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Ferrum WANDLA

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Ein Wandler Namens WANDLA. Endlich bringt Ferrum, dessen Schöpfer als DAC-Spezialisten gelten, seinen dedizierten Digital-Analog-Wandler auf den Markt. Er verfügt wie alle anderen Ferrum-Geräte über den gleichen Formfaktor und das charakteristische Design mit dem Cortenstahl-Element.

Eigentlich war ein Digital-Analog-Wandler das erste Produkt, das ich erwartete, als ich von der Neugründung der Marke Ferrum erfuhr. Schließlich ist Marcin Hamerlas Ferrum-Mutterfirma HEM, wie bereits oben erwähnt, mit der Konzeption und Produktion von DACs groß geworden. Doch als erstes Produkt der Marke Ferrum erschien das Hybridnetzteil HYPSOS, dann der Kopfhörerverstärker OOR und als drittes die Wandler/Kopfhörerverstärker-Kombi ERCO. Zwischenzeitlich wurde mit SERCE noch eine „Verwaltungsplatine“ auf ARM-Basis entwickelt, welche die Funktion mehrerer Chips in einem Bauteil vereint. Den Flaggschiff-Wandler WANDLA zu nennen, lag für Firmenchef Marcin bei seiner Vorliebe für die deutsche Sprache, die er inzwischen sehr gut beherrscht, nebst künstlerischer Freiheit in Sachen Schreibweise wohl auf der Hand. Den Namen verriet er mir schon mit großer Freude vor über einem Jahr. Die Geheimhaltung hat bis zur Veröffentlichung des Produkts gut geklappt.

WANDLA basiert wie bisher alle Wandler, die bei HEM produziert wurden, auf einem ESS-Sabre-Chip, in diesem Fall dem ES9038PRO. Wie üblich für die PRO-Ausgabe des Chips ist es ein Chip mit acht Kanälen, von denen jeweils vier Kanäle für den linken und vier Kanäle für den rechten Kanal genutzt werden. Das ist gängige Praxis bei den meisten DAC-Herstellern. HEM dürfte als eine der Firmen gelten, die sich mit den SABRE-DAC-Chips am besten auskennt. Trotzdem wurden für den WANDLA so ziemlich alle bisherigen Konzepte über Bord geworfen und ein Großteil der Wandlerumgebung komplett neu aufgebaut. Dazu gehörten unter anderem die Strom-Spannungs-Wandler, auf deren Konzeption das Team besonders stolz ist, die Ausgangsstufe, die Stromversorgung und die Software – letztendlich eigentlich das gesamte Produkt. Zwar wird der WANDLA mit einem einfachen Schaltnetzteil geliefert, er ist aber wie alle anderen Ferrum-Produkte auch dafür konzipiert, mit einem HYPSOS-Netzteil betrieben zu werden. Deshalb verfügt er neben dem handelsüblichen 2,5-Millimeter-DC-Anschluss, über den er mit jedem beliebigen Netzteil betrieben werden kann, das zwischen 22 und 30 Volt bei mindestens 2,5 Ampere liefert, über eine vierpolige Weipu-Buchse. Über diesen Anschluss kann er direkt mit dem HYPSOS verbunden werden. Ferrum nennt diese Direktverbindung Ferrum Power Link. Durch ihre vierpolige Ausführung erlaubt sie dem HYPSOS-Netzteil, die Spannung bis zur Platine des WANDLA zu überwachen und zu stabilisieren. Ein Einfluss des Kabels wird damit weitestgehend eliminiert.


Auf digitaler Ebene kann WANDLA per USB C, S/PDIF (optisch und koaxial), AES/EBU, I²S und einen ARC-Anschluss angesteuert werden. ARC steht für Audio Return Channel und ist eine Terminologie, die Heimkinonutzern unter Ihnen bestimmt geläufig ist. Mit ARC kann eine HDMI-Eingangsbuchse eines Fernsehers auch gleichzeitig als Audio-Ausgang genutzt werden. Letztendlich dient die ARC-Buchse am WANDLA also der Einbindung eines Fernsehers ins HiFi-Setup. Zusätzlich verfügt WANDLA über einen Cinch-Analogeingang, der intern sofort symmetriert wird. Da der DAC vollständig symmetrisch aufgebaut ist, eine konsequente Maßnahme. Trotzdem bietet er sowohl einen symmetrischen XLR-Ausgang als auch einen unsymmetrischen Cinch-Ausgang.

