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Pro-Ject Metallica Limited Edition

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Kaum eine andere Metal-Band hat mit ihren Songs und Kollaborationen den Weg in den Mainstream gefunden wie Metallica. Ob das gemeinsame Kind der interkontinentalen Ehe mit der österreichischen Plattenspielerschmiede Pro-Ject nicht nur zeigt wem die Stunde schlägt, sondern auch als „Master of Vinyl“ überzeugt, soll der folgende Test herausfinden.

Als ich im Frühjahr 2022 auf meinen Rundgang über die HighEnd viele innovative Neuerrungen und wunderschöne Designs entdecken durfte, stach eines besonders hervor: der aus Pro-Jects Artist-Collection stammende Plattendreher Metallica Limited Edition. Sofort war ich hin und weg und wollte ihn mir schnellstmöglich in unseren heiligen Hallen zu Gemüte führen. Aufgrund der zahlreichen Metallica-Fanboys und -Girls musste ich mich ein wenig gedulden und eineinhalb Jahre nach dem großen Run gehöre ich nun zum auserwählten Kreis und darf den österreichischen Metal-Head in Empfang nehmen. Nach Rückfrage beim Vertrieb Audio Trade wie die Zusammenarbeit mit den Trash-Metallern aus San Francisco zustande kam, ging die Initiative von den Amerikanern aus. Dies wundert mich insofern nicht, da fast jeder der bisher erschienen Longplayer auf Vinyl und meist sogar in der 180 Gramm Version erhältlich ist. Da scheinen die Mannen um Lars Ulrich seit ihrem Kreuzzug gegen Napster und Co. wohl Verehrer des schwarzen Goldes geworden zu sein.

Diese Leidenschaft zum Vinyl und dem analogen Klangerlebnis teilt Firmengründer und CEO von Pro-Ject Audio Heinz Lichtenegger. Er gründete 1991 zu Hochzeiten von CD-Playern und Compact Discs das Unternehmen mit der Mission, das bestmögliche analoge Erlebnis zu fairen Preisen anzubieten. Nach den ersten Schritten mit dem Pro-Ject1 hat sich im Laufe der letzten drei Dekaden die österreichische Hifi-Schmiede zu einem international erfolgreichen Unternehmen entwickelt, das ein mannigfaltiges Portfolio von Vorverstärkern, Lautsprechern und Kabeln bis hin zu innovativem Zubehör rund um den audiophilen Klang offeriert. Das Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf den Vinyldrehern und bietet mit den unterschiedlichsten Ausstattungen und Designs etwas für jedes Portemonnaie. So werden vom Einsteiger bis hin zum Hifi-Verrückten, der sogar seine Familie für den besseren Klang eintauschen würde, alle auf jeden Fall in den vielfältigen Serien fündig. Der Metallica Limited Edition Plattenspieler reiht sich nahtlos in Pro-Jects Artist Collection Serie ein. Hier ist man von namhaften Musikgrößen wie den Beatles, Rolling Stones, Parov Stelar und seit diesem Jahr auch Pink Floyd umgeben.

Nach diesem kleinen Überblick kann ich es nun nicht mehr Erwarten und mache mich daran den Pro-Ject aus seiner maßgenschneiderten Verpackung zu befreien. Nachdem ich sämtliche Einzelteile über die gesamte Fläche unseres Wohnzimmers verteilt habe, starte ich mit der Installation der einzelnen Komponenten. Schon die MDF-Zarge verzückt sofort nicht nur meine Augen, sondern wird auch von meinen beiden weiblichen Mitbewohnerinnen bewundert. Der sogenannte „Ninja-Star“ besteht aus vier aneinander grenzenden M-Lettern des von James Hetfield entworfenen Bandlogos. Die Oberfläche des Decks wurde mit einer Metallkontur in Hochglanz Spiegelfinish versehen, was dem Plattenspieler seinen unverwechselbaren Look verleiht. Auf der Unterseite des Players befinden sich drei höhenverstellbare und mit Filzgleitern unterlegte Metallfüße, die zur stabilen und waagrechten Ausrichtung beitragen. Unterhalb der Frontspitze des „Ninja-Stars“ ist ein Kippschalter für den Standby-Betrieb sowie die Auswahl zwischen den Geschwindigkeiten von 33⅓ und 45 Umdrehungen in der Minute angebracht. Die Steuerung hierfür ist Pro-Ject typisch elektronisch präzisionsgesteuert, was für stabile Gleichlauf sorgen soll. Auch für Liebhaber der 78er-Schellackplatten bietet der Metallica Limited Edition eine Option: Durch den Wechsel des Flachbandriemens auf einen klassischen Rundriemen ist die Umstellung mit wenigen Handgriffen blitzschnell möglich.


