Hat sich der Besuch gelohnt? Wie so oft bei Audio-Shows in Hotels gab es auch dieses Mal Enttäuschungen und erfreuliche Erlebnisse. Mit dem Veranstalter hat letzteres wenig zu tun, da weder eine Hotelmesse noch ein Forum wie die HighEnd im Münchener MOC gleich gute Raumbedingungen für alle bietet.
Enttäuschungen basieren meist auf zu hohen Erwartungen. So präsentierte sich der eine oder andere Vertrieb mit seinen Marken etwas bescheidener als in der Vergangenheit und zeigte nur einen kleinen Teil seines Portfolios. Erfreut hat mich, dass sehr häufig kleinvolumige Boxen musizierten, was den Hotelzimmern angemessener war als großes Besteck. Die Aussteller müssen, das ist wohl verständlich, bei der Vielzahl von regionalen HiFi-Shows dieser Art, wie es sie inzwischen landesweit gibt, ihren Aufwand auch im Rahmen halten. Da ist das Budget pro Auftritt natürlich kleiner. Der Handel macht momentan auch nicht mehr die Umsätze wie zu Zeiten von Corona. Um so erfreulicher ist es, feststellen zu können, dass diese Norddeutschen Hifi-Tage sehr gut besucht waren. Auch viele junge Menschen befanden sich unter den Besuchern. Auf dem etwas entfernt liegenden und unkomfortabel zu erreichenden Parkgelände sah man an den Kennzeichen, dass die Gäste teils eine erhebliche Menge von Kilometer zu reisen hatten. Ich war nicht der einzige aus dem Raum Hannover.
Ich gestehe, dass ich nicht die Zeit hatte, in allen Räumen einen Hörplatz zu suchen und Musik zu hören. In erster Linie suchte ich das Gespräch mit den Ausstellern, meist vor dem Vorführraum, wenn dort Musik lief, um nicht zu stören. So auch bei Phonar, wo die Veritas P 9.2SE vorgeführt wurde, die ich ja gerade testete. Da hätte mich schon interessiert, wie sie auf dieser Ausstellung klangen. Aber auch hier fiel auf, in welchem Dilemma die Aussteller sich befinden. Nach meiner Hörerfahrung hätte ich die Veritas etwas mehr nach innen angewinkelt. Wenn man jedoch mehrere Sitzreihen bedienen will oder muss, sucht man nach dem Kompromiss, der hier eher die hinteren Reihen bediente.
Genau anders herum war es mit den drei Sitzreihen bei Lyravox, wo mir die Präsentation der neuen aktiven DSP-Lautsprecher für 40.000 Euro ausnehmend gut gefiel, in der wandnahen dritten Reihe der Tiefbass aber eindeutig überbetont war. In der ersten und zweiten Reihe waren die neuen Karlmann Monolith ein Genuss. Neben der Tonalität beeindruckte mich vor allem die homogene Schnelligkeit des Systems. Entwickler Jens R. Wietschorke hat hier schallschluckendes Dämmmaterial weitestgehend weggelassen, um die Energie nicht auszubremsen. Die unvermeidbaren Resonanzen werden im Gehäuse durch dreizehn unterschiedlich und bis zu 45 Zentimeter lange absorbierende Kammern eliminiert. Das bedeutet einen erheblichen Aufwand mit musikalisch deutlich hörbarer Wirkung. Die 55 Millimeter starken Seitenwänden des Gehäuses bestehen aus einem speziellen Aluminium-haltigen, hochdichten Kunststein, der aus Portugal zugeliefert wird und zwar in fester wie flüssiger Form, so dass die Verschmelzung der Wände miteinander möglich ist. Spezielle Werkzeuge erlauben die Bearbeitung des auf den ersten Blick zweiteiligen Gehäuses. Dem ist jedoch nicht so. Die beiden Würfel bilden eine Einheit als nach unten geöffnetes Gehäuse für den 15-Zoll Tieftöner, dessen Antrieb über zwei Luftspalte und vier Magnete erfolgt. Im oberen Würfel sorgt in einer rückseitigen, nach hinten offenen und mit Stoff verkleideten Kammer ein Magnetostat mit dazugehörigem Pegelregler für den die Raumabbildung unterstützenden indirekten Schall. Die von Lyravox bekannte Öffnung zur Hochtonabstrahlung nach oben ist hier eine Luftzufuhr für den Sieben-Zoll Keramik-Mitteltöner von Accuton, der in einem nach vorn breiteren, Trapez-förmigen Gehäuse arbeitet und mit einer Accuton Hochton-Kalotte kombiniert ist. Der Philosophie von Lyravox entsprechend ist das musikalisch imposante, pro Box 115 Kilogramm wiegende neue Modell aktiv mit DSP-Weiche, auch zur optimalen Integration in den Hörraum aufgebaut. Wie effektiv diese Raumanpassung möglich ist, war hier zu erleben. Vorgeführt wurden LPs auf dem AMG Giro Plattenspieler. Im Rack stand aber auch ein Vorserien-Exemplar des neuen eigenen Server/Streamers, an dem Dr. Götz von Laffert seit langem arbeitet, der aber schon sehr bald erhältlich sein soll. Karlsson, der Lyravox-Lautsprecher, der meinen Kollegen Finn Gallowsky seit seinem Test nachhaltig – ich erlebe ihn immer wieder darüber schwärmen – begeisterte, stand dekorativ im Vorführraum. Auf dem zweiten Foto erklärt Jens R. Wietschorke (rechts) dem Autor die neuen Karlmann.
