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MEE audio Pinnacle P1

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Pinnacle: der Gipfel, der Höhepunkt! MEE Audio stapelt bei der Produktbezeichnung seines In-Ear-Hörer gewiss nicht tief. Und auch die Transportbox belegt den gehobenen Qualitätsanspruch, denn sobald die umfangreich beschriftete Verkaufsverpackung abgestreift ist, zeigt sich eine edle schwarze Schatulle aus Karton. Den Blick ins Schatzkästchen erlangt, wer den zweigeteilten Deckel zu den Seiten hin öffnet.

Ein vergoldeter Klinkenadapter, weitere apart gestaltete schwarze Schachteln, ein Aufbewahrungsetui aus Leder und natürlich die kleinen Schallwandler werden sichtbar. Ja, das macht richtig was her! Mit diesem perfekt inszenierten Einkaufserlebnis positioniert der 2005 gegründete amerikanischen Kopfhörer Spezialist den Pinnacle P1 an der Spitze seines Portfolios, das eine Vielzahl von mobilen Hören umfasst. In der Range finden Profi-Musiker, Sportler oder Alltagsnutzer Innenohrhörer in den unterschiedlichsten Preislagen, daneben bietet die Palette schön aufgemachte (und im Moment ziemlich angesagte) Bügelhörer. Und für fast jede Ausführung gibt es Angebote mit und ohne Kabel.

Aber zurück zu den noch verschlossenen Schachteln. Eine der beiden beherbergt eine praxisgerecht große Auswahl von Ohraufsätze: drei Paare Inletts aus Formgedächtni-Polymer (MEE Audio nennt Sie „memory foam eartips“), sowie sechs unterschiedlich große aus Silikon. In dieser Kollektion sollte jeder Gehörgang das passende Gegenstück finden – ein wesentliches Detail, entscheidet doch die richtige Anpassung das spätere Klangerlebnis nachhaltig mit. Mit ihren Materialeigenschaften sind die Aufsätze aus Polymere-Kunststoff hierbei im Vorteil, schließen sie doch den Tunnel zum Trommelfell ebenso angenehm wie individuell ab. Die Stunde des Silikon schlägt, wenn es um die regelmäßige Reinigung der „Gehörgang-Adapter“ geht.

In der zweiten Box befinden sich Verbindungskabel die jeweils aus sorgsam verdrillten Litzen bestehen. Eines ermöglicht schnödes Telefonieren, das Zweite, hergestellt aus hochreinem Kupfer, ist dem Musikgenuss vorbehalten. Während der Nutzung – hier greife ich dem Ergebnis des Praxistest vor – neigten beide erfreulicherweise weder zum Verknoten noch zum Verheddern.

Als Schnittstelle zu den Wandlern dienen vergoldete MMCX-Steckverbinder, die zudem Kabel und Hörer durch das Trennen der Verbindung bei mechanischer Überlast schützen. Im Inneren des stabilen Gehäuse erreicht das Signal einen Treiber, der von den visierten Entwicklern „Moving Coil Transreducer“ getauft wurde. Sein Zusammenspiel mit einem akustischen Diffusor soll den Weg zu musikalischen Gipfeln – siehe oben – ebnen. Bei der äußeren Gestaltung des aus einer Zink-Legierung hergestellten P 1 entschieden sich die Designer für eine organische Form ohne Ecken und Kanten. Eine Kontur, die es durch einfaches Tauschen des Einsatzortes – den Wechsel vom rechten ins linke Ohr – ermöglicht, die Zuleitung entweder nach unten respektive nach oben herauszuführen.