Der WANDLA kann durch den Touchscreen auf der Front oder die beigelegte Fernbedienung bedient werden. Der Touchscreen reagiert perfekt und das Menü ist vollkommen selbsterklärend und nutzerfreundlich gestaltet. Kleine Details runden den Eindruck ab: Ändert man die Lautstärke beispielsweise durch den butterweich laufenden Encoder, zeigt das Display die üblichen Infos auf einen Blick. Verändert man die Lautstärke hingegen mit der Fernbedienung, wird der Lautstärkewert formatfüllend auf dem Display angezeigt und ist so aus der Ferne besser ablesbar. Das Team bei Ferrum versteht es wirklich, Software gekonnt und effektiv einzusetzen. Dies macht sich auch sofort bei der erst vor wenigen Tagen für Windows und Mac erschienene Ferrum Control App bemerkbar. Sie dient der Verwaltung und dem Durchführen von Firmwareupdates verschiedener Ferrum Geräte. WANDLA ist das erste Produkt, das voll in die App integriert ist. Ein Firmwareupdate ist mit Ferrum Control unheimlich unkompliziert. Man muss nicht mehr manuell die Versionsnummern checken, sich ein Archiv mit der aktuellen Firmware und ein Update-Tool herunterladen, sondern alles passiert zentral in der App. Das Programm überprüft von selbst, ob eine neue Firmware verfügbar ist und lädt diese bei Installationswunsch direkt vom Ferrum-Server. Die Installation selbst findet auch in der App statt und dauert kaum eine Minute. Das nenne ich erstklassigen Kundenservice.

Die Software-Raffinesse setzt sich im inneren des WANDLA fort. Dass wahlweise eine digitale oder mikrochip-gesteuerte analoge Lautstärkeregelung gewählt werden kann, bin ich von bei HEM produzierten Geräten bereits gewohnt. Die analoge Lautstärkeregelung wurde für den WANDLA jedoch ebenfalls überarbeitet, da sie während der Entwicklung als Flaschenhals auffiel. Ein besonderes, gänzlich neues Feature des WANDLA, ist die Möglichkeit, nicht nur aus den Standard-Interpolationsfiltern des ESS-Wandler-Chips zu wählen, sondern die bereits erwähnte „Verwaltungsplatine“ SERCE stellt einige spezielle Filter zur Verfügung. Diese wurden von Signalyst-Gründer Jussi Laako extra für den WANDLA entwickelt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels standen mit Linear-Phase-Fast-Roll-Off-, Minimum-Phase-Fast-Roll-Off- und einem Apodizing-Filter drei ESS-Filter zur Verfügung. SERCE stellte mit einem Gaussian- und einem Apodizing-Filter zusätzlich zwei von Jussi Laako programmierte Filter zur Verfügung. In Zukunft möchte Ferrum durch Online-Umfragen die beliebtesten und unbeliebtesten Filter identifizieren und nach und nach neue oder andere Filter verfügbar machen. Ferrum nennt dies DDF (Dynamic Digital Filtering). Der dynamische Faktor ist in diesem Fall Ihre Entscheidung in der Online-Umfrage. WANDLA unterstützt übrigens auch MQA, da ich dieses Format jedoch nicht mehr nutze, fließt dieser Aspekt in meine Beurteilung nicht mit ein.


