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Ancient Audio Lektor Joy

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Ancient Audio ist ein 1995 gegründetes Unternehmen mit Sitz in Krakau. Auch wenn das Sortiment Lautsprecher und Komponenten mit Transistoren umfasst, liegt der Schwerpunkt auf Röhrengeräten. Der erste CD-Transport, der nach langer Zeit vorgestellt wurde, war der Lektor. Joy ist die Weiterentwicklung zu einem vollständigen CD-Player.

Ancient Audio ist – wie gesagt – ein Unternehmen, das mit dem Bau von Verstärkern begann. Dennoch sind es CD-Player, die die Position des Unternehmens begründet haben. Wie Firmeninhaber Jarek Waszczyszyn anlässlich des Tests des Laufwerks schrieb, ist der Grund einfach: „Ein CD-Player ist ein sehr kompliziertes Gerät, insbesondere im Vergleich zu Verstärkern, ganz zu schweigen von Lautsprechern.“ Daher widmen sich nur wenige kleine Unternehmen dieser Aufgabe. Und weiter: „Hier erwiesen sich meine umfassenden Kenntnisse in den Bereichen Optik, Elektronik, Datenübertragung und -decodierung sowie Verstärkerdesign als unschätzbar wertvoll“. Die gesamte Lektor-Generation, vom Modell IV bis zum Grand, war ein Erfolg, und die Geräte sahen attraktiv aus und spielten auch recht gut (Der Lektor Air V-Edition war mehrere Jahre lang der Referenzplayer der High Fidelity-Redaktion). Der neueste CD-Player der Firma wurde auf der Audio Video Show 2023 vorgestellt. Wie der Hersteller schrieb: „Ob Mittelklasse oder High-End, Lektor erfreute Ohren und Augen“, daher der Name: Lektor Joy. Das Konzept ist vom Lektor Air abgeleitet, dem erfolgreichsten Vorgängermodell. Dennoch wurde das gesamte Design, wie es heißt, „von Grund auf unter Verwendung neuer Technologien neu entwickelt“.

Obwohl der Lektor Joy nominell ein CD-Player ist, ist viel mehr in einem Gehäuse untergebracht, er ist eigentlich das Herzstück des Audiosystems. Er ist sowohl ein CD-Player als auch ein Vorverstärker, ein DAC und ein digitaler Lautsprecherprozessor. Er hat die von den früheren Playern des Unternehmens gewohnte Größe von 350 mal 70 mal 360 Millimeter und wiegt 12 Kilogramm. Er ist äußerst kompakt, insbesondere im Vergleich zu den leistungsstarken Playern von dCS, Vitus Audio, Playback Design oder Gryphon. Sein Chassis ist ein gefrästes Aluminiumteil. Von unten wird ein Metallblech angeschraubt, an dem alle Komponenten befestigt werden.

Zum ersten Mal gibt es bei CD-Playern von Ancient Audio neben dem analogen Eingang auch digitale Eingänge, und zwar zwei: USB und Cinch (S/PDIF). Ersterer akzeptiert PCM-Signale bis zu 32 Bit und 384 Kilohertz und letzterer bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz. Die Mechanik ist die gleiche wie beim CD-Transport Lektor. Es handelt sich um ein CD-Pro8-Laufwerk der österreichischen Firma Stream Unlimited Optical Storage. Eine Tent Labs-Präzisions-Wordclock wird für die Taktung aller Transportfunktionen verwendet. Die Vorgängergeneration der Lectors verwendete 24-Bit-Wandler von Crystal Semiconductor. Im Joy kommen die 32-Bit-Wandler der Spitzenklasse von ESS Technology zum Einsatz. Laut Hersteller arbeiten sie im Dual-Mono-Modus, einer pro Kanal. Bei den ESS 9038 Pro ist es möglich, die digitalen Filter auszuwählen: Im Joy hat der Benutzer die Auswahl aus acht verschiedenen Filtern. Sie können über eine Taste auf der Oberseite oder über die Fernbedienung gewechselt werden. Die Signale werden durchgehend symmetrisch verarbeitet, daher gibt es neben den analogen Cinch- auch und XLR-Ausgänge.

