10.860 Besucher aus 71 Ländern, 10.746 Fachbesucher aus 90 Ländern, 529 Medienvertreter aus 43 Ländern addieren sich insgesamt zu genau 22.137 Besuchern. Dies bestätigt meinen Eindruck: Nachdem sich die Rückkehr der High End letztes Jahr noch etwas holprig anfühlte, ist die Messe dieses Jahr mit voller Stärke zurück.
Es würde mich wundern, wenn jemand die Messe in einer anderen Laune als der Oktopus auf meinem Cover-Foto verlassen hat. Die Stimmung dieses Jahr war ausgezeichnet gut. Während 2022 noch die bedrohliche Pandemie-Wolke über den Köpfen von Besuchern und Austellern schwebte, herrschte dieses Jahr Sonnenschein. Schon beim ersten Betreten der Hallen war eine deutlich positivere Stimmung als letztes Jahr wahrzunehmen – der Optimismus kehrt zurück. Dennoch hat sich das Erscheinungsbild der Messe verändert. Auch hier lassen sich große Marken dieses Jahr nicht blicken. Dynaudio und Bowers & Wilkins fehlen beispielsweise vollständig. Dafür ist China endlich wieder mit dabei. Auf der einen Seite freue ich mich darüber, dass einige chinesische Hersteller zeigen, wie innovativ und hochwertig in China auch eigenständig und nicht nur als Auftragsfertiger gearbeitet werden kann. Andererseits sorge ich mich ein wenig darum, wie gerade deutsche Firmen dem Preisdruck standhalten sollen. Trotz guter Stimmung hat High End Audio gerade eine schwere Zeit und die Messe zeigt nochmals eindrücklich, dass der Nachwuchs fehlt. Das Geld ist knapp und mit Systemen jenseits mehrerer Tausend Euro werden Einsteiger nicht gelockt. Die Sounds-Clever-Initiative möchte dem entgegenwirken und lädt dazu ein, Anlagen zu einem Gesamtpreis von maximal 5.000 Euro auszustellen. Leider muss man diese Anlagen oft suchen. Die Hersteller stellen verständlicherweise ihr Maximalmögliches in den Mittelpunkt. Deshalb halte ich Lokalmessen und HiFi-Studios als enorm wichtige Schnittstelle zum Nachwuchspublikum. Es ist so gesehen also durchaus in Ordnung, dass die High End eben diesem vorbehalten ist. Lediglich die Musikauswahl hat für meinen Geschmack dieses Jahr definitiv einen Tiefpunkt erreicht. Als positiv wahrgenommen habe ich die stärkere Verflechtung von Pro-Audio mit unserer Szene. Zum einen war das Treffen der Redaktion mit Christoph Stickel für mich unheimlich spannend. Es war erfrischend, unsere Szene durch seine Augen zu sehen und gleichzeitig aufschlussreich einen Einblick in die Musikindustrie zu bekommen. Zum anderen wurde auf der High End selbst am Donnerstag eine Podiumsdiskussion vom Verband Deutscher Tonmeister abgehalten. Gäste waren die Vorsitzende des Verbandes Ulrike Schwarz, der Produzent Jim Anderson (ihr Mann) und Michael Fremer.
