Aller Anfang ist schwer! In diesem Fall ist das ausnahmsweise wörtlich zu nehmen, denn die Aurum Vulkan 9 ist wirklich sehr schwer. Zu spüren bekamen das Edmond Semmelhaack, inzwischen als beratender Gesellschafter nach wie vor für Quadral aktiv, und ich Anfang Dezember sehr deutlich.
Da ich nicht weit weg vom Stammsitz der Firma Quadral in Hannover-Herrenhausen wohne, brachte Herr Semmelhaack die Vulkan 9 selbst bei mir vorbei. Was er nicht wusste: Um in meinen Hörraum zu gelangen, musste wir die Vulkan 9 erst ins Hochparterre und von da aus in das Obergeschoss unseres Hauses schaffen. Das war bei 57 Kilogramm Gewicht pro Stück und der Tatsache, dass wir beide auch nicht mehr die Jüngsten sind, ein nicht ganz so leichtes Unterfangen. Aber nach einer knappen Stunde war es geschafft. Als Herr Semmelhaack nach kurzem Hörcheck wieder weg war, konnte ich die Aurum Vulkan 9 in Ruhe betrachten.
Und siehe da, so groß wie gedacht, wirkten sie gar nicht an meinem Hörplatz. Das Gehäuse verjüngt sich nach hinten, und die Schallwand ist zu den Seiten hin abgeschrägt. Gleichzeitig ist sie auch leicht nach hinten geneigt. Abstrahl- und Rundstrahlverhalten wurden also optimiert. Die Vulkan 9 kann man direkt auf dem Fußboden stellen, da sie einen Sandwich-Boden besitzt. Natürlich können Sie sie auch auf Spikes stellen. Entsprechende Aufnahmen im Boden sind vorhanden. Ich kann aber bestätigen, dass die integrierte Entkopplung perfekt funktioniert: Spikes brachten bei mir keinen hörbaren Mehrwert. Die exzellente Verarbeitung fällt auf. Die Vulkan 9 strahlt eine Solidität aus, die wirkt, als wenn sie für jahrzehntelangen Gebrauch gemacht ist. Man sieht, dass der Rotstift bei der Überarbeitung anscheinend keine Rolle gespielt hat.
Bevor es richtig losgeht, noch Einiges zum aufwändigen Aufbau: Es handelt sich um eine Drei-Wege-Konstruktion, mit der schon von Quadral bekannten Druckkammer/Bassreflex-Auslegung. Die Bassreflex-Öffnung liegt dabei vorne zwischen den beiden ALTIMA-Tieftönern. Diese bestehen wie auch die beiden 155-Millimeter-Mitteltöner aus einer speziellen Alu-Titan-Magnesium-Legierung, die ja schon länger in der Aurum Serie eingesetzt werden. Mit dem Bändchen dazwischen bilden die beiden Mitteltöner eine klassische D’Apollito-Anordnung.
Das quSENCE Alu-Bändchen wurde vollkommen neu entwickelt, aber auch die schon bekannten ALTIMA-Chassis wurden einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen. Die Membranen haben nun homogene Flächen ohne Staubkappen. Körbe, Schwingspulen und Magnete wurden erneuert. Das neue Bändchen wird in Hannover hergestellt, um die geforderte hohe Serienkonstanz sicherzustellen. Die Innenverkabelung erfolgt mit Real-Cable aus Frankreich, das auch von Quadral vertrieben wird. Es versteht sich von selbst, dass auch die Frequenzweiche ausschließlich mit hochwertigen Bauteilen aufgebaut wird. Auf der Rückseite findet sich ein horizontal angeordnetes Bi-Wiring-Terminal mit hochwertigen Anschlüssen, Brücken ebenfalls von Real-Cable und drei Kippschaltern darüber. Der Schalter ganz links dient einer Bassanhebung zwischen 40 und 100 Hertz, um in großen Räumen mehr Bassdruck und Fülle zu erzeugen. Mit dem mittleren Kippschalter lassen sich die Mitten um zwei Dezibel absenken oder anheben. Der gleiche Regelumfang gilt für den Hochtonschalter ganz rechts.
