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Starke Sound IC-H1 ELITE

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Der Name der amerikanischen High-End-Schmiede lässt mich rätseln: Starke Sound – wird das ausgesprochen, wie Nike, also „Neiki“ oder „Naik?“ Ich sehe mir ein Interview mit den Firmengründern an und bin schlauer: „Stark“ wie der Name des Marvel-Helden Tony Stark. Ob mein Testkandidat auch das Zeug zum „Hifi-Hero“ hat, gilt es herauszufinden.

Seit 2009 im Business, hat das Team um Scott DeLoache, den Chief Design Director, Spring Qin als Chief Marketing Officer und Chief Technical Officer Dan Wiggins ein Ziel vor Augen: Lautsprecher zu bauen, die sowohl den Liebhaber des Stereosounds als auch den Heimkinofan gleichermaßen glücklich machen. Nach über zehn Jahren hat sich das Portfolio von Starke Sound inzwischen vergrößert. Neben den Speaker-Serien Halo und Brio/Brev sind Verstärker und Subwoofer zu finden. Alle Produkte werden im eigenen Hause designt und gefertigt, was in der heutigen Zeit der Globalisierung und des Outsourcings längst nicht mehr selbstverständlich ist.

Unsere Testobjekte kommen in standardisierten Kartons, gepolstert in angepasstem Schaumstoff und – mein Herz geht auf – zum Glück nicht in Plastikfolie eingewickelt, sondern verpackt in violette Filztaschen, verziert mit Echtlederfinish und eingestanztem Logo. So, dann öffnen wir mal das „Filztascherl“. Meine Augen, geblendet von der knallgelben Hochglanzlackierung, entdecken einen Speaker, der eindeutig das gemeinsame Kind von Iron Man und dem Transformer Bumblebee sein könnte. Meine Hauszierde kann sich den Kommentar „Spongebob Schwammkopf“ nicht verkneifen. Aber Scherz bei Seite, was ich hier entdecke ist top verarbeitetes Industriedesign. Die ein Zentimeter dicke und äußerst stabile, gebürstete Alufront ist mit acht Inbusschrauben am MDF-Gehäuse befestigt und beherbergt drei Treiber, was die üblicherweise gängigen zwei bei Regallautsprechern übertrifft. Perfekt eingepasst in die jeweiligen Ausfräsungen und auch mit Inbus-Köpfen montiert blicken mir ein 13 Zentimeter großer Basstreiber und ein zehn Zentimeter großer Mitteltöner entgegen. Die Membranen beider bestehen aus Carbonfasern. Im Gegensatz zum Tieftöner mit seinem frei strahlenden Konus-Lautsprecher enthält der Mitteltöner zusätzlich noch einen kupferfarbenen Phase-Plug. Darüber, geschützt von zwei vertikalen Metallstäben, thront der circa einen Zentimeter eingelassene und 25 Millimeter große Seiden-Tweeter. Die eloxierte, kupferne Schallführung erinnert stark an einen Horntrichter. Rechts darunter in gleicher Farbe das Logo der in Los Angeles hergestellten Speaker. Alle drei Treiber sind nach LMF-Technik (Linear Motor Force) entworfen. Hierbei handelt es sich um eine von Chefentwickler Dan Wiggins patentierte Erfindung, die nachweislich die Audioverzerrung reduziert. Durch die Implementierung eines idealen linearen und vergrößerten Magnetfelds für die Treiberspule entstehen folglich kaum Kompressionseffekte.