Beginnend bei der Frage, ob nun Non-Oversampling-Wandler oder Oversampling-Wandler zu besseren Ergebnissen führen, wird das Filter-Thema kontrovers diskutiert. Im Falle der Delta-Sigma-ESS-Wandlerchips liegt es nun einmal in der Natur der Sache, dass PCM-Eingangssignale mit einer geringeren Samplerate als 352,8 Kilohertz für die interne Verarbeitung im DAC-Chip hochgesampelt werden müssen. Da ein Upsampeln unweigerlich zu Artefakten führt, muss ein Tiefpassfilter eingesetzt werden. Die Standard-ESS-Filter gehen dabei pragmatisch vor und sampeln jede Samplerate unter 352,8 Kilohertz mit dem Multiplikator 8 hoch. Der DAC-Chip arbeitet intern dementsprechend mit maximal 1,536 Megahertz (192 Kilohertz mal 8). Die Filter von Jussi sampeln immer „nur“ auf maximal 352,8 Kilohertz respektive 384 Kilohertz hoch, denn diese Samplingraten sind hoch genug, um dem DAC direkt zugeführt zu werden. Füttert man den Wandler mit Daten, die über eine native Samplingrate von 352,8 Kilohertz oder 384 Kilohertz verfügen, findet kein Upsampling statt, denn der Wandler-Chip akzeptiert diese Werte intern ohne Umrechnung. Ob und wie stark man die verschiedenen Filter hören kann, hängt folglich davon ab, mit welcher Samplingrate man den Wandler versorgt. Die Auflösungsfähigkeit der eigenen Kette spielt durchaus ebenfalls eine Rolle. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ein lineares Filter zwar zu keinen Veränderungen im Phasenverhalten des Signals führt, allerdings mit Pre-Ringing unschöne und vor allem unnatürliche Vorschwinger des Signals erzeugt, die das Impulsverhalten der Wiedergabe negativ beeinflussen können. Minimum-Phase-Filter hingegen erzeugen geringeres Pre-Ringing, dafür allerdings zusätzliches Post-Ringing, also Nachschwinger nach dem eigentlichen Impuls. Außerdem verändern sie das Phasenverhalten des Signals. Dennoch gelten sie oft als das „natürlichere“ Filter. Apodizing und Gaussian Filter sind Sonderformen, die beispielsweise Ringing stärker, aber andere Interpolationsartefakte weniger gut unterdrücken können.

Zum Auftakt meiner Hörsession lasse ich den WANDLA in meinem Setup direkt gegen meinen Mytek Brooklyn DAC+ antreten. Wie üblich erhalten beide DACs das Datensignal reclockt von meinem Mutec MC-3+ über S/PDIF. Der Brooklyn DAC+ wird vom HYPSOS gespeist, der WANDLA muss für den ersten Vergleich mit seinem beiliegenden Schaltnetzteil antreten. Beide DACs spielen mit ihrem unsymmetrischen Ausgang und ihrer analogen Lautstärkeregelung direkt in meine NAD-C275BEE-Endstufe. Bei beiden Wandlern entscheide ich mich für den Linear-Phase-Fast-Roll-Off-Filter. Seit einiger Zeit ist dies das Standardfilter in meiner Kette. Auch wenn Pre-Ringing in der Theorie eine Qualitätseinbuße bedeutet und Minimum-Phase-Filter etwas „weicher“ und mitunter räumlicher agieren, habe ich beim Linearfilter das Gefühl, dass die Harmonik der Musik reiner reproduziert wird. Der WANDLA arbeitet in seiner Standardeinstellung mit einer Ausgangsspannung von 4,6 VoltRMS am unsymmetrischen Ausgang und 9,5 VoltRMS am symmetrischen Ausgang. Dies soll sich in Hörtests als klanglich überlegen herauskristallisiert haben. HiFi-Geräte arbeiten üblicherweise mit 2 VoltRMS unsymmetrisch und 4 VoltRMS symmetrisch. Meine NAD-Endstufe besitz sogar nur eine Eingangsempfindlichkeit von 1,2 Volt. Deshalb bietet der WANDLA die Möglichkeit, den Pegel der digitalen Quellen auf digitaler Ebene bis zu 12 Dezibel zu reduzieren. Daraus resultiert dann eine Ausgangsspannung von minimal 1,2 Volt am unsymmetrischen und 2,4 Volt am symmetrischen Ausgang. Eine Pegelreduktion digitaler Natur führt unweigerlich zu einem minimal schlechteren Signalrauschverhältnis. Mir ist es aber weitaus wichtiger, den Eingang meiner Endstufe nicht zu überfahren. Deshalb nutze ich den Input Trim in jedem Anwendungsfall, um die Ausgangsspannung des WANDLA auf das jeweilige Endgerät abzustimmen.


