Es ist nicht laut um diese Marke. Die Plattenspieler und Tonarme von Bergmann Audio sind etwas für Kenner, schon seit vielen Jahren. Die Plattenspieler der dänischen Manufaktur haben ihren Preis. Der neue Modi lockt mit beeindruckender Technik, exzellentem Finish und einem verführerischen Angebot.
Dirk Sommer hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehrfach und ausführlich mit den Modellen aus der Manufaktur von Johnnie Bergmann beschäftigt, sei es einst mit dem Sleipner, der seinerzeit mit Tonarm 44.000 Euro kostete oder unlängst mit dem Galder, bestückt mit den Tonarmen Magne ST und Odin. Ebenfalls empfehlenswert ist Dirk Sommers Bericht über den Firmenbesuch im dänischen Hobro anlässlich des zehnjährigen Firmenjubiläums anno 2018 – auch deshalb, weil die vielen Fotos die Entstehungsumgebung der Plattenspieler von Johnnie Bergmann anschaulich vermitteln. Alle Bergmann-Audio-Plattenspieler, so auch den neuen Modi, verbindet die für sie typische Luftlagerung der Plattenteller und der tangential geführten Tonarme. Thor heißt der Tangential-Tonarm, der dem Modi zugedacht ist und auch auf unserem Testlaufwerk montiert ist. Der Modi ist auch als reines Laufwerk erhältlich, um mit einem Drehtonarm fremder Herkunft oder auch einem kostspieligeren Bergmann-Tonarm wie etwa dem Odin bestückt zu werden. Die Modi/Thor-Kombination kostet 10.950 Euro, nicht wenig Geld aber mit adäquatem Gegenwert, wie sich schnell herausstellt.
Nun ist für mich ein aussagekräftiger Plattenspieler-Test kein einfaches Unterfangen. Im Unterschied zu Dirk Sommer besitze ich nicht eine Vielzahl hochwertiger Tonabnehmer, die ich in den Thor montieren könnte. Mir bleibt für Sie letztlich der Vergleich mit meinem Brinkmann Bardo und dem Musical Life Conductor Tonarm, in dem ein Audio Technica ART 9 sehr zu meiner Zufriedenheit musiziert. Schon allein der Möbel-Unterbau ist bei beiden Plattenspielern nicht gleich, so dass allein deshalb im Grunde keine vergleichbaren Voraussetzungen gegeben sind. Bei meinem Bardo habe ich über Monate sensibel einen mehrschichtigen Unterbau geschaffen, auf den der Modi schon wegen seiner Abmessungen nicht passen würde. In den letzten Monaten, seitdem ich die digitalen Geräte von Antipodes Audio kennen und schätzen gelernt habe, habe ich mich recht wenig meiner Vinyl-Sammlung gewidmet, weil die digitale Kette inzwischen ein musikalisches Niveau erreicht hat, wo ich keinen Anlass mehr finde, mich in der analogen Welt erholen zu müssen. Also wird die Messlatte für Modi und Thor nicht allein mein Bardo und Co. sein, sondern vorrangig mein digitales Setup, das preislich deutlich über dem Bergmann Audio-Duo angesiedelt ist. In meinem Vinyl-Fundus finden sich einige LPs, denen eine digitale Kopie als CD beiliegt oder wie bei Peter Gabriel 1 Car sogar ein Highres-Download inbegriffen war. So ist ein fairer Vergleich möglich, zumindest hinsichtlich der Tonalität.