Ein Erlebnis anderer Art bot Thijs Helwegen bei Audioquest. Ich liebe diese Art von Aktionismus auf Ausstellungen, weil so Wissen um die Geräte vermittelt wird. Er führte die neuen Netzfilter PowerQuest 303 für 600 Euro, 505 für 800 Euro und 707 für 1.300 Euro im Vergleich vor. Bei allen drei Modellen gehört eine Audioquest Stromzuleitung im Wert von 300 Euro zum Lieferumfang. Das ist besonders beim preisgünstigen 303 bemerkenswert. In der Vorführanlage mit den neuen, teilaktiven Lautsprechern von Audioquests eigener Lautsprecher-Marke Golden Ear, war ein Sugden Vollverstärker als einziges Gerät an einem der drei PowerQuests angeschlossen. Thijs Helwegen steckte ausschließlich den Sugden abwechselnd in die drei neuen Stromkonditionierer und man konnte die Unterschiede hören und bewerten. Tolle Sache! Auch die GoldenEar Lautsprecher weckten mein Interesse. Sie sind das erste unter AudioQuest-Regie entwickelte Modell der Marke. Die bisherigen Modelle, die aus der Zeit vor dem Kauf des amerikanischen Herstellers Golden Ear durch AudioQuest stammen, werden ausverkauft und ersetzt. Das teilaktive Konzept, das den Verstärker für die Tieftöner integriert, erlaubt die Kombination mit einem relativ leistungsarmen Verstärker, da dieser ja nur die Mitten und Höhen versorgen muss. Ein Testbericht steht in Aussicht.
Einer meiner ersten Besuche galt Werner Obst und seinen von WOD angebotenen Marken: Auffällig nicht nur klanglich, sondern auch optisch wegen der an vielen Details erkennbaren tollen Verarbeitung waren die Lautsprecher Opus vom deutschen Hersteller Cesaro. Die 70 Kilogramm schwere Opus ist mit einem Paarpreis von 40.000 Euro leider kostspielig, macht aber selbst in dem kleinen Raum den Eindruck, ihr Geld wert zu sein. Der aufgesetzt Berrylium Hochtöner sorgt für weiträumige Abstrahlung. Im Gehäuse agiert ein schneller Tieftöner mit Papiermembran und Alnico-Magnet. Bei 98 Dezibel Wirkungsgrad kann man vielleicht bei der Leistung des Verstärkers wieder etwas sparen. Ein Bergmann-Audio-Gelder-Plattenspieler mit seinen praktisch geräuschfreien Teller- und Tonarm-Luftlagern lieferte die Signale. Originell ist die Mini-Version von Cesaros bekanntem Wagner Modell. Ein fein verarbeiteter Klein-Lautsprecher von circa 30 Zenitmeter Höhe, bestückt mit einem Breitbandchassis, für 2100 Euro das Stück. WOD zeigte weitere neue Produkte von ifi-Audio. Besonders erwähnenswert finde ich den Bluetooth-DAC für hochwertige Kopfhörer. Er ersetzt am Hörer das Kabel und sorgt so für Bewegungsfreiheit. Das Paar ifi Go Pod kostet 400 Euro. Eine etwas reduzierte Variante für 200 Euro soll kommen.
Hauptberuflich ist der Inhaber von TN-Akustik Frank Kleber Uhrmacher mit eigenen Kreationen, wie er auf dem ersten Foto zeigt. Sein Transkripter-Neo-Platttenspieler mit Koshin-Tonarm im Gehäuse aus Glas ist per Smartapp variabel illuminierbar. Dieses optische und wohl auch akustische Vergnügen kostet relativ bescheidene 5900 Euro. Kontakt: www.tn-akustik.de. Extras, wie die Verzierung mit Brillis, gibt es auf Wunsch auch. Im Zusammenspiel mit den alten Infinity Kappa klang der Transkripter Neo ganz erfreulich.
