach 30 Sekunden habe ich die Messung beendet. Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass eine präzisere Abstimmung speziell auf meine Hörposition erfolgen kann. Der Nachteil jedoch, dass eben nur dieser kleine Bereich wirklich gut klingt. Möchte man im Wohnzimmer an verschiedensten Positionen optimal Musik hören können, macht es Sinn, die von buchardt vorgeschlagene Methode zu verwenden und den gesamten Raum abzugehen oder sich nacheinander auf jede mögliche Sitzposition zu begeben.

Was sich mir nach dieser Messung klanglich offenbart, ist gewaltig. Snarky Puppys „The Clearing“ vom Album Sylva ist ein Bigband-Feuerwerk der Extraklasse. Von melancholischen Streichern, über knackige Bläsersätze, funkig improvisierte Gitarren, grummelnde Bässe, perlige Keys bis hin zu krachendem Schlagwerk ist alles dabei. Das großartige Metropole Orkest aus den Niederlanden vergrößert den Klangkörper der ohnehin schon groß geratenen Fusion-Formation Snarky Puppy um einiges. Gleiches gilt für die Lautsprecher. Sie spielen viel größer, als sie bei ihrer Größe eigentlich dürften. Wie zu erwarten, hat die Einmessung besonders den Bassbereich sauber entzerrt. Jetzt liefern die A500 nicht nur Druck, sondern zeichnen den Bassbereich vollumfänglich durch. Meist tummeln sich hier nicht nur Bass Drum und E-Bass, sondern auch Kontrabass, mehrere Moogs und die tiefen Oktaven eines Flügels mischen mit. Die kleinen buchardt haben alles parat und begleiten mich mit viel Dynamik und Spielfreude durch das Musikstück. Der Bassbereich hat dabei trotz seiner Linearität immer noch eine angenehme Wärme und einen eher um sich greifenden, einhüllenden Charakter. Nach dem Vorspiel der Streicher gibt es ein kleines Solo von Kontrabass und einer stark abgedämpften Gitarre. Dass beide Instrumente ihre charakteristischen klanglichen Qualitäten mit einer großen Selbstverständlichkeit darbieten können, liegt daran, dass der Lautsprecher auch in höheren Lagen sehr linear agiert. In einem Stück, das so viele Genres und Instrumente vereint, kann es schon mal passieren, dass die Lautsprecher einige Instrumente weniger glaubhaft reproduzieren als andere. Nicht jedoch die A500, kein Instrument bleibt auf der Strecke. Die Räumlichkeit hat durch die Einmessung ebenfalls profitiert. Die Instrumente sind sauberer in der Tiefe gestaffelt und lösen sich noch besser vom Lautsprecher als ohnehin schon.

Aktuell begeistere ich mich an verschiedensten Einspielungen von Monteverdis L’Orfeo. Und was wäre geeigneter zum Test der Stimmwiedergabe der buchardt A500 als die Mutter aller Opern. Sei es die Einspielung unter Gardiner, Medlam, Harnoncourt oder Savall, um nur einige von vielen zu nennen, jede lässt etwas Neues entdecken. Die Lautsprecher spielen sowohl große als auch subtile Unterschiede der Versionen voll aus. Dabei sind sie mehr oder weniger gnadenlos, denn das Alter einiger Aufnahmen ist nicht zu überhören. Die Verteilung der Sänger, Instrumente und des Chores im Raum bleibt auf hohem Niveau. Die Solisten werden klar positioniert und bruchlos auf die vom Lautsprecher erzeugte Bühne projiziert. Selbst wenn sie sich sehr weit außen befinden, sind sie nicht zum Lautsprecher selbst zu lokalisieren. Es klingt eher, als würden sie sich leicht neben und hinter ihm befinden. Im teilweise fragilen Zusammenspiel zwischen Solisten, Chor und Instrumentarium fehlt mir trotz sehr authentischer und ansatzloser Abbildung der Stimmen oft etwas Feingefühl, Eleganz und Leichtigkeit. Glücklicherweise bietet der A500 für diese Anforderung genau das Richtige: Das 3-Wege-Preset. Ich möchte Ihnen gerne von einer Variante berichten, die nicht direkt bei hifipilot, sondern über buchardtaudio.com verfügbar ist. Dieses Preset setzt nicht nur die untere Trennfrequenz des Mitteltöners auf 150 Hertz, sondern die obere Trennfrequenz zum Hochtöner auf 1.800 Hertz herab. Dank des Waveguides ist es möglich, den Hochtöner so ungewöhnlich tief anzubinden. Da jetzt entgegen dem 2,5-Wege Preset nur noch der hintere Tieftöner unter 150 Hertz spielt, verschiebt sich die untere Grenzfrequenz deutlich nach oben. Der unbändige Druck im Frequenzkeller wie im 2,5-Wege Preset ist nicht mehr verfügbar. Die Wiedergabe der Sänger und die Feindynamik der Lautsprecher ist dafür im Gegenzug aber schlichtweg zum Dahinschmelzen. Die Stimmen entfalten sich mit einer schwebenden Schönheit, die kaum zu beschreiben ist. Auch die Verzahnung von Orchester und Sängern fällt jetzt fließender aus. Aus einem brachialen Tiefbasswunder ist ein mit viel Einfühlsamkeit agierender, gar sanfter Lautsprecher geworden. Denn auch der Hochton bekommt etwas mehr Geschmeidigkeit mit. Die Kontrolle über den Bassbereich verliert der A500 auch im 3-Wegebetrieb dennoch nicht, nur fällt er weniger üppig und körperhaft aus. Einzig die minimal an Tiefe einbüßende Räumlichkeit fällt bei diesem Preset negativ ins Gewicht, allerdings macht die unglaublich geschmeidige Stimmwiedergabe dies wieder wett.