Modi und Thor kommen nicht allein daher. Ich bat den deutschen Importeur Werner Obst um eine passende Ergänzung mit einem Tonabnehmer aus seinem Vertriebs-Portfolio und einem angemessenen Phono-Kabel mit Tonarm-seitigem DIN-Stecker und Cinch andererseits so, wie es der Thor und mein Plinius Koru Phonovorverstärker benötigen. Werner Obst legte dem Testgerät also ein Expression Phono von Kubala Sosna bei, das sich in der Typenhirarchie der amerikanischen Kabelmanufaktur im Mittelfeld bewegt und laut Werner Obst tonal sehr neutral klinge wie alle Kabel von Joe Kubala. Es zeichne im Auflösungsvermögen nicht so analytisch wie andere Modelle, aber sicher feinzeichnend genug, um die Fähigkeiten des japanischen Tonabnehmers Takumi L von Miyajima Laboratory gänzlich und adäquat zur Geltung zu bringen. Eine technische Besonderheit dieses Tonabnehmers, dessen Gehäuse aus afrikanischem Schwarzholz gefertigt ist, ist die sogenannte Cross Ring-Methode. Die besondere Spulen-Wickeltechnik ist bei den Tonabnehmern von Noriyuki Miyajima mit einer sich von üblichen MCs unterscheidenden Mechanik verbunden. Hier zentriert kein Spanndraht sondern eine spitzte Justierschraube den Spulenträger von hinten und hält ihn so optimal im Magnetfeld ohne seine Drehbewegung zu behindern. Entscheidend ist bei dieser Konstruktion, dass der Gummidämpfer sich vor dem Spulenträger befindet. Die Stärke des Takumi L Tonabnehmers für 2800 Euro sieht Werner Obst in dessen musikalischem Fluss und seiner ausgewogenen Tonalität, die nicht verschleiert und auch nicht überinterpretiert. Er beschreibt es als nicht überanalytisch oder gar als bis ins letzte Detail sezierend, dennoch als die Musik fein zeichnend und exakt, anders gesagt: ohne Anstrengung zu genießen ohne musikalische Inhalte zu vertuschen. So habe ich es also mit einem Gesamtpaket zu tun, in dem Modi und Thor wesentlich die Musik gestalten, jedoch nicht allein und das vom deutschen Importeur WOD so als stimmiges Ganzes und insgesamt als Empfehlung gesehen wird. Ich lasse mich gern darauf ein.
Mit Spannung erwarte ich die Lieferung per Spediteur. Eigentlich wollte Werner Obst persönlich den Plattenspieler bei mir aufbauen, auch weil das Luftlager-Konzept eine besondere Vorgehensweise fordert. So ist es wichtig, viele Einstellungen mit eingeschalteter Luftunterstützung durchzuführen, weil sonst ungewollte Reibung einer präzisen Justage entgegensteht. Das ist aber auch irgendwie klar, und so schickte Werner Obst mir das Gerät, damit ich nicht noch länger auf das begehrte Testobjekt warten musste, denn sein Terminkalender war vor der Highend ebenso prall gefüllt wie danach. Im Ergebnis freue ich mich, dass ich so die Gelegenheit hatte, mich diesem wunderbar verarbeiteten, schlicht schönen Plattenspieler langsam zu nähern. Öffnet man den Karton, liegt es nahe, ihm erst einmal den obligatorischen Luftgenerator zu entnehmen, ein stattliches Gerät, vor dem ich deshalb einige Angst hatte, weil ich fürchtete, es würde doch ein wenig störendes Geräusch im Hörraum erzeugen. Nichts da: Der Kompressor ist nur zu hören, wenn ich direkt am Gehäuse lausche, und das ist schon zu Beginn eine richtig erfreuliche Feststellung. Das im Vergleich zum Modi Plattenspieler mächtig anmutende Aggregat bietet äußerlich folgende Anschlüsse: eine Kaltgerätebuchse für den Stromanschluss mit einem harten Netzschalter, mit dem man bei längerem Nichtbenutzen das Gerät ausschalten sollte. Im Alltag wird über eine vierpolige Steuerleitung die Luftversorgung am Plattenspieler selbst bedient. Im Falle des Modi mit dem Thor Tonarm soll der Kipp-Wahlschalter auf „high“ und nicht auf „low“ stehen, weil zwei Luftkissen generiert werden sollen: für das Tellerlager und für den Tangential-Tonarm. Zwei transparente Kunststoffschläuche dienen der Luftzufuhr und werden jeweils an blau eloxierten Metall-Anschlüssen hermetisch befestigt. Allein dieses Anschließen machte mir Spaß, weil die Haptik Solidität spüren lässt und man die Liebe zum Detail spürt. Angesaugt wird die Luft über ein deutlich sichtbares weißes Filter, das nach Abziehen kinderleicht ausgetauscht werden kann, wenn es dann irgendwann nötig sein sollte. Vom Aufbau des Luftgenerators gibt das Foto Aufschluss. Hier sind die wenigen Teile zu finden, die Johnnie Bergmann zukauft und nicht selber in Hobro anfertigt.
