Die Audio Group Denmark mit ihren Marken Ansuz, Børresen, Aavik und Access baut ihre Produktpalette kräftig aus: Axxess ermöglicht den günstigen Einstieg in den Klangkosmos der Dänen, Børresens M-Serie lotet die Grenzen des Machbaren aus. Hifistatement war eingeladen, bei der Weltpremiere der Børresen M6 in der Firmenzentrale mit dabei zu sein.
Bei meinem letztem kurzen Besuch in Aalborg im August letzten Jahres hatte ich die Gelegenheit, die M1, das erste und kleinste Modell der innovativsten und kostspieligsten Lautsprecher-Linie der Audio Group Denmark (AGD), die zuvor auf der High End vorgestellt worden war, in einem optimalen Umfeld zu hören: Das bildeten Aaviks Vollverstärker I-880 sowie der Streamer und DAC aus der 580-Serie. Dazu kamen Ansuz' beste Kabel, Stromverteiler, Racks. Schwingungsdämpfer und natürlich das PowerSwitch D-TC Supreme plus reichlich Sortz und Sparks. Kurz gesagt: alles, mit dem man mechanische und hochfrequente elektromagnetische Schwingungen in den Griff bekommen kann. Allein schon wegen des absolut schwarzen Hintergrunds bot diese Kette ein ganz besonderes Ergebnis.
Die Feinzeichnung und die extrem hohe Auflösung ohne jegliche Überbetonung oder Schärfe im Hochtonbereich machten schnell klar, dass die M1 Dank ihres Tief/Mittelton-Chassis mit im 3D-Druck hergestelltem Zirkonium-Korb, der Membran mit zwei Schichten aus Spread-Tow-Kohlefaser, einer Schicht aus Aramidwaben-Abstandshaltern dazwischen und einer Titanschicht mit Ansuz Supreme-Beschichtung und der weiterentwickelten „Analog-Dither-Technology“ mehr zu bieten hat, als das bisherige Topmodell, die 05 Silver Supreme Edition – wenn es nicht gerade um den maximal möglichen Schalldruck und die beiden untersten Oktaven geht. Auch wenn mir recht schnell bewusst wurde, was das Konzept der M1 zu leisten im Stande war, wurde sie nach einigen Stunden intensiven Musikgenusses für mich nicht zum Objekt der Begierde. Dafür bade ich viel zu gerne in extrem tieffrequenten Klangwellen und höre ein Orchester gern mal annähernd in Originallautstärke.
Lars Kristensen, der Mitbegründer und Mitinhaber der AGD, bot mir dann während eines Telefongesprächs über den voraussichtlichen Liefertermin für Aaviks C-880 und P880 an, einmal die deutlich bassstärkere M3, deren Vorabversion schon einem ausgewählten Publikum auf der Axpona präsentiert wurde, und – wenn denn alles klappt, wie geplant – auch die M6 zu hören. Ich sagte natürlich spontan zu. Als ich dann im Hörraum eintraf, war dort die M3 aufgebaut, in der ihr Entwickler Michael Børresen trotz ihrer Modellbezeichnung vier der oben beschriebenen Tief/Mitteltöner mit dem bekannten, extrem schnellen Bändchen-Hochtöner kombiniert. Der leicht irreführende Name des Lautsprechers ist der Tatsache geschuldet, dass die Vier im asiatischen Raum als Unglückszahl gilt. Aber egal, ob drei oder vier: Selbst wenn es mir schwerfällt, bei den von Lars Kristensen ausgesuchten Tracks mit abgrundtiefen elektronischen Bässen die Tonalität der M3 zu beurteilen, steht für mich nach wenigen Minuten hundertprozentig fest, dass die Kette im Hörraum der AGD meiner deutlich überlegen ist: Sie bildet die Schallereignisse vor einen gänzlich ruhigen Hintergrund ab und produziert Transienten mit ungeheurer Intensität.