Ein Besonderheit aller CD-Player von Ancient Audio ist die Ausstattung mit einer Lautstärkeregelung. Dies liegt daran, dass Jarek Waszczyszyn die Idee gefällt, den externen Vorverstärker aus der Audiokette zu entfernen. Früher war es eine analoge Pegelregelung, jetzt ist es eine digitale mit hundert Schritten. Daraus folgt, dass ein analog eingespeistes Signal zuerst in ein digitales umgewandelt werden muss. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Lektor Joy MOSFET-Transistoren anstelle der russischen 6H30-Röhre verwendet. Laut Jarek Waszczyszyn sollen sie jedoch in einem Schaltkreis arbeiten, der an den in Röhrengeräten verwendeten erinnert. Der Firmenchef sagt, dass er diese Schaltung über einen Zeitraum von 15 Jahren entwickelt habe, indem er verschiedene Topologien und Komponenten testete. Das endgültige Design soll Röhrenlösungen ähneln, da FET-Transistoren wie Trioden spannungsgesteuert seien, jedoch mit höherer Verstärkung und höherem Ausgangsstrom. Die neue Schaltung biete im Vergleich zur Röhrenschaltung einen weicheren und dynamischeren Klang.


Der Ausgangsstromkreis verfügt über zwei Verstärkungseinstellungen, um den Player leichter an Verstärker anzupassen zu können. Wie bei den Röhren-basierten Lektors werden im Ausgang V-Cap ODAM-Kondensatoren verwendet. Der Hersteller schreibt über sie: „ODAM steht für Oil Damped Advanced Metalize. Wir begannen mit einem neuen, maßgefertigten amorphen, lochfreien Dielektrikum mit glatter, gleichmäßiger Oberfläche. Diese optimierte Oberfläche bietet eine hervorragende Verschmelzung mit der Metallisierungsschicht. Sie bildet auch eine kritische Barriere gegen korrosive Elemente wie Sauerstoff und Feuchtigkeit und verbessert gleichzeitig die langfristige Zuverlässigkeit, Stabilität und Selbstheilungseigenschaften des Kondensators erheblich.” Die Stromversorgung erfolgt über zwei Ringkerntransformatoren sowie eine Kondensatorbank mit hoher Kapazität und sehr geringem Widerstand. Die lineare Stromversorgung liefert, wie es in den Pressematerialien heißt, eine stabile Spannung und einen hohen Impulsstrom. Ein Transformator versorgt den CD-Transport, der andere den Audioteil.

Zusätzlich kann ein digitaler Lautsprecherprozessor in das Gerät eingebaut werden, um Lautsprecher- und Kopfhörermängel zu beheben. Auf der Rückseite befindet sich ein Schalter, mit dem eines von 16 Programmen zur Klangverbesserung ausgewählt werden kann. Der Player sieht schick aus, ist kompakt und macht einen guten Eindruck. Die offene CD auf der Oberseite sieht toll aus und ich kann aus Erfahrung sagen, dass ich ihren Anblick vermissen werde, wenn ich vom Ancient Audio-Player zu einem anderen wechseln werde. Ein Schritt nach vorne im Vergleich zu früheren Designs dieser Firma ist das Vorhandensein von digitalen Eingängen, einschließlich USB. Ein Rückschritt sind die Gummifederfüße, wo ich lieber Divine Acoustics Kepler Evolution oder Pro Audio Bono Peek 7060 SN Antivibrationsfüße in das Gehäuse eingelassen sehen würde.

Der CD-Player wird über Tasten auf der Oberseite oder über eine überladene, wenig ergonomische Fernbedienung gesteuert. Aber nicht nur: Auf der Rückseite und der Unterseite, wo der DSP-Chip eingesteckt wird, befinden sich DIP-Schalter wie bei Phono-Vorverstärkern. Die Anzeigen für Spielzeiten, Lautstärke, ausgewählten Filter und DSP-Programm werden wie bei Ancient Audio üblich durch rote LEDs auf der Vorderseite dargestellt.

