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AVM Ovation SA 8.2 Master Edition

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In Hifistatement gibt es zwar immer mal News, in denen Geräte der Audio Video Manufaktur aus dem Badischen vorgestellt werden. Der letzte Test einer AVM-Komponente liegt aber inzwischen über elf Jahre zurück. Gleich nach der Neuheitenpräsentation während der High End haben wir deshalb die neue Stereo-Endstufe SA 8.2 ME zum Test bestellt.

Als AVM-Inhaber und Geschäftsführer Udo Besser eines der ersten Exemplare des Endverstärkers nach Gröbenzell brachte, erklärte er eher beiläufig, dass man das Modell 8.2 hauptsächlich auf Kundenwunsch aus den Vereinigten Staaten entwickelt habe. Dort hätten sich vor allem Betreiber von Heimkino-Anlagen einen Stereo Amp – daher das Kürzel „SA“ – mit ähnlichen Qualitäten wie denen des SA 8.3 zu einem erschwinglicheren Preis gewünscht. Der 8.3 ist der zweitgrößte Endverstärker in AVMs Top-Linie Ovation. Er wird nur noch von den Monos MA 8.3 übertroffen, die sich rein äußerlich so gut wie nicht von der Zweikanal-Variante unterscheiden. Der größte Unterschied zwischen der dreier und zweier Variante ist der Verzicht auf die beiden Röhreneingangsstufen bei letzterer. Bei der kommen vollsymmetrische, komplett DC gekoppelte Eingangsschaltungen zum Einsatz, die das Signal für die Treiberstufe bereitstellen. Weiteres Einsparpotential fanden die AVM-Entwickler beim Netzteil. Zwar spendierten sie auch dem 8.2 zwei Transformatoren, aber nur einen 1000-VA-Ringkerntrafo, von denen die 8.3 zwei besitzt. Der zweite Transformator im günstigeren Modell speist ausschließlich die Prozessoreinheit.

Der Hauptgrund für den günstigen Preis des neuen Modells ist jedoch die Verwendung von zahlreichen sogenannten „Gleichteilen“: So konnte zum Beispiel die Gehäusestruktur samt der verwendeten Bauteile komplett von der 8.3 übernommen werden. Außerdem fielen bei den Endstufenplatinen keinerlei Entwicklungskosten an, da diese fast völlig denen der 8.3 entsprechen. Lediglich die Siebkapazität, die mit AVM-eigenen Kondensatoren aufgebaut wird und auf der Ausgangsplatine montiert ist, wurde auf den immer noch beeindruckenden Wert von 136.000 Mikrofarad pro Seite reduziert. Das Netzteil versorgt die Hochstrom-Endstufe mit plus/minus 65 Volt, so dass kurzzeitige Impulsspitzen von 450 Watt an acht respektive 900 Watt an vier Ohm möglich sind. Den nötigen Strom dafür liefern 24 MOSFETs pro Kanal. In einer Vorabversion der Produktinformation zu SA 8.2 ME weist AVM darauf hin, das man diesen Transistortyp bereits seit Bestehen der Firma bei der Konstruktion und dem Bau ihrer Endstufen verwende. Diese lange Tradition liege darin begründet, dass man mit dieser Technologie seine klangliche Linie in den Endstufen umsetzen könne: kräftig im Klang, fein in den Details, musikalisch und niemals nervig – wir werden es hören.


Die Front der SA 8.2 ME schmückt ein Display in moderater Größe mit sehr klarer, weißer Anzeige. Über die darunter angeordneten fünf Tasten lässt sich per Menü die Helligkeit des Displays, die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher, die Art der Aktivierung der Endstufe und die Art der Pegelanzeige auswählen. Das Einschalten aus dem Standby-Betrieb kann manuell durch den Druck auf die Taste unten rechts auf der Frontplatte, automatisch durch ein an den Eingängen anliegendes Signal, eine Triggerspannung oder ein Infrarotsignal erfolgen. Die momentane Leistungsabgabe wird durch einen Balken pro Kanal oder einen numerischen Wert oder beides visualisiert. Da dieser Wert natürlich auch von der Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher abhängt, sollte man im zweiten Menüpunkt angeben, ob der Nennwiderstand der verwendeten Schallwandler eher bei zwei, vier oder acht Ohm liegt. Bei der Bedienung wurde an alles gedacht, die Endstufe ist extrem gut verarbeitet und wirkt deutlich kostspieliger, als sie es in Wirklichkeit ist.

