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Keces S4 – Teil 2

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Ja, das Aufmacherbild haben Sie kürzlich an dieser Stelle schon mal gesehen. Den folgendenText kennen Sie aber gewiss noch nicht. Denn Carsten Bussler probierte weder den Eingang für die mit zwei Lichtquellen und lichtempfindlichen Widerständen arbeitenden DS-Audio-Tonabnehmer noch den Kopfhörerausgang aus. Das hole ich jetzt nach.

Carsten Bussler, eigentlich Hifistatements Röhrenspezialist, besaß lange Zeit ein kleineres Kopfhörermodell von Stax, verlor das Thema aber dann ein wenig aus den Augen, auch wenn kürzlich sein Interesse wiedererwachte: Momentan hat er zwei vielversprechende Vertreter dieser Gerätegattung zuhause. Für die Beschäftigung mit der Keces-Vorstufe hätte ich ihm natürlich den einen oder anderen Kopfhörer aus meinem Fundus zuschicken können, er wollte sich aber lieber nur auf ihm bestens vertrauen Terrain bewegen und überließ mir deshalb deshalb diesen Aspekt des Tests, da ich mich seit Jahen mit dieser Art von Schallwandlern beschäftige und mit dem SPL Phonitor x auch ein Vergleichsobjekt zur Hand habe.

Bei den photoelektrischen Tonabnehmern von DS Audio sieht es allerdings ein wenig anders aus: Da besitzt keiner von uns irgendwelche Erfahrungen. In Anbetracht der Tatsache, dass DS Audio die Spezifikationen für die benötigten Entzerrer veröffentlicht hat und nun immer mehr Elektronikspezialisten Phonoteile für diese besondere Art von Tonabnehmersystem anbieten oder zumindest ankündigen, wird es Zeit, dass sich auch Hifistatement dieses Themas annimmt. Doch dazu später mehr. Bleiben wir erst einmal beim Kopfhörerausgang des Keces. Der ist als vierpolige XLR-Buchse ausgelegt, was vermuten lässt, dass sich dahinter zwei symmetrische Verstärkerstufen befinden. Auf der Keces-Website findet sich keine konkrete Aussage zum Kopfhörerausgang, sondern lediglich die recht pauschale Angabe: Der S4 verfüge über einen „vollständig symmetrischen Aufbau und eine große Auswahl an symmetrischen (XLR) und asymmetrischen (RCA) Eingängen und entsprechenden Ausgängen“.

Jedenfalls gibt es beim Anschluss des Sendy Audio Peacock mit seiner symmetrischen Verkabeliung nicht das geringste Problem – im Gegenteil. Der Keces ist über die symmetrischen Audioquest Dragon mit der digitalen Wiedergabekette im Hörraurm, also konkret mit Chord Electronics' DAVE verbunden. Auf der LP Ruta And Daitya wäre „Sounds Of Peru: Submerge / Awakening“ das erste Stück der fast nie gehörten zweiten Seite. Deswegen überspringe ich in der digitalen Variante jetzt die vertrauten vier ersten Files. S4 und Peacock geben nicht nur Jack DeJohnettes Schläge auf die Tablas in einem virtuellen Raum präzise und dynamisch wieder, sondern, kurz bevor Keith Jarrett auf dem Flügel einsetzt, eine leichte Veränderung des Raumes. Hier hat der Toningenieur gerade die Regler für das zweite Instrument aufgezogen. Aber auch solche Feininformatioen lenken erfreulicherweise nicht von der Musik ab. Auf „Algeria“ wechselt Keith Jarrett zur Flöte und der rhythmische Drive dieser fast schon archaischen Instrumente lässt mich nicht eine Sekunde unberührt.


Auf „You Know, You Know“ geht’s dann mit einem Drum Kit statt Trömmelchen und einem heftig angezerrten Fender Rhodes mit Wah-Wah statt Flöte weiter: eine melodische Schwelgerei in Klangfarben, Dynamik und Groove. Mit „Pastel Morning“ klingt das Album dann ruhig und entspannt aus. Ich werde die „zweite Seite“ nun gewiss nicht mehr so sträflich vernächlässigen wie bisher – zumindest wenn es über Lautsprecher auch nur annähernd so fein aufgelöst und dennoch so emotional ansprechend klingt wie über den S4 und den Peacock!

Seit einiger Zeit komme ich bei Kopfhörer- und -verstärker-Tests fast nicht mehr ohne „Deep As Love“ vom Album Changing Places des Tord Gustavsen Trio aus: Das ruhige, melodische Stück fasziniert mit einem fast schon hypnotischen musikalischen Fluss, besonders bei den Becken und den Besen auf der Snare mit schönen Klangfarben, einem angenehm „hölzernen“ Kontrabass und extrrem dynamischen Anschlägen der Saiten des Flügels. Das alles ist auch über den Peacock und den S4 zu genießen. Aber es soll an dieser Stelle ja nicht allein um faszinierende Klänge gehen, und deshalb muss sich der Keces jetzt am Phonitor x messen lassen. Der klingt natürlich um Nuancen anders, aber bei diesem Track kann ich keine Quallitätsunterschiede feststellen. Beim SPL wirken die Instrumente minimal kleiner, weiter entfernt und dadurch von mehr Raum umgeben, wobei ich anmerken muss, dass mich jedwede Raumdarstellung bei Kopfhörern weit weniger überzeugt als die von guten Lautsprechern. Der Keces hat gegenüber dem Phonitor vor allem beim Flügel marginale Vorteile in Sachen Dynamik.

