Ein neues Topmodell von Grandinote erblickt das Licht der High-End-Welt. Hat die Genesi Vorstufe das Zeug dazu, einer der besten Vorverstärker überhaupt zu werden?
Am letzten Tag der diesjährigen High End bekamen wir plötzlich unerwarteten Besuch auf unserem Messestand. Kein geringerer als Grandinote-Chef Massimigliano Magri erschien mit ein paar Freunden und wollte mich kennenlernen, weil ihm war aufgefallen, dass ich bei meinen Tests in letzter Zeit Vor-und Endstufen seiner Firma verwendete, obwohl Hifistatement bislang keines seiner Produkte getestet hatte. Nach einem längeren Gespräch informierte mich Massimigliano über seine neue Vorstufe namens Genesi, die hierarchisch künftig noch über meinem Domino Vorverstärker als Flaggschiff rangieren solle und in Kürze auf dem Markt kommen werde. Ein paar Tage nach der High End kontaktierte mich dann Uwe Heile vom deutschen Vertrieb Audio Offensive und bot mir an, die Grandinote-Genesi-Vorstufe zu testen. Ein paar Zehntelsekunden später hatte ich dieses Angebot nur zu gerne angenommen!
Massimigliano Magri ist sicher ein begnadeter Techniker, aber er ist darüber hinaus auch ein sehr charismatischer Typ und wirkt ganz anders als ein typischer Elektroingenieur. Der heute 43-Jährige arbeitete schon seit 1993 an seiner später patentierten Magnetosolid® Technologie. Die ersten Verstärker, die er baute, waren Röhrenverstärker. Schon 1993 kaufte er sich eine Wickelmaschine, um damit eigene Audio-Übertrager zu bauen, und beschäftigte sich jahrelang damit, die Geheimnisse der Trafos zu ergründen. Seine Magnetosolid® Technologie basiert auf Grundlagen der Röhrentechnik mit speziellen Ausgangstransformatoren kombiniert mit Transistoren. Diese Ausgangstransformatoren sind für sehr hohe Leistungen ausgelegt und entsprechend teuer. Massimigliano Magri nannte auch schon seine frühen Produkte Grandinote, aber erst mit der Produktion der Transistor-Endstufen A-Solo im Jahr 2005 vermarktet er seine Verstärker professionell unter diesem Namen. Zwei Jahre später entstand mit der Endstufe Prestigio das, was Magri den wahren Grandinote-Sound nennt.
Den Grandinote-Sound kenne ich sehr gut, da ich die Monoblöcke Demone und die Vorstufe Domino besitze. Ich hatte in den letzten Jahren sehr viele Vor- und Endstufen auch außerhalb meines Engagements für Hifistatement getestet, so ziemlich alles was Rang und Namen hat, aber die Grandinote-Elektronik hat mich mehr als alles andere in den Bann gezogen. Ich habe in der Vergangenheit festgestellt, dass es zwar einige Entwickler schaffen, herausragende Endstufen zu bauen, aber die dazu passenden Vorstufen leider oft nicht auf diesem Niveau spielen.
Die Grandinote-Vorstufen, die ich kenne, die preisgünstigere Proemio und die darüber liegende Domino, agieren auf demselben sehr hohen Niveau der Endstufen und verbessern das Klangniveau fast jeder Audiokette beachtlich. Bei der Genesi ging Massimigliano Magri neue Wege, um diese bereits außerordentliche Performance nochmals zu toppen. Während die Class-A-Schaltungen in den meisten seiner Produkte ähnlich sind, verwendet er in der neuen Vorstufe eine eigene Stromversorgung für jeden Transistor. Grundsätzlich besitzt die Stromversorgung hier eine niedrigere Impedanz und wurde noch stärker ausgelegt. Während die der Domino Vorstufe doppelt so stark wie die der Proemio ist, darf sich die Genesi einer viermal so große Shunt-Stabilisierung erfreuen.