Dank der ebenfalls eisenlosen Chassis der 05 SSE wähnte ich mich in Sachen Einschwingverhalten und quasi verzögerungsfreier Beschleunigung der sechs Konusse schon reichlich verwöhnt. Es sei dahingestellt, wie groß der Anteil des Verzichts auf die vier größeren Membranen der 05 und der des Vollverstärkers an der so fantastischen Transientenwiedergabe der M3 ist: So etwas habe ich vorher allerhöchsten mal von einem Hornsystem gehört. Als ich dann einmal kurz Zugriff auf das iPad bekomme und zwei, drei meiner Test-Tracks anspiele, weiß ich, dass allerhöchstens ein mir bekanntes Hornsystem tonal mit der rundum stimmigen und bruchlosen Spielweise der M3 mithalten kann. Aber die fasziniert zusätzlich noch mit einer – natürlich auch dem großen Hörraum und dem großen Abstand der Lautsprecher geschuldeten – Raumdarstellung. Obwohl die Schallwandler hier um einiges weiter von einander als jeweils von Hörplatz entfernt stehen, gibt es nicht das geringste Loch in der Mitte. Und ganz abgesehen vom Klang: Die M3 bezaubern auch mit ihrem Design. Sie erinnern mich an gelungene Architektur und entfernt an die Elbphilharmonie. Für mich sind die M3 Michael Børresens Meisterstück in Sachen Design.
Nach den ersten akustischen Eindrücken folgt ein Rundgang durch die Firmenräume, von denen nun alle belegt sind. Noch vor knapp zweieinhalb Jahren gab es eine Menge freier Flächen, die erst in Zukunft Verwendung finden sollten. Sie werden nun alle genutzt. Ein paar Quadratmeter wurden allerdings in einen firmeneigenen, sehr gemütlichen Irish Pub mit einer beeindruckenden Spirituosen-Auswahl umgewidmet. Einen noch stärkeren Zuwachs als beim genutzten Raum gibt es bei der Belegschaft. Von diesen eher allgemeinen Betrachtungen lenkten mich aber einige sehr elegante und hohe Gehäuse in Schwarz und Weiß ab: die der M6. An zwei von ihnen wird intensiv gearbeitet, um das erste Pärchen für den folgenden Tag funktionsfertig zu machen.
Am Anreisetag stehen noch zwei Hörvergleiche auf dem Programm. Wie schon häufiger erwähnt haben Lars Kristensen und Michael Børresen sehr dezidierte Ansichten darüber, welche Materialien dem Klang zuträglich sind und welche nicht. Zum Beleg ihrer Einschätzungen haben sie vier Netzkabel vorbereiten lassen, die sich nur durch die Gehäuse-Kappen der Netzstecker unterscheiden. Hier treten Aluminium, Stahl, Kupfer und Titan gegeneinander an. Die jeweils ausgewählte Leitung verbindet aber weder eine im Signalweg liegende Komponente noch den aktiven Mainz8-Stromverteiler mit einer Steckdose, sondern einen zweiten, der mit keiner Komponente verkabelt ist und nur parallel zur Anlage am Netz hängend seine Filterwirkung entfalten soll – eigentlich eine Stelle, an der man keine große Wirkung erwartet. Aber die beiden AGD-Gründer hätten den Test bestimmt nicht vorgeschlagen, wenn dem so wäre. Und deshalb bin ich nicht wirklich erstaunt, dass der positive Effekt des zweiten, parallel eingesetzten Mainz8 beim Wechsel von Aluminium über Stahl und Kupfer bis hin zu Titan immer deutlicher wird. Erstaunt hat mich lediglich, wie deutlich die Veränderungen im Zusammenspiel mit dieser hochauflösenden Anlage sind.
