Aufmerksame Leser kennen Portento Audio bereits aus Dirk Sommers Bericht über ein Kopfhörerkabel für Audeze vor knapp zwei Jahren. Seither hat die Firma aus Turin ihr Sortiment um Netzfilter und Powerconditioner erweitert. Das Topmodell Powercond II haben wir gründlich getestet.
Portento Audio wurde im Jahre 2014 von Pier Paolo Prospero gegründet, der sowohl Informatiker als auch Musiker ist und seit Mitte der siebziger Jahre seiner Leidenschaft für High Fidelity frönt. Dabei hat er es sich bei all seinen handgemachten Produkten zum Ziel gesetzt, die musikalische Botschaft in ihrer Gesamtheit zu transportieren – insbesondere in den Disziplinen musikalischer Fluss, Neutralität und Emotion. Einen hohen Stellenwert nehmen für ihn auch hochwertige Materialien und Ästhetik ein. Auf der diesjährigen High End fielen mir die Portento Audio Produkte am dortigen Messestand auf. Nach einem kurzen Gespräch mit Pier Paolo Prospero war ich auf einer großartigen Vorführung bei TAD Labs, deren Lautsprecher ME1 ich vor kurzen testete. Dabei fiel mir auf, dass TAD Labs einen Portento Powerstrip, ein etwas kleineres Modell des hier besprochenen, benutzte. Das war ungewöhnlich, denn TAD Labs verwendet in den Vorführungen ansonsten ausschließlich eigene Produkte. Nach der Rückkehr auf den Messestand von Portento Audio hat mir Herr Prospero dann sein Topmodell Powercond II zum Test angeboten.
Sauberer Strom bedeutet für Hifi-Fans etwas anderes als für Ökofreaks. Leider ist das, was in unseren Haushalten ankommt, nicht das, was für Wohlklang sorgt. Zu viele Verunreinigungen durch elektronische Geräte, aber auch Stromschwankungen sorgen nicht gerade für optimale Bedingungen für unsere wertvollen Komponenten. Netzfilter und Stromaufbereiter können hier Abhilfe schaffen. Der Portento Audio Powercond II verfügt über sechs geschaltete Steckdosen, die in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Die Kontrolle hat ein Mikroprozessor, der über das vordere Display auch die jeweilige Netzspannung anzeigt. Alle parallel geschalteten Steckdosenausgänge werden mittels der Portento-Audio-Filter-Technologie von Störungen im Hochfrequenzbereich befreit, wobei die Musik ohne Dynamikverluste wiedergeben werden soll. Ziel ist eine stimmige Klangfarbenbalance, Transparenz und klare Fokussierung, also ziemlich das Gegenteil dessen, was die meisten Filter verursachen. Keines der Filter liegt im Signalweg. Von den sechs Ausgängen werden zwei in der Gruppe 1 noch gesondert gefiltert. Hier kommt jeweils noch ein serielles EMI/RFI-Filter zum Einsatz, das die Audio-Performance nicht einschränken soll. Einer dieser beiden Ausgänge hat darüber hinaus einen audiophilen 150-VA-Entkopplungstransformator, um Geräte galvanisch zu trennen. Dieser Ausgang sollte vor allem für digitale Quellen verwendet werden, um Interferenzen zu vermeiden. Bei den Tests habe ich meinen D/A-Wandler damit verbunden und beste Ergebnisse erzielt. Die optimale Wahl für die Vorstufe war in meiner Anlagenkonfiguration der rechts daneben liegende Ausgang aus der Gruppe 1, der – wie gesagt – ebenfalls ein EMI/RFI-Filter besitzt. Dies entspricht auch Pier Paolo Prosperos Empfehlung. Das muss aber nicht in jeder Anlage so sein, hier lohnt es sich durchaus, einzelne Ausgänge zu wechseln.
Alle Steckdosen auf der Rückseite stammen von Vimar. Sie sind vollkommen unabhängig voneinander, weil sie nicht seriell, sondern sternförmig mit OFC-Kupferkabeln parallel geschaltet sind. Ein Powerconditioner bringt dann den größten klanglichen Fortschritt, wenn die Netzteile der angeschlossenen Geräte nicht optimal ausgelegt sind. In meiner aktuellen Anlage habe ich jedoch bei allen Komponenten ziemlich ausgereizte Netzteile: sowohl bei der Vor-Endstufenkombination als auch bei den digitalen Komponenten, die alle über aufwändige, externe Netzteile verfügen. Trotzdem gelang es dem Portento Powercond II, noch einiges aus meiner Kette herauszukitzeln. Zum einen wurden noch vorhandene leichte Störgeräusche vollkommen eliminiert, zum anderen wirkte das Klangbild insgesamt ruhiger und kontrollierter und die Abbildung von Instrumenten und Stimmen noch klarer umrissen. Erfreulicherweise blieb die Dynamik der Anlage unverändert. Gerade hier liegt der Schwachpunkt vieler Netzfilter.
Der größte klangliche Zugewinn lag in meiner Kette im Bassbereich, der dank des Powercond II mit noch mehr Druck und Kontur begeisterte. Gerade ein gezupfter Kontrabass wie bei „My baby just cares form me“ in der Version von Friend 'n Fellow ist ein echter Hochgenuss. Dieser Tiefbass ist körperlich spürbar, sehr durchdringend und verursachte teilweise ein – durchaus angenehmes – Magengrummeln. Auch der Grund- und obere Mittentonbereich konnte profitieren: Bei Stimmen war bei manch kritischen Passagen und nicht so guten Aufnahmen, die vorher einen Hauch nervig klangen, dieser Effekt nahezu vollständig beseitigt
Aber auch bei sehr komplexem Klanggeschehen wie der „Schostakovich Symphonie Nr. 9“ gespielt von Inbal und den Wiener Symphoniker konnte der Powercond II glänzen: Die Wiedergabe erscheint aufgeräumter, die Abbildung einzelner Schallereignisse ist noch feiner und prägnanter und auch bei „molto vivace“-Passagen wirkt die Musik gelassener. Bläser kommen mit großer Strahlkraft aus der Tiefe des Raums.
STATEMENT
Der Portento Audio Powercond II hebt selbst hochpreisige Anlagen auf ein höheres Klangniveau. Bei voller Dynamik bringt er mehr Ruhe ins Klangbild und speziell im Bassbereich ungeahnten Druck und mehr Kontur.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A-Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB-Bridge und Hydra ZPM-Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Genesi |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Lautsprecher | Wilson Audio MAXX |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste |
Herstellerangaben
Portento Audio Powercond II
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Ausgänge | 6 |
Maximale Leistung am Eingang1 | 150 W |
Netzeingang | 10A IEC C14 oder 16A IEC C20 |
Netzspannung | 100-240 V / 50-60HZ |
Verfügbare Leistung | 2300W bzw. 3680W mit 16A IEC C20 |
Gewicht | 10,1kg |
Abmessungen (B/H/T) | 410/140/320 mm |
Preis | 2900 Euro |
Herstellerangaben
Integriertes Portento Audio Musica Power Link Netzkabel
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Preis | 300 Euro (Leistung steigt auf 3680W) |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
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