Es ist brandneu, so dass Sie es noch nicht auf der Website von Charisma Audio finden. Es ist innovativ, weil ein Nadelträger aus weißer Keramik den Abtastdiamanten trägt. Es besitzt die musikalischen Fähigkeiten zum Klassenprimus – und das für 800 Euro. Ein Erlebnis: das Charisma Audio ECO.
Die Einleitung ist meiner anfänglichen Begeisterung geschuldet, die sich bereits in der Einspielphase – Charisma Audio empfiehlt hierfür 30 Stunden – einstellte, ganz einfach, weil der Tonabnehmer schon da erstaunlich gut klang. Nach meiner Erfahrung vor fünf Jahren mit dem auf dem legendären Denon 103 aufgebauten Audio Exklusiv 103, das ja ebenfalls aus dem Hause Charisma Audio stammt und auch weiterhin im wachsenden Portfolio der kanadischen Marke zu finden ist, hatte ich dies nicht erwartet. Mit seinem Preis von 800 Euro ist das neue ECO deutlich preisgünstiger als das 103. Auch Dirk Sommer attestierte in seinem Bericht über das Charisma Audio Signature One kürzlich den ihm bekannten Modellen von Entwickler Bernard Li „ein sehr kundenfreundliches Preis/Genuss-Verhältnis“. Dennoch: das ECO ist klanglich selbstverständlich nicht in die Reihe der allerbesten Systeme einzuordnen. Aber bei der Art, wie es zu musizieren vermag, muss es das auch gar nicht.
Als Plattenspieler für diesen Test wählte ich meinen Kenwood KD-990, einerseits, weil damals das 103 im Zusammenspiel mit ihm sehr gut klang, zum anderen, weil ich davon ausgehe, dass man einen Tonabnehmer für 800 Euro nicht zwingend mit einem 8000-Euro-Plattenspieler wie dem Brinkmann Bardo mit dem Musical-Life-Conductor-Tonarm kombiniert. Auch in einer preisgünstigen Laufwerk-Tonarm-Kombination soll das ECO sein Können beweisen. Ein drittes Argument: Auf diese Weise steht mir immer wieder zum Vergleich der Bardo mit dem Audio-Technica-ART-9-Tonabnehmer zur Verfügung – und das sollte sich noch als sehr aufschlussreich erweisen. Die für das ART-9 eingestellte Impedanz am Plinius Koru beließ ich bei 220 Ohm. Der für das ECO empfohlene Bereich liegt zwischen 100 und 1000 Ohm. Hiermit werde ich später noch experimentieren. Der Verstärkungsfaktor der Phonostufe steht bei gängigen sechzig Dezibel.
Vor dem Hören des Tonabnehmers steht bekanntlich sein Einbau. Bereits hier konnte das ECO Sympathie erheischen, da es mit seinen elf Gramm und dem geradlinigen und vorn runden Systemkörper aus Aluminium bei der Montage angenehm in der Hand lag und sich vor allem leicht justieren ließ. Weitaus wichtiger als diese haptische Qualität ist die Resonanzarmut des massiven Aluminium-Blocks. Mit einem der drei mitgelieferten Schrauben-Paarel für die leichtgängigen Gewindebuchsen lässt sich das ECO im Headshell befestigen. Messtechnisch erwies sich das Resonanzverhalten im Tonarm des KD-990 als sehr unauffällig und ruhig im kritischen Bereich zwischen sechs und sechzehn Hertz. Erst bei 80 Mikron waren bei einer Auflagekraft von 1,9 Pond leichte Abtastverzerrungen zu hören. Der Hersteller empfiehlt Sorgfalt beim Umgang mit dem Keramik-Nadelträger. Sicher ein ernst zu nehmender Hinweis, gilt aber nach meiner Auffassung für jeden Tonabnehmer. Der leider fehlende Nadelschutz ist durch den Warnhinweis nicht wett zu machen. An dieser Stelle sind wir, technisch gesehen, bei der Besonderheit des ECO. Keramik-Nadelträger sind sehr selten zu finden. Die Schweizer Tonabnehmer-Nobelmarke Hifiction verwendet Keramik-Nadelträger