Sie möchten auch hochaufgelöste Audio-Files genießen, ohne einen Laptop oder PC in Ihrer Kette zu haben und sich mit langwierigen Installationen herumzuschlagen? Das ist mit Melcos Einstiegsmodell N1A oder dem noblen und entsprechend teuren N1ZS kein Problem. Die Lücke zwischen diesen beiden schließt nun der N1ZH60.
Wie ich schon im Bericht über das Software-Update für die Melcos in Verbindung mit dem Buffalo-Bluetooth-Drive erwähnte, hat der N1A gleich nach seinem Test im Juli vergangenen Jahres den iMac als Datenlieferanten aus meinem Hörraum vertrieben. Nicht etwa, weil ich es als bekennender Analogfan nur schwer über mich brächte, einem Rechner Musik anzuvertrauen. Ein Blick in Hifistatement dürfte zeigen, dass ich mit der Digitaltechnik längst meinen Frieden und Computer-HiFi zu einem der Schwerpunkte in unserem Magazin gemacht habe. Schließlich werkelt ja auch im Inneren des Melco ein einfacher Computer, wie Roland Dietl in seinem Bericht ausgeführt hat. Auch ästhetische Gründe spielten keine Rolle bei der Entscheidung für den N1A: Man kann gewiss trefflich darüber streiten, ob des Melco funktionales Blechgehäuse mit seiner Alufront dem gefeierten Apple-Design vorzuziehen ist. Nein, der N1A hat sich allein wegen seines Klanges solange in meiner Anlage festsetzen können.
Auch wenn sich das Versprechen, die Digitaltechnik mache Musikgenuss auf höchstem Niveau für jedermann kostengünstig und vor allem bequem zugänglich, in den letzten 25 Jahren als „Marketing-Wahrheit“ herausgestellt hat, behält zumindest eine Hifi-Weisheit in der Welt der Nullen und Einsen ihre Gültigkeit: Klangliche Einschränkung, die man sich bei der Quelle einhandelt, können auch die besten nachfolgenden Komponenten nicht wieder wettmachen. Sieht man von der Software zum Wandeln von CDs in Files einmal ab und beschränkt sich auf Geräte, ist der Speicherort für die Musik-Dateien eben die erste klangbestimmende Komponente. Und auf diesem Gebiet ist meiner Erfahrung nach schon der „kleine“ Melco jeder für mich halbwegs beherrschbaren Computer-Lösung weit überlegen – Roland Dietl mit seiner Zwei-Laptop-Konfiguration unter JPLAY sieht darin zwar eine Alternative, hat bisher aber keinen klaren Favoriten.
Für alle, die sich bisher nicht mit dem Thema Melco beschäftigt haben, hier noch einmal kurz zusammengefasst, was beide bisher erhältlichen und das neue Gerät eigentlich sind und tun: Die Melcos zählen zur Gruppe der NAS – Network Attached Storage oder netzgebundener Speicher – und wurden für die Musikwiedergabe optimiert. Sie speichern auf ihren eingebauten Festplatten – je nach Modell HDD oder SSD – Audiodaten und stellen sie mit Hilfe des eingebauten Computers an der speziell für Audio-Anwendungen ausgelegten Ethernet-Schnittstelle für Bridges oder Streamer zur Verfügung. Dank des integrierten Renderers können die Daten aber auch direkt über den USB-Ausgang an einen D/A-Wandler mit entsprechendem USB-Eingang geschickt werden. Ein zweiter Ethernet-Anschluss erlaubt die Kommunikation des Melco mit einem Router, der die Steuerbefehle eines Smartphones oder Tablets empfängt und an den Melco weiterleitet. Wenn man sich für den direkten Weg vom Melco zu einem USB-Wandler entscheidet, benötigt man für die Steuerung momentan noch eine Control-App eines Drittanbieters wie beispielsweise die von Lumin oder Linns Kinsky oder Kazoo. Die erfüllen zwar klaglos ihre Aufgabe, aber bisher habe ich für den Melco keine so funktionale und elegante App gefunden, wie sie etwa Audirva+ für seine Software oder Auralic für seine Aries-Komponenten anbietet. Auralics Lightning DS ist für mich auch ein Argument dafür, zwischen dem Melco und dem Chord DAVE D/A-Wandler den Aries Femto einzuschleifen. Vor allem sorgt die Streaming-Bridge an dieser Stelle aber für noch ein wenig mehr Wohlklang.