Als ersten Testsong höre ich „Heroines“ vom Album Streams des dänischen Gitarristen Jakob Bro. Gemeinsam mit Bassist Thomas Morgan und Schlagzeuger Joey Baron ist das Trio komplett und spielt mit „Heroines“ einen ruhigen Titel, der von flächigem Hall und im Stereopanorama verteilten Becken getragen wird. Bass und Gitarre sind dabei eher nah beieinander positioniert und nicht, wie insbesondere auf älteren Jazz-Aufnahmen oft üblich, weit nach außen auf die Lautsprecher gemischt. Die Snare befindet sich ebenfalls mittig und die Becken sind wie erwähnt die einzigen Klangereignisse, die sich auf nahezu voller Stereobreite ausleben. Schon mit dem beigelegten Schaltnetzteil lässt der WANDLA meinen Brooklyn DAC+ im Regen stehen. Während ich den Brooklyn-Geräten immer eine Klangsignatur unterstelle, die über ein sonores Bassfundament mit gutem Punch bei präzis feiner Auflösung verfügt, spielt der WANDLA mit einem anderen Charakter. Er agiert bei mindestens gleicher Präzision leichtfüßiger, natürlicher und plastischer. Der Bassbereich scheint einen Hauch weniger betont und krachend, dafür ist er jedoch bis in den tiefsten Frequenzkeller kontrollierter und scheint auch tiefer herabzureichen. Besonders sticht die ungleich realistischere Abbildung der Snare heraus. Das feine Sirren der Snare-Spiralen auf der Unterseite der Trommel wirkt deutlich schärfer gezeichnet und lässt noch mehr feine Details erhaschen. Die Positionierung der Trommel im Raum wirkt außerdem freier und lässt sich noch ein Stück weiter hinten verorten. Die Becken gewinnen ebenfalls an Realismus. Die Stick-Attacks klingen minutiöser gezeichnet und wirken artikulierter. Das Ausschwingen der Becken ist gleichermaßen greifbarer und von einer inneren Ruhe gezeichnet. Mit dem Brooklyn DAC+ klingt das Ausschwingen mitunter gewissermaßen gehetzt. Bass und Gitarre werden vom WANDLA deutlicher voneinander abgehoben. Generell wirkt der Raumeindruck großzügiger. Der Reverb-Effekt der Gitarre wiederum wirkt stärker in Einklang mit dem Instrument. Mit dem Brooklyn DAC+ scheinen Instrument und Effekt weniger in einem Verhältnis zueinander zu stehen. Obwohl die Abstimmung des WANDLA linearer anmutet, ist er gleichzeitig eindeutig der musikalischere Wandler.

