Der Weiss DAC502 begeisterte bisher mit seiner opulenten Ausstattung und dem Klang der getesteten DSP Plugins auf Studio-Niveau. Für alle, die auch nur zwei oder drei der Werkzeuge zur Klanggestaltung einsetzen werden, ist er praktisch alternativlos. Im Folgenden geht es um seine Fähigkeiten als reiner Wandler, Streaming-Bridge und Kopfhörerverstärker.
Bisher habe ich den DAC502 nur über seinen Ethernet- oder UPnP-Eingang gehört, wie er beim Weiss genannt wird. Per LAN-Kabel gelangten die Files vom Melco über das Ansuz PowerSwitch zum Renderer des Weiss: Er agierte also nicht nur als Wandler, sondern auch als Streaming-Bridge. Diesen Job erledigt in meiner etatmäßigen Digitalkette der Auralic Aries G2.1. Damit der 502 dieselben Voraussetzungen hat wie der Aries, verbinde ich beide über ein Ansuz Digitalz D-TC Supreme mit dem Switch, das jetzt über ein Göbel Lacorde Statement Ethernet mit dem ADOT-Medienkonverter in Verbindung steht. Der im DAC502 integrierte Renderer und der G2.1 lassen sich so recht bequem vergleichen. Da die UPnP-App mconnect HD die Wiedergabe jedoch unterbricht, sobald am DAC501 ein anderer als der Ethernet-Eingang gewählt wird, und mit einem anderen Song startet, sobald besagter Eingang wieder aktiviert wird, ist es nicht möglich, zwischen laufenden Songs von beiden Renderern hin- und herzuschalten.
Aber auch mit den ein wenig längeren Umschaltpausen werden die Unterschiede zwischen den beiden Streaming-Bridges schnell deutlich: Wenn er sein Signal vom Aries G2.1 erhält, ist der Weiss in der Lage, noch größere Räume und tiefere imaginäre Bühnen zu suggerieren. Allerdings ist der Tieftonbereich noch etwas voluminöser, wenn der im DAC502 integrierte Renderer die Daten vom Melco holt und für die Wandler-Sektion aufbereitet. Wird er von dieser Arbeit entlastet und diese dem Aries übertragen, gibt es nicht nur einen Hauch aussagekräftigere Rauminformationen zu hören, sondern auch das eine oder andere zusätzliche Detail. Da hängt es vom Rest der Kette oder dem eigenen Geschmack ab, ob man ein wenig mehr Fülle oder mehr Präzision im Bassbereich – letztere in Verbindung mit einer etwas besseren Durchzeichnung – vorzieht. Der Wandler des Weiss lässt einen jedenfalls beides genießen. Es dürfte nicht verwundern, dass ich mich im weiteren für eine weitläufigere Raumabbildung und damit für den Einsatz des Aries G2.1 und somit für die Verteilung der einzelnen Aufgaben der Wiedergabe auf mehr Geräte entscheide. Es hat sich ja schon häufiger gezeigt, dass in digitalen Wiedergabeketten mehr Auflösung erreicht wird, wenn mehrere und deshalb weniger beanspruchte Prozessoren die anfallende Arbeit übernehmen.
Selbst wenn es nicht unbedingt fair ist, möchte ich den Weiss einmal im Vergleich mit dem Chord M-Scaler und dem DAVE hören. Vielleicht sollte ich dazu noch kurz anmerken, dass der Upsampler von einem Ferrum Hypsos und der D/A-Wandler von einem Audiaz-Linear-Netzteil mit 5 und ±15 Volt gespeist wird, so dass der Preis für diese Kombination fast doppelt so hoch liegt wie der für den DAC502. Da der Aries – wie gesagt – auch im Zusammenspiel mit dem Weiss aktiv bleiben soll, brauche ich nur das USB-Kabel zwischen Streaming-Bridge und Wandler respektive Upscaler umzustecken und den Eingang der Vorstufe zu wechseln, um entweder den DAC502 oder den Chord Electronics' M-Scaler samt DAVE zu hören: Die Chords verwöhnen mit einer noch minimal breiteren und tieferen Bühne und einem Hauch mehr Luft zwischen den Instrumenten. In Sachen Tonalität tun sich die beiden Wandler so gut wie nichts. „Calypso Minor“ kommt über M-Scaler und DAVE eine Spur stärker rhythmisch akzentuiert rüber und spricht mich dadurch emotional ein wenig mehr an. Aber die Unterschiede zum Weiss sind ausgesprochen gering. Da kann man gewiss lange diskutieren, ob diese marginalen klanglichen Vorteile die beinahe doppelte Investition rechtfertigen. Wenn der Rest der Kette enorm hoch auflöst und man die Studio-Werkzeuge des DAC502 nicht benötigt, mag man das bejahen. Braucht man aber nur ein, zwei der DSP Plugins, um den Klang in seinem Raum zu optimieren, sollte man sich für den Weiss entscheiden.