Obwohl das Gehäuse des I-880 aus Kupfer und Titan besteht, wird es in der Anlage noch von einem darauf gestellten, sogenannten Rezonator beruhigt. Lars Kristensen wechselt dann die Titan- gegen die Zirkonium-Stange des Resonators aus. Wie schon bei den Darkz-Gerätefüßen sorgt Zirkonium für noch bessere klangliche Ergebnisse. Ich würde mich nicht wundern, wenn es in nicht allzu ferner Zeit auch Steckergehäuse aus Zirkonium geben würde…
Als ich dann am nächsten Morgen wieder im Hörraum der AGD eintraf, herrschte dort rege Betriebsamkeit: Die M3 wurden abgebaut und zwei M6 auf Rollwagen liegend hereingebracht. Auch ein kleiner Teil der Belegschaft war gekommen. Geschäftsführer Kent Sørensen legte beim Auf- und Einrichten des neuen Topmodells selbst mit Hand an und hatte anschließend die Hoheit über das iPad für die Musikauswahl – Lars Kristensen hatte morgens einen privaten Termin und konnte daher seine Rolle als Firmen-DJ nicht wahrnehmen. Michael Børresen hatte seinen üblichen Platz in der Mitte der zweiten Reihe eingenommen und harrte sichtlich entspannt der Dinge, die da kommen würden. Schon nach den ersten Takten des ersten Songs schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht: Seine neuste und größte Kreation spielte wohl so, wie er es sich vorgestellt hatte.
Nach den ersten Tracks verließ er dann kurz seinen angestammten Platz, um zu hören, wie viel Energie die beiden das Hochtonbändchen flankierenden (Tief-)Mitteltöner nach hinten abstrahlten. Sie arbeiten auf ein hinten offenes Gehäuse, das mit ein wenig Dämpfungsmaterial gefüllt ist. Dass die Formgebung der Gehäusewände den beiden Chassis optimale Arbeitsbedingungen bieten würde, hatte er schon am Vortag beim Betrachten der Impedanzverläufe der gesamten Konstruktion und der Mitteltoneinheit vermutet. Nun bestätigten die M6 dies auch akustisch. Die Abbildung der Instrumente und der imaginären Bühne gelang nun noch einen Tick größer, die Tieftonwiedergabe hatte im Vergleich zur M3 noch einmal an Souveränität zugelegt und Transienten kamen noch einen Hauch präziser und beeindruckender rüber: ganz großes akustisches Kino!
Nach etwa einer halben Stunde wurde es dann im Hörraum ruhiger, die Zuhörer kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück, und ich machte den mittleren Platz in der ersten Stuhlreihe zu meinem. Auch wenn es ausgesprochen verlockend gewesen wäre, ein paar meiner Lieblingsstücke auf dieser Traumanlage zu genießen, konzentrierte ich mich auf wohlbekannte, aussagekräftige Test-Tracks: Keinen von ihnen hatte zuvor auf diesem extrem hohen klanglichen Niveau gehört. Vor allem die Dimensionen der Darstellung von großen Besetzungen waren eine neue Erfahrung für mich. Aber es ging nicht allein um die Größe: Die M6 verlieh der Abbildung eine extrem körperhafte Dreidimensionalität: Bei Mahlers 3. Symphonie in der Einspielung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks beeindruckten wie immer die Blechbläser und die Pauken in der Eröffnungssequenz, noch mehr aber, wie plastisch bei den sanften Paukenschlägen nach etwa einer Minute der Kessel des Instruments wirkte. Man glaubte, darauf zugehen und ihn berühren zu können. Aber da nützt all meine Schwärmerei nichts. Die M6 – und die M3 – muss man einfach selbst gehört haben. Noch steht nicht fest, ob die M6 auf der High End präsentiert werden wird. Da wollte sich Michael Børresen nach den ersten kurzen Klangeindrücken noch nicht festlegen. Gewiss wird dort aber die M3 zu hören sein, womit ich mich allerdings nur ungern begnügen würde. Da wäre ein Test in den eigenen vier Wänden doch viel reizvoller…
Kurz nach meinen ersten Erfahrungen mit den M6 herrschte dann im Hörraum völlige Stille. Grund war ein Stromausfall infolge eines Brandes in einer Umspannstation in der Nähe des Firmengebäudes. Bevor falsche Verdächtigungen aufkommen: An der Lautstärke meiner Hörsession kann es nicht gelegen haben, denn Aaviks I-880 besitzt ein Resonant-Mode-Netzteil mit sehr hohem Wirkungsgrad. Der längere Stromausfall verlangte nicht nur dem inzwischen eingetroffenen und auf die M6 gespannten Lars Kristensen eine Menge Geduld ab, sondern verhinderte auch die gelungene Realisierung einer an sich guten Idee: Um das Wachstum der Belegschaft zu veranschaulichen, hatte ich geplant, wieder ein Foto aller Mitarbeiter vor dem Firmengebäude zu machen, das im Vergleich mit dem aus dem Jahr 2020 recht aussagekräftig sein dürfte. Leider verließen einige der Angestellten, die auch im Home Office produktiv sein konnten, die Firma vor dem geplanten Fototermin.
