Der Progression Integrated ist nicht der erste Verstärker von Dan D´Agostino, mit dem wir uns bei Hifistatement beschäftigen, aber das erste Gerät aus der Progression Serie und gewissermaßen der „Einstieg“ in die Marke.
Wobei, „Einstiegsprodukt“ durchaus relativ zu verstehen ist. Denn wer sich mit Dan D’Agostino und seinen Verstärkern schon einmal beschäftigt hat, weiß, dass seine Devise seit jeher lautet: nicht kleckern, sondern klotzen! So ist auch der „kleine“ Progression Integrated mit einem Gewicht von satten 26 Kilogramm und nicht gerade zierlichen Abmessungen ein richtiger „Brocken“. Das gilt auch in finanzieller Hinsicht, bei der der eine oder andere von uns Schnappatmung bekommen dürfte. Doch Dan D’Agostino spielt nur in der Top-Liga und dort ganz oben.
Der gewaltige Materialaufwand, den Dan D'Agostino bei allen seinen Modellen betreibt, sollte aber nicht über sein großes Know-how hinwegtäuschen. Er ist ein Designer mit jahrzehntelanger Erfahrung und geradezu legendärem Ruf in der Entwicklung höchstwertiger High-End-Elektronik, auf den eine Vielzahl von Entwicklungen und Innovationen zurückgehen. Der Progression Integrated ist eine Kombination aus dem Progression-Vorverstärker und der Progression-Stereo-Endstufe in einem Gehäuse, das die typische D'Agostino-Ästhetik ausstrahlt. Das Gerät verfügt über ein äußerst solides Aluminiumgehäuse, wobei die in die Seiten integrierten Kühlkörper mit ihrem markanten, abgerundeten Profil ohne scharfe Kanten und ohne das berüchtigte Kühlkörperklingeln ein echtes Highlight sind. Auf der Vorderseite dominiert in der Mitte der mit einer Kupfereinlage versehene riesige Lautstärkeregler. Auf der linken Seite der Frontplatte finden wir eine Reihe von mit verschiedenfarbigen LEDs illuminierten Drucktasten für grundlegende Funktionen wie Eingangswahl, Standby und Stummschaltung. Auf der rechten Seite stechen die beiden hintergrundbeleuchteten Zeigerinstrumente ins Auge, die in ihrer Ausführung an Schweizer Uhrenzifferblätter erinnern.
Auf der Rückseite befinden sich alle Anschlussbuchsen. Standardmäßig verfügt der Progression über zwei unsymmetrische Line-Eingänge (Cinch) und drei symmetrische Line-Eingänge (XLR). Ein weiterer XLR-Eingang („Theater“) ist für die Verbindung mit einem Mehrkanal-Heimkinosystem vorgesehen und umgeht die Lautstärkeregelung. Der Progression Integrated arbeitet dann als Endverstärker für die Frontlautsprecher. Zusätzlich gibt es einen symmetrischen Vorverstärkerausgang (XLR), beispielsweise zur Ansteuerung eines aktiven Subwoofers. Auf der Rückseite befindet sich außerdem noch ein Kopfhörerausgang (Klinke 6,35 Millimeter). Sie möchten auch Schallplatten abspielen? Kein Problem, wenn Sie das optionale Phonostufen-Modul nachrüsten. Damit wird einer der Cinch-Eingänge in einen Phono-Eingang umgewandelt. Sie bevorzugen eher die digitale Wiedergabe? Auch kein Problem, wenn Sie das optionale Digitalmodul hinzufügen; damit erhalten Sie zusätzlich einen DAC sowie Netzwerk-Streaming-Funktionen. Und falls Sie sich wundern: Ja, es ist möglich, sowohl das Digital- als auch das Phono-Modul gleichzeitig einzubauen. Spätestens dann wird der Progression zur One-Box-Lösung. Der Verzicht auf zusätzliche externe Komponenten, Anschlüsse und Verstärkungsstufen reduziert nicht nur die Komplexität, sondern kann auch handfeste klangliche Vorteile haben.
