Antipodes Audio stellte auf der HighEnd den neuen Musik-Server/Player Oladra vor, der sich deutlich von den bekannten digitalen Komponenten aus Neuseeland abhebt. Auffällig war das neue Design, scheinbar weniger funktional, aber elegant, eher ernüchternd der Preis und Neugier weckend die Aussagen über den Klang.
Hören konnte ich den Oladra auf der HighEnd auch, und zwar gleich in zwei Vorführungen, in beiden Fällen mit Lautsprechern von Lyravox. Und ja, trotz aller Erfahrung machte ich die Lyravox für die Musikalität dieser Präsentationen verantwortlich, was sie sicher auch waren. Mitverantwortung trug aber auch der Oladra, da bin ich mir nun sicher.
Knapp ein Jahr ist vergangen, seit mich die S-Serie von Antipodes Audio, bestehend aus den Einzelkomponenten S40 sowie S20 und S60 derart begeisterte, dass ich mir diesen enorm kostspieligen audiophilen Hochgenuss leisten wollte. Allerdings überzeugte mich das Konzept des Antipodes Topmodells K50, den ich in der Urversion bereits zuvor testen durfte, mehr, weil mich dessen mechanischer Aufwand begeisterte. Solch eine solide Konstruktion war mir bei Musikservern noch nicht untergekommen. Der K50 beinhaltet getrennte Platinen für seine Aufgaben als Server und Player. Dies kann man innerhalb der getesteten S-Linie mit einem weiteren S40 oder S30 ebenfalls realisieren. Dann benötigt man jedoch noch ein weiteres Netzteil S60 sowie die entsprechenden AC- und DC-Kabel und Stellflächen für die insgesamt fünf Komponenten der Antipodes S-Klasse. Preislich ist man dann auch beim K50 der zweiten Generation, in dem auch die aufwändige Ocxo-Clock R1i, ein beheizter Quarz-Ozillator, alle Ausgänge abgesehen vom USB-und LAN-Port neu taktet und von Jitter befreit. Dank meines PS-Audio-D/A-Wandlers bin ich begeisterter und überzeugter Nutzer des I2S-Ausgangs. Der K50 hievte das Klangniveau meine digitalen Audio-Kette auf ein Level, das weit über allem bekannten lag und mir bis heute enormes Hörvergnügen und audiophile Glückseligkeit beschert. Zur Perfektion war jedoch noch die Investition in ein Audioquest Dragon HDMI-Kabel für die I2S-Verbindung zu meinem PS-Audio Directstream-DAC unumgänglich.
Als ich die kostspielige Investition in den K50 machte, war mir klar, dass dieser nicht für alle Zeiten unverändert das Antipodes-Audio-Flaggschiff bleiben würde. Allein die Weiterentwicklung der Computerbords, die Antipodes Chef Mark Jenkins einsetzt, würde mehr und mehr Qualität ermöglichen. Dennoch, man muss ja nicht immer das neueste besitzen, wenn man glücklich und zufrieden Musik genießen kann. Was mich beim Anblick des Oladra irritiert und neugierig macht, ist folgendes: Das Design des Oladra, der seinen Namen von der schon in der S- und K-Linie angewandten Netzeil-Technologie bekam, ist weniger eckig und sachlich, sondern leicht schwungvoll abgerundet und deutlich weniger hoch als der K50. Mir schien, das hier bessere Technologie in einem modernen, chicen Gehäuse untergebracht wurde, das Panzerschrank-Innenleben des K50 erwartete ich hier nicht. Und nun lese ich, dass der Oladra stattliche 21 Kilo wiegt, fünf Kilo mehr als mein K50 und dies bei nur zwei Drittel Bauhöhe. Wie kommt das zustande? Den inneren Aufbau des Oladra konnte ich auf der HighEnd nicht erleben, obwohl ich Mark Jenkins danach fragte. Vielleicht wollte man die Vorserienmodelle nicht offen präsentieren. Ich gehöre zu den möglicherweise Altmodischen, für die das Gewicht eines Gerätes zumindest ein Qualitäts-Indikator ist. Und so bin ich gespannt zu erfahren, wie diese 31 Prozent mehr Gewicht bei gleichzeitig einem Drittel weniger Volumen zustande kommen.