Bevor ich den Weiss auch noch in der Kette im Wohnzimmer mit dem Mytek Manhattan II vergleiche, probiere ich aus, was die Kopfhörer-Ausgänge des DAC502 in Verbindung mit den dafür programmierten DSP Plugins zu bieten haben. Als erstes ist der Audeze EL-8 Titanium an der Reihe, den ich mit einem ECM-Album wieder ein wenig frei gespielt hatte. Als ich dann „Big Time Operators“ von Van Morrisons Too Long In Exile, einer zwar musikalisch überzeugenden, technisch aber durchschnittlichen Pop-Produktion, starte, muss ich erst einmal die Lautstärke reduzieren. Wie in diesem Genre üblich ist die Musik stark komprimiert, aber das ist es nicht allein: Die Bässe wirken leicht überzogen und die E-Gitarre fräst ein wenig am Trommelfell. Abhilfe schafft zuerst die Reduzierung des Pegels und dann die Aktiverung des „Headphone EQs“, der spezielle Entzerrungen für 19 Audeze-Kopfhörer und darunter auch den EL-8 Titanium bietet: Damit wirkt der Frequenzgang deutlich ausgeglichener, so dass der Audeze selbst bei zwei, drei Dezibel mehr nicht weiter aufdringlich wirkt.
Bei akustischer Musik oder geringerer Lautstärke wäre mir die Unausgewogenheit des EL-8 Titanium wohl nicht so deutlich aufgefallen. Aber so wirkt die Weiss-Entzerrung, die Korrekturen im Bereich von etwa ±4 Dezibel vornimmt, ungemein wohltuend. Das ist auch bei Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 nicht anders: Mit der speziell für den EL-8 erstellten Entzerrung spielt der Audeze tonal viel ausgewogener. Damit ähnelt er dem Frequenzgang des Sendy Audio Ayva, der ohne Entzerrung auskommt und darüber hinaus mit einem etwas offeneren Klangbild bezaubert. Die Crossfeed-Schaltung des Weiss wirkt sowohl beim EL-8 Titanium als auch beim Aiva einer für mich übertriebenen Spreizung der Abbildung entgegen. Das meines Erachtens nach beste Ergebnis wird erzielt, wenn mit den Schieberegler der Wert „75“ eingestellt ist. Der Aiva bleibt übrigens auch bei Van Morrisons Song immer auf der angenehmen Seite, ohne dadurch an rhythmischer Spannung einzubüßen. Ohne Vergleich macht einen der unsymmetrische Kopfhörerausgang des Weiss rundum zufrieden.
Um zu sehen, ob mit größerem – auch finanziellem – Aufwand noch mehr geht, verbinde ich die symmetrischen Line-Ausgänge des Weiss mit dem SPL Phonitor x und höre den Sendy Audio mal über die 6.3-Millimeter-Klinkenbuchse des DAC502, mal über die des SPL. Bei beiden Kopfhörerverstärkern ist die Crossfeed-Schaltung aktiviert. Beim Weiss steht der Regler auf 75, beim Phonitor auf Stufe 4, wobei der Winkel 30 Grad beträgt. Der SPL spielt etwas offener und dynamisch minimal beeindruckender. Bei Stevie Ray Vaughans „Tin Pan Alley“ sind die Unterschiede aber so gering, dass sich für einen Gelegenheits-Kopfhörer-Hörer wie mich die Investition in einen Phonitor keinesfalls lohnen würde. An dieser Einschätzung ändert auch die „Polka“ aus Schostakowitschs Das Goldene Zeitalter nichts: Zwar wirkt die Wiedergabe über den SPL atmosphärisch ein wenig dichter und die Klangfarben einen Hauch satter, aber die minimalen klanglichen Vorteile stehen für mich in keinen sinnvollen Verhältnis zu den dafür nötigen Ausgaben. Mit dem Sendy Audio am DAC502 kann ich nicht nur die genannten Stücke voll und ganz genießen.