Doch zurück zu Melco und dem N1ZH60. Von außen ist dieser nicht vom Topmodell N1ZS zu unterscheiden: Beide besitzen ein robustes, durch seine Schnörkellosigkeit optisch ansprechendes Aluminiumgehäuse in Silber oder Schwarz, das etwas schmaler ist als die übliche 19-Zoll-Breite, in der sich der N1A präsentiert. In diesem kommen zwei 3,5-Zoll-Festplatten mit je zwei Terabyte zum Einsatz, während in den kompakteren Gehäusen 2,5-Zoll-Platten verwendet werden: beim N1ZS zwei SSDs mit je 512 Gigabyte und beim N1ZH60 zwei selektierte HDDs mit je drei Terabyte. Der N1A muss sich nicht nur mit einem einfacheren Gehäuse begnügen, er wird auch nur von einem Netzteil gespeist. Die beiden Melcos im resonanzoptimierten Alugehäuse verfügen hingegen über je zwei Netzteile nach Medizintechnik-Standard, eines für alle Schaltungen, die mit LAN zu tun haben, und ein zweites für die Festplatten und die USB-Schnittstelle. Beide sind für eine Leistung von 30 Watt ausgelegt und verfügen über größere, hochwertige Siebkapazitäten. Von den Festplatten einmal abgesehen soll sich der N1ZH60 also nicht vom Topmodell unterscheiden. Für den beträchtlichen Preisunterschied von 3750 Euro sind allein die speziellen, für den Einsatz in Audio-Geräten entwickelten SSD-Platten verantwortlich, die anders als die HDDs nicht in großen Stückzahlen gefertigt werden. Auch hier hat Exklusivität ihren Preis.
Im oben erwähnten Artikel über die neue Melco-Firmware, die für alle Modelle dieselbe ist, hatte ich Ihnen Informationen zum N1ZH60 aus erster Hand angekündigt, die ich mir vom Besuch von Alan Ainslie, dem General Manager von Melco Syncrets Inc., in Gröbenzell erwartete. Aber leider kann ich nun nicht mit bisher unbekannten Details zur Konstruktion des neuen Modells aufwarten. Daran waren aber keinesfalls unsere kurzen Abschweifungen zu den Thema Uhren, Light Railways und Single Malt Schuld. Fast während der gesamten Besuchsdauer drehte sich alles um die digitale Musikreproduktion: Im Mittelpunkt der Gespräche standen allerdings aktuelle und zukünftige Entwicklungen – und über die will Melcos Manager verständlicherweise nichts in Hifistatement lesen, bevor sie offiziell vorgestellt wurden. Dass es immer mal wieder Firmware-Updates geben wird, kann aber kein Geheimnis sein, und auch, dass ein solches noch in diesem Jahr erhältlich sein wird, ist keine sensationelle Nachricht. Aber nach meiner Ankündigung fühlte ich mich Ihnen gegenüber in der Pflicht, das sah auch Alan Ainslie ein, und deshalb kann ich mit seiner Einwilligung ankündigen, dass im nächsten Update nicht nur der Tag-Editor Songkong enthalten sein wird, sondern danach auch Java auf dem Melco bereitstehen wird. Sie können ja mal ein wenig spekulieren, wozu dies gut sein könnte...
Schließlich erlangte ich auch Alan Ainslies Zustimmung, Ihnen mitzuteilen, womit wir die meiste Zeit verbrachten: mit der Erprobung der „Melco HD“-App, die bisher erst in einer Beta-Version vorliegt. Sie bietet jetzt schon alle Funktionen, die für die bequeme und unkomplizierte Bedienung des Melcos nötig sind. Dabei ist es völlig egal, ob er die Daten vom Ethernet-Ausgang – in meiner Kette – an den Aries oder über USB direkt an einen Wandler schickt. Einige freigegebene Bilder beweisen, dass auch die graphische Gestaltung hervorragend gelungen ist. Wie schon bei der Markteinführung in Deutschland versprochen, entwickelt sich der Melco vom gut ausgestatteten audiophilen Netzwerk-Speicher immer mehr zum kompletten Streamer. Schade nur, dass Alan Ainslie sein iPad mit der Beta-Version von Melco HD wieder mitgenommen hat.
Ich gebe gern zu, dass der N1ZS einen starken „Haben-Wollen-Impuls“ bei mir ausgelöst hat – nicht zuletzt, weil bei seinem Alugehäuse auch die Anfassqualität überzeugt. Aber obwohl ich noch nicht einmal die Musik-Files der Aufnahmen, denen die kostenlosen Downloads in Hifistatement entnommen sind, in meine Musikbibliothek überspielt habe, umfasst diese schon mehr als ein Terabyte, weshalb der N1ZS für mich nicht der Musik-Daten-Speicher der Wahl sein kann. Um so gespannter war ich auf den N1ZH60. Als erstes habe ich die Firmware – inzwischen warnt Melco vor der Nutzung von 3.10 und empfiehlt dringend, 3.11 aufzuspielen – per online-update aktualisiert und danach knapp über ein Terabyte Daten vom meinem Western-Digital-NAS überspielt. Der war auch die Quelle für die Daten, die sich auf dem Melco N1A befinden. In der ersten Runde habe ich die Melcos per Ethernet über den Auralic Aries Femto gehört. Dazu war der gerade aktive Melco über ein Cardas-Kabel mit dem Router und über ein Audioquest Diamond am Ethernet-„Player“-Ausgang mit dem Aries verbunden. Dieser arbeitete mit der Firmware 3.3 und nicht mit der Vorabversion 4.0, bei der die Audio-Daten vor dem Rendering im Cache zwischengespeichert werden, was die Unterschiede zwischen den Datenlieferanten nivellieren könnte. Aber die möchte ich ja gerade aufspüren.