Klang

Der Lektor Joy CD-Player wurde im High Fidelity-Referenzsystem getestet. Er stand auf seinen eigenen Füßen auf einer Ebene aus Kohlefasergeflecht des Finite Elemente Master-Reference-Pagode-Edition-Mk II-Racks, und ich verwendete ein 2,5 Meter langes Harmonix-X-DC350M2R-Improved-Version-Kabel für die Stromversorgung. Das Signal wurde über ein Crystal Cable Absolute-Dream-Cinch-Kabel zum Ayon Audio Spheris III-Vorverstärker gesendet. Während des Tests interessierte mich nur eine Seite dieses Geräts, nämlich seine Leistung als CD-Player. Daher habe ich den USB- und den Analogeingang nicht getestet. Während des Tests habe den CD-Player mit dem Filter Nr. 5 gehört – am Ende des Abschnitts werde ich kurz den Klang aller Filter beschreiben. Der Ausgang wurde auf die Position „High Gain“ geschaltet und die Verstärkungsanzeige zeigte die Zahl „86“ an. Der Test wurde mit dem Ayon Audio CD-35-HF-Edition-SACD-Player als Referenz durchgeführt und als AA/BB/A- und BB/AA/B-Vergleich mit bekanntem A und B durchgeführt.

Seit ich meinen Air-V-Edition-CD-Player verkauft habe – Gruß an den Besitzer! – habe ich seit vielen, vielen Jahren keinen Ancient-Audio-Player mehr in meinem Zimmer gehört. Zugegeben, ich hatte den Transport und den DAC in der Kette im Haus des Entwicklers gehört, aber das sagte mir eigentlich nichts darüber, wie diese Geräte spielten, sondern eher darüber, wie das System in diesem bestimmten Raum spielte. Man kann also leicht verstehen, dass ich sehr neugierig war zu sehen, wie sich Jarek Waszczyszyns Klangvorstellung verändert hat und wie sich der Klang seiner digitalen Geräte entwickelt hat: Kurz gesagt geht es um „dunklen Klang“. Darüber habe ich vor Jahren mit jedem gesprochen, der mir zuhören wollte, auch als ich den Ayon Audio CD-35-HF-Edition-Player zum ersten Mal getestet habe. Seitdem musste ich es noch oft erklären. Dennoch – so ist mein Eindruck – ist diese Idee vielen Liebhabern guten Klangs fremd. Und das ist schade.


Beim sogenannten „dunklen Klang“ geht es nicht um einen Mangel an Details. Es geht auch nicht darum, Feininformationen zu unterdrücken, geschweige denn, die Höhen zu verdecken. Es geht um etwas viel Grundlegenderes: Darum, den Klang so zu formen, dass nicht die Menge an Details, Höhen, Einzelereignissen, oder wie auch immer wir es in Tests nennen, zählt, sondern die Fülle an Informationen. Wenn wir einen fein aufgelösten Klang haben, dann wirkt alles innerlich deutlich ruhiger, weniger nervös und damit natürlicher. Nun, der Klang des Joy ist genau so. Das heißt, dunkel, dicht und satt. Ich weiß nicht mehr genau, wie mein Ancient-Audio-Air klang, aber ich erinnere mich, wie er sich vom Ayon unterschied. Mir scheint, dass Jarek Waszczyszyn Jahre später genau dieselbe Richtung einschlägt, wie sie Gerhard Hirt, der Besitzer von Ayon, für den CD-35 und die nachfolgenden Inkarnationen dieses hervorragenden Geräts auswählte. Denn wenn man eine beliebige CD abspielt – in diesem Fall die neueste Remaster-Version des Italo-Disco-Juwels „Tonight“ von Savage –, hört man eine coole, kontinuierlich fließende, sanfte Präsentation. Das ist etwas, was wir unbewusst von Audio erwarten – und woanders so selten bekommen.

Das betreffende Album wurde in den Scaccomatto Studios aufgenommen, mit Ausnahme von „Don't Cry Tonight“, das in Mailänder Studios aufgenommen und abgemischt wurde. Damian Lipinskis neues Remastering hat das Gewicht und die Dichte dieses Tracks hervorgehoben, und der Joy hat dies sehr gekonnt wiedergegeben. Damian hat auch die Menge an Höhen nicht übertrieben, obwohl es sich um Musik handelt, die für Tanzclubs und Diskotheken gedacht ist. Auch das hat der CD-Spieler von Ancient Audio großartig vermittelt. Ich habe die Milano Studios nicht zufällig erwähnt. Denn nicht weit von diesem Ort entfernt wurde fünfzehn Jahre später in den Logic Studios der Track „Personal Jesus“ von den Brüdern La Bionda aufgenommen und gemischt, der als Vorbote des Violator-Albums der Gruppe Depeche Mode und als Beginn der Italo-Disco-Musik gilt. Das sind unglaublich vielschichtige Musikstücke, oder? Die Maxi-Single-Version des Songs in den USA enthielt auch eine Akustikversion, nur mit Gahans Stimme, Gores Gitarre und dem Geräusch eines Fußes, der auf den Boden stampft.