Sobald der Strom wieder floss, gönnte sich Lars Kristensen ein paar Songs aus seiner Playlist mit der M6 und schlug dann vor, sich noch den deutlich erschwinglicheren Produkten der AGD zu widmen. Mitte April stellten die Dänen eine neue Marke, Axxess, und drei All-in-One-Geräte vor: die Streamer-, Wandler- und Vollverstärker-Kombination Forté, die in drei Qualitätsstufen angeboten wird, die sich vorrangig durch die Menge der eingesetzten Tesla-Spulen und Dither-Schaltungen unterscheiden. Statt Aaviks I-880, dem Streamer aus der 580-Serie und einem Versuchsaufbau, aus dem der DAC der 880-Linie hervorgehen soll, agierte nun eine Forté 1 zum Preis von 5.000 Euro als Quelle und Leistungslieferant. Den Schall wandelte nicht mehr die M6, sondern die Børresen X6 für 20.000 Euro, auch wenn vielleicht die X3 zum halben Preis die noch naheliegendere Wahl gewesen wäre.
Selbstverständlich kommt die „kleine“ Kombi den Topmodellen nicht wirklich nahe, klingt aber in keiner Disziplin wirklich anders: Es ist sofort ohrenfällig, dass Forté und X6 klanglich dieselbe DNA besitzen wie die Referenzmodelle, was natürlich zum Teil auch daran liegen dürfte, dass beide Kombinationen im „sauberen“ Umfeld von Mainz und Sparkz agieren. Als Tuning-Spezialist kann es Lars Kristensen dann nicht lassen, die segensreiche Wirkung von Zirkonium-Darks und Sortz auch im Verbindung mit dem Forté 1 zu demonstrieren – selbst wenn es gewiss sinnvoller wäre, die dafür aufzuwendende Summe gleich in einen Forté 2 oder 3 zu investieren. Doch von solchen Überlegungen lässt sich Lars Kristensen nicht abschrecken: Er wagt es sogar, die M6 mit dem Forté 1 anzusteuern: absolut beachtlich, wie die Endstufe mit etwas über 100 Watt den Nobel-Lautsprecher im Griff hat. Egal, welch stimmige oder irrwitzige Kombinationen Aavik, Ansuz, Axxess und Børresen in ihren beiden Räumen in der Halle 4 auf der High End auch zeigen werden: Ich bin sicher, dass sich ein Besuch dort lohnen wird.
PS: Die M3 und M6 sind noch so neu, dass auf der Børresen-Website keine technischen Daten zu finden sind. Wir werden sie ergänzen, sobald sie verfügbar sind.
Herstellerangaben Børresen Acoustic M3 | |
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Preis | 260.000 Euro |
Herstellerangaben Børresen Acoustic M6 | |
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Preis | 540.000 Euro |
Herstellerangaben Axxess Forte 1 | |
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Ausgangsleistung | 2 x 100W an 8 Ohm |
Digitale Eingänge | 1 x Toslink optisch, 1 x BNC S/P DIF, 1 x USB B |
Analoger Eingang | 1 x Hochpegel (Cinch) |
Ausgänge | 1 x Vorverstärkerausgang (Cinch), 1 x Lautsprecherausgang, 1 x Kopfhörer (6,3-MIllimeter-Klinkenbuchen) |
Anschlussmöglichkeiten | 1 x Netzwerk (LAN RJ-45), 2 x USB A |
Abmessungen (B/T/H) | 370/420/110mm |
Gewicht | 7,9kg |
Preis | 5.000 Euro |
Hersteller
Ansuz Acoustics
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Anschrift | Rebslagervej 4 DK-9000 Aalborg |
Web | ansuz-acoustics.com |