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Reed Muse 1C mit Model 5T

Wenn HiFi-Guru Andrejs Staltmanis mit Gerätschaften zum Testen um die Kurve kommt, kann man sich auf etwas Besonderes gefasst machen. Dieses Mal schießt er den Vogel ab, denn der Reibrad-Plattenspieler Reed Muse 1C zusammen mit dem Linear-Tonarm Reed Model 5T sind nicht weniger als eine klangliche und technische Offenbarung.

Der eine oder andere mag sich an den White-Smoke-Audio-Vollverstärker mit seinem Torsionsfeld erinnern, der auf Staltmanis´ Kappe geht. Jedenfalls würde auch dieser Plattenspieler kein langweiliges Gerät werden, das war mir schon nach unserem ersten Telefonat klar. Irgendwann im Herbst 2021, irgendwo in Norddeutschland traf ich mich also mit Andrejs Staltmanis zur Übergabe eines Plattenspielers, den ich testen sollte. Wir hatten vereinbart, dass er mir den Dreher samt Tonarm und Zubehör bei einer sich bietenden Gelegenheit draußen von Auto zu Auto übergab. Ein persönliches Treffen samt Aufbau durch den Fachmann bei mir zu Hause musste ich aufgrund vulnerabler Personen im unmittelbaren familiären Umfeld leider ablehnen – Corona lässt grüßen. Hätte ich allerdings gewusst, was auf mich zukam, ich hätte wohl einen Weg gefunden, dass er doch alles bei mir aufgebaut und persönlich justiert hätte. Eine erste Ahnung dieses Plattenspieler-Wahnsinns bekam ich spätestens bei der Übergabe der Kartons. Flugs war nämlich der nicht gerade kleine Kofferraum meines Autos ziemlich voll mit einem sehr großen und schweren Karton und einem weiteren von mittlerer Größe.

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Schon gleich bei unserer Übergabe erläuterte Herr Staltmanis mir anhand der Justierhilfe, einer Art linealförmiger Schablone, das Prinzip der Ausrichtung des Tonarms und erklärte, dass es im Grunde sehr einfach sei, den Tonarm korrekt einzustellen. Nach dem Aufstecken des einen Endes auf die Plattentellermitte müssten lediglich zwei Bohrungen, eine in der Justierschablone und eine in der Headshell, lotrecht in Deckung gebracht werden. Klang ja nicht weiter dramatisch und ist es letztlich auch nicht.

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Zuhause angekommen schaffte ich zunächst einmal ordentlich Platz auf und neben meinem HiFi-Rack für das weitere Handling. Das Gehäuse des Plattenspielers ist knapp einen halben Meter breit und mit seinen 15 Kilogramm Gewicht schon eine ziemliche Wuchtbrumme. Die Besonderheit dieses feinen Maschinenbaus – genau, Maschinenbau! – ist sicherlich die Antriebseinheit mit ihren beiden synchronisierten Reibrad-Antrieben mit geregeltem Anpressdruck. Der enorme hier betriebene Aufwand erschließt sich einem zunächst gar nicht unbedingt beim bloßen Draufschauen auf diese Baugruppe von oben, wenn man die Transportsicherungen löst. Dazu lohnt es sich, die ganze Einheit herauszumontieren, um einfach mal einen Blick von allen Seiten zu ermöglichen, und genau das hat Andrejs Staltmanis für uns während der Fotosession gemacht. Und da Bilder mehr als tausend Worte sagen, folgen jetzt gleich vier Bilder zur Erläuterung der Antriebstechnik.


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Nach dem Auflegen des schweren Plattentellers samt Matte und exakt horizontaler Ausrichtung mittels der schraubbaren Gewindefüße ist der eigentliche Dreher im Grunde fertig aufgebaut. Mitgeliefert wird natürlich das obligatorische, aufwendige Netzteil für die Zwölf-Volt-DC-Versorgung der Motoreinheit. Optional bietet Vertriebler Staltmanis einen separat erhältlichen Bausatz für ein noch größeres Netzteil an, das mir auch zur Verfügung stand und über das er auf Kundenwunsch gerne nähere Auskünfte gibt.