Bleibt also nur noch auszuprobieren, ob der symmetrische Kopfhörer-Ausgang des Weiss dem unsymmetrischen überlegen ist. Dafür hätte ich ihn gern mit meinem Audeze LCD-X verbunden, aber der ist momentan technisch malade, so dass ich auf den Sendy Audio Peacock zurückgreifen muss, den ich bereits kurz vorgestellte habe und der für den anstehenden Test schon über 150 Betriebsstunden gesammelt hat. Ich beginne mit „Malinye“ vom Album Codona 2: Die Unterschiede zwischen den beiden Anschlussvarianten sind beim Sendy Audio Peacock recht gering. In der symmetrischen Variante werden zum Beispiel Schwebungen zwischen den Tönen der Melodica minimal klarer dargestellt, die Durchzeichnung gelingt insgesamt ein wenig besser. Vielleicht lässt Keith Jarretts „God Bless The Child“ ja größere Unterschiede zwischen der symmetrischem und unsymmetrischen Anschlussvariante erkennen: Vielleicht liegt es ja daran, dass mir dieses Stück noch vertrauter ist oder die Testsequenz kürzer als beim „Malinye“. Jedenfalls werden beim groovenden Jazz-Trio die Vorteile des symmetrischen Verstärkers klarer deutlich. Die imaginäre Bühne erscheint nun noch eine Stückchen tiefer, Details treten klarer hervor, und die gesamte Wiedergabe wirkt ein bisschen geschmeidiger und selbstverständlicher. Für Kopfhörer-Aficionados gibt es also durchaus Gründe, sich für einen 502 statt eines 501 zu entscheiden.
Der Aries Femto im Wohnzimmer ist per Wifi mit dem Heimnetzwerk verbunden. Lange Zeit diente dazu ein TP-Link, der per Ethernet mit dem Aries verbunden war. Doch dann eindeckte ich, dass es noch einen Tick besser klingt, wenn der Aries direkt per Wifi mit dem Netzwerk in Kontakt steht. Für den DAC502 heißt das, dass er nicht mehr per Netzwerk über den Browser gesteuert werden kann, aber das ist ja glücklicherweise auch per Display und den Dreh/Druckknopf möglich. Das einzige Plugin, das ich im Wohnzimmer noch ausprobieren möchte, das Crosstalk Cancelling, da die Acapella-Lautsprecher zueinander einen deutlich geringeren Abstand haben als zum Hörplatz. Aber auch wenn die Stereobühne durch das Plugin breiter erscheint, werde ich es nicht verwenden, da es auch tonale Veränderungen bewirkt, die der Wiedergabe einen kleinen Teil ihrer Natürlichkeit nimmt. Dafür überzeugt der reine Wandler umso mehr: Raumdarstellung, musikalischer Fluss und Luftigkeit der Abbildung sind Argumente genug, den Weiss dem Mytek Manhattan II vorzuziehen. Der wirkt im direkten Vergleich ein wenig kühler und nicht ganz so geschmeidig, erspielt sich aber in puncto Lebendigkeit einen kleinen Vorteil. Dennoch: Die Trennung vom DAC502 wird gewiss nicht leicht fallen.
STATEMENT
Der Weiss DAC502 stellt seinem Besitzer nicht nur eine große Anzahl von Plugins in Studioqualität zur Klanggestaltung zur Verfügung, er fungiert auch als Streaming-Bridge sehr hoher Qualität und agiert als Kopfhörer-Verstärker ebenfalls auf hohen Niveau. Vor allem überzeugt jedoch seine Wandlersektion, die klanglich keine Wünsche offen lässt. Ich kenne keine Komponente, die auch nur ähnliches bietet: einfach einmalig!PS: Daniels Weiss erhielt 2021 den Technical Grammy Award für sein Lebenswerk. Herzlichen Glückwunsch!