Im Inneren ist der Progression modular konzipiert und verfügt über separate Platinen für den linken und rechten Kanal sowohl für Vor- als auch Endstufe. Alle Schaltungen sind voll-symmetrisch ausgelegt, direkt gekoppelt und vollständig diskret aufgebaut. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, wenn möglich, die symmetrischen Eingänge zu verwenden. Konventionelle Potentiometer für die Lautstärkeregelung haben inzwischen in den meisten aktuellen Verstärker-Konzepten ausgedient. Auch der Progression macht da keine Ausnahme und setzt auf einen hochpräzisen, relaisgesteuerten Stufenabschwächer, der für eine ausgezeichnete Links-Rechts-Genauigkeit sorgen soll. Im Endstufenteil sind für die Leistungsabgabe an die Lautsprecher pro Kanal sechs Pärchen bipolarer Transistoren zuständig, die speziell für den Einsatz in Audio-Verstärkern entwickelt wurden und besonders gute Komplementär-Eigenschaften besitzen sollen. Die Ausgangsstufe arbeitet im Class-AB-Betrieb, wobei am Ruhestrom nicht gespart wird. Gleichrichter und Siebkondensatoren für die Endstufen sind direkt auf den Endstufenplatinen integriert, wodurch kürzeste Wege garantiert sind. Die benötigte Power stellt ein gewaltiger Ringkern-Trafo zur Verfügung.
Die praktische Bedienung des Progression Integrated zeigt in vielen kleinen Details seine durchdachte Konzeption. Sobald wir den Progression Integrated an eine Netzsteckdose angeschlossen haben, hören wir ein leises Klicken und der Verstärker befindet sich im Standby-Modus. Drücken wir anschließend die Standby-Taste auf der Vorderseite des Verstärkers, wird das Gerät eingeschaltet und die Lautsprecher-Ausgänge nach einer kurzen Verzögerung freigegeben, was mit einem deutlichen, aber ungefährlichen Plopp aus den Lautsprechern zu hören ist. Gleichzeitig leuchten die beiden Zeigerinstrumente auf. Die Lautstärkeregelung ist nach dem Einschalten aus Vorsichtsgründen immer vollständig heruntergefahren. Die grundlegenden Funktionen, wie Standby, Lautstärke, Mute und Quellenwahl können sowohl direkt am Gerät als auch über die Fernbedienung gesteuert werden. Mit der Fernbedienung können Sie darüber hinaus Balance und Phase einstellen. Die Verbindung der Fernbedienung erfolgt über Bluetooth – deshalb auch die entsprechende Antenne auf der Rückseite des Verstärkers. Bluetooth bietet den Vorteil, dass keine direkte Sichtverbindung zwischen Fernbedienung und Gerät bestehen muss und auch die Reichweite ist deutlich höher.
Die Anzeigeinstrumente sind multifunktional und zeigen drei Informationen an. Während der normalen Wiedergabe fungieren sie als Signalpegelmesser, die den durchschnittlichen Signalpegel der abgespielten Musik anzeigen. Wenn Sie die Lautstärke erhöhen, bewegen sich die Nadeln der Multifunktionsanzeigen nach rechts, und umgekehrt nach links, wenn Sie die Lautstärke verringern. Wenn Sie die Balance einstellen möchten schwingen die Nadeln der Multifunktionsanzeigen zunächst in die Mitte, um die aktuelle Balance-Einstellung anzuzeigen. Wenn Sie nun die Balance in Richtung linker Kanal verschieben, bewegt sich die Nadel des linken Instruments nach rechts (steigt) und die Nadel des rechten Instruments nach links (fällt). Dieser Vorgang kehrt sich um, wenn Sie die Balance auf die rechte Kanal-Seite verschieben möchten. Nach Einstellung der Lautstärke oder Balance kehrt die Multifunktionsanzeige immer zur Signalpegelanzeige zurück. Wenn Sie mit der Phasentaste auf der Fernbedienung die Polarität des Signals umdrehen, wechselt die Multifunktionsanzeige von Grün auf Rot. Ist die Stummschaltung über die Mute-Taste aktiviert, leuchten die Multifunktionsanzeigen abwechselnd grün und hellgrün und die LED der Stummschalttaste am Gerät blinkt. Wurde zuvor die Phase des Verstärkers umgedreht, wechseln die Multifunktionsanzeigen zwischen hellrot und rot hin und her.
