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Lyravox Karlos

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Der Lyravox Karlos ist der preisgünstigste Lautsprecher der Hamburger Manufaktur, jedoch nicht der kleinste. Das typische, eigenwillige Design von Lyravox in Verbindung mit dem aktiven Konzept und einem DSP zur Raumanpassung macht neugierig. Es wird sich zeigen, dass bei Lyravox noch etwas Besonderes hinzukommt, das viel zum Klangerlebnis beiträgt.

Erinnern Sie sich noch an den Testbericht des kompakten Lyravox Karlsson, der meinem Kollege Finn Corvin Gallowsky, der im Hauptberuf täglich mit professionellem Audio und Akustik zu tun hat, ausnehmend gut gefiel? Der Karlsson unterscheidet sich durch seine kleinen Abmessungen und seinen Monitor-Charakter vom Karlos, einem reinrassigen, aber dennoch in den Abmessungen nicht wirklich großen Hifi-Lautsprecher für normale Wohn- und Hörräume bis etwa 40 Quadratmeter, wie auf der Lyravox Website zu lesen ist. Die optisch wahrgenommene Größe ist bei allen Lyravox Modellen abgesehen von dem kleinen Karlsson allerdings nicht gering. Denn bei recht wenig Tiefe ist das 40 Zentimeter breite Gehäuse unseres Testkandidaten durchaus auffällig. Dies allerdings in recht sympathischer Art, wie ich finde, da der Ständer den Karlos nach hinten neigt und so zur gefälligen Optik beiträgt. Technisch und akustisch ist der Standfuß aus Esche, einem Holz, das auch im Instrumentenbau gern genutzt wird, ebenfalls von Bedeutung, da sich unten im Gehäuse eine Belüftungsöffnung für die Aktiv-Elektronik und der Bassreflex-Ausgang befinden.

Eigentlich wollte man mir eines der großen Modelle zum Test zur Verfügung stellen, aber mein Hörraum unter dem Dach mit einer Grundfläche von gut zwanzig Quadratmetern bietet Karlos beste Voraussetzungen. Hinzu kommt, dass ich mich sehr gerne mit nicht allzu kostspieligen Komponenten beschäftige. Karlos kostet immerhin 13.800 Euro inklusive der Einmessung im Hörraum durch einen Lyravox-Experten. Dieser Preis beinhaltet praktisch ein komplettes Audio-System abgesehen von der oder den Tonquellen. Eine wertvoll anmutende Fernbedienung aus Metall für alle wichtigen Funktionen und auch einige Anschlusskabel sind im Preis enthalten. Egal, ob Sie analoge oder digitale Tonquellen anschließen möchten, es stehen etliche Eingänge an den Lautsprechern zur Verfügung. Je ein analoger Cinch- und XLR-Eingang erlauben die direkte Verbindung von einem CD-Spieler, Phono-Vorverstärker, Bandgerät oder, wenn man es denn doch möchte, auch einem analogen Vorverstäker. Digitale Eingänge warten in Form von S/PDIF Koax, Toslink oder AES/EBU zum Beispiel auf die Verbindung mit einem Musikplayer oder Streamer. Bis vor einiger Zeit bot Lyravox den Karlos als Modell Karlos-Komplett mit integriertem Streamer an, wovon man inzwischen wieder Abstand genommen hat. Denn die recht schnellen technischen Entwicklungen bei Streaming-Hardware machen eine Produkt-Konstanz beinahe unmöglich, wenn man nicht veraltete Module verwenden will. Die hier zum Test stehenden Karlos tragen noch immer die Zusatzbezeichnung Pure, was jedoch inzwischen keine Bedeutung mehr hat.