Tatsächlich bestand der fragliche Sound aus vielen, vielleicht sogar einem Dutzend Spuren und wurde auf der Treppe aufgenommen, die die beiden Stockwerke des Studios verbindet und auf der das gesamte Studiopersonal und die Band selbst abwechselnd hüpften. Das macht den Sound so markant, nicht nur in dieser Version, sondern auch in allen anderen. Der Joy setzte dieses Element besonders cool und nachdrücklich in Szene. Denn da war Wucht, da war Dichte, aber da war auch Tempo. Die Stimme des Depeche-Mode-Sängers besaß Tiefe und eine Art Rohheit. Der aufgesetzte Hall kam mit einer dunklen Färbung und verklang recht schnell, was zeigte, dass der polnische Player die Zeit sehr gut im Griff hat. Der Joy bringt uns die Musik und die Musiker nahe, ohne sie jedoch über die Verbindungslinie zwischen den Lautsprechern hinauszudrängen. Der Ayon tut dies noch stärker, das heißt, er betont die Körperhaftigkeit der Stimmen und Instrumente deutlicher und bringt sie uns ein Stück näher. Der getestete CD-Player fällt in dieser Hinsicht nicht weit zurück und im Vergleich zu den meisten anderen CD-Playern in dieser Preisklasse glänzt er hier wirklich. Gleichzeitig spielt er absolut natürlich: Er ist angenehm zu hören und hat einen Klang, der unglaublich leicht „unter die Haut geht“ und dort bleibt.

Das wäre die Erfüllung meiner Prophezeiung, die ich vor einem Jahrzehnt jedem mitteilte, der mir zuhörte, nämlich, dass helle und schrill klingende Komponenten das Allerletzte sind. Man kann den Klang einer Kette offen und dynamisch abstimmen, so wie das System von Zbyszek Bielak, dem Autor des Ghost-Albumcovers, klingt, und das wird sehr überzeugend sein, aber es ist kein heller Klang an sich. Es ist einfach ein Klang mit „Biss“. Jarek Waszczyszyns CD-Player klingt im Vergleich dazu extrem dunkel. Aber wie gesagt, der Sound ist dunkel aufgrund des Informationsreichtums, nicht aufgrund der Absenkung der Höhen. Es ist paradox, aber ich höre es jedes Mal: Je mehr Informationen im Klang enthalten sind, desto mehr kann man die Lautstärke der Höhen absenken. Sie anzuheben ist ein Versuch, den Klang zu verfälschen und so zu tun, als wäre dort viel los. Der Joy tut das nicht, dennoch lässt er eine außergewöhnliche Menge an Höhen hören. Denn Lars Erstrands Vibraphon auf Arne Domnérus' Album Jazz at the Pawnshop, das 2012 von Lasting Impression Music veröffentlicht wurde, erklang kräftig und voll. Ja – voll, denn obwohl die Attack-Phase großartig rüberkam, weil sie stark und dynamisch war, waren das Sustain und die dunkle Resonanz sehr gut zu hören.


Vor etwa einem Monat war ich in diesem Stockholmer Club, dem Jazzpuben Stampen, im Herzen der Altstadt, obwohl ich mir nicht ganz bewusst war, wo ich mich befand. Es ist ein winziger Raum, aber mit einem warmen Klang, weil er mit Holz ausgekleidet ist, eine niedrige Decke hat und viele Ecken und Winkel aufweist. Und dort hörte ich etwas in dem Stil, in dem die oben erwähnte CD bei mir zu Hause vom Joy wiedergegeben wurde. Das heißt: Wärme, Fülle und Dichte. Teil dieser Präsentation ist ein Bass mit eher geringem Gewicht. Er hat einen straffen Charakter und ist recht konturiert, obwohl eine leichte Weichheit zu hören ist, die wir vom Live-Sound kennen.