Die schiere Größe und der beträchtliche Materialaufwand schlagen sich natürlich auch im Gewicht der 8.2 nieder. Bei den fast 30 Kilogramm erscheint es mir sicherer, sie für den Transport vom Fotostudio in den Hörraum wieder im zum Lieferumgang gehörenden Flightcase zu verstauen und für den Weg eine Sackkarre zu benutzen. Wie durchdacht das Gehäuse konstruiert ist, zeigt sich dann beim Herausheben des Geräts aus seiner schützenden Verpackung: Die Rückseite mit den teils speziell für AVM gefertigten Anschlüssen wurde etwa drei Zentimeter nach innen versetzt montiert. Das schützt zum einen etwa die Lautsprecherterminals und bildet zum anderen eine Art Griffleiste, die das Handling des Schwergewichts um einiges erleichtert. Der SA 8.2 ME findet einen Platz direkt vor Einsteins The Poweramp auf einer SSC Big Magic Base. Wie meine etatmäßige Endstufe ist auch der AVM über ein langes Tornado HC mit dem Audioquest Niagara 5000 verbunden, so dass auch er vom Stromspeicher des Netzaufbereiters profitieren kann.

Da ich während der Beschäftigung mit der imposanten Endstufe parallel noch eine Phonostufe und -platine für mein Vorstufe einspiele, verzichte ich erst einmal auf in Vergessenheit geratene oder eher vertraute Tracks von der Festplatte und stöbere ein wenig im LP-Regal – ein leider viel zu seltenes Vergnügen –, um Material für die Akklimatisierung der AVM in meinem Hörraum zu finden. Ich lande erst einmal in der Blues-Abteilung und lege das 180-Gramm-Reissue von The London Howlin' Wolf Sessions auf: Auch ohne einen Vergleich fällt der grundsolide, satte Tieftonbereich der SA 8.2 ME auf. Die fabrik- – oder in diesem Falle korrekter – manufaktur-neue Endstufe lässt aber auch erkennen, dass sie noch ein wenig Einspielzeit benötigt: Den Hochtonbereich der Scheibe hatte ich ein wenig geschmeidiger in Erinnerung. Tonal erweist sich die gerade einmal warm geworden Endstufe aber schon als überraschend stimmig: Steve Winwoods Hammond auf „Who's Been Talking?“ überzeugt mit dem so charakteristischen Mix aus einschmeichelnder Fülle und dem unverzichtbaren Biss. So macht schon die Einspielzeit Spaß!


Ich bleibe noch ein wenig beim Blues, und zwar beim Sampler The Story Of John Mayall. Auch wenn ich diese Art von Alben üblicherweise lieber links liegen lasse, gibt es auf dieser Doppel-LP einige Schmankerln zu entdecken: Das beginnt mit dem 1969 augenommenen „Room To Move“, einem Up-Tempo-Song mit sparsamer Instrumentierung und einem perkussiven Mittelteil – eine sehr frühe Beat-Box-Variante –, der es unmöglich macht, die Füße ruhig zu halten. Die AVM transportiert nicht nur den unwiderstehlichen Drive des Stücks – diese Leichtfüßigkeit ist beileibe keine Selbstverständlichkeit bei leistungsstarken Endstufen –, sondern verwöhnt auch mit einer Menge Details, seien es nun Publikumsreaktionen oder die vielfältigen rhythmischen Äußerungen der Musiker. Die AVM lässt weder in Sachen Spielfreude noch Feinauflösung das Geringste anbrennen, und das schon nach wenigen Betriebsstunden. Auch das erste Stück auf der zweiten LP zählt zu meinen Favoriten: „The Laws Must Change“, bei selbem Konzert aufgenommen wie „Room To Move“, wird von einen treibenden Bass-Riff getragen, dazu kommen John Mayalls Mundharmonika und Johnny Almonds Saxophon und Flöte, mit der er beste Erinnerungen an Ian Anderson weckt: eine spannende Melange von Klangfarben und Groove, die über DS Audio W3, WestminsterLab mit Phonoeinschub, AVM SA 8.2 ME und Børresen 05 SSE so richtig Freude macht.