Das Herz des Pro-Ject ist der diamantgeschliffene schwere Aluminium-Subteller. Schon beim Einsetzen wird klar, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Perfekt versinkt die Spindel des Subtellers in der Lagerbuchse, gerade mit so viel Spiel, dass die noch eingeschlossene Luft sanft mit einem Hauch entweicht. Die zusätzliche Masse des Alutellers führt zu einer wirksameren Dämpfung von Geräuschen und verringert Resonanzen. Aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung und Verbesserung der Toleranzen bei der Produktion gelang es den Österreichern, hier die Drehzahlgenauigkeit zu steigern, was letztendlich laut Whitepaper ein „Wow & Futter“ mit Werten von +/-0,16 Prozent bei 33 Umdrehungen respektive +/-0,14 Prozent bei 45 Umdrehungen pro Minute ermöglicht. Um die makellose Optik nicht zu verdecken, wurde dem Plattenspieler ein Sicherheitsglas-Teller spendiert, der für zusätzliche Stabilität während des Betriebs sorgt. Zum Schutz der Schallplatten und zur zusätzlichen Bedämpfung liegt standartmäßig eine Filzmatte bei. Da diese mi ihrer schwarzen Oberfläche die herrliche transparente Optik verändert, entscheide ich mich, sie nur zu den Hörsessions zu verwenden und ansonsten den Glasteller nackt, wie Pro-Ject ihn schuf, zu belassen.

Das rückseitige Anschlussterminal ist mit einem Masseanschluss und vergoldeten Cinch-Eingängen ausgestattet. Mir fällt beim Anschuss meiner Kabel sofort auf, dass hier so gut wie kein Spiel gegeben ist und dass sich nur unter erhöhten Kraftaufwand alla Schwarzenegger ein Kabeltausch vollziehen lässt. Der 8,6-Zoll lange und S-förmige Tonarm wird mit einem SME-Bajonett-Anschluss geliefert, was mich, der doch gern mal einen Tonabnehmerwechsel vornimmt, sehr erfreut. Der Überhang von 18,5 Millimetern optimiert die Tonarmgeometrie und verbessert die Klangqualität. Die Tonarmbasis und Tonarmlager sind komplett aus Aluminium gefräst. Alle Teile sitzen perfekt, nichts wackelt und die Kunststoffauflage auf dem Arm es Lifts hält den Tonarm in der Ruheposition perfekt, so dass sie ohne zusätzliche Sicherung auskommt. Warum dem Metallica-Turntable ein S-förmiger Tonarm spendiert wurde, lässt sich wohl mit zwei Begründungen erklären: Zum einen passt dieser optimal zum restlichen Design und bietet eine Hommage an die Club-Plattenspieler der 80er-Jahre, zum anderen wird der Record-Player mit dem MM-Tonabnehmersystem Pick it S2 C ausgeliefert, dass von seiner Bauweise zu den Concorde-Systemen zählt und in Folge seines unveränderbaren Abtastwinkels nur auf S-Shape-Tonarmen funktioniert. Eine klassische Anti-Skating-Einrichtung mit Hebel, Nylonfaden und verschiebbarem Gewicht gibt es obendrauf. Im Allgemeinen bin ich kein Fan dieser Lösung, da sie nicht zur optischen Verbesserung eines Vinylzauberers beiträgt, doch im Falle des exzentrischen Designs des Metallica Turntables wirkt es dann doch sehr stimmig. Aufgrund der werksseitig schon gut voreingestellten Tonarmhöhe, sowie des Azimuts geht die restliche Installation kinderleicht, und es ist im Gegensatz zu einem Einpunkt-gelagerten Tonarm kein großes Geschick von Nöten.