Auf der Rückseite befindet sich der eingelassene, trompetenförmige Bassreflexkanal aus Aluminium. Darunter liegt das hochwertig und sehr gut verarbeitete Single-Wire-Anschlussterminal – Experimentierfreudige werden hier Bi-Wiring vermissen, aber mal ehrlich, wer nutzt schon die unterschiedlichsten Anschlussmöglichkeiten? Jeweils drei konterbare und höhenverstellbare Spikes werden mitgeliefert. Sie lassen sich ohne zu verkannten einwandfrei an der Bodenplatte montieren und einstellen. Mit Maßen von 180 Millimeter Breite, 385 Millimeter Höhe und 258 Millimeter Tiefe finden die Zwillinge aus Kalifornien auf jedem Sideboard Platz. Mit elf Kilogramm Gewicht gehört die IC-H1 Elite eher zu den Schwergewichten im Kompaktbereich – ich stelle mir gerade den Versuch vor, beide Lautsprecher auf ein Hochregal zu hieven und lache herzlich dabei. Wer sich diesen Kraftakt ersparen möchte kann für jeweils 700 Euro die dreibeinigen Boxenständer STAND3 erwerben.

Ein Upgrade des Hochtöners von Seide auf Beryllium ist möglich und schlägt ebenfalls mit knapp 700 Euro zu Buche. Der Tweeter kann durch die Eigenschaften dieses seltenen Erdmetalls – Beryllium hat den fünffachen Härtegrat von Aluminium und wiegt gleichzeitig nur 40 Prozent dessen – schneller agieren und erzeugt dadurch einen besseren Hochfrequenzgang. Wem die Farbauswahl – gelb, weiß und schwarz mit jeweils silberner oder schwarzer Alufront – für die Gehäuse nicht ausreicht, für den sind auch diverse Custom-Paintings auf Anfrage machbar. Im Manual wird eine Parallelaufstellung der Boxen empfohlen, der Hörer sollte innerhalb eines Winkels von 45 bis 60 Grad zu ihnen Platz nehmen. Ich entscheide mich nach einigem Herumexperimentieren, das Pärchen ein wenig angewinkelt auf meinen Hörplatz ausgerichtet aufzustellen. Dann kann es endlich ans Testhören gehen.

Der Tarantino Soundtrack von Django Unchained darf zuerst die Starke Sounds herausfordern. Ich höre das Laden eines Revolvers, James Russos markante Stimme schleudert mir ein „Who’s that, stumbling around in the dark?“ entgegen und ich fühle mich sofort an die Originalton-Vorstellung an einem frostigen Montagabend im Dezember 2012 erinnert. Es folgt der Titelsong „Django“. Sofort fällt mir die detaillierte und zugleich brillante Auflösung auf. Rocky Roberts Stimme erfüllt den Raum, jedes einzelne Instrument findet sich am richtigen Ort klar und differenziert, nichts ist überlagert.

„The Braying Mule“, ein Instrumental des wohl größten Italo-Western-Komponisten Ennio Morricone, zeigt mir die gekonnte Stereodarstellung der beiden Speaker auf: Das Xylophon bleibt auf dem rechten Kanal, links ertönt die Querflöte, die Percussion kann ich je nach Instrument dem jeweiligen Kanal exakt zuordnen, die Gitarren rücken dezent in den Hintergrund – ja so wünsche ich mir das! Auch das ebenfalls von Signor Morricone komponierte Stück „Ancora Qui“ zeigt die Stärken der Starke auf. Das Zusammenspiel zwischen Elisa Toffolis Stimme und den Streichern harmoniert, es herrscht kein Mangel an Details. Nachdem ich mir Tarantinos Longplayer dreimal am Stück zu Gemüte geführt habe, beschließe ich nach einer kleinen Pause einen Stilwechsel.


An Evening with John Petrucci & Jordan Rudess startet meine zweite Session. Petrucci an der Akustik- respektive E-Gitarre und Mr. Rudess am Piano brillieren mit ihren virtuosen, sich duellierenden musikalischen Ergüssen bei dieser Live-Aufnahme. Selbst die Tonflut der beiden Dream-Theater-Mitglieder wird ohne jegliche Einbußen an Brillanz vorgetragen. Jeder Flageolett-Ton der E-Gitarre wirkt harmonisch, nichts ist überspitzt. Ein Vergleich mit meinen Referenzboxen, den Grand Verus III Bookshelf von Aperion Audio, ist unumgänglich. Schnell wird mir klar, dass in Puncto Stereodarstellung und Auflösung die Starke Sounds im Vorteil sind. Bei dem fast vierfachen Preis von circa 3.600 Euro für das Pärchen darf man das aber auch erwarten.