Clever, denn gerade die letztgenannte Position verhindert durch Reibung entstandene Kabelgeräusche äußerst effektiv. Und da es mit der ersten Hörsitzung in dem bevorzugten Lebensraum eines In-Ear-Hörers ging, sollte die Zuleitung ordentlich in Bewegung geraten. Denn statt in den bequemen heimischen Sessel ging es auf ein Stück derbes Leder mit Namen Fahrradsattel und anstelle der mehrstöckigen heimischen Soundmaschine, musste ein zigarettenschachtelgroßer Musikplayer die sorgsam eingespielten Schwingspulen des Pinnacle unter Strom setzen. Schon nach dem Einsetzen fällt die außerordentlich gute Passform der Hörer auf. Auch heftig ausgeführte Kopfbewegungen provozieren keinen Verlust der kleinen Lautsprecher. Das etwas höhere Gewicht der soliden Kapseln ist spürbar, wird aber durch die gekonnte Formgebung nie lästig, im Gegenteil, nach kurzer Eingewöhnungszeit entfällt das Gefühl, einen Fremdkörper im Ohr zu tragen fast vollständig. Sobald die ersten Elektronen in der Kupferleitung schwingen, offenbart sich die zweite Erkenntnis: Der Wirkungsgrad entspricht nicht ganz dem klassenüblichen Niveau, für den Pinnacle muss der Lautstärkeregler etwas weiter aufgezogen werden. Ohrenbetäubende und gewiss gesundheitlich bedenkliche Lautstärken waren der Kombination aus Player und In-Ear aber dennoch zu entlocken.

Wobei gerade dieser Einsatz von Leistung ohnehin selten nötig wurde, denn bei dutzenden musikbegleitenden Kilometern auf dem Rad erstaunt das akustische Durchsetzungsvermögen der Darbietung. Selbst leise Passagen widerstehen dem Dauerrauschen des Alltags und die fragile Balance des Klangbildes bleibt trotz reduzierten Pegel im Lot. MEEs Bester ist damit – fast – immer Sieger über die Umgebungsgeräusche.

Die passende musikalische Untermalung für eine Radtour am Rhein bot der kanadische Jazzsänger Gino Vannelli – wer hat ihm nur zu diesem Künstlernamen geraten? – mit dem klasse produzierten Album Live in LA. Seine Ausflüge in Popgefilde, „Wild horses“ oder „Black cars“ wiewohl schon einige Jahre alt, heben die Stimmung wie auch die Trittfrequenz. Und mit jeder Radumdrehung verblassen die Sorgen, dass die Nachdrücklichkeit des Tons zu Lasten der Tonalität geht. Bläser, Backgroundsängerinen, die kraftvoll gespielten Drums, der Fretless E-Bass, die Keyboards und Gino, alle Akteure auf der Bühne werden mit der gewohnten Kraft und Spielfreude wiedergegeben, kein Frequenzbereich drängt sich impertinent in den Vordergrund.


Für die genaue Klassifizierung zieht es mich in geschlossene Räume, fordern doch hier am Ufer Rennradler und elektrisch unterstützte Peladeure zuviel Aufmerksamkeit ein. Doch bevor die Räder wieder rollen, transformiert der P 1 durch Tausch des Kabels zu einem Head Set. In dem gleichlangen Leiter ist das Mikrofon und eine Fernbedienung integriert. Klanglich fällt die Strippe deutlich ab, seine Kernkompetenz verrichtet es allerdings gekonnt. Die Stimmen der Telefonpartner werden für beide Teilnehmer klar durchzeichnet übertragen, mein Gegenüber merkte nur eine leichte Schärfe beim gesprochenen Wort an. Auch in einem lauten Umfeld stand das Gespräch dank einer effizienten Unterdrückung der Störgeräusche im Mittelpunkt. Gemessen an der Größe lassen sich die Tasten im Kabel gut bedienen, die Umsetzung der Befehle erfolgt ohne Fehl und Tadel. Zuhause angekommen zwang mich die im mobilen Einsatz praxisgerechte 1,30 m lange hochwertige Zuleitung nah an den Kopfhörerverstärker, so dass abermals der Hörsessel geschont wurde.

