Quantcast
Channel: HIFISTATEMENT | netmagazine - Suche
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2409

Cayin Soul 170I

$
0
0

Mit dem Push-Pull-Kraftwerk Soul 170I bringt Cayin sein neues Vollverstärker-Topmodell auf den Markt, das im Ultralinearbetrieb 130 Watt aus den KT170-Röhren herausholt und so eine sehr flexible Lautsprecherauswahl ermöglicht. Der schaltbare Triodenmodus dagegen bedient die Fraktion der Klanggourmets: Her damit für einen Test!

Allerspätestens seit ich Cayins Phonovorstufe CS-6PH für einen ausführlichen Test bei mir zu Hause hatte, darf ich mich zu den bekennenden Fans dieser Marke zählen. Gleichwohl halte ich mich nicht für befangen hinsichtlich weiterer Cayin-Tests: Der neue Vollverstärker Soul 170I stellt mit seiner oben erwähnten Power in meinem Setup eher einen veritablen Leistungs-Overkill dar, woran auch die deutlich geringeren 75 Watt im Triodenmodus nicht viel zu ändern vermochten. Insofern war ich durchaus etwas skeptisch, ob die Liaison mit meinem Lautsprecher Dynamikks! Model 12 und seinen echten 96 Dezibel pro Watt und Meter Wirkungsgrad funktionieren oder ob dieser kraftstrotzende Vollverstärker eher völlig unterfordert im untertourigen Bereich dahintuckern würde. Aber am Telefon hatte mir Deutschland-Vertriebschef Thomas Deyerling den Mund derart wässrig gemacht, dass ich ihn bat, mir das Gerät für einen Test zuzusenden.

Als die Spedition den Verstärker bei mir ablud, bekam ich schon eine ungefähre Ahnung davon, was mich – besser gesagt meine Bandscheiben – erwarten würde. Mit einer elektrischen Ameise bewegte der Fahrer die Palette meine Auffahrt hinauf unter das Carport, von wo aus ich den Karton ohne die Palette anschließend mithilfe eines Möbelrollbretts durch den Seiteneingang bis ins Wohnzimmer zu bewegen gedachte. Das klappte auch alles ganz gut, aber vor meinem HiFi-Rack angekommen mochte ich mir dann trotz guten Frühstücks nicht zumuten, diese knapp 40 Kilogramm schwere Trumm allein in die ihm zugedachte Position zu hieven. Dringende Empfehlung von mir: Erledigen Sie dies zu zweit, zumal die durch Trafo und Übertrager bedingte ungleiche Gewichtsverteilung eine zusätzliche Herausforderung darstellt.


Da stand es nun also auf meinem Rack, Cayins Prachtstück Soul 170I. Das neue integrierte Flaggschiff der Chinesen wandert für 7800 Euro über die Ladentheke und dafür erwartet der potenzielle Käufer natürlich einen entsprechenden Gegenwert. Was die reine Masse betrifft, dürfte der Verstärker mit seinem Preis von ungefähr 200 Euro pro Kilogramm wohl deutlich im grünen Bereich liegen, aber Spaß beiseite: Preisklassenunabhängig habe ich selten eine so perfekte Verarbeitung gesehen. Die leicht schimmernde Lackierung erscheint außerordentlich gleichmäßig und sauber, es gibt keine störenden scharfen Kanten, nichts klappert, wackelt oder wirkt billig. Sofort fallen mir die Porzellan-Röhrenfassungen ins Auge, oft verwenden Hersteller aus Kostengründen hier ja gerne billigere Kunststofffassungen. Rein haptisch ist der Soul 170I also schon mal ein Genuss, das gilt insbesondere auch für die massive Metallfernbedienung, deren Knöpfe klare Druckpunkte haben. Andernorts wird in dieser Preisklasse bisweilen durchaus ein billiges Plastikteil beigelegt.

Dieser positive Eindruck setzte sich im Geräteinneren übrigens nahtlos fort. Superbe Bauteilequalität wo man hinsieht, handwerklich blitzsauber ausgeführte Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung, korrekte Anordnung der Baugruppen: Viel besser kann man es eigentlich nicht machen. Die Ausgangsübertrager entwickelt und fertigt Cayin übrigens selbst, anstatt den einfachen Weg zu gehen und diese Teile „von der Stange“ zuzukaufen, so machen Überzeugungstäter das eben! Und in diesem Zusammenhang möchte ich einen weiteren positiven Aspekt hervorheben, der in Gerätebesprechungen häufig unerwähnt bleibt: Cayin liefert ein sehr gutes, aufschlussreiches englisches Manual mit, welches diese Bezeichnung auch wirklich verdient, das keine Fragen offen lässt, das gesamte Gerät mit allen Funktionen sehr gut beschreibt, bebildert und schließlich dem korrekten Einstöpseln der Röhren gleich ein komplette Seite mit aussagekräftigen Skizzen spendiert. Oft ist man ja schon froh, wenn überhaupt eine Anleitung mitgeliefert wird, die in schöner Regelmäßigkeit mit dem offenbar schlechtesten aller verfügbaren Übersetzungstools aus dem Chinesischen ins Deutsche übersetzt wurde. Nicht so bei Cayin: Hier gibt man sich sehr viel Mühe und das verdient einfach gesonderte Erwähnung und Anerkennung.