Den Hörtest begann ich selbstverständlich mit den Kippschaltern in Mittenstellung und erstmal mit meinem eigenen Lautsprecherkabel in Single-Wiring und mit den original Quadral-Brücken. Herr Semmelhaack hatte freundlicherweise noch Real-Cable in Bi-Wiring-Ausführung mitgeliefert. Dazu im Verlauf des Tests mehr. Da die Aurum Vulkan 9 schon eingespielt war, konnte es nach einer kurzen Warmlaufphase auch gleich richtig losgehen. Und ja, vorweg sei gesagt, die Überarbeitung der Vulkan ist dem Chefentwickler Sascha Reckert hervorragend gelungen. Was schnell ins Auge, pardon ins Ohr fällt, ist die absolute tonale Geschlossenheit, die die Vulkan 9 zeigt. Sie spielt wie aus einem Guss. Um auf den Anfang zurück zu kommen: Dieser Lautsprecher ist massiv gebaut und sehr schwer, aber er klingt nicht so.
Es ist schon beeindruckend, wie gut sich das Klangbild von den Vulkan 9 löst und wie gut das Timing gelingt. Nach meiner Erfahrung ist das bei Lautsprechern dieser Größe mit fünf Chassis nicht einfach zu realisieren. Es war während des gesamten Testzeitraums immer wieder verblüffend, mit welcher Schnelligkeit und Leichtigkeit die Vulkan 9 agiert. Das gilt für den gesamten Frequenzbereich. Dabei beeindruckt vor allem der bestens integrierte, trockene und – wenn gefordert – abgrundtiefe Bass. Die beiden ALTIMA-Mitteltöner mit dem Bändchen in D‘Apollitio Anordnung geben den Mittel-/Hochtonbereich bruchlos mit extrem hoher Auflösung wieder, verkneifen sich dabei aber jegliche Schärfe. Es kann aber durchaus einen Moment dauern, bis Sie das bewusst wahrnehmen. Das Bändchen legt tatsächlich noch Details offen, die ich bisher nicht kannte, aber das völlig unaufdringlich und immer eingebunden in einen ganzheitlichen Auftritt. Und wenn nötig ist aufgrund der schieren Membranfläche eine Wucht und Dynamik da, die mir so auch noch nicht oft zu Gehör gekommen ist.
Ich besitze die neu aufgelegte Living Stereo LP der Sinfonie Nr. 3 (Orgel-Sinfonie) von Saint-Saens mit Charles Munch und der Boston Symphony aus dem Jahr 1959: Mit den Aurum Vulkan 9 wird die Darbietung zu einem physischen Erlebnis. Orchester und Orgel kommen mit einer mir bisher unbekannten Dynamik und Wucht, bleiben dabei aber immer durchhörbar. Aber Vorsicht! Das ist dann nicht mehr mietwohnungstauglich. Die Vulkan 9 kann auch sehr gut leise, aber gerade Aufnahmen wie die eben beschriebene machen mit solch einem potenten Lautsprecher in entsprechender Lautstärke erst richtig Spaß. Das heißt: Gönnen Sie der Vulkan wenn möglich einen größeren Hörraum – meiner hat knapp 40 Quadratmeter – und einen ordentlichen Transistorverstärker. Die Neuner ist zwar nicht besonders leistungshungrig und weist einen gutmütigen Impedanzverlauf auf, aber Leistung schadet in diesem Fall nicht. Mit meiner alten NAD 2200PE, die sehr schnell viel Leistung zur Verfügung stellen kann, lief sie zu Höchstform auf, aber auch ein bezahlbarer Audio Exklusiv E1 Endverstärker, den Wolfgang Kemper parallel zum Test hatte, machte sich gut an der Vulkan. Der Audio Exklusiv klang im Mittel/Hochton sogar noch etwas feiner, konnte aber dem Bass nicht diese unbedingte Durchzeichnung entlocken wie der NAD. Schönes Beispiel: Der Titel „Piano Man“ mit Max Mutzke von der ACT-CD Kind of Cool von Wolfgang Haffner: Max Mutzke steht förmlich im Raum und dazu schnarren die Saiten des Basses druckvoll und klar. Aber am besten kommen diese Fähigkeiten bei guten Liveaufnahmen zur Geltung. Besonders aufgefallen ist mir das bei der Christmas with my Friends I von Nils Lofgren, die ich gern in der Vorweihnachtszeit höre. Die Aufnahme entstand in einer Stockholmer Kirche im Dezember 2006. Gerade der Kirchenraum und die Nebengeräusche dieser Aufzeichnung machen sie so authentisch. Da war Gänsehaut garantiert.