Die noch viel klangentscheidenderen Unterschiede liegen nach Auskunft des Entwicklers aber im Polarisationssystem der Signalstromkreise. Dieses Polarisationssystem sei sehr kritisch und erfordere streng selektierte Bauteile. Dies gelte im Besonderen für die Transistoren. Aus einer Charge von 1000 Transistoren eigneten sich nur circa 30 bis 60 für die Genesi-Schaltung. Die Selektion sei bei dieser Menge sehr arbeitsintensiv und dauere alleine schon vier Tage. Bei der Konstruktion für die erweiterte Stromversorgung habe es allerdings ein Problem mit der Länge der Leiterplatten gegeben. Grundsätzlich hätte Massimigliano Magri dies durch ein externes Netzteil lösen können, aber er sagt selbst, dass er diese Lösung überhaupt nicht mag. Seine Versuche mit externen Netzteilen bei anderen Modellen verschlechterten den Klang. Mir hat Massimigliano erzählt, dass ein italienischer Kollege ihm gesagt habe, je mehr Gehäuse sie verkaufen, desto mehr Geld verdienen sie. Doch das ist nicht die Philosophie von Grandinote: Alle Lösungen sollen dazu beitragen, die Qualität des Klanges zu erhöhen. Diese Einstellung abseits aller Marketingerwägungen macht mir die Marke sympathisch.
Die Stromversorgung soll nach dem Credo von Grandinote natürlich beste Arbeitsbedingungen für die signalführenden Schaltungen schaffen. Damit die Hauptplatine durch die stärkere Stromversorgung nicht zu lang wird, hat Massimigliano alle unsymmetrischen Schaltkreise konsequent entfernt. Er ist ohnehin ein klarer Befürworter rein symmetrischer Schaltungen – wenn sie auch wirklich vollsymmetrisch und nicht quasi-symmetrisch aufgebaut sind. Seine Genesi-Vorstufe besitzt vier symmetrische Eingänge und keinen einzigen Cinch-Eingang sowie einen symmetrischen Ausgang. Es ist sogar möglich, den Eingang Nummer eins in einen weiteren Line-Ausgang zu konvertieren. Die Platinen für den rechten und linken Kanal sind räumlich getrennt und besitzen jeweils einen eigenen Trafo, der im Gehäuse links und rechts durch ein stärkeres Blechteil getrennt ist.
Die Bedienung über die handliche Grandinote-Fernbedienung ist denkbar einfach. Beim Umschalten auf andere Eingänge arbeiten diese standardmäßig erst einmal ohne Verstärkung. Jedoch kann jede Eingangslautstärke auf einen individuellen Wert gesetzt und gespeichert werden: Die Genesi erhöht dann langsam die Lautstärke, um den eingestellten Wert zu erreichen. Die automatische Lautstärkeerhöhung kann jederzeit durch Drücken einer beliebigen Taste gestoppt werden.
Liebe Leser, jetzt habe ich Sie lange auf die Folter gespannt, denn sicherlich wollen Sie ja wissen, wie das denn nun alles klingt: Als Italiener würde ich sagen „meravigliosa“, also wundervoll. Nicht umsonst heißt Grandinote übersetzt so viel wie großartige Töne. Ich dachte, dass ich mit der Domino-Vorstufe endlich im Hifi-Olymp angekommen wäre, aber was Massimigliano Magri – oder Max wie ihn seine Freunde nennen dürfen – hier geschaffen hat, ist nochmal aus einer anderen Welt. Beim Einschalten der Vorstufe zählt die Genesi erst einmal 99 Sekunden zurück bis Sie ihre optimale Arbeitsspannung erreicht hat. Viele Vorstufen brauchen einige Zeit, bis sie vernünftig klingen. Die Genesi wird zwar auch noch ein wenig besser, wenn sie länger am Netz ist, aber schon kurz nach dem Einschalten macht sie klar, aus welchem Holz sie geschnitzt ist: Ich habe solch ein dynamisches, detailreiches, luftiges und klangfarbenstarkes Klangbild noch bei keiner anderen Vorstufe erlebt.