Der Modi selber ist wunderbar schlicht gehalten; er steht auf drei massiven Aluminium-Füßen, einem hinten und zweien vorne. Diese sind durch Drehen in der Höhe verstellbar, und als erstes gehört der Modi genau ausgerichtet. Das Gehäuse aus einem per CNC-Maschine gefertigten Komposit-Material verspricht eine hohe innere Dämpfung. Die schwarze, samtige Oberfläche empfinde ich als sehr berührungssympathisch und zeigt sich extrem unempfindlich hinsichtlich Fingerabdrücken. Vier Bedienelemente vorn rechts neben dem Plattenteller dienen der Laufwerksteuerung und den Luftkissen. Zwei Taster, einer für 33 und einer für 45 Umdrehungen pro Minute, starten nach kurzem Betätigen zuerst die Luftzufuhr. Beim zweiten Antippen setzt sich der Riemenantrieb gewollt langsam in Bewegung. Es dauert ein kurzes Weilchen, bis der 7,5 Kilogramm schwere, massive Teller die Nenndrehzahl erreicht hat. Der Riemen ist relativ wenig straff gespannt und läuft am unteren Rand des Tellers so gut wie unsichtbar, weil das Chassis ausgefräst ist und der untere Tellerrand in dieser Senke verschwindet. Optisch ist dies deshalb ansprechend, weil es die Schlichtheit des Modi unterstreicht. Den Riemen sieht man nur rechts vom Teller, wo er wenige Zentimeter entfernt den Metall-Pulley umläuft. Der DC-Motor selber ist mit Moosgummi vom Chassis entkoppelt. Oberhalb der beiden Start/Stop-Tasten für Luft und Antrieb erlauben zwei deutlich kleinere Tasten das Verringern oder Erhöhen der Umdrehungsgeschwindigkeit in sehr feinen Schritten. Dazu benötigt man eine Stroboskopscheibe, die nicht zum Lieferumfang gehört oder ein sensibles Ohr.
Neben dem haptisch angenehmen, schlichten und funktionalen Finish des Modi ist seine Luftlagerung das A und O. Zum Aufsetzen oder auch Abnehmen des Tellers hat Johnnie Bergmann sich etwas Besonders einfallen lassen. Zwei große Rändelschrauben lassen sich in zwei Gewinde auf der Oberseite des Tellers einschrauben. So kann man den Aluminium-Teller abheben und passgenau auf das invertierte Lager aufsetzen. Denn aus dem inneren runden Segment des Chassis ragt die harteloxierte Spindel und wartet darauf, in die Lagerbuchse des Tellers aus hochgradig strapazierfähigem Polymer mit sehr niedrigem Reibungswert einzutauchen. Wird nun per Tastendruck die Luftunterstützung aktiviert, strömt Luft aus einer kleinen runden Öffnung nahe der Lagerachse. Da dieser punktuelle Luftdruck den Teller nicht gleichmäßig anheben würde, befindet sich um die Tellerachse eine leichte Senke im inneren Rund des Gehäuses mit gut elf Zentimetern Durchmesser. Stellen Sie sich vor, der Plattenteller liegt, noch ohne Luftunterstützung, auf dem Gehäuse auf. Die dann aus der Öffnung strömende Luft füllt nun dieses Reservoir in der Gehäuseaussparung und hebt den Teller gleichmäßig an. Dies entlastet einerseits das Lager und macht es laufruhiger, darüber hinaus entkoppelt es den Plattenteller vom Chassis und verhindert so Mikrofonie, Resonanz- und Trittschall-Übertragung vom Gehäuse. Das gleiche gilt für die Luftlagerung das Tonarmes, die in ebensolcher Weise mechanisch entkoppelt. Im Spielbetrieb können Sie ruhig kräftig auf den Plattenspieler klopfen. Sie werden kaum etwas über die Lautsprecher vernehmen – großartig. Eine leichte, drei Millimeter starke Plattentellerauflage aus Polyethylen schafft den Kontakt zum Vinyl.