Nun habe ich Lust auf mehr Live-Musik bekommen. Können Starke Sounds Kompaktlautsprecher Metallicas erstes S&M-Konzert mit genügend Power wiedergeben? Voller Vorfreude lausche ich „The Ecstasy of Gold“. Wer schon einmal auf einem Konzert der Kalifornier war, kennt die Mystik, die Morricones Intro auslöst, wenn James Hetfield und Co. die Bühne betreten und bereit sind, das Stadion zum Toben zu bringen. Auch der erste Teil von „The Call of Ktulu“ überzeugt mich sofort, doch sobald Bass Drum und Bass einsetzen, fehlt mir etwas. Der Attack ist da, aber ich vermisse den Punch. Ich ändere die Position der Speaker, rücke sie näher an die Wand, um die Basswiedergabe zu verstärken. Es ist besser, trotzdem wünsche ich mir mehr Druck im Tieftonbereich. Auch hier kann Starke Sound Hilfe anbieten, schließlich hat man sieben unterschiedliche Subwoofer im Portfolio.

Eindeutig lässt sich die Handschrift von Chef-Ingenieur Dan Wiggins erkennen. Um die hervorragende Auflösung der Speaker nicht zu mindern, wurde auf den Kompromiss verzichtet, mit Komprimierung mehr Druck in den tieferen Lagen zu erzeugen. Die Lösung mit dem Anschluss eines zusätzlichen Subwoofers lässt zwar manches Portemonnaie bluten, wird aber die beste und individuellste Lösung sein. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens genieße ich das komplette Live-Konzert. Die Räumlichkeit fesselt mich und die komplexen Klangbilder des Zusammenspiels des Metal-Quartetts mit dem San Francisco Symphony Orchestra werden überragend dargestellt.

Nach der ganzen Live-Action kehre ich wieder zur Filmmusik zurück. Daft Punks Tron Legacy lässt mich tief in die weiten Sphären der elektronischen Welt eintauchen. Die Intensität des dynamischen Duos aus Starke’s Soundschmiede ist überwältigend. Von „Overture“ über „The Grid“ bis hin zum „Finale“ es geht hier inzwischen nicht nur um Klang, sondern auch um Emotionen. Ja die beiden Kompaktlautsprecher erzeugen unglaublich viel Gefühl aufgrund ihrer Feinzeichnung, ohne klinisch und kühl zu wirken.


Ich blicke meine Musiksammlung durch und entdecke einen weiteren Soundtrack: Transformers – Revenge of the Fallen. Optisch passt das perfekt, wie sieht es klanglich aus? Mir fällt sofort auf, dass die beiden Amerikaner ihre Stärke schon bei niedrigem Pegel präsentieren – die Definition. Dies kann gerade für den zur Miete lebenden Musikliebhaber, der den Ärger mit den Nachbarn vermeiden muss, ein großer Vorteil sein. Der etwas fehlende Punch im Bassbereich bei höherer Lautstärke fällt dann nicht so sehr ins Gewicht. Von Linkin Parks „New Divide“ über Green Days „21 Guns“ bis hin zu „Almost Easy“ der neuen Metal-Götter Avenged Sevenfold, jeder Song bereitet mir schon bei Zimmerlautstärke Freude. Bei größerer Lautstärke jedoch, gebe ich dennoch meiner Referenz den Vorzug. Gerade für die Liebhaber von etwas lauterer Übertragung – und hier zähle ich mich dazu – wäre es interessant, die beiden Starke Sounds mit einem Subwoofer zu kombinieren.