Es wurde schnell klar, dass Ulrike und Jim sehr wohl Wert auf kompromisslos hochwertige Wiedergabe legen. Es gibt folglich definitiv Menschen in der Musikindustrie, denen Soundqualität am Herzen liegt. Je lauter ihre Stimme wird, desto eher können große Labels dazu bewegt werden, umzudenken und Klasse statt Masse produzieren. Auch wir können sicher dazu beitragen. Laden sie doch einfach mal eine Freundin oder einen Freund, die sonst nichts mit HiFi am Hut haben zu einer Hörsession ein. Lassen sie dabei dann aber keinesfalls ihre Anlage und die Technik im Mittelpunkt stehen, sondern die Musik. Denn am Ende des Tages ist sie es, die dieses Hobby für uns so lebendig und wunderbar macht. Sie ist ein Stück Lebensqualität, die wie alle schönen Dinge – ein köstliches Essen, ein stimmungsvoller Theaterabend, ein spannendes Buch, ein guter Wein, geschmackvolle Kleidung, ein langer Spaziergang durch den Wald oder ein Bad im erfrischenden Meer – gepflegt, zelebriert und geteilt werden sollte. Diese Dinge wertzuschätzen, muss manchmal erst gelernt werden. Andere haben die Chance von uns über unser Spezialgebiet zu lernen und wir von anderen beispielsweise, wo der Ärmel eines Sakkos enden sollte. Als High Ender sind wir definitiv nicht allwissend, das dürfen wir manchmal nicht vergessen. Ich wünsche mir von der High End Szene ein noch größeres gemeinsames Miteinander, in dem auch einander zugehört wird, andere Ansichten und Geschmäcker nicht für nichtig erklärt werden und eine offene Diskussionskultur gepflegt wird. Ich habe in diesem Jahr nochmals realisiert, dass es nicht um das Preisschild der eigenen Anlage geht, sondern wie viel Spaß man mit ihr hat. Die sündhaft teuren, ausgestellten Anlagen, von denen ich mir 90 Prozent sowieso nie leisten können werde, verstehe ich einfach als Anregung und freue mich gleichzeitig für diejenigen, die das nötige Kleingeld dafür übrig haben, und wünsche Ihnen, dass sie genauso viel Spaß mit ihrer Anlage haben wie ich mit meiner oder jemand anderes mit seiner, der als Einsteiger gerade erst ein paar hundert Euro investieren konnte. Freude lässt sich letztendlich nicht durch Geld aufwiegen oder quantifizieren. Deshalb lade ich sie jetzt dazu ein, mit mir einen Messerundgang von erschwinglich bis unbezahlbar zu genießen. Viel Spaß!
Ich möchte mit der beeindruckendsten, verrücktesten und gleichzeitig unerreichbarsten HiFi-Erfahrung beginnen, die ich bisher machen durfte. Ich danke der Firma ESD Acoustic aus China dafür, ihren Hörpalast mit uns geteilt zu haben. Die junge Marke hatte ihren ersten Messeauftritt 2019 und existiert auch erst seitdem. CEO David Dai führte selbst vor. Der CD-Player mit abhebbarem Deckel machte aus dem CD-Wechsel eine Art Zeremonie. Das monströse 6-Wege-Hornsystem besteht überwiegend aus Kohlefaser, wurde aber mit einer traditionellen chinesischen Lackierung versehen. Alle Treiber basieren auf dem Feldspulenprinzip. Hierbei befindet sich die Schwingspule nicht im Zentrum eines Permanentmagneten, sondern eine geladene Spule übernimmt den Job des Magneten. Die Speisenetzeile der Spulen verfügen über einen Rückkopplungskreis, um induktive Effekte während der Audiowiedergabe auszugleichen. Für den Bereich bis zu 50 Hertz waren zwei Subwoofer mit jeweils drei Treibern zuständig. Drei Hörner spielen bis 140, 800 und 8.000 Hertz. Die Hochtonhörner sind pro Seite jeweils zwei Mal vorhanden und spielen über Kreuz angeordnet, damit ihre Abstrahlung mit dem oberen Mittenhorn zentriert wird. Die an eine Verstärkerwand erinnernde Elektronik war gleichermaßen ein seltener Anblick. Neben den für die Feldspulen benötigten Netzteilen standen hier ein CD-Player, zwei DACs, zwei aktive Frequenzweichen und mehrere single-ended Class-A-Röhrenverstärker. Interessanterweise schwört ESD auf Schaltnetzteile. Richtig gemacht, können sie Linearnetzteilen durchaus voraus sein. Ein Standpunkt, den auf der High End mehr und mehr Hersteller vertreten. Der vollkommen irrationale Maßstab des Super Dragon Systems bei ESD lässt sich kaum in Fotos oder Worte übersetzen. Allein der Preis von 3,6 Millionen ist astronomisch hoch. Mit welcher Macht, Autorität und raumgreifender Größe Orchester abgebildet wurden, werde ich allerdings nie mehr vergessen. Nach 18 Uhr wurde täglich zu einer EDM-Party geladen. Aufgrund anderer Termine konnte ich leider weder überprüfen, ob diese tatsächlich stattgefunden hat, noch erfahren, wie ein System dieser Größe mit elektronischer Musik umgeht.