Manch einer hat ja schon von holographischer Wiedergabe geschwärmt, hier wird sie Wirklichkeit. All das geht mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit vonstatten, die auch einen erfahrenen Tester erst einmal sprachlos macht. Gute Aufnahmen wie mein derzeitiger Favorit A Shot In The Dark von Ian Melrose erklingen dermaßen plastisch, das man wirklich das Gefühl hat, der Gitarrist sitze vor einem. Die Wiedergabe erstreckt sich im Vergleich mit anderen Vorstufen nicht nur weiter in die Tiefe, das Klangbild bildet sich auch weiter vorne näher zum Hörer aus. Die Art und Weise, wie natürliche Instrumente ausklingen, kann schon süchtig machen. Wie oft habe ich mir bei manchen Musikstücken gedacht, dass ein paar Kleinigkeiten eben noch besser werden müssten, um nahezu perfekt zu sein. Die Grandinote Genesi verbessert nicht nur diese „Kleinigkeiten“, es ist auch eine andere Art des Spielflusses, die hier offenbar wird. Wenn eine Audiokomponente offener klingt, sprechen wir oft davon, dass ein weiterer imaginärer Vorhang weggezogen wird, hier habe ich fast das Gefühl eine ganze Jalousie würde vor mir aufgerollt. Das klingt jetzt natürlich etwas übertrieben, vielleicht bin ich ja etwas zu euphorisch, aber ich habe bei diesem Vorverstärker einfach das Gefühl, angekommen zu sein.
Die Klang der Genesi-Vorstufe ist auch mit einer unglaublichen Grob- und Feindynamik sowie einer Menge Energie gesegnet. Kleinste Schallereignisse, die man vorher nur erahnen konnte, werden nun klar hörbar, was zu einer enormen Authentizität beiträgt. Das kann man besonders gut auch bei Ricky Lee Jones Fassung von „Dad Dere“ nachvollziehen, die ich noch nie derart facettenreich und unangestrengt gehört habe. Konserve war gestern, Musik ist heute.
Die Bedeutung einer Vorstufe in der Hifi-Kette wird von vielen noch immer unterschätzt. Für mich ist die Qualität dieser Schaltzentrale essentiell. Ohne eine wirklich gute Vorstufe wird man Musik in den seltensten Fällen genießen können.
Mit der Grandinote Transistor-Vorstufe werden sich mit Sicherheit auch viele Röhrenliebhaber anfreunden können. Sie vereint das Beste aus zwei Welten: Leider hat das auch seinen Preis. Noch ein kleiner Tip unter Freunden: Sollten Sie von einem kleineren Modell von Grandinote auf das größere Modell wechseln, wird das ihre bessere Hälfte kaum merken, denn optisch sind alle Vorstufen bis auf den Schriftzug vorne identisch…
Woody Allen sagte einmal in einem seiner Filme: „Ich habe nie behauptet, der beste Liebhaber der Welt zu sein, aber Platz 27 ist auch nicht schlecht“. Platz 27 weltweit ist in keiner Disziplin schlecht, aber ich glaube, die Grandinote-Genesi-Vorstufe rangiert in der Rangliste ihrer Kategorie einige Plätze weiter oben…
STATEMENT
Die Grandinote Genesi ist für mich schlicht der beste Vorverstärker, den ich jemals gehört habe. Er spielt in einer eigenen Klasse jenseits der Champions League.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil, Keces Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Genesi |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Lautsprecher | Wilson Audio MAXX |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste |
Herstellerangaben
Grandinote Genesi Line-Vorverstärker
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Eingänge | vier vollsymmetrische XLR -Eingänge |
Ausgang | ein vollsymmetrischer XLR-Ausgang |
Frequenzgang | 0,5Hz - 650 kHz |
Verstärkung | 10 dB |
Schaltung | Class-A ohne Rückkoppelung, direkte Koppelung der Stufen ohne Kondensatoren, Doppelmonoaufbau |
Leistungsaufnahme | 30W |
Gewicht | 18kg |
Abemessungen (B/H/T) | 318/196/408 mm |
Garantie | 5 Jahre |
Preis | 19800 Euro |
Vertrieb
Audio Offensive Hifi-Vertrieb
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Anschrift | Inhaber: Uwe Heile Münchener Str. 5 14612 Falkensee |
Telefon | +49 3322 2131655 |
Mobil | +49 172 3844155 |
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