Vor fast einem Vierteljahrhundert probierte ich erstmals Nordost-Kabel aus und war davon so begeistert, dass sie mich viele Jahre in meiner Anlage begleiteten. 2019 zeichnete dann mein Kollege Wojciech Pacuła den Nordost QPOINT mit dem ersten Statement in High Fidelity-Award aus, und nun verteilt das QNET-Switch die Daten in meinem Netzwerk.
Der QPOINT stammt übrigens wie das Switch aus Nordosts QRT-Serie von „Audio Enhancern“, wird als „Resonant Synchronizier“ bezeichnet und soll auf oder unter Elektronik-Komponenten gelegt die Kohärenz und das Timing der Wiedergabe verbessern. Als aktive Komponente benötigt er Gleichstrom, den er entweder aus dem beigepackten Stecker-Schaltnetzteil oder vom QSOURCE-Netzteil mit seinem sechs Ausgängen – davon vier mit fünf Volt für QPOINTS und zwei mit variablen Spannungen – bezieht. Hier wären auch die neun Volt einstellbar, die das QNET benötigt. Aber in diesem Artikel werde ich mich lediglich mit dem Switch samt Steckernetzteil beschäftigen. Sobald das QSOURCE verfügbar ist, folgt dann ein zweiter Teil, bei dem auch Nordosts Valhalla-2-Ethernet-Kabel mit von der Partie sein werden. Experimente mit nicht firmeneigenen Linearnetzteilen versucht Nordost dadurch zu verhindern, dass man LEMO-Buchsen für die Gleichspannungsspeisung in QNET und QPOINT einbaut. Das hat zumindest in meinem Falle funktioniert: Ich habe keines der üblichen Kabel mit 2,1- oder 2,5-Millimeter-Hohlsteckern geopfert und mit einem LEMO-Stecker konfektioniert, um ein SBooster-, Keces- oder Plixier-Netzteil auszuprobieren.
Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass das QNET kein Standard-Switch ist, das für Audio-Anwendungen mit einem präziseren Oszillator oder einem besseren Netzteil getunt wurde. Ich konnte jedenfalls beim besten Willen kein anderes Switch finden, bei dem die Buchsen in einen Kreissegment angeordnet sind. In der Produktinformation merkt Nordost dazu an: „Die physische Trennung der einzelnen Ports ist ein kritisches und einzigartiges Designelement, das minimales Übersprechen und Interferenzen innerhalb des Geräts gewährleistet.“ Beim Layout der Platine habe man ebenfalls darauf geachtet, dass durch die Signalführung Übersprechen, Reflektionen und Interferenzen minimiert würden. Man verwende einen extrem rauscharmen, stabilen Oszillator für den Haupttakt des Geräts, der minimalen Jitter und Phasenrauschen ermögliche. Das QNET sei mit sechs getrennten Stromversorgungen ausgestattet, die alle Teile des Switches mit unbelastetem Strom versorgten, während sie gleichzeitig die Rauschverschmutzung minimierten und einen sauberen, störungsfreien Betrieb gewährleisteten.
Nicht alle fünf Ports arbeiten mit einer Datenrate von einem Gigabit pro Sekunde. Die drei, die dies tun, sind dem Router und anderen als für Audio vorgesehenen Netzwerkgeräten vorbehalten. Die verbleibenden zwei Ports sind auf 100 Megabit pro Sekunde begrenzt und für den Betrieb von Netzwerk gebundenen Speichern und Audioservern oder -playern gedacht, da bei der reduzierten Geschwindigkeit eine bessere interne Rauschunterdrückung möglich sein soll. Nur für Roon-Server könnte dieser Datendurchsatz zu niedrig sein – aber es gibt ja noch die Hochgeschwindigkeits-Ports. Dass sich die Beschränkung der maximalen Datenrate klanglich positiv bemerkbar machen kann, habe ich erstmals beim mit dem Statement in High Fidelity ausgezeichneten Melco-Switch erfahren, der ebenfalls Ports für unterschiedliche Geschwindigkeiten bietet. Bei den ADOT-Medienkonvertern erwies sich die Beschränkung auf 100 Megabit pro Sekunde letztlich auch als die klanglich bessere Wahl. Da ich beim Test der ADOTs erfahren musste, dass sich sogar bei eigentlich der Computerperipherie zuzurechnenden Geräten selbst zwei zusätzliche Betriebsstunden positiv bemerkbar machten, habe ich dem QNET einen Tag Dauerbetrieb verordnet, bevor ich genauer hingehört habe.
