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Hijiri 'Takumi'

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Als ich mich vor etwa einem Jahr mit den Hijiri-'Nagomi'-Netzkabeln beschäftigte, musste ich den Rat des Herstellers, sie in einem mit Harmonix-Produkten getunten Raum zu verwenden, ignorieren. Dennoch hinterließen sie den allerbesten Eindruck. Da haben es die 'Takumi'-Kabel nun besser: Inzwischen ist Harmonix aus meinem Hörraum nicht mehr wegzudenken.

Für alle, die den Bericht über die 'Nagomi' nicht gelesen haben, hier noch einmal kurz der Zusammenhang zwischen Harmonix und Hijiri: Beides sind Marken der Combak Corporation, die auch noch die Encore Monitor-Lautsprecher, Reimyo Elektronik und Enacom Entstör-Komponenten im Angebot hat. Während man bis vor einiger Zeit die bestens beleumundeten Kabel ebenfalls unter dem Namen Harmonix anbot, etablierte man inzwischen die Marke Hijiri, um den Kabelkreationen von Kazuo Kiuchi ebenso viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen wie seinen Harmonix-Gerätefüßen und -Raum-Tuning-Maßnahmen. Am ganzheitlichen Ansatz hat natürlich auch die neue Marke nichts geändert: Nur wenn die Geräte, der Raum und die Kabel resonanzoptimiert seien, erreicht man – so Kazuo Kiuchi – die höchsten klanglichen Weihen.

Beim Test des 'Nagomi'-Netzkabels konnte ich in Ermangelung weiterer Hijiri-, Harmonix- und Enacom-Geräte den Empfehlungen des Harmonix-Chefs – wie gesagt – nicht im mindesten entsprechen. Inzwischen sieht es da schon besser aus: Zwar werden die Komponenten in den beiden im Wortsinne bodenlosen Artesania Audio Racks von Teflon-Kegeln getragen, aber zumindest die Endstufen und die Lautsprecher stehen über Harmonix-Füße mit dem Boden in Kontakt. Der Raum wurde mit einem Satz Room Tuning Disks und die Lautsprecher mit Tuning Tips optimiert. Klanglich dürften die Voraussetzungen für die Beschäftigung mit den großen Hijiris, den Nachfolgern der Harmonix X-DC Studio Master “Million” Maestro, also deutlich besser sein als beim Test der 'Nagomi'-Netzkabel.

In keiner Weise gebessert hat sich allerdings die Faktenlage. Daran hat die Tatsache, dass mich Kazuo Kiuchi in Begleitung seines Vertriebes Ed Doggen kurz vor Beginn der diesjährigen hifideluxe für einige Stunden besuchte, leider auch nichts geändert. Wir haben uns wirklich angeregt unterhalten und auch zur Zufriedenheit von Kiuchi san in meinem Arbeitszimmer ein paar Songs gehört. Besonders interessiert war er an einigen Plattenproduktionen, von denen er eine in Japan veröffentlichen möchte. Dazu sollte man wissen, dass die Arbeiten, die schließlich in den Harmonix-Produkten Form annahmen, vor etwa 40 Jahren in Aufnahmestudios begannen. Kazuo Kiuchi ist bis heute aktiv an der Produktion von CDs im XRCD-Decoding-Verfahren beteiligt und präsentierte kürzlich auch die erste Harmonix-Mastersound-LP: Duke Jordans So Nice Duke, eine bisher unveröffentlichte Three-Blind-Mice-Aufnahme aus dem Jahre 1982, die in einem mit Harmonix-Produkten optimierten Studio gemastered wurde und hierzulande bei Sieveking Sound zu haben ist.