Im Direktvergleich zum Brooklyn vermisste ich beim WANDLA zum Beginn des Tests den Wordclock-Eingang und die Anzeige in Dezibel. Letzteres ist nichts anderes als eine persönliche Vorliebe und ändert natürlich rein gar nichts an der Performance des Wandlers. Ersteres sah ich vor dem Hörtest eher als technische Einschränkung an. Obwohl im Allgemeinen gilt, dass eine integrierte Clock aufgrund ihrer Nähe zu den übrigen Bauteilen oftmals besser agiert als eine externe Clock, profitiert die Audioqualität meines Brooklyn DAC+ in meinem Audiosetup durch die externe Clock des Mutec MC3+ zusätzlich zum reclocken des Signals selbst deutlich. Das Reclocking des USB-Signals, dessen Weitergabe über S/PDIF oder AES/EBU und die Taktung durch den Mutec ist an meinem Brooklyn DAC+ für mich sogar eine Grundvoraussetzung für den Musikgenuss. Ohne Mutec klingt der Brooklyn DAC+ für mich unvollständig. Deshalb teste ich am WANDLA natürlich auch, wie mir der USB-Anschluss gefällt, wenn er direkt mit meinem Silent Angel Munich M1T-Transport, ohne Umweg über den Reclocker, verbunden ist. Tatsächlich fallen die Unterschiede mit und ohne Reclocker am WANDLA deutlich geringer aus. Der Zuwachs an minimal mehr Plastizität und Raum rechtfertigt in dieser Konstellation nicht unbedingt den Preis des Mutecs. Ich denke, dies zeigt wie positiv das „Verwaltungs-Board“ SERCE sich auf die USB-Schnittstelle auswirkt, und beweist nochmals eindrücklich, wie sehr sich die eher kleine Firma auf Software versteht - und vor allem wie konsequent jedes Detail perfektioniert wurde. Je länger ich WANDLA zuhöre, desto stärker verblasst mein eingängliches Ressentiment. Clock-Anschluss hin oder her, WANDLA ist der bessere und vollkommenere Wandler, dafür allerdings nicht ganz so ein Multifunktionsgerät wie der Brooklyn DAC+. Und genau das macht WANDLA aus. Man konzentrierte sich auf die Kernfunktionen und legte das Gerät bestmöglich dafür aus.

Den Auftakt meiner Testreihe hat der WANDLA-Wandler mit Bravour bestanden. Natürlich bin ich neugierig, welche Verbesserungen das Hybridnetzteil Ferrum HYPSOS ihm noch entlocken kann. Dazu höre ich den Titeltrack des neusten Albums von GoGo Penguins „Everything Is Going To Be OK“. Der Song ist um ein spannendes Bass-Riff herumkonstruiert. Die zusätzlichen Instrumente betten das Bass-Riff dabei stark ein und tragen zum Gesamt-Melodiegefüge des Stücks bei. Mit dem HYPSOS hat der WANDLA das Geschehen deutlich besser im Griff. Der Bass wird weniger von den anderen Elementen des Stücks überlagert. Die Wiedergabe wirkt insgesamt energetischer, impulsiver, freier und unkomprimierter. Besonders ist dies auch an den Klavieranschlägen festzustellen. Interessanterweise gewinnen sie gleichzeitig sowohl an Rundheit als auch an Fokus. Eine ähnliche Tendenz ist auch bei Jan Garbareks „Brother Wind March“ vom Album Twelve Moons zu hören. Sämtliche Elemente der Komposition werden individuell mit mehr Nachdruck und Kontrolle herausgearbeitet. Sie erlauben sich dabei jeweils etwas mehr Plastizität und Ausdehnung im Raum. Die sich zu Beginn zum Saxophon gesellende Bass Drum offenbart die unterschiedlichen Anschlagstärken des Pedalschlegels auf dem Trommelfell deutlich nuancierter. Der folgende Synth-Sound scheint sich aus einer noch tieferen Schwärze herauszuschneiden. Die Becken-Impulse wirken etwas unerbittlicher, noch präziser gezeichnet. Wenn das repetitive Saxophonthema erstmalig von der Bass Line aufgebrochen wird, wirkt der Bass deutlich konturierter und der WANDLA scheint mit Leichtigkeit die Oberhand zu behalten, während er ohne HYPSOS die Zügel etwas lockern muss. Ich hatte ehrlich gesagt keine besonders große Verbesserung mit HYPSOS vermutet, da der WANLDA bereits mit dem einfachen Schaltnetzteil sehr überzeugend agierte. Hat man den Unterschied mit HYPSOS jedoch einmal gehört, gibt es keinen Weg zurück. Dennoch kann der WANDLA in meinen Augen zunächst durchaus guten Gewissens ohne HYPSOS erworben werden, wenn das Budget knapp ist. Seine überzeugenden Grundfähigkeiten weiß er auch ohne ein HYPSOS auszuspielen. Zur Erinnerung: Meinen eigenen DAC hat er auch ohne HYPSOS vernichtend geschlagen.