Grundsätzlich unterscheidet sich der Oladra im technischen Konzept gar nicht vom K50. Er verfügt über die gleiche Vielfalt von Anschlüssen und ebenfalls über drei rückseitige Einschubslots für Festplatten mit bis zu jeweils acht Terabyte, so dass man auf kaum mit Musik zu füllende 24 Terabyte kommen kann. Sinn macht dieses optionale Speichervolumen, wenn man den K50 oder Oladra auch für andere Dateien wie Fotos oder Videos nutzen möchte. Entsprechende Software ist implantiert und muss nur aktiviert werden. Ein entscheidender konstruktiver Unterschied im Vergleich zu Mitbewerbern ist bei Antipodes Audio die konsequente Trennung von Server und Player mittels zweier Computer-Einheiten und separater Stromversorgung. So finden sich auch im neuen Oladra ein leistungsstarkes Server-Bord und eine weniger rechenpotente Player-Engine, die aber beide klanglich leistungsfähiger als die im K50 sein sollen. Hohe Rechnerleistung auf der Player-Platine ist laut Antipodes wenig sinnvoll, um ausgezeichneten Klang zu erreichen. Erstaunlich finde ich die Entwicklung hinsichtlich der Stromversorgung im Oladra. Hier hat man das Konzept linearer Netzteile gänzlich verworfen und konstruierte den Oladra mit moderner Schaltnetzteil-Technologie. Die Gründe für diesen Weg liegen in der Vermeidung von magnetischen und elektronischen Interferenzen, die durch leistungsstarke Trafos, wie sie gute Linear-Netzteile besitzen, entstehen können. Ebenso für den Klang relevant sei das überlegene Einschwingverhalten und das geringere Rauschen der drei Antipodes-Schaltnetzteile verglichen mit hochwertigen Linearnetzteilen. Die im Oladra angewendete kaskadierte Regelung sei komplex und kostspielig. Sie sei aber in ihrer Art unumgänglich, um die Stromversorgung für jede Baugruppe, wie Server, Player und Reclocker zu optimieren, was musikalisch zu einem Gewinn an Natürlichkeit, Leichtigkeit und Rhythmusgefühl führen soll.
Das neue V7H-Serverboard des Oladra ist gänzlich anders und leistungsstärker als das des K50, um den Anforderungen der Server-Anwendungen wie Roon-Server, Squeeze-Server, HQPlayer-Server oder Plex-Server und anderen Rechnung zu tragen, wenn sie datenreiche Bibliotheken verwalten oder rechenintensive DSP-Prozeduren ausführen sollen. Hier verrichtet ein 64 Gigabit RAM seine Aufgaben. Am Ausgang des Serverbords gibt es eine Ethernet-Schnittstelle, falls man einen DAC mit Ethernet-Eingang direkt ansteuern möchte. Die Bridge im PS-Audio DirectStrem-DAC wäre ein geeigneter Partner. Jedoch wäre da der Oladra eher nicht das ideale Gerät aus dem Antipodes Portfolio, weil man dann die Player-Sektion und das Reclocking gar nicht nutzt. Statt seiner könnte die Anschaffung eines K41 passend sein. Das V7H-Server-Board gibt seine Daten intern über eine proprietäre Ultra-High-Speed-Verbindung an die Player-Sektion des Oladra weiter. Das V7X-Bord für den Player ist die in mehreren Punkten überarbeitete Player-Einheit des K50, in der neue Chipsätze für Verbesserung sorgen und auch die Schaltung optimiert wurde. Sie besitzt acht Gigabyte RAM-Speicher. Von hier führt ein Weg an den USB-Ausgang, der den nachfolgenden Digital-Analog-Wandler