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PrimeCore Audio A7

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Streamen oder nicht streamen, ist das hier die Frage? Eigentlich nicht so richtig, denn mit dem PrimeCore A7 hat niemand eine Ausrede mehr, nicht zu streamen. Bei der Beschäftigung mit diesem spannenden Audio-Server für Roon von Wolfgang Saul ging es um viel mehr als das: Ich habe mein Audionetzwerk neu kennengelernt.

Der als Audiosaul bekannte Händler Wolfgang Saul hat sich der möglichst perfekten digitalen Musikwiedergabe verschrieben und möchte diese so zugänglich und damit fair bepreist machen wie möglich. Für diese Sache setzt er sich mit Herzblut und Verstand ein. Angefangen hat alles 2014, als Streaming ganz allmählich begonnen hat, Fahrt aufzunehmen. Obwohl Wolfgang die analoge Wiedergabe liebt, war er von den sich eröffnenden Möglichkeiten und besonders von Roon beeindruckt. Trotzdem dauerte es bis 2019, bevor Wolfgang sich intensiv mit Hardware für das dedizierte Roon-Betriebssystem ROCK beschäftigte und nicht nur passende, sondern auch gut klingende Komponenten wählte. Bei der Suche nach einem geeigneten lüfterlosen Gehäuse stieß er dann auf Prime Computer aus der Schweiz, die sich ebenfalls bereits mit der Selektion von Hardware beschäftigt hatten. So war eine ideale Hardwarebasis für Roon ROCK gefunden. Als Prime Computer im Jahr 2022 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sah Wolfgang die Notwendigkeit, für die Audiogemeinde weiterhin eine möglichst optimale und preiswerte Hardwarelösung anzubieten. So wurde der PrimeCore Audio unter Regie von Wolfgang Saul geboren.

Der PrimeCore Audio ist für den Betrieb von Roon ROCK vorgesehen. Das Betriebssystem ROCK ist zwar seit jeher kostenlos downloadbar, für den Betrieb von Roon ist jedoch eine Lizenz notwendig. Sie kann entweder monatsweise für 15 Dollar, jährlich für 150 Dollar oder als lebenslange Lizenz für 830 Dollar direkt von Roon erworben werden. Für alle, die mit dieser Software nichts zu tun haben möchten, ist dieses Gerät nichts. Alle, die bereits um die Vorzüge von Roon wissen, werden sicherlich mit Neugierde weiterlesen, und alle, die erfahren möchten, was sie denn jetzt eigentlich genau bei Roon verpassen, lade ich ebenfalls zum Weiterlesen ein.

Zwar gibt es inzwischen wahrscheinlich kaum noch jemanden, der noch nichts von Roon gehört hat, aber ich möchte trotzdem kurz erläutern, was Roon ist, was es kann und warum es für mich inzwischen zum Optimum geworden ist. Grundlegend ist Roon eine Schnittstelle zu unseren Audiobibliotheken. Dabei wird Musik von unseren Musikservern, Festplatten und den Streamingdiensten Qobuz und TIDAL in einer grafischen Bedienoberfläche zusammengefasst, die es in sich hat. Das Design hat mich leider nie wirklich angezogen und deshalb dafür gesorgt, dass ich Roon lange Zeit vernachlässigt habe – ein Fehler. Inzwischen schätze ich Roon für die fantastische Integration von Hintergrundinfos über Künstler, Album-Credits, -reviews und deren Verknüpfungen untereinander. An das Design habe ich mich gewöhnt, denn funktional ist es allemal. Oft fange ich an, eine CD aus meiner digitalisierten Musiksammlung zu hören und entdecke dabei beispielsweise das tolle Nebenprojekt des mitwirkenden Schlagzeugers aus einem vollkommen anderen Genre auf Qobuz, lande dann aber wiederum bei einem experimentellen Duo des Trompeters der letztgehörten Combo und so weiter und so fort. Musik auf diese Weise zu entdecken, macht unheimlich Spaß. Selbst die automatische Wiedergabe nach dem Ende der Wiedergabe-Playlist, die sich natürlich auch abschalten lässt, liefert sehr oft sehr passende und musikalisch spannende Beiträge, die nicht selten in meinen Favoriten landen. Was mir dabei besonders gefällt, ist die respektvolle Behandlung der eigenen Musiksammlung. Man kann beispielsweise einstellen, ob die Albumtitel entsprechend der Roon-Datenbank betitelt, oder ob in jedem Falle, die selbst hinterlegten Metadaten ausgelesen werden sollen. Ich habe beispielsweise die Angewohnheit, meine Alben in folgendem Format abzulegen: [Erscheinungsjahr] Albumtitel. Ich habe beides gerne auf einen Blick vor mir. Nicht nur bügelt Roon nicht nach eigenem Willen über meine Metadaten und ändert diese, sondern lässt mir wie erwähnt die Freiheit, diese auch angezeigt zu bekommen. Darüber hinaus kann beispielsweise eingestellt werden, welches Format bevorzugt werden soll, wenn ein Album in mehreren Formaten vorhanden ist. Sie merken: Inzwischen bin ich sehr glücklich mit Roon. Das mit Abstand wichtigste Argument für Roon ist für mich die Möglichkeit, eine DSP-Entzerrung meiner Lautsprecher über Konvolution respektive Faltung, also vereinfacht ausgedrückt dem mathematischen Hinzufügen meiner Korrekturdatei zum Audiomaterial, in der Quelle umzusetzen. Dabei fällt mit Abstand der geringste Qualitätsverlust an. Weder muss ich zwei zusätzliche Wandlungen (DA-AD) vornehmen, um einen DSP in meine Kette einzuschleifen, noch muss ich mich mit einem elektrisch mittelmäßigen Analog-Equalizer zufriedengeben. Roon rechnet intern mit 64-Bit-Fließkomma. Von dieser Genauigkeit konnten wir bis vor wenigen Jahren nur träumen. Ich bilde mir sogar ein, dass der Faltung ein vorgeschaltetes Upsampling zuträglich ist, obwohl ich sonst ein Fan von nativer Formatbehandlung bin. Diese Idee kam mir bei der Beschäftigung mit dem PrimeCore Audio und ich habe sie noch nicht abschließend bewertet, aber sie zeigt, was mit Roon alles möglich ist.