Die Bedienung des Lautstärkereglers ist ein Erlebnis. Der Drehknopf gleitet begleitet von einem leisen Klicken der Relais durch seinen überaus fein abgestuften Arbeitsbereich. Aus diesem Grund habe ich trotz Fernbedienung die Lautstärke meist direkt am Gerät eingestellt. Der Progression Integrated benötigt nach dem Einschalten etwa 30 Minuten, um die optimale Betriebstemperatur zu erreichen und entfaltet nach meiner Erfahrung nach rund einer Stunde sein volles klangliches Potential, wobei sich das gesamte Gerät deutlich erwärmt. Der Einbau des Progression Integrated in meine Anlage scheint zunächst eine größere Herausforderung zu sein. Ich habe nämlich meinen Vorverstärker nahe bei den Quellen und die Endstufen nahe bei den Lautsprechern platziert. Keine idealen Voraussetzungen für den Progression Integrated. Da aber mein Testmuster weder das Digital- noch das Phono-Modul enthält und die Ausgangsstufe meines PS Audio DirectStream DAC auch etwas längere Kabelstrecken treiben kann, lässt sich das Problem mit kleineren Umbauarbeiten einfacher lösen als zunächst gedacht. Dann kann es losgehen. Die Erwartungen sind hoch, sogar sehr hoch gesteckt und sie werden – so viel sei bereits an dieser Stelle vorweggenommen – nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Der Progression Integrated widerspricht allen gängigen Klischees: Er ist keine Kompromiss-behaftete Kombination aus Vorverstärker und Endstufe und braucht sich auch vor den besten getrennten Vor-/Endverstärker-Kombinationen in keinerlei Hinsicht zu verstecken. Er hat richtig Power und ist trotzdem ein flinker Feingeist. Er klingt weder kalt noch analytisch, sondern bleibt immer im besten Sinne angenehm neutral, aber mit einem Schuss Wärme, vollen Klangfarben und Ausdrucksstärke. Ich habe mit dem Progression Integrated stundenlang mit großem Genuss Musik gehört. Lassen Sie mich im Folgenden auf die drei Punkte eingehen, die mir besonders angenehm aufgefallen sind. Erstens: Das gesamte Klangfundament des Progression Integrated ruht auf einem ausnehmend sauberen, exakt definierten Bass. In „What's On?“ eröffnet Joe Stilgoe zusammen mit dem Bassisten Tom Farmer und dem Schlagzeuger Ben Reynolds einen rockigen Streifzug durch seine Jugend als Kinobesucher, der zum Mitwippen regelrecht einlädt (Joe Stilgoe: Songs On Film: The Sequel – Linn Records, 24/96). Der obere Bassbereich ist hier aufnahmetechnisch reichlich ausgeprägt und kann leicht zu viel werden, besonders wenn die Präzision zu wünschen übrig lässt. Der Progression Integrated überzeugt mit Definition und enormen Druck, aber ohne Verlust der runden, federnd-lebendigen Struktur, die erheblich zum Spaßfaktor bei dieser Aufnahme beiträgt. Ich stelle fest: straff, straffer, Progression. Die Basswiedergabe des Progression Integrated ist maßstabsetzend, wenn es um die Tieftonfähigkeiten meiner Børresen Lautsprecher geht.
Zweitens: Der Progression Integrated zaubert einen Klangteppich, fein wie allerbeste Seide in meinen Hörraum. Damit meine ich vor allem seine Fähigkeit, kleinste Details aus einer Aufnahme herauszuarbeiten. So kann ich kaum glauben, welche Feinheiten ich auf einmal Bei „Night And Day“ oder „Fine and Dandy" in der alten, aber sorgfältig restaurierten Aufnahme mit dem Joe Holland Quartett (Joe Holland Quartett The Joe Holland Quartet – Klipsch Tape Project Vol.II - HDTT DSD128) zu hören bekomme. Bei „Night And Day“ sind es die Bongos und bei „Fine and Dandy" das großartige Schlagzeug – der Progression Integrated lässt feinste Details hörbar werden, die ganz offensichtlich zuvor verdeckt wurden. Das setzt sich im Streichquartett Op. 76, No. 5, Finale von Joseph Haydn (The Nordic Sound - 2L audiophile reference recordings - 24/192) in ähnlicher Art und Weise fort. Hier sprüht das Engegård Quartet nur so vor Spielfreude und vom Progression Integrated wird dabei jedes noch so kleine Detail, wie das Ansatzgeräusch eines Bogen, in bisher nicht gehörter Perfektion herausgearbeitet. Diese Fähigkeit, kleinste Details freizulegen, kommt genauso der Wiedergabe menschlicher Stimmen zu Gute. So lässt der Progression die Stimme von Claire Martin bei „The Man Who Sold The World“ (Linn Records FLAC Studio Master) ganz besonders sauber und präzise klingen. Dabei überzeugt er gleichzeitig mit genügend natürlicher Wärme und arbeitet fabelhaft die feinen dynamischen Nuancen in der Stimme der Sängerin heraus.
