Nach den Ausführungen zu seinem beruflichen Werdegang und einigen Stenheim-Modellen in Teil eins wird Jean-Pascal Panchard auch hier noch über das ein oder andere Modell aus dem Portfolio sprechen, bevor er Fragen zur internationalen Aufstellung der Firma, dem Audio-Club und seinen Lieblings-Medien für Tests und den privaten Hörgenuss beantwortet.
Als Jean-Pascal Panchard Stenheim erwarb, hatte man lediglich die Alumine Two mit der optional zu ergänzenden Basssektion im Angebot. Um der Marke internationale Beachtung zu verschaffen, wurden, wie der Firmenchef im ersten Teil des Artikels berichtete, die Reference Speaker, die heute unter dem Namen Reference Ultime Three firmieren und das Topmodell, das Reference Statement System, entwickelt. Bevor es dann im Folgenden um die oben genannten Themen geht, spricht Jean-Pascal Panchard über die erschwinglicheren Lautsprecher-Modelle, die heute die Produktlinien Alumine und Reference komplettieren.
J-PP: Wir hatten nur die kleinen Lautsprecher, die Alumine Two, und es gab das, was wir damals den „Dritten Weg“ nannten: Es war eine Art Basssektion für die Two, die großartig war, aber die Kombination war etwas teuer und vielleicht nicht ausreichend, um alle Märkte zu interessieren. Deshalb sagten wir uns: „Okay, kehren wir zu vernünftig dimensionierten, etwas erschwinglicheren Lautsprechern zurück.“ Also beschlossen wir, die Alumine Five auf den Markt zu bringen. Es war das erste Modell, das ich und mein Team 2016 entwickelt haben. Wir haben es also 2016 zum ersten Mal mit Audio Consulting in einem kleinen Raum vorgestellt. Es war sofort für viele andere Märkte attraktiv. Also begannen wir, das Geschäft in Europa und den USA aufzubauen, weil die Five für ihre Größe eine unglaubliche Qualität hatte.
2018 brachten wir die Alumine Three auf den Markt. Das war eine kleine Alumine Five, die auch etwas erschwinglicher sein sollte. Wir hatten großen Erfolg und erhielten mehrere Auszeichnungen dafür. Im folgenden Jahr entwickelten wir die Aluminium Five Signature, weil wir etwas auf einem etwas höheren Niveau als die Five schaffen wollten. Also baten wir jemanden, uns bei der Entwicklung der Signature-Version zu helfen. Die Signature-Version erhielt eine separate Frequenzweiche mit einigen exotischen Anpassungen der internen Dämpfung und vielen kleinen Dingen, die dazu beitragen, dass der Klang ein höheres Niveau erreicht. Schließlich war unser Vertriebe zufrieden, aber sie fragten nur, ob wir die wieder in die Lautsprecher einbauen könnten. Es scheint, dass eine separate Frequenzweiche für viele Kunden nicht sehr attraktiv ist. Wir konnten nicht alles zurück ins Gehäuse packen, aber wir haben uns entschieden, eine Version zu entwickeln, die für eine interne Frequenzweiche optimal sein könnte. Die Frequenzweiche hat viele große Komponenten, die viel Platz beanspruchen. Also haben wir so viel wie möglich wieder ins Gehäuse hineingebaut, und das führte zur Aluminium Five SE, der Special Edition. Die SE war und ist immer noch ein großer Erfolg. Sie ist einer der meistverkauften Lautsprecher der gesamten Produktlinie, wenn nicht sogar der erfolgreichste. Dann wurde der SE zum Produkt des Jahres bei der Absolute Sound. Zu dieser Zeit wurden wir wirklich zu einer der größeren Marken, zumindest unter den Newcomern. Das war also der Zeitpunkt, an dem wir anfingen, als ernstzunehmende Marke wahrgenommen zu werden.