Roon umfasst nicht nur die grafische Oberfläche und verwaltet unsere Musikbibliothek, sondern kümmert sich mit der MUSE-Audio-Engine auch um die Handhabung der eigentlichen Musikdateien. Diese Funktionen, also die Medienverwaltung und die Audio-Engine werden in dem sogenannten Roon-Core zusammengefasst. Roon nennt den Core auch Server oder „Gehirn“. Dieses Gehirn läuft als ein Programm auf Windows, Mac oder Linux und kann dann gleichzeitig auch als grafische Benutzeroberfläche genutzt werden. Über diese können dann an das Betriebsgerät über USB angeschlossene Geräte, also DACs, oder wahlweise die integrierte Soundkarte als Audioausgang genutzt werden. Es ist sogar möglich, verschiedene Ausgänge gleichzeitig mit verschiedenem Audiomaterial zu bespielen. Der physische Speicherort der Musikdatenbank ist dabei variabel und muss nicht zwangsläufig die Systemfestplatte, sondern könnte beispielsweise auch ein Netzlaufwerk sein. Ebenso verhält es sich mit Audiogeräten, denn wenn diese RoonReady sind, können sie auch über RAAT (Roon Advanced Audio Transport) mittels einer Netzwerkverbindung abgesprochen werden und müssen nicht direkt am Computer hängen, auf dem der Core läuft. Es gibt folglich nahezu endlose Möglichkeiten, Roon zu betreiben und einige spezielle habe ich Ihnen sogar vorenthalten. Jetzt befinden Sie sich in einer Situation, in der Sie nach meinen Ausführungen das Roon-Erlebnis eventuell sogar reizt, sie aber keine Lust haben, sich Gedanken darüber zu machen, welche Konfiguration denn jetzt die einfachste und vor allem klanglich optimale ist. Außerdem können Sie sich auch nicht damit anfreunden, einen, im herkömmlichen Sinne, Computer in ihrer Audiowiedergabekette zu betreiben? An dieser Stelle komme ich endlich auf den Punkt und der PrimeCore Audio ins Spiel. Mit ihm liefert Wolfgang Saul eine mögliche Antwort auf Ihre Fragen. Um einen Computer in ihrer Audiokette kommen Sie zwar auch mit dem PrimeCore nicht umhin, denn etwas anderes ist er am Ende des Tages nicht, aber er ist eben kein „normaler“ Computer, sondern ein Audio-Spezialist. Sein Herzstück ist eine von Intel ins Leben gerufene Mini-Computer-Platine namens NUC (Next Unit of Computing). Das ROCK-Betriebssystem ist für diese Platinen optimiert und offiziell auch nur auf diesen lauffähig. Es ist Betriebssystem und Core-Software in einem. Der Unterschied zu einem Roon-Core auf einem normalen PC ist, dass der ROCK selbst keine grafische Benutzeroberfläche besitzt, sondern diese auf einem externen Gerät aufgerufen wird und den ROCK fernsteuert. Dazu kann wiederum jeder Windows-, MAC- oder Linux-Rechner genutzt werden, aber auch, und dies ist in den meisten Fällen deutlich komfortabler, jedes Android- oder iOS-Smartphone oder -Tablet.

