Nach der Beschäftigung mit dem im besten Wortsinne enorm preiswerten SoulM inklusive des Keces-DC-116-Netzteils habe ich für die Kette meiner Gattin den Server erstanden. Vom Kauf zweier Stromversorgungen – der Artikel löste beim Kollegen und Mytek-Brooklyn-Eigner Peter Banholzer ebenfalls einen Haben-Müssen-Impuls aus – riet Robert Ross jedoch ab.
Der Inhaber des deutschen Keces-Vertriebs hatte aber nicht plötzlich das Vertrauen in einen der von ihm vertretenen Hersteller verloren, sondern nur kurz vor der High-End das neue P8-Netzteil gehört. Und seitdem ist er davon überzeugt, dass es noch für deutlich größere Verbesserungen sorgen kann, als der Austausch einen serienmäßigen Netzteils gegen das Keces DC-116. Das P8 ist noch einmal ein Stück größer, schwerer und teurer als das DC-116. Es besitzt ebenfalls ein solides, gut verarbeitetes Metallgehäuse und darüber hinaus noch ein recht großes Display mit weißer Schrift, das Auskunft über die an den beiden Ausgängen anliegenden Spannungen und die aktuelle Stromaufnahme der angeschlossenen Geräte gibt. Zusätzlich findet man einen USB-Anschluss, der bis zu ein Ampere zur Verfügung stellt. Wenn man beispielsweise den ifi iDefender3.0 einsetzt, um nur sauberen Strom über die USB-Verbindung zum Wandler zu schicken, ist der dritte Ausgang des P8 ein willkommenes Extra. So flexibel wie der DC-116, bei dem man im Inneren eine Vielzahl von Spannungen für die beiden Ausgänge einstellen kann, ist der große Keces allerdings nicht. Hier gibt es zwei Modelle mit nur einem Ausgang, wobei man per Schalter einmal zwischen 9 und 12 und beim anderen Modell zwischen 19 und 20 Volt wählen kann. Darüber hinaus werden noch vier sogenannte „Dual-Versionen“ angeboten, bei denen dann jede der beiden Spannungen per Schalter in geringem Umfang variiert werden kann.
Ähnlich wie bei den Netzteilen von SBooster legt man sich beim P8 also beim Kauf auf die Spannung(en) eines Gerätes fest. Aber auch in den schnelllebigen digitalen Zeiten wird man ja nicht im Jahresrhythmus seine Komponenten wechseln. Im Testbetrieb sieht das allerdings ein wenig anders aus. Da ich das „große“ Keces-Netzteil mit dem DC-116 vergleichen möchte und letzteres in der Wohnzimmerkette den SoulM-Musikserver und den Mytek-Brooklyn-DAC speist, habe ich eine Dual-Version mit 19 und 12 Volt bestellt. Mit den beiden gesicherten Schaltern auf der Rückseite kann die Spannung für den ersten Ausgang auf 18 und für den zweiten auf 9 Volt reduziert werten. Weitere Anpassungen sind wie gesagt nicht möglich. Zwischen Server und Wandler bereitet der hervorragende Mutec MC-3+ Smart Clock USB das Digitalsignal nicht nur auf, sondern trennt die beiden angeschlossenen Geräte auch galvanisch. Deshalb verzichte ich an dieser Stelle auf den Defender3.0, so dass der 5-Volt-Ausgang des P8 ungenutzt bleibt.
Wie bei einen Netzteil nicht anders zu erwarten, fallen beim Blick in den P8 zuerst der voluminöse Ringkerntrafo und die beiden Kondensatorenbänke für die Siebung ins Auge. Trafo und Elkos werden durch einen Kühlkörper getrennt, an dem ein Teil der aktiven Bauteile für die Spannungsstabilisierung montiert sind. Drei weitere sind auf der rechten Gehäusewand montiert. Aufbau und Verarbeitung der Platinen bieten nicht den geringsten Anlass zu Kritik.