SPL stellte zusammen mit Manger aus. SPL zeigte seine Geräte aus der Professional-Fidelity Linie, die ja von den weltweit angesehenen Profi-Komponenten stark beeinflusst sind und vor allem auch wegen SPLs Voltair-Technologie so gut klingen.
Bei Inakustik spielten die kleine Lautsprecher R 1 Arreté von Audiovector aus Dänemark an Primare. Sebastian Fromm zeigte mir das neue Air 2405 Silberkabel, bei dem nun als Innovation gegenüber früheren Serien der Air-Aufbau nicht nur bis zum Splitter sondern konsequent bis zum Stecker geführt ist.
AudioTrade zeigte nur einen kleinen Ausschnitt seines umfangreichen Programms, dafür aber mit einer schönen musikalischen Vorführung: Der Pro-Ject Debut Pro ganz in Weiß (White Edition) lieferte die Musik an den Rotel-Streaming-Verstärker RAS-5000 für 3.000 Euro. Die kleinen ATC SCM-7 für 1.380 Euro das Paar auf den Pro-Ject-Tristands für 400 Euro machten daraus beachtlich gute Musik. Übersehen sollte man dabei bestimmt nicht die Thixar Absorber unter den Ständern. Dirk Sommer berichtete hier ja bereites über deren Klangqualitäten. Unten im Rack sorgten ein symmetrischer Plixir-Trenntrafo und ein Plixir-Netzteil für sauberen Strom.
Udo Besser, Vertriebschef für diverse Fabrikate und Inhaber von AVM, war an beiden Tagen persönlich anwesend. In einer glänzenden Präsentation – auch das Sideboard trug dazu bei – wechselte die Vorführung zwischen PMC-Lautsprechern und der AVM eigenen B 2.3, die man mit matter Aluminium-Front für einen Paarpreis von 3000 Euro erwerben kann oder für weitere 1000 Euro in der spiegelnden Chrom-Variante bekommt. Sehr neugierig macht mich der Gold-Note-Mediterraneo-X-Plattenspieler, den Udo Besser mir gut gelaunt erklärte. Der riemengetriebene Spieler kostet mit Tonarm 7.500 Euro und reizt mit einem verstellbaren Drehmoment. Das schwere und formschöne Gehäuse ist ein Dreifach-Sandwich aus Alumium, Edelstahl und italienischem Nussbaum. Der Plattenteller wiegt sieben Kilogramm und ist eine Synthese aus Aluminium und POM. Im Display lässt sich nicht nur das Drehmoment ablesen, sondern auch die Anzahl der Betriebsstunden für die Nadel des Tonabnehmers.
Der Drei H Vertrieb aus Hamburg zeigte einen kleinen Teil seines umfangreichen Marken-Portfolios unten im Foyer und im Raum 232. Die originell gestalteten Lautsprecher von Lyngdorf machten Musik. Daran sicher maßgeblich beteiligt war der neue Chord Vollverstärker Ultima Integrated, der in meinem Hörraum aktuell zum Test steht und der, soviel vorab, fantastisch klingt und alles, was ich hier bis zu 10.000 Euro – das ist leider sein stolzer Preis – kennenlernte, klanglich in die zweite Reihe versetzt. Zudem bekommt man ein einzigartiges Design. Über ihn wurde in der Vorführung der D/A-Wandler Dave stylisch platziert.
Großes „Kino“ bot im Erdgeschoss die Audio Group Denmark mit den noblen Marken Børresen, Ansuz, Aavik und Axxess. An den Börresen M-3 konnten sich Aaviks Topmodelle, der Vollverstärker I-880 und der neue Streamer-Wandler SD-880 entfalten. Die Stromoptimierung und Verkabelung geschah mittels entsprechend hochwertigen Ansuz-Komponenten. Auch bekam man einen Einblick in die in den kostspieligen Lautsprechern verwendeten Bauteile und konnte so deren hohen technisch Entwicklungsstand kennen lernen.
Raidho und ScansonicHD präsentierten im gleich großen Raum nebenan abwechselnd Lautsprecher an Elektronik von Moon.