Aber warum genau ist ein PrimeCore Audio einem normalen PC überlegen, auf dem einfach Roon installiert wird? Der erste große Vorteil ist ROCK. Wenn man nüchtern darüber nachdenkt, sollte es doch eigentlich egal sein, auf welchem Betriebssystem Roon läuft. Wenn man sich allerdings ein bisschen mit Computerarchitektur und der Funktionsweise des Prozessors, also des Rechenkerns beschäftigt, bekommt man schon eher eine Vorstellung davon, warum dies relevant sein könnte. Zwar können moderne Prozessoren sehr viel gleichzeitig, aber dennoch müssen die Rechenanfragen in irgendeiner Weise strukturiert und geordnet abgearbeitet werden. Dabei können besonders wichtige, oft zeitkritische Anfragen andere Anfragen unterbrechen. Auf Prozessorebene ist es also nicht so, dass beim Abspielen einer Audiodatei, dessen kleinste Bestandteile Bits, also entweder der Wert 1 oder 0, ununterbrochen Bit für Bit abgearbeitet, sondern zwischendurch auch andere Rechenanfragen bearbeitet werden. Gleiches gilt für den Datenstrom von der Festplatte selbst. Der Prozessor muss ja nicht nur auf die Audiodaten, sondern gleichzeitig beispielsweise auch auf den Programmcode der Abspielsoftware, des Betriebssystems und aller anderen laufenden Programme zugreifen. Noch komplexer wird es, wenn die Daten parallel aus dem Internet heruntergeladen und zwischengespeichert werden müssen. Somit ist der sogenannte Buffer bei der Audiowiedergabe unabdingbar. Im Buffer werden bereits fertig berechnete Audiobits zwischengespeichert, damit sie vom DAC verarbeitet werden können. Schafft es der Prozessor nicht, den Buffer rechtzeitig, bevor der DAC ihn vollständig abgearbeitet hat, aufzufüllen, kommt es zu Aussetzern. Für diesen Worst-Case ist man mit ROCK tatsächlich nicht besser aufgestellt als mit jedem anderen Betriebssystem, allerdings bekommt man eine Idee davon, dass ein Betriebssystem, dessen Aufgabe ausschließlich die Audiowiedergabe ist, den Prozessor durchaus effektiver nutzen können sollte. Wie sich das auf die Qualität der Wiedergabe auswirkt, kann man letztendlich nur ausprobieren. Das geht prinzipiell mit jedem NUC. Wolfgang Saul hat jedoch festgestellt, dass es durchaus eine Rolle spielt, welche Komponenten man dabei einsetzt. Einen ganz entscheidenden Beitrag hierzu leistet das Mainboard. Beispielsweise hat sich das NUC-Mainboard der 12. Generation der 13. Generation klanglich als klar unterlegen gezeigt. Aber auch der Arbeitsspeicher und die Systemfestplatte machen einen Unterschied.

Für meinen Test hat mir Wolfgang einen PrimeCore Audio A7 in Vollausbau zur Verfügung gestellt. Die 7 weist auf den eingesetzten Intel-i7-Prozessor hin. Zusätzlich sind zweimal 16 Gigabyte Arbeitsspeicher, eine 126-Gigabyte Systemfestplatte und eine zusätzliche, für die eigene Musiksammlung vorgesehene Festplatte mit vier Terabyte Speicher installiert. Als Option werden auf vielfache Nachfrage zweimal acht Gigabyte Arbeitsspeicher angeboten. Eine Variante mit einem i5-Prozessor und zweimal acht Gigabyte Arbeitsspeicher, die minimal anders klingen soll, ist ebenfalls erhältlich. Die Kernaufgabe beider Geräte ist das Streamen von Musik aus dem Internet über Qobuz oder TIDAL. Auch von der Festplatte soll der PrimeCore in hoher Qualität spielen, aber hier liegt nicht unbedingt seine Kernkompetenz. Wolfgang setzt deshalb auf Samsung 870 Evo Festplatten als Musikspeicher. Ihr Speichertyp und moderater Preis sind ein sehr guter Ausgangspunkt für eine überzeugende musikalische Performance. Natürlich kann man sich einen PrimeCore Audio auch ohne Datenfestplatte ordern, wenn man selbst ein spezielles Modell verbauen möchte, schon eine Festplatte besitzt oder ohnehin nur streamen möchte.