Nach dem Ausflug ins härtere Gitarren-Genre darf es das 2004 erschienene Duett „Here we go again“ sein. Zwei der wohl größten Songwriter unserer Zeit, Ray Charles und Nora Jones, fordern die IC-H1 Elite. Und meine Erwartung wird nicht enttäuscht. Agil und mit Leichtigkeit wird das Zusammenspiel von Rays leicht angerauten und souligen Vocals mit Noras von Melancholie angehauchter Singstimme wiedergegeben. Sanft von Besen gestreichelt hallt die Snaredrum, die Hammond-Orgel gepaart mit Mister Charles unvergleichlichen Pianospiel, so kann ich dieses Musikstück in vollen Zügen genießen. Ich wage noch einen finalen Ausflug zur Klassik. Der „Radetzky-Marsch“ aufgeführt vom Orchester der Wiener Staatsoper und dirigiert von Josef Leo Gruber: Schon nach den ersten vier Takten beim Einsetzen der weltberühmten Melodie bemerke ich, wie ich anfange mitzuwippen. Ob es Johann Strauss (Vater) auch so erging, als er das erste Mal die Aufführung seines Opus Nr. 228 hörte? Liszt „Liebestraum Nr. 3“ interpretiert von Lang Lang kommt im Vergleich zum opulenten Marsch sanft, fast zerbrechlich daher. Die technische Brillanz des chinesischen Ausnahmepianisten, veredelt durch die beiden 3-Wege-Kompaktlautsprecher, verwandelt meinen Hörraum in einen Konzertsaal. Ja, hier demonstrieren die beiden Speaker, dank ihrer detailreichen Abbildung ihr wahres Können.

STATEMENT

Starke Sound ist es mit der IC-H1 Elite gelungen, einen Kompaktlautsprecher in eigener Produktion und kompromisslosem Design auf den Markt zu bringen, der sich als Meister des Raumklangs und der Definition klar positioniert. Die Kalifornier schaffen es nicht nur, Tonkunst exzellent abzubilden, sondern auch Emotionen zu wecken. Die Stärken liegen klar bei der Abbildung von Klassik, Jazz bis hin zu unplugged Live-Konzerten. Ein wahrer „Hifi-Hero“!
Gehört mit
Phono-Vorstufe NAD PP2
Verstärker DENON PMA-535 R
Plattenspieler Technics 1210-SL MKII mit Tonabnehmer Ortofon Blue MM
CD-Laufwerk DENON DCD-735r
DA-Wandler Dynavox Mini-DAC II Digital/Analog-Wandler
Lautsprecher Aperion Audio Verus III Grand Bookshelf
Kabel / Zubehör KabelDirekt, Monster Cable 400i Stereo, Mogami 2535, Oelbach Nobsound Speaker Selector Switch
Herstellerangaben
Starke Sound IC-H1 ELITE
Lautsprecher-Typ 3-Wege – Kompaktlautsprecher
Konstruktionsprinzip Bassreflex
Hochtöner 1-Zoll-Starke custom made Pinnacle Ring with Starke LMF Technology™
Mitteltöner 4-Zoll-Starke Carbon Fiber Pinnacle Ring with Starke LMF Technology™
Tieftöner 1 x 5.25-Zoll-Starke Carbon Fiber Pinnacle Ring with Starke LMF Technology™
Frequenzgang 55 - 28.000 Hz (+/- 2dB)
Trennfrequenzen 300 Hz / 2.900 Hz
Impedanz 4 Ohm
Wirkungsgrad 89 dB (2,83 V / 1 m)
Abdeckung keine
Anschlüsse vergoldet
Abmessungen (B/H/T) 18/38,5/25,8 cm
Gewicht 11 kg
Farbe schwarze Alufrontplatte mit schwarzen Piano-Lack-Finish, silberne Alufront mit gelben oder weißen Hochglanz-Finish, diverse Custom-Paintings sind auf Anfrage möglich
Herstellergarantie 10 Jahre
Einspielzeit 50 - 100 Stunden
Paarpreis ca. 3.600 Euro

Vertrieb
Audio Reference GmbH
Anschrift Alsterkrugchaussee 435
22335 HAMBURG
Telefon +49 40 53320359
Fax +49 40 53320459
Web audio-reference.de

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