Den Übergang vom Chassis zum Tangential-Tonarm Thor bildet eine massive Platte aus Aluminium, die sich über zwei Inbus-Verschraubungen lösen und zur Justierung des Überhangs auf genau Null sowohl nach vorn als auch nach hinten verschieben lässt. Übrigens und der Vollständigkeit halber: Auf Wunsch kann der Modi auch mit einem zweiten Dreh – oder Tangential-Tonarm ausgestattet werden. Die Gewindebuchsen für eine entsprechende Basis, die dann links am Gerät hervorragt, sind im Boden des Gehäuses eingelassen. Die Verschraubung der ersten Tonarmbasis des Thor dient noch einer weiteren wichtigen Einstellung neben der des Überhanges auf Null. Der tangentiale Thor muss absolut waagrecht stehen, da sonst eine ungewollte Traktion zur Plattenmitte oder nach außen die Laufeigenschaften und damit das Abtastverhalten erheblich behindern würde, anders gesagt, der Tonarm sich auf seinem Luftpolster praktisch bergauf oder bergab quälen müsste. Deshalb liegt zur Justierung ein wenige Zentimeter langes Rohr bei, das man über das Führungsrohr stülpt und das bei eingeschaltetem Luftkissen im Idealfalle weder nach rechts noch nach links driftet. Ein ganz leichter Drang zur Mitte des Plattentellers ist aber durchaus gewünscht, da so der natürliche Vorschub oder besser Vorzug durch die Plattenrille unterstützt wird. Dieser Einstellung gilt also bitte höchste Aufmerksamkeit. Dies ist so ein Fall, weshalb Werner Obst die Bergmann Plattenspieler gern selber aufstellt. Aber die englischsprachige Bedienungsanleitung des Modi beschreibt diesen Justagepunkt auch so nachvollziehbar, dass es mir keine Schwierigkeiten, um nicht zu sagen Spaß machte, dass Teströhrchen mal über den Arm flitzen zu sehen und letztlich so einzustellen, dass es den Anforderungen entspricht. Dazu müssen die beiden Inbus-Schrauben in der Basis minimal gelöst oder fester angezogen werden. Wenn das Teströhrchen nach rechts driftet, gehört die linke Schraube stärker arretiert und die recht einen Hauch gelockert oder umgekehrt. Das funktioniert eigentlich spielend einfach und wenn man es weiß, kann das jeder.
Zur Einstellung des Überhanges auf Null dient eine mitgelieferte Ortofon-Schablone, an der man den Arm so justiert, dass die Nadelspitze an zwei weit auseinanderliegenden Punkten exakt auf der Nulllinie aufsetzt – also auch ganz einfach und logisch. Vorher hat man die Auflagekraft von in diesem Falle für das Takumi L auf 2,3 Pond eingestellt. Dies geschieht durch feinfühliges Verschieben des entkoppelten Tonarm-Gegengewichts. Den VTA kontrolliert man zuerst wie üblich per Augenmaß am zur Plattenoberfläche parallel verlaufenden Armrohr. Zur Feinjustage nach Gehör lockert man zwei um 90 Grad zueinander versetzte, versenkte Inbus-Schrauben im Lagerblock. Nun kann man den Tonarm an einer weiteren Inbus-Schraube, die von oben zugänglich ist, sogar im Spielbetrieb feinfühlig auf- oder abwärts bewegen, bis man den richtigen VTA per Klangeindruck gefunden hat. Eine Feder unterhalb des Lagerblocks unterstützt die sanfte Einstellprozedur. Danach arretiert man die zuvor gelösten zwei Inbusse wieder.
Die effektive Masse des Tonarms ist mit zwölf Gramm angegeben, was zu einer großen Anzahl von Tonabnehmern passen dürfte. Aber die Qual der Wahl haben wir ja bei diesem ganzheitlichen Set zum Glück nicht. Der Tonarm ist eine Kombination aus Karbon- und Aluminium-Bauteilen. Das Tonarmkabel besteht aus Reinkupferlitzen. Das bei jedem Tonarm besonders sensible Armrohr fertigt Johnnie Bergmann aus zwei Karbonfaser-Röhren mit einer zusätzlichen inneren Dämpfung. Es lässt sich im Spielbetrieb über einen ungedämpften Lift-Drehknopf präzise an der gewünschten Stelle absenken oder anheben, was ich als gut handhabbar empfinde. Das Luftkissen, auf dem der Tangential-Tonarm sich bewegt, vermeidet jegliche Reibung und der gleichmäßige Zug durch die Plattenrille geschieht praktisch widerstandslos, da nur beim Start eine sehr geringe Losbrechkraft gefordert ist, die den Luftwiderstand für einen Minimoment überwinden muss. Und so bin ich denn gespannt, was dieser Plattenspieler klanglich zu bieten hat, nachdem er mich hinsichtlich seiner technischen Lösungen prinzipiell und im Detail der Ausführung überzeugt hat. Hier wackelt nichts – wie bei meinem magnetisch Einpunkt-gelagerten Musical Life-Tonarm – alle Einstellungen und Funktionen sind klar und nachvollziehbar. Also los.