Richard Wagners Tristan und Isolde „Akt 1 Prelude“ ist emotional ein ganz dickes Brett. Zu diesen Klängen pulverisierte Regie-Enfantterrible Lars van Trier im Film Melancholia unseren Planeten – mehr in Noten gefasstes Verhängnis geht nicht. Karl Böhm dirigierte 1966 die während der Bayreuther Festspiele entstandene Live-Aufnahme, die trefflich die Bühnenatmosphäre einfängt. Räumlichkeit steht hier im Wortsinne für das entführen in den Aufführungsraum mit seinen Vokalakteuren sowie dem musizierenden Orchester.

Im Gegensatz zu – guten – Lautsprechern, fällt es einer großen Anzahl von Kopfhören schwer so direkt am beziehungsweise im Ohr eine derartige Virtualität zu entfalten. Nicht so der P1, spannt er doch weit über die Dimensionen des Kopfes hinaus eine Kulisse, in der die Musiker glaubhaft agieren können. Wobei einzelne Spieler respektive Orchesterteile nicht zu Lasten des Gesamteindruckes fokussiert werden. Anmutig ohne unpassende Süßlichkeit gelingt die Reproduktion der für Streicher und Bläser so wichtigen mittleren Frequenzen, weiter oben im Spektrum strahlt der nötige feine Glanz, wenn auch nicht mit der letzten Intensität. Es fällt leicht, lange in die Musik einzutauchen, so unprätentiös harmonisch gelingt der Vortrag.

Spätestens seit der EM wissen wir, Island beherbergt nicht nur Vulkane mit unaussprechlichen Namen, sondern auch ziemlich verrückte Menschen, die neben einer großen Affinität zum runden Ball eine überaus positive Einstellung zu jeder Art von Künsten hegen. Folgerichtig gibt es auf der Insel südlich vom Polarkreis fast so viele Musiker wie Elfen – Emilíana Torrini oder Sigur Rós gehören neben Björk zu den international erfolgreichen Pop-Künstlern. Aber auch die Jazz-Szene ist rege. Die Brüder Omar, Gitarre und Bass, und Oskar Guðjónsson, Saxophon, sind die eine Hälfte des Quartett ADHD, Davíð Þór Jónsson, Tasten sowie Bass, sowie Magnús Trygvason, Schlagzeug, stellen Nummer drei und vier. Ihr fünfter Longplayer ADHD 5 ist Schwermut in konzentrierter Form – perfekt für graue Wintertage. Mit dem Pinnacle fällt es leicht, den vier Musikern auf ihre Heimatinsel zu folgen, so formvollendet ausgewogen versetzen die mitunter rauen Töne das Trommelfell in Bewegung.


Noch einmal Musikkunst aus Island, noch einmal Filmkunst von Lars von Trier. Für Dancer in the Dark komponierte Björk nicht nur die Filmmusik, sondern übernahm nach vielem Zureden auch die Hauptrolle der tragischen Heldin. „New World“ aus dem O.S.T. ist für mich eines der schönsten Stücke der nordischen Ausnahmekünstlerin. Ein episches Werk mit viel Traurigkeit, unzähligen Streichern und jede Menge Gänsehaut-Feeling. Gerade diese Leidenschaft wird glänzend gegen die Defizite der recht rustikalen Aufnahmequalität in Szene gesetzt. Trotz der leicht geglätteten Deutung lassen sich die mit dem Mischpult zusammengeführten Bausteine des Songs klar differenzieren. Ungleich besser produziert ist ihr Album Post, fein abgestuft, ohne einzelne Basslagen zu bevorzugen schallt, kraftvoll befeuert durch den Amp, „Hyper-Ballad“. Lobenswerterweise wird der Gesamteindruck trotz der Präsenz der tiefen Lagen nicht angedickt, mitnichten der Normalfall bei In-Ears.

Für die Rolling Stones war 1969 ein Jahr mit teils dramatischen Brüchen. Zu Beginn galt es, die vakante Stelle des zweiten Gitarristen mit Mick Taylor neu zu besetzen. Eine Verbindung, die nicht ewig halten sollte, denn auch Taylor kämpfte wie Jones mit den Dämonen seiner Drogensucht. Brian starb nach seinem Rauswurf im Sommer, und wenige Monate später wurde während eines Konzerts im nordkalifornischen Altamont direkt vor der Bühne durch die als Ordner engagierten Hells Angles ein Mord begannen – die Hippie-Kultur verlor dort ihre Unschuld.