bedienen kann, und ein zweiter, galvanisch isolierter Weg zum internen Reclocker. Hier nun generiert eine FPGA-gesteuerte Ocxo-Clock den Takt für den S/PDIF-Ausgang, den es koaxial und als BNC gibt, ebenso für den symmetrischen AES/EBU-Ausgang und drittens für die zwei I2S-Anschlüsse, ausgeführt als HDMI und RJ45. Alle werden mittels diskreter Treiber versorgt. Der beheizte Quartzoszillator zur Jitter-Eliminierung erhält seinen Strom aus dem eigenen Netzteil, das mit Graphene-Superkondensatoren den Strom glättet. Im Reclocker verwenden Mark Jenkins und seine Mitarbeiter höher spezifizierte Schaltkreise als im K50. Dort wird eine synchrone Taktung vollzogen, bevor es im DAC weiter geht und dieser seinerseits an dem ankommenden, durch das im Antipodes Jitter-gesäuberte Signal nur ein meist weniger intensives Reclocking vornimmt, es aber nun leichter hat, weil ihm vom Oladra viel Rechenarbeit abgenommen wurde. Ein solches Hochleistungs-Reclocking wie im Oladra in einem D/A-Wandler durchzuführen, würde dort Rauschstörungen generieren können. Antipodes empfiehlt wegen der Jitter-Reduzierung durch die Ocxo-Taktung die Nutzung dieser Ausgänge, weil sie den mit digitalem Rauschen behafteten Ethernet- oder USB-Stufen im D/A-Wandler überlegen seien. Da der Oladra laut Antipodes Audio die beste für Audio-Zwecke konzipierte Clock überhaupt besitzt, steht ihre Taktung auch über einen BNC-Ausgang für Geräte zur Verfügung, die sich einer Masterclock unterordnen. Manche DACs besitzen einen geeigneten Slave-Eingang.
An dieser Stelle möchte ich etwas zu Bedenken geben: Weil ich persönlich die I2S-Schnittstelle für optimal halte und einen kompatiblen DAC verwende, habe ich das Vergnügen, hervorragende Klangqualität und maximale Auflösung – mit dem PS-Audio DAC sind es DSD 256 und PCM 384 – miteinander zu verknüpfen. Sollte man keinen I2S-geeigneten D/A-Wandler sein eigen nennen, erlauben S/PDIF oder AES3 nur eine Auflösung bei PCM bis 192 Kilohertz. DSD wird hier in DoP-Containern verlustfrei bis DSD 64 verpackt und transportiert. Der DAC erkennt es als DSD-Datei wieder. Ich denke, in den allermeisten Fällen ist diese Limitierung kein Problem. Wer aber höhere DSD-Formate oder PCM in DXD-Qualität erleben möchte, wie es sie beispielsweise von Patricia Barber gibt oder sie das norwegische Label 2L produziert und sie das Portal NativeDSD in beachtlicher Auswahl anbietet, der ist auf die USB-Schnittstelle angewiesen, die diesbezüglich nicht limitiert ist. Der portugisisch-britische Hersteller Innuos bietet beispielsweise einen Reclocker speziell für USB an. Ich verstehe Mark Jenkins hinsichtlich seiner technisch-qualitativen Argumentation, die er ausführlich auf der sehr lesenswerten Website (https://antipodes.audio/design/ ) erklärt, und stimme ihm als I2S-Benutzer auch gerne zu. Aber die meisten von uns verwenden USB als Schnittstelle, und da frage ich mich, warum so ein edles und hochwertiges Gerät nicht auch einen USB-Reclocker enthält, selbst wenn es dann ein paar Tausender mehr kosten müsste. Ein entsprechender Check mit dem Innuos Phoenix USB-Reclocker im Hörtest soll nachher zeigen, was hier möglich oder sinnvoll ist.