Das serienmäßig weiße Gehäuse aus schwerem MDF ist nur 18,5 Zentimeter tief. Die Tiefe über alles von 35 Zentimetern ergibt sich aus der Neigung durch den fest verschraubten Standfuß. Dank der geringen Tiefe braucht der Karlos nur wenige innere Versteifungen, um einen stabilen und ruhigen Korpus zu haben, wie Chefentwickler Jens R. Wietschorke und sein Partner Dr. Götz von Laffert erläutern. Zur Optimierung wurde das MDF-Gehäuse an bestimmten Stellen doppeltschichtig verarbeitet. Wer jemals Lyravox Lautsprecher gesehen hat, weiß, dass ein nach oben abstrahlender Hochtöner zum Konzept gehört. Er ist dank der Schallentfaltung gegen die Raumdecke und deren diffusen Reflektionen verantwortlich für eine räumliche Darstellung, die das Klangbild gänzlich von der recht breiten Gehäusefront löst und Karlos in der Darstellung der musikalischen Bühne in seiner Ortbarkeit verschwinden lässt. Im Karlos erfüllt ein mittig oben im Gehäuse montierter AMT L50 diese Aufgabe. Wie positiv seine Wirkung ist, kann man leicht herausfinden, indem man die beiden AMTs mit einer aufgelegten CD-Hülle oder ähnlichem an ihrer Aufgabe hindert. Der Unterschied hinsichtlich räumlicher Tiefe, Losgelöstheit und auch der Größenzeichnung dürfte auch für gänzlich ungeübte Ohren nicht zu überhören sein.

Nun mag man denken, dass die breite Gehäusefront nachteilig auf das Abstrahlverhalten wirkt. Denn allgemein sind schmale Gehäusefronten angesagt und dies auch aus gutem Grund. Denn sie bieten dem Schall weniger Reflektionsfläche. Einmal abgesehen von der mehr als kompensierenden Wirkung des Ambience-Hochtöners, hat die Breite des Korpus auch positive Auswirkung. Dr. Götz von Laffert schilderte mir, dass bei entsprechender Auswahl geeigneter Chassis das Schallerlebnis direkter und lebendiger würde. So sei denn auch der Accouton Keramik-Hochtöner mit seinem Neodym-Antrieb wegen seines Waveguide-Hornvorsatzes hier genau richtig. Das Tiefmittelton-Spektrum bedient ein ScanSpeak-26W-Zehn-Zöller mit Aluminium-Membran. Besonders dieses Chassis profitiert von der vergleichsweise ausladenden Front, denn es besitzt die Eigenschaft, sehr schnell, beinahe ansatzlos anzusprechen und sei somit für die im positiven Sinne anspringende Dynamik des Karlos mitverantwortlich. Das ScanSpeak-Serien-Chassis erfährt bei Lyravox ein Feintuning hinsichtlich seines Resonanzverhaltens. Die Membran ist mit wenigen an relevanten Stellen aufgeklebten Pads beruhigt. Der Accouton-Hochtöner agiere wegen seines Waveguides aber auch deshalb mit dem Tiefmitteltöner sehr harmonisch, weil er nach Lyravox-Spezifikationen bei Accouton gefertigt wird. Hier handelt es sich also nicht um ein Standard-Chassis. Er wird ohne Waveguide auch in einem höherpreisigen Lyravox-Modell eingesetzt. Dazu kommt die aktive DSP-Weiche, die es ermöglicht, eine exakte Feinabstimmung der Anpassung vorzunehmen, was passiv gar nicht oder nur mit mehr oder weniger leistungsbremsenden Bauteilen möglich ist. Verstärkerleistung ist hinreichend vorhanden, um die zwei frontalen Chassis anzutreiben und auch große Pegel zu realisieren. Eine Class-D Endstufe vom Typ Hypex NCore® der vierten Generation mit 400 Watt treibt den ScanSpeak an. Eine 100-Watt-Class-D gleichen Typs bedient den Keramikhochtöner. Hieran ist der AMT Diffus-Hochtöner passiv angekoppelt. Er arbeitet ab 5000 Hertz praktisch als Superhochtöner. Der DSP ist mit Wandlerchips von AKM bestückt. Bei Lyravox hat man es geschafft, den langen Lieferengpass, der durch den Brand der Produktionsstätte von Asahi Kasei entstanden war, zu überbrücken, so dass man nicht, wie viele andere Hersteller, auf andere Wandlerchips umstellen musste.