Schon sehr lange habe ich eine meiner absoluten Lieblingsplatte der 80-er nicht mehr gehört: Charlie Haden und Christian Escoudés Gitane. Das Duo von akustischer Gitarre und Kontrabass zog mich wegen des „natürlichen“, unverkünstelten Klanges mindestens ebenso stark in seinen Bann wie durch die spannende Interpretation der Kompositionen Django Reinhardts und John Lewis'. So mitreißend, dynamisch, lebendig und dennoch extrem fein definiert habe ich die Scheibe zuvor nie erlebt, woran gewiss auch der opto-elektrische Tonabnehmer und der im Quest integrierte, spezielle Phonoeinschub ihren Anteil haben, aber der AVM muss deren Signale ja auch unverfälscht für die Lautsprecher aufbereiten. Und das tut er völlig unangestrengt und mit Bravour.

Ich wechsle kurz zur digitalen Wiedergabekette, um mithilfe von Patrice Harals „Improvisation“ von Michel Godards Album Le Concert Des Parfums genauer herauszufinden, was der AVM in Sachen Raumdarstellung zu bieten hat, denn bisher lässt er so gut wie keine Wünsche offen. Nur kurz nach der ersten Inbetriebnahme fand ich den Hochtonbereich ja nicht ganz so einschmeichelnd: Er zeigte hier und da einen Anflug von Härte. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Patrice Herals Spiel mit den diversen perkussiven Instrumenten ist zwar feinstens differenziert, aber die hohen Rasseln erklingen völlig frei von Schärfe – so wie ich es auch von Einsteins The Poweramp her gewohnt bin. Der suggeriert allerdings einen noch ein kleines Stückchen weiter in die Tiefe reichenden Aufnahmeort. Das soll aber keinesfalls heißen, dass die Raumdarstellung des SA 8.2 ME eingeschränkt wäre und geht spätestens beim Blick auf die wirklich nicht unbeträchtliche Preisdifferenz zwischen den beiden Endstufen aus deutscher Produktion völlig in Ordnung.


Weiter geht’s mit dem Classic Records Reissue der LSC-2322 und der „Polka“ aus Schostakowitschs Ballet Das Goldene Zeitalter. Dabei begeistert die analoge Kette mit einer solchen Fülle von Klangfarben, einer so luftigen und räumlich präzisen Abbildung, dass ich mir vornehme, bei Tests wieder öfter auf die LP zurückzugreifen. Selten habe ich das Stück so dynamisch und emotional ansprechend genießen können, woran der AVM gewiss einen nicht unbeträchtlichen Anteil hat. Zum Abschluss genehmige ich mir noch die erste Seite von Ralph Towners Album Blue Sun, auf dem er dank Studiotechnik mit Percussion, einer klassischen und einer zwölfsaitigen Gitarre, am Flügel und Synthesizer sowie auf Waldhorn und Cornet zu hören ist. Jan Eric Kongshaug hat die im Talent Studio in Oslo aufgenommenen Instrumente großzügig in einem leicht halligen, für ECM-Produktionen so typischen, virtuellen Raum arrangiert. Da kann man herrlich in den verschiedensten Klangfarben schwelgen und immer wieder andere Schallereignisse auf der imaginären Bühne fokussieren. Das Titelstück habe ich ja hin und wieder schon bei Tests verwendet. Auch über die SA 8.2 ME kommen die Pauken mit viel Druck und verklingen lange im Raum. Dass sich das Klangbild auf einem soliden Tieftonfundament aufbaut und rhythmisch rundum überzeugt, brauche ich nach den bisherigen Klangbeschreibungen gewiss nicht noch einmal hervorheben, wohl aber, dass der AVM alle meine Erwartung an eine Endstufe diese Preiskategorie übertroffen hat!