In Sachen Ausstattung ist der Cayin-Verstärker für alle Lebenslagen gut gerüstet: Auf der Gehäuserückseite stehen drei Line-Eingänge via Cinchstecker und ein symmetrischer XLR-Eingang zur Verfügung. Weiterhin gibt es einen Pre-In-Eingang, um den Soul 170I als reine Endstufe zu nutzen sowie einen Sub-Out-Ausgang für den Anschluss eines separaten Subwoofers zusätzlich zu den obligatorischen Lautsprecherklemmen, die wiederum jeweils für vier oder acht Ohm ausgelegt sind. Besonders interessant ist das Röhren-Ensemble. Eine alte Bekannte aus der Phonovorstufe CS-6PH lief mir hier wieder über den Weg: Die Gleichrichterröhre 22DE4, eine NOS-Type von RCA, die hier natürlich ausschließlich für die Eingangs- beziehungsweise Treiberröhren zuständig ist. Die Eingangsstufe wird von einer Doppeltriode JJ ECC83S pro Kanal gebildet, als Treiber setzt Cayin eine Tung-Sol 6SN7GTB pro Kanal ein. Diese befeuern die beiden in Push-Pull-Anordnung beschalteten Tung-Sol KT170 (Class AB), wobei sich zwischen Ultralinearmodus und Triodenmodus umschalten lässt, dann allerdings reduziert sich die Ausgangsleistung von 130 auf 75 Watt. Eine Tetrode oder Pentode ist ja nun mal keine Triode, daher handelt es sich streng genommen um eine Pseudo-Triodenschaltung, bei der eins der Gitter (in der Regel das mittlere) auf die Anode gelegt wird. Gleichwohl zwar nicht ganz so linear wie diese, ähnelt die so erzeugte Kennlinie dann der einer Triode, was im Idealfall zu einem wie auch immer gearteten, vermeintlich angenehmeren „Trioden-Klang“ führen soll. Cayin spricht hier von der Wahl zwischen „zwei unterschiedlichen Klangsignaturen“, was ich sehr treffend formuliert finde. Andere Hersteller machen so etwas ebenfalls und auch ich lasse die beiden EL84 Pentoden meines Almarro A205A MkII fest umgebaut als Eintakter im Pseudo-Triodenmodus laufen, was trotz vergleichsweise bescheidener zwei Watt Ausgangsleistung sehr gut funktioniert.


Im Falle eines Röhrenwechsels lassen sich die Arbeitspunkte der KT170 Beam Power Tetroden mithilfe der Bias-Potis und des Bias-Anzeigeinstruments auf der Chassisoberseite kinderleicht selbst anpassen, auch dieses Prozedere ist im Manual sehr gut beschrieben. Übrigens lässt sich laut Bedienungsanleitung auch eine KT150 problemlos einsetzen. Ein weiteres erwähnenswertes Feature ist die Soft-Start-Schaltung, bei der die Röhren erst verzögert mit höheren Spannungen beaufschlagt werden, was der Röhrenlebensdauer erheblich zu Gute kommt.

Langsam wurde es aber Zeit, endlich Platten aufzulegen, denn um es mal in einfacher Fußballersprache auszudrücken: „Letztlich zählt das was auf dem Platz ist, und das ist, was zählt!“ (Holger Greilich, ehemals TSV 1860 München). Worauf ich hinaus will: Die beste Technik nützt nichts, wenn es am Ende klanglich nicht umgemünzt wird. Apropos Technik: Ich stellte am Verstärker zunächst den Ultralinearmodus ein. Von Coldplay kramte ich das Album Viva La Vida or Death And All His Friends sowie die zugehörige EP Prospekt´s March hervor (beide Parlophone, 2008). Zu meiner Entschuldigung möchte ich vorbringen, dass ich Ende 2008 – nachdem eben diese beiden von Brian Eno produzierten Scheiben erschienen waren, die mir bis heute auch gefallen – tatsächlich dachte, Coldplay könne sich doch noch zu einer anständigen Alternative-Rockband entwickeln. Wie falsch ich lag ahnte ich damals nicht. Egal, jedenfalls ist das interessante „Strawberry Swing“, das mit an die späten Beatles erinnernden Hippie-Gitarrenklängen garniert ist, einer meiner Favoriten-Songs auf dem Album. Und den sollte man laut hören, besser sehr laut: Ungemein farbstark, mit feiner Diktion und perfekter rhythmischer Akkuratesse trieb die Base-Drum den gesamten Song an, als ob sie führte und einen schläfrig singenden Chris Martin hinter sich herziehen musste. Wie ein Schraubstock klemmte der Cayin Soul 170I die Tiefton-Zwölfzöller meiner Lautsprecher ein und ließ nicht die geringsten Zweifel daran aufkommen, wer hier das Sagen hatte.

