Als ich im Juli darTZeel in der Nähe von Genf besuchte, machte ich auch einen Abstecher nach Vetroz, wo Jean-Pascal Panchards Lautsprecher-Manufaktur Stenheim beheimatet ist. Vor mehr als sieben Jahren hatte mich seine Alumine Five in meinem Hörraum begeistert. Für Anfang nächsten Jahres ist die ausgiebige Beschäftigung mit der Five SX geplant.
Natürlich war ich neugierig darauf zu sehen, wie groß die Fertigungstiefe bei Stenheim ist: Zwar werden die Chassis zugekauft, aber von den Herstellern nach den Vorgaben von Stenheim gebaut oder modifiziert. Die gesamten Aluminiumgehäuse werden in Handarbeit aus vorgefertigten, teils bereits pulverbeschichteten und einigen eloxierten Teilen zusammengesetzt und mit den Chassis bestückt. Natürlich werden auch die passiven Frequenzweichen mit ihren hochwertigen Bauteilen in Vetroz gefertigt. Bei den aktiven Weichen der Reference Ultime Three beispielsweise zeigt sich der Qualitätsanspruch des Schweizer High-End-Herstellers: Die von Stenheim entwickelte Elektronik wird im Gehäuse einer weiteren eidgenössischen Nobel-Marke geliefert: CH Precision.
Noch eine kleine Anmerkung zur Überschrift des Artikels: Ich hatte eine Reihe von Fragen vorbereitet, kam aber nicht dazu, sie Jean-Pascal Panchard zu stellen, da der Firmeninhaber die Geschichte seines Unternehmens in einem – wie ich finde – spannenden Monolog referierte.
Dirk Sommer: Mir ist ein Teil Deiner Tätigkeit in der Audio-Branche bekannt, seit wir 2012 an einem Abend ein Konzert beim Montreux Festival aufgenommen haben. Damals hast Du für Nagra gearbeitet. Wie bist Du ins Hifi-Geschäft gekommen?
Jean-Pascal Panchard: Ich habe mich schon als Kind für Audio-Geräte begeistert. Als Jugendlicher habe ich bereits meine ersten Erfahrungen gemacht. Mein Interesse galt eher Lautsprechern als der Elektronik. Alles, was mit Lautsprechern zu tun hat, hat mich schon immer fasziniert. Als ich zum Audiophilen wurde, versuchte ich zunächst, all meinen Freunden zu helfen, die bestmögliche Anlage zu finden. Ich studierte in Genf, um Ingenieur zu werden, und verbrachte dann den Großteil meiner Freizeit in einem Hifi-Laden, um die besten Komponenten für mich und meine Freunde zu finden. Es war immer ein sehr wichtiger Teil meines Lebens, nach den besten Geräten zu suchen. Nach meinem Abschluss als Elektronikingenieur hatte ich meinen ersten Job im Ausland. Aber ich hatte immer den Wunsch, ein HiFi-Geschäft zu eröffnen, weil das meine Leidenschaft war. Und das habe ich dann mit 24 Jahren zusammen mit Freunden gemacht. Ich habe mein erstes Unternehmen im Audiobereich als Händler in meiner Region gegründet. Zu dieser Zeit habe ich mich den besten verfügbaren Audio-Gerätschaften gewidmet und habe immer auf sehr audiophile Weise getestet, was am aufregendsten sein könnte, war aber auch immer auf der Suche nach der besten Musik. Denn Musik war schon immer meine Leidenschaft. Es ging nicht nur darum, eine Anlage zusammenzustellen, sondern sie so zusammenzustellen, um das Beste aus der Musik herauszuholen. Das ist wichtig zu erwähnen, denn das war die große Zeit des Jazzrock, des Progressive Rock und all dieser außergewöhnlichen Musik, die zu dieser Zeit lebendig war.
Als Händler hatte ich die Möglichkeit, mit einigen der besten Technologien zu experimentieren, denn als Händler hat man Zugriff auf viele verschiedene Produkte von verschiedenen Herstellern. Es war auch wirklich interessant zu sehen, wofür sich die Leute interessieren. Was ist der eigentliche Reiz für die Menschen, sich seine Traum-Anlage zu kaufen? Die Tätigkeit als Händler hat mir auch geholfen, viel für meine zukünftigen Aktivitäten zu verstehen. Ich blieb zehn Jahre lang als Händler tätig und wechselte dann. Ich arbeitete immer im Bereich Elektronik, aber ich hatte eine Familie. Meine Kinder wuchsen heran und brauchten etwas Stabileres. Aber ich konnte meine Leidenschaft für Audio nicht aufgeben, also gründete ich einen audiophilen Club. Das ist das auditorium.ch. Die meisten Mitglieder stammten aus der Zeit, als ich noch Händler war, und gehörten dann zu meinen besten Freunden und Kunden, denn meine besten Kunden wurden meine besten Freunde. Wir experimentierten wirklich weiter, aber auf eine andere Art und Weise. Wir haben die Produkte nicht nur ausprobiert und gekauft und weiterverkauft. Wir haben das Produkt ausprobiert, um zu verstehen, wie es funktioniert, und auch, um zu verstehen, was im Hintergrund vor sich geht.