STATEMENT

Ich bin ja grundsätzlich kein Freund der inflationären Vergabe von Preisen. Aber der AVM SA 8.2 ME hat mich schon ins Grübeln gebracht: Vielleicht wäre ein Award für ein hervorragendes Preis/Leistungs-Verhältnis doch sinnvoll. Der 8.2 erbringt nämlich in den Kriterien Materialeinsatz, Ausstattung, Verarbeitung und vor allem in puncto Klang ganz hervorragende Leistungen. AVM stemmt sich hier dem Trend zu immer astronomischeren Beträgen in der Hifi-Szene entgegen. Trotz des absolut betrachtet nicht gerade niedrigen Preises: ein High-End-Schnäppchen!
Gehört mit
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, Bergmann Galder-Odin Signature
Tonarm AMG 12JT, Einstein The Tonearm 9“, Bergmann Odin Signature
Tonabnehmer DS Audio W3, Transrotor Tamino, Lyra Etna
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym), DS Audio DS-W3, WestminsterLab Monologue
NAS Melco N1Z/2EX-H60 mit externem Audiaz-Linearnetzteil
Streamer Auralic Aries G2.2
Up-Sampler Chord Electronics M-Scaler mit Ferrum Hypsos
D/A-Wandler DAVE mit Linearnetzteil
LAN-Switch Ansuz PowerSwitch D-TC Gold Signature, SOtM sNH-10G
10-MHz-Clock SOtM sCLK-OCX10
Vorstufe WestminsterLab Quest mit DS-Audio-Phono-Einschub
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Børresen 05 SSE
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Force Lines, Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Dragon XLR, Ansuz Speakz D-TC Supreme, Digitalz D-TC Gold Signature und Mainz D2 (2x), Rossaudio Kabel, SOtM dCBL-BNC75, Ortofon TSW-5000 Silver
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Acapella Basis, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, ADOT Medienkonverter (2x) mit Keces P6 und SBooster MK II, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, div. Sortz, PowerBox D-TC SUPREME, Thixar Silent Feet 20, Waversa WLAN-Isolator-EXT-1 (2x)
Herstellerangaben
AVM Ovation SA 8.2 Master Edition
Leistung 200 Watt / 8 Ω, 390 Watt / 4 Ω
Verzerrungen (THD) < -78dB(25 W / 4 Ω)
Störabstand 97 dB(A) (25 W / 4 Ω)
Eingangsempfindlichkeit 330 mV (25 W / 4 Ω)
Rauschen < 180μV / -75dBV
Frequenzgang DC - > 100 kHz
Klirrfaktor < 0,01% (25 W/4 Ohm)
Dämpfungsfaktor >200
Hochpegeleingänge 1 x XLR, 1 x Cinch schaltbar
Eingangsempfindlichkeit 1,35V (8 Ω), 1,32V( 4 Ω)t
Eingangsimpedanz 22 kΩ (Cinch), 45 kΩ (XLR)
Einschaltmöglichkeit Eingänge signalsensitiv (Einschaltautomatik), 1 x Trigger In (5-20V DC), Anschluß für externen IR Empfänger
Display große, weiß leuchtende Grafikanzeige
Gehäusevarianten Aluminium silber oder schwarz, Chromfront optional
Verpackung stabiles Flight Case
Netzspannung 230V / 50 Hz, 120 / 60 Hz
Leistungsaufnahme 1000 W max, Standby < 0,5 W
Abmessungen (B/H/T) 430/135/410 mm
Gewicht ca. 29 kg
Garantie 2 Jahre + 2 Jahre bei Online Registrierung
Preis 13.000 Euro

Vertrieb
BESSER DISTRIBUTION GmbH
Anschrift Holbeinstr. 8
12205 Berlin
Telefon +49 30 856065010
E-Mail info@besserdistribution.com
Web pmc-speakers.com

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