Eine 300B Röhre muss ich wohl niemandem mehr vorstellen. Seit 2020 wird sie wieder bei Western Electric in Amerika gefertigt. Ein Matched Pair kostet 1.500 Dollar. Der single-ended Vollverstärker 91E war für mich ein Röhren-Erweckungserlebnis. Er ist ab 15.000 Dollar erhältlich. Sicherlich hat er einen großen Teil zur wunderbar emotionalen, durchhörbar warmen und doch fantastisch detaillierten Wiedergabe des Vorführsystems beigetragen. Der eigentliche Star war der noch namenlose Lautsprecher im Vorserienzustand. Sein Herzstück ist ein neuer Air-Motion-Transformer-Mitteltöner rAMT 777 mit rückseitiger Absorptionskammer. Er spielt von 150 bis 2.000 Hertz und wird von einem AMT-Höchtöner und Push-Pull-Bass unterstützt. Der Lautsprecher arbeitet mit Filtern 1. Ordnung und wird um die 80.000 Dollar kosten. Nicht nur seine unheimlich luftige Wiedergabe, sondern die dank der 180-Grad-Abstrahlung überall im Hörraum ungewöhnlich stabile Stereoabbildung mit weitestgehend gleichbleibendem Frequenzverlauf war außergewöhnlich. Stellte ich mich wie auf einem der Fotos zu sehen, kurz hinter den hinteren Rand des AMT des linken Lautsprechers, hörte ich den rechten, weiter zu mir eingedrehten Lautsprecher deutlich lauter. Die Abstrahlung nach hinten ist dementsprechend sehr gut kontrolliert. Selbst der Bassbereich funktionierte in der für einen Lautsprecher dieses Kalibers kleinen Schallkabine gut. Sein sich in größeren Räumen zweifelsohne entfaltendes Potential war auch unter Messebedingungen unüberhörbar. Für mich eine der besten Vorstellungen der ganzen Show.
Für ihre Server-Motherboards, arbeitet Antipodes eng mit den Motherboard-Herstellern zusammen, um sicherzustellen, dass die Spezifikationen für die Audiowiedergabe ideal sind. Alle Verbindungen werden direkt mit dem Motherboard ohne Umwege über PCIe oder andere Schnittstellen gemacht. Dies wird bei Antipodes als die audiophilste Lösung angesehen. Verschiedene Bauteile werden gezielt mit verschiedenen Takten angefahren, um ihr Grundrauschen jeweils in Bereiche zu verschieben, in denen andere Bauteile weniger Grundrauschen haben. So kann das Gesamtrauschen reduziert werden. Antipodes ist einer der Hersteller, der in seinen Produkten bewusst Schaltnetzteile einsetzt. Sowohl K50 als auch Oladra waren bereits bei Hifistatement im Test. Die Racks von AGLifter kommen ebenfalls aus Neuseeland. Ihre Einlegeböden werden mit höchster Präzision aus Acrylglas gefertigt. Die Racks kosten zwischen 3.600 und 22.000 Euro.
