BER hat nur einen Buchstaben mehr als BE, aber während der Berliner Flughafen nie fertig wird, ist BE, das für Beryllium steht, seit langer Zeit eine echte Erfolgsgeschichte.
Der im japanischen Aktienindex Nikkei 225 gelistete Weltkonzern Pioneer baut schon seit 1937 Lautsprecher. Im Tochterunternehmen TAD – die Abkürzung steht für Technical Audio Devices – werden seit 1975 Lautsprecher für den professionellen Bereich gebaut und diese besitzen eine hervorragende Reputation. So kommt beispielsweise die TAD Model One (M1) als Referenzbox in den renommierten Londoner Air-Studios zum Einsatz. Aber auch weitere über 300 bekannte Studios rund um den Globus setzen TAD Monitore ein. Seit dem Jahr 2000 können auch ambitionierte High Ender von TADs für den Profi Bereich entwickelten Technologien profitieren.
Eine Schlüsseltechnik und Kernkompetenz von TAD Labs ist dabei die Herstellung von Chassis, die aus Beryllium gefertigt werden. Bei der Fertigung von vaporisiertem Beryllium hat man sogar ein echtes Alleinstellungsmerkmal, denn weltweit gibt es hierzu eine einzige Maschine und die steht bei TAD Labs in Japan. Der Einsatz von Chassis aus vaporisiertem Beryllium ist allerdings den TAD-Topmodellen vorbehalten, die weit mehr als 20.000 Euro für das Paar kosten. Beryllium ist gerade für Hochtöner noch deutlich besser geeignet als Diamant. Während Hochtöner, die aus Diamant gefertigt werden, eine etwas höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit und eine höhere Steifigkeit besitzen, besitzt Beryllium nur die halbe Dichte und ist deshalb wesentlich leichter. Beryllium-Hochtöner reproduzieren das Audiosignal absolut verzerrungsfrei und ohne Resonanzen und verfügen über außergewöhnliche Dämpfungseigenschaften. Allerdings ist das Ausgangsmaterial auch extrem teuer und schwierig zu bearbeiten.
Die TAD ME1, das Einstiegsmodell in der Evolution Serie, wurde Ende letzten Jahres auf der CES in Chicago vorgestellt, auf den diesjährigen Norddeutschen Hifi-Tagen Anfang Februar erlebte sie ihre Europapremiere. Mein Kollege Wolfgang Kemper und ich kamen dort durch Benedikt Dohmen und Mirek Duda vom neuen Deutschland-Vertrieb in den Genuss einer beeindruckenden Exklusivvorführung. Kurz danach war klar, dass wir diesen Lautsprecher gerne testen würden. Aufgrund der hohen Nachfrage konnte mir Benedikt Dohmen aber erst Anfang Mai ein Testexemplar zur Verfügung stellen, dass er bei mir zu Hause im Hörraum aufstellte.
Als wir die Lautsprecher auspackten, war ich überrascht, wie schwer sie doch trotz der kompakten Form sind. Zusammen mit dem massiven, optional erhältlichen Standfuß bringt die ME1 stattliche 36 Kilogramm auf die Waage. Ihre wohlgeformten Rundungen setzt sie aber gekonnt in Szene. Die Verarbeitung der TAD-Labs-Lautsprecher ist absolut makellos. Neben unserer Version in schwarz glänzend hat TAD erst kürzlich auf der High End in München auch noch ein Modell in einer Titan-Optik gezeigt, das in Kürze erhältlich ist.
Wenn man die TAD ME1 erstmals oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, es handle sich um eine Zwei-Wege-Box. Tatsächlich ist es ein 3-Wege-Bassreflex Lautsprecher. Im Mittel-Hochton Bereich kommt dabei ein Coax-Chassis mit Beryllium-Hochtöner und Magnesium-Mitteltöner zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen CST-Treiber in kompakter 14-Zentimeter-Bauform, der als Punktschallquelle konzipiert wurde. CST steht dabei für Conherent Source Transducer, wo der Hochtöner inmitten des Mitteltöners platziert wird, um die Richtwirkung über das gesamte Frequenzspektrum präzise kontrollieren zu können. Das Abstrahlverhalten der koaxial angebrachten Mittel- und Hochtonmembranen ist so aufeinander abgestimmt, dass axiale Verfärbungen vermieden werden. Die bei herkömmlichen Treibern auftretenden Probleme in der Phase und des Frequenzgangs außerhalb der Mittelachse werden vollständig eliminiert. Die extrem leichte und steife Beryllium-Membran kommt ab 2,5 Kilohertz ist Spiel und reicht bis 60 Kilohertz. Unterhalb der Übergangsfrequenz von 420 Hertz setzt ein 16-Zentimeter-Tieftöner die Akzente, der mit einer MACC-Membran beschichtet ist. MACC steht dabei für Multi-Layered Aramit Composite Cone. Durch verbesserte Stabilität und geringere Verluste soll diese Membran genauso wie eine neue Magneteinheit mit linearer Antriebscharakteristik für ideale Schwingungseigenschaften sorgen. Die Bassmembran besteht dabei aus Aramid-Fasern und nicht-gewebten Material. Es wird getrennt geformt und anschließend laminiert und soll zu farbenreichen Mitten und einem verfärbungsarmrn Bass mit exzellenter Linearität führen.
Auf beiden Seitenwänden des massiven Gehäuses befinden sich vier Millimeter starke, abschraubbare Stahlplatten, die das ohnehin elegante Erscheinungsbild der TAD ME1 noch weiter positiv verstärken. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass man hier einen bequemen Zugang zum Gehäuseinneren bekommt. Tatsächlich ist dies ein besonders ausgeklügelter bidirektionaler ADS-Port. So sind auf beiden Gehäuseseiten schlitzartige Öffnungen angebracht. Unter den Seitenplatten befinden sich nach vorne und hinten geführte Schallkanäle. Unerwünschte Strömungsgeräusche und stehende Wellen im Gehäuse sollen durch die Symmetrie der Bassreflex-Öffnungen so wirksam eliminiert werden. Die Seitenplatten haben zudem die Aufgabe, das Gehäuse weiter zu versteifen und unerwünschte Resonanzen zu vermeiden. Das Gehäuse selbst wurde in einem aufwändigen Sandwich-Verfahren gefertigt. Dabei verwendet TAD innen baltisches Birkensperrholz für hohe Steifigkeit und geringe Resonanzen und außen MDF.
Auf der Rückseite des Gehäuses befindet sich ein hochwertiges Bi-Wiring Terminal. Nachdem ich zunächst ein anderes Kabel für die Hörtests verwendet hatte, kam für die finalen Tests das Reference Plus von Swiss Cables zum Einsatz, das hervorragend mit den TAD ME1 harmonierte.
Die TAD ME1 kannte ich ja schon aus Vorführungen aber in der vertrauten Umgebung kann man doch manches noch intensiver beurteilen und einordnen. Unabhängig vom ausgewählten Musikmaterial fällt aber sofort die unheimliche Präzision und Auflösung in der Wiedergabe auf. Als erstes gönnte ich mir zu Hause Allan Taylors Dedicated To, bei dem die TAD ME1 seine kraftvolle warme Stimme bestens in Szene setzte. Mit enormer Präzision ist seine Position bei der Aufnahme umrissen. Wärme geht hier nicht einher mit fehlender Detailwiedergabe, ganz im Gegenteil hat man das Gefühl, Allan Taylor steht felsenfest im Raum. Dabei ist die Durchsichtigkeit der Aufnahme ist fast spürbar. Eine weitere sehr gute Aufnahme von Stockfish-Records ist Beo Brockmanns Wolkenmeer, mit der man sowohl den Hochtonbereich als auch Klangfarben sehr gut beurteilen kann. Gerade das Ausklingen des substanzvollen Vibraphons ist hier ein echter Genuss mit den TAD-Lautsprechern. Man taucht hier förmlich ein in eine detailverliebte Traumwelt, die aber ohne jegliche nervige Schärfe auskommt.
Jetzt möchte ich aber auch mal die dynamischen Fähigkeiten der ME1 testen und steuere Friedemanns Passion & Pride an. Dieses Stück verlangt Schallwandlern enorm viel ab, da neben den vielen Dynamiksprüngen auch die Klangfarbentreue stark im Fokus steht. Nur mit wenigen Lautsprechern ist dieses Stück auch bei hohen Lautstärken lange hörbar, ohne nervig zu werden. Die TAD Labs gehören mit Sicherheit dazu, denn entgegen meiner sonstigen Hörgewohnheit hab ich mir diesen Song mit Begeisterung bis zum Ende angehört und beharrlich mit den Füßen gewippt.
Neben Dynamik steht bei Patrice Harals Improvisation die Basswiedergabe im Zentrum der Betrachtung. Die TAD ME1 schafft bei diesem schwierigen Stück eine sehr plastische, dreidimensionale Wiedergabe mit enormer Präzision im Bassbereich und starkem Punch. Hier kann sie auch ihre Grundschnelligkeit gekonnt ausspielen.
Als kürzlich meine Tochter zu Besuch kam, hab ich ihr ein paar Songs aus meiner Jugend vorgespielt, unter anderem „Blue Night Shadow“ von Two of Us. Ich war selbst überrascht, wie fetzig und detailreich die ME1 diesen Hit aus den Achtzigern in Szene setzte und dabei ihre Partytauglichkeit offenbarte. Sie bewies damit auch gleichzeitig, dass Neutralität in der Klangwiedergabe nichts mit Langeweile zu tun hat. Alles andere als langweilig ist auch Ian Melroses Version von „Pink Panther“ aus A Shot In The Dark. Das feine Ausklingen seiner Gitarrentöne meistert die TAD mit Bravour. Hier scheint keine Musikkonserve zu spielen, sondern der schottische Gitarrist einfach live für mich zu musizieren. Ganz zum Schluss darf Keri Noble mit „Last warning“ dann noch ihre betörende Stimme erklingen lassen, und die TADs transportieren das, was man Gänsehaut und Benedikt Dohmen nach der neuen japanischen Rechtschreibung WohlTAD für die Ohren nennt…
STATEMENT
Die TAD Labs ME1 sind echte Genuss-und Präzisionslautsprecher, die mit großer Spielfreude, Durchsichtigkeit und stimmigen Klangfarben für einen starken Auftritt sorgen.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Domino |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Lautsprecher | Wilson Audio MAXX |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen |
Herstellerangaben
TAD Micro Evolution One Modell TAD-ME1-K
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Konzept | 3-Wege Bassreflex-Regallautsprecher |
Basstreiber | 16cm Konus |
Mittel-Hochtontreiber | koaxial, 9-Zentimeter-Konus mit 2,5-Zentimeter-Kalotte |
Frequenzgang | 38Hz bis 60 kHz |
Übergangsfrequenzen | 420Hz, 2,5kHz |
Maximale Belastbarkeit | 150W |
Wirkungsgrad | 85db (bei 2,83V, 1m) |
Nennimpedanz | 4 Ohm |
Gewicht | 20kg pro Stück |
Dimensionen (B/H/T) | 251/411/402mm |
Paapreis | 12.900 Euro |
Herstellerangaben
TAD-ME1 Lautsprecher Standfuß Modell TAD ST3-K
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Gewicht | 16 kg |
Dimensionen (B/H/T) | 376/652/460,2mm |
Zubehör | 6 x Spike (groß), 6 x Spike (klein), 6 x Spikeschuhe, 4 x Höhenausgleichsspikes |
Paarpreis | 1.490 Euro |
Vertrieb
D&D Distribution/Audio Consulting
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Anschrift | Sprödentalstr. 94 47799 Krefeld |
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