Auf ihrer gut organisierten Pressekonferenz anlässlich der High End in München stellte die dänische Lautsprecherfirma Raidho den X1 t Super Mini Monitor vor, den Nachfolger des X1. Dirk Sommer und ich entschlossen uns spontan, den Lautsprecher für einen Test zu ordern.
Ich weiß nicht, ob es an der sympathischen und gelungenen Vorführung von Morton Nielsen, dem Sales & Marketing Director von Raidho, oder an der überzeugenden klanglichen Vorstellung der X1t oder an beidem lag. Noch während der High End wurde ich von Kollegen und Bekannten mehrfach auf die X1t angesprochen: „Warst Du schon bei Raidho, hast Du schon die kleine Raidho gehört?“ Ganz offensichtlich muss Raidho hier mit der X1t bei vielen Besuchern einen Nerv getroffen haben: Ein überaus kompaktes Zweiwege-Lautsprecher-System, das den Anspruch erhebt, dass eine souveräne Darbietung auf höchstem klanglichem Niveau keine Frage der Größe allein ist, das sich mit den geschwungenen Lautsprecherständern in elegantem Design auch in normale Wohnräume integrieren lässt und das in einer, gerade im Vergleich mit den anderen Raidho Lautsprechern, noch erschwinglich erscheinenden Preisregion angesiedelt ist. Auch wenn die X1t „nur“ den Einstieg in die Welt der Raidho Lautsprecher markiert, lassen Sie sich nicht täuschen, hier handelt es sich durch und durch um ein „richtiges“ High End Produkt.
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An exquisiten Zutaten, die man nicht an jeder Ecke von der Stange bekommt, denn bei Raidho wird alles selbst In-House gefertigt, hat man es bei der X1t jedenfalls nicht fehlen lassen. Natürlich baut die X1t auf dem legendären Raidho Bändchen-Hochtöner auf, der inzwischen ein geradezu charakteristisches Merkmal aller Raidho Lautsprecher ist. Genau genommen handelt es sich hier um ein „Quasi“-Bändchen oder einen Magnetostaten. Die Folie, welche die Grundlage für diesen Bändchen-Typ bildet, soll nur ganze 11 Mikron dick und gerade einmal 20 Milligramm schwer und damit um ein vielfaches leichter als herkömmliche Konstruktionen sein. In Verbindung mit leistungsstarken Magneten soll das Ergebnis ein klarer und natürlicher Klang sein, der seinesgleichen sucht und in dieser Preisklasse herausragend ist. In diesem Zusammenhang hat mir Morton Nielsen verraten, dass sich die in der X1t verbaute Version nicht wesentlich von den in den Top-Lautsprechern verbauten Typen unterscheidet.
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Ein weiteres Highlight ist der neu entwickelte Tiefmitteltöner, ein 5,25 Zoll Chassis, das auf eine aus Aluminium gefertigte Membran setzt. Raidho sagt, dass eine der Herausforderungen beim Einsatz von Aluminium als Membranmaterial darin besteht, dass dieses einen Eigenklang haben kann, den es unbedingt zu vermeiden gilt. Deshalb werden alle Membranen auf beiden Seiten mit einer dünnen Keramikschicht überzogen. Die Beschichtung wird durch einen Plasmaprozess aufgebracht, der die Keramikbeschichtung mit dem Aluminium verbindet. Bei der X1t kommt noch eine weitere Schicht aus Tantal hinzu, die auch der Grund für das „t“ im Namen des neuen Modells ist. Tantal besticht durch seine besonders hohe Hitze- und Verschleißbeständigkeit und soll die Membran noch steifer und härter machen, als es mit einer Kombination aus Aluminium und Keramikbeschichtung allein möglich wäre, und das auch noch ohne schädliche Gewichtszunahme. Kräftige Neodym-Magneten mit optimiertem Magnetfeldverlauf sorgen für einen kraftvollen Antrieb mit hoher Dynamik und geringen Verzerrungen. Der Tiefmitteltöner arbeitet auf ein Bassreflex-System, wobei Raidho die strömungsoptimierte Bassreflex-Öffnung nach vorne unten heraus führt. Die entsprechende Öffnung an der Unterseite der Schallwand ist ein markantes Detail im Design der X1t, hat aber auch handfeste akustische Vorteile, wenn es etwa um die Rückwand-nahe Aufstellung des Lautsprechers geht.
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Das Gehäuse der X1t wurde im Vergleich zum Vorgängermodell innen neu gestaltet mit dem Ziel, eine deutlich höhere Bassleistung und Bassqualität zu bieten. Hierzu wurde das Gehäuse an einigen Stellen verstärkt, der Einsatz des Dämpfungsmaterials optimiert und der Bassreflex-Kanal verlängert. Bessere Komponenten in der Frequenzweiche sollen der X1t außerdem zu einem offeneren und klareren Klang verhelfen. Trotz der bescheidenen Abmessungen von gerade einmal 320 Millimetern in der Höhe, 145 Millimetern in der Breite, und 230 Millimetern mm in der Tiefe bringt die X1t stattliche acht Kilogramm auf die Waage. Für die X1t gibt es einen für meinen Geschmack ausgesprochen schicken und filigranen Ständer, der den Lautsprecher um einige Grad nach hinten neigt, was das Abstrahlverhalten verbessern soll. Fuß- und Mittelteil sind aus MDF. Der Ständer zählt zu den leichten Vertretern seiner Gattung. Der Gedanke dahinter ist, dass der Ständer so wenig Energie wie möglich speichern soll. Passend zu diesem Konzept finden sich auch keine Spikes, sondern Füße, die wirksam vom Boden entkoppeln sollen. Der Mittelteil des Ständers wird stabil sowohl mit der Bodenplatte als auch mit dem Lautsprecher verschraubt. Die Art und Weise der Verschraubung, die äußerlich keine Schrauben erkennen lässt, ist clever gemacht und trägt zu der attraktiven Erscheinung bei.
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Die Aufstellung der X1t ist grundsätzlich unkritisch, sie darf auch durchaus in der Nähe von Seitenwänden stehen. Von den üblichen Methoden und Erfahrungswerten bei der Platzierung von Lautsprechern können wir uns übrigens gleich einmal verabschieden. Die Leitlinie lautet: Weit auseinander und stark einwinkeln. Das ergibt in meinem Hörraum eine erstaunlich große Basisbreite von knapp drei Metern, deutlich mehr als beispielweise bei meiner Audioplan Kontrapunkt, die ähnliche Abmessungen hat. Die Verwandtschaft der X1t zur großen Schwester TD1.2, die erst vor kurzem bei mir zu Gast war, ist in diesem Punkt offensichtlich. Was den Abstand vom Hörplatz zu den Lautsprechern betrifft, lande ich nach einigen Versuchen bei ebenfalls etwa drei Metern, so dass sich das klassische gleichseitige Dreieck der Lautsprecheraufstellung ergibt. Die X1t belohnt meine Bemühungen mit einem beeindruckend ausgewogenen Verhältnis zwischen weiter Abbildung und präzisem Fokus ohne das gefürchtete Loch in der Mitte. Ich gönne der X1t noch eine ordentliche Einspielzeit und dann kann es losgehen.
Die herausragende Eigenschaft der X1t ist für mich die außerordentlich hohe Sprachverständlichkeit menschlicher Stimmen, die eine besondere Verbindung mit dem Zuhörer schafft. Das beginnt damit, dass die X1t die charakteristischen Eigenschaften einer jeden einzelnen Stimme bestechend klar herausarbeitet. Hören wir in die Oper „Carmen“ (Bizet: Carmen - Herbert Von Karajan / Wiener Philharmoniker - The RCA Opera Treasury 74321 39495 2): auf der einen Seite die wundervolle Leontyne Price, deren dunkles, rauchiges Timbre ganz hervorragend zur Rolle der feurigen Carmen passt, und auf der anderen Seite Mirella Freni, die als Micaela glasklar, intensiv und betörend singt. Die Wiedergabe dieser so unterschiedlichen Stimmen gelingt der X1t phänomenal gut. Das gilt aber nicht nur für Stimmen im klassischen Bereich. Genauso beeindruckend ist, wie die X1t im Sampler Jazz Ballads (Jazz Ballads - 2xHD 24/44,1) die Unterschiede in den Stimmen einer Holly Cole, Amanda Martinez oder Jill Barber herausarbeitet, wobei die Sängerinnen zu jederzeit exakt zwischen den Lautsprechern stehen. Hinzu kommt eine verblüffende Auflösungsfähigkeit in komplexen Chorpassagen. Damit vermittelt die X1t in der berühmten Eröffnung „O Fortuna“ aus den Carmina Burana von Carl Orff (Carmina Burana - Seiji Ozawa / Boston Symphony Orchestra) mit dem frisch klingenden und wortgetreuen Chor genau den richtigen Sinn für Unerbittlichkeit und einen spürbaren Hauch von Bedrohung. Diese Fähigkeit, im Mittenbereich auch kleinste Details freizulegen, kommt auch der Wiedergabe akustischer Instrumente in besonderer Weise zu Gute. Bestechend ist, wie in „Galicia Flamenco“ mit Gino D‘ Auri (Flamenco Passion - FIM XRCD) Kleinigkeiten, wie das Knarzen des Cellos oder ein Klopfen auf dem Korpus freigelegt werden und dem Ganzen das besondere Extra verleihen.
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Beeindruckt hat mich auch, wie harmonisch die Höhen an diesen herausragenden Mitteltonbereich anschließen können. Im „Divertimento K. 136“ von W.A. Mozart in der Aufnahme mit der Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marinner (FIM Supersounds! II) ist der Klang der Streicher weich, flüssig und brillant, aber völlig frei jeglichen Anflugs von Härte. Die Musik fließt in allen Tonlagen mit großer Harmonie dahin. Am anderen Ende des Frequenzspektrums hat die X1t – nicht wirklich überraschend – ihre klaren Grenzen. Unterhalb von etwa 70 Hertz fällt der Frequenzgang rasch ab. Echter Tiefbass ist damit nicht möglich, aber wer sich für einen Mini-Monitor wie die X1t entscheidet, sollte um diese Grenzen wissen. Wichtiger ist, was sich darüber abspielt. Und was die X1t hier abliefert ist sauber und durchaus knackig. Damit kann sich Dee Dee Bridgewater in „Memphis...Yes, I'm Ready“ auf ein sattes tonales Fundament stützen. Erst bei sehr hohen Lautstärkepegeln – die weit über meiner normalen Hörlautstärke liegen – oder Musik mit extremem Tieftonanteil beginnt der kleine Tiefmitteltöner hörbar zu begrenzen. Zu den exzellenten tonalen Eigenschaften kommt, dass sich das Klangbild zu jeder Zeit vollständig von den Lautsprechern löst und eine große räumliche Tiefe besitzt, die weit über das hinaus geht, was man von so einem kleinen Lautsprecher gemeinhin erwartet. Bei der Wiedergabe der hervorragende Aufnahme von „El Baile De Luis Alonso“ von Giminez (Music of Spain - Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain – HDTT 24/192) reicht der Klang weit in die Tiefe eines imaginären Raums hinein, bleibt aber klar strukturiert und durchhörbar, und die Lautsprecher „verschwinden“ völlig. Die Klangbühne, die diese winzigen Monitore bei dieser Aufnahme erzeugen, ist verblüffend.
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Aufgrund meiner Begeisterung, werden Sie an dieser Stelle zu Recht fragen, wo denn nun überhaupt die Unterschiede zu einer vielfach teureren Raidho TD1.2 sind. Ein Hauptunterschied liegt für mich darin, dass die X1t zwar auch diese faszinierende „Kantenschärfe“ in der Wiedergabe von Stimmen oder Instrumenten besitzt, die nichts verfließen oder leicht unscharf wirken lässt, aber es fehlt ihr etwas an der „dritten Dimension“, die Stimmen oder Instrumente sich so klar vom Hintergrund abheben lässt, dass man meint, sie stünden körperlich vor einem. Hinzu kommt, dass sich bei der X1t der Charme und Schmelz der Hochtonwiedergabe nicht vollständig in die mittleren Lagen fortsetzt. Dabei geht es nicht um unterkühlte Mitten, aber es fehlt mir da ein Ticken Emotionalität. Bei orchestraler Musik, speziell in Tutti-Passagen, erstreckt sich die virtuelle Klangbühne nicht ganz so weit in die virtuelle Tiefe; das mag – insbesondere bei höherer Lautstärke – mit den Grenzen im Tieftonbereich zusammenhängen. Damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen: Das sind Unterschiede auf höchstem Niveau im Vergleich zu einem absoluten Toplautsprecher – auch preislich. Aber je länger ich Musik über die X1t höre, desto faszinierter bin ich. Obwohl die X1t die gerade beschriebenen Einschränkungen im Bassbereich und bei der Fähigkeit, ohne Anstrengung laut zu spielen, mit sich bringt, liefert sie gerade im Mittel- und Hochtonbereich eine Klangqualität, die insgesamt schlicht und einfach herausragend ist. Dazu passen an dieser Stelle auch ganz gut meine Erfahrungen, was den Leistungslieferanten, sprich den angeschlossenen Verstärker, betrifft. Die X1t lässt sich mit meiner Omtec CA 25, die etwa 25 Watt pro Kanal im reinen Class A-Betrieb liefert, problemlos betreiben. Etwas überrascht bin ich allerdings, als ich probehalber eine gerade frisch restaurierte Stax DA-80M anschließe, die etwa 80 Watt pro Kanal ebenfalls im Class A-Betrieb bereitstellt. Das mehr an Leistung führt zu einem weitläufigeren Klangbild in allen Dimensionen und zu mehr Kraft im Bassbereich, als ich es erwartet habe. Der Zuwachs an Autorität und Souveränität ist nicht zu überhören. Was die Verstärkerwahl betrifft, ist die X1t anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
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Die Einschränkungen der X1t im Tieftonbereich „schreien“ geradezu nach einem guten Subwoofer. Schon aus Neugier habe ich deshalb die X1t mit meinen beiden Velodyne DD10+ Subwoofern kombiniert. Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich. Es ergibt sich ein Gesamtsystem, das so manchem ausgewachsenen Standlautsprecher erhebliche Probleme bereit. Der „Pas de Deux“ aus der Nussknacker-Suite (op. 71a) (Tchaikovsky: The Nutcracker, Op. 71 – Suite from the Ballet – Hi-Q Records xrcd24) erklingt zu Beginn in den Streichern und der begleitenden Harfe erhaben und majestätisch und steigert sich sukzessive zu einem ausdrucksvollen, intensiven Schluss im Fortissimo des gesamten Orchesters. Auf einem satten Tieftonfundament ruhend kommt die hervorragende Durchhörbarkeit der X1t jetzt so richtig zur Geltung. Dieses Ergebnis lässt sich noch verstärken, wenn die X1t nicht Full Range, sondern über eine Frequenzweiche angesteuert wird, die den Tiefmitteltöner von den tiefsten Frequenzen entlastet.Da bleiben dann wirklich kaum noch Fragen offen. Es ist schon bemerkenswert, wie weit man mit solch einer Lösung kommen kann und wie locker und geschlossen sämtliches Musikmaterial von den tiefsten bis zu den höchsten Tonlagen wiedergegeben wird. Sie haben es längst bemerkt, an die X1t kann man – mit den richtigen Spielpartnern kombiniert – sein Herz verlieren und für lange Zeit sehr glücklich werden. Gerade in kleinen und mittelgroßen Räumen kann die X1t ein perfekter Einstieg in ein anspruchsvolles High-End-System sein. Obendrein ist die X1t mit ihrem eleganten Design ein echter Hingucker.
STATEMENT
Lassen Sie sich von der Größe nicht täuschen: Die Raidho X1t ist ein echter High-End-Lautsprecher und klingt herausragend. Die Wiedergabe menschlicher Stimmen ist schlichtweg umwerfend. Die X1t ist meine ganz persönliche Empfehlung.
Gehört mit
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Computer | Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 und 2019 mit AudiophileOptimizer 3.0, JPLAY USB Card, HDPLEX 400W ATX Linear-Netzteil und HDPLEX 200W Linear-Netzteil LattePanda Alpha 864s mit Intel 8th m3--8100y und Diretta Target Bridge mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil |
Software | JRiver Media Center 24, JPLAY 6.2, MinimServer, JPLAY Femto, JPLAY femtoServer, Roon Server |
LAN Switch | SOtM sNH-10G i |
10-MHz-Clock | SOtM SCLK-OCX10 |
USB | SOtM USB Hub tX-USBultra |
D/A-Wandler | PS Audio DirectStream DAC |
Plattenspieler | Platine Verdier |
Tonarm | Souther TRIBEAM |
Tonabnehmer | Clearaudio Veritas |
Vorstufe | Erno Borbely , Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25, Stax DA-80m |
Kabel und Zubehör | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable, SOtM dBCL-BNC, Audioquest Niagara 5000 |
Herstellerangaben
Raidho X1t
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Konzept | 2-Wege-System mit Bassreflexöffnung am Boden der Vorderseite |
Frequenzgang | 70 Hz – 50 kHz |
Impedanz | >6 Ohm |
Wirkungsgrad | 85 dB 2.828 V/m |
Abmessungen | 145x320x230 mm (B x H x T) |
Gewicht | 8 kg |
Preis | 5.800 Euro (Hochglanz-Schwarz oder Weiß) Ständer 750 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Raidho Acoustics
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Anschrift | co/Dantax Radio A/S Denmark 9490 Pandrup Bransagervej 15 |
Telefon | +45 98 24 76 77 |
sales@raidho.dk | |
Web | raidho.dk |