Am Stand von AudioNEXT war der Lotoo Mjölnir zu bestaunen. Der portable Kopfhörerverstärker samt integriertem DAP und DAC dürfte der Traum eines jeden Kopfhörer-High-Enders sein. Als Wandlerchip kommen einige der wohl letzten AKM 4499EQ zum Einsatz. Dies wird Mjölnir unfreiwillig zu einer limitierten Auflage von ungefähr 600 Stück machen. Der Preis steht noch nicht gänzlich fest, wird aber sicher im oberen vierstelligen Bereich liegen. Die eigene Benutzeroberfläche von Lotoo ist zwar enorm schnell, lässt den Nutzer aber leider nicht in den Genuss von Streaming kommen. Dies soll sich mit Mjölnir jetzt ändern. Aktuell wird an einer roon-Zertifizierung gearbeitet. Mjölnir wird folglich kabellos aus roon angesteuert werden können. Auch an Streaming-Möglichkeiten für Qobuz oder Tidal wird gearbeitet. Leider aber nach wir vor nicht direkt im Player, sondern lediglich von außen zugespielt. Außerdem konnten mir die Kollegen auf der Messe einen Prototyp eines Smartphone-Adapters zeigen, der ein eigenes hochauflösendes Stream-Protokoll von Lotoo verwendet, um den Mjölnir direkt aus jeder Quelle vom Smartphone aus anzustreamen. Nebenan in der Hörkabine wurde Dan Clarks neuer Elektrostat Corina vorgestellt. Er verfügt über eine ungewöhnlich große Membran von 88 Millimetern. Ihre Entwicklung war nicht leicht. Ihre Auslenkung in den Griff zu bekommen, ohne dass sie an den Statoren „kleben“ bleibt, hat beispielsweise gut ein Jahr gedauert. Der Kopfhörer ist mit gängigen STAX-Verstärkern kompatibel und kostet 5.400 Euro. Wie bereits im Stealth und Expanse kommt ein AMTS-Modul zwischen Treiber und Ohr zum Einsatz. Es soll Resonanzen zwischen Treiber und Ohr reduzieren und den Frequenzgang glätten. Auf dem Foto erkennt man seine Gitterstruktur auf der Innenseite der Ohrmuschel sehr gut.
Das neue Davis Modell The Wall hatte ich bei meinem Besuch der Manufaktur in Troyes bereits im Prototypengehäuse hören können. Schon da hat mir seine dynamisch packende und gleichzeitig wunderbar offene Spielweise sehr gefallen. Für das Serienmodell hat Olivier Visan nur noch kleine Änderungen vorgenommen. Beispielsweise wurde die Impedanzkurve bei etwa 100 Hertz leicht angehoben, sodass sie nicht mehr unter 4 Ohm fällt. Hiervon profitieren weniger leistungsstarke Endstufen und insbesondere Röhren wie die von Austellungspartner Jadis. Der Mitteltöner der The Wall spielt nahezu als Breitbänder. Unterstützt wird er von Davis Konushochtöner und zwei Bässen, die im inneren des Gehäuses in Push-Pulll-Konfiguration arbeiten. Für mich eine der erfrischendsten Vorführungen der Messe. Nicht zuletzt aufgrund der gespielten Musik und absolut makellosen Verarbeitung der Lautsprecher, aber vorrangig wegen ihrer unheimlich impulsiven Ansprache.