Der digitale Signalprozessor erfüllt drei Aufgaben: Erst einmal fungiert er als digitale Frequenzweiche. Dabei trennt er die Frequenzbereiche nicht nur präziser als eine passive Weiche, sondern tut dies mit einer Phasenreinheit, die analog nicht machbar ist. Dr. Götz von Laffert ist selbst begeisterter Vinyl-Hörer- Für ihn steht die für den Einsatz eines DSPs nötige Analog/Digital-Wandlung analoger Signale nicht im Widerspruch zu seine Vinyl-Begeisterung – im Gegenteil, er sieht sie als ideale Ergänzung. Auch der französische Vertrieb, so erfuhr ich, verkaufe neben Lyravox ausschließlich analoge Audio-Komponenten.
Die zweite Aufgabe des DSP ist die Linearisierung des Wiedergabefrequenzganges und die Optimierung der Phase im Raum durch das Einmessen mithilfe eines externen Mikrofons. Dieses wird stets von einem Lyravox-Experten durchgeführt. Das gilt übrigens auch für den Export: Die Vertriebe im Ausland besitzen diesbezüglich umfassende Kenntnisse. Und dann kommt der dritte Aspekt: die klangliche Feinabstimmung durch den Experten vor Ort nach Gehör. Die ist meiner Erfahrung nach das Entscheidende. Darüber wird noch mehr zu sagen sein, weil es musikalisch so bedeutsam ist.


Der Autor hatte in seiner beruflichen Vergangenheit schon in den 90er Jahren sehr viele Gelegenheiten, digitale Lautsprechersysteme in Wohnräumen einzumessen. Die Vorzüge der Berücksichtigung einer individuellen Raumakustik sind unüberhörbar, aber nicht immer musikalisch von Vorteil. Automatische Korrektur-Systeme kompensieren in der Regel mit hörbarem Erfolg den welligen und tonal verfälschten Frequenzgang in den tiefen Tonlagen und auch im Grundtonbereich. So wird den Raummoden effektiv begegnet. Diese Prozedur kann jeder Laie durchführen, dazu bedarf es keiner besonderen Kenntnisse, sondern nur einer Bedienungsanleitung und des fast immer zum Lieferumfang gehörenden Messmikrofons. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass das Ergebnis sehr oft ein zwar messtechnisch lineares, aber irgendwie steriles, unmusikalisches Klangbild zeigt. Ich möchte sogar behaupten, dass dabei das Emotionale, das Berührende der Musik auf der Strecke bleiben kann. Das hat auch etwas damit zu tun, dass diese Systeme das gesamte Frequenzspektrum zu linearisieren versuchen. Wir brauchen zum Genuss jedoch keinen linearen Frequenzgang, sondern eine tonale Ausgewogenheit, die zum Hörraum und auch zu unserem Hörempfinden passt. Dafür ist die Linearität einer Einmessung nur eine Prämisse. Dies gilt insbesondere, wenn dank der verwendeten Filter mit der Frequenzgang-Verbesserung bezüglich des Raumes auch gleichermaßen eine Phasen-Optimierung einhergeht, wie dies bei Lyravox Lautsprechern stets der Fall ist. Diese Linearisierung ist zwar Voraussetzung, jedoch nicht genug, um musikalisch wirklich zu überzeugen und beim Hören Emotionen und Spaß zu vermitteln.