Oft wird hohe Feinauflösung mit einem sehr analytischen Klang im Hochtonbereich gleichgesetzt. Ich wechsle deshalb zu den Streichersonaten von G.A. Rossini für zwei Violinen, Cello und Kontrabass (Salvatore Accardo - Rossini: 5 Sonate a Quattro - LIM UHD). Der Streicherklang auf dieser Einspielung ist großartig. Kein Zweifel, in den ganz hohen Streicherpassagen geht der Progression sicherlich nicht gerade zurückhaltend ans Werk, aber dennoch harmonisch geschmeidig ohne den geringsten Anflug von Härte. Gleichzeitig umgibt die einzelnen Instrumente eine Luftigkeit, die faszinierend ist. Damit ergibt sich in der Gesamtheit eine enorm transparente und zugleich feine Wiedergabe. Drittens: Die räumliche Abbildung ist fantastisch. Dass sich das Klangbild vollständig von den Lautsprechern löst und eine große räumliche Tiefe besitzt, setzte ich bei einem Kaliber wie dem Progression Integrated voraus. Das Besondere aber ist, in welcher Form das geschieht. Nehmen wir die exzellente Aufnahme der Haydn Symphonien mit der Philharmonica Hungarica unter Antal Dorati (Haydn Symphonies No. 94 and 100 - Antal Dorati The Philharmonia Hungarica - HDTT 24/352). Der Progression Integrated zeichnet eine Klangbühne von ebenso außergewöhnlicher Breite wie Tiefe, die mit klarer Begrenzung an den Rändern einhergeht. Damit verlieren sich gerade die seitlichen und hinteren Reihen des Orchesters nicht in einem diffusen imaginären Raum, sondern bleiben immer luftig und durchhörbar; und zwar ganz gleich, ob das Orchester gerade im Fortissimo oder Pianissimo spielt. So kommt zu keiner Zeit ein Zweifel auf, wo jedes Instrument im Orchester positioniert ist und welche Größe es hat. Die exzellent geöffnete Klangbühne mit großer Breite und Tiefe in Verbindung mit der kraftvollen Dynamik und den schönen Klangfarben lassen die Wiedergabe zum puren Vergnügen werden.
STATEMENT
Mit seinem „kleinen Einstiegsverstärker“ Progression Integrated liefert uns Dan D´Agostino eine überzeugende Kostprobe seines Könnens: einen herausragenden Verstärker mit Kraft und musikalischem Feingefühl sowie superber Verarbeitung. Gehört mit | |
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Computer | Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 und 2019 mit AudiophileOptimizer 3.0, JPLAY USB Card, HDPLEX 400W ATX Linear-Netzteil und HDPLEX 200W Linear-Netzteil, Diretta Lucia Piccolo Bridge, LattePanda Alpha 864s mit Intel 8th m3--8100y mit Diretta Target Bridge oder Volumio mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil |
Software | JPLAY Femto, JPLAY femtoServer, JPLAY iOS App, Upplay, JRiver Media Center 24, MinimServer, Roon Server, Volumio |
LAN Switch | Silent Angel Switch Bonn NX |
10-MHz-Clock | Silent Angel Clock Genesis GX, SOtM SCLK-OCX10 |
USB | SOtM USB Hub tX-USBultra |
D/A-Wandler | PS Audio DirectStream DAC MK1 |
Plattenspieler | Platine Verdier |
Tonarm | Souther TRIBEAM |
Tonabnehmer | Clearaudio Veritas |
Vorstufe | Erno Borbely , Omtec Anturion |
Endstufe | Stax DA-80m, Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Børresen 01 Cryo Edition, 2 x Velodyne Subwoofer DD-10+, Audioplan Kontrapunkt IV |
Kabel und Zubehör | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable, SOtM dBCL-BNC, Audioquest Niagara 5000 |
Herstellerangaben Dan D’Agostino Progression Integrated | |
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Leistung | 200W an 8Ω, 400W an 4Ω |
Frequenzgang | 0,1 Hz bis 1 MHz, -3 dB / 20 Hz bis 80 kHz, ±0,5 dB |
Verzerrung | <0,1%, 20 Hz bis 20 kHz |
Fremdspannungsabstand | -95 dB, unbewertet |
Analog-Hochpegel Eingänge | 4 x symmetrisch XLR (Eingangsimpedanz 100 kΩ, 2 x unsymmetrisch RCA (Eingangsimpedanz 100 kΩ |
Analog-Verstärker-Ausgänge | 1 x symmetrisch (XLR), 1 x Lautsprecher Ausgangsimpedanz 0,1 Ohm) |
Steuerausgänge | 1x 12 VDC-Triggerr |
Steuereingänge | 1x RS-232-Eingang über 9-poligen D-Sub-Steckverbinder |
Stromverbrauch Standby | 14 Watt |
Abmessungen | 43,2 cm H x 43,2 cm W x 17,8 cm (B x T x H) |
Gewicht | 26 kg |
Preis | 30.000 Euro |
Vertrieb
Audio Reference GmbH
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Anschrift | Alsterkrugchaussee 435 22335 HAMBURG |
Telefon | +49 40 53320359 |
Fax | +49 40 53320459 |
Web | audio-reference.de |