Nun kommen wir zum eigentlichen Schmankerl, dem Tonarm Reed Model 5T. Meines Wissens ist dessen Technik zur linearen, Laser gesteuerten Nachführung des Arms, so dass dieser den Tonabnehmer quasi immer tangential in der Plattenrille führt, weltweit einzigartig. Im Vergleich zu typischen Tangentialtonarmen, bei denen üblicherweise der Tonarm auf einem zum Tonarm senkrechten Führungsrohr läuft (beispielsweise per Luftkissen), ist der Reed Model 5T grundsätzlich ein rotierender Tonarm. Allerdings einer, bei dem die ganze Tonarmeinheit per separatem Motor minimal so auf einem Teilkreisstück bewegt wird, dass der Tonabnehmer ohne tangentialen Spurfehlwinkel in der Plattenrille geführt wird. Die exakte Position des Arms wird kontinuierlich mithilfe eines auf der Armaufhängung montierten Laserpointers überwacht und gesteuert. Was kompliziert klingt, ist für den Anwender in der Praxis wirklich sehr einfach, auch die Kalibrierung geschieht per einfachem Knopfdruck. Sobald sich der Laserpunkt nach der Armausrichtung auf der exakt mittigen Position der am Tonarmblock montierten Messskala mit integrierter Sensorik befindet, wird der Nullpunkt per Knopfdruck bestätigt und das System „weiß“, wo es sich befindet.


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Eine weitere Besonderheit ist das zum Tonarm Reed Model 5T gehörige Akkunetzteil Reed Source 12V. Es nuckelt so lange am Netz, bis die Akkus vollständig geladen sind, denn genau genommen handelt es sich um zwei Akkupakete, die sich im Inneren befinden. Es wird nur dann Leistung an den beiden Ausgängen bereitgestellt, wenn mindestens ein Akkublock vollständig geladen ist, der entsprechende Status wird durch kleine LED-Anzeigen auf der Gehäusevorderseite sichtbar. Da sich zwei 12 Volt-Ausgänge auf der Rückseite befinden, könnte man grundsätzlich auf die Idee kommen, auch den Plattenspieler per Akku zu versorgen. Das ist allerdings keinesfalls zu empfehlen, da der Dreher zu viel Leistung zieht und einfach stabilere Versorgungsverhältnisse benötigt als das Akkunetzteil bieten kann. Dieses ist für die Artefakt-freie Versorgung des Tonarms optimiert, um den Tonarmmotor und den Laser zu versorgen.

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Die Montage, Justierung und Kalibrierung des Tonarms hat mir offen gestanden Einiges abverlangt, und ich habe diverse Male mit Andrejs Staltmanis telefonieren, chatten und Bilder beziehungsweise kurze Videos per WhatsApp austauschen müssen, bis alles so lief wie es sollte. Einerseits ist der Aufbau dank der guten, derzeit ausschließlich auf Englisch verfügbaren Anleitungen zwar kein Hexenwerk, und man lernt das Gerät und seine Funktionsweise einfach sehr gut kennen und verstehen. Andererseits muss man sich auch nicht gleich als Fünfdäumling fühlen, wenn man hier und da mal ein wenig länger grübeln und fummeln muss. Wer also die Möglichkeit hat, dem empfehle ich, sich das gesamte Setup liefern und aufbauen zu lassen. Immerhin erwirbt der stolze Besitzer ein Gerät ungefähr im Gegenwert eines VW Golf der Einstiegsklasse: Der Reibrad-Plattenspieler Reed Muse 1C kostet 12600 Euro, der Linear-Tonarm Reed Model 5T inklusive Akkunetzteil Reed Source 12V schlägt zusätzlich mit 15600 Euro ins Kontor. Das ist übrigens ein Vielfaches dessen, was ich zuvor jemals preislich an anderen Plattenspielern zum Testen bei mir hatte. Beim Aufbau kannte ich den Preis noch gar nicht und war entsprechend locker und unvoreingenommen zu Werke gegangen. Gut so! Denn hätte ich zu diesem Zeitpunkt den Preis schon gekannt, wären meine Hände ab und zu womöglich doch ein wenig feuchter und zittriger gewesen.

