Gut gepflegte Meta-Daten sind das A und O einer digitalen Musiksammlung. Nur wenige von uns besitzen Musikbibliotheken, die in dieser Hinsicht wirklich perfekt sind. Hier kann man – insbesondere bei größeren Musikbibliotheken – gut und gerne Tage und Wochen mit der Pflege verbringen. Ein kleines Programm mit dem Namen SongKong verspricht Abhilfe.
Meta-Daten enthalten die Informationen über unsere Musikdateien, wie Album, Titel, Künstler, Band, Erscheinungsjahr, Komponist, et cetera und nicht zu vergessen das Album Cover. Ohne Meta-Daten wissen wir nichts über eine bestimmte Musik-Datei. Aufmerksam geworden bin ich SongKong durch einen Hinweis von Alan Ainslie, dem Digital-Spezialisten und Kopf hinter Melco. Dirk Sommer und ich treffen uns mit Alan nun fast schon regelmäßig, wenn er in Deutschland ist. Sie können mir glauben, dass uns der Diskussionsstoff bei diesen Treffen niemals ausgeht. Bei unserem letzten Treffen kamen wir auf die Bedeutung von Meta-Daten für die Verwaltung einer digitalen Musiksammlung zu sprechen. Alan erzählte uns von den Problemen, die viele seiner stolzen Melco-Besitzer mit der schlechten Qualität ihrer Meta-Daten hätten, die von gerippten oder heruntergeladenen Dateien stammten. Auf der Suche nach einer einfachen Lösung für seine Kunden ist eine Kooperation zwischen Melco und JThink Ltd. entstanden. Alan hat mir freundlicher Weise dann den direkten Kontakt mit Paul Taylor, dem Entwickler und Kopf hinter JThink, vermittelt. SongKong ist ein kleines, intelligentes Programm zur automatischen Optimierung der Meta-Daten in digitalen Musiksammlungen. SongKong sucht nach Meta-Daten für alle Art von Musik und nutzt hierfür das Konzept des akustischen Fingerabdrucks (acoustic fingerprint). Vereinfachend gesprochen hört sich das Programm jedes Musikstück an, generiert daraus ein digitales Muster und gleicht dieses Muster mit den Informationen in entsprechenden Online Datenbanken ab. Bereits vorhandene Meta-Daten werden zusätzlich in die Suche miteinbezogen, um die Treffergenauigkeit zu erhöhen; im Extremfall funktioniert das Ganze sogar dann, wenn zu einem Musikstück überhaupt keine Meta-Daten vorhanden sind. Hat SongKong Informationen gefunden, werden diese automatisch heruntergeladenen und die in einer Musiksammlung schon vorhandenen Daten korrigiert und ergänzt. Seine Informationen bezieht SongKong vom eigenen JThink Music Server, der sich regelmäßig mit den Daten von MusicBrainz und Discogs versorgt und optimal mit SongKong zusammenarbeitet. Übrigens: Paul Taylor hat früher für MusicBrainz gearbeitet und dort an verantwortlicher Stelle an deren Such-Code geschrieben.
Ergebnis der intensiven Kooperation mit Melco ist die Programm-Version SongKong for Melco. Diese Bezeichnung führt meiner Meinung nach aber eher zur Verwirrung. Zum einen ist SongKong for Melco ein eigenständiges Programm, das unabhängig von einem Melco-Server auf jedem Rechner unter Windows, Mac OS X oder Linux installiert und von jedermann erworben werden kann. Wie mir Paul Taylor in diesem Zusammenhang berichtete, wird SongKong for Melco in Zukunft im Bereich UPnP spezielle Erweiterungen erhalten. Zum anderen erzeugt SongKong for Melco Standard Meta-Daten Felder, die von jedem guten Media Server unterstützt werden. Natürlich arbeitet das Programm besonders gut mit MinimServer und Twonky zusammen, die beide auch auf den Melco-Geräten laufen.
SongKong nimmt für sich in Anspruch, mit allen wesentlichen Datei-Formaten einschließlich DSD-DSF und Dateien mit unterschiedlichen Sampling-Raten zurechtzukommen. Ich habe deshalb eine Testumgebung mit SongKong auf meinem Windows 10 Laptop und einer externen USB-Festplatte mit einer kleinen Musikbibliothek von etwa 50 Alben aus Pop/Rock, Jazz und Klassik und in den unterschiedlichsten Formaten und Sampling-Raten aufgebaut. Als Media Server liefen MinimServer und als Control Point habe ich Linn Kazoo verwendet. Bei der Installation des Programms kann man die bevorzugte Sprache auswählen. Ich habe es hier bei Englisch belassen, wobei die deutsche Spracheinstellung übrigens alles andere als schlecht ist.
Vorab noch eine grundlegende Bemerkung zu Meta-Daten im Zusammenhang mit Audio-Netzwerklösungen auf der Basis des Standards UPnP-AV: Die Meta-Daten, die auf einem Control Point, wie einem Tablet, zur Anzeige kommen, werden durch die vom Media Server bereitgestellten Daten bestimmt. Ein Control Point kann keine Daten anzeigen, die auf dem Media Server nicht vorhanden sind, umgekehrt kann nicht jeder Control Point alle vom Media Server bereitgestellten Informationen anzeigen. In jedem Fall sollte der Media Server so konfiguriert sein, dass die Meta-Daten bestmöglich genutzt werden. Hierzu gibt es im Blog von Paul Taylor eine äußerst lesenswerte Anleitung zur Konfiguration von MinimServer für die Zusammenarbeit mit SongKong.