Bei Göbel High End gab es auf der High End diese Jahr nichts neues zu sehen. Trotzdem war Oliver Göbel im letzten Jahr alles andere als untätig. In Landshut entstand das neue Hauptquartier seiner Firma. Das gesamte Gebäude wurde entsprechend den Anforderungen von Oliver Göbel gebaut. Es beherbergt einen großen Hörraum von etwa 110 Quadratmetern und einen kleineren Raum, der bereits etwa 50 Quadratmeter groß ist, außerdem natürlich, Büro-, Fertigungs-, Lager- und Messräume. Nach dem Messedonnerstag lud Oliver Vertriebe, Geschäftspartner und Presse in sein neues Firmengebäude ein. Dieser Besuch war nicht weniger beeindruckend als die Göbel-Lautsprecher selbst – ein außergewöhnlicher Firmensitz für eine außergewöhnliche Marke. Ein umfangreicher Bericht über einen Firmenbesuch durch Dirk Sommer dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Nachdem Ferrum bereits mit dem Hybridnetzteil Hypsos Aufsehen erregt hatte, folgte der Kopfhörerverstärker OOR und der Kopfhörerverstärker/DAC ERCO. Auf der Audio Video Show Warschau war mit Projekt 060 endlich ihr Digital-Analog-Wandler im Vorserienstadium zu sehen, aber noch nicht zu hören. Auf der High End konnte der WANDLA endlich Premiere feiern. Mit Touchdisplay und einem butterweich agierenden Encoder macht er bereits haptisch einen tollen Eindruck. Das Herzstück des WANDLA ist ein ESS Sabre ES9038PRO, der mit einem speziellen I/V-Converter versehen wurde. Für ein besonderes Feature des WANDLA wurde sich Hilfe bei Jussi Laako von Signalyst geholt. Seine Filter gelten als die Besten, die die Szene zu bieten hat. Alternativ zu den Standard-Tiefpassfiltern, die im ESS-Chip integriert sind, bietet WANDLA einige spezielle Filter von Jussi zur Auswahl. Die Lautstärkekontrolle der für den WANDLA angepassten Vorverstärker-ICs kann entweder analog oder digital erfolgen. Der vorhandene Analogeingang wird konsequent analog behandelt und kann dementsprechend nur analog geregelt werden. Der WANDLA kostet 2.795 Euro. Ich freue mich riesig auf einen detaillierten Test.
Natürlich haben wir während der High End auch Leif Johansen, Ortofons Chief Officer of Acoustics and Research, getroffen, der uns die beiden neuen Tonarme gezeigt hat, die in Kürze erhältlich sein werden. Die Neun-Zoll-Variante, der AS-212R, wird 3.000 Euro kosten, weitere drei Zoll werden zum kundenfreundlichen Aufpreis von gerade einmal 100 Euro angeboten. Den AS-309R haben wir für einen Test bestellt. Beide Arme werden mit einem zweiten Gegengewicht geliefert, um auch besonders schwere Tonabnehmer ausbalancieren zu können. Das ist natürlich kein Zufall: In der zweiten Jahreshälfte werden zwei neue SPUs lieferbar sein, das SPU GT E und das SPU GT S. „E“ steht für einen elliptischen Nadelschliff, „S“ für einen sphärischen. Die Besonderheit der neuen Modell sind eingebaute Trafos, die die Signale auf ein Niveau bringen, das mit MM-Phono-(Röhren-)Eingängen kompatibel ist. Die Step-Up-Transformatoren hat Ortofon gemeinsam mit Lundahl entwickelt. Das hat selbstverständlich seinen Preis. Die beiden neuen dürften die bisher kostspieligsten SPUs sein, auch wenn noch kein konkreter Betrag feststeht. Die hier gezeigten Exemplare sind zwar voll funktionstüchtig, entsprechen aber nicht dem endgültigen Erscheinungsbild.
Die Audio Group Denmark mit den Marken Ansuz, Aavik, Børresen und neu Axxess stellte auf der High End in gleich drei Hörkabinen aus. Dass es gleichzeitig am oberen und unteren Ende der Preisskala Neuheiten gab, zeigt wie umtriebig die Dänen sind. Im ersten Raum spielte die neue X6 (20.000 Euro), neben der die bereits große X3 (10.000 Euro) klein aussieht. Im mittleren Raum spielte das mittelgroße Modell M3 (250.000 Euro) der Flaggschiff-Serie. Lars Kristensen demonstrierte ihre akustischen Fähigkeiten eindrucksvoll und sprach über die Vorteile der in den Aavik-Verstärkern eingesetzten UMAC-Technologie von Pascal. Die auf Pulsweitenmodulation basierenden Class-D-Verstärker nutzen eine Sinuswelle statt der üblichen Dreieckswelle, weswegen deutlich weniger Filterung erforderlich ist. Auch die Netzteile in Aavik-Elektronik basieren auf Pulsweitenmodulation einer Sinuswelle und können laut Lars um ein Vielfaches impulsiver agieren als ihre Transformatorpendants. Beide Technologien finden sich auch in Axxess. Die Vollverstärker/Streamer/DAC Kombi ist in drei verschiedenen Ausbaustufen erhältlich. Alle drei Modelle, Forté 1 bis 3 verfügen über identische Grundkomponenten und unterscheiden sich hauptsächlich in der Anzahl der eingesetzten Filterglieder. Sie kosten 5.000, 7.500 und 10.000 Euro und liefern 2 x 100 Watt an acht Ohm. Ein Forté 3 konnte im dritten Raum an einer X3 zeigen, was er kann.
