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Børresen 01 Silver Supreme

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Beim Besuch von Aavik / Ansuz / Børresen im August letzten Jahres hatte ich kurz die Gelegenheit, eine 01 im Vergleich mit einer 01 Silver Supreme zu hören. Gern wollte ich diesen Vergleich zu Hause intensivieren – oder gleich eine 05 Silver Supreme testen. Auf letztere muss ich weiter warten, aber nun steht ein Paar Silver Supreme 01 im Hörraum.

Ich will keineswegs unverschämt erscheinen, aber selbst der Umstieg auf einen der – soviel sei schon jetzt verraten – besten und wohl auch kostspieligsten Zweiwege-Lautsprecher des Weltmarkts kann zum falschen Zeitpunkt einem hartem Entzug gleichkommen: Denn gerade erst habe die klanglich segensreichen Auswirkungen des Frequenzbereichs von 15 bis 30 Hertz (wieder) entdeckt und nun muss ich – bei der Børresen bauartbedingt – ohne wirklichen Tiefbass auskommen. Oder sollten die dänischen Edel-Schallwandler doch gerade passend nach Gröbenzell gekommen sein? Denn nach der Beschäftigung mit den beiden Velodyne-Subwoofern verbringen diese noch ein paar Tage bei mir, bevor sie in den Hörraum des Kollegen Roland Dietl umziehen. Und es ist bestimmt reizvoll, die Børresen einmal mit den Velodynes zu hören. Doch dazu später mehr.

Da Michael Børresen bei seinen Entwicklungen, sei es bei Ansuz-Kabeln, Aavik-Elektronik oder den nach ihm benannten Lautsprechern, keine Kompromisse eingeht, greift er nicht auf Chassis bekannter und angesehener Hersteller zurück, sondern konstruiert eigene. Der Børresen-Planar-Bändchen-Hochtöner, den man in allem Modellen der 0-Serie findet, ist eine komplette technische Neuentwicklung. Dabei wurden aufwendige Finite-Elemente-Methoden angewandt, um das magnetische Flussfeld zu linearisieren, die Bewegung des Treibers zu erleichtern und eine hohe Effizienz und eine hervorragende Linearität zu gewährleisten. Der Wirkungsgrad des Bändchen-Hochtöners soll außergewöhnliche 94 Dezibel betragen. Er kann ab circa 2,5 Kilohertz eingesetzt werden. Die bewegte Masse ist mit 0,01 Gramm extrem gering. Daher hat er die Fähigkeit, mit hoher Geschwindigkeit zu arbeiten und die feinsten Klangdetails zu erschließen. Die enorme Robustheit dieses Hochtöners erlaubt es ihm, extrem kräftige Transienten zu verarbeiten, ohne dass es zu das Ohr ermüdenden Partialschwingungen kommt. Der Børresen-Hochtöner kommt ohne Übertrager aus.


Noch intensiver hat sich Michael Børresen in das Thema Tief/Mitteltöner vertieft: Seiner Meinung nach bringt der seit Erfindung des Lautsprechers quasi unveränderte Aufbau mit Eisen zur Konzentration des Magnetflusses auf den Spalt, in dem sich die Schwingspule bewegt, eine Menge Probleme mit sich, da sich die Parameter – und vor allem die Induktivität – des System mit der Position der Schwingspule verändern. Diese Änderungen verursachten beträchtliche „Eisen-Verzerrungen“. Denen begegnet er mit seinem patentierten, völlig eisenfreien Magnetantrieb, bei dem vier gegenüberliegende Neodym-52-Ringmagnete zum Einsatz kommen, um die Flusslinien über zwei massive, wie Polschuhe wirkende Kupferscheiben zu konzentrieren. Das Børresen-Magnetsystem besitzt eine hohe Flußdichte von 1,1 Tesla. Die massiven Kupferpolringe wirken, wie Michael Børresen ausführt, auch als effektive Kühlkörper, was dem Lautsprechertreiber eine sehr hohe Belastbarkeit verleihe. Die Kupferpolringe reduzierten die Schwingspuleninduktivität auf außergewöhnlich niedrige 0,04 Millihenry. Das seien weniger als zehn Prozent des bei Standardlautsprechern üblichen Wertes. Eine niedrigere Induktion erlaube es dem Treiber, viel schneller und nahezu ohne Verzögerung zu reagieren: Die Wiedergabe werde feiner und detaillierter. Eine geringere Induktion dämpfe auch den Impedanzanstieg über Systemresonanzen: Die Basswiedergabe werde dadurch straffer, besser fokussiert und authentischer.