In einem der beiden Räume des Berliner Vertrieb Audium fanden sich die Röhrengeräte von Ayon, worüber auch schon Carsten Bussler berichtete, im zweiten die anderen Marken des Vertriebs. Vor allem der polnische Röhrenspezialist Fezz Audio gefällt dank exzellenter Verarbeitung seiner schicken Geräte, die mit teils variabler Ausstattung und verschiedensten Farbgebungen zu fairen Preisen angeboten werden. Der amerikanische Hersteller Nuprime hat sich mit seinen gut klingenden Class-D Konzepten einen Namen geschaffen. Hier sah man unter anderem den nagelneuen AMG-DAC-Vorverstärker, der auf Wunsch jedes Signal vor dem Wandeln ins Analoge zu DSD konvertiert, und die 700kHz Schaltendstufe Nuprime AMG STA mit 2 x 200 Watt und linearem Netzteil und mit einer Kombination aus Class A und Class D Modulen. Die musizierende Kette bestand aus einem Plattenspieler von New Horizon aus Italien, dem Atoll-Vollverstärker IN-400 und dem Phono-Pre-AM-200. Daneben stand im Rack der Streamer Atoll S-300. Die Audium Säulen Comp 9.3 bildeten den klangvollen Abschluss.
Bei Sieveking Sound moderierte Jan Sieveking in munterer Manier; Die Anlage, war aus der feinen Elektronik seines Portfolios und den Apertura Edena Evolution zusammengestellt. Die klangen hier ähnlich, wie ich sie vom Test her in Erinnerung hatte. Im zweiten Raum konnte man Hifiman-Kopfhörer ausprobieren, die entweder am EF-600 DAC-Kopfhörerverstärker oder dem neuen netzwerkfähigen Streamer Serenade von Golden Wave angeschlossen waren.
In einem der größeren Konferenzräume konnte man die Triangle-Lautsprecher aus der Champagne mit ihren typischen Ein-Spike Basen an Musical Fidelity erleben. Auch der neue Nu-Vista-D/A-Wandler spielte mit.
Am dezenten Stand von Supra Cables sorgte sich am späten Samstagnachmittag Inhaber Stefan Eisenhardt, weil derart viel Kabel verkauft waren, dass er fürchtete, am Sonntag kaum noch etwas zeigen zu können. Keine bedauernswerte Situation, finde ich.
Eine attraktive Vielfalt sah und hörte man auch im Raum 327. Die Musik spiele bei unserem Besuch gerade aus den Pylon-Jade-20-Lautsprechern. Leider nur sehen konnten wir die kleinen Silberstatic 3-Wege Boxen mit rückseitigem Kalotten-HT. Faszinierend finde ich immer wieder die langen Einpunkt-gelagerten Holztonarme von STUdo, wovon zwei auf dem Tone-Tool-Laufwerk montiert waren.
Altmeister der Hifi-Szene Rolf Gemein erklärte die Entstehung seines neuen Stromkabels und führte dann, wieder hinter seinen Symphonic Line Anlage Platz nehmend, seine Belcanto-Lautsprecher vor. Hier gefiel mir die Musik sehr gut.
Bei Lake People, Violectric und Iso Acoustics gab es neben den Hörproben mittels Kopfhörer und dem Einblick in die Elektronik den Vergleich von zwei Triangle Lautsprecherpaaren, einmal mit und einmal ohne die IsoAcoustics Gaia Isolatoren.
Letzte Fotos machte mein Kollege Finn Gallowsky bei Audio-Offensive von der Anlage mit den Graham Audio LS5/5, dem mächtigen Vitus Audio SIA-030 Vollverstärker mit optionalen Phono- und DAC-Modulen, den Isolatoren von Graphite Audio unter dem Aqua und dem BAT 80i Trioden-Verstärker.
Abschließend möchte ich noch einmal meinen Besuch bei Eternatal Arts kurz schildern. Fotos von dieser Präsentation hat ja schon mein Kollege Carsten Bussler am Montag gezeigt. Erwähnen möchte ich Eternal Arts, weil mich diese Präsentation musikalisch am meisten angesprochen hat. Dr. Burkhardt Schwäbe, der in seinem Unternehmen neben dem Hifi-Studio in Hannover-Isernhagen drei ganz herausragende Themen bedient, spielte Musik, die mich emotional berührte. Man kümmert sich bei Eternal Arts erstens um die Restaurierung und den Weiterverkauf hochwertiger klassischer Tonbandmaschinen, zweitens um die Manufaktur der Eternal Arts OTL-Verstärker, allesamt moderne und verfeinerte Geräte auf der Basis der Technologie von Julius Futterman, die dieser in den 1950er Jahren entwickelte, und drittens um den Verkauf und die Herstellung erlesener Masterband-Kopien. Eine neue Kreation hiervon präsentierte er. Verschiedene Interpreten spielen auf dem Tonband, das in 19 cm/s oder 38 cm/s erhältlich ist, Piano solo bekannte Stücke der Beatles. Über die Dipol-Lautsprecher klang das wunderschön. Der Besuch hat sich gelohnt.