Auf dem oben erwähnten Album spielt Georg Riedel Kontrabass, wenn auch, wie ich glaube, mit einem Verstärker. Obwohl er aus der Tschechischen Republik stammt, ist er einer der bedeutenderen schwedischen Jazzmusiker, der bereits auf dem 1964 erschienenen Kultalbum Jazz På Svenska in diese Musikszene mitgewirkt hat und im Laufe der Jahre auch mit Domnérus gespielt hat: Es sind nur Riedels Kontrabass und Klavier, gespielt von dem tragisch verstorbenen Bandleader Jan Johansson, und so viel Musik! Die beiden Instrumente hören sich an, als wären sie mindestens ein Quartett. Der polnische CD-Spieler gibt den Bass dieser Scheibe voll und dicht wieder. Das ist eine Eigenschaft, die neben der so oft erwähnten „Dunkelheit“ charakteristisch für dieses Gerät ist und die einfach bei High-End dazugehört. Da geht es nicht um einen „analogen Touch“ oder „Präzision“, obwohl dies auch wichtige Bestandteile des Klangs sind: So klingt zum Beispiel ein gut aufgenommenes analoges Tonband, abgespielt auf einem guten Tonbandgerät. Und der getestete CD-Player geht genau in diese Richtung.

Die Instrumente des besagten Albums wurden mit einer satten, gleichmäßigen Wärme aufgenommen und genau so wiedergegeben, ohne sie mit ihrer Masse zu Boden zu drücken, aber auch ohne den Hochtonbereich übermäßig zu akzentuieren. Das liegt daran, dass Jarek Waszczyszyns Player in der Lage ist, der Musik eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen, dank derer wir die Zweifel gegenüber dem, was vor uns geschieht, ablegen: Obwohl wir wissen, dass es sich um eine Reproduktion und nicht um ein Live-Ereignis handelt, nehmen wir die von der Aufnahme und dem Joy übermittelten Emotionen begierig und mit Freude auf. Und diese können sogar noch stärker sein als bei Konzerten, was in meinem Fall eher die Regel als die Ausnahme ist. Im Gegensatz zu vielen meiner geschätzten Kollegen glaube ich, dass eine gute Aufnahme unter guten Hörbedingungen fast allen „Live“-Veranstaltungen überlegen ist. Eine Aufnahme ist nicht der Versuch, ein solches Ereignis zu vermitteln, und sollte es auch nicht sein. Sie ist eine völlig eigenständige Kunstform, die mir sehr gut gefällt und die ich bewundere.

Digitale Filter

Moderne D/A-Wandler bieten ihrem Benutzer die Möglichkeit, eines der verfügbaren digitalen Filter auszuwählen. Das heißt, man kann wählen, wie das Signal geformt werden soll, bevor es an den eigentlichen D/A-Wandlerchip geht. Der ESS-Technology-Chip, der im Joy-Player verwendet wird, bietet bis zu acht separate Filter, zwischen denen man frei wählen kann. Die Unterschiede zwischen ihnen werden vom Joy deutlich hörbar gemacht, aber sie bestimmen nicht endgültig dessen Klang. Sie können jedoch dazu verwendet werden, den Klang des Players präzise auf unsere Anlage abzustimmen.


Filter 1 ist das schärfste und hat den ausgeprägtesten Zugriff auf den Klang. Aber es fehlt ihm an Fülle. Filter 2 ist dunkler, aber diesem fehlt es ein wenig an „Präsenz“, stattdessen wird der Nachhall betont und die Abbildung rückt etwas zurück. Mit Filter 3 kehren wir zu einem näheren Klangbild zurück, aber mit der stärkeren Betonung hoher und tiefer Frequenzen. Das wird in Filter 4 korrigiert. Dieses hat wirklich keine schlechte Fülle, ist ausgewogen und erzeugt einen dichten Klang. Für mich schien Filter Nr. 5 jedoch das beste zu sein. Mit ihm besitzt der Klang die richtige Substanz und ist dennoch agil und schnell. Mit Nummer 6 erhalten wir etwas mehr Höhen, aber der Mitteltonbereich wird ein wenig abgedunkelt. Dies ist mit Filter 7 ähnlich, das jedoch dazu neigt, die Klangbühne zu verflachen und die Abbildung näher zu bringen. Es könnte sein, dass Filter 8 neben Filter 5 das ist, wonach Sie suchen. Es hat Fülle, Substanz und einen dunklen Klang, aber auch eine stärkere Öffnung Hochtonbereichs.