bei ihren kostspieligen Tonabnehmern, die nicht einmal für den zehnfachen Preis des ECO zu bekommen wären. Ein weiterer Hersteller kommt mir aktuell nicht in den Sinn. Vergleicht man die Materialien für Nadelträger, die da sind künstlicher Diamant, Rubin, Bor oder Aluminium, so erkennt man unterschiedliche mechanische und klangrelevante Eigenschaften. Der Elastizitätskoeffizient benennt Spannung und Dehnung bei der Verformung des Nadelträgers während der Abtastung und ist an dieser Stelle besonders bedeutsam. So ist ein Diamant-Nadelträger bei gleichen Abmessungen etwa fünfzehn mal verformungsresistenter als Aluminium. Dass eine starre Keramik ebenfalls überlegen sein dürfte, ist leicht vorstellbar. Rigidität ist ein entscheidendes Kriterium für die unverfälschte Weitergabe der vom ECO mit stark elliptisch geschliffenen Diamanten abgetasteten Rillenformung im Vinyl an die Spulen des Moving-Coil-Tonabnehmers. Beim Charisma Audio ECO sind diese aus sauerstofffreiem Kupfer auf eine Trägerkreuz aus Reineisen gewickelt.
Bereits in der Einspielzeit, nach etwa vier bis fünf Stunden, hatte das Klangbild des ECO etwas Faszinierendes. Weil ich noch eine eher leicht raue, etwas unausgewogene Musikdarbietung erwartete, legte ich Peter Greens In The Skies auf den Plattenteller, da dies dieser Musikart nach meiner Einschätzung weniger zum Nachteil gereicht als etwa einem Violinkonzert. Wie gesagt, ich war nicht wenig überrascht, wie homogen und detailreich das ECO bereits jetzt zu Werke ging. Dabei beeindruckten mich in besonderer Weise die intensiven Klangfarben und das seidige, transparente Hochtonspektrum. Das Charisma gefiel mit einer schönen Staffelung und räumlichen Struktur, die jedem Instrument und Peter Greens Gesang in Tiefe und Breite eigenen Raum gab.
Durch die beeindruckende Reproduktion von In The Skies angespornt, wagte ich mich an das in Instrumentierung und Klangfarbenpracht vielfältigere erste Album der Chicago Transit Authority und wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Die hölzerne Percussion zum Beispiel war plastisch und beinahe zum Greifen nah. Homogenität und Durchzeichnug, vor allem aber dieser unglaubliche musikalische Fluss machten den Hörgenuss aus. Das bedurfte eines Gegenchecks, auch wenn das ECO bis dahin noch keine zehn Stunden spielen konnte. So hörte ich dann Seite eins mit den wohl zeitlos schönen Songs „Does Anybody Really Know What Time It Is?“ und „Beginnings“ mit meiner Bardo-Referenz. Ja, das war noch einmal ein Sprung in Sachen Lebendigkeit und Offenheit. Aber jetzt kommt's: Keine Sekunde habe ich beim Wechsel zurück auf den Kenwood mit dem Charisma Audio auch nur das Geringste des vorher erlebten Mehr vermisst. Das ECO besitzt etwas Einnehmendes, musikalisch Überzeugendes, das ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht näher beschreiben kann. Mit seiner Darbietung zieht es mich in seinen Bann, und nachdem ich die geniale Chicago-Interpretation von Stevie Winwoods „I'm A Man“ genossen hatte, wollte ich herausfinden, was das ECO aus dem Original der Spencer Davis Group macht, das ich auf einer Best Of-LP von Island Records besitze und das in dynamischer Hinsicht der Chicago-LP nicht das Wasser reichen kann. Es war wirklich nicht schlecht, was das ECO aus diesem Oldie herausholte. Das war mehr als anhörbar und hatte nichts Langweiliges oder Nerviges an sich. Dass es mit dem ECO