Die Børresen-Membran besteht aus einem Verbundwerkstoff: aus zwei Schichten sehr dünnen Carbons auf beiden Seiten eines vier Millimeter dicken Nomex-Wabenkerns. Daher zeichnet sie sich durch ein sehr gutes Steifigkeits/Gewichts-Verhältnis aus. Das niedrige Gewicht von nur 5,5 Gramm ermöglicht einen sehr hohen Beschleunigungsfaktor der Treibers, was sowohl eine hervorragende Auflösung als auch eine höhere Effizienz zur Folge hat. Aber selbst bei diesem patentierten High-Tech-Tief/Mitteltöner entdeckte Michael Børresen noch Verbesserungspotential: Die bei seinen Chassis im Vergleich zu herkömmlichen Treibern schon etwa zehnmal geringere Impedanz wurde jetzt noch weiter reduziert, und zwar auf ein neues, beispielloses Minimum: Nun liegt sie etwa zwölfmal niedriger als die herkömmlicher, eisenbasierter Treiber. Da Silber eine sechs bis acht Prozent bessere Leitfähigkeit als Kupfer besitzt, hat man die Kupferpolringe durch bei Børresen in Aarlborg handgefertigte Silberringe ersetzt. Den dafür nötigen, immensen fertigungstechnischen Aufwand finden Sie im Bericht über den Besuch bei Aavik / Ansuz / Børresen ab Seite 7 unten dokumentiert. Zudem unterzieht Børresen nicht nur den Magnetantrieb, sondern auch alle anderen Metallkomponenten der Chassis einer kryogenen Behandlung. Dadurch soll ihre Induktivität um weitere fünf bis acht Prozent reduziert werden und die Musikwiedergabe der 01 einen neuen und unübertroffenen Standard setzen.

Wie bei allen Børresen-Lautsprechern so ist auch bei der 01 die Frequenzweiche in einer seriellen Konfiguration aufgebaut. Dadurch sei, so Michael Børresen, der elektrische Strom über den Frequenzweichenbereich phasenstarr. Für die Weiche habe man mit großem Aufwand die besten Bauteile nach dem neuesten Stand der Technik ausgewählt. Bei den Spulen handele es sich um Folientypen, die mit Papierisolation gewickelt und unter Vakuum mit Harz imprägniert wurden, um sie mechanisch extrem fest und stabil zu machen. Als Kondensatoren würden Arrays aus kleinen, militärisch spezifizierten Folien-Typen verwendet. Sie hätten die beste mechanische Stabilität und die geringste Induktion aller auf dem Markt erhältlichen Kondensatoren – und klängen auch noch wunderbar. Zur Anpassung des Bändchen-Hochtöner kämen Metallstreifenwiderstände zum Einsatz, da sie mit Abstand die niedrigsten Rauschwerte hätten und zudem eine sehr geringe thermische Variation aufwiesen.


Bilder einiger Besonderheiten der Børresen-Gehäuse wie die ventilierte Kammer für den Hochtöner mit der eleganten, seitlichen Schallführung und die perforierte Platte zur Bedämpfung des davor zu montierenden Tief/Mitteltöners finden Sie im ersten Teil des Firmenberichts auf Seite sechs. Selbstverständlich bieten die dänischen Lautsprecherspezialisten passende Ständer für ihren Zwei-Wege-Monitor an – so die offizielle Bezeichnung der 01. In der oberen Platte des Ständers und im Boden der Box gibt es drei Vertiefungen, in die die Ansuz-Darkz-Füße passen. In der Silver-Supreme-Edition sind die T2 Supreme, die bisher hochwertigste Ausführung der Entkopplungselemente, enthalten. Im beständigen Streben noch Verbesserungen fertigte Ansuz auch eine kleine Anzahl Darkz aus Wolfram, die noch einmal klare klangliche Vorteile haben sollen. Allerdings gestaltete sich die Bearbeitung des Material derartig schwierig, dass sie nicht ins Portfolio aufgenommen werden. Weitaus vielversprechender verliefen die Experimente mit Zirkonium, wie Morton Thyrrested berichtete. Beim Versand der 01 waren Zirkonium-Darkz noch nicht serienmäßig lieferbar, weshalb ich mich über jeweils drei der raren Wolfram-Darks pro Box freuen darf, die den Preis der 01 Silver Supreme aber noch einmal um einige Tausend Euro nach oben treiben dürften.