Bei Arild Andersens „If You Look“ kommt das perkussive Metall vom N1ZH60 etwas strahlender rüber, die Wiedergabe besitzt eine bessere Durchzeichnung, das Klangbild wirkt offener und die Pauken grollen ein wenig bedrohlicher. Bedenkt man das Niveau, auf dem der N1Z arbeitet, sind diese Verbesserung beachtlich, auch wenn sie absolut betrachtet etwa dem Unterschied zwischen einem ordentlichen und einem absolut hervorragenden USB- oder Ethernet-Kabel entsprechen. Bei meinen Teststücken mit ausschließlich akustischen Instrumenten in natürlicher Akustik, bei denen es vorrangig um Dynamik, Raumtiefe und Detailreichtum geht, hat der N1ZH60 in allen Disziplinen ebenfalls ein wenig mehr zu bieten. Aber auch wenn er hier für noch mehr Freude an der Musik sorgt, heißt das keinesfalls, dass es übermäßig schwerfällt, zum N1A zurückzukehren. Ohne den Vergleich mit dem besseren Melco fehlt einem auch beim „kleinen“ nicht wirklich etwas.
Der Verzicht auf den Aries in der Kette bedeutet auch einen Verzicht auf ein klein wenig Tiefenausdehnung und Feinzeichnung, subjektiv empfunden nicht aber auf Dynamik, was allerdings auch daran liegt, dass der Tieftonbereich bei der direkten Verbindung mit dem Wandler einen Hauch fetter, aber weniger exakt rüberkommt. Auch ohne den Aries im Signalweg bleiben die Klangunterschiede zwischen den beiden Melcos erhalten: Der N1ZH60 verwöhnt mit ein bisschen mehr Luftigkeit, einem minimal größeren und vor allem tieferen Raum sowie mit geringfügig mehr Geschmeidigkeit. Zwischen den Melcos liegen auch bei der Nutzung der USB-Verbindung zum Wandler keine Welten, aber das entscheidende Etwas, auf das man in einer hochwertigen Kette als Klang-Goumet nicht verzichten möchte!
STATEMENT
Als High-End-Fan hat man sich längst daran gewöhnt, dass die letzten paar Prozent mehr Wohlklang die teuersten sind. Deswegen ginge für diese klanglichen Leistungen auch der Preis des N1ZH60 in Ordnung. Erfreulicherweise sind darin aber noch zwei Terabyte zusätzlicher Speicherplatz und ein ebenso schlichtes wie elegantes Alugehäuse enthalten, das auch neben edler High-End-Elektronik eine sehr gute Figur macht. Für mich ist der N1ZH60 der attraktivste Melco. Und alle Melco-Besitzer und die, die es werden wollen, können sich schon jetzt auf die in naher Zukunft erhältliche App freuen: funktional und optisch ein Genuss!
Gehört mit
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NAS | Melco N1A, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, PS Audio BHK Signature 300 Amplifier |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic, LumenWhite DiamondLight |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Melco N1ZH60
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EAN | 4981254035368 |
Festplatten | selektierte HDD 2,5″ (2 x 3 TB) |
Anschlüsse |
2 x Ethernet (1000BASE-T), (1 x LAN, 1 x nur für Player) |
Stromversorgung | 2 separate Netzteile: 1. für LAN-Sektion 2. für Daten-Sektion 2 x 30 W mit Kondensatorbank |
Gehäuse | robustes Aluminiumgehäuse |
Abmessungen | 350 × 65 × 370 mm |
Gewicht | 7kg |
Preis | 4750 Euro |
Dateiformate (Server) | DSF, DFF, FLAC, WAV, ALAC, AIFF, AAC, MP3, WMA, OGG, LPCM |
Dateiformate (Player) | DSF, DFF, FLAC, WAV, ALAC, AIFF, AAC |
Samplingraten (Server) | 44,1 KHz, 48 KHz, 88,2 KHz, 96 KHz, 176 KHz, 192 KHz, 384 KHz (PCM); 2,8 MHz, 5,6 MHz, 11,2 MHz (DSD) |
Samplingraten (Player) | 44,1 KHz, 48 KHz, 88,2 KHz, 96 KHz, 176 KHz, 192 KHz, 384 KHz (PCM); 2,8 MHz, 5,6 MHz (DSD) |
Bitraten | 16 – 32 Bit (PCM); 1 Bit (DSD) |
Media Server | Twonky MediaServer |
Vertrieb
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