Was hat die Zahl „Twenty“ mit den Lautsprechern der italienischen Edelschmiede Zingali zu tun? Wenn Sie jetzt weiterlesen, werden Sie noch viel mehr erfahren.
Ende der achtziger Jahre gründete Giuseppi Zingali die Firma Zingali Acoustics und pünktlich zum zwanzigsten Firmenjubiläum brachte er sein Modell Twenty Evo auf dem Markt. Besonders erfolgreich ist seine Fima auf einem Markt, wo man italienische Nobelprodukte eher weniger vermutet – nämlich weitab der Heimat in Japan. In mehreren japanischen HiFi-Zeitschriften bekam das Vorgängermodell der Twenty Evo 1.2, die Evo 1.12 bedeutende Auszeichnungen, darunter sogar einen Preis, der noch nie zuvor an eine ausländische Marke vergeben wurde. In Deutschland dagegen ist Zingali deutlich weniger bekannt. Ich muss gestehen, dass ich den Namen zwar schon gehört hatte, aber bis dato wenig beachtete und wenig darüber wusste. Eine echte Wissenslücke, wie sich noch herausstellen sollte – und das, obwohl ich ein großer Italienliebhaber bin. Cayin-Audio-Chef Thomas Deyerling hat den Vertrieb für Zingali erst kürzlich übernommen und brachte mir ein Paar seiner wohlgeformten jeweils 52 Kilogramm schweren Lautsprecher vorbei.
Zingali selbst sagt, dass sein dreißigjährige Tradition und Philosophie am besten in der Twenty Evo-Serie zum Ausdruck kommt. Bei der Produktevaluierung steht dabei Kontinuität statt hektischer Modellwechsel im Vordergrund. Sicher auch ein Aspekt, der beim langfristigen Werterhalt dieser Lautsprecher eine Rolle spielt. Die handwerkliche Tradition der Holzverarbeitung kam bei meinen Testlautsprechern in dunkler Kirsche besonders gut zur Geltung. Die vordere Frontplatte und auch die Rückwand dieser Ausführung besteht aus 40 Millimeter starken Holz. Das trapezförmige Gehäuse wird aus MDF gefertigt. Diese Gehäuseform wurde gewählt, um interne stehende Wellen auf ein Minimum zu reduzieren. Neben den Massivholz-Ausführungen gibt es noch diverse preisgünstigere Varianten in satiniertem weiß und schwarz und auch in hochglänzendem Klavierlack.
Die Besonderheit und Einzigartigkeit aller Zingali Produkte ist deren patentierte Omniray-Technologie, die ein optimales Phasen- und Abstrahlverhalten gewährleisten soll. Die Wiedergabe wird dabei wie bei einer Punktquelle als absolut homogen empfunden und soll für eine natürliche Präsenz im Hörraum sorgen und dem Klangeindruck eines Live-Events entsprechen. Ein wahrlich hoher Anspruch.
Die verwendeten Chassis und Horntreiber wurden von Zingali selbst entwickelt und von zwei führenden italienischen Herstellern exakt nach deren Vorgaben hergestellt. Die Hersteller sind Eighteen Sound und Sica, die beide vorwiegend für den professionellen Bereich produzieren. Die Membran der Druckkammertreiber besteht aus Titan. Die Magnete sind aus Neodym. Die Weiche ist sehr linear mit einer Steilheit von zwölf Dezibel pro Oktave ausgelegt und ermöglicht eine Bi-Wiring.
Bei Informationen zu Detaillösungen ist man bei Zingali äusserst vorsichtig: Natürlich ist es verständlich, dass man keine Betriebsgeheimnisse preisgeben möchte. An Selbstbewusstsein, was die eigenen Fähigkeiten anbelangt, mangelt es den Italienern aber keinesfalls. Wörtlich heißt es bei der Firmendarstellung unter anderen: „You are observing a project philosophy. Listen to him you'll convince yourself there are no competitors“. Vertriebschef Thomas Deyerling hat die Einschätzung, dass es keine Wettbewerber für Zingali gib,t natürlich geteilt. Er erzählte mir genüsslich von diversen Vorführungen bei Händlern, wo deutlich teuere Lautsprecher – auch sehr bekannte aus italienischer Produktion – gegen Zingali stets das Nachsehen hatten.
Diese Aussagen machten mich sehr neugierig auf die Hörtests, denn nur der Vergleich macht bekanntlich sicher. Ich hatte vor kurzem ein paar Kleinigkeiten in der Anlage ausprobiert und mir ein leichtes Brummen eingefangen. Beim Anschluss an die Zingali war dies nun plötzlich deutlich lauter zu vernehmen weil diese Lautsprecher einen extrem hohen Wirkungsgrad von 96 Dezibel aufweisen. Vor den eigentlichen Hörtests konnte ich mein Brummproblem aber lösen und mich voll auf die Musik konzentrieren. Auf eine kleine Tuningmaßnahme sei noch hingewiesen: Die mitgelieferten und auch auf den Fotos sichtbaren mitgelieferten Brücken für die Bi-Wiring-Terminals haben wir durch Silent Wire Brücken ausgetauscht.
Einer meiner Lieblingssongs ist seit kurzem „Pink Panther“ in der Version des schottischen Gitarristen Ian Melrose, zu finden auf seinem Album A shot in the dark. Mich hat bei der Zingali Twenty Evo sofort die enorme Durchsichtigkeit der Wiedergabe fasziniert. Das feine Ausklingen einzelner Gitarrensaiten mit einem unglaublichen differenzierten Hochtondetailreichtum bereitete mir ebenso Vergnügen wie das Wahrnehmen kleinster Schallereignisse, die bei nicht so hochwertigen Lautsprechern oftmals im Nirvana verschwinden. Das alles geschieht mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit, die ihresgleichen sucht.
Dynamische Fähigkeiten kann ich gut mit „Don`t turn back now“ von Mighty Sam McClains Album Give it up to love beurteilen. Beim Metzger werden Sie oft gefragt: „Darf es ein bisschen mehr sein?“ Die Zingali Twenty Evo 1.2 macht ungefragt einfach mehr, als man gewohnt ist und bietet eine schier unbegrenzte Dynamik. Durch die Präsenz auch kleinster Details gerät die Musikwiedergabe unglaublich realistisch und mühelos.
Auch Frauenstimmen wie von Femme Schmidt`s „Defenceless“ aus dem Album Femme Schmidt – Schmidt verursachen mit der Evo 1.2 nicht selten wohlige Schauer, ob der gehauchten feinziselierten Stimme. Live-Aufnahmen wie der Klassiker „Hotel California“ aus dem Album Hell freezes over von den Eagles werden tatsächlich zum Live-Erlebnis. Man vergisst völlig, dass man eigentlich eine Musikkonserve konsumiert. Das macht auch gute Lounge-Musik wie auf Vargos Beauty den Song „Back to Serenety“ zum Hochgenuss. Hier kann man förmlich in die Klangwelten eintauchen und würde am liebsten gar nicht mehr auftauchen.
Die Zingali Evo 1.2 ist einerseits ungemein analytisch und detailreich, klingt aber andererseits niemals technisch, sondern absolut natürlich und klangfarbenstark. Beim Testen konzentriert man sich ja oft darauf, wie Höhen, Mitten und Bässe sowie die Räumlichkeit wiedergegeben werden. Bei der Zingali erscheint mir solch eine Beschreibung nahezu profan, da sie mit einer solchen Dynamik, Ausdrucksstärke und Spielfreude aufwartet, bei der die klassischen Dimensionen der Klangbeschreibungen in den Hintergrund treten. Man kann mit ihr einfach vollkommen entspannen und stundenlang Musik geniessen.
Ich habe mir mit der Zingali eine Menge Musikstücke angehört und war immer wieder aufs Neue begeistert. Da scheint mir der Paarpreis von 14.800 Euro in der Standartausführung beim gebotenen klanglichen Gegenwert völlig angemessen. Einen Lautsprecher zu finden, der selbst bei einem Mehrfachen des Preises besser klingt, ist schwierig. Der Preis relativiert sich zudem, da die Zingali bedingt durch den sehr hohen Wirkungsgrad nicht unbedingt kräftige und damit oft teuere Endstufen benötigt. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Lautsprecher auch sehr gut mit Röhrenverstärkern harmoniert oder auch Class-A-Endstufen, die nicht mehr als 20 Watt Leistung liefern.
Zum Schluss hörte ich noch einen französischen Klassiker aus meiner Jugend von Alain Delon: „Comme au cinema“ was so viel bedeutet als „Wie im Kino“. Es gibt sicher bessere Aufnahmen, aber mit der Zingali klang es nach ganz großem Kino!
STATEMENT
Mit der Zingali Evo 1.2 wird Musik zum puren Genuss, der süchtig macht. Das klangfarbenstarke, offene und detailreiche Klangbild entfaltet sich mir schier ungebremster Dynamik und öffnet neue audiophile Erlebniswelten.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Proemio |
Endstufen | mt-audio-design Monoblöcke, Grandinote Demone |
Lautsprecher | Wilson Audio MAX |
Kabel | Audioquest, HABST, StraightWire, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen |
Herstellerangaben
Zingali Twenty Evo 1.2
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Prinzip | 2-Wege Bassreflex Standlautsprecher |
Chassis Bestückung | 1x Mittel-Hochton Kompressionstreiber, 44mm Schwingspule, 300 mm Bass, 75mm Schwingspule |
Horn | Omniray GZ 300mm |
Belastbarkeit RMS | 500 W (AES) |
Nennimpedanz | 6 Ohm |
Frequenzbereich | 30 Hz – 21 kHz |
Übergangsfrequenz | 1000 Hz 12 dB/Oktave |
Wirkungsgrad | 96 dB |
Abstrahlwinkel | 120° (-6dB) |
Abmessungen (H/B/T) | 1140/360/550 mm |
Gehäusematerial | MDF 19mm, Frontplatte und Rückwand 40 mm |
Farben | Standard: schwarz satiniert, weiß satiniert, Mischung aus weiß und schwarz satiniert, Aufpreis: weiß hochglänzend, schwarz hochglänzend |
Gehäuse und Horn | schwarz satiniert – weiß perlend satiniert |
Hölzer Plus-Version | Kirsche,helle Kirsche, Walnuss,helles Walnuss,Natur |
Gewicht | 52 kg |
Paarpreis | 14.800 Euro Satin lackiert, 16.400 Euro Klavier- bzw. Glanzlack, 17.900 Euro Plus-Version mit Massivholz Horn- sowie Front und hinteres Paneel und Fuß |
Hersteller
Cayin Audio Distribution GmbH
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Anschrift | An der Kreuzheck 8 61479 Glashütten-Schloßborn |
Telefon | +49 6174 9554412 |
Fax | +49 6174 9554424 |
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Web | www.cayin.de |