Der Transport der 01 und ihrer Ständer vom Fotostudio in meinen Hörraum bereitete aufgrund des moderaten Gewichts von Schallwandler und Fuß nicht die geringsten Probleme. Schwierig, ja gerade zu unmöglich war es, für die Verbindung der 01 mit der Endstufe in meinem Fundus ein mechanisch und qualitativ passendes Lautsprecherkabel zu finden: Da wäre zwar immer noch das absolut beeindruckende Audioquest Dragon, aber das harmoniert nur mit Schallwandlern mit Bi-Wiring-Option und Terminals, die Gabelschuhe akzeptieren. Über solche verfügen die 01 aber nicht, weshalb auch das Göbel Lacorde Statement nicht in Frage kommt. Morten Thyrrested, der übrigens fest davon überzeugt ist, dass Bananenstecker Gabelschuhen klanglich weit überlegen sind, schickte dann umgehend ein Ansuz Speakz D2, das zum optimalen Betrieb jedoch niederfrequente Spannungen aus einer Ansuz PowerBox oder einem PowerSwitch benötigt. Glücklicherweise wartete das PowerSwitch D-TC Supreme noch im Lager auf seine Rücksendung. So kommt es zu einem Comeback im Hörraum, allerdings nur in seiner Funktion als niederfrequente Wechselstromquelle.


Die 01 hatte vor dem Versand schon ein wenig über 80 Stunden Einspielzeit hinter ich gebracht, am neuen Standort mussten sie sich dennoch zusammen mit dem nagelneuen Lautsprecherkabel erst einmal eine längere Zeit akklimatisieren. Aber ich war natürlich viel zu neugierig, um nicht auch schon bei den ersten Tönen hinzuhören. Die Schallwände der Børresen befanden sich in etwa dort, wo auch die der Göbel Epoque Aeon Fine üblicherweise ihren Platz finden. Die Velodyne-Subwoofer, die den Frequenzbereich der Göbel um sehr wirkungsmächtige 15 Hertz nach unten ausdehnen, bleiben natürlich erst einmal außen vor – und das ist deutlich zu hören. Aber es ist ja auch nicht wirklich fair, sich erst von einem Vollbereichs-Lautsprecher samt subsonischer Unterstützung verwöhnen zu lassen und dann direkt zu einer nicht vollständig eingespielten Zweiwege-Konstruktion mit einem 11,5-Zentimeter-Tief/Mitteltöner zu wechseln, wenn diese noch dazu mit einem völlig neuen Lautsprecherkabel angeschlossen ist. Aber in Sachen Betriebsstunden lässt sich bei den 01 und dem Speakz D2 ja noch einiges machen.