Was Lyravox-Lautsprecher zusätzlich so wertvoll macht, ist das Know-How des Experten. In meinem Falle waren es gleich beide genannten Herren, die die zwei werksseitig eingespielte Karlos bei mir anlieferten. Ich wohne halt nicht weit von Hamburg entfernt, und man überzeugt sich bei Lyravox auch gerne von einer tauglichen Test-Umgebung. Jens R. Wietschorke nahm die Einmessung zur Linearisierung mit Hilfe wobbelnder Signaltöne vor. Anschließend erzählte ich den Beiden etwas über meine Hörgewohnheiten, wie zum Beispiel, dass ich es nicht mag, wenn ich bei Streichern, sei es eine Violine oder ein Cello, nur die Saiten, jedoch nicht den Korpus des Instrumentes wahrnehme. Und da geht’s schon los. Das ist nämlich gar nicht einfach. Der kräftige, warme Körperschall eines Cellos wird ausgeprägter, wenn die Höhen zurückgenommen werden. Aber gerade das will man ja nicht. Denn dann würden im nächsten Musikstück ein Ride-Becken oder Hi-Hat stumpf und ohne jeglichen Glanz ertönen, vom Strahlen des Metalls ganz zu schweigen. So eine Feinabstimmung setzt Erfahrung und Wissen um die Wirkung von verschiedenartigen Filtern innerhalb des Frequenzspektrums voraus. Eine einfache Wahrheit ist allein schon, dass es fast immer sinnvoll ist, Spitzen im Frequenzbild abzuschwächen statt das benachbarte Tal aufzufüllen. Und da ist noch etwas Relevantes, was auch mein Kollege Finn Corvin Gallowsky in seinem Bericht über den Erlkönig xMeMs Montara berichtete: Audiophiles Material in welcher Form auch immer, ob CD, Vinyl oder HighRes-File, ist nur wenig hilfreich. Denn hier hat bereits der Tontechniker oder Mastering-Ingenieur Entscheidendes geleistet, um für ein Maximum an Musikalität zu sorgen. Hiermit lassen sich die nuancierten Schwächen eines Systems nur schwerlich entlarven. Weniger perfekte Aufnahmen sind besser geeignet, solche feinen Schwachstellen auszuloten. Die Wiedergabe audiophiler Aufnahmen leidet anschließend nicht darunter, weil diese ohnehin in sich stimmig sind und sich durch die Feinabstimmung daran nichts ändert.


Zuerst arbeiteten beide meiner Lyravox-Gäste an der Feinjustage nach der Linearisierung gemeinsam, was ungefähr so ablief: Dr. G.v.L.: „Nimm mal bitte bei 750 Hertz zwei Dezibel zurück“ J.R.W.: „Ja, aber vielleicht etwas flacher und leicht breitbandiger“. So in etwa ging das hin und her, über das gesamte Frequenzspektrum bis Jens.R. Wietschorke uns verließ, weil er noch einem Kunden in Hannover einen Besuch versprochen hatte. Ich nahm nun seinen Hörplatz ein und wir lauschten dem ersten klassischen Stück. Und einem Zweiten. Ich beschrieb Dr. Götz von Laffert, was mir noch nicht so richtig gefiel. Kein Problem für ihn, der jetzt das Notebook von Jens Wietschorke vor sich hatte und zielführend mit zwei, drei leichten Veränderungen meinen Wünschen entsprach. Respekt! Wie gesagt, hier ist Wissen und Erfahrung wertvolle und unabdingbare Voraussetzung, um derart effektiv im Dienste der Musikalität einzugreifen. Mithilfe der Fernbedienung konnte ich durch Umschalten die lineare Raumeinmessung und die Experten-Abstimmung vergleichen. Der Unterschied ist nicht riesig, wenn man nur schnell hin- und herschaltet. Aber er ist hörbar und entscheidend und bringt das gewisse Etwas. Ich war geradezu erschreckt bei dem Gedanken, was man üblicherweise an Klangqualität verschenkt, wenn man so ein Potential nicht nutzt – und das ist ja leider meist der Fall. Ist es da nicht konsequent und erlaubt, zu fragen, ob es beim Kauf eines Lyravox-Lautsprechers nicht in erster Linie um diese beeindruckende Dienstleistung geht? Für dieses Einmessen und Optimieren auf Raum und Höranspruch verlangt Lyravox 1000 Euro, für den Karlos selber 12.800 Euro. Hinsichtlich des aus der Feinabstimmung nach Gehör resultierenden musikalischen Mehrwerts dürften sich nach meinem Eindruck diese Preise tendenziell auch anders gewichten.

