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Canor Virtus I2 Premium Line

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Über den slowakischen Audio-Spezialisten Canor las und hörte ich bislang nur Gutes. Der Vollverstärker Virtus I2, ein Class-A-Röhrenvollverstärker ist das erste Gerät von Canor in meinem Hörraum. In mehrerlei Hinsicht hebt er sich ab von dem, was ich kenne. Das gilt nicht nur für seine Optik oder sein Innenleben, sondern besonders für seinen Klang.

Armin Kern, der in Norddeutschland als Repräsentant für anspruchsvolle HiFi-Marken unterwegs und in der Branche als erfahrener Audio-Spezialist gern gesehen ist, brachte mir an einem kalten Mittwochmorgen den riesigen Karton ins Haus. Danke allein dafür, denn ohne seine Unterstützung hätte ich den Vollverstärker nur mit Mühe ins Haus bekommen. Etwas handlicher, aber mit 28 Kilo immer noch schwer, trug er ihn nach dem Auspacken in den ersten Stock in meinen Hörraum. Dort standen in jüngster Zeit immer wieder interessante Vollverstärker zum Test, die in ihrer Preisklasse allesamt klanglich Spaß machten und ihre individuellen Stärken offenbarten. Für mich ergibt sich aus dieser Erfahrung das Bild, dass integrierte Verstärker zwischen 6.000 und 10.000 Euro ein erfreulich gutes Verhältnis von Klang zu Preis darstellen können und es bei der Wahl in erster Linie auf Vorlieben des Hörers ankommt, wem von ihnen man den Vorzug geben mag. Besonders in Erinnerung sind mir der Cayin CS-805A, der dank seiner 300B Bestückung in der Treiberstufe mit wunderschönen Klangfarben schmeichelte und auch hinsichtlich Leistung stark aufspielte. Ebenso der Chord Electronics Ultima Integrated, der mit seiner Schnelligkeit, Feinzeichnung und Räumlichkeit überzeugte. Für 9.000 Euro reiht sich der Canor Virtus I2, das Topmodell unter den Vollverstärkern der slowakischen Edelschmiede, in diese Reihe musikalischer Leckerbissen ein.

Canor feiert aktuell sein 30-jähriges Firmenjubiläum und ist auch deshalb ein bedeutendes Unternehmen, weil man in Prešov neben den eigenen Canor-Komponenten auch Elektronik für andere Firmen im Auftrag fertigt. Pro-Ject ist hier eine besonders wichtige Marke, aber auch Isotek oder Musical Fidelity. Das hat nicht nur den Vorteil, dass mit diesen etablierten Namen gutes Geld verdient wird. Von Relevanz ist auch die Auslastung hochwertiger Maschinen, die bei einem daraus resultierenden Fertigungsvolumen rentabel werden und sich schnell amortisieren. Das wiederum bedeutet, dass man fertigungstechnisch hochmodern auf dem neuesten Stand produzieren kann. Davon profitieren alle, die hier herstellen und herstellen lassen. Auch deshalb besteht ein Canor-Gerät stets aus im eigenen Hause entwickelten und gefertigten Teilen. Das gilt nicht nur für Gehäuse, Platinen und Trafos. Die Inhaber von Canor heißen Zdenek Brezovjak, Jozef Curlik und Jan Kosco. Chefentwickler Zdenek Brezovjak stammt aus einer musikalischen Familie und erlernte in jungen Jahren selber Geige und Tenorsaxophon. Sein beruflicher Werdegang galt besonders der Radioelektronik. Als ausgebildeter Ingenieur baute er seine ersten Audio-Komponenten und tat sich alsbald mit den beiden übrigen Canor-Mitinhabern zusammen. Wenn ich auf das Canor-Portfolio schaue, wundert mich der interessante Mix aus Röhren- und Transistorgeräten. Hier kann ich keine Vorlieben oder Abhängigkeiten von Preisklassen erkennen. Armin Kern erklärte mir dazu, dass Zdenek Brezovjak und seine Team technologieoffen an jede Geräte-Idee herangingen und einfach schauten, was in der jeweiligen Preisklasse den besten Klang ermögliche, egal ob Röhre, Transistor oder Hybrid. Das Ingenieursteam bekam unlängst Zuwachs durch John Westlake, der sich weltweit durch renommierte Entwicklungen für Quad, Leak oder Audiolab einen Namen machte und jetzt federführend den Canor Virtus A3 entwickelte, der bald auf den Markt kommen soll. Dieser Vollverstärker mit Röhrentreiberstufe soll eine Synthese aus Class A und Class D sein und einen D/A-Wandler sowie einen Phonovorverstärker auf hohem Klangniveau mitbringen. Preislich liegt er voraussichtlich bei nur etwa zwei Dritteln unseres Testkandidaten Virtus I2, der inzwischen in meinem Hörraum warm geworden und spielbereit ist.


Der Röhrenverstärker bezieht seine Ausgangsleistung von 2 mal 40 Watt im Ultra-Linear-Betrieb oder halb soviel im Trioden-Modus aus zwei KT-88 pro Kanal. Auch die Vorstufe arbeitet mit Röhren, und zwar mit zwei 12AT7 als Treiber. Eine 12AX7 besorgt die Phasenumkehr der zweiten Halbwelle. Der Virtus I2 ist optisch ernüchternd unspektakulär. Denn er bietet rein gar nichts vom Flair, das Röhren-Amps üblicherweise ausstrahlen, es sei denn, man schaut von oben durch die Lüftungsgitter in das Gerät hinein. Er ist daher eher nichts für Menschen, die die Illumination als Kaufkriterium sehen. Rein äußerlich könnte der I2 genauso ein Transistorverstärker sein, wenn da nicht rückseitig die zwei Anschlüsse für den Vier- und Acht-Ohm-Abgriff der beiden bei Canor gewickelten und in Öl getränkten Ausgangstransformatoren wären. Die optische Erscheinung des Virtus I2 ist eher dezent als protzig. Allerdings fällt sofort die erstklassige Verarbeitung ins Auge, die ein typisches Merkmal von Canor ganz allgemein ist. So ist über keinerlei Dekor-Schnickschnack zu berichten. Die Frontplatte trägt mittig den großen Lautstärkeregler, darunter in für die Marke typischem Gelb-Orange das Canor-Logo und den Schalter in und aus dem Standby. Schaltet man den Virtus I2 mit diesem oder per zum Lieferumfang gehörender handlicher kleiner Vollmetall-Fernbedienung ein, so beginnt zuerst die rote Standby-LED zu blinken und es erscheint rechts unten in großen Lettern der Canor Schriftzug. Alle diese beleuchteten Anzeigen liegen hinter der quer in die massive Alu-Front eingelassenen schwarzen Acrylscheibe. Sobald durch hörbares Relais-Klicken der Signalweg freigeschaltet ist, weil die Röhren jetzt stabil vorgeheizt sind, wechselt das Canor-Pictogramm zur Anzeige des gewählten Eingangs und gleichzeitig der eingestellten Lautstärke. Diese Informationen bleiben dann auch dauerhaft. Den Pegel merkt sich das Gerät beim Ausschalten in Standby und rekonstruiert ihn beim Einschalten. Eine Speicherung unterschiedlicher Lautstärken bezogen auf die einzelnen Eingänge gibt es nicht, was ich aber auch für überflüssig erachte. Schaltet man den Virtus I2 mit dem harten, rückseitigen Netzschalter aus, so meldet der Verstärker sich ebenfalls mit dem zuletzt eingestellten Pegel zurück. Der Wert wird demnach intern gespeichert. Vor dem harten Ausschalten sollte man den I2 aber in den Standby herunterfahren, was das Gerät mit dem Pictogramm „Shutdown“ anzeigt. Kaum sichtbar und somit zum dezenten Erscheinungsbild beitragend, sind links neben dem Canor-Logo untereinander drei Taster und rechts zwei Reihen mit je drei Tastern zu finden. Die linke Reihe macht folgendes möglich: Oben Mute, darunter die Umschaltung von Ulta-Linear auf Trioden-Betrieb, auch gerne im Spielbetrieb, und unten die Dimm-Taste. Diese ermöglicht, ebenso wie ihr Pendant auf der Fernbedienung, fünf Helligkeitsabstufungen oder eine komplett schwarze, unbeleuchtete Front. Die zwei mal drei Taster rechts dienen allein der Eingangswahl. Der Virtus besitzt vier Paar Cinch-Eingänge. Die beiden XLR-Eingänge funktionieren ausschließlich bei der Verwendung als Mono-Block. Dies bedeutet die Anschaffung eines zweiten I2, was nicht nur eine Verdoppelung der Ausgangsleistung bedeutet, sondern laut Armin Kern den Klang hinsichtlich Feinauflösung, Druck im Grundton, sensibler Dynamik und Leichtigkeit nochmals verbessern soll. Für den Mono-Betrieb finden sich rückseitig zwei XLR-Anschlüsse und ein Schalter für die Zuordnung der beiden Exemplare als Master und Slave. Denn es wird nur die Vorverstärkerstufe eines Gerätes benötigt und die des Slave komplett abgeschaltet. Ein RJ-45 Buchse dient als Steuerleitung für den Mono-Modus. Selbstverständlich müssen auch die Lautsprecher in diesem Falle anders angeschlossen werden, wozu die zusätzlichen Terminals dienen. Zwischen vier und acht Ohm muss dann nicht mehr unterschieden werden, weil sich dann schaltungstechnisch acht Ohm ergeben. In der Reihe der Cinch-Eingänge befindet sich noch ein Ausgangspaar mit nicht vom Lautstärkeregler abhängigem Pegel. Hier lässt sich beispielsweise eine Tonbandmaschine zur Aufnahme anschließen.

Armin Kern wollte natürlich gern erleben, wie sein Canor in meinem Hörraum klingt. Vom Test der SPL Performer s900 Endstufe standen noch die Analysis-Audio-Bändchen-Lautsprecher bereit, und somit hatte der Virtus I2 mit ihnen seine ersten Partner. Wir streamten in CD-Qualität von Qobuz Die Kluge von Carl Orff mit dem Leipzig Radio Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Herbert Kegel (Eterna 1982). Armin Kern war erstaunt, wie gut der Virtus mit diesem Lautsprecher zurechtkommt. Sehr überzeugend war die klangliche Ausgewogenheit und die feine Auflösung der Musik und des Gesangs. Ihm gefiel vor allem die entspannte Wiedergabe, die trotz der nur vierzig Watt an den wirkungsgradschwachen Lautsprechern die Feindynamik nicht limitierte. Grobdynamische Sprünge kann die Analysis Audio eher weniger, aber leise haben wir in dem gut 20 Quadratmeter großen Raum nicht gehört, sondern mit einem dem Orffschen Werk angemessenem Pegel. Beim Umschalten von Ultra-Linear auf Triode hatten wir beide nicht das Gefühl, dass dies von Vorteil wäre. Ultra-Linear klang lebendiger und luftiger ohne hinsichtlich der Klangfarben etwas einzubüßen. Das wunderte mich ein wenig, denn die Air-Tight Monos, die ich inzwischen nicht mehr besitze, verhielten sich gänzlich anders. Dort klang der Trioden-Betrieb in allen Kriterien besser. Aber dies werde ich später an den wirkungsgradstärkeren Phonar Veritas 9.2SE überprüfen. Vierzig Watt aus zwei KT-88 rauszuholen ist nicht viel, da bringen andere es auf 25 Prozent mehr. Laut Armin Kern geht es hier um die optimale Nutzung der Röhren. Diese stammen von Electro Harmonix und arbeiten mit Autobias und Kathodenrückkopplung. Zdenek Brezovjak verwendet nur beste Exemplare, misst sie sorgfältig aus und kombiniert sie pro Gerät. Jede Röhre wird nummeriert und hat unter den Vieren im Virtus I2 ihren zugeteilten Arbeitsplatz. Diese Selektion wird festgehalten und archiviert, so dass im Falle eines Austausches stets ein Röhrenpaar mit so gut wie identischen Werten geliefert werden kann. Diese aufwändige Prüfverfahren namens Aladdin hat man im Hause Canor über einen Zeitraum von sechs Jahren selber entwickelt und verfeinert, um einen maximalen Qualitätsstandard sichern zu können. Der Verzicht auf die maximale Leistung der Röhre, so erfuhr ich, dient nicht nur einer klanglichen Optimierung, weil sie nicht im Grenzbereich arbeiten muss, sondern ebenfalls ihrer Lebensdauer. So eine akribische Selektion bedeutet einen zeitlichen und damit auch einen entsprechenden Kosten-Aufwand. Im Verstärker finden sich weitere Besonderheiten, die der Klangqualität dienen: Auffällig ist die MU-Metall Ummantelung der 12AT7 und 12AX7 zur Abschirmung. Diese Gehäuse drücken eine Spiralfeder von oben auf die Röhren. Das verbessert einerseits die thermische Ableitung zur Kühlung der Röhre, andererseits unterbindet es Schwingungen und damit den berüchtigten Mikrophonie-Effekt. Canor verwendet in seinen hochwertigen Komponenten einen besonderen Platinen-Aufbau. Sie nennen es CMT Technologie™. Die Platinen sind an unterschiedlichen Stellen in variierender Länge unterbrochen. Damit erreicht man, so Armin Kern, ein der freien Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung ähnliches günstiges Dielektrikum wie Luft und gleichzeitig hohe Fertigungsgüte und Konstanz. Der gesamte Aufbau ist nicht nur ordentlich, sondern geradezu liebevoll. Oder haben Sie schon mal eine Acrylglas-Abdeckung über der Stromversorgung als Schutz gesehen? Bei der Lautstärkeregelung verwendet Canor Relais mit getrennten Einheiten für den linken und rechten Kanal, um eine möglichst perfekte Kanaltrennung zu erhalten. In Ein-Dezibel-Schritten ist eine Absenkung bis zu -63 Dezibel möglich.

Um den Virtus I2 technisch zu erkunden, habe ich ihn freistehend und offen betrieben. Seine Verlustwärme aus dem reinen Class-A Betrieb hält sich da in Grenzen. Ein wohliger warmer Hauch über ihm verführt vielleicht zum Erwärmen der Hände. Jetzt schließe ich den Verstärker mit dem soliden Deckel, um festzustellen, das er dann ordentlich warm wird, so wie man es von einem Class-A-Röhrenamp auch wohl erwartet, was jedoch bei freier Platzierung unproblematisch sein dürfte. Bevor ich die zwar angenehm ausgewogen klingenden Analysis Audio gegen die wesentlich dynamik-freudigeren Phonar Veritas tausche, höre ich noch von Qobuz „Take My Breath Away“ von Malias Album One Grass Skirt to London, eine ausgezeichnete Aufnahme, besonders hinsichtlich Malias Stimme. An den Bändchen klingt der Gesang so authentisch, dass man glauben könnte, sie stünde dort zwischen den Lautsprechern. Piano, Bass, Orgelsound und Schlagzeug unterstützen Malia dabei feinfühlig und auf der imaginären Bühne sauber geordnet. Der Canor Virtus lässt dabei keinen eigenen Fingerprint erahnen, sondern reproduziert mit souveräner Gelassenheit und tonal perfekter Ausgewogenheit. Selten hat dieser Lautsprecher so wirklichkeitsnah und gleichzeitig die Spannung der Musik vermittelnd geklungen.


Dennoch, die Phonar machen mehr daraus: Malias Gesang erklingt mit einem deutlich energischeren Ansatz, ihre Stimme bekommt zuvor nicht erlebte Kontur. Schon jetzt wird erkennbar, dass der Virtus viel mehr kann als Gelassenheit, Homogenität, Bühne und authentische Klangfarben zu vermitteln. Jetzt fasziniert mich bei der minimalen Instrumentierung der Gesang noch mehr. Die Augen zu schließen ist nicht mehr nötig, um die Interpretin mit noch klarer umrissener Gestalt und feinst artikuliertem Gesang zwischen den Boxen stehend zu erleben. A Tribute to Charlie Parker with Strings (Qobuz 44/16) von Charlie Watts mit Rolling Stones Background-Sänger Bernard Fowler als Erzähler einer originell formulierten Vita, begeistert mich sofort wegen einer bislang an den Phonar mit anderen Verstärkern kaum erlebter räumlichen Ordnung. Die Lautsprecher existieren körperlich nicht mehr. Die Bühne scheint breit aber nicht sphärisch. Denn Instrumente und Stimme stehen an ihrem Platz und sprühen vor Klangfarben und Dynamik. Ich höre das Fell der Trommeln nachschwingen. Das Altsaxophon von Solo-Star Peter King prustet kraftvoll seine satten, konturenreichen Klänge in meinen Hörraum. Ordnungssinn hat der Canor ebenso wie Esprit und ein Faible für Klitzekleinigkeiten, die manch Mitbewerber vielleicht lieber mit Opulenz überlagert. Alle Instrumente, egal ob Trompete oder Piano oder das im Hintergrund vorwärtstreibende Schlagzeugspiel von Charlie Watts wirken bestechend echt. Und das Rhythmusgefühl, der musikalische Fluss stimmen ebenso und reißen mit. Der tiefere Bass erklingt stets genauestens artikuliert, Becken des Drumsets glitzern und glänzen metallisch, offen und unaufdringlich. Die Atmosphäre, das Gefühl bei dieser Live-Aufnahme im Birminghamer Ronnie Scott´s dabei zu sein, krönt das Erlebnis.

Eigentlich möchte ich dieses mit soviel Schwung und Leichtigkeit in meinen Hörraum eingebrachte Konzert einfach genießen, zwinge mich aber doch aus des Testers Pflichtbewusstsein auf Trioden-Betriebsart umzuschalten. Dazu wähle ich bei einem Pegel von -24 Dezibel das Stück „Just Friends“ aus, da nach einer Konzertpause mit ein wenig Instrumente-Stimmen beginnt und gleich das Club-Feeling spürbar werden lässt. Die Intro-Geräuschkulisse gerät bei Triode eine Spur näher, was mich erst einmal positiv überrascht, das folgende „Just Friends“ ist etwas wärmer und dichter gezeichnet. Das mag Geschmackssache sein, wirkt auf mich aber vergleichsweise ein wenig langweilig. Auch das folgende „Cool Blues“ bestätigt diesen Eindruck deutlich. Versuche ich es mal mit Brahms Piano Quartet No.1 mit dem Fauré Quartet bei -18 Dezibel: Schon mit dem Allegro zeigt der Trioden-Modus bei dieser knochentrockenen, temperamentvollen Einspielung, wie hilfreich er sein kann. Denn er verleiht dieser sehr schönen, transparenten Aufnahme dank einer Priese Wärme mehr musikalische Geschlossenheit und fördert die Lieblichkeit der Streicher. Das alles wohl dosiert und, wie ich finde, dem Werk und seinen Interpreten nichts raubend, sondern dienlich. Also schön, dass diese Option existiert, auch wenn ich mich insgesamt als Hörstandard für Ultra-Linear entscheide und diesen auch für symphonische Musik einstelle. Meine Wahl fällt auf Gustav Mahler, Symphony No. 3 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons.


Der Canor Virtus I2 macht die Qualität dieser Aufnahme sofort spürbar. Die Hörner strahlen mit großartiger Klangfarbe wirklichkeitsnah nicht von ganz vorn, und das imposante Schlagwerk baut sich dann fein gegliedert ganz hinten auf. Egal ob bei Bläsern oder Streichern, die Obertöne der Instrumente vermittelt der Canor mit authentischer Strahlkraft. Er weiß jeder Sektion ihren Raum zu lassen, so dass ich wunderbar in das Orchester hineinlauschen kann. Alles erklingt ungemein realistisch. Das ist schon wirklich großartig, weil ebenso ehrlich wie bezaubernd. Besonders die Bläsersätze erstaunen mich, denn die konnte ich mit keinem Verstärker an den Phonar so glaubwürdig und packend genießen. Dass symphonische Musik so realistisch und mit solcher Autorität vermittelt wird, ist für mich bislang in diesem Hörraum nicht vorstellbar gewesen. Ich will noch einmal das Genre wechseln und mit „All Right Now“ von Free Live bei adäquatem Pegel prüfen, was der Virtus mit solcher Musik anstellt. Die Pfiffe aus dem Publikum zu Beginn kommen deutlich aber nicht schmerzhaft ans Ohr, die Bassdrum erstklassig trocken. Andy Frasers Bassläufen kann man dank scharfer Konturen leicht folgen. Der Song fetzt ordentlich und hat nichts Schmeichelhaftes a la Röhrenklang an sich. Dynamisch geht dem Virtus auch jetzt nicht die Luft aus. So will ich dieses Konzert mit Vergnügen hören. Eigentlich wäre der Testbericht hier zu Ende, aber ich kann mich von dem Hörvergnügen mit dem Canor nicht lösen und genieße noch etliche Alben. Darunter auch das Ramsey Lewis Trio mit The „In“ Crowd: Auch da komme ich aus dem Staunen nicht raus über das, was dieser Verstärker musikalisch drauf hat. Die Live-Atmosphäre wird schon beim Händeklatschen vermittelt, denn dies klingt so glaubhaft, dass ich mich gleich in die Szene hineingezogen fühle. Die Musik spielt so mitreisend und emotional packend, weil Energie und Nuancenreichtum jedes Instrument strahlen lassen – grandios. Auch dieses Konzert geht viel zu schnell vorbei. Ich werde einfach nicht müde, so Musik zu genießen.

STATEMENT

Der Canor Virtus I2 ist ein Traum. Er verkörpert mehr gute musikalische Eigenschaften, als ich sie je von einem Vollverstärker erwartet habe. Sein Preis geht deshalb mehr als in Ordnung. Da darf man sich fragen: Was willst Du mehr?
Gehört mit
CD-Laufwerk Wadia WT 3200
Streamer PS Audio BridgeII
Server Antipodes Audio Oladra G4 mit Roon Server
Netzwerk Ansuz Acoustics PowerSwitch A2 mit Darkz-Resonance-Control C2T, Digitalz Ethernet Cable A2 für Antipodes Oladra, Chord Company English Electric 8 für PS Audio BridgeII
Reclocker Mutec M-3+ Smartclock USB
DA-Wandler PS Audio Direct-Stream-DAC mit Trafo-Tuning und Plixir Elite BDC Linearnetzteil für die Analog-Platine
Vollverstärker Soulnote A-2
Lautsprecher Analysis-Audio Epsylon, Phonar Veritas P9.2 SE
Zubehör JIB Boaacoustic Silver Digital Krypton AES/EBU und Black Edition Digital S/PDIF, Audio-gd NF Cinch und XLR, QED Genesis Silver Spiral, AudioQuest Hurricane HC Netzkabel, MudraAkustik Max Netzleiste und Netzkabel, AHP Reinkupfer- und Synergistic Research Quantum Blue Sicherungen, Raum-Absorber von Mbakustik und Browne Akustik, AudioQuest Fog Lifters
Herstellerangaben
Canor Virtus I2
Geräteart Röhren-Vollverstärker
Stereo Ausgangsleistung 2 x 40 W / 4, 8 Ω – ultra-linear; 2 x 20 W / 4, 8 Ω – Triode
Monoblock Ausgangsleistung 1 x 80 W / 8 Ω – ultra-linear; 1 x 40 W / 8 Ω – Triode
Verstärkung 30 dB (an 8 Ω); 28 dB (an 4 Ω)
Eingangsempfindlichkeit 500 mV
Frequenzumfang 10 – 50 000 Hz -0,5 dB / 5 W
Eingangsimpedanz 30 kΩ
Eingänge 4 x RCA, 2 x XLR (XLR dienen nur der Monoblock-Verbindung)
Ausgänge 1 x RCA Line-out (Line fix)
Harmonische Verzerrungen insgesamt < 0,05% / 1 kHz, 5 W
Signal-Rausch-Abstand > 95 dB; > 100 dB als Monoblock
Filterkapazität 2200uF / 500V
Dämpfungsfaktor bei 4 Ohm 9 (auf Basis der gemessenen Ausgangsimpedanz)
Dämpfungsfaktor bei 8 Ohm 10,5 (auf Basis der gemessenen Ausgangsimpedanz)
Röhren-Bestückung 4 x KT88 / 1 x 12AX7 / 2 x 12AT7
Netzstrom 230 V / 50 Hz / 375 VA
Abmessungen B x H x T 435 x 170 x 485 mm
Gewicht 28 kg
Gehäuse schwarz oder silbern
Preis 9.000 Euro

Vertrieb
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Anschrift Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
E-Mail info@mkidc.eu
Web www.idc-klaassen.com

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