Mindestens ebenso ohrenfällig wie der momentane Mangel an Tiefbass ist das hohe Maß an Homogenität und Stimmigkeit, das die Børresen schon jetzt erkennen lassen. Da zieht kein noch so kleiner Frequenzbereich besondere Aufmerksamkeit auf sich. Die 01 spielen schon jetzt wie aus einem Guss. Noch vor etwa einem Jahr wäre ich wegen der geschilderten Eigenschaften der 01 völlig aus dem Häuschen gewesen, aber nach so langer Zeit mit den Göbels, die ja den gesamten Frequenzbereich oberhalb von 160 Hertz mit nur einem Chassis reproduzieren, wirkt die Wiedergabe der Børresen auf mich einfach nur richtig. Dabei schaffen die 01 eine Raumillusion, die bereits jetzt völlig überzeugt, und auch in Sachen Schnelligkeit bleiben keine Wünsche unerfüllt. Dann rücke ich die 01 etwas mehr als 40 Zentimeter in Richtung hintere Wand, so dass der Abstand jetzt noch ein wenig mehr als 60 Zentimeter beträgt. Und dann wird die Box eingespielt, mal direkt nach dem Aufstehen bis kurz vorm Einschlafen, mal 24 Sunden am Stück, wenn auch mit sehr geringem Pegel in den Nachtstunden. Nach vier Tagen erwische ich mich dabei, dass ich mich morgens beim ersten Album sehr entspannt auf ein Jazz-Trio einlassen kann, ohne über die Tieftonwiedergabe nachzudenken. Michael Børresen, den ich angerufen hatte, um mir das ein oder andere technische Detail seiner Schöpfung erklären zu lassen, merkte dann an, dass seine Lautsprecher nach jedem Transport eine gewisse Zeit benötigten, um wieder auf ihr vorher erreichtes Niveau zurückzukehren. Auch nahm er mir die Angst, die 01 durch hohe Lautstärken beschädigen zu können – nicht ganz unwichtig, wenn man wie ich gerne auch mal etwas lauter hört.

Während der folgenden Woche habe ich die 01, wann immer ich im Hörraum war, mit analogen Quellen gehört, um im Wechsel die Verkabelung des Thiele TA01 und ein Soundsmith Strain Gauge einzuspielen, und mich so von meinen wohlbekannten digitalen Test-Files ferngehalten. Ein besonderer Genuss war das Titelstück des Albums Dawn Dance von Steve Eliovsen und Collin Walcott. Das Zusammenspiel zwischen den im Multiplay aufgenommenen akustischen Gitarren und der Perkussion von Becken und Triangel höre ich üblicherweise besonders gern mit den Acapella Violon VI mit ihren Ionen-Hochtönern, die dem Metall eine ungeheure Präsenz und Farbigkeit verleihen. Der Børresen-Bändchen-Hochtöner kommt mit seiner feinen Auflösung und den vielfältigen Klangfarben dem Niveau der Acapellas in den Höhen derart nahe, dass ich nicht mehr daran zweifle, dass er keine weitere Einspielzeit mehr benötigt.


Welche Überraschung, als ich dann Keith Jarretts „God Bless The Child“ vom Album Standards, Vol. 1 anspiele: So voluminös, ja fast schon fett habe ich den Flügel nicht in Erinnerung. Und auch die Bass Drum kommt mit ordentlich Dampf, lässt dafür aber ein wenig Präzision vermissen. Für eine – wenn vielleicht auch noch nicht hundertprozentig – freigespielte 01 ist der durch die Nähe zur Rückwand generierte Bass einfach zu viel des Guten. Zudem gehen in der Tieftonfülle einige Details verloren. Selbst bei Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“, das ja auch von der Intensität des Kontrabasses und der Bass Drum lebt, übertreiben die 01 aufgrund ihrer Wandnähe im Tieftonbereich ein wenig. Also wandern die 01 auf die Plätze, auf denen schon eine Vielzahl von Lautsprechern meinen Raum beschallt haben. Bei „Calypso Minor“ kehrt dadurch die gewohnte Feinauflösung und Schnelligkeit zurück. Die Bass Drum und der tiefe Viersaiter besitzen ähnlich viel Druck, wie ich ihn von den Aeon Fine her kenne. Auch bei „God Bless The Child“ gibt es wieder die vertrauten Details zu hören, der Groove geht unter die Haut, nur die Bass Drum scheint ein bisschen weniger voluminös zu sein als beim meinen Standlautsprechern. Bei Ravi Shankars „West Eats Meat“ verhält es sich ähnlich. Den Tablas im Intro fehlt es weder an Schnelligkeit noch an Tieftonenergie, lediglich die Pauken im sich anschließenden Hauptteil kommen mit weniger Macht. Schostakowitschs „Polka“ fasziniert – wie üblich – mit ihrer guten Durchhörbarkeit, der realistischen Raumillusion und den kräftigen Klangfarben.