Für den Betrieb wird ein Karlos – in diesem Fall war es die linke Box – per S/PDIF-Leitung mit dem digitalen Ausgang des Musikplayers verbunden. Das mitgelieferte Kabel verbindet diesen als Master fungierenden Karlos mit dem rechten, der im Slave-Modus auf diese Weise sowohl das digitale Musiksignal als auch die Steuerungs-Informationen erhält. Beide Lautsprecher beinhalten komplett die gleiche Technik, also auch DSP und Endstufen. Man könnte die Master/Slave-Zuordnung ebenso andersherum machen. Bei analoger Ansteuerung werden beide Lautsprecher in klassischer Weise links wie rechts direkt angesteuert. Als Tonquelle diente mein Wadia CD-Transport. Alternativ spielte der im anderen Hörraum stehende Antipodes Oladra als reiner Roon-Server, der per WLan mit einem brandneuen Lyravox Custom Streamer verbunden war. Letzterer ist ein nach Kundenanforderung in Hard- und Software konfigurierbarer Universal-Streamer mit ausschließlich digitalen Ausgängen, in diesem Fall konfiguriert als Roon Endpoint. Diese Version hat ein doppeltes Linearnetzteil für Prozessor und Audiosektion, beide mit Supercap-Pufferbank und ein internes Subchassis aus Bronze für die Elektronik.


Wenn ich nun Klang und musikalisches Können des Karlos zu beschreiben versuche, geschieht dies anhand der Abstimmung, wie ich sie mir in meinem Hörraum wünschte. Es gab diesbezüglich zwischen Dr. Götz von Laffert und mir keine Meinungsverschiedenheiten. Er war mit meinen Klangvorstellungen durchaus einverstanden. Aber: Wenn jemand eine etwas andere Abstimmung vorzieht, vielleicht weil er eine bestimmte Musikrichtung präferiert und deren Charakter tonal unterstreichen möchte, ist das kein Problem. Sollte sich im Laufe der Zeit daran etwas ändern oder auch im Falle eines Umzugs, ist eine erneute Experten-Einmessung für derzeit eintausend Euro in Deutschland möglich. Eine gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass die Fernbedienung drei Programmierungen abrufbar macht, von denen eine der Linear-Einmessung vorbehalten ist. Auf Platz drei darf man also durchaus noch eine weitere, den persönlichen Gegebenheiten Rechnung tragende Einstellung einrichten lassen. Dr. Götz von Laffert sagte mir, es gäbe immer wieder Kunden, die Lyravox Lautsprecher auch in ihrem Heimkino-Setup nutzen wollen. Es sei kein Problem, eine entsprechende Abstimmung mit hierfür optimaler Charakteristik und Fokussierung, um vielleicht einen Center-Speaker zu vermeiden, abzuspeichern.

Wenn ich Musik mit Karlos höre, egal ob von meinem Wadia-Laufwerk oder dem besser klingenden Setup aus Antipodes Oladra und dem neuen Lyravox Streamer, gefällt es mir schon in der Linear-Einstellung. Mit jedem so klingenden passiven Lautsprecher in Kombination mit einem geeigneten Voll- oder Endverstärker wäre ich wahrscheinlich halbwegs zufrieden. Aber nicht wirklich glücklich, weil in meinem Raum der Bass etwas zu zurückhaltend und der Präsenz-Bereich für mein subjektives Empfinden zu ausgeprägt wäre: das Ergebnis der Linearisierung. Dafür habe ich keine Überbetonungen durch Raummoden mehr im Tief- und Grundton, was zu hervorragender Durchhörbarkeit führt, auch ein Ergebnis der Linearisierung. Gänsehaut spüre ich da nur bei wenigen Musikstücken, die mir ohnehin stets unter die Haut gehen. Wenn ich nun auf der Fernbedienung die musikalische Feinabstimmung durch den Lyravox-Experten aufrufe, ändert sich zwar das Klangbild nicht enorm, aber die Musikalität in einem Maße, dass ich auf keinen Fall auf Linear zurückschalten will. Jetzt fangen auch meine Füße an, sich im Rhythmus mitzubewegen. Ich merke, dass Stimmen mehr Körper bekommen, ohne dass das Klangbild zusammenschmilzt und seinen Nuancen-Reichtum verliert. Die Musik bleibt nicht nur transparent, sie gewinnt an Authentizität und das Klanggeschehen bildet sich auf der großen Bühne homogener und ansprechender ab. Die Standorte einzelner Instrumente sind klar umrissen und wirken wie angenagelt. So vermittelt Karlos emotional ein weit schöneres, packenderes Erlebnis und überzeugt rational mit Wahrheitstreue.