Für die Inbetriebnahme ist kaum Computerwissen notwendig. Normalerweise genügt es, den PrimeCore mit seinem Netzwerk zu verbinden. Über das Gerät, auf dem man die grafische Roon-Oberfläche installiert hat, kann man den PrimeCore finden. Bei einem Neueinstieg in Roon muss man den PrimeCore dann als Roon-Core festlegen. Betreibt man bereits einen Roon-Core beispielsweise testweise auf seinem normalen PC, kann man diese Konfiguration auf den PrimeCore übertragen. Um Roons Möglichkeiten voll auszuschöpfen, macht es natürlich Sinn, sich näher mit der Software vertraut zu machen. Darum soll es in meinem Test gar nicht vordergründig gehen. Wer tiefer einsteigen möchte, findet hier eine ausführliche, von Wolfgang Saul verfasste Anleitung in einem eher allgemeinen Teil und einem Teil, in dem es konkret um die Konfiguration von Roon geht. Ich möchte mich hauptsächlich damit beschäftigen, wie der PrimeCore Audio klingt und was man tun kann, um aus ihm das Klangmaximum herauszuholen. Auch dafür hat Wolfgang einige Empfehlungen ausgearbeitet und mich zusätzlich zum PrimeCore mit allem versorgt, was ich zur Umsetzung benötige.


Da wir für Streaming zwangsläufig einen Router benötigen, kann an dieser Stelle bereits mit der Optimierung begonnen werden. Es gibt spezielle Router, die für den Betrieb in einer Audiokette optimiert sind, aber das muss gar nicht unbedingt sein. Es ist der Wiedergabe bereits zuträglich, wenn am vorhandenen Router das Netzteil ausgetauscht wird. Hier muss es ebenfalls nicht zwangsläufig das high-endigste Netzteil am Markt sein. Ein Sbooster BOTW ist als Einstieg vollkommen ausreichend. Vor dieser Maßnahme habe auch ich mich bisher gedrückt, obwohl ich noch ein Sbooster erster Serie untätig im Regal stehen hatte. Als Schritt zwei ist ein hochwertiges LAN-Kabel vom Router zur Anlage vorteilhaft. Auch hier muss nicht zwangsläufig übertrieben werden. Ich habe bereits oft gute Erfahrungen mit einem ungeschirmten UTP-Kabel erzielt. Obwohl man annehmen sollte, dass ein geschirmtes Kabel grundsätzlich bessere Ergebnisse erzielt, ist dies nicht zwangsläufig der Fall. Aus diesem Grund hat Wolfgang das sehr günstige Klangtipp-Kabel im Portfolio. Es ist ein handelsübliches LAN-Kabel aus der Industrie, das über den von mir beschriebenen Aufbau verfügt und sich gegen viele andere günstige Industriestrippen klanglich durchgesetzt hat. Wolfgangs generelle LAN-Kabel-Empfehlung ist Furutechs LAN-8 NCF, das ich für den Test zwischen Glasfaserbox, Fritz!box, Audioswitch und Prime Core Audio überwiegend einsetze. Empfehlung Nummer drei ist der Einsatz eines gesonderten Switches in der Audiokette. Hier habe ich bisher kaum optimiert und nutze einen Netgear ProSAFE GS108 mit linearem Keces P3 Netzteil. Für den Test weicht er einem Silent Angel Bonn N8. Mit ihm wirkt die Wiedergabe noch ruhiger und souveräner. Die einzelnen Maßnahmen bringen isoliert betrachtet nur kleine und teilweise marginale Veränderungen mit sich, in Summe jedoch wird aus einem gut spielenden System eine Anlage, die einen mitreißt. Natürlich kann man den PrimeCore auch ohne ein optimiertes Netzwerk betreiben, aber es gilt zu bedenken, dass alles, was auf dem Weg zum PrimeCore und auf dem Weg vom PrimeCore zum DAC an Wiedergabequalität hängen bleibt, nie wieder aufgeholt werden kann. Eine Investition in ein solides Netzwerk ist demnach definitiv zuträglich oder wie Wolfgang Saul sagt, eigentlich Pflicht und als unabhängige Grundinvestition zu betrachten.