Aber auch über den Umweg über die Tonträgerproduktion waren Kazuo Kiuchi keine Fakten zu seinen Kreationen zu entlocken, die über das, was in Katalog und Internet zu finden ist, hinausgehen. Aber ich gebe nicht auf und habe für die Zukunft ein Interview mit dem Entwickler und Firmenchef verabredet. Da sollte zumindest die ein oder andere zusätzliche Information bei herumkommen. Bis dahin bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen kurz die bekannten Fakten zu referieren: Die Leiter der Hijiris bestehen aus speziell gefertigten Kupferdrähten mit definierter Laufrichtung, die selbstverständlich die RoHS-Anforderungen erfüllen. Die IEC-Buchse ist eine Wattgate 350i RH, besitzt also Kontakte mit Rhodium-Beschichtung. Auch der Schukostecker stammt von Wattgate, es ist das Modell 390i RH. Die Wattgates dieser höchsten Qualitätsstufe sind übrigens kryo-behandelt. Das Hijiri 'Takumi' ist in fünf Standard-Längen zwischen einem und drei Metern lieferbar, Sonderanfertigungen sind möglich. Das Kabel kommt so daher, wie man es etwa von Luxusuhren her kennt: Eine stabile, weiße Karton-Box schützt die eigentliche, wertvolle Verpackung, in diesem Fall eine zweifarbig lackierte Holzkiste mit geschnitztem Deckel, wie sie in abgewandelter Form auch für die Plattenteller-Auflage 'Tribute' TU-800M Verwendung findet. In dem Holzkörper, der das Kabel in der Mitte umschließt, befinden sich bei Hijiri keine Ferritringe, sondern eben die Dinge, mit denen Kazuo Kiuchi das Kabel „stimmt“. Konfektionierung und „Stimmung“ sollen ausschließlich in Handarbeit erfolgen.

Auch wenn die Kabel eingespielt sind, empfiehlt Ed Doggen, sie ein paar Stunden unter Strom zu lassen, bevor man sie einer kritischen Würdigung unterzieht. Aber um einen halben Tag zu warten, bin ich viel zu neugierig. Ersten haben bisher alle Combak-Komponenten in meiner Kette einen positiven Eindruck hinterlassen und zweitens habe ich bisher keine Netzkabel in dieser Preisklasse in meiner Anlage hören können. Ich habe die also die großen Hijiri mit den beeindrucken, vor kurzem getesteten Accustic Arts Monos phasenrichtig verbunden und die Endstufen etwa anderthalb Stunden vorgeheizt, um ganz sicher zu sein, dass der geplante Vergleich nicht mehr von der Aufwärmphase beeinflusst werden kann. Dann habe ich wieder die Swisscable Reference mit den Endstufen verbunden und zweimal Schostakovitsch' „Polka“ gehört, bevor ich zu den 'Takumi' gewechselt habe – und noch bevor der etwas über zwei Minuten dauernde Tanz zu Ende war, stand eindeutig fest, dass die Harmonix für noch mehr Atmosphäre, musikalischen Fluss und, ja, letztlich Genuss sorgen! Obwohl die Kette auch zuvor schon rhythmisch nichts anbrennen ließ, spielte das London Symphonie Orchestra nun einen Tick engagierter, exakter auf den Punkt. Noch beeindruckender als die Verbesserungen im gesamten Klangbild fand ich aber die Menge zusätzlicher Feinstinformationen über einzelne Instrumente. Dabei ging es nicht nur um eine schärfere Abgrenzung voneinander und die exakte Platzierung auf der nun etwas größeren imaginären Bühne, sondern um feinere dynamische und rhythmische Differenzierungen der einzelnen Instrumente respektive Instrumentengruppen. Das wichtigste bei der zusätzlichen Fülle an Informationen ist aber, dass sie keinesfalls allein für sich stehen, sondern harmonisch in ein stimmiges Ganzes eingebunden sind. Natürlich habe ich noch eine ganze Reihe anderer, nicht vom übermäßigen Einsatz bei Tests leicht fad gewordene Songs gehört, aber der erste Eindruck hat sich nicht geändert: So gut wie mit den beiden 'Takumi' an den Endstufen habe ich meine Kette bisher nicht gehört.

Da Harmonix empfiehlt, die Anlage immer vom Ende her zu optimieren – gut, dass zumindest Lautsprecher und Endstufen in meinem Hörraum auf Harmonix-Füßen stehen – bleibe ich noch ein wenig bei den letzten Geräten in der Kette und probiere das 'Takumi' nun auch an Einsteins The Poweramp: Ich wähle den letzten Satz von Saint-Saëns Symphonie Nr. 3 unter dem Dirigat von Charles Munch und bin von der kraftvollen und großen Darstellung von Orgel und Orchester beinahe überwältigt. Ich hatte lange nichts so Monumentales gehört und in der Zwischenzeit scheint meine Wiedergabekette einigr Fortschritte gemacht zu haben. Ginge es um Bombast-Rock würde ich schreiben, vor mir baute sich ein „Wall Of Sound“ auf: Bei aller Energie vermisse ich ein wenig Feinzeichnung – aber noch wird The Poweramp ja noch über ein Swisscable mit Strom versorgt. Das Hijiri bringt dann die vermisste Ordnung ins Geschehen: Die Instrumente haben auf der etwas ausladenderen Bühne mehr Platz und wirken deshalb besser voneinander getrennt. Deutlich mehr Präzision – bei gleichem Druck – herrscht auch im Tieftonbereich. Die tiefen Register der Orgel besitzen deutlich mehr Kontur. Einen Hauch mehr Energie besitzt auch der Hochtonbereich, ohne überbetont zu wirken. Trotz aller Klarheit und Feinzeichnung braucht man auch beim den 'Takumi' nicht auf Dramatik und Emotion zu verzichten. Im Gegenteil!