Zusammenfassung

Der Joy vermeidet es, sich in die üblichen Kategorien wie Klangfarbe, Dynamik oder Klangbühne einordnen zu lassen, sondern ermöglicht es uns, Musik zu erleben und über musikalische Inhalte zu diskutieren, auch wenn wir dies, wie in diesem Fall, in einem Audio-Kontext tun. Der polnische Player spielt in der obersten Liga. Er spielt vielleicht nicht so hochauflösend und informationsgesättigt wie mein Ayon Audio, aber erstens ist der Unterschied nicht groß und zweitens konnten selbst die teuersten CD- und SACD-Player, die ich gehört habe, nicht ganz mit einigen Leistungen mithalten, die der CD-35-HF-Edition erbringt. Der Gryphon Ethos bietet einen dynamischeren Klang mit einem klarer akzentuierten Rhythmus, und der dCS Vivaldi One, insbesondere in der APEX-Version, erzeugt mehr Luft um die Darbietenden herum und einen längeren Nachhall. Wenn Ella Fitzgerald auf dem Album Ella and Louis, vorzugsweise in der UltraHD-CD-Version der Veröffentlichung von Lasting Impression Music aus dem Jahr 2010, von Louis Armstrong begleitet singt, hören wir ihr mit absolutem Genuss zu. Bei „Moonlight in Vermount“, wenn die Trompete schärfer klingt, registrieren wir diese Schärfe, erleben sie intensiv, und verringern dennoch nicht so schnell die Lautstärke, wie wir es bei vielen anderen Quellen tun würden – egal, ob digital oder auch analog.

Der Ancient Audio baut solide, dreidimensionale Klangbilder auf, füllt sie und zeigt sie in einem glaubwürdigen Raum. Und das gilt unabhängig davon, ob wir über Armstrongs Gesang auf Ella and Louis direkt vor uns, über Savages Stimme auf „Tonight“, die fest in den Mix eingebunden ist, oder über die Details am Rande der Klangbühne sprechen. Der Joy ist ein fein auflösendes Gerät mit einem hervorragend ausgewogenen Klang. Ich würde sagen, mit einem „modernen“ Klang, wäre da nicht die Tatsache, dass „Modernität“ den knalligen Sound heutiger billiger Kopfhörer impliziert. Bleiben wir also beim „natürlichen“ Klang – und das ist etwas, das man zu schätzen wissen sollte, etwas, das Jarek Waszczyszyn bei diesem Gerät hervorragend gelungen ist, und zwar ohne auf Röhren zurückzugreifen. Bravo!

Ein wenig mehr Technik

Der CD-Player JOY von Ancient Audtio besitzt einen niedrig liegenden Schwerpunkt, genau wie bei Plattenspielern. Das Gerät ist nur in einer Farbe erhältlich, nämlich in Schwarz. Der Joy ist ein Toplader, das heißt ein Gerät mit einem CD-Mechanismus, bei dem die Disc direkt auf der Motorachse platziert wird. Seine Form ähnelt der, die wir von früheren Lektor-Modellen kennen, aber der Joy sieht viel massiver aus. Tatsächlich ist das Chassis völlig neu. Es wurde vom taiwanesischen Unternehmen Champion H and C Incorporation, das unter anderem für BMW arbeitet, aus einem Aluminiumblock gefertigt. Wie Ancient Audio sagt, hat man bereits früher Versuche mit solchen Gehäusen durchgeführt, aber „nur die Taiwaner konnten die Qualität und Reproduzierbarkeit der Verarbeitung sicherstellen.“


Das Aluminium wurde eloxiert und laut Hersteller sollte die Oberfläche hart genug sein, um nicht so leicht zu zerkratzen. Auf der Oberseite befindet sich außerdem ein Aluminiumstreifen, der leicht über den Aluminiumblock hinausragt und in den ein Loch für den CD-Mechanismus geschnitten wurde. Dabei handelt es sich um den Blue Tiger CD-Pro 8--CDMechanismus, der von der österreichischen Firma StreamUnlimited hergestellt wurde und bereits vom GRYPHON ETHOS Player und dem PRO-JECT RS2 T CD-Transport bekannt ist. Der Aluminium-Streifen ist lackiert, wodurch er sich optisch leicht vom Gehäuse unterscheidet. Was wäre, wenn er mit geflochtener Kohlefaser überzogen wäre? Das wäre mal etwas Besonderes.