Egal ob Blasinstrument, Streichinstrument oder Schlagwerk: Sie alle vermittelt Karlos mit einem sehr hohen Maß an Echtheit. Wir dürfen bitte nicht vergessen, dass wir es hier mit dem preisgünstigsten Modell der Hamburger Manufaktur zu tun haben. Ich weiß, dass noch mehr Auflösung und Klangfarbe möglich ist. Auch wenn der hier aufgerufene Preis mehr als Kleingeld ist: Die Musikalität des Karlos liegt deutlich über dem, was man für den Preis erwarten darf. Denn zu den eben genannten Eigenschaften kommt ein dynamische Verhalten und die in dieser Weise nur bei Breitbändern oder Hornlautsprechern zu findende losbrechende Energie, die selbst bei kleinen Besetzungen mit natürlichen Instrumenten deutlich spürbar ist. Cecilias Bartoli erlebte ich mit ihren Liedern vom Album St. Petersburg enorm kraftvoll und ansprechend. Ihr Mezzosopran geriet dabei niemals überzeichnet oder gar nervig, auch nicht bei hoher Lautstärke. Nach meiner Erfahrung liegt das große Defizit aller Hifi-Anlagen im Vergleich zur Live-Musik gleich welchen Genres darin, dass die Direktheit und Körperlichkeit von Instrumenten nicht wirklich vermittelt wird. Das kann Karlos auch nicht voll umfänglich. Aber Karlos fasziniert auch deshalb, weil er es schafft, dieses Defizit kleiner zu machen, ohne die konstruktiven Nachteile von Breitbändern und Hornsystemen einzubringen. Karlos klingt ehrlich. Das ist schon sehr viel und rechtfertigt seinen Kaufpreis. Was er aber bei optimaler Einstellung an Hörvergnügen bereitet, hebt ihn aus dem Gros der Konkurrenz hervor. Vergesst den Rest der Welt und genießt Musik mit ihm, möchte ich sagen. Aber Wermutstropfen gibt es dennoch: Karlos macht klar hörbar, wie gut die Tonquelle ist. Man kann einen Bluetooth-Empfänger anschließen und per Smartphone Musik zuspielen. Für den Anfang mag´s gehen, aber es geht eben viel mehr. Was Karlos sehr gut kann, ist leise spielen. Schon bei sehr niedrigen Hörpegeln ist spürbar, dass auch am unteren Frequenzband-Ende Dynamik da ist. Das ist wichtig, weil es möglicherweise schwer fällt, zu später Stunde den Karlos durch einfachen Tastendruck auf der eleganten Metall-Fernbedienung auszuschalten.