Schlussendlich möchte ich WANDLA in einer Kette hören, mit der ich inzwischen gut vertraut bin und die zu einer der Referenzketten in meinem direkten Umfeld gehört. Als Lautsprecher kommt ein Stereokonzept Prototyp zum Einsatz, den ich während der Entwicklung in verschiedenen Stadien hören konnte. Es ist ohne Frage einer der hochauflösendsten passiven Lautsprecher, die ich kenne. Als Quelle dient ein modifizierter High-End-Server ohne Anbindung ans Internet mit S/PDIF-Ausgang, ein Audiomat Maestro 4 Reference dient als Wandler und eine VTL 7.5 Series II Vorstufe versorgt eine Plinius SA103 Endstufe. Spaßeshalber lasse ich zunächst den WANDLA mit HYPSOS direkt an einer NAD M23 Class-D Endstufe gegen die Kombi aus Audiomat Wandler, VTL Vor- und Plinius Endstufe antreten. Der Preis dieser zwei Ketten steht in einem Verhältnis von knapp Faktor zehn. Der klangliche Unterschied spielt sich hingegen in Nuancen ab. Wie zu erwarten, spielt die deutlich teurere Kette mit einem höheren Grad an Realismus, lässt noch tiefer in den imaginären Raum hineinhören und offeriert die Musik emotionaler und etwas unbeschwerter. Die qualitative Nähe zur nur aus Wandler und Endstufe bestehenden Kette jedoch ist verblüffend. Kommt der WANDLA mit umgangener Lautstärkeregelung am VTL und mit dem Plinius zum Einsatz, steht er in direkter, nicht ganz fairer, Konkurrenz zum Audiomat-Wandler. In Raumbreite und -Tiefe geben sich die Wandler nahezu nichts. Auch in Detailfragen herrscht eine Pattsituation. Der Audiomat geht die Sache energetischer und eindringlicher an, während Transitionen zwischen Tönen mit dem WANDLA geschmeidiger ausgeführt werden, aber das Klangbild insgesamt weniger energetisch wirkt. Nach dem Umschalten des Linear-Phase-Filters auf das Minimum-Phase-Filter oder das Gaussian-Filter wird der Abstand zwischen WANDLA und Audiomat nochmals kleiner. Bei Cécile McLorin Salvants „Le Mal de Vivre“ vom Album For One to Love zeigt sich dann aber doch die Überlegenheit des mindestens dreimal teureren Audiomat. Wieder verfügt die Wiedergabe über das schwer zu beschreibende „Mehr“ an Körperhaftigkeit, Realismus und Geschmeidigkeit. Dass sich der WANDLA in seinen Grundfähigkeiten ohne Schwierigkeiten mit einem Wandler dieser Preisklasse messen kann, beweist nochmals, wie gut Ferrum den ESS-Chip im Griff hat und jedes letzte Quäntchen Wiedergabequalität aus ihm herauszuholen weiß. Für Ketten im unteren bis mittleren fünfstelligen Preissegment ist WANDLA eine absolut sichere Wahl, als Einstieg sowieso. Insbesondere seine integrierte Vorstufe sollte nicht unterschätzt werden. In vielen Fällen dürfte ein zusätzlicher Vorverstärker überflüssig bleiben. So lassen sich wunderbar platzsparende Systeme realisieren, die dennoch genügend Optionen für die Kombination verschiedener Komponenten lassen. Dies ist ein Aspekt des WANDLA, auf den ich bisher noch überhaupt nicht eingegangen bin. Während viele hochwertige Audioprodukte auch viel Platz beanspruchen, konzentriert er seine Qualitäten auf kleinster Fläche.