Generell bietet der Metallica Limited Edition für den Betrag von 1.500 Euro in puncto Ausstattung, Design und Verarbeitung sehr gute Qualität und es gibt noch drei Jahre Garantie obendrauf. Als optionales Zubehör kann für 230 Euro eine Staubschutzcover aus Acryl erworben werden. Ich gehe lieber den klassischen Weg und benutze einen Schminkpinsel als Staubentferner. Hier empfiehlt es sich nach getaner Arbeit diesen gut zu verstauen, bevor er von der Herrin des Hauses durch Auftragen von Kriegsbemalung unbrauchbar gemacht wird.


Nach der unkomplizierten Installation starte ich meine Hörsession mit dem standesgemäßen Longplayer METALLICA, in Fankreisen auch „Black Album“ genannt. Schon die ersten Gitarrenriffs von „Enter Sandman“ begeistern mich. James Hetfields Alkohol-getränkte Stimme hallt durch unser Wohnzimmer, ich fange an mitzugrölen: „Enter night“ – und bei Kirk Hammets Gitarrensolo hole ich die Luftgitarre raus. Der Pro-Ject transportiert die energiegeladene Stimmung der Bob-Rock-Produktion perfekt und verrichtet im Gegensatz zu mir seine Arbeit sehr ruhig und stabil. Weiter geht es mit dem „Sad but True“. Lars Ulrichs martialische Drums verbreiten sich mit unglaublicher Tiefe und Breite und bilden unterstützt von harten Gitarren- und Bass-Riffs eine gewaltige Bühne.

Nachdem mir vom Headbangen ein wenig der Nacken schmerzt, folgt die Ballade „Nothing Else Matters“: Was mich sofort beeindruckt, ist die kompromisslose Reinheit des inkludierten Tonabnehmers Pro-Ject Pick it S2 C. Für ein System im Preisbereich von 130 Euro bin ich über die Symbiose mit dem Metallica-Plattendreher sehr verwundert. Dank SME-Bajonett lässt sich schnell ein anderes Headshell installieren. Um einen Vergleich mit meinem Ortofon 2M Blue zu ziehen, wechsele ich das Genre. Es folgt der Soundtrack zu The Good, The Bad & The Ugly des italienischen Maestros Enio Morricone. Schon das Intro des ikonischen Italo-Western offenbart hier die Unterschiede zu meinem Ortofon-System. Das Pick it S2 C hat seine Stärken in der Dynamik und der Feinzeichnung, doch im Bassbereich gebe ich meiner Referenz klar den Vorzug. Beim fast doppelten Preis dar man dies auch erwarten. Weiter geht es mit „The Ecstacy of Gold“. Ich schließe die Augen und befinde mich im Goldrausch an der Seite von Clint Eastwood, der Glockenschlag verursacht Gänsehaut und die zunehmende Dynamik und großartige Feinzeichnung lassen im Grand Finale neben den dominanten Bläsern und Streichern jedes Detail klar wahrnehmen: Emotion pur!

Nach dem Ausflug in die Filmmusik dürstet es mich nach ein wenig Brass. Das 2018 erschienene selbstbetitelte Werk des Musikkollektivs Brass Against darf als nächstes auf dem Wahlösterreicher tanzen. Der elliptisch geschliffene Diamant des Pick it S2 C fährt unbekümmert über die Rille und die Mixtur aus groovenden Bläsern und vorantreibender Snare bei „Wake Up“ bringt die offene Bühne sofort näher, die gerapten Vocals der unvergleichlichen Frontfrau Sophia Urista dominieren, ohne die Instrumente zu verdrängen. Bei „Cochise“ passiert wie beim Original von Audioslave einfach viel, doch der Metallica differenziert klar und lässt sogar bei dem Wechselspiel mit E-Gitarre und Alt-Saxofon kleinste Nuancen erahnen. „Killing in the Name of“ verleiht der Bläserfraktion nochmals mehr Volumen und Lebendigkeit, was mich dann doch dazu anspornt, die Lautstärkereizbarkeit meiner stets umgänglichen besseren Hälfte zu testen.