Schlussendlich gibt es eigentlich nur ein Problem mit dem A500. Besitzer einer liebevoll zusammengestellten und perfekt aufeinander abgestimmten Stereokette, bestehend aus verschiedensten Komponenten, werden mit dem kleinen Lautsprecher nicht viel anfangen können. Schließlich braucht es neben den zwei Aktiven und dem Hub rein gar nichts, außer vielleicht einem kleinen Medienserver oder CD-Spieler, falls man nicht ausschließlich streamen möchte. Dies ist gleichermaßen die Stärke des buchardts. Für moderne HiFi-Anhänger, die wenig Platz oder Lust haben, sich mit verschiedensten Komponenten auseinanderzusetzen, sind die A500 samt Hub eine Komplettlösung, die zu allem Überfluss mit ihrem Bassfundament auch gleich einen Standlautsprecher ersetzen kann. Durch die moderne und digitallastige Umsetzung geht ein bisschen HiFi-Zauber verloren. Hochwertiger und flexibler Klanggenuss kommt mit dem A500 trotzdem keinesfalls zu kurz. Statt mit verschiedenen Verstärkern, Tonarmen, Digital-Analog-Wandlern, Kabeln und dergleichen experimentiert man ersatzweise kurzerhand mit verschiedenen Klangpresets. Anders, ungewohnt, aber auch sehr befriedigend.

STATEMENT

Mit dem A500 etabliert buchardt einen vollkommen neuen Typ Lautsprecher: Aktiv, mit DSP und wahlweise als 2,5- oder 3-Wege-System, wenn man mag, sogar mit verschiedenen Übernahmefrequenzen zwischen Mittel- und Hochtöner. Heute noch als Basswunder im Wohnzimmer, spielen sie morgen schon fein eingemessen und kultiviert im Arbeitszimmer neben dem Schreibtisch. Ein Lautsprecher der einem die Wahl lässt. Mit den verschiedenen Presets kann man die A500 immer wieder neu kennen und lieben lernen. Dabei agieren sie stets räumlich, authentisch und machen mit ihrem tiefreichenden Frequenzgang Standlautsprechern ernsthafte Konkurrenz.
Gehört mit
Computer ThinkPad 470s, Intel i5-6300U @ 2,4GHz, 12GB DDR4-RAM @ 2400MHz, Windows 10 (Roon, foobar2000)
Router & Zubehör TP-Link Archer C7 AC1750, Sagemcom FAST5460, Netgear ProSAFE GS108 (mit Keces P3)
Server Melco N1 AH 60/2
Reclocker Mutec MC-3+ USB
DAC Mytek Brooklyn DAC+ (mit Sbooster BOTW Eco P&P), Soncoz SGD1 (mit ifi iDefender+)
Vorstufe Violectric Pre V630
Endstufe NAD C 275BEE
Lautsprecher Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A
Smartphone iPhone SE, Motorola One Zoom, 128GB, 4GB RAM, Android 9 (BubbleUPnP, foobar2000 controller pro, TIDAL)
Kabel Sommer, Intona, Furutech, Belden, Glockenklang/Eupen
Herstellerangaben
buchardt A500
Lautsprecher-Typ 3-Wege Aktivlautsprecher
Verstärker 3 x 150W Class-D
Hochtöner 1 x 19mm Spezial gewebtes Textil mit CDC-Wellenleiter aus Aluminium
Mitteltöner 1 x 150 mm Langhubchassis
Tieftöner 1 x 150 mm Langhubchassis
Frequenzgang (+/- 1,5dB) 25 - 40.000 Hz
Trennfrequenzen 150 Hz / 2800 Hz
DSP Quad Core Prozessor
DAC Dual CS4398
Wireless WiSa 24 bit / 96kHz lossless
Anschluss Balanced / unbalanced XLR
Abdeckung magnetisch, schwarz
Stromversorgung 230 V AC
Abmessungen (B x H x T) 180 x 365 x 280 mm
Gewicht 12,5 kg
Farben Schwarz Matt, Weiß Matt, Walnuss Furnier
Herstellergarantie Chassis: 10 Jahre; Elektronik: 2 Jahre
Anzahl 1 Paar
Einspielzeit 50 - 100 Stunden
Preis 3460,50 Euro (Weiß mit Hub)
3655,46 Euro (Schwarz mit Hub)
3801,68 Euro (Walnuss Furnier mit Hub
Ohne Hub jeweils 243,70 Euro günstiger

Hersteller/Vertrieb
Buchardt-Audio ApS
Anschrift 44C Skolegade
8600 Silkeborg
Dänemark
Telefon +45 26748680
Web www.buchardt-audio.com
E-Mail buchardtaudio@gmail.com 
Vertrieb
HifiPilot GmbH
Anschrift Höhenstr. 7
75239 Eisingen
Telefon +49 7232 3640155
E-Mail kontakt@hifipilot.de 
Web www.hifipilot.de

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