Während des Tests habe ich auch einige Male zwischen meinem eigenen Lautsprecherkabeln und dem Bi-Wiring-Kabel von Real-Cable hin und her gewechselt. Der Unterschied war hörbar, aber der Charakter des Lautsprechers blieb gleich. In der Bi-Wiring Variante klang die Vulkan 9 besonders im Bass etwas wuchtiger. Das soll nicht heißen, dass dieser verschmierte, er wurde einfach präsenter. Je nach Musik gefiel mir mal die etwas schlankere Variante mit meinem Kabel und mal auch die ein bisschen „deftigere“ Variante mit dem Real-Cable besser. Ein klares Patt also und für mich reine Geschmackssache. Die Kippschalter habe ich in meinem Hörraum in der neutralen Stellung belassen. Das klang in meiner Hörumgebung am besten. Aber schön, dass es die Möglichkeit zu einer gewissen Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten gibt.
STATEMENT
Die Quadral Aurum Vulkan 9 ist ein Lautsprecher für Genusshörer, mit dem man viele Stunden am Stück Musik „erleben“ kann. Sie ist mit 10.000 Euro pro Paar sicher nicht billig, aber unter dem Strich angesichts der gebotenen Leistung mehr als preiswürdig. Mehr Lautsprecher braucht meiner Meinung nach eigentlich kein Mensch. Auch die neunte Auflage der Quadral Vulkan seit 1981(!) taugt wieder zum Klassiker. Ein höheres Lob fällt mir nicht ein…
Gehört mit
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Computer | Apple MacBook Pro mit OS X El Capitan, Audirvana Plus |
Vorverstärker/DAC | Audio-gd Reference 10.32 |
CD-Laufwerk | North Star Design CD-Transport Model 192 MKII |
Plattenspieler | Musical Life Jazz Reference Laufwerk und Musical Life Tonarm Vocalitas 10“ |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Endstufe | NAD 2200 PE, Audio Exklusiv E1 |
Zubehör | Real Cable Lautsprecherkabel BW OFC 400 Bi-Wiring, Audio-gd Kabel NF, XLR und Lautsprecherkabel Single-Wring, Sommer Cable Carbokab |
Möbel | Watec-Analog Hifi-Regal Stahl/Multiplex |
Herstellerangaben
Quadral Aurum Vulkan 9
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Pinzip | 3-Wege, 5 Chassis, Druckkammer/Bassreflex |
Hochton | Alu-Bändchen quSENCE |
Mittelton | 2x 155mm ALTIMA Chassis |
Tiefton | 2x 235mm ALTIMA Chassis |
Gehäuse-Prinzip | Druckkammer/ Bassreflex |
Frequenzgang | 21 Hz bis 65 kHz |
Übernahme-Frequenzen | 220/3000 Hz |
Impedanz | 4 Ohm |
Empfindlichkeit | 88 dB (dB/1W/1m) |
Nenn-/Musikbelastbarkeit | 350/ 600 W |
Anschluss | Bi-Wiring Terminal, 3 Kippschalter für Bass-. Mittel- und Hochtonbeeinflussung |
Abmessungen (H/B/T) | 120/28/46cm |
Gewicht | 57 kg |
Gehäuse-Oberflächen | Nussbaum geölt, Pianofinish schwarz oder weiß, Individuallackierung in einer von mehr als 190 RAL Farben |
Garantie | 10 Jahre |
Paarpreis | 10000 Euro in Nussbaum geölt, 10500 Euro in Pianofinish schwarz oder weiß, 11500 Euro in Individuallackierung Pianofinish |
Hersteller
quadral GmbH & Co. KG
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Anschrift | Am Herrenhäuser Bahnhof 26-30 D-30419 Hannover |
Telefon | +49 511 79040 |
Web | www.quadral.com |
info@quadral.com |