Allerdings konnte ich nicht vermeiden, beim Umstecken der Ansuz-Ethernet-Kabel vom PowerSwitch D-TC Supreme auf das frisch ausgepackte QNET einen ersten kurzen Eindruck zu bekommen: Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den beiden Switches. Aber der Schritt vom mehr als dreimal so teuren PowerSwitch zum Nordost schmälerte keinesfalls den Musikgenuss: Hans Theessinks Album Slow Train beginnt mit einer fetten Bass Drum im einem realistisch anmutenden Raum. Es ist überhaupt bemerkenswert, wie organisch der Hall die Instrumente umgibt. Während ich mich soviel Wohlklangs erfreue, erinnere ich mich an die Release-Party zur Scheibe: Sie fand aus dem einem Schloss-ähnlichen Anwesen in der Steiermark statt, in dem auch die Aufnahmen gemacht worden waren. Alle Instrumente und Stimmen wurden in unterschiedlichen, ihnen jeweils adäquaten Räumen aufgenommen. Dank digitaler Signalübertragung gab es keine Laufzeitprobleme etwa zwischen den Background Vocals von Insingizi in der Halle des Indoor-Pools und den Drums in einem großen Gästezimmer. Man wollte eben ohne künstlichen Hall auskommen. Diese besondere Idee und ihre sehr gelungene Umsetzung lässt sich auch dank des QNET genau nachvollziehen: Rauminformationen sind ja bekanntlich extrem schwache Signale, und nur, wenn die digitale Wiedergabekette so gut wie frei von Rauschen und HF-Einstreuungen ist, werden sie hörbar. Mit dem QNET klappt das völlig überzeugend. Da werde ich während der Einspielzeit gerne immer mal wieder kurz reinhören.
Hans Thessinks Album läuft in einer Endlosschleife, und ich gerate in Schreibpausen eher zufällig in „God Created The World“ und später in „Old Man Trouble“: Den positiven Eindruck, den der Titelsong hinterließ, brauche ich nicht zu revidieren. Klangfarben, Raumillusion und Timing lassen keine Wünsche offen. Besonders der satte und gut definierte Bass sind der Grund dafür, dass ich das PowerSwitch ohne direkten Vergleich nicht vermisse. Aber Thessink-Produktionen stehen ja ohnehin in dem Ruf, außergewöhnlich gut aufgenommen zu sein. Zumindest wenn man sie über die Anlage mit dem QNET zur Datenverteilung wiedergibt, sollte Tord Gustavsen Changing Places und Ten Years Afters Recorded Live, das gewiss in keiner audiophilen Liste zu finden sein dürfte, das gleiche Lob zuteil werden. Das QNET integriert sich harmonisch in meine Kette. Da brauchte es schon einen direkten Vergleich und einige Testtitel, um die Fähigkeiten von Nordosts Switch genauer einzuordnen.
Allein aufgrund des Preises wäre es vermessen, das Ansuz-PowerSwitch als Maßstab heranzuziehen. SOtMs Switch SOtM sNH-10G mit der sCLK-EX-Installation und dem Masterclock-Eingang sowie dem Keces-P8-Linearnetzteil zum Gesamtpreis von etwa 2.800 Euro ist da deutlich weniger praxisfremd. Die Unterschiede zwischen beiden Switches sind bei Keith Jarretts „God Bless The Child“ keinesfalls gravierend: Rhythmisch spricht mich jedoch der Titel stärker an, wenn das QNET die Daten verteilt. Die Bass Drum kommt einen Hauch druckvoller und dennoch minimal besser definiert rüber. Beim SOtM gibt’s ein Quäntchen mehr Energie im Hochtonbereich, was einerseits den Raum ein kleines Stückchen tiefer wirken lässt, andererseits die – wie so oft angemerkt – grenzwertig aufgenommene Hi-Hat aber ganz leicht ins Zischelige kippen lässt. Wie gesagt, die Differenzen zwischen beiden Switches sind marginal, bei dieser Trio-Einspielung habe ich aber einen klaren Favoriten. Bei Mahlers Symphonie Nr. 3 mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter Mariss Jansons stellen sich die Charakteristika der beiden Switches ähnlich dar: Beim Intro scheinen die Bläser dank SOtM einen Hauch weiter entfernt in der Tiefe der Bühne platziert zu sein. Die Abbildung der Höhe und die Reflexionen an den entfernteren Wänden des Raumes sind aber mindesten genau so deutlich zu vernehmen, wenn das QNET im Spiel ist. Es sorgt für sattere Farben und eine plastischere Abbildung der Instrumentengruppen, die Klänge wirken hier erdiger und griffiger. Auch wenn das sNH-10G in Kombination mit dem Linearnetzteil in einer Disziplin – Raumtiefe – ein ganz klein wenig mehr zu bieten hat, präferiere ich auch hier das QNET.