Eine Marke deren Ankündigungen mich persönlich besonders angesprochen haben, ist Silent Angel. Ich selbst nutze einen Munich M1T und schätze ihn sehr für sein Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit dem Switch Bonn NX (3.500 Euro) und der Clock Genesis GX (3.300 Euro) wurde bereits in ein höheres Preissegment vorgedrungen. Jetzt möchte Silent Angel mit dem Munich MU im dritten Quartal auch einen verbesserten Streamer in diesem Segment anbieten. Er verfügt über sechs CPU-Kerne und 4 Gigabyte Arbeitsspeicher. Er besitzt außerdem einen Eingang für eine 10 Megahertz Clock. Hochspannend dürfte ebenfalls der voraussichtlich im letzten Quartal des Jahres erscheinende Verstärker Cologne AU werden. Er soll 150 Watt an vier Ohm liefern und auf einer eigens von Silent Angel entwickelten Class-D-Sektion basieren. Ob er mit oder ohne DAC verfügbar sein wird, ist noch offen. Das Konzept ist noch nicht gänzlich spruchreif. Was auf der High End zu sehen war, verspricht allerdings schon jetzt eine interessante Erweiterung des Silent Angel Produktportfolios.
Der große Messeraum von Audio Reference war wie immer durchgängig rappelvoll. Als besonderen Besucher durfte Mansour Mamaghani Al Di Meola begrüßen. Umringt von Presse und Fans ließ er sich die Hauptanlage des Hörraums vorführen. Die Wilson Audio Chronosonic XVX in der Sonderlackierung „4 Seasons Winter“ spielte an Elektronik von Dan D’Agostino und dCS gemeinsam mit dem neuen VPI Titan Direct und FB Gimbal Tonarm. Im Eingangsbereich war der monströse Relentless 1600 von Dan D‘Agostino zu bestaunen. Die Relentless 800 Monos in der Hauptanlage wirkten im Größenvergleich fast wie Spielzeuge. Beide Verstärker sind jetzt in verbesserter Epic-Ausführung verfügbar. Normale Relentless-Modelle können nachgerüstet werden. dCS bekam auf der diesjährigen High End den Statement-In-High-Fidelity-Award für ihren Vivaldi APEX Ring DAC verliehen. Ausgewählt wurde er von Wojciech Pacuła von unserem Partnermagazin High Fidelity. Der DAC wusste aber auch Dirk Sommer im Test zu begeistern. Neben einer Perlisten-Kette, spielten bei Audio Reference noch weitere Wilson Audio Modelle. Der Alexia V tauchte bei Audio Reference und im Hörraum von VTL auf. Hier spielten zwei Prototyp Monos mit jeweils acht Röhren. Das Modell Reference 450 soll ebenso viele Watt an fünf Ohm liefern, über eine automatische Bias-Anpassung und ein fault sensing zur Erkennung fehlerhafter Röhren verfügen und etwa 60.000 bis 70.000 Dollar pro Paar kosten. Klanglich solle es sich sowohl am Topmodell Siegfried, auf dessen Netzteil es zurückgreift, aber auch an der Stereoendstufe S-400 orientieren und wie üblich mit zero global feedback ausgestattet sein. Ein Feintuning steht noch an. Das Vorserienmodell in S-400-Gehäusen wusste jedoch bereits sehr überzeugend zu musizieren.