Da ich die Netzkabel der Vorstufe nur bei ausgeschalteten Endstufen wechseln möchte und die Einsteins immer eine gewisse Zeit brauchen, bis ihr Selbsttest abgeschlossen ist, übernehmen nun wieder die Accustic Arts Mono II die Verstärkung. Selbstverständlich beziehen sie ihren Strom ab sofort über die Hijiris, Einsteins Vorstufe ist noch über das Swisscable Reference mit dem Netz verbunden. Von den Festplatten des Melco fließen die Daten von Nancy King und Glen Moores Version der „Ode To Billy Joe“ vom Album King On The Road zum DAVE; Der Kontrabass treibt heftig knarzend, und Rob Scheps Saxophone groovt melodiös. Dank der trockenen Akustik der Aufnahmeumgebung sind Details wie Griffgeräusche sehr klar zu hören. Der Raum wirkt allerdings recht klein. Die sehr direkte und ungeschönte Aufnahme rückt Nancy Kings perkussive vokale Einwürfe ganz zu Beginn und später ihre Phrasierung in den Fokus, ohne sie überzubetonen. Mit dem 'Takumi' gewinnt die imaginäre Bühne minimal an Größe und die räumliche Beziehung von Musikern und Sängerin werden deutlicher. Es gibt nun auch ein paar mehr rhythmische Äußerungen Nancy Kings zu entdecken. Die Griffgeräusch Glen Moores sind nun noch dichter in den Sound des Basses integriert: Auch The Preamp profitiert deutlich von den Hijiris Topmodell.

Als mir Olaf Adam, der Geschäftsführer des deutschen Chord-Vertriebs G8 & Friends, die CD-Laufwerk- und Upsampler-Kombination Blu MK II zum Test brachte, diskutierten wir auch über die Schaltnetzteile – schon seit Jahrzehnten eine Spezialität von Chord-Chef John Franks – im DAVE und Blu. Der Ex-Kollege vermutete, diese würden Unterschiede von Netzteilen eher nivellieren, was allerdings meinen sehr positiven Erfahrungen beim Test der Hijiro 'Nagomi' widerspricht, die leider schon länger wieder beim Vertrieb sind. Aktuell wird der DAVE über ein Swisscable Reference versorgt. Was lag also näher als zu hören, ob das 'Takumi' am DAVE ebenso deutliche Verbesserungen bringt, wie bei den Verstärkern? Schaltnetzteil hin oder her: Auch beim DAVE sorgt das 'Takumi' für mehr Frische, Offenheit, Drive und Raum. Das große Hijri überzeugt schon nach wenigen Takten so sehr, dass man es nicht mehr hergeben möchte. Ein wenig realistischer – mit Blick auf den Preis – formuliert: ein Traumkabel!

STATEMENT

Ob Transistor- oder Hybrid-Endstufe, Röhrenvorverstärker oder High-Tech-Wandler mit entsprechendem Schaltnetzteil: Ich habe bisher in meiner Kette keine anderen Netzkabel gehört, die den Geräten so viel Wohlklang entlocken wie die Hijiri 'Takumi': eine weitere Meisterleistung von Kazuo Kiuchi!
Gehört mit
Tonbandmaschine Studer A80
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Simplicity, AMG 12JT Turbo, Einstein The Tonearm
Tonabnehmer Lyra Olympos und Etna, Einstein The Pickup
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
CD-Laufwerk Chord Electronics BLU MK II
NAS Melco N1ZH/2, WDMyCloud
Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco
D/A-Wandler Chord Electronics DAVE
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150, Eintein The Poweramp
Lautsprecher Kaiser Acoustics Kawero! Classic
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Swisscables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon,Cardas Audio Clear Network
Zubehör PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, Room Tuning Disks, Tuning Tips und TU-666M, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Hijiri 'Takumi' Netzkabel
Preis 4500 Euro für 1,5m

Vertrieb
Daluso
Anschrift Ed Doggen
Op den Dijk 30
NL-6102 EX Echt
Telefon +31 611 354725
E-Mail info@daluso.de
Web www.daluso.de

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