Erst einmal will ich wissen, wie das oben erwähnte Album 1 Car von Peter Gabriel klingt, und zwar im Vergleich zu meinem digitalen Setup. Die Unterschiede halten sich in Grenzen, die digitale Kette verhält sich einen Hauch kälter, was durchaus zu dieser Musik passt – Geschmackssache würde ich sagen. Das Bergmann Audio-Set punktet mit einer besseren räumlichen Tiefenstaffelung im Grundtonbereich und reproduziert die Musik angenehmer, weniger aufdringlich. Was auffällt, ist die Transparenz und Ordnungsliebe, die der von Werner Obst komplettierte Bergmann Audio zu Gehör bringt. Irgendwie vermitteln Modi und Thor eine angenehme Ruhe, über die sich dann die Musik erhebt. Nun will ich mit „Skylark“ vom Album Water von Gregory Porter den Klangcharakter weiter erforschen. Beim Wechsel der Platte – ich bediene Modi und Thor mehr von oben als von vorn – fällt der ganz leichte Luftzug auf, den die feinen Poren im Lagerrohr des Thor verströmen. In diesem Zusammenhang muss ich noch etwas nachtragen. Am Pumpengehäuse lässt sich mittels versenkter Schraubensteller die Intensität des Luftstroms getrennt für Laufwerk und Tonarm fein regulieren. Beim Laufwerk sollte dieser so eingestellt sein, dass der Teller frei läuft und auf keinen Fall Reibungsgeräusche hörbar werden. Beim Tonarm ist die perfekte Einstellung dann gegeben, wenn sich der Tangentialarm frei bewegen kann, also weder oben am Rohr bei zu wenig Druckluft oder unten am Rohr bei zu viel Luftzufuhr Reibung entsteht. Der Arm lässt sich dann auch fühlbar leichtgängig per Hand bewegen. Der Regelbereich ist groß und es passierte mir, dass ich ein zartes Pfeifen in der Pause zwischen zwei Liedern hörte. Ich drehte also die Intensität des Luftstroms ein klein wenig runter und Ruhe war. Diese Eigenarten machen mir Modi und Thor durchaus sympathisch, weil evident wird, wie die Dinge funktionieren und was sie bewirken. Werner Obst sagte mir in einem unserer Telefonate, dass der Tonarm und auch das Laufwerk bereits werksseitig optimal eingestellt seien, und ich hätte gar nicht Justieren müssen. Das ist gut und beruhigend zu wissen, aber für einen Testredakteur eher eine Verlockung.
Gregory Porters Interpretation von „Skylark“ gefiel mir mit dem Bergmann so gut, dass ich erst einmal die ganze Plattenseite genoss, um mich dann auf den direkten Vergleich zu besinnen. Die kräftigen Klangfarben von Gesang und Instrumentierung imponierten auch dank ihres musikalischen Zusammenhalts. Zwar lassen sich Details wie die einsetzende Snare und die folgenden Becken klar nachvollziehen, aber es drängt sich nichts auf. Werner Obst hat schon recht: Hier fließt die Musik. Der Wechsel zur digitalen Alternative war dann auch ernüchternd. Das Klangbild war etwas schlanker, die Stimme von Gregory Porter weniger kräftig und substantiell, alles nicht schlecht, aber nicht ganz so packend. Nun wollte ich dann doch wissen, was mein Bardo und Co. aus dieser Musik machen. Das Ergebnis lag klanglich irgendwo dazwischen, tonal etwas dichter am digitalen Setup. Aber so hatte ich seinerzeit meine Anlage auch abgestimmt. Digital und Analog sollten sich zumindest tonal nicht unterscheiden und ich mag es auch nicht allzu bassstark. Es ist also schwierig, den Bergmann Audio mit Tonabnehmer und Kabel, auf diese Weise qualitativ einzuordnen. Alle drei Varianten hatten mal ihre Vorzüge, abhängig von der Musik, wie sich bei weiteren Musikstücken herausstellte. Deshalb schließe ich hier dieses Vergleichs-Kapitel und widme mich lieber dem Genuss, den Modi, Thor, Takumi und Expression mir bereiten.