STATEMENT

Der Lyravox Karlos ist eine musikalisch gelungene Synthese aus Gehäusekonzept, zueinander stimmigen Chassis mit dem für Lyravox typischen Ambiente-Hochtöner, modernen Class-D Endstufen und dem DSP. Nach Linearisierung im Hörraum und der musikalischen Feinabstimmung nach Gehör durch den Lyravox-Experten spielt Karlos ungemein begeisternd, und zwar alles, was Sie erleben möchten.
Gehört mit
CD-Laufwerk Wadia WT 3200
Musikserver Antipodes Oladra
Musikplayer Lyravox Custom Streamer mit doppeltem Linearnetzteil
Zubehör MudraAkustik Max Netzleiste und Netzkabel, Boaacoustic Evo.black Power für Karlos, Puritan Ultimate Mains für Lyravox Streamer, SPDIF.Kabel Lyravox LyraLink Coax (identisch mit der zum Lieferumfang gehörenden digitalen Verbindung zwischen Karlos Master und Slave), DH-Labs D-750 Coax, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, Audioquest Fog Lifters
Herstellerangaben
Lyravox Karlos
Bauart Dynamisch, 2 Wege plus Diffusfeld-Hochtöner, Bassreflex (downfire), vollaktiv 2 x Class D mit DSP-Signalverarbeitung und integrierter Vorstufe. Master-Slave-Konfiguration mit digitalem Interlink
Frequenzgang 28 – 28.000 Hz raumabhängig
Konstruktionsprinzip 2 Wege plus Ambience-Tweeter, Bassreflex (unten)
Elektronik 1 x 400 Watt und 1 x 100 Watt Class D NCore® der 4. Generation. Mehrkanal- Hi-Res-DSP mit integrierter, fernbedienbarer Vorstufe für digitale und analoge Quellen (update-fähig)AES digital XLR (über Hauptlautsprecher)
SPDIF digital RCA Koax (über Hauptlautsprecher)
Toslink digital Lichtleiter (über Hauptlautsprecher)
XLR analog symmetrisch (jeweils rechts / links)
RCA analog (‚Cinch‘) (jeweils rechts / links)
Anschlüsse AES digital XLR (über Hauptlautsprecher)
SPDIF digital RCA Koax (über Hauptlautsprecher)
Toslink digital Lichtleiter (über Hauptlautsprecher)
XLR analog symmetrisch (jeweils rechts / links)
RCA analog (‚Cinch‘) (jeweils rechts / links)
Gehäusekonzept Gehäuse aus Schwer-MDF, teilweise gedoppelt, gezielt versteift, mehrkomponentige Schallkammerdämmung. Baßreflex bodenseitig. Standkufen (verschraubt) aus Stativholz (Esche), tiefschwarz geölt. Oberfläche Mehrschicht-Nanocoating matt ultrasmooth (ringfest, Möbelqualität) in Reinweiß NCS-S 0500N. Individuelle RAL- oder NCS-Farbtöne gegen Aufpreis
Klangeinstellungen Bis zu drei Custom-Klangpresets nach Experten-Einmessung im Hörraum. Z.B. zusätzliche Presets für ältere Quellen, historische Aufnahmen oder Kino-Ton mit virtuellem Center.
Hochtöner Accuton® Vollkeramik 30 mm Neodym
Diffusfeld-Hochtöner AMT L50
Tiefmitteltöner Tiefmitteltöner ScanSpeak® 26W Aluminium 10“
Innenverkabelung Reinstkupfer OCC mit jeweils angepassten Querschnitten
Empfohlene Raumgröße 12 - 40 m2 (bei normaler Wohnraumhöhe bis 2,8 m)
Empfohlener Hörabstand 2 - 5 m
Empfohlener Wandabstand 0,5 - 1,5 m (mit Raumeinmessung ab 0,15 m)
Maße (B/H/T) 40 x 87,5 x 37cm mit Ständer
Gewicht 22 Kilogramm
Garantie 3 Jahre auf Elektronik, 5 Jahre auf Mechanik, 10 Jahre Ersatzteilgarantie
Preis 13.800 Euro inklusive Einmessung (innerhalb Deutschlands) und Fernbedienung
Lieferumfang Aluminium-Fernbedienung zur Steuerung aller Funktionen inkl. Quellenwahl und Klang-Presets; 2 x Netzkabel; 4,5 m Lyra-Link SPDIF-Verbindungskabel Haupt- und Sekundärlautsprecher; Staubschutzhüllen; Bedienungsanleitung
Produktvarianten Karlos Analog nur mit analogen Eingängen, zum Betrieb an externen Vorstufen, ohne Fernbedienung und Interlink-Kabel. Karlos Monolith mit Massiv-Kunststeingehäuse und Accuton® Cell® C25 Hochtöner

Hersteller
Lyravox Gerätemanufaktur GmbH & Co. KG
Anschrift Jaffestraße 6
21109 Hamburg
Telefon +49 40 320897980
E-Mail info@lyravox.de
Web lyravox.com

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