Bei Amphion lernte ich Firmenchef Anssi Hyvönen endlich persönlich kennen, nachdem ich beim Test der Argon 7LS nur Kontakt per Mail und Telefon hatte. Auf der High End zeigte er den ersten aktiven Dreiwege-Studio-Monitor von Amphion, den One25A. Ein Auftritt, der mir unheimlich gefallen hat. Anssi versteht es einfach, sowohl den Tontechniker als auch den HiFi-Fan glücklich zu machen. Der Lautsprecher basiert auf zwei voneinander durch Dämmmaterial entkoppelten, geschlossenen Gehäusen. Die Elektronik ist in einem eigenen Gehäuse auf der Rückseite untergebracht. Einige große Lautsprecherhersteller im Studiobereich bieten neue Modelle inzwischen ausschließlich mit DSP an. Davon hält Anssi nicht viel. Ihm war es wichtig, den Signalweg von einem hochwertigen DAC oder Preamp in den Lautsprecher so verlustfrei wie möglich und somit analog zu gestalten. Denn auch wenn wir High Ender uns gerne mal einbilden, dass es in Studios keine vernünftige Elektronik gibt, ist dem nicht so. Die Entwicklung des Lautsprechers lief bereits seit 2019, es wurden beispielsweise 14 verschiedene Endstufen und Netzteile getestet, bis die ideale Lösung gefunden wurde. Die Überlast-Überwachung, wird überhaupt erst in den Schaltkreis genommen, wenn der Lautsprecher in Bereiche getrieben wird, in denen es kritisch wird. Solche Details zeigen, wie hoch der Stellenwert von Wiedergabequalität bei Amphion ist. Der für seine Leistung verhältnismäßig kleine Lautsprecher ist mit 700 Bass-Watt und jeweils 205 Watt für Mitten und Höhen ausgestattet und spielt bis zu 22 Hertz bei -3 Dezibel.
Gryphon präsentierte den Diablo 333. Mit 2 x 333 Watt an 8 Ohm liefert er insgesamt 666 teuflische Watt. Er arbeitete im Class-A/B-Betrieb, mit hohem Bias, somit in vielen Situationen ausschließlich in Class A. Er verfügt über zwei Einschübe für eine Doppel-Mono-Phono-Karte und einen auf dem neusten ESS Sabre ES9039PRO Chip basierenden Class-A-DAC. Mit seinen gut 70 Kilogramm und einem riesigen Transformator machte der Vollverstärker mächtig Eindruck. Mit 21.800 Euro wird ein entsprechend stolzer Preis aufgerufen.
Einen interessanten Messetand fand ich in Halle 4. Hier stellten 3 Marken aus Taiwan mit Endstufen von JAVA Hi-Fi aus Neuseeland aus. Die Endstufen von JAVA Hi-Fi verwenden Transistoren auf Basis von Galliumnitrid anstatt des sonst üblichen Siliziums. Die neuen Transistoren, genannt GaN-FET sollen traditionellen Transistoren weit überlegen sein. Bisher verwenden nur sehr wenige Hersteller diese Technologie. JAVA bietet Vor- und Endstufen oder Vollverstärker in zwei Leistungskategorien: Das Modell Single Shot mit zweimal 200 Watt oder Double Shot mit zweimal 400 Watt. Die Single Shot Endstufe kostet 7.000 Dollar, der Vollverstärker 9.000 Euro, Die Double Shot Modelle 9.000 und 13.000 Dollar. Leider gibt es in Deutschland noch keinen Vertrieb. Aufgrund der spannenden Technologie und der eindrucksvollen Vorführung, wollte ich ihnen diesen Messeauftritt nicht vorenthalten. Auch der symphytische Rox von Lu Kang Audio, einem Familienunternehmen, möchte seine Lautsprecher langfristig am deutschen Markt positionieren. Das ausgestellte Modell Spoey 200 kostet 4.500 Dollar ohne Steuern. Die Elektronik kam von COS, die Racks von Myst[J].
Abschließend möchte ich Ihnen noch einige interessante Produkte mit Bildunterschrift vorstellen.