Nach dem Umschalten in den Triodenmodus ergab sich beim gleichen Lied ein ganz ähnliches Bild: Einen Verlust an Basskontrolle konnte ich keinesfalls feststellen, aber eine kleine Nuance mehr an Spielfreude und eine minimale Zunahme feinster Ausschwinggeräusche. Das alles fand aber auf einem derart subtilen Niveau statt, dass ich es eher in den geschmäcklerischen denn in den qualitativen Bereich einordnen würde. Überhaupt schien diese fast schon überbordende Spielfreude des Cayin eine seiner größten Stärken zu sein. Das Besondere dabei: Dieser „Ich-lasse-dich-jetzt-mal-von-der-Kette-Effekt“ trat auch bei kleinsten Lautstärken auf. Ein oft erlebtes Phänomen bei dicken Leistungs-Kraftmeiern: Häufig vermögen Verstärkerboliden ihre Spielfreude erst entfalten, wenn sie etwas gefordert werden. Nicht so der Cayin, der schien mir stets ab dem „ersten Watt“ voll da zu sein. Es klang stets irgendwie so – und zwar unabhängig vom Betriebsmodus –, als ob jede einzelne Note mit einer kleinen Extraportion Energie aufgeladen wurde, bevor sie ihre Reise vom Lautsprecher zu meinem Ohr antrat. Faszinierend.


Hinsichtlich der Klangfarben im Allgemeinen legte sich der Cayin an der Grenze zwischen silbrig-kühl und golden-warm ganz leicht auf die von mir präferierte wärmere, etwas dunkler timbrierte Seite. Das Auflösungsvermögen litt darunter jedoch in keiner Weise. Oft werden hochauflösende HiFi-Komponenten ja automatisch mit kühlen Analytikern assoziiert, was auf den Soul 170I in keinster Weise zutraf. Das konnte ich gut mit Vivaldis Die vier Jahreszeiten (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) überprüfen. Streichinstrumente kamen in ihren Klangfarben schon fast unheimlich authentisch daher, gerade feinste Obertöne wurden ungemein subtil dargestellt. Auch feindynamisch war alles im Lot: Schnell abwechselnde Laut-Leise-Unterschiede wurden sehr sauber dargestellt, dynamisch „verschmierte“ hier nichts, wie der Cayin überhaupt stets den Gesamtüberblick behielt und für ein aufgeräumtes Orchester-Ensemble im Saal sorgte, wo jedes Instrument wie zementiert auf seinem angedachten Platz blieb.

Hinsichtlich der Raumabbildung gab sich der Cayin schon fast verschwenderisch großzügig: Alle Instrumente hatten extrem viel „Luft zum Atmen“ und quasi immer mehr als ausreichend Ellenbogenfreiheit um sich frei entfalten zu können, ohne dass sie jedoch den Bezug zueinander verloren. Das war übrigens völlig unabhängig vom Betriebsmodus; vielmehr schienen mir hier insbesondere die offenbar extrem guten Übertrager eine gewichtige Rolle zu spielen: Nach meiner Erfahrung tragen lineare, weit ausgedehnte Frequenzgänge sehr zu einer gelungenen Raumabbildung bei, was hier ganz offenkundig der Fall ist.

Abschließend möchte ich doch noch einmal näher auf die beiden Betriebsmodi Ultralinear versus Pseudotriode eingehen: Unter dem Strich habe ich die Unterschiede weit weniger ausgeprägt empfunden als ich vorab erwartet hatte. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass meine Lautsprecher eine extrem leichte elektrodynamische Kost für den Cayin waren und sich dadurch schaltungstechnische Unterschiede klanglich weniger ausprägten. Zum anderen spielte das Musikmaterial eine wesentliche Rolle. Bei lauten, fetten Bässen oder großen Orchestern schien der Ultralinearmodus ganz leicht die Nase vorn zu haben, bei kleinen Besetzungen oder akustischen Instrumenten gefiel mir der Triodenmodus minimal besser, aber wie schon erwähnt spielte sich das alles eher auf der Geschmacksebene ab.