Vielleicht kann die Zehn-Megahertz-Clock sCLK-OCX10 plus Clock-Kabel dCBL-BNC75 das SOtM-Switch ja ein wenig beflügeln, denn bei Patrice Harals „Improvisation“ auf Le Concert Des Parfums spielt das SOtM-Switch wieder ein bisschen weniger packend als das QNET, bei dem zwar der immer noch riesige Raum ein Stückchen kleiner wirkt, die Darbietung aber einfach einen Hauch mehr Dramatik besitzt. Investiert man noch weitere 5.000 Euro um das SOtM-Switch mit Clock und Kabel zum Trio zu erweitern, darf man sich über einen noch großzügigeren Raum und mehr Feinzeichnung freuen. Die Drei übertreffen Nordosts Switch in Sachen Dynamik, Attacke und Spielfreude aber keineswegs. Wenn das nicht für das QNET spricht!
STATEMENT
Nordosts Einstieg in den Markt für Netzwerk-Komponenten überzeugt auf Anhieb. Das QNET begeistert schon mit seinem Steckernetzteil durch Auflösung und Raumdarstellung und erreicht in Sachen Spielfreude, Dynamik und Klangfarben sogar das Niveau signifikant teurerer Mitbewerber. Absolut empfehlenswert!PS: Ich freue mich schon jetzt auf das QSOURCE und die Valhalla-2-Ethernet-Kabel.
Gehört mit
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NAS | Melco N10/2-S38 |
Streamer | Auralic G2.1 mit 2TB SSD |
Up-Sampler | Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Ferrum Hypsos |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE mit Linearnetzteil |
LAN-Switch | Ansuz PowerSwitch D-TC Supreme, SOtM sNH-10G mit Keces P8 |
10-MHz-Clock | SOtM sCLK-OCX10 mit Keces P8 |
Vorstufe | Audio Exklusive P7 |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Børresen 05 SSE |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Dragon XLR, Ansuz Speakz D-TC Supreme, Digitalz D-TC Supreme und Mainz D2 (2x), Plixir Statement DC, RRossaudio Kabel, SOtM dCBL-BNC75 |
Zubehör | AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Harmonix Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs, Waversa Isolator-EXT-1 und -EXT-Reference, ADOT Medienkonverter (2x) mit Keces P6 und Plixir Elite BDC, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, PowerBox D-TC SUPREME |
Herstellerangaben
Nordost QNET
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Typ | Layer-2-LAN-Switch |
Anzahl der Ports | 5 |
Fähigkeit der Ports | Die Ports 1, 2 und 3 sind 1000BASE-T/100BASE-TX-fähig und unterstützen Auto-Negotiation und Auto-MDI/MDI-X; die Ports 4 und 5 sind nur für 100BASE-TX Vollduplex geeignet |
Schnittstellen | RJ45 |
Gleichstromeingang | 9V/1.2A |
Gewicht | 880g |
Abmessungen | 165mm Durchmesser, 34,25mm Höhe |
Preis | 3.600 Euro |
Vertrieb
Audio Reference GmbH
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Anschrift | Alsterkrugchaussee 435 22335 HAMBURG |
Telefon | +49 40 53320359 |
Fax | +49 40 53320459 |
Web | audio-reference.de |