Das originell gestaltete Gehäuse des Oladra besteht aus einer Boden-Rückwand-Einheit, die die gesamte Elektronik trägt und einer schweren Vorder-Seiten-Deckel-Einheit. Letztere verleiht dem Oladra sein einzigartiges, leichtfüßiges Design. Sie lässt ringsum keinerlei Verschraubung sehen und ist einteilig aus einer massiven Legierung gefertigt. Das Öffnen des Oladra gelingt einfacher als erwartet, wenn man die Vielzahl der Inbusschrauben in der Bodenplatte sieht, die die einzelnen Baugruppen im Inneren des Oladra arretieren. Denn die Schrauben, die zu Öffnen gelöst werden müssen, sind durch daneben aufgedruckte Kreuzchen markiert. Lediglich auf der Rückseite halten zwei weitere Schrauben zusätzlich den massiven Metallmantel. Da wir uns gerade das Gerät von unten anschauen, sind zwei Dinge zu bemerken: Da ist wieder das Mäuseklavier zu finden, das wir schon vom K50 kennen. Dies dient der Anpassung der nicht genormten I2S-Schnittstellen an den nachfolgenden DAC. Somit ist man hier in hohem Maße flexibel. Der zweite Blickfang sind die drei auffallend opulenten Füße des Oladra aus Edelstahl. Sie sind jedoch nicht einteilig massiv, sondern unterbrochen mit einer blauen Schicht eines Elastomers, dass der Dämpfung dient. Drehen wir den Oladra nun wieder um und stellen ihn auf diese drei Füße, können wir die Abdeckung anheben und nach vorn abziehen. Aber Vorsicht! Hier ist Masse im Spiel, und jetzt wird klar, wie die 21 Kilo zustande kommen. Ich habe nicht nachgewogen, behaupte aber, dass die Abdeckung zwei Drittel des Gesamtgewichts ausmacht. Das ist aber keine Spielerei, sondern eine konsequente Weiterführung der Konstruktion, die mich bereits in der K-Serie beeindruckte: die allerorts sehr Masse-behaftete Bauweise. Dieses modern gestaltete Gehäuse, das all meinen Besuchern in der Testzeit ausgesprochen gut gefiel, dient dank seiner Masse und Formgebung der mechanischen Beruhigung und damit vor allem dem Klang. So ein Aufwand hat seinen Preis. Und er setzt sich im Inneren fort. Massive Halterungen, im Oladra blau eloxiert, sorgen für Resonanzarmut. Beachtlich ist der Aufwand für die Kapselung des Schaltnetzteils, das drei Platinen – an ihren großen schwarz-goldenen Nichicon-Kondensatoren auf dem Foto gut erkennbar – zur Stabilisierung der Versorgungsspannung für die einzelnen Sektionen mit Strom beliefert. Der Clou für mich im Inneren ist die Arretierung des USB-Anschlusses. Offenbar weiß man bei Antipodes Audio sehr wohl um die Bedeutung dieses Ausgangs. Her werden häufig gewichtige und den Anschluss mechanisch belastende Kabel angeschlossen wie etwa mein Siltech Royal Signature Golden Universal II. Wohl deshalb hat man die USB-Buchse enorm aufwändig mit zwei verschraubten Metall-Elementen befestigt, von denen das obere erkennbar in die Aussparung der USB-Kapselung greift. Ich wette, an der Stelle wird nie etwas brechen – einfach genial! Im Inneren ist, wo man auch hinschaut, Qualität zu finden. Die Betriebs-Software ist auf einer 480-Gigabyte-Samsung-SSD implantiert, die am Gehäuseboden befestigt ist. Der K50 zeigt im Inneren dennoch mehr Opulenz, da er ja noch mit zwei fetten Ringkern-Trafos protzt, statt der hier eingesetzten Schaltnetzteil-Technik.