Noch relevanter ist meiner Meinung nach die Stromversorgung des PrimeCore Audio selbst. Zwar kann er mit dem beigelegten Netzteil problemlos betrieben werden, aber akustisch überzeugt mich das Ergebnis nicht. Wolfgang hat mir ein speziell für ihn gefertigtes Progressive-Audio-Schaltnetzteil mitgeschickt. Mit ihm ist die Wiedergabe deutlich detailreicher, dynamischer, impulsiver und vor allem von einer enormen Schnelligkeit geprägt. Leider ist dies neben dem Keces P8 Single, P14 und P28 eines der wenigen Netzteile, die offiziell für den Betrieb des PrimeCore Audio zugelassen sind. Intel fordert für seine NUC-Platine 125 Watt. Sind Defekte oder Mängel auf unzureichende Stromversorgung zurückzuführen, erlischt die Garantie. Als letztes sollte man sich Gedanken über das USB-Kabel zwischen PrimeCore Audio und DAC machen. Wolfgang empfiehlt hier ein Audioquest Diamond USB als sehr neutrale und durchlässige Lösung. An dieser Stelle spielt Geschmack durchaus eine Rolle. Ein SupraCables USB Excalibur, das mir Wolfgang ebenfalls für den Test lieh, musiziert beispielsweise etwas geerdeter und weicher, dafür aber weniger neutral und detailreich als das Audioquest.

Nachdem ich mein Netzwerk umfassend auf Vordermann gebracht habe, ersetze ich meinen selbstgebauten NUC auf Basis eines i5-Boards aus der 10-er Reihe durch den PrimeCore Audio. Am ersten Abend höre ich zunächst nur Musik im Arbeitszimmer, während ich einige Aufgaben am Rechner erledige. Hier spielen zwei Neumann KH 120 A Studiomonitore, die ich auch zum Arbeiten nutze mit einem günstigen, aber hochauflösenden DAC aus China, dem durch eine Violectric-Vorstufe etwas mehr Geschmeidigkeit und Musikalität eingehaucht wird. Obwohl sich der PrimeCore überhaupt gar nicht direkt in dieser Wiedergabekette befindet, gewinne ich einen ersten Eindruck seiner unheimlich hohen akustischen Durchsichtigkeit. Beim Arbeiten höre ich mit Vorliebe schnellen und technisch anspruchsvollen Metal wie beispielsweise Triviums The Sin and the Sentence mit gleichnamigem Titeltrack – gestreamt von Qobuz. Das funktioniert auf den Neumännern viel besser, als es sollte. Generell haben sie, obwohl sie Studiolautsprecher sind, die mir sehr willkommene Eigenschaft, Aufnahmen jeglicher Güte mit Spielfreude und auf wohlklingende Art und Weise zu reproduzieren. Dank Roon sind die Lautsprecher ebenfalls über eine Faltung entzerrt, die sich im Gegensatz zu meiner Hauptanlage nicht auf den Bassbereich beschränkt. Vom Sbooster-Netzteil an der Fritz!box profitiert hauptsächlich die Abbildung. Die schnellen Läufe über und auf verschiedenen Becken, überhaupt die verschiedenen Trommeln des Schlagzeugs, werden in einem viel leichter zu erfassenden räumlichen Kontext abgebildet. Ihre Positionierung im Stereopanorama, der Stereotiefe, Auftreffpunkt der Sticks auf dem Becken, Ausschwingen der Beckenkörper, sämtliche Details sind unheimlich klar und differenziert abgebildet. Zugeliefert wird diese Detailfülle eindeutig durch den A7. Insgesamt wird mir sämtliches Musikmaterial kommentarlos präsentiert, der PrimeCore Audio verfügt in meinen Ohren nicht über einen Eigenklang, sondern stellt das Quellmaterial genauso zur Verfügung wie es vorliegt. Die Verpackung in eine mitreißende Präsentation wird den KH 120 überlassen. Es beweist sich mal wieder: Je besser die Quelle, desto stärker können die nachfolgenden Komponenten brillieren.