Vielleicht kann Mahlers Symphonie Nr. 5 mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington ja mehr Unterschiede aufzeigen: Die Aufnahme aus der Living Concert Series vermittelt eine – für die Wiedergabe über Kopfhörer – erstaunlich glaubwürdige Raumanmutung. Tonalität, Lebendigkeit und Durchhörbarkeit lassen ebenfalls keine Wünsche offen. Der Keces scheint sich auf die griffigere, etwas nähere Darstellung der Instrumentengruppen zu konzentrieren, während der SPL eine größere Bühne mit einer gewissen Tiefe suggeriert. Dennoch sind die Unterschiede überraschend gering, wenn man bedenkt, dass der Phonitor ein Kopfhörerverstärker mit rudimentären Vorverstärkerfähigkeiten ist, der Keces jedoch ein voll ausgestatteter Vorverstärker mit einem Kopfhörerausgang. Mir fehlt beim Musikgenuss über Kopfhörer beim S4 – ohne direkten Vergleich – nicht das mindeste.


Auch wenn es unwahrscheinlich sein mag, dass jemand den Keces-Vorverstärker mit einem Kopfhörer fordert, der teurer ist als dieser, probiere ich den Dan Clark Audio Stealth – für mich immer noch der Maßstab für geschlossene und offene Kopfhörer – am S4 aus: Ich kenne einfach kein leistungshungrigers Modell als den Stealth. Bei „Help Me“ von Ten Years Afters Album Recorded Live zeigt das Lautstärke-Display des Keces beim leisen Intro erstmals einen dreistelligen Wert: 105 von möglichen 128. Ja, jetzt ist sogar ein leichtes Rauschen zu vernehmen. Ein Tipp auf die virtuelle Pausetaste macht aber schnell klar, dass das Geräusch vom analogen Mastertape stammen muss, denn nun herrscht schlagartig Stille. Nein, auch der extrem schwierig zu treibende Stealth kann den Keces nicht in Bedrängnis bringen. Ich sollte nun – während der lauten Passage des Songs – schnell wieder in den zweistelligen Lautstärkebereich wechseln, sonst wird es mit der folgenden Beurteilung des Eingangs für die DS-Audio-Tonabnehmer schwierig…

Wie oben erwähnt hat DS Audio die Spezifikationen für Entzerrer für seine Tonabnehmer veröffentlicht, damit auch andere Elektronikhersteller Eingänge für die speziellen Abtaster anbieten können. Aber damit nicht genug: DS Audio prüft deren Entwicklungen und stellt sie auf seiner Website vor, wenn sie den Anforderungen genügen. Hier tummelt sich der S4 unter so illustren Namen wie Soul Note, Westminster Lab, Soulution oder EMM Labs. Kein Wunder, denn für ein System ohne Entzerrer kann man bis zu 13.000 Euro ausgeben. Inzwischen bietet DS Audio aber auch eine Art Einsteigermodell, das E1, für 1.450 Euro an, das allerdings noch nicht zur dritten Generation gehört.

In dieser ist auf dem Nadelträger statt eines Aluminiumplättchens ein deutlich leichteres aus Boron montiert. Das Plättchen bewegt sich zwischen den LEDs und den beiden lichtempfindlichen Widerständen, die jeweils einen konstanten Strom im Takt der Musik modulieren: die Signale des linken und rechten Kanals. Diese Ströme sind deutlich kräftiger als die von Moving-Magnet- und Moving-Coil-Systemen erzeugten. Und da das Plättchen – selbst in Aluminium-Ausführung – viel leichter ist als Spulen auf ihrem Träger oder gar Magneten, kann der nur mit wenig Masse behaftete Nadelträger mitsamt dem Diamanten den Rillenauslenkungen schneller und präziser folgen. Mehr zu Theorie und Praxis der DS-Audio-Tonabnehmer demnächst an dieser Stelle. Für eine erste Annäherung an die – für mich – neue Technik hat mir der deutsche Vertrieb, das High-Fidelity Studio in Augsburg, freundlicherweise kurzfristig ein DS-W3 zur Verfügung gestellt, das der Chefentwickler Aoyagi-san zur neuen hauseigenen Referenz erklärte, obwohl es mit „nur“ 6.000 Euro in der Preisliste steht.