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Apropos ruhige Hand: Was jetzt noch fehlte für einen ersten Testlauf war natürlich ein Tonabnehmer, den ich montieren musste. Ich liebe das ja wie Zahnschmerzen. Das liegt unter anderem daran, dass mir aufgrund einer Unachtsamkeit vor längerer Zeit mal mein privates Clearaudio Charisma V2 für 1500 Euro in die ewigen Tonabnehmerjagdgründe entschwunden ist. Daraus habe ich gelernt und mir für Test- und Montagezwecke ein billiges AudioTechnica AT 91/NB für zwoundzwanzigfuffzich angeschafft. Genau, richtig gelesen: Für die ersten Einspielvorgänge mit meiner Testplatte zur Überprüfung aller Einstellungen sowie für die ersten Musikscheiben habe ich tatsächlich einen Tonabnehmer auf diesem Plattenspielerschlachtschiff verwendet, der weniger als ein Promille desselben kostet!

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Vertriebler Andrejs Staltmanis ist bezüglich der Verwendung eines geeigneten Tonabnehmers allerdings selbst ziemlich tiefenentspannt: Natürlich könne man zum Ausreizen des vollen Potenzials einen Pickup für 15000 Euro dranschnallen, aber der Klassiker Denon DL 103 für etwas über 300 Euro tut es auch! Nachdem ich sicher war, dass alle Einstellungen stimmten, tauschte ich schließlich das AudioTechnica gegen mein Clearaudio Charisma V2, das ich danach neu kennenlernen durfte, soviel schon vorab. Ach ja: Ein guter, neugieriger und Tonabnehmer-montagetechnisch äußerst versierter Freund brachte zumindest für einen Tag sein Koetsu Black mit, das er natürlich selbst und auf eigene Gefahr montiert hat. Er wollte sein System bei der sich bietenden Gelegenheit auf diesem Setup mal ausreizen und hören, was geht. Übrigens: Diverse Headshells und passende Gegengewichte für alle Tonabnehmer sind bei Reed selbstverständlich im Lieferumfang mit enthalten.

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Was mir nach den ersten Tönen unmittelbar auffiel, war eine außerordentlich ausgeprägt wahrnehmbare „Leichtigkeit“. Die Musik war einfach „da“, sie schien mir irgendwie präsenter zu sein, als ob jemand eine Art Kontrast hochgeregelt hätte, so dass der Hintergrund schwärzer, leiser wurde und sich die davor erstrahlende Musik heller und bunter hervorhob. Unangestrengt. Lässig. Schnell. Sauber. Federleicht. Feindynamisch subtil. Diese simple Aufzählung von Attributen ist einfach das, was auf der ersten Seite meines Schmierblatts für Notizen zu den Höreindrücken als Spiegelpunktaufzählung geschrieben stand. Hinter „schnell“ hatte ich übrigens zwei Ausrufezeichen gesetzt. Die Reed-Kombi überzeugte mich unabhängig vom aufgelegten Musikmaterial mit einer leichtfüßigen, völlig unangestrengten Dynamik und einer subjektiv wahrgenommenen „Schnelligkeit“, obwohl die Musik ja nicht auf höherer Drehzahl lief. Ich hatte die Reed-Kombi immerhin circa drei Monate zum Testen bei mir und konnte ihr in Ruhe auf den Zahn fühlen. Und mir wurde schließlich die Ursache für diesen Effekt gewahr: Mein Gehör beziehungsweise mein die Musiksignale verarbeitendes Gehirn sind durch fehlerbehaftet wiedergebende HiFi-Komponenten falsch konditioniert. Es sind ja durchaus nicht nur falsch ausgelegte Bassreflexlautsprecher für hinterherhumpelnde Tieftöne verantwortlich, auch andere Komponenten sind zu teilweise haarsträubenden Fehlern in der Lage. Jedenfalls habe ich den Reibradantrieb des Reed-Drehers als Grund dafür identifiziert, dass diese Musikmaschine diesen stoischen Tieftondurchzug, dieses im wahrsten Sinne des Wortes brutale Drehmoment an den Tag legt, was zu einem substanziellen Schub im ganzen Frequenzspektrum führt.


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Ein wenig schmunzeln musste ich bei meinem Gedanken schon, der mit irgendwann in den Sinn kam: Wieso um Himmels willen nennt ein Hersteller ein solches Laufwerk „Muse“? Mir drängt sich da eher Thors Dampfhammer auf. Aber das klingt in den Ohren von Marketingleuten wahrscheinlich viel zu martialisch. Sei´s drum. Denn bei aller brutaler Kraft: Der Reed Muse 1C ist ja durchaus ein absoluter Feingeist. Er hat seine schiere Power eben gut unter Kontrolle.