Die Anlage meiner Gattin hatte ich zwar auch zuvor schon mal miteinbezogen, doch wenn ich mich bei diesem Test nun allein auf sie verlasse, sollte ich vielleicht kurz einige Worte zu ihrer Klangcharakteristik verlieren. Lange Zeit fehlte den hervorragenden Acapella Violon VI ein adäquates Frontend. Dank eines Einstein The Poweramps und Brinkmanns Marconi ist nun auch für eine angemessene Verstärkung gesorgt. Die beinahe komplette Verkabelung mit Swiss Cable Reference – nein, nicht der Plus-Variante, die macht für meinen Geschmack in dieser Kombination zu viel Druck im Bass – sorgt für die nötige Schnelligkeit, Offenheit und gute Raumdarstellung. Die – in preislich anderen Dimensionen angesiedelte – Anlage im Arbeitszimmer löst noch einmal besser auf, bringt mehr Details zu Gehör, wirkt im Bass minimal agiler, aber auch ein Stück schlanker. Dadurch können schlechte Aufnahmen dort auch schon mal ein wenig „grätzig“ klingen. Vor allem wegen der Portion mehr Schub im Bass gefällt vom Hifi-Bazillus weniger befallenen Besuchern die Kette im Wohnzimmer oft besser als mein „Arbeitsgerät“. Für mich ist es immer wieder ernüchternd zu hören, dass selbst die teuersten Diamant-Hochtöner oder Edel-Bändchen nicht die geringste Chance haben, die Leichtigkeit und Farbigkeit des Ionenhochtöners in der Acapalla zu erreichen. Sicherlich wäre aus der Wohnzimmer-Anlage noch ein gutes Stückchen mehr Wohlklang herauszuholen, wenn man etwa bei der Aufstellung der Lautsprecher ebenso kompromisslos wie im Hörraum auf Symmetrie achten würden. Aber im Wohnzimmer habe ich – wie schon öfter erwähnt – nicht die absolute Hifi-Hoheit, sondern mehr beratende Funktion. Da dies wohl nicht nur für mich gilt, dürfte die Aufstellung der Anlage der Realität in deutschen Wohnräumen gewiss näher kommen als die nahezu perfekten Bedingungen im Hörraum
Da ich bei der Beurteilung von Komponenten mit der eher nach Wohnraumfreundlichkeit aufgestellten Anlage – das Horn der linken Acapella hat deutlich weniger Abstand zu Seitenwand und Dachschräge als das der linken – noch nicht ebenso viel Erfahrung habe wie mit der Kette in meinem Hörraum, mache ich es mir zumindest in puncto Musikauswahl leicht und wähle Ravi Shankars „West Eats Meat“: Das Tabla-Intro kommt mit viel Druck in den Tiefen, wirkt dadurch aber auch minimal langsamer als im Hörraum. Die Pauken im Hauptteil trotzen vor Energie, der E-Bass groovt und knarzt und die Farbigkeit der Perkussion ist einfach fantastisch. Allerdings löst sich der Klang nicht völlig von den Lautsprechern und die räumliche Aufteilung hat eine leichten Drall nach links – nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der linke Lautsprecher näher an den begrenzenden Wänden steht. Erstaunlicherweise bringt der Wechsel der Stromversorgung für den SoulM sogar in dieser Disziplin Vorteile: Aufgrund der nun noch besseren Auflösung hört man deutlich stärker ausgeprägte Hallfahnen und die reichen eben auch weiter nach rechts. Das größere Netzteil sorgt zu meiner Überraschung für eine stabilere und breitere Bühnenillusion. Und die Echos der Stimme verschwinden nun erst ein ganzes Stück weiter entfernt in der Tiefe des Raumes. Die Wiedergabe gerät mit dem P8 noch ein wenig detailreicher und die Klangfarben – schon bisher eine der Schokoladenseiten dieser Kette – erstrahlen noch ein wenig kräftiger. Schon jetzt möchte ich auf das große Keces-Netzteil nicht mehr verzichten.