In meiner Hauptstereokette höre ich zum Einstieg „New America“ von Flim & the BB’s Big Notes – ebenfalls gestreamt von Qobuz. Den Song höre ich in letzter Zeit sehr häufig und bin ihn somit auf meiner Anlage gewohnt. Meinem DAC vor- und somit dem PrimeCore nachgeschaltet ist wie üblich mein Mutec-Reclocker, über dessen Auswirkung auf die Gesamtreproduktion ich mir zu diesen Zeitpunkt noch keine Gedanken mache. Der Song beginnt mit einem langgezogenen Synth-Streicher-Intro und Saxophon. Mir ist sofort klar, dass ich hier Details höre, die vorher definitiv nicht aus meiner Anlage kamen – genau genommen noch nie. Den hohen, schnell unangenehm werdenden Streichern zum Ende des Intros, wird dank der Auflösung sogar etwas an Schärfe genommen. Nach dem Intro erfolgt ein weiteres kurzes Vorspiel auf einem Flügel. In die gehaltenen Akkorde in den tiefen Oktaven bin ich vollkommen vernarrt. Meine Anlage reproduziert dieses kleine Klangereignis mit einer Innbrunst und Energie, die mich begeistert. Mit dem PrimeCore wirkt es beim ersten Hören zunächst etwas unspektakulärer, da es nicht ganz so großspurig aus den Lautsprecher plumpst. Beim zweiten Hören ist dann klar, weshalb. Der Akkord wird in seine einzelnen Töne aufgefächert, wunderbar differenziert mit absoluter Treffsicherheit vor mir ausgebreitet. Darüber schweben die höheren Töne vollkommen befreit, luftig und mit einer anmutigen Eleganz. Sobald der Rest der Band mit einsteigt, wird es nur noch besser. Der PrimeCore beweist, dass er sich auch auf musikalisches Agieren versteht. Die Instrumente spielen charaktervoll und mit einer unheimlichen Lässigkeit. Jetzt fallen auch die feinen Dynamikabstufungen auf, die der PrimeCore liefert.


Das Album Dónde Son Estas Serranas, eine Entdeckung der automatischen Wiedergabe von Roon auf Qobuz, nutze ich, um noch einmal nachzuvollziehen, welche Veränderungen die Furutech-LAN-Kabel vor dem Silent Angel Switch im Vergleich zu den Klangtipp-Kabeln erzeugen. Das erste Stück „Los bracos traygo cansados“ interpretiert von Lee Santana an der Vihuela (Spanische Kastenhalslaute) und Andreas Wahl an der mit E-Bow gespielten E-Gitarre entfaltet einen sphärischen Klangteppich. Mit dem Klangtipp-Kabel spielen die Instrumente mit etwas weniger Tiefenabbildung, aber dafür etwas schlichter. Mir persönlich gefällt das sehr und ich könnte mit dem sehr günstigen Klangtipp oder meinem bereits eingesetzten Kabel gut leben. Das Furutech zeigt aber unmissverständlich, dass mehr geht. Die Instrumentenseparation fällt mit ihm ungleich höher aus. Die doch sehr flächige Gitarre verschleiert die Vihuela deutlich weniger und sie kann sich viel prominenter gegen die E-Gitarre behaupten. Obwohl das Furutech-LAN im Allgemeinen einen eher präsenten Eindruck auf mich macht, nimmt es im auf dem Album folgenden Stück dem Gesang sogar etwas an Härte. Die feinsinnige Reproduktion der Instrumente begeistert mich, sie wirken genauso sensibel und fragil, wie ich es mir wünsche und von den wenigen Gamben, die ich in natura aus nächster Nähe hören konnte, kenne. Die Wiedergabe ist absolut unbeschwert, organisch und emotional.

Mit dem PrimeCore im Gepäck, besuche ich meinen Redaktionskollegen Wolfgang Kemper, um den A7 dort in zwei weiteren Ketten hören zu können. Gleich vorweg beantworte ich die große Preisfrage, die ohnehin früher oder später jeder gestellt hätte, der mit Wolfgang Kempers Kette vertraut ist: Ja, der Antipodes Oladra spielt tatsächlich noch einmal mit glaubhafterer, körperhafterer Instrumentenreproduktion. Das lassen sich die Neuseeländer allerdings auch entsprechend bezahlen. Besonders bei orchestralen Werken wie beispielsweise dem Concierto de Aranjuez mit Narciso Yepes (Deutsche Grammophon), das wir nicht streamen, sondern jeweils von den internen Festplatten spielen, macht sich dies bemerkbar. Zähneknirschend muss ich mich mit dem PrimeCore geschlagen geben, allerdings gleichzeitig, man könnte sagen zu Ungunsten des Oladra, feststellen, dass er ihm in übrigen Disziplinen wie Detailsauflösung, Dynamikfähigkeit und Impulsivität nicht wirklich viel nachsteht. Besonders, wenn wir mit dem Mutec-Reclocker nachhelfen, wirkt auch der PrimeCore nochmals analoger, ruhiger, insgesamt sortierter, gewissermaßen wohlbedachter. In „Désert Blanc“ des Nicolas Parent Trio vom Album Mirage gibt es eine Solostelle des Basses. Wie selbstverständlich sich die Rauminformation der Aufnahme vom Bass abhebt, aber dennoch beide nicht die Beziehung zueinander verlieren, ist Musikalität auf sehr hohem Niveau.