Es ist unglaublich, welche Menge Bassenergie die zierlichen 01 nun selbst relativ freistehend – der Abstand zur Seite beträgt etwa 65 Zentimeter, der zur Rückwand über einen Meter – mit ihrem einen 4,5-Zöller in den Hörraum wuchten. Das hätte ich mir bei der ersten Begegnung mit der Børresen 01 nicht träumen lassen. Um bei der ganzen Begeisterung über die Bassfähigkeit der ebenso zierlichen wie eleganten Zweiwege-Konstruktion keine Zweifel an ihren übrigen Spitzenleistungen aufkommen zu lassen, hier noch einmal ganz explizit: Ich kenne nicht einmal eine Handvoll Lautsprecher, die so homogen und damit frei von technischen Artefakten spielen wie die Børresen. Zudem verschwindet ihr Standort bei entsprechenden Aufnahmen völlig aus dem Klangbild. Dafür sind Positionen von Stimmen und Instrumenten respektive -gruppen auf der imaginären Bühne klar definiert und wirken unverrückbar. Selbst wenn ich die 01 – Michael Børresen beruhigende Worte im Ohr – nun mit höheren Lautstärken fordere, kann ich sie nicht dazu bringen, lästig, nervös oder komprimiert zu klingen. Mir fällt beim besten Willen kein Kritikpunkt ein. Vielleicht komme ich ja deshalb immer wieder auf den Bassbereich zurück, wo mit mehr Membranfläche noch ein wenig mehr möglich wäre.

Wie oben beschrieben, gilt das für Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“ so gut wie nicht. Und deswegen kann ich es auch nicht lassen, bevor meine Gattin und ich wie so häufig mit einem Aperitif und einer Neuerwerbung von Qobuz oder einer alten ECM-Scheibe aus dem Plattenregal den Feierabend einläuten, noch einmal kurz das Test-Stück anzuspielen. Da die 01 nun wieder auf der für Lautsprecher üblichen Position im Hörraum und damit exakt auf der Höhe der Subwoofer stehen, und vor allem wegen der nun satten Bass Drum und des druckvollen Kontrabasses, vermutete meine Gattin, ich hätte die Velodynes an die Børresen angepasst und aktiviert: Was wir hörten, waren aber keine Subwoofer, sondern nur zusätzliche zehn Tage Einspielzeit für die 01!


Am nächsten Tag habe ich dann einfach mal die Velodyne DD+ 10 eingeschaltet und zwar mit der Einstellung, die für die Aeon Fine gedacht ist. Wie zu erwarten, profitierte davon die Raumdarstellung und in geringerem Maße auch die schon bisher sehr gute Feinzeichnung der Børresen. Aber den Pauken in „West Eat Meat“ fehlte bei dieser Abstimmung auch weiterhin der Druck. Weil ich um die besondere akustische Situation in meinem Hörraum mit der Überhöhung um 40 Hertz weiß, habe ich keinen weitern Versuch mit dem Einmessprogramm AutoEQPlus unternommen. Für die nötige Feinjustage müsste ich wohl Roland Dietl oder Helmut Baumgartner bemühen. Die verfügen über jahrelange Erfahrung mit dem Programm von Velodyne und spezielle Mess-Software. Aber wenn ich die Subwoofer wie geplant in Kürze erwerben werde, habe ich danach ja genug Zeit, meine Fähigkeiten in Sachen Feinabstimmung zu trainieren. Übrigens arbeitet Michael Børresen an einer Subwoofer-Lösung, wobei die Anpassung an die Hauptlautsprecher analog erfolgen soll, um die beim Einsatz DSPs auftretende Latenzzeit zu umgehen. Das Thema Tiefstbass wird uns also auch in Zukunft begleiten.