Das Testgerät kam im Flightcase, bestückt mit einer Samsung-Pro-SSD mit einem Terabyte, somit gleich ausgestattet wie mein K50. Beide zu vergleichenden Antipodes versorgen Audioquest-Hurricane-Source-Kabel mit Strom sowie Ansuz Ethernet-Verbindungen zum Ansuz Switch mit Daten. Umstecken musste ich jeweils nur das Audioquest-Dragon48-HDMI-Kabel für die I2S-Verbindung. Auf beiden Antipodes lief Roon sowohl als Server wie auch auf dem Player-Bord. Zum Einspielen surfte ich erst einmal eine Zeitlang auf Qobuz. Die Ocxo-Clock benötigt ihre Aufwärmzeit, und das elegante Gehäuse fühlte sich anfangs noch kalt an. Die Neugierde trieb mich aber sehr schnell dazu, bekannte Musik auszuwählen. Isata Kanneh-Mason mit Clara Schumanns „Klavierkonzert in a-moll, Op.7“ vom Album Romance machte den Anfang. Nach wenigen Takten schwante mir, dass ich einen Fehler gemacht haben könnte, indem ich den Oladra zum Test angenommen hatte. So kannte ich diese Musik nicht. Den Flügel habe ich bislang nicht so prägnant und facettenreich erlebt. Dieses Album ist etwas kompakt aufgenommen und strotzt nicht gerade vor Transparenz. Was der Oladra daraus macht, ist erstaunlich: Feinheiten erschließen sich klarer und mit mehr Klangfarbe. Als ich auf den K50 zurückwechselte, machte dieser einen relativ verhaltenen Eindruck, weil er, und dies ganz deutlich, nicht mit der gleichen Intensität und Feindynamik aufwarten konnte. Eric Burdon Declares War wählte ich als nächstes, um zu hinterfragen, ob der Oladra möglicherweise etwas kühler agiert, was ich aber bei Clara Schumann in keiner Weise erkennen konnte. Dies Album ist durchsichtig und keinesfalls sumpfig abgemischt. Jetzt – inzwischen ward dem Oladra auch wärmer – erlebte ich schier Unerwartetes: Einen derartigen Detailreichtum hatte ich nicht vermutet, oder besser gesagt: befürchtet. Nur ein Beispiel aus dem ersten Track „The Vision of Rassan Medley“: da gibt es eine Mmm-Gesangsbegleitung, die der Oladra zweifelsfrei mehrstimmig darbietet. Als ich den K50 zum Vergleich wieder spielte, hörte ich dies jetzt auch, aber weniger deutlich, dicklicher und auch nicht so authentisch. Es tönte breiiger und sonorer. Auch die Klangfarben der Perkussion bildet der Oladra plastischer, klarer und farbintensiver ab. Stimmen und Instrumenten verleiht er mehr Eigenständigkeit und präsentiert sie unmittelbarer.
Einen I2S-Eingang am D/A-Wandler haben wohl leider die Wenigsten zur Verfügung. Deshalb wechsele ich auf den AES/EBU-Anschluss, der ebenfalls von der internen Ocxo-Clock neu getaktet wird. Live At The Loa – Summerwind vom Ray Brown Trio, jetzt von der internen SSD, dient erst einmal dem Vergleich dieser beiden Schnittstellen, der unvermeidbar auch durch den Klangcharakter der verwendeten Kabel bestimmt wird. Das Habst DIII hat hier seinen Anteil an einer nun etwas helleren, im Grundton leicht zurückgenommenen, dafür räumlich tiefer wirkenden Darstellung. Ebenso wie zuvor bei I2S inszeniert der Oladra das Jazztrio mit packender Dynamik, wie sie der K50 leider nicht zuwege bringt. Die Saiten des Basses schwingen im Raum, so dass man beinahe selber hineingreifen möchte. Das Trio spielt mit faszinierender Attacke und Lebendigkeit. Die räumliche Struktur macht die Instrumente sauberer geordnet für sich im Raum erlebbar. Der Kontrabass gerät mit dem K50 im Vergleich fast unangenehm polternd, weil weniger exakt reproduziert. Einer meiner Besucher beschrieb diesen Unterschied mit zwei Fotografien, von den eine deutlich gröber gekörnt ist. Der markanteste Unterschied zwischen dem bisherigen und dem neuen Antipodes-Flaggschiff ist diese Auflösung, die nicht nur den Tieftonbereich genauer darstellt und mehr Feinheiten zu Gehör bringt, was auch zu einer etwas schlankeren Zeichnung führt. Weniger Intensität besitzt das untere Frequenzspektrum dadurch keineswegs. Die Musik erlebt man nun sauberer, entschlackt und deshalb mit mehr Nuancen, was dem Hörvergnügen allemal dienlich ist. Noch mehr als in den tiefen Tonlagen überzeugt die Farbenpracht und Strahlkraft bei den hohen Tönen. Phänomenal, wie klar, körperhaft und authentisch nun Gesang wiedergegeben wird. So klingt Nnenna Freelon jetzt auf ihrem Album Live authentisch, minimal schlanker als über den K50. Frappierend geradezu ist das Mehr an musikalischer Information bei der Perkussion. Die angeschlagenen Becken lassen ihr Metall dreidimensional erstrahlen. Es ist kaum zu glauben, wie der K50 im Vergleich hier beinahe zu macht. Sie können jede Art vom Musik spielen. Es ist völlig gleich. Diese Unterschiede sind stets zu hören.