Ich habe mich schon immer für Physik begeistert. Letztendlich muss man, wenn man ein Produkt verstehen will, die Physik der Technologie verstehen. Dann kann man darüber nachdenken, wo man etwas verbessern kann. Wir haben also mit vielen Dingen experimentiert, mit vielen verschiedenen Lautsprechertypen oder -technologien. Ehrlich gesagt wollte ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas mehr einbringen und hatte die Idee, meine eigenen Sachen zu bauen und noch einen Schritt weiter zu gehen.
DS: Was war damals Deine Haupttätigkeit?
J-PP: Ich war Elektronikingenieur in einem anderen Technologiebereich, aber mehr auf die Geschäftsentwicklung fokussiert.
DS: Warst Du damals angestellt?
J-PP: Ja. Genau. Ich war für die lokale Tochtergesellschaft eines großen Unternehmens der Kudelsky-Gruppe verantwortlich, und so kam es zur Zusammenarbeit mit Nagra, denn Nagra gehört ebenfalls zur Kudelsky-Gruppe. Damals begann ich, mit Matthieu Latour von Nagra zusammenzuarbeiten, um ihm bei der Entwicklung des Geschäfts in der Schweiz zu helfen und auch bei einigen Marketing-Angelegenheiten, bei Auslandsreisen zu Messen oder was auch immer. Dann beschloss ich, mehr für Nagra zu arbeiten. Anschließend wurde ich von Nagra angestellt, um eine neue Produktlinie zu entwickeln und das Geschäft auszubauen. Nach ein paar Jahren bekam ich dann die Gelegenheit, die Leute von Stenheim kennenzulernen. Die Gründer von Stenheim waren vier Ingenieure, die für ein anderes Unternehmen gearbeitet hatten, drei von ihnen für Goldmund. Deshalb kamen einige gestalterische Ideen von dort, keine technischen, mit einer Ausnahme: Was wirklich extrem ähnlich ist, ist das Aluminiumgehäuse. Es ist interessant zu wissen, dass es nicht eine der großen amerikanischen Marken war, die das Aluminiumgehäuse erfunden oder eingeführt hat. Goldmund hat das schon vor langer Zeit gemacht. Bereits in den Achtzigern oder Neunzigern verwendeten sie Aluminium für das Gehäuse. Das war für die großen Apologue.
Um auf Stenheim zurückzukommen: Zu dieser Zeit arbeitete ich in Teilzeit für Nagra und interessierte mich für Audio. Ich organisierte einige schöne Shows, die sich an die Audiowelt richteten. Die Idee war, Schweizer Herstellern vorzuschlagen, ihre Geräte in einer angenehmen Umgebung auszustellen und zu präsentieren, Leute einzuladen und andere Erfahrungen zu teilen, nicht nur in Bezug auf Audio, sondern auch in Bezug auf Gastronomie, Wein und Kunst. Wir haben drei Shows in drei Jahren veranstaltet. Wir nannten sie Son & Sens. Soweit ich mich erinnere, warst Du bei einer davon, der letzten in Montreux. Das war ein großartiger Ort. Wir haben die Shows zweimal an einem anderen Ort gemacht, in einem Schloss, nicht weit von hier entfernt. Das war eine außergewöhnliche Erfahrung, die Verbindung zwischen den verschiedenen Genüssen rund um Audio, Gastronomie, Wein und Kunst zu verstehen. Das sind alles Erfahrungen, die vielleicht für einige Menschen wichtig sind, die ähnliche Einflüsse, aber auch ähnliche Persönlichkeiten haben könnten. Es war eine wirklich interessante Erfahrung zu verstehen, dass man, wenn man Musik mag, wenn man Audio-Sachen mag, sicherlich auch guten Wein oder gute Gastronomie oder Kunst mag, weil man für diese mit Musik verbundenen Freuden empfänglich ist. Son & Sens war für mich eine sehr gute Gelegenheit, Kontakte zu anderen Akteuren der Branche zu knüpfen, vor allem zu Herstellern in der Schweiz und auch zur Presse. Du warst dort und einige andere Deiner Kollegen auch. Das war für mich eine wichtige Erfahrung ebenso wie die, die ich mit Nagra auf den internationalen Märkten gemacht habe: Wir können nicht von lokalen Märkten leben. Wenn man eine Marke hat, muss man über den weltweiten Vertrieb nachdenken. Man muss also offen sein. Die Arbeit mit Nagra hat mir geholfen, das zu erkennen.