Für mich ist es übrigens viel spannender, die 01 allein zu hören und mich immer wieder zu wundern, zu welch gigantischen akustischen Leistungen diese so formschönen, kleinen Schallwandler fähig sind. Eine vor Jahrzehnten oft, in letzter Zeit aber nur sehr selten gehörte ECM-Scheibe, die ich inzwischen auch als File besitze, ist Paul Motians Le Voyage: Neben dem vornehmlich in den Klangfarben der Becken schwelgenden Schlagzeuger sind J.F. Jenny-Clark mit seinem volltönenden Kontrabass und Charles Brackeen auf dem Tenor- oder Sopran-Saxophone mit von der Partie. Letzteres habe ich als gerade in den freieren Passagen schon mal ein wenig aggressiv in Erinnerung. Davon kann aber keine Rede sein, wenn die Børresen 01 mit im Spiel sind: Die Saxophone besitzen den typischen Biss, wirken keineswegs weichgespült, aber auch nicht giftig – sondern einfach nur richtig. Üblicherweise höre ich nur den ruhigen „Folk Song For Rosie“ mit den Klangmalereien auf dem Blech, dem gegen Ende abgrundtiefen Bass-Solo und dem meist melodiösen Saxophon. Aber der erste Song kommt so faszinierend rüber, dass ich das gesamte Album genieße. Auf „Abacus“ wird es dann ein wenig wilder: Paul Motian entfacht nun auch auf seinen Trommeln richtig Druck, das aufgeregte Saxophon kommuniziert phasenweise allein mit dem halligen Aufnahmeraum: kein leichter Stoff, aber ungemein spannend. Zwischendurch sind immer mal wieder die mechanischen Geräusche der Klappen zu hören: Da herrscht wirklich kein Mangel an Details. Auch das Schlagzeug mit der satten Bass Drum erklingt in einem großen – wohl virtuellen – Raum. Der Bass hingegen wurde vollkommen „trocken“ aufgenommen. Dennoch zieht mich das Album weiterhin in seinen Bann: „Cabala/Drum Music“ trägt seinen Namen wegen des ausführlichen Drum-Solos zurecht, gefällt aber auch in den Unisono-Passagen von Saxophon und gestrichenem Bass: eine wirklich schöne Wiederentdeckung, die ich natürlich nicht in Zimmerlautstärke genießen kann. Aber die Lautsprecher und ihre Physis geraten immer mehr in Vergessenheit. Es geht schon längst nur noch um die Musik!

STATEMENT

Die Børresen 01 Silver Supreme sind mit Abstand die besten, auf einem Ständer zu betreibenden Zweiwege-Lautsprecher, die ich je gehört habe. Und das liegt nicht vorrangig daran, dass die abgestrahlte Tieftonenergie und die möglichen Pegel die Gehäuseabmessungen Lügen zu strafen scheinen. Die 01 bezaubern vielmehr mit einer ungemein kohärenten und homogenen Spielweise – völlig frei von technischen Artefakten. Trotz der Fülle an Rauminformationen und sonstigen Details haftet ihrer Wiedergabe nicht einmal ein Anflug von Rauigkeit, Nervosität oder Lästigkeit an. Wahre Traumlautsprecher!
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Einstein The Tonearme 12“, Thiele TA01, AMG 12JT Turbo
Tonabnehmer Transrotor Tamino, Lyra Etna, Soundsmith Strain Gauge
Phonostufe Einstein The Turntable's Choice (sym)
Tonbandmaschine Studer A80
NAS Melco N1Z/2EX-H60, WDMyCloud
Streamer Auralic G2.1 mit 2TB SSD
Up-Sampler Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Poweradd oder Ferrum Hypsos
D/A-Wandler Chord Electronics DAVE mit Linearnetzteil
LAN-Switch SOtM sNH-10G i mit Keces P8
10-MHz-Clock SOtM sCLK-OCX10 mit Keces P8
Vorstufe Audio Exklusive P7
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Göbel Epoque Aeon Fine
Subwoofer Velodyne Digital Drive Plus 10 (2x)
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und Dragon Bi-Wiring, Swiss Cables, SOtM dBCL-BNC
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Arya Audio Revopods, 10Gtec Medienkonverter (2x) mit Keces P3 und SBooster BOTW P&P Eco MKII, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter
Herstellerangaben
Børresen 01 Silver Supreme
Frequenzgang 50Hz-50KHz
Wirkungsgrad 86dB/1W
Impedanz >6 Ω
Empfohlene Verstärkerleistung >50W
Hochtöner Børresen Bändchen-Hochtöner
Tiefmitteltöner Patentierter, eisenfreier Børresen Tiefmitteltöner, 11,5cm Durchmesser
Ausführung Nussbaumfunier
Preis 43.000 Euro, Aufpreis für Darks aus Wolfram, 4.600 Euro (Ständer)

Hersteller
BØRRESEN Acoustics
Anschrift Rebslagervej 4
DK-9000 Aalborg
Web borresen-acoustics.com

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