Nun wollte ich aber wissen, wie der USB-Ausgang klingt. An AES/EBU waren die musikalischen Charakteristika des Habst DIII und des Boaacoustic Silver Digital Krypton jeweils klar auszumachen. Und so wechselte ich vom Habst AES/EBU nun zum Habst USB, weil diese Kabel zumindest in ihrem Materialmix gleichartig sind. Dazu verwendete ich nun den D/A-Wandler DSDAC 1.0 Deluxe Edition von Cen.Grand, der insgesamt sehr fein auflöst. Das Klavierkonzert No.1 von Tchaikovsky in der wunderschönen Einspielung mit Daniel Barenboim unter Sergiu Celibidache, Warner Classics, erklang über AES/EBU spürbar opulenter, etwas feiner und sauberer als per USB. Das sind keine Welten, aber es ist dennoch eindeutig. Auch die räumliche Tiefe legt ein wenig zu. Deutlich wird der Unterschied auch bei Live at Birdland mit dem Paul Kuhn Trio im Titel „Sweet Georgie Fame“ in DSD64. Mittels USB klingt dieses Stück blasser, weniger intensiv und nicht ganz so emotional berührend. Es lohnt sich klanglich wohl, den üblichen USB-Pfad zu verlassen und die Kröte – die geringere maximale – Übertragungsrate zu schlucken. Einen dritten Vergleich möchte ich noch mit „Collage“ vom Album Black Acid Soul von Lady Blackbird machen. Ich kann´s leider nicht anders sagen: Auch hier überzeugt die im Oladra von Jitter befreite Alternative. Schon der Glockenschlag als Intro zu „Collage“ klingt eine Spur offener und natürlicher. Die Stimme von Marley Munroe alias Lady Blackbird ist artikulierter. Der Oladra fächert wunderschön auf und lässt der Musik bei aller Klarheit und glaubwürdigen Klangfarben stets ihren Zusammenhang.
Liest man die Erklärungen auf der Antipodes-Audio-Website, kann man schnell den Eindruck gewinnen, mit USB zur Zweitklassigkeit verdammt zu sein. Dem ist nicht so. Beim Oladra ist auch der „normale“ USB-Anschluss ein Quell der Freude. Wenn ich nun in den USB-Weg mit einem weiteren Habst USB-Kabel den Innuos Phoenix Reclocker einschleife, ist durchaus ein Klanggewinn festzustellen. Sowohl „Le Vent Nous Portera“ von Sophie Hungers Album 1983, gestreamt vonn Qobuz oder erst recht Live at the LOA von der SSD machten das klar. Die Musik wird differenzierter reproduziert mit minimal tieferer Raumordnung und einer gesteigerten Leichtigkeit, die der Oladra ohnehin ins Spiel bringt. Ich hatte das Gefühl, dass so die Wiedergabe der im Oladra Ocxo-getakteten Ausgänge nahe kommt, denn auch die Feindynamik und die Spannung legten spürbar zu. Wer für den Oladra bereits tief in die Tasche greift, sollte vielleicht noch etwas mehr investieren und sich einen Innuos Phoenix gönnen. Der verleiht der auch bei USB ausgezeichneten Musikalität des Oladra noch das gewisse Etwas. Für mich endet dieser spannende Vergleich in der subjektiv bitteren Erkenntnis, dass Mark Jenkins und sein Team mit dem Oladra soviel mehr an Musik bieten, als mein K50 dies auch bei bester Peripherie tut. Auch wenn das funktionale Panzerdesign des K50 imponiert und seine augenscheinlich aufwändigere Linearnetzteil-Technologie theoretisch Zustimmung findet: Das Hörerlebnis spricht dagegen. Der K50 ist deshalb nicht schlechter geworden. Ich habe die Geräte von Antipodes Audio bislang gelobt, weil sie digitale Musik-Dateien wie kein anderes mir bekanntes Mitbewerber-Produkt stressfrei reproduzieren können. Der Oladra vermag dies auch, vermittelt dabei jedoch noch mehr Leichtigkeit, Nuancierung und Detailreichtum – einfach mehr Musik. Vor allem sind es die glanzvoll aufgelösten Höhen und der akzentuierte Tieftonbereich, mit dem er den K50 aussticht. Da scheint mir der Preis von 25.000 Euro weiterhin hoch, aber dem Unterschied angemessen. Bereits beim Test der S-Klasse habe ich geschrieben: Schade, dass sich nicht jeder Musikliebhaber einen Antipodes leisten kann. Dies gilt für den Oladra bedauerlicherweise erst recht. Wer dem klugen Grundsatz folgen kann, den Ivor Tiefenbrun einst formulierte; „Start at the beginning“, liegt mit dem Oladra goldrichtig.