Gehört mit (Hörraum)
|
|
---|---|
NAS | Melco N1Z/2EX-H60 mit externem Audiaz-Linearnetzteil, WDMyCloud |
Streamer | Auralic G2.1 mit 2TB SSD |
Up-Sampler | Chord Electronics Hugo M-Scaler Ferrum Hypsos |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE mit Linearnetzteil |
LAN-Switch | SOtM sNH-10G i mit Keces P8, Ansuz PowerSwitch D-TC Supreme |
10-MHz-Clock | SOtM sCLK-OCX10 mit Keces P8 und AudiaZ DC-Kabel |
Vorstufe | Audio Exklusive P7, Einstein The Preamp |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Subwoofer | Velodyne DD+ 10 (2x) mit MSB Technology The Sub Isolator |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC, Tornado (HC) und Dragon Bi-Wiring und Fog Lifters, Swiss Cables, SOtM dBCL-BNC, AudiaZ Clock-Kabel, Ansuz Digitalz D-TC Supreme und Mainz D2 |
Zubehör | AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Arya Audio Revopods, ADOT Medienkonverter (2x) mit Keces P3 und SBooster BOTW P&P Eco MKII, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter |
Gehört mit (Wohnzimmer)
|
|
---|---|
D/A-Wandler | Mytek Manhattan II |
Streaming-Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, SunWire Reference |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator |
Herstellerangaben
Weiss DAC502
|
|
---|---|
Digital-Eingänge | 1 x XLR, 1 x Cinch, 1 x TOSLINK (optical), 1 x USB (type B), 1 x RJ45 Ethernet |
Abtastraten | 44,1, 48, 88,2,96, 176,4 oder 192kHz (alle Eingänge), 352,8 und 384kHz, DSD64 and DSD128 (USB und Ethernet) |
Max. Wortlängen | 24 / 32 Bits |
Analog-Ausgänge | 1 x XLR (Pin 2 „heiß“ ), Kurzschluss sicher, Gleichstrom gekoppelt, niedrige Ausgangsimpedanz 1 x Cinch, Kurzschluss sicher, Gleichstrom gekoppelt, niedrige Ausgangsimpedanz 1 x 6,3-mm-Kopfhörerbuchse, Kurzschluss sicher, Gleichstrom gekoppelt, niedrige Ausgangsimpedanz 1 x 4-polige XLR-Kopfhörerbuchse Kurzschluss sicher, Gleichstrom gekoppelt, niedrige Ausgangsimpedanz |
Ausgangspegel | über LCD-Menü oder Web-Interface regelbar: 6,8Vrms (+18,9 dBu), 2,2Vrms (+8,9 dBu), 0,68Vrms (-1,1 dBu), 0,22Vrms (-11,1 dBu) für XLR 3,4Vrms (+12,9 dBu), 1,1Vrms (+2.9 dBu), 0,34Vrms (-7,1 dBu), 0,11Vrms (-17,1 dBu) für Cinch |
Kopfhörerpegel | über LCD-Menü regelbar: 6,8Vrms (+18,9 dBu), 2,2Vrms (+8.9 dBu), 0,68Vrms, (-1,1 dBu), 0,22Vrms (-11,1 dBu) für 6,3-mm- und 4-pol XLR-Kopfhörerbuchse |
Harmonische Verzerrungen | -111dBr (0,0003 %) bei -3dBFS Eingangspegel, -125dBr (0,000056 %) bei -40dBFS Eingangspegel, -125dBr (0,000056 %) bei -70dBFS Eingangspegel |
Linearität | < ±0,2dB Abweichung vom Idealwert bei 0dBFS bis−120dBFS Eingangspegel |
Übersprechen | <110dB, 20Hz bis 20kHz |
Netzspannung | 100 - 120V oder 200 - 240V, automatische Spannungswahl |
Sicherungen | 500mA träge bei 100 -120V, 250mA träge bei 200 - 240V |
Leistungsaufnahme | 25VA max., 2,2VA max. bei Stand-By |
Abmessungen (B/H/T) | 45/7,4/30cm |
Farben | silber, schwarz |
Preis | 9.900 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
| |
---|---|
Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.wodaudio.de |