STATEMENT

WANDLA ist ein nicht nur musikalisch auf ganzer Linie überzeugender DAC voller Innovationen mit fantastischer Verarbeitung, eigenständigem, kompakten und zeitlosen Design zu einem mehr als fairen Preis aus europäischer Entwicklung und Fertigung. Was will das audiophile Herz mehr? Die Ingenieure von Ferrum haben mit dem WANDLA ihr Meisterstück geschaffen.
Gehört mit
Router & Zubehör Fritzbox 7530, Netgear ProSAFE GS108 (mit Keces P3)
Server Roon ROCK (Intel NUC10i5FNH)
Transport Silent Angel Munich M1T 4GB (mit Keces P3)
Reclocker Mutec MC-3+ USB
DAC Mytek Brooklyn DAC+ (mit Ferrum HYPSOS), Soncoz SGD1 (mit iFi iDefender+)
Pre-Amp Violectric Pre V630
Endstufe NAD C 275BEE, IOTAVX PA3
Lautsprecher Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A
DAP FiiO M11 Plus ESS (FiiO Music App, Qobuz), HiBy R6 (HiBy Music App, Qobuz)
Smartphone Motorola One Zoom, 128GB, 4GB RAM, Android 10 (BubbleUPnP, Qobuz, HiBy Musikapp)
Kopfhörerverstärker iFi Micro iDSD Black Label
Kopfhörer Sennheiser HD 800 s, Beyerdynamic dt 880 black edition
In-Ears & Zubehör Vision Ears VE7, Vision Ears VE6 X2, Etymotic ER4SR, iFi IE-Match
Kabel Text
Herstellerangaben
Ferrum WANDLA
Aufbau Vollsymmetrisch, proprietäre IC-basierte Leistungsverstärker
DAC-Chip ESS Sabre ES9038PRO
Eingansformate PCM 768kHz/32bit, DSD 256
Digitaleingänge AES/EBU (bis zu 196kHz/24bit, DoP 64), S/PDIF optisch (bis zu 196kHz/24bit, DoP 64), S/PDIF koaxial (bis zu 196kHz/24bit, DoP 64), USB-C (bis zu 768kHz/32bit, DSD 256), ARC (bis zu 192kHz/24bit), TV-Input mit CEC, I2S (bis zu 768kHz/32bit, DSD 256), PS Audio® kompatibel
MQA® Decoder und Renderer (für alle digitalen Inputs)
Analogeingänge RCA
Vmax Analogeingang 9,5V RMS (2 – 3,5V RMS empfohlen)
Impedanz Analogeingang 47kΩ
Lineausgänge symmetrisch XLR; unsymmetrisch RCA
Lautstärkeregelung Analog mit Bypass-Option / digital nur für den DAC-Betrieb
Ausgangspegel @0dBFS, 1kHz Sinus, 9,3V RMS symmetrisch, 4,65V RMS unsymmetrisch
Frequenzgang 10Hz – 200kHz +/- 0,1dB
DAC THD -121dB (0,00009%); THD+N: -115dB (ungewichtet)
Analogeingang THD -123dB @ 2V RMS Ausgangspegel
Dynamikumfang 127dB (A-gewichtet)
Crosstalk -120dB für 1kHz, besser als -100dB für 20Hz -20kHz
Ausgangsimpedanz 22Ω unsymmetrisch, 44Ω symmetrisch
Stromverbrauch 10W Leerlauf / 15W maximal
Stromeingänge 5,5/2,5 mm DC-Buchse Center-Pin positiv, proprietärer FPL 4-pin DC-Verbinder (FPL), 22-30VDC
Netztteil 100-240 VAC zu 24VDC
Abmessungen 21,7 x 20,6 x 5 cm (BxTxH)
Gewicht 1,8 kg
Preis 2.795 Euro

Vertrieb
HEM Electronics Marcin Hamerla
Anschrift Aleje Jerozolimskie 475
05-800 Pruszków
Poland
Telefon +48 22 823 7238
E-Mail info@hem-e.com
Web ferrum.audio

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