Spaß macht, auch minderwertiges Material zu hören, ist dem neuen System aus Kanada hoch anzurechnen und im Musik-Alltag ein wichtiger Genuss-Aspekt. Jetzt möchte ich dieses Genre verlassen und zu zarteren Klängen wechseln. Dazu wähle ich das ECM-Reissue von 1990 Jimmy Giuffre 3 1961, das bereits 1961 in New York eingespielt wurde. Jimmy Giuffres Klarinette wird umrahmt von Paul Bleys Piano und dem Kontrabass des damals 20-jährigen Steve Swallow. Diese Musik lebt von ihren Klangfarben in den sensiblen Tonschwingungen. Das ECO kann diese begeisternd vermitteln. Ich bin wirklich beeindruckt von der musikalischen Stimmigkeit und der Spielfreude. Details, Farbe, Nachklingen, Ausschwingen – alles da, und mit feiner Dynamik vorgetragen. Nun will ich erst einmal die restlichen zwanzig Stunden weitere Einspielzeit abwarten. Wird danach noch mehr zu erleben sein? Wenn ich jetzt bereits das Statement formulieren müsste, würde ich schreiben: Das ECO ist so harmonisch, dass es den Hörer in die Musik zieht und ihn nicht wünschen lässt, viel mehr Geld für noch mehr Musikalität auszugeben.
Inzwischen hat das Charisma Audio ECO seine empfohlene Einspielzeit zumindest annähernd hinter sich gebracht und ich lege an einem Sonntagvormittag eine meiner Ewig-Lieblings-LPs auf: Igor Strawinsky Pulcinella-Suite mit der Academy of St.Matin-in-the-Fields unter Neville Marriners Leitung, Decca 1968. Verzeihen Sie mir, wenn ich auch hier wieder von einer großen Überraschung berichten muss: Der musikalische Fluss mit kraftvoller, greifbarer Darstellung der vielfältigen Instrumentierung mit all ihren Klangfarben ist einfach großartig. Zarte, glanzvolle Streicher betören ebenso wie die straffen und energischen Töne der tiefen Streicher und das schillernde Blech der Bläser. Diese Pulcinella-Suite eignet sich bestens, um die Abschlussimpedanz an der Phonostufe zu optimieren. So wechsele ich dann gleich von den bisherigen 220 Ohm auf den empfohlenen Maximalwert von einem Kiloohm. Das kommt mir dann in meiner Anlagenkonfiguration einen kleinen Hauch zu hochtonintensiv vor. Die richtige Anpassung am Plinius Koru finde ich bei 470 Ohm. Wenn ich bei dieser Musik nun zum Vergleich auf Brinkmann Bardo / Musical Life Conductor / ART-9 wechsele ist da immer noch ein deutlicher Unterschied in Sachen Größenzeichnung und Offenheit, die aber wesentlich auch dem teuren Laufwerk und Tonarm zuzuschreiben sind. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass meine etatmäßige Kombi insgesamt und in jeder Hinsicht überlegen ist. Nein, sogar im Kenwood kann das Charisma Audio partiell punkten. Es generiert eine mitreisende musikalische Spannung, die das andere Setup in dieser Weise nicht bieten kann. Das Klangerlebnis des ECO ist stimmig, überzeugend und reproduziert Strawinskys Suite derart schön und packend, dass zumindest ich nichts anderes brauche. Bleibt zu klären, wie sich das eingespielte ECO bei Stimmen und komplexen Orchester verhält: Hören wir also noch einmal Peter Greens Meisterwerk In The Skies. „Seven Stars“ klingt nun runder, homogener als zuvor, der kräftige Bass konturierter. Das ECO hat einen ganz leichten Hang zur weichen Darstellung, womit ich aber keinerlei Nachteile verbinde. Dynamische Attacken klingen im positiven Sinne aggressiv, jedoch nie nervig. Percussionsinstrumente erhalten nun mehr Körper und Farbe. Die Stimme wirkt überzeugend und lebensecht.