Dann wollten wir natürlich in einem anderen Teil der Produktpalette,, der Referenzlinie noch einen Schritt weiter gehen, da es eine große Lücke zwischen der Five und der Reference gab. Also sagten wir uns, dass wir versuchen sollten, Referenzlautsprecher zu entwickeln, die etwas weniger kosten und sich wirklich dazwischen einordnen lassen. So entstand die Reference Ultime Two. In der Reference-Reihe gibt es natürlich auch noch die Ultime Three, die frühere Reference, und das Statement System. Die Ultime Two war für uns ein großer Erfolg, weil wir sie als vollständig passiven Lautsprecher entwickelt haben und wir wissen, dass die meisten unserer Kunden vollständig passive Lautsprecher bevorzugen. Technisch gesehen kennen wir die Vorteile von aktiven Lautsprechern oder zumindest von passiven Lautsprechern mit separater aktiver Frequenzweiche. Genau das haben wir bei der ehemaligen Reference gemacht: Wir hatten sie mit einer separaten aktiven Frequenzweiche konstruiert. Aber wenn man das macht, muss man die Verstärkung verdoppeln oder sogar verdreifachen, was für viele Kunden ein Problem darstellen kann. Außerdem braucht man mehr Platz für die Elektronik. Die Reference Ultime Two Full Passive kann mit einem Verstärker oder zwei betrieben werden, wenn man sie im Bi-Amping betreiben möchte. Aber eine Endstufe reicht aus. Nach dem Erfolg der Five war es gut, einige der Konzepte in der Reference Line anzuwenden. Jetzt haben wir die zwei wichtigsten Produkte in unserer Reihe: die Alumine Five und die Reference Ultime Two. Dadurch konnten wir die Reference Line überall vertreiben, nicht nur in Asien. Die erste Generation gibt es immer noch: Die Statement und die Reference Ultime Three werden immer noch in Asien verkauft, einige auch in Amerika. Aber die Reference Ultime Two wird überall verkauft, in Amerika, in Europa: Wir haben angefangen, die Reference Serie in Europa zu verkaufen, seit wir die Reference Ultime Two haben.
DS: Wie wichtig sind Amerika und Asien noch?
J-PP: Früher machte Asien mehr als die Hälfte des Geschäfts aus, in den Anfangsjahren waren es fast 60 Prozent unseres Geschäfts. Dann wurde Amerika immer wichtiger und schließlich verkauften wir mehr in Europa. Jetzt haben wir – je nach Euro-Wechselkurs – ungefähr den gleichen Status: ein Drittel Amerika, ein Drittel Europa, ein Drittel Asien. Im letzten Jahr hatten wir einen Rückgang in Amerika. Es scheint, als hätte es in Amerika einige Probleme für das Audiogeschäft gegeben, nicht nur für uns. Aber jetzt gleicht es sich aus. Im Durchschnitt haben wir also etwa ein Drittel Amerika, ein Drittel Europa und ein Drittel Asien. Wir haben immer noch keinen Vertriebspartner in Südamerika oder Afrika, aber ich denke, das sind keine großen Märkte für Audio.
Wir sollten das neueste Produkt nicht vergessen: Das ist die Alumine 2.5: Sie war auch für alle Märkte wichtig, weil es eine große Lücke zwischen der Alumine Two und der Alumine Three gab: Regallautsprecher für etwa 15.000 Euro und Standlautsprecher für etwa 40.000 Euro. Es gab eine große Lücke, die wir füllen mussten. Und dann haben wir die Alumine Two.Five für etwa 26.000 Euro entwickelt. Für die Alumine Two.Five haben wir einige der besten Eigenschaften der Alumine Two übernommen und sie mit einem zweiten Tieftöner als Standlautsprecher konzipiert. Es handelt sich nicht um einen reinen Zweiwege-Lautsprecher, da er zwei Tieftöner hat, die in unterschiedlichen Frequenzbereichen arbeiten. Bei einem Tieftöner lassen wir keine zu hohen Frequenzen zu, aber die beiden Tieftöner arbeiten parallel im Bassbereich. Für die Mitten gibt es nur einen Lautsprecher, und dann übernimmt der Hochtöner. Ab etwa 500 Hertz bis zum oberen Ende entspricht die Two.Five der Alumine Two. Unterhalb von 500 Hertz gibt es den zweiten Tieftöner und natürlich ein Gehäuse mit größerem Volumen, so dass die Basswiedergabe erweitert werden konnte. Der Two.Five ist ein außergewöhnliches Produkt, weil sie den vollen Klang von Stenheim bietet. Der Alumine Two ist ein fantastisches Produkt, aber kein Vollbereichs-Lautsprecher. Er liefert nicht das volle Bassfundament.
DS: Okay, Du hast viel über fast alle Deine Lautsprechermodelle gesprochen. Aber ich würde gerne eine etwas persönlichere Frage stellen: Hörst Du genauso viel Musik, seit Du intensiv für Stenheim arbeitest?
J-PP: Das ist eine gute Frage. Wenn man für ein Unternehmen arbeitet, hört man in der Tat nicht die ganze Zeit Musik. Wir arbeiten den ganzen Tag und hören auch mal Musik, wenn wir arbeiten. Wir bewerten die Lautsprecher. Man hört zu, aber nicht wirklich, um die Musik zu genießen, eben weil das unsere Arbeit ist. Aber es macht trotzdem Spaß, weil man etwas tut, das man mag. Meistens höre ich am Ende des Tages eine Stunde oder vielleicht zwei Stunden Musik. Das kann auch mit meiner Arbeit zusammenhängen. Zum Beispiel höre ich mir die Alumine Five mit der neuen Plattform an, spiele etwas Musik und benutze verschiedene Verstärker. Aber ich bewerte nicht genau und vergleiche nicht alles. Nein. Ich höre einfach ein oder zwei Stunden lang dasselbe System, weißt Du, ich genieße Musik und spiele alle Arten von Musik. Natürlich habe ich einige Musik, die ich gewohnt bin zu hören. Aber meistens höre ich einfach Jazz, höre mir etwas Neues an oder gehe zu Qobuz, um neue Dinge zu finden. Dann bestelle ich vielleicht ein paar Schallplatten, weil ich neue Musik entdeckt habe. Das war's. Ich genieße Musik immer noch. Das ist sehr wichtig für mich.
DS: Wie groß ist der Anteil von Streaming, Musik vom NAS und Vinyl?
J-PP: Ich würde sagen, dass wir für die Bewertung des Systems hauptsächlich digitale Medien verwenden. Das kann CD oder Streaming sein. Für mich sind CDs aussagekräftiger, weil man immer den gleichen Klang bekommt. Die Qualität des Streamings kann sich im Laufe der Zeit ändern.
DS: Welchen CD-Player verwendest Du?
J-PP: Den Nagra. Aber wir nutzen Streaming sehr oft, weil es einfach ist, alle Arten von Musik am selben Ort zu haben. Man kann seine eigene Playlist erstellen. Es ist ein sehr leistungsstarkes Werkzeug, um schnell etwas anzuhören und zu vergleichen. Natürlich höre ich immer Vinyl, weil ich am Ende meine Ergebnisse bestätigen möchte. Wir wissen, dass Vinyl bei einigen Schallplatten in Bezug auf Genuss, Musikalität und was auch immer überlegen sein kann. Aber ich würde sagen, Vinyl ist erst einmal das Sahnehäubchen. Aber zweitens müssen wir mit Vinyl vorsichtig sein, weil es nicht immer einfach ist, das gleiche Qualitätsniveau zu erreichen. Es handelt sich um ein mechanisches System, das etwas variieren kann. Manchmal weiß man nicht, warum es nicht gleich klingt. Für einen Lautsprecherhersteller ist das sehr gefährlich. Wir wollen keine Lautsprecher nur für ein System herstellen. Die Lautsprecher müssen im Vergleich zu den anderen Komponenten so neutral wie möglich sein. Natürlich haben alle Lautsprecher ihre eigene Persönlichkeit, aber wir versuchen zu vermeiden, dass etwas zu sehr in eine Richtung geht. Wir wollen so offen wie möglich sein.
Um die Lautsprecher zu bewerten, nutzen wir zwei Drittel Streaming oder CD und ein Drittel Vinyl, aber zu meinem Vergnügen ist es vielleicht halb und halb. Als ich das Streaming entdeckte, gefiel es mir, weil man mit Qobuz viel neue Musik entdecken kann. Es kann Qobuz sein, ab genau so gut kann es Tidal sein. Aber wenn ich am meisten Freude und Vergnügen haben möchte, ziehe ich es vor, Schallplatten zu spielen. Das ist das Beste. CDs können auch fantastisch sein. Manche jedenfalls. Ich kenne viele Leute, die CDs fast wegwerfen oder meiden. Natürlich gibt es viele CDs, die nicht gut gemastert wurden. Aber wenn sie gut gemacht sind, können sie auch eine fantastische Quelle sein.
DS: Bevorzugst Du eine CD oder eine gerippte Version der CD von Deinem NAS?
J-PP: Das kommt auf das NAS an, würde ich sagen. Ehrlich gesagt war es bei dem, das ich habe, dem Melco, das erste Mal, dass ich die gerippte Version vom Melco vorgezogen habe. Aber es gibt noch viele Dinge, die wir nicht wissen. Ich denke, wir müssen noch viel über das Netzwerk, die Stromversorgung und darüber lernen, wie man alles miteinander verbindet. Aber wenn sich die Datei auf einem NAS befindet, kann man die Ethernet-Verbindung zum Internet trennen. Das ist ein Vorteil, aber man hat immer noch einen gewissen Einfluss von dort aus. Es ist nicht perfekt. Ich bevorzuge die Datei, aber die Master-Datei, zum Beispiel in DXD, wenn man Zugriff darauf hat. Das ist die höchste Stufe, die man in Bezug auf Digitaltechnik erreichen kann.
DS: Nur noch eine Frage zum audiophilen Club, den Du hast. Dient der nur dem Spaß oder gibt es kommerzielle Interessen? Habt Ihr Geräte gekauft oder verkauft?
J-PP: Nein, es ging mehr um den Spaß. Natürlich habe ich manchmal ein paar Dinge verkauft, um unsere Leidenschaft zu finanzieren. Nicht, um Geld zu verdienen, sondern nur, um die Komponenten für unser Vergnügen zu erwerben. Aber es war nicht kommerziell.
DS: Gab es eine Art Referenzraum, in dem Ihr Euch traft, oder traft Ihr Euch in den Räumen der verschiedenen Mitglieder?
J-PP: Wir hatten lange Zeit einen Referenzraum, wo ich damals lebte. Er war nicht für diesen Zweck gebaut worden. Die Größe stimmte, aber die Decke war nicht hoch genug, wie in den meisten Räumen. Aber er war gut genug wegen des massiven Bodens und der massiven Wände. Er war hinten etwas asymmetrisch, mit etwas Diffusion durch viele Dinge. Es klang also ziemlich gut. So war es möglich, viele gute Geräte zu hören und zu bewerten. Wir sind nicht so extrem vorgegangen wie bei den riesigen Häusern in Japan. Dafür hatten wir nicht genug Platz, aber wir konnten dort ziemlich große Systeme hören. Aber wir suchen immer nach der besten Qualität eines Systems, die nicht unbedingt mit seiner Größe zusammenhängt.
DS: Vielen Dank fürs Erste. Wir können über weitere technische Details sprechen, sobald ich Deine Alumine Five SX in meinem Hörraum habe und wir uns dort treffen.
J-PP: Ja, wir werden dann über das Konzept der Five und ein oder zwei andere Dinge sprechen. Vielen Dank.
Hersteller
STENHEIM Suisse SA
|
|
---|---|
Anschrift | Chemin des Gorges 6 1963 Vétroz Valais Switzerland |
Telefon | +41 79 220 0222 |
info@stenheim.com |
Vertrieb
ATR - Audio Trade
|
|
---|---|
Anschrift | Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH Schenkendorfstraße 29 D-45472 Mülheim an der Ruhr |
Telefon | +49 208 882660 |
email@audiotra.de | |
Web | www.audiotra.de |