Ich lege also noch Seite drei und vier von Water auf und freue mich über den Wohlklang, der nichts vermissen lässt. Was hier überzeugt, ist die Ruhe, die dieser Plattenspieler der Musik zugrunde legt. Auch an der Transparenz, Exaktheit und räumlichen Abbildung dürfte die reibungslose Arbeit von Modi und Thor ihren beträchtlichen Anteil haben. Es fällt mit diesem Analog-Set enorm leicht, sich auf jede Art von Musik einzulassen und Freude daran zu haben. Ich wechsele das Genre und lege Vivaldis Vier Jahreszeiten in der Interpretation von Karl Münchinger mit dem Stuttgarter Kammerorchester auf (Stereo Laboratory, London Classics Vol.28). Hier habe ich beinahe das Gefühl, Vivaldi habe sein Meisterwerk für diesen Plattenspieler geschrieben. Homogen, gleichzeitig farbenprächtig gezeichnet gehen die Jahreszeiten leicht ins Ohr und die tiefen Streicher beeindrucken durch ungekannte Intensität. Hier ist das sehr, sehr schön. Bei Peter Greens anschließendem In The Skies erlebe ich aber für mein Empfinden ein wenig zu viel Volumen in den untersten Tonlagen. Begeisternd klang Eva Cassidy auf Nightbird dann wieder mit glaubwürdigen Klangfarben, die Ihre Stimme körperhaft und authentisch erscheinen ließen. Das gilt gleichsam für ihr Gitarrenspiel und die Begleit-Instrumentierung. Die in der Aufnahme eingefangene räumliche Atmosphäre des Blues Alley Clubs vermittelt das Gefühl, dabei zu sein.
Auffällig ist immer wieder, wie dezent jedes Instrument so wohl seinen Raum hat, sich aber in das klangliche Gesamtbild perfekt einbindet. Ich möchte behaupten, dass Modi, Thor, Takumi und Expression meist den richtigen Ton treffen, für meinen Geschmack jedoch nicht immer. Ich hätte es gern manchmal eine Spur knackiger. Das Takumi L ist ein wunderschön musikalisch abgestimmtes Kleinod. Je länger ich mit ihm Musik genieße, desto mehr lerne ich seinen Charakter schätzen. Bei klassischer Musik, egal ob kleine Besetzung oder orchestral, überzeugt mich das Takumi L in jeder Hinsicht, gleiches gilt für Jazz und auch für jede Art von Gesang, allein bei von E-Gitarren geprägter Musik habe ich persönlich andere Vorstellungen. Modi und Thor sind die erstklassige Basis, um individuellen Wünschen und Vorlieben gerecht zu werden. Denn der Bergmann Audio bietet einzigartige Voraussetzungen hinsichtlich Neutralität, Authentizität, Spielfreude und Hörvergnügen. Heute wäre dies der Plattenspieler meiner Wahl.
STATEMENT
Der neue Bergmann Audio Modi mit Thor begeistert durch seine Wertigkeit. Die ist im mechanischen Aufwand ebenso erkennbar wie in der traumhaften Verarbeitung und dem edlen Finish. Letztlich entscheidet die Musik, und hier zeigt er ein Können, das ich derart überzeugend für diesen Preis nicht vermutet hätte. Wer diesen Plattenspieler kauft, kann sich zurücklehnen und genießen. Das Miyajima Takumi L und das Kubala Sosna Expression sind musikalisch stimmige Partner, die zu entspanntem, vergnüglichen Musikerleben gehörig beitragen.