Ich lege zur Überprüfung Led Zeppelin II, die LP von 1969 auf, 2. Seite: John Paul Jones' Bass tönt satt und groovt, Robert Plant klingt, wie ich ihn zu kennen glaube. Da ist nichts von freundlicherer Warmzeichnung zu spüren. Kari Bremnes ist die Frauenstimme, die für den nächsten Test herhalten muss. Ich weiß nicht, ob ich sie auf ihrem Album Over En By jemals so attraktiv und fesselnd gehört habe. Mit einbeziehen will ich das gesamte musikalische Ensemble. Dieses Album inszeniert das Charisma ECO mit Feingefühl und Grandezza. Es ist diese fließende Inszenierung, die der Darbietung nicht nur bei diesem Album musikalische Ganzheitlichkeit verleiht. Kann das ECO auch großes Orchester? Das soll der vierte Satz der Symphonie-Fantastique von Hector Berlioz mit dem Chicago Symphony Orchestra, dirigiert von Georg Solti, erschienen auf Stereo-Laboratory 1976 offenbaren. Die Wucht und Straffheit der Pauken und Kontrabässe eingangs des Satzes sind beeindruckend. Frappierend auch die Dynamik des Orchesters. Allein das Kenwood-Laufwerk verhindert hier eine angemessene Größendarstellung und Offenheit. Somit widerspreche ich dann doch dem von mir anfangs formulierten Gedanken, dass dies Charisma Audio ECO für 800 Euro wohl eher für preislich gemäßigte Plattenspieler-Konfigurationen gedacht ist. In ihm steckt viel musikalisches Potential, das es zu entfalten gilt. Leider muss mein Exemplar nun ins Fotostudio, danach möchte ich es für weiteres Hörvergnügen gern zurück haben.
STATEMENT
Vielleicht ist der Keramik-Nadelträger der entscheidende Grund für die überzeugende Musikalität des Charisma Audio ECO in allen Genres. Es geht dynamisch zur Sache und lässt genauso fein und sensibel tief in die Musik hineinhorchen. Seine fließende Darbietung ist geradezu fesselnd. Ein bezahlbares Kleinod, auch für verwöhnte Ohren.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Performance-Netzteil, Tonarm Musical Life Conductor 10“, Audio-Technica AT-ART 9, Kenwood KD-990 |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Vorverstärker | Audio-gd Master 1 Vacuum |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 |
Equalizer | LA-Audio EQ231G für Bass |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Wireworld Eclipse 8 Silver und Platinum Cinch und XLR, Purist Audio Design Elementa Advance und Alzirr XLR, QED Genesis Silver Spiral und Supra XL Annorum LS mit Enacom LS, Audioquest Niagara5000, Hurricane HC, Source und NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer Sicherungen, Synergistic Research Quantum Blue und Orange Sicherungen, AHP Klangmodul Ivg, Furutech NFC Wandsteckdose, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Franck Tchang Klangschalen |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Acapella Basis |
Herstellerangaben
Charisma Audio MC-2
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Generatorprinzip | Moving Coil |
Gewicht | 11 g |
Gehäusematerial | Aluminium |
Nadelträger | Weiße Keramik |
Nadelschliff | Super elliptisch, nackter Diamant |
Vertikaler | Abtastwinkel 20º |
Spulenträger | Reineisen-Kreuz |
Spulenmaterial | OFC |
Ausgangsspannung | 0,38mV bei 3,54cm/sek |
Impedanz der Spule | 8 Ohm |
Frequenzgang | 20 – 20.000 Hz ±1dB |
Kanalgleichheit | >0,5dB |
Kanaltrennung | >25dB |
Dynamische Nadelnachgiebigkeit | 12µm/mN |
Empfohlener Abschlusswiderstand | 100 - 1000Ω |
empfohlene Auflagkraft | 1,9g ± 0,1g |
Abtastfähigkeit bei 315 Hz | 80µm bei 2g |
Empfohlene Tonarmmasse | mittel |
Einspielzeit | 30 Stunden |
Preis | 799 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
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