Der Name des neuen Laufwerks weckt Assoziationen an den Philips CD-Pro2-Mechanismus, der von Ancient Audio in früheren Designs verwendet wurde. Und das zu Recht, denn beide Laufwerke wurden von denselben Personen entworfen, ehemaligen Philips-Ingenieuren. Die charakteristische Form, das Aluminiumchassis, an dem der Optikschlitten angeschraubt wurde, und die Entkopplung von der Basis mit Federn blieben vom vorherigen Design erhalten. Neu ist ein Teil der oberen Abdeckung mit einem Ausschnitt für den Laser, der aus geflochtener Kohlefaser besteht (bei Philips war er aus Kunststoff). Neu ist auch die Platte, an die das Ganze angeschraubt ist, die ebenfalls aus geflochtener Kohlefaser besteht. Die Steuereinheit ist ebenfalls völlig neu – es handelt sich um ein Blue Tiger CD-84-Modul, aber mit einer speziell für dieses Laufwerk entwickelten Software.

Wie Jarek Waszczyszyn sagte, nutzte die große Mehrheit der Hersteller zu Zeiten des CD-Pro2 zur Erstellung der Software die Dienste von Digital Audio Industrial Supply in Frankreich. Die Firma bot eine klare Dokumentation, so dass man die Mechanik an das eigene Design anpassen konnte – von der Anzeige über die Fehlerkorrektur bis hin zur Zeitanzeige. Das betreffende Unternehmen existiert nun nicht mehr. StreamUnlimited Optical Storage bietet zwar eine vollständige Dokumentation seines CD-Mechanismus' an, aber sie ist, wie Jarek Waszczyszyn sagt, schwer zu verstehen und enthält viele kleinere Fehler. Deshalb bat er einen polnischen Ingenieur, das Programm zu schreiben. Er merkt dazu an: „Für den CD-Pro-2 bot Digital Audio Industrial Supply ein Set aus einem Display, einem Computer und einem EPROM und sogar einer eleganten Metallfernbedienung an. Für den CD-Pro8 gibt es keine solche Unterstützung. Man muss den Steuercomputer selbst herstellen und, was noch schlimmer ist, die Steuerungssoftware von Grund auf neu schreiben. StreamUnlimited stellt nur die Dokumentation zur Verfügung. Es ist nicht einfach, einen Programmierer zu finden, der Erfahrung mit Hardware und Software hat. Letztendlich wurde unsere Software von einem hervorragenden Ingenieur entwickelt, der hauptberuflich 3D-Drucker und Drohnen herstellt.

Meine 30-jährige Erfahrung mit CD-Playern hat mir die Probleme früherer Designs aufgezeigt. Insbesondere das Problem des Jitters. Selbst die besten Player, wie der Lektor Grand, bestanden aus mehreren Einheiten, die von unabhängigen Taktgebern gesteuert wurden: Laufwerk, Steuercomputer, Display, Lautstärkeregelung per Fernbedienung. Infolgedessen interferierten die Takte irgendwo, störten sich gegenseitig und führten zu erheblichem Jitter, was die Klangqualität beeinträchtigte.“ Das neue Design wird trotz der Beschwerden des Programmierers nur von einem Taktgeber mit einem Jitter von 3 ps bei 16,9344 MHz gesteuert, der von der niederländischen Firma TentLabs hergestellt wird. Daher sollten alle Prozesse perfekt synchronisiert sein, sogar die Anzeige und die Fernbedienung. Am Ausgang des Laufwerks liegt ein Rechtecksignal mit einer sehr hohen Flankensteilheit und geringem Jitter an. Dies erleichtert die Wiederherstellung des Datentakts durch den S/PDIF-Empfänger im Wandler, der vom Laufwerk gesteuert wird.