Zu dieser Zeit war Stenheim eine Chance für mich, denn die Jungs von Stenheim, diese jungen Leute, hatten andere Ideen und wurden von einem viel größeren Unternehmen eingestellt, das sehr ehrgeizig war, und schließlich sagten sie: „Okay, wir wollen unser Baby verkaufen.“ Damals wollten sie mich bei Nagra treffen, aber Nagra war an Stenheim nicht interessiert, weil sie keine Lautsprecher herstellen wollten. Zu dieser Zeit kannte ich die Qualität von Stenheim, weil ich sie bei Son & Sens kennengelernt hatte, und ich traf die Besitzer auch in meinem audiophilen Club. Ich wusste von der Qualität von Stenheim. Ich war sehr beeindruckt.
Vielleicht eine kleine Anekdote: Zu Beginn von Stenheim versuchten dessen Gründer, mit vielen Personen im Audiobereich Kontakt aufzunehmen, und sie wussten von dem Audioclub im Wallis. Also besuchten sie uns. Zu dieser Zeit experimentierten wir mit diesen riesigen Hornsystemen und großen Paneelen. Sie kamen mit einem winzigen Lautsprecher, einem Regallautsprecher. Ich sagte erst: „Nun, was ist das?“ Dann: „Okay, lass es uns versuchen.“ Und wir waren alle hin und weg von dem Ergebnis. Diese winzigen Lautsprecher konnten den Raum füllen und eine riesige Klangbühne reproduzieren. Sie konnten diese Begeisterung vermitteln, die man spürt, wenn man ein hocheffizientes System hört, und sie klangen sehr natürlich, sehr mühelos und sehr homogen. Das war wirklich beeindruckend. Ich sagte: „Ja, da ist etwas dran, sie haben etwas gefunden, sie haben etwas getan, das für die Branche sehr hilfreich sein könnte, und sie können sehr erfolgreich sein.“ Als sie mich also besuchten und Nagra kein Interesse zeigte, stimmte ich einem Kauf zu. Mir kam der Gedanke, dass dies die Gelegenheit sein könnte, mein eigenes Unternehmen zu gründen und das Konzept von Stenheim weiterzuentwickeln. 2012 traf ich sie. 2013 gründete ich Stenheim Switzerland, das die Marke und alle Technologien übernahm. Das war der Beginn der Entwicklung.
Ich wusste, dass es notwendig war, das Konzept so weit wie möglich voranzutreiben, denn wenn man etwas bewegen und einen gewissen Ruf in der Welt haben will, in der es so viele andere Marken gibt, muss man beeindrucken und eine Vision davon vermitteln, was man tun könnte. Deshalb sagten wir uns: „Okay, konzentrieren wir uns, entwickeln wir Referenzlautsprecher“. Sie mussten riesig sein, sie mussten sehr teuer sein, um unsere Referenz zu sein. Dann haben wir es in einem Jahr geschafft. Wir haben den ersten Prototyp in München vorgestellt. Zu dieser Zeit waren wir nicht auf der High End, wir waren im Kempinski, weil sie einige geeignete Räume hatten. CH Precision und Wilson Benesch und ein paar andere Marken waren auch dort. Wir stellten also das erste Referenzsystem vor. Das war 2014. Ich denke, wir hatten viel Erfolg, nicht vorrangig bei der Presse oder bei den Besuchern, denn es kamen nicht viele an diesen Ort, sondern bei einigen Vertrieben in Asien. Sie waren sehr angetan und sagten: Ja, ihr werdet etwas sehr Interessantes machen. Wir begannen, unseren Erfolg schon früh mit dem asiatischen Markt aufzubauen.
Wegen der Besonderheit der asiatischen Märkte baten sie sogar darum, ein größeres System herzustellen. Dann sagten wir: „Okay, gehen wir noch einen Schritt weiter.“ Wir entwickeln das Statement-System, das eine Erweiterung der Referenzlautsprecher mit einigen weiteren Ideen darstellt, etwas größer, mit einer massiven Plattform und mit dem Sub-Tower, einem Turm, der den Subwoofern gewidmet ist. Das System wurde zum ersten Mal im folgenden Jahr, 2015, in München vorgestellt. Wir mieteten einen ziemlich großen Raum in einer der großen Hallen, aber es war ein geschlossener Raum. Wir haben mit CH Precision und mit Audio Consulting vorgeführt und hatten einen unglaublichen Erfolg, und einer der amerikanischen Journalisten hat uns sogar seinen Best-of-the-Show-Award verliehen. Das war wirklich ein großer Schritt in der Entwicklung unseres Unternehmens: Nach nur drei oder vier Jahren konnten wir die Community beeindrucken. Aber das Geschäft konzentrierte sich immer noch hauptsächlich auf den asiatischen Markt.
In Kürze können Sie an dieser Stelle den zweiten Teil von Jean-Pascal Panchards Ausführungen lesen.
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