So kann ich zwar in Verbindung mit dem passenden Entzerrer für zusätzliche 8.000 Euro erkunden, was das DS-Audio-Konzept klanglich zu leisten im Stande ist, hantiere aber letztlich mit einem für den S4 überdimensionierten Abtaster. Um die Fähigkeiten des speziellen Eingangs des Keces dennoch einigermaßen gut einschätzen zu können, mache ich ihn zur Zentrale der Kette im Hörraum und verbinde einen von seinen symmetrischen Eingängen mit dem DS-Audio-Entzerrer und dann später das Tonarmkabel direkt mit dem dafür vorgesehenen Eingang des S4. Die erste Überraschung erlebe ich, als ich statt Einsteins The Preamp den Keces in der Anlage höre. Die Abbildung bleibt genauso groß und stabil wie zuvor, in Sachen Dynamik gibt es ebenfalls keine Veränderungen und auch keine Einschränkungen bei der Durchzeichnung. Na gut, das Klangbild wirkte über den Einstein einen Hauch wärmer. Aber ich will gar nicht ausrechnen, wie viele S4 mit Phonoeingang und – wie ich jetzt ja weiß – mit sehr gutem Kopfhörerausgang man für einen The Preamp bekommt.


Natürlich muss man eine paar kleinere Einbußen in Sachen Offenheit in Kauf nehmen, wenn sich der dafür vorgesehene Eingang des Keces statt der DS-Audio-Entzerrer der Signale des W3 annimmt. Dessen Qualitäten – Schnelligkeit, Auflösung und eine gute Raumdarstellung – kommen aber auch über den Keces allein zur Geltung. Es muss ja nicht gleich das W3 sein: Ich kann wirklich nur empfehlen, das DS Audio E1 oder – eingedenk der enormen klanglichen Leistungen des S4 – auch das 003 einmal auszuprobieren. Was man bei der Vorstufe spart, könnte man ja in ein noch höherwertigeres Tonabnehmersystem investieren.

STATEMENT

Ich teile die Wertschätzung Carsten Busslers für den Keces S4 uneingeschränkt. Rechnet man die Qualität des Kopfhörerausgangs und des DS-Audio-Phono-Eingangs zu der bereits gewürdigten hervorragenden Verarbeitungsqualität, der umfassenden Ausstattung und dem neutralem, schnörkellosen und blitzsauberen Klang hinzu, kann man über das Preis/Leistungsverhältnis des S4 nur ins Schwärmen geraten: Für mich ist der Keces eine der spannendsten Entdeckungen des Jahres!
Gehört mit
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Simplicity II, AMG 12JT
Tonabnehmer Lyra Olympos, DS Audio W3
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym), DS Audio
NAS Melco N1Z/2EX-H60 mit externem Audiaz-Linearnetzteil
Streamer Auralic G2.1 mit 2TB SSD
Up-Sampler Chord Electronics Hugo M-Scaler mit Ferrum Hypsos
D/A-Wandler Chord Electronics DAVE mit Linearnetzteil
LAN-Switch Ansuz PowerSwitch D-TC Gold Signature, SOtM sNH-10G
Vorstufe Einstein The Preamp
Endstufe Einstein The Poweramp
Kopfhörerverstärker SPL Phonitor x
Lautsprecher Børresen 05 SSE
Kopfhörer Audeze EL-8 Titanium, Sendy Audio Peakcock, Dan Clark Audio Stealth
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Dragon XLR, Ansuz Speakz D-TC Supreme, Digitalz D-TC Gold Signature und Mainz D2 (2x), Rossaudio Kabel, SOtM dCBL-BNC75
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, Waversa Isolator-EXT-1, ADOT Medienkonverter (2x) mit Keces P6 und SBooster MK II, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, div. Sortz, PowerBox D-TC SUPREME, Thixar Silent Feet 20
Herstellerangaben
KECES S4 Stereo Preamplifier
Geräteart Vorverstärker mit Phono MM/MC/optisch
Verstärkungsfaktor MM: 52dB; MC: 72dB; optisch: 32dB
Klirrfaktor (THD) MM: <0,02%; MC: <0,05%; optisch: <0,04%; RCA: <0,0015%; XLR: <0,0015%
Fremdspannungsabstand MM: 78dB (A-gewichtet); MC: 70dB (A-gewichtet); optisch: 75dB (A-gewichtet); Cinch: 110dB (A-gewichtet); XLR: 110dB (A-gewichtet)
Eingänge 1x Cinch MM/MC; 1x Cinch optisch; 1x Cinch Line; 2x XLR Line
Ausgänge 2 x Cinch Line; 1x XLR Line; 1x 4-PIN-XLR für Kopfhörer
Eingangsimpedanz MM: 47kOhm; MC: 56/100/220/470 Ohm / 47kOhm; optisch: >10kOhm; RCA/XLR: 170kOhm
Gehäusefarbe Schwarz (Material Aluminium)
Abmessungen (B x T x H) 300mm x 279mm x 66mm (beide Gehäuse)
Gewicht 4,5kg (Netzteil); 3,5kg (Vorverstärker)
Maximale Leistungsaufnahme 90W; 0,5W im Standby
Sonstiges Fernbedienung
Preis 4000 Euro

Vertrieb
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
Anschrift Alemannenstr. 23
85095 Denkendorf
Telefon 08466 905030
E-Mail r.ross@robertross.de
Web www.robertross.de

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