Gehört mit
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Musik-Server/Player | Antipodes K50 mit Roon Server und HQ-Player |
Netzwerk | Ansuz Acoustics PowerSwitch A2 mit Darkz-Resonance-Control C2T, Digitalz Ethernet Cable A2 |
DA-Wandler | PS Audio Direct-Stream-DAC mit Trafo-Tuning und Plixir Elite DC-Netzteil für die Analog-Platine |
Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Performance-Netzteil, Tonarm Musical Life Conductor 10“, Audio-Technica AT-ART 9 |
Phonostufe | Plinius Koru |
Vorverstärker | Audio-gd Master 1 Vacuum |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 |
Equalizer | LA-Audio EQ231G für Bass |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Dragon 48 HDMI, Wireworld Eclipse 8 Silver und Platinum Cinch und XLR, Purist Audio Design Elementa Advance und Alzirr XLR, QED Genesis Silver Spiral und Supra XL Annorum LS mit Enacom LS, Audioquest Niagara 5000, Hurricane HC, Source und NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer Sicherungen, Synergistic Research Quantum Blue und Orange Sicherungen, AHP Klangmodul Ivg, Furutech NFC Wandsteckdose, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Franck Tchang Klangschalen |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Levin Design Vinyl-Bürste |
Herstellerangaben
Bergmann Audio Modi
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Plattenspieler | geeignet für bis zu zwei Dreh- oder Tangential-Tonarme |
Prinzip | luftgelagerter Aufbau |
Chassis | massives, CNC-gefrästes Verbundmaterial |
Teller/Lager | Aluminiumteller, schwebt auf Luftkissen, zentriert durch eine Stahlspindel in einem reibungsarmen Polymerlager, 3 mm Polyethylen-Matte |
Tellergewicht | 7,5 kg |
Motor | DC-Motor mit Tachoausgang und hochpräziser Motorelektronik, Riemenantrieb |
Kompressor | leiser, sauberer, trockener und gleich mäßiger Luftstrom, auswechselbare Filter |
Abmessungen Plattenspieler | B 460 mm x T 395 mm x H124 mm |
Kompressor | leiser, sauberer, trockener und gleichmäßiger Luftstrom, auswechselbare Filter |
Gesamtgewicht | 17,5 kg |
Gewicht Kompressor | 7,8 kg |
Abmessungen Kompressor | B 195 mm x T 355 mm x H 107 mm |
Preis | Testkombination Modi mit Thor 10.950 Euro, Modi allein 8450 Euro |
Herstellerangaben
Bergmann Audio Thor
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Prinzip | luftgelagerter Tonarm mit linearer Führung |
Material | Aluminium und Carbon |
Armrohr | doppelte Karbonfaser-Rohrkonstruktion mit interner Dämpfung |
Gegengewicht | entkoppelt vom Armrohr |
Einstellungen | vertikaler Spurwinkel im Spielbetrieb, Überhang, Höhe, Auflagekraft |
Verkabelung | Reinkupfer |
Kabelhülsen | Gold beschichtetes Kupfer |
Anschluss | Gold beschichtet DIN |
Effektive Masse | 12 Gramm |
Gewicht | inklusive Armboard 1055 Gramm |
Abmessungen | Breite 285 mm, Länge 252 mm, maximale Höhe 87 mm |
Kompressor | leiser, sauberer, trockener und gleich mäßiger Luftstrom, auswechselbare Filter |
Abmessungen | B 155 mm x T 330 mm x H 135 |
Gewicht | 5,7 kg |
Preis | Thor Tonarm mit Kompressor 5500 Euro |
Herstellerangaben
Miyajima Laboratory Takumi L
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Prinzip | MC-Tonabnehmer mit „Cross Ring“ Methode |
Frequenzbereich | 20 Hz bis 32 kHz |
Nadelnachgiebigkeit | ca. 9 x 10-6 cm/dyne bei 10 Hz |
Nadeltyp | Diamand, Nude Line Contact |
Empfohlene Auflagekraft | 2,3 Gramm |
Innengleichstrom-Widerstand | 16 Ohm |
Ausgangsspannung | ca. 0,21 mV |
Gehäusematerial | afrikanisches Schwarzholz (2.Wahl) |
Gewicht | ca. 8,9 Gramm |
Preis | 3000 Euro |
Herstellerangaben
Kubala Sosna Expression Phono
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Preis | 1,25m: 2200 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
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Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
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Web | www.wodaudio.de |