In der zweiten Kette Wolfgangs (wieder Kemper, nicht Saul – obwohl ich die Anlage des letztgenannten Wolfgangs auch wirklich gerne mal hören würde), wird es nochmal spannend. Hier können wir den PrimeCore in einer reduzierten Umgebung erleben und nochmals testen, wie sich verschiedene Maßnahmen im Netzwerk auswirken. Es spielen Phonar Veritas P9.2 SE an einem Chord Electronics Ultima Vollverstärker, dessen Testbericht bald folgen wird, mit einem PS-Audio-Direct-Stream-DAC. Als USB-Kabel setzen wir ein Habst USB DIII ein. Die Kette arbeitet ohne Switch und die eingesetzte Fritz!box ist lediglich kabellos übers Mesh mit der Hauptfritz!box im Haupthörzimmer verbunden. Bereits „nackt“ spielt der PrimeCore GoGo Penguins „Raven“ vom Album A Humdrum Star einhüllend und musikalisch mitreißend. Nachdem ich das Gerät inzwischen in so einigen Ketten gehört habe, wirkt der A7 mal etwas wärmer und muskalischer, mal etwas analytischer und detailreicher. Tatsächlich wird diese Wahrnehmung jedoch immer davon bedingt, von welchem Gerät man auf den PrimeCore umsteigt. Er liefert konstant dasselbe hochaufgelöste Klangerlebnis. Der Austausch des Beipack-LAN-Kabels der Fritz!box durch ein Furutech bringt einen Hauch mehr Tiefe und Raffinesse in die Wiedergabe, obwohl die Fritz!box selbst ihr Signal kabellos bekommt.


Mit seinen 80 Watt ist es offiziell unterdimensioniert, trotzdem haben wir das Ferrum Hypsos als Netzteil für den PrimeCore getestet. Mit ihm erscheint uns die Wiedergabe vor einem noch ruhigeren Hintergrund stattzufinden und die Instrumente packen leidenschaftlicher zu. Im Vergleich wirkt das Progressive Audio Netzteil etwas nüchterner. Besser spielt keines der beiden, es ist eher eine Geschmacksfrage. Einige prinzipiell zu schwache Linearnetzteile haben ebenso wie das Ferrum für eine Beruhigung des Klangbildes gesorgt, teilweise jedoch auch das Tempo aus der Wiedergabe genommen. Beim Betrieb einer Audiozone mit DSP-Nutzung hat der PrimeCore Audio laut Anzeige am Ferrum nie mehr als 1 Ampere Strom gezogen. Es funktioniert also, eine explizite Empfehlung kann ich Ihnen in diesem Fall trotzdem nicht aussprechen. Der Einsatz eines Ferrum Hypsos erfolgt auf eigene Gefahr. Mit dem Progressive Audio wieder am PrimeCore, wandert das Hypsos an die Fritz!box. Diese Konfiguration macht einfach nochmal mehr Musik als die Fritz!box mit Beipack-Netzteil. Transienten wirken besser kontrolliert, ähnlich, aber natürlich weniger stark ausgeprägt, wie mit dem Hypsos direkt am PrimeCore. Einzelne Klavieranschläge des GoGo Penguin Stücks, die sich über das Bass- und Schlagzeugfundament erheben, offenbaren noch mehr Strahlkraft und Anschlagdetails. Gleich zwei weitere Netzteile sind natürlich eine nicht zu verachtende Investition, ein Netzteil für den PrimeCore selbst bleibt meiner Meinung nach jedoch Pflicht. Dass bereits ein günstiges Sbooster an der Fritz!box Verbesserung bewirkt, hat sich in meiner Kette zu Hause gezeigt, dass ein Hypsos noch mehr kann jetzt „leider“ auch. Als letzten Schritt bringen wir nochmals den Mutec ins Spiel, der das aufbereitete Signal dann per AES/EBU an den PS-Audio-DAC weiterreicht. Vordergründig ist die Wiedergabe nicht ganz so anspringend spektakulär und offensichtlich detailsprühend wie der PrimeCore allein, aber genau das macht den „Mutec-Effekt“ aus. Die einzelnen Instrumente von „Raven“ klingen konzentrierter, greifbarer. Ihr Zusammenspiel wird präziser und unangestrengter. Wie stark sich der Mutec auswirkt, hängt immer auch vom eingesetzten DAC ab, dennoch spielt er dem PrimeCore in den meisten Fällen in die Karten. Der PrimeCore Audio bringt grundsolide Fähigkeiten mit, ohne die es überhaupt gar nicht möglich wäre, ihm durch Optimierung des Heimnetzwerks, hochwertige Netzteile oder den Mutec Reclocker, eine derart hochwertige Wiedergabe zu entlocken, mit der er sogar sehr nah zu absoluten High-End-Servern aufschließen kann. Denn, wie bereits festgehalten, was an der Quelle verloren geht, kann nicht wieder, egal durch wie viel Aufwand, zurückgewonnen werden. Dies spricht vollumfassend für den PrimeCore Audio.