Das Live-Album Get Yer Ya-Ya’s Out entstand unmittelbar vor diesem einschneidenden Ereignis in New York. Voller Energie spielen die Stones im Madison Square Garden ihr Set: Der Blues ist schmutzig, „Sympathie for the devil“ ekstatisch. Und auch hier gilt zu konstatieren: Die noch jungen britischen Jungs rocken mit leicht gedämpfter Dynamik authentisch im Hörkanal.


Die Playlist ist Ihnen zu wenig audiophil? „A Case of you“ von Diana Krall dürfte versöhnen. Sanfte Pianoanschläge zu Beginn unterlegt von Hüsteln im Publikum und dem Knarren des Schemels, Diana die Joni Mitchells Klassiker mit einer warmen körperhaften Stimme interpretiert. Alles gut, wenn da nicht auf dem Langzeitspeicher zwischen den Ohren ein paar zusätzliche Feinheiten gespeichert wären. Manches Hingehauchte wird nicht mit der allerletzten Auflösung wiedergegeben – aber Hand aufs Herz ist das relevant? Im Flugzeug, der Bahn, auf dem Rad aber auch in der Hängematte obsiegt die Fähigkeit des langen Hörgenuss über derartige Marginalien.

STATEMENT

Ein „Grüner Hügel“ in Bayreuth statt schlammige Wiesen in Wacken, das charakterisiert den Pinnacle P1 trefflich. Denn absurde maximale Lautstärken oder ein spektakulärer Wirkungsgrad standen nicht in seinem Lastenheft. Wohl aber, unbeschwert feine Töne mit einer hohen Durchsetzungskraft zu reproduzieren. Und so überzeugt seine Performance durch Natürlichkeit verbunden mit einem vorzüglichen Tragekomfort. Beide Tugenden vereint ergeben einen stundenlangen unbeschwerten Hörgenuss.
Gehört mit
Mobile Quellen iPad®, iPhone®, FIIO X1
Computer Audio NAS-Laufwerk Qnap HS 210, Minim Server, Router Speedport W 724 V
Streaming Server Minimserver
Steuerung Lumin für Apple iPad, Linn Kazoo
Netzwerkspieler, Vorverstärker Linn Majik I DS
Kopfhörerverstärker Lake People G 100
Kopfhörer Sennheiser HD 800
Netzaufbereitung Furman Elite-16 Power Factor E i
Kabel Monster Cable LAN, Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line
Möbel Phonosophie Tripod
Herstellerangaben
MEE audio Pinnacle P1
Typ Audiophiler In-Ear Kopfhörer
Anschlussstecker Verstärker Stereo-Klinke 3,5 mm vergoldet
Anschlussstecker Hörer MMCX-Steckverbinder vergoldet
Wirkungsgrad 96dB +/- 3dB bei 1 mW / 1.000 Hz
Frequenzgang 20 Hz bis 20.000 Hz
Impedanz 50 Ohm bei 1.000 Hz
Gewicht ca. 30 Gramm inkl. Kabel
Fernbedienung für Apple iPhone®, iPad®, iPod® und AndroidTM Telefone
Kabel- / Länge versilbertes, hochreines Kupferkabel ca. 130 cm
Lieferumfang Drei Paar Ohrstücke aus „Memory Form" und sechs Paar Inletts aus Silikon jeweils in unterschiedlichen Größen, Adapter auf Klinke 6,3 mm, Transportbox, Verbindungskabel mit integrierten Mikrofon, Fernbedienung und Kragen-Clip Länge ca. 130 cm, mehrsprachige um fangreiche Bedienungsanleitung
Preis 200 Euro

Vertrieb
MEE audio
Anschrift 817 Lawson St., City of Industry, Los Angeles, USA
E-Mail support@meeaudio.com
Web www.meeaudio.com
Vertriebspartner in Deutschland Satking, Headsound, Amazon, Conrad

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