Bei der wunderbaren Aufnahme An Acoustic Evening At The Vienna Opera House des Ausnahmegitarristen Joe Bonamassa zeigt der Metallica Limited Edition sein Potential: Das Duett, oder vielmehr Duell „Jerry Roll“ von Banjo und Westerngitarre verzauberte nicht nur die Besucher der Wiener Oper, sondern beindruckt mit Attack und dennoch homogener Spielweise. Die beiden Stahlseiteninstrumente, obwohl klar differenziert wahrnehmbar, verschmelzen zu einer perfekten Symbiose. Das malerische „Around the Band“ offeriert jegliche Verletzlichkeit in Bonamassas Stimme, und Violine, Cello und Gitarren nehmen Ihren Platz perfekt organisiert im Raum ein. Die Dreadnaugt-Gitarre auf „From the Valley“ lässt jede kleine Kerbe im Griffbrett erahnen, und beim Einsatz des Bottlenecks wirkt der Obertonbereich sehr energetisch, doch bleibt er stehts harmonisch ausgewogen.

Abschließend darf noch die neue GN’R-7-Inch-Single „Perhaps“ meine Lauscher verwöhnen. Der Metallica kann auch die Konkurrenz von den Mannen um Axl, Slash und Duff überzeugend rüberbringen. Das Piano-Intro lässt mich sofort mitwippen und Mr. Roses markante Stimme klingt wie in alten Zeiten. Meine dreijährige Tochter, die größtenteils meinen Musikgeschmack teilt, strahlt von einem Ohr zum anderen und genießt ebenfalls die opulente Rocknummer. Die körperhafte Abbildung gepaart mit Detailfreudigkeit und kräftigen Klangfarben lassen den Pro-Ject zu einem stets willkommenen Gast in unserem Hörraum werden.

STATEMENT

Der Pro-Ject Metallic Limited Edition erstrahlt als einzigartiges Klangmöbel nicht nur optisch jeden Hörraum. Solide Verarbeitung und Top-Sound lassen die Herzen jedes Audiophilen und jedes Metalheads in der Preisklasse höherschlagen. Nothing Else Matters!
Gehört mit
Phonostufe NAD PP
Vollverstärker Rotel RA-1572 MKII / DENON PMA-535 R
Plattenspieler Technics 1210-SL MK7
Tonabnehmer Ortofon Blue MM
Lautsprecher Aperion Audio Verus III Grand Bookshelf
Kabel / Zubehör Chord Company Clearway Series: Speaker Kabel & Stereo RCA Kabel, in-akustik 00404007, Mogami 2313, AudioQuest GroundGoody PSC, Micromega MyCable Speaker Kabel, Nobsound Speaker Selector Switch, Dynavox HiFi-Netzfilter X7000B, Plattenspieler-Stabilizer PST420
Herstellerangaben
Pro-Ject METALLICA Limited Edition
Antriebsprinzip Riemenantrieb mit elektr. Steuerung
Geschwindigkeiten 3, 45/ (78) (elektr. Umschaltung)
Plattenteller schwerer Glasteller
Hauptlager hochpräzisions Edelstahl-Achse in Bronzebuchse
Drehzahlabweichung 33: +/-0,16%; 45: +/-0,14%
Drehzahlschwankungen 33: +/-0,40%; 45: +/-0,30%
Signal- Geräuschabstand 68dB
Tonarm 8,6” (218,5 mm) S-shape Aluminium; SME Headshell
Effektive Tonarmlänge/-masse 218,5 mm / 7,5 g (exklusive Headshell)
Überhang 18,5mm
Inkludiertes Zubehör 15V DC / 0,8A Netzteil, 78 RPM Rundriemen, 7‘‘ Singleadapter, Filzmatte
Stromverbrauch 4W / 0W Standby
Abmessungen 430 x 120 x 430mm (BxHxT)
Gewicht 4,5 kg netto
Preis 1.500 €
Garantie 3 Jahre
Optionales Zubehör Dustcover Metallica – Staubschutzhaube
Preis ca. 230 €
Herstellerangaben
MM-Tonabnehmer Pro-Ject Pick it S2 C
Geräteart Tonabnehmer MM (Moving Magnet)
Tonarm-Befestigung SME-Bajonett
Frequenzbereich 20-22.000Hz
Übersprechdämpfung 24dB/1kHz
Ausgangsspannung 6mV
empfohlener Abschlusswiderstand 47kOhm – Verstärkeranschluss Phono MM
empfohlene Abschlusskapazität 200-600pF
Nadelnachgiebigkeit / Diamant 7μm/mN – elliptisch
empfohlene Auflagekraft 18,5g

Vertrieb
ATR - Audio Trade
Anschrift Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
D-45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660
E-Mail email@audiotra.de
Web www.audiotra.de

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