Eine der positiven Seiten beim Streaming ist für mich, dass man – die entsprechende Einstellung der App vorausgesetzt – beim Ansteuern der gesuchten Titel auch immer wieder in Vergessenheit geratene Cover entdeckt: Diesmal ließ mich der Vogel auf dem Bild der Hülle von Albert Mangelsdorffs Triplicty mit Arild Anderson am Bass und Pierre Favre am Schlagzeug innehalten. Die Posaune des Virtuosen erklang über SoulM, Keces, Mutec und Mytec und nicht zuletzt über die Acapellas ungeheuer druckvoll und energiegeladen und dennoch farbstark und fließend. In „Green Shading Into Blue“ fasziniert dann besonders Arild Andersons packendes Kontrabass-Spiel mit perkussiven Attacken und melodiösen Passagen. Nach dieser kurzen Schwelgerei in jazzigem Wohlklang noch einmal zurück zu einer der üblichen Testscheiben: Bei Patrick Herals „Improvisation“ auf Le Concert De Parfums lässt der SoulM dank des P8 den Raum deutlich tiefer und die Wiedergabe nicht unbeträchtlich schneller wirken, der Tieftonbereich der Trommeln und Pauken kommt knalliger und differenzierter – ja, er besitzt einfach mehr Charakter. Hier geht es nicht um marginale Unterschiede, wie sie etwa bessere Gerätefüße bewirken. Hier sind die Verbesserungen viel drastischer: Ich habe wohl nie besser angelegte 300 Euro gehört – das ist nämlich die Preisdifferenz zwischen dem Keces DC-116 und dem P8. Aber noch sollte ich mit derart überschwänglichem Lob vorsichtig sein: Es ist ja nicht auszuschließen, dass der bessere Klang auch daher rührt, dass nun getrennte Keces-Netzteile für Wandler und Server zum Einsatz kommen.
Also trenne ich den Mytek Brooklyn vom DC-116, verbinde ihn mit dem P8 und starte noch einmal die „Improvisation“, da ich mich hier ja gerade eingehört hatte: Der Zuwachs an Raumtiefe ist schier unglaublich! Zwar weiß ich dank Melco, Aries Femto und Chord DAVE in welche Weiten einen diese Scheibe entführen kann, vom SoulM und dem Mytek inklusive Keces und Mutec habe ich einen solch beeindruckenden Raum aber bisher noch gehört. Beeindruckend, wie akribisch die Violon VI jegliche Verbesserung des Frontends aufzeigen. Zu erwähnen, dass der Brooklyn auch in allen anderen Hifi-Disziplinen sehr nachdrücklich von der Stromversorgung durch das P8 profitiert, scheint mir da beinahe müßig. Lieber genieße ich jetzt auch im Wohnzimmer einige bekannte und wiederentdeckte Alben in extrem hoher Qualität!
STATEMENT
Dass die Qualität des Netzteils einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Klang hat, weiß jeder, der sich ein wenig mit Hifi und High-End beschäftigt. Das ist natürlich bei digitalen Quellgeräten nicht anders. Aber dass der Keces für gerade einmal 700 Euro aus sehr guten Komponenten wie dem SoulM und dem Mytek Brooklyn noch halbwegs erschwingliche High-End-Juwele macht, hätte ich nicht für möglich gehalten: ein Erlebnis!
Gehört mit
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Musikserver | SoulM mit Keces DC-116 |
Reclocker | Mutec MC-3+ Smart Clock USB |
D/A-Wandler | Mytek Brooklyn mit Keces DC-116 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond, SunWire Reference |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße |
Herstellerangaben
Keces P8
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Gleichstrom-Ausgangsspannung | Mono-Versionen: 9/12V, 19/20V, Dual-Versionen: 5/7V und 9/12V, 9/12V und 12/15V, 9/12V und 18/19V, 9/12V und 20/24V, zusätzlich 1 x USB (5V, 1A) |
Gleichstromstecker | 2,1mm Hohlstecker, Adapter vom Vertrieb beigelegt |
Eingangsspannung | 115V 60Hz / 230V 50Hz, schaltbar |
Gehäuse | Aluminium |
Abmessungen (B/H/T) | 300/78/240mm |
Gewicht | kg |
Preis | 700 Euro |
Vertrieb
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
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Anschrift | Alemannenstr. 23 85095 Denkendorf |
Telefon | 08466 905030 |
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Web | www.robertross.de |