Ach je, Sie wollen von mir jetzt bestimmt konkrete Musikbeispiele hören? Ich habe es befürchtet. Na gut. Wenn also Udo Lindenberg auf dem Album Stärker als die Zeit (Warner, 2016) „Durch die schweren Zeiten“ singt und einem vor emotionaler Ergriffenheit eine Träne aus dem Auge rinnt, dann kann eine Komponente irgendwie nicht so viel verkehrt gemacht haben – sondern wahrscheinlich einfach alles richtig.

STATEMENT

Der weltweit einzigartige Linear-Tonarm Reed Model 5T sowie der Reibrad-Plattenspieler Reed Muse 1C bilden sowohl in elektromechanischer als auch in maschinenbautechnischer Hinsicht eine Musikmaschine für Vinyl, bei der es mir schwerfällt zu glauben, dass es klanglich überhaupt noch besser geht. Mit ungemeiner, von mir zuvor so noch nie gehörter Leichtigkeit und Offenheit spielt dieses Setup in einer eigenen klanglichen Liga. Aufgrund der sehr hohen Neutralität völlig frei von Artefakten fällt es mir schwer, überhaupt irgendein Charaktermerkmal hervorzuheben, doch wenn, dann würde ich diesen extrem kraftvollen, kontrollierten Tieftondurchzug nennen. Ein Plattenspielertraum.
Gehört mit
Vollverstärker Almarro A205A MkII
Tonabnehmer AudioTechnica AT 91/NB, Clearaudio Charisma V2
Phono-Vorstufe Paltauf Phono-200
Lautsprecher Dynamikks! Model 12
Zubehör Dynamikks! Speakerlink I, Audio Note AN-S Interconnect Pure Silver NF-Kabel
Möbel Hi-Fi Racks Ltd, Rega Wandhalterung für Rega Planar 8
Herstellerangaben
Reed Muse 1C
Geräteart Plattenspieler
Gehäusefarbe schwarz (moonlit black)
Antrieb Reibrad, 2 DC Motoren
Geschwindigkeiten 16 2/3, 33, 45, 78 Umdrehungen pro Minute
Geschwindigkeitsstabilisierung Quarzbasis-Phasenregelkreis (PLL)
Max. Geschwindigkeitsabweichung +/- 0,03%
Rumpel-Lärm-Verhältnis >75dB
Spannung DC 12V via 100-240V AC Adapter, Reed Source 12V
Genauigkeit Neigungsmesser 1mm pro Meter
Geeignete Tonarme effektive Länge von 215mm bis 315mm
Abmessungen (L x B x H) 305 x 485 x 140 mm
Gewicht 15kg
Preis 12600 Euro
Herstellerangaben
Reed Model 5T
Geräteart linear geführter Tonarm, Laser gesteuert
Farbe schwarz, stahlfarben, Cocobolo Holz
Länge 191,7mm
Rotationsradius 61,5mm
Montageabstand 251mm
Offset Winkel 0 Grad
Überhang 0mm
Tracking Fehler +/-5 Bogenminuten
Effektive Masse 16 Gramm (Cocobolo Holzrohr)
Höhenverstellung 28-48mm
VTA +/- 0,2mm
Azimut +/-8 Grad
Auflagekraft (Bereich) 10-30mN (Tonabnehmer 5,5g-19,5g / 4,0g-25,0g)
Antrieb Linearmotor mit begrenztem Rotationsquerschnitt und Drehmoment
Spannung 9,5V DC – 14V DC via Batterieversorgung, Reed Source 12V oder 100-240V AC Adapter
Verkabelung Cardas, Van den Hul 33AWGx4 Finewire C37+Cryo, Cu, 125cm, KLEI Stecker
Abmessungen: (L x B x H) 330 x 150 x 150 mm
Gewicht 3kg
Preis 15600 Euro

Vertrieb
Audiovertrieb Andrejs Staltmanis
Anschrift An der Meerwiese 23a
D-48157 Münster
Telefon +49 177 3506640
E-Mail info@ultraudio.de

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