In der vorherigen Generation der Player von Ancient Audio wurde der Ausgangspegel über eine analoge Widerstandsleiter eingestellt. Dieses Mal verwendete der Entwickler die digitale Lautstärkeregelung, die der ESS-Chip bietet. Es stehen 100 Stufen zur Verfügung. Zusätzlich kann ein digitaler Lautsprecherprozessor in das Gerät eingesteckt werden, um Lautsprecher- und Kopfhörermängel zu beheben. Mit einem Schalter auf der Rückseite kann dafür eines von 16 Programmen ausgewählt werden. Der Lektor Joy verfügt außerdem über analoge und digitale Eingänge. Das USB-Eingangsmodul wird von einem polnischen Unternehmen hergestellt. Beim Joy handelt sich also um einen CD-Player, Vorverstärker, DAC und Prozessor in einem Gehäuse. Der Lektor Joy ist sehr solide gebaut und sieht sehr gediegen aus. Anstelle von Goldakzenten, wie bei früheren Generationen, wurde Silber gewählt – dies ist das Typenschild mit dem Firmenlogo, dies ist auch der Streifen, in dem die silbernen Bedientasten befestigt sind. Unter ihnen ist die wichtigste diejenige, mit deren Hilfe man das Inhaltsverzeichnis der CD lädt; bei Geräten anderer Firmen geschieht dies automatisch, wenn die Schublade oder der Deckel geschlossen wird.


Ich möchte hier wiederholen, was ich anlässlich des Tests des Lektor Transport geschrieben habe: Denken Sie daran, dass es sich hierbei um das Produkt einer winzigen Manufaktur handelt, eigentlich um ein handwerkliches Produkt. Es weist also einige Ungereimtheiten auf und es gibt ein paar Dinge, die ich ändern würde. Zum Beispiel schauten die Befestigungslöcher für die Schrauben an der Unterseite des Gehäuses unter der schwarzen Farbe mit silbernem Aluminium hervor. Die Schrauben selbst waren auch nicht sehr schön, und die Bodenplatte sah aus, als wäre sie mit Sprühfarbe lackiert worden. Die Rückseite ist in Ordnung, aber auch hier sieht man, dass es sich um ein handgefertigtes Kleinserienprodukt handelt. Es ist eine Schande, dass „Made in Poland“ durch „Made in Europe“ ersetzt wurde. Und das, obwohl polnische Marken inzwischen wahrgenommen und geschätzt werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass bei der Konstruktion des neuesten Players von Ancient Audio hochwertige mechanische und elektrische Komponenten verwendet wurden. Dieses Produkt stammt von einem Mann, der 1997 seinen ersten CD-Player auf den Markt brachte, und zwar von Anfang an einen High-End-Player. Er verfügt also über viel Erfahrung. Für den Klang des Joy dürfte es ausschlaggebend sein, dass eine spezielle Steuerungssoftware für den CD-Mechanismus entwickelt wurde und dass eine einzige Wordclock alle Elemente der Schaltung steuert, die dies erfordern. Das Gerät ist klein und schwer, was ebenfalls ein Plus ist. Dies ist wahrscheinlich der beste CD-Player in der Geschichte dieses Unternehmens, meiner Meinung nach gefährlich nah am Lektor Grand SE.

Gehört mit
Lautsprecher Harbeth M40.1
Lautsprecherständer Acoustic Revive (Sonderanfertigung)
Vorverstärker Ayon Audio Spheris III
SACD-Player Ayon Audio CD-35 HF Edition No. 01/50
Endverstärker Soulution 710
Rack Finite Elemente Master Reference Pagode Edition Mk II
Lautsprecherfilter Spec Real Sound Processor RSP-AZ9EX (Prototyp)
Signal-Kabel Siltech Triple Crown, Siltech Royal Single Crown, Siltech Triple Crown
Stromversorgung Siltech Triple Crown, Acrolink Mexcel 7N-PC9500, Acoustic Revive Power Reference Triple-C, AC Acoustic Revive RTP-4eu ULTIMATE
Herstellerangaben
Ancient Audio Lektor Joy
CD-Laufwerk StreamUnlimited CD-Pro 8
Wordclock Tent Labs, für alle Schaltungen
Wandler-Chip : 2 x ESS Technology SABRE ESS 9038 Pro, mono
Ausgangsstufe transistorisiert, analog, symmetrisch
Ausgangssignal Cinch bis zu 15Vpp, XLR bis zu 30Vpp
Digitaleingänge S/PDIF (Cinch) 32-216kHz, 16-24 bit PCM, USB 2.0/1.0
Abmessungen (B/H/T) 350/70/360mm
Gewicht 12kg
Preis 15.000 Euro

Hersteller
Ancient Audio
Anschrift Malawskiego 50
31-471 Kraków, Poland
Telefon +48 602 434 841
E-Mail office@ancient.com.pl
Web www.ancient.com.pl

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