STATEMENT
Antipodes Audio bietet dem zahlungskräftigen Musikfreund nun mit dem Oladra eine enorm klangstarke digitale Tonquelle. Sind die bisherigen Komponenten der neuseeländischen Edelschmiede schon hoch musikalisch – der Oladra ist eine Klasse für sich.
Gehört mit
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Musik-Server/Player | Antipodes K50 mit Roon Server und HQ-Player |
Netzwerk | Ansuz Acoustics PowerSwitch A2 mit Darkz-Resonance-Control C2T, Digitalz Ethernet Cable A2 |
USB-Reclocker | Innuos Phoenix |
DA-Wandler | PS Audio Direct-Stream-DAC mit Trafo-Tuning und Plixir Elite BDC Linearnetzteil für die Analog-Platine, Cen. Grand DSDAC 1.0 Deluxe Edition |
Vorverstärker | Audio-gd Master 1 Vacuum |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 |
Equalizer | LA-Audio EQ231G für Bass |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Dragon 48 HDMI; Siltech Royal Signature Golden Universal II USB, Habst USB Ultra-3 und DIII AES/EBU, JIB Boaacoustic Silver Digital Krypton AES/EBU, Silver Sonic DH Labs D-150 Coax und AES/EBU, Wireworld Eclipse 8 Silver und Platinum Cinch und XLR, Purist Audio Design Elementa Advance und Alzirr XLR, QED Genesis Silver Spiral und Supra XL Annorum LS mit Enacom LS, Audioquest Niagara 5000, Hurricane HC, Source und NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer Sicherungen, Synergistic Research Quantum Blue und Orange Sicherungen, AHP Klangmodul Ivg, Furutech NFC Wandsteckdose, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Franck Tchang Klangschalen, Levin Design Vinylbürste |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Acapella Basis |
Herstellerangaben
Antipodes Oladra
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Kühlung | passiv, lüfterlos, lautlos |
Chassis | CNC-gefräst aus einer Metalllegierung |
Ethernet Ausgang | Direct Stream |
USB Audio 2.0 Ausgang | PCM zu 32bit/768kHz, DoP zu DSD256, native DSD zu DSD512 |
S/PDIF Ausgang | auf RCA und BNC, PCM zu 24bit/192kHz, DoP zu DSD64 |
AES3 Ausgang | auf XLR, PCM zu 24bit/192kHz, DoP zu DSD64 |
I2S Ausgang | auf HDMI und RJ45, PCM auf 32bit/384kHz, DoP auf DSD256, Nativ auf DSD512 |
Speicher | ohne Werkzeug vom Benutzer zu installieren, 3 SSD Einschübe, bis zu 24TB |
Hardware Module | V7H für Server Apps, V7X für Player Apps, R2i Reclocker |
Netzanschluss | durch Fachmann umschaltbar zwischen 110-120VAC 60Hz und 220-240VAC 50Hz |
Breite | 445mm |
Tiefe | 370mm |
Höhe | 80mm |
Gehäusefarbe | schwarz, optional silber |
Gewicht | 21kg |
Garantie | 3 Jahre, mit Registrierung 5 Jahre |
Preis | 25000 Euro inkl. 19% MWSt |
Vertrieb
CM-Audio - Flöter Technology Service
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Ansprechpartner | Torsten Fink |
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