Um es mit den Worten eines Freundes zusammenzufassen, dem ich mit dem PrimeCore ebenfalls einen Besuch abgestattet habe: „Wer Qobuz hören möchte braucht das!“. Mein persönliches Fazit ist eher: „Wenn man nicht vorhat, ein Vermögen in einen Server zu versenken: PrimeCore kaufen und nicht mehr weiter über Server nachdenken müssen.“

STATEMENT

Der PrimeCore Audio A7 ist die ideale Hardwarebasis für den Betrieb eines Roon-ROCK-Servers. Bei direktem Einsatz in der Audiokette zeigt er sich spielfreudig, ausgewogen und detailreich. Der Einsatz hochwertiger Peripherie belohnt stets mit einer noch musikalischeren und authentischeren Wiedergabe und zeigt, was der unscheinbare Streamer/Server zu leisten vermag. Der PrimeCore Audio A7 brilliert mit einer überragenden klanglichen Leistung – nicht nur gemessen am aufgerufenen Preis, sondern nach preisunabhängigen Maßstäben.
Gehört mit
Router & Zubehör Fritzbox 7530, Netgear ProSAFE GS108 (mit Keces P3)
Server Roon ROCK (Intel NUC10i5FNH)
Transport Silent Angel Munich M1T 4GB (mit Keces P3)
Reclocker Mutec MC-3+ USB
DAC Mytek Brooklyn DAC+ (mit Ferrum HYPSOS), Soncoz SGD1 (mit iFi iDefender+)
Pre-Amp Violectric Pre V630
Endstufe NAD C 275BEE, IOTAVX PA3
Lautsprecher Magnat Quantum 807, Neumann KH 120 A
DAP FiiO M11 Plus ESS (FiiO Music App, Qobuz), HiBy R6 (HiBy Music App, Qobuz)
Smartphone Motorola One Zoom, 128GB, 4GB RAM, Android 10 (BubbleUPnP, Qobuz, HiBy Musikapp)
Kopfhörerverstärker iFi Micro iDSD Black Label
Kopfhörer Sennheiser HD 800 s, Beyerdynamic dt 880 black edition
In-Ears & Zubehör Vision Ears VE7, Vision Ears VE6 X2, Etymotic ER4SR, iFi IE-Match
Kabel Audioquest, Chord Company, Belden, Boaacoustic, Furutech, Glockenklang/Eupen, Sommer
Herstellerangaben
PrimeCore Audio® Streamer A5/A7
Gehäusematerial Spezial-Aluminium, aus dem Vollen gefräst, mit Kühlungsoptimierung für die CPU und die SSD
Breite x Höhe x Tiefe 25,5 x 4,7 x 11,3 cm
Gewicht 2,12 kg (ohne Netzteil)
Füße geschraubt / M3
Stromanschluss 19 V/6 A – 2,5mm Hohlstecker-Buchse
Stromversorgung Schaltnetzteil, empf. 120 W
Mainboard Intel NUC13L5Bv7 oder NUC13L5Bv
M.2-SSD Xmore 128 GB, M2CC128GXACTS-024N
RAM-Riegel 2x 8 GB (i5), 2x 16 GB (i7); A4F16QG8BNWEME; A4F08QG8BNWEME; DDR4, SO-DIMM, 3200MHz
Garantie 3 Jahre
Preis A5 (I5, 2x 8GB RAM) 2.000 Euro; A7 (I7, 2x 8GB RAM) 2.200 Euro; A7 (I7, 2x 16GB RAM) 2.400 Euro
Herstellerangaben
Progressive Audio PSU 1 mit 19V/6A Special Edition
Breite x Höhe x Tiefe 10,5 x 5,5 x 23 cm
Gewicht 1 kg
Preis 869 Euro

Hersteller/Vertrieb
AUDIOSAUL
Anschrift Wolfgang Saul
Neukölner Str. 116
46147 Oberhausen
Telefon +49 208 671424
E-Mail hifistudio@audiosaul.de
Web audiosaul.de

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