Nach der Installation rufen wir SongKong auf und wählen den Ordner mit unseren Musikdateien aus, die durch SongKong bearbeitet werden sollen und klicken „Fix Songs“.
Anschließend öffnet sich ein Fenster und wir müssen uns durch eine Vielzahl von Einstellungen arbeiten, mit denen SongKong individuell konfiguriert werden kann. Ich habe mir dazu die ausgezeichnete Anleitung ausgedruckt und neben den Bildschirm gelegt. In den meisten Fällen kommt man mit den Standardeinstellungen bestens zu Recht. Im Basis-Menü könnten wir uns über einen Haken bei „Preview only“ die von SongKong geplanten Änderungen erst einmal in Ruhe anschauen und verhindern, dass die Änderungen sofort in die Dateien geschrieben werden. Abweichend von den Standard-Einstellungen habe ich „Update Mood and other acoustic attributes such as BPM“ abgewählt, da ich für „Stimmung“ und „Beats per Minute“ keine Verwendung habe. Auf einige der anderen Einstellungen werde ich gleich noch einmal zurückkommen.
Anschließend klicken wir auf „Start“ und lassen SongKong arbeiten. Bei größeren Musikbibliotheken kann das beim ersten Mal durchaus mehrere Stunden dauern. Meine Empfehlung ist deshalb, die Bearbeitung der Musikbibliothek irgendwie zu unterteilen und nicht alles auf einmal zu bearbeiten, insbesondere dann, wenn man sich die von SongKong vorgenommenen Änderungen auch im Einzelnen anschauen möchte. SongKong erstellt hierzu einen hervorragenden, extrem ausführlichen Bericht in HTML, in dem jede Kleinigkeit dokumentiert ist und der mit jedem Browser angesehen werden kann.
Ein besonderer Schwerpunkt wurde bei SongKong auf das Tagging klassischer Musik gelegt. Die Anforderungen an Meta-Daten für klassische Musik sind ja bekanntlich ziemlich unterschiedlich zu denen für Pop und Rock Musik. Dabei geht es um wichtige Informationen wie Komponist, Dirigent oder Orchester. Bei Pop/Rock Musik enthält ein Album meistens die Songs eines Künstlers oder einer Gruppe. Die Kompositionen klassischer Komponisten hingegen heißen beispielsweise Symphonien oder Sonaten und werden als Werke und nicht als Alben bezeichnet. Darüber hinaus besteht ein Werk, wie eine Symphonie, aus mehreren Sätzen. Wenn klassische Musik als Album veröffentlicht wird, kann dieses Album nur Teile eines Gesamtwerks enthalten, umgekehrt aber auch mehrere Werke eines oder mehrerer Komponisten. Eine Anzeige nach Alben ist deshalb mitunter nicht besonders aussagekräftig. SongKong erkennt klassische Musik und stellt die zusätzlichen Informationen in besonderen Meta-Daten Feldern bereit. Darüber hinaus findet das Programm auch Informationen wie Opus, Nummer oder ausführende Künstler mit ihren Instrumenten.
Als Beispiel für die Fähigkeiten von SongKong bei klassischer Musik greifen wir deshalb das Album Beethoven Symphonien No.1 und 3 mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von René Leibowitz heraus. Bei diesem Album war ich der Meinung, dass ich eigentlich recht gute Meta-Daten hinterlegt hätte. Schauen wir also, was SongKong dazu meint: Als erstes stellen wir fest, dass SongKong das eingebettete Album Cover gelöscht und durch ein Cover in höherer Auflösung, wie wir gleich sehen werden, ersetzt hat.
Allerdings findet SongKong nicht immer das richtige Cover. Um deshalb nicht allein wegen des Covers alle Änderungen rückgängig machen zu müssen, habe ich folgende Strategie angewendet. In meiner Musikbibliothek ist in fast allen Fällen das Cover zusätzlich im File-System abgespeichert. Im Reiter „Artwork“ habe ich deshalb eingestellt, dass SongKong das neu gefundene Cover bei besserer Qualität in die Song-Datei einbetten darf, lasse SongKong aber zusätzlich das neue Cover auch in das File-System schreiben, ohne die bereits vorhandene Bild-Datei zu überschreiben. In diesen Fällen kann ich dann später in aller Ruhe auswählen, und eventuell manuell mit einem Tagger das bisherige Cover wieder in die einzelnen Musik-Dateien kopieren. Ganz ohne Handarbeit geht es also nicht, wenn man seine eigenen Vorstellungen hat.
Ferner hat SongKong in den folgenden Feldern Änderungen vorgenommen.
Im Feld Album hat SongKong den Titel wesentlich ausführlicher gefasst. Der Komponist stand bereits am Beginn des Albumtitels. Wenn nicht, hätte SongKong diesen hinzugefügt. Dies erreichen wir durch zusätzliche Einstellungen im Reiter „Classical“. Hier können wir auch den Komponisten aus dem Feld Album Artist entfernen lassen, da für den Komponisten ein eigens Feld vorgesehen ist. Die übrigen von SongKong vorgenommenen Änderungen fallen unter die Kategorie Feinschliff.
SongKong hat nicht nur Felder gelöscht oder geändert, sondern auch eine Vielzahl neuer Felder hinzugefügt. Nachfolgend die beeindruckende Liste neuer Felder, wobei ich nur die wