Die Silenzio von BETONart-audio ist eine Geräte-Basis aus Gussbeton. So einfach, wie sie aussieht, ist sie nicht. In ihr steckt mehr. Auf den diesjährigen Norddeutschen Hifi-Tagen gefiel sie mir so gut, dass ein Testbericht verabredet wurde.
Im Vorführraum von BETONart-audio in Hamburg war die Silenzio Basis nicht der einzige Star. Auch die dort spielenden Lautsprecher ließen aufhorchen. Boxen aus Beton sind die eigentliche Profession des Herstellers aus Leimen bei Heidelberg. Leimen dürfte den meisten von uns als Geburtsort von Tennis-Ikone Boris Becker ein Begriff sein. Der Name Betonart steht natürlich nicht von ungefähr. Er macht sofort klar, mit welchem Material Dipl. Physiker Jörg Wähdel und sein Team arbeiten. Unter den Lautsprechern befinden sich hoch interessante Modelle. Für einen ersten Testbericht dieser Marke waren sie mir aber doch etwas schwer. Mit zwölf Kilogramm Masse schien mir die Silenzio Basis da viel attraktiver. Sie interessierte mich nicht nur wegen ihres Material-Mixes, sondern überraschte mich auch mit dem Preis von 195 Euro. Dazu gefiel mir die Option der optischen Farbgestaltung für einen mäßigen Aufpreis. Es gibt eine Auswahl an Einfärbungen, falls man sich nicht für das unauffällige Grau entscheiden mag. Der Aufpreis beträgt nur 30 Euro. Die dezente Normal-Ausführung wirkt harmonisch mit dem üblichen Schwarz oder Silber der auf ihr zu platzierenden Audio-Komponenten.
Als Herr Wähdel und ich kurz nach der Messe den Test-Termin besprachen, wurde ich vor die Alternative gestellt, die Silenzio mit den bisher angebotenen Sorbothane-Füßen zu ordern oder die neue alternative Ausführung mit Spikes zu bestellen. Da ich ein Freund rigider Ankopplungen bin, entschied ich mich für die Spikes-Variante. Nach meiner Erfahrung dürfte diese für ein festeres, prägnanteres Klangbild sorgen als die auf Sorbothane-Füßen. Zugegeben, das war erst einmal etwas spekuliert, wurde mir aber von Herrn Wähdel beim Gespräch auf der Highend bestätigt.
Das Probieren und Bewerten einer Gerätebasis in meiner Anlage ist wahrlich kein leichtes Unterfangen. Eine zusätzliche Option mit den Sorbothane-Füßen hätte mir sicher den Schweiß auf die Stirn getrieben, obwohl deren Handhabung bedeutend einfacher gewesen wäre. Denn es ist verflixt kompliziert, eine Basis so mal eben zum Vergleich unter ein Gerät zu stellen, wenn die Spikes den Untergrund nicht beschädigen sollen. Da können dann Stahlplättchen die schonende Lösung für den Untergrund sein. Mit diversen Geräten habe ich die Silenzio ausprobiert. Wegen der Unmöglichkeit des zügigen Wechselns waren es Langzeittests, beispielsweise unter den D/A-Wandlern Audio-gd und Sonic Frontier. Mit diesen beiden Wandlern auf der Silenzio im Creactiv-Audio-Rack empfand ich die Musik als außerordentlich angenehm und stressfrei. Eine präzisere Beschreibung der klanglichen Unterschiede im Vergleich zur normalen Aufstellung ohne die Silenzio ließen sich aber nicht eindeutig und sicher formulieren.
Also machte ich einen praktikablen Versuchsaufbau mit meinem Kenwood KD-990 Plattenspieler, in dem das Clearaudio DaVinci ausgezeichnet musiziert. Den Kenwood platzierte ich auf einem quadratischen Ikea Lack-Tisch. Diesen kennt, glaube ich, jeder, der sich der schwedischen Firma nicht verweigert. Der Lack klingt ziemlich ordentlich, vielleicht sogar wegen seines billigen Waben-Aufbaus. Bei dem Tisch war es mir egal, ob die Spikes Spuren hinterließen. So konnte ich zum Vergleich kurzfristig umbauen, ohne die Metall-Tellerchen unter die Spikes fummeln zu müssen, wenn ich die Silenzio-Basis unterstellte. Die Abmessungen der BETONart Basis sind allerdings in erster Linie für Hifi-Elektronik mit einer kleineren Grundfläche optimiert, als sie der Kenwood aufweist. Der passte dennoch gerade mit seinen Füßen darauf, stand aber vorn und hinten deutlich über. Dies tut aber der Beurteilungs-Möglichkeit keinen Abbruch, sieht nur nicht wirklich gut aus. Als ich Herrn Wähdel auf der Highend hierauf ansprach, erfuhr ich, dass die Basis in jeder beliebigen Größe geliefert werden kann, ganz nach Kundenwunsch. Zudem plane er auch eine größere Variante in Serie zu fertigen. Dabei hätte er sich aber noch nicht endgültig für das Breiten- und Tiefen-Maß entschieden. Somit ist dieser Kritikpunkt erfreulicherweise bereits vom Tisch.
Aus der stoßsicheren Verpackung entnommen, macht die Silenzio wegen ihrer sauber geschliffenen, glatten Oberfläche und Seiten einen gediegenen Eindruck. Auf der Stirnseite prangt ein massives Schild aus Aluminium mit dem Firmen-Logo. Dies ist wirkt zwar nicht gerade dezent, verleiht dem Objekt aber zusätzlich eine gewisse Wertigkeit. Die Unterseite der Silenzio ist wellig. Je drei Nylon-Gewinde-Buchsen sind an der vorderen und hinteren Längsseite eingelassen. Auf diese Weise ist die Verwendung von drei oder vier Spikes nach Belieben möglich. Ich habe die Silenzio mit vier Spikes austariert. Die Spikes lassen sich durch Kontermuttern in den Nylonbuchsen in der gewünschten Höhe fixieren. Ein wenig mehr Arbeit als mit drei Spikes macht das Justieren der vier schon, aber der Plattenspieler steht sicher und kann nicht kippen. Drei Spikes stehen zwar stets fest, garantieren aber nicht per se eine waagrechte Ausrichtung.
Der wellige Boden begründet sich in der Sandwich-Konstruktion der Silenzio. Seine Unebenheit gestattet nicht das waagrechte Auflegen der Steinplatte auf einen harten Untergrund, weil sie dann nicht gleichmäßig eben aufliegen würde. Somit sind die Spikes, oder auch die optionalen, weicheren Sorbothane-Füße, zwingend notwendig. Anders ist es bei einem weichen Untergrund wie Teppichboden, wenn man vielleicht eine Endstufe auf der Silenzio platzieren möchte. Das ginge, weil hier die leichte Unebenheit der Silenzio-Unterseite durch den weichen Teppich kompensiert würde. Aber auch hier dürfte die punktuelle Ankopplung durch die mitgelieferte Spikes keinesfalls von Nachteil sein. Auch dies bestätigte mir Dipl. Physiker Jörg Wähdel im Gespräch.
Das Sandwich der Silenzio ist folgendermaßen aufgebaut: Im Gussbeton befindet sich ein weicher Kern. Eine Art Wabenstruktur aus Holz-Maché bildet das mit Mikro-Quarz-Sand gefüllte großflächige Innenleben der Silenzio. Durch diesen Holz-Maché-Rahmen bekommt die massive Sand-Füllung Stabilität und verschiebt sich auch nicht beim Bewegen der Basis. Akustisch ergibt dieser Materialmix eine hohe Reduzierung unerwünschter Schwingungen. In diesen dämmenden Kern sind die Nylonbuchsen für die Spikes eingelassen. Oben und an allen vier Seiten ist der Dämm-Körper vom extrem festem Gussbeton umgeben und am Boden hermetisch versiegelt.
Geht es nun um die klangliche Betrachtung, sollte man sich schleunigst von naheliegenden Gedanken wie etwa steinhart verabschieden. Das genaue Gegenteil ist der Fall, und zwar in einer sehr angenehmen und musikalischen Weise. Beim Album Captured For Good von Joo Kraus und dem Tales-In-Tones-Trio klingt nicht nur die Percussion intensiver und explosiver. Die Darbietung ertönt dank der Silenzio-Basis mit mehr Plastizität und Energie als direkt auf dem Ikea-Tisch. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Ensemble mit der Silenzio eine Spur lauter zu spielen scheint. Jedenfalls wirkt das Quartett dynamischer.
J.J.Cales Album Okie, Philips 1974, gefällt mit Unterstützung der BETONart Basis spürbar besser, weil runder und wärmer. Dabei geht kein Detail des Gitarrenspiels verloren und ein fein-dynamischer Zugewinn ist ebenfalls zu spüren. Die Silenzio macht die Musik geschmeidiger, ja leichter zu genießen.
In Schuberts Forellen-Quintett mit Jörg Demus am Klavier und den Streichern des Schubert-Quartetts wirkt der Kontrabass mit seinen tiefen Lagen energischer. Ebenso stehen die Instrumente klarer gestaffelt und greifbarer im Raum, der sich verglichen mit der Darbietung ohne Silenzio weiter nach hinten öffnet. Im populären vierten Satz umschmeicheln die Streicher das Ohr besonders, ohne dabei Feinheiten zu vernachlässigen – so klingt es eindeutig schöner. Die räumliche Staffelung gerät bei der zweiten Variation des Themas noch klarer und strukturierter zwischen Streichern und Klavier. Je länger ich mit der Silenzio höre, desto überzeugender ist ihr musikalischer Einfluss. Gerade weil es sich nicht um Effekthascherei handelt, ist der Gewinn an Natürlichkeit nicht gleich mit einem Aah oder Ooh zu honorieren. Viel mehr und viel besser verfestigt er sich, je länger die Silenzio mitwirkt.
Wofür hat man Freunde, die dieses Hifi-Hobby teilen? Um meine positiven Eindrücke gegenzuchecken besuchte ich einen Freund, der an exzellent abgestimmten, selbst konstruierten Lautsprechern immerhin eine Brinkmann-Audio Kette mit sechs Monos betreibt. Hier steht ein Meitner ma2 CD-Spieler mit integriertem Wandler auf einer Granitplatte. Die ma2-eigenen Gerätefüße wurden ersetzt durch vier Harmonix RF-909 X MK 2, um dem Player eine leichte Übertreibung im Präsenz- oder Höhen-Bereich zu nehmen. Bei Händels Oper Giustino, einer Harmonia Mundi Aufnahme mit dem Freiburger Barockorchester unter Nicholas McGregan, klingt die Silenzio im Bass ein wenig dichter und nicht ganz so perfekt kontrolliert wie ihn die hervorragenden, aber auch deutlich teureren Harmonix darzustellen vermögen. Die räumliche Anordnung bleibt auf gleichem Niveau.
Die Silenzio klingt eine Spur weicher in den Höhen, verheimlicht oder verschluckt jedoch gar nichts. Stellen wir den Meitner direkt auf den Stahl-Granit-Unterbau, verschwinden räumliche Staffelung und Tiefe fast gänzlich, der Bass gerät weniger prägnant. Zwar sind die Harmonix hier die überlegene Lösung, aber die Silenzio ist nicht weit weg. Was die Silenzio zu leisten vermag, ließ sich auch beim Titel „I Am Broken“ vom Album Memory Lane vom Cécile Verny Quartet vernehmen. Packend und genauestens nuanciert ging es mit der Silenzio zur Sache: Spannung pur.
STATEMENT
Für einen ungemein attraktiven Preis offeriert BETONart-audio mit der Silenzio eine dem Klang sehr förderliche Geräte-Basis. Ihr Vermögen besteht vor allem darin, der Musik eine realistische Wärme zu verleihen. Dabei bewahrt sie in vollem Umfang feine Details, steigert sogar die Dynamik und vor allem das Hörvergnügen. Die flexiblen Abmessungen und Farbgebungen lassen die Silenzio wohl unter jedem Gerät akustisch und optisch gut aussehen.
Gehört mit
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DA-Wandler | Meitner MA 2, Audio-gd, Sonic Frotiers SFD-1 |
CD-Player | Meitner MA 2 |
Plattenspieler | Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Clearaudio Da Vinci |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Air Tight ATM-3 oder Spectral DMA-100 |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Sommer Cable Carbokab-AES/EBU, Inakustik Black&White NF-1302, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, Audio-gd LS und NF, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Ikea Lack Tisch |
Herstellerangaben
BETONart-audio Silenzio
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Abmessungen (B/H/T) | 45/4/35cm |
Gewicht | circa 12 kg |
Preis | 195 Euro inklusive Spikes |
Aufpreis | 30 Euro für kundenspezifische Farbgestaltung |
Hersteller/Vertrieb
BETONart-audio
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Anschrift | Dipl. Phys. Jörg Wähdel Steige 2 69181 Leimen |
Telefon | +49 6224 994741 |
Mobil | +49 151 42427127 |
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Web | www.betonart-audio.de |