Schließlich konnte ich nicht anders und ich lotete mit „These Days“ von den Foo Fighters (Wasting Light, RCA Records, 2011) die Grenzen meiner Lautsprecher aus. Zwar hatte ich die nominelle Belastbarkeit dieser Biester nicht im Kopf, machte mir ob der PA-Gene der Treiber aber dennoch wenig Sorgen. Das Limit waren dann schließlich auch meine Ohren, aber was sich unterhalb der Schmerzgrenze abspielte, war emotional ergreifend und süchtig machend livehaftig. Komponenten, die zu solchen musikalischen Leistungen fähig sind, sind ganz oben auf dem HiFi-Olymp anzusiedeln. Chapeau, Cayin!

STATEMENT

Cayin stellt Röhrenfans mit dem Soul 170I einen Vollverstärker-Boliden bereit, der einem fast die freie Wahl beim Lautsprecher lässt, über schraubstockartige Basskontrolle verfügt, klanglich an den zarten Schmelz bester Trioden erinnert und das alles schon bei geringen Lautstärken vermag. Die Vereinigung dieser eher gegensätzlichen Eigenschaften gelingt Cayin dank verdammt guter elektrotechnischer Ingenieurskunst, ganz ohne Voodoo. Perfekte Verarbeitung, herausragende Bauteilequalitäten und eine praxisgerechte Ausstattung gibt es noch oben drauf zu. Mehr können auch verwöhnteste High Ender nicht verlangen!
Gehört mit
Phonovorverstärker Pro-Ject Phono Box S2 Ultra mit Pro-Ject Accu Box S2
Plattenspieler Pro-Ject Debut PRO + Plattenpuck PRO
Tonabnehmer Pro-Ject Pick it PRO
Lautsprecher Dynamikks! Model 12
Zubehör Dynamikks! Speakerlink I, Phono NF-Kabel Pro-Ject, Connect-it RCA-E
Möbel Hi-Fi Racks Ltd
Herstellerangaben
Cayin Soul 170I
Geräteart Röhren-Vollverstärker
Röhren 1x RCA 22DE4, 2x Doppeltriode JJ ECC83S, 2x Tung-Sol 6SN7GBT, 4x Pentode KT170
Netzspannung 230V AC/50 Hz
Eingänge 3x Line (RCA), 1x Line (XLR), 1x Pre-In
Eingangsempfindlichkeit 330mV (Line-Eingänge), 1000mV (Pre-In)
Ausgänge 1x Sub-Out
Eingangsimpedanz 100kOhm
Impedanz Lautsprecherausgänge 4-8Ohm
Frequenzgang 5Hz–50kHz (-3dB, RCA), 5Hz–35kHz (-3dB, XLR)
S/N Ratio 97dBA
THD 0,2% (1W/1kHz)
Ausgangsleistung 2 x 75Watt (Trioden-Modus), 2x 130Watt (Ultralinear-Modus)
Ausstattung Metall-Fernbedienung
Schaltung Klasse AB
Gehäusefarbe schwarz
Frontblende schwarz
Abmessungen (B x T x H) 430x448x238 mm
Gewicht 38,7kg
Maximale Leistungsaufnahme 680 Watt
Preis 7800 Euro

Vertrieb
Cayin Audio Distribution GmbH
Anschrift An der Kreuzheck 8
61479 Glashütten-Schloßborn
Telefon +49 6174 9554412
Fax +49 6174 9554424
E-Mail info@cayin.com
Web www.cayin.de

Viewing all articles
Browse latest Browse all 2409

Trending Articles


Girasoles para colorear


mayabang Quotes, Torpe Quotes, tanga Quotes


Tagalog Quotes About Crush – Tagalog Love Quotes


OFW quotes : Pinoy Tagalog Quotes


Long Distance Relationship Tagalog Love Quotes


Tagalog Quotes To Move on and More Love Love Love Quotes


5 Tagalog Relationship Rules


Best Crush Tagalog Quotes And Sayings 2017


Re:Mutton Pies (lleechef)


FORECLOSURE OF REAL ESTATE MORTGAGE


Sapos para colorear


tagalog love Quotes – Tiwala Quotes


Break up Quotes Tagalog Love Quote – Broken Hearted Quotes Tagalog


Patama Quotes : Tagalog Inspirational Quotes


Pamatay na Banat and Mga Patama Love Quotes


Tagalog Long Distance Relationship Love Quotes


BARKADA TAGALOG QUOTES


“BAHAY KUBO HUGOT”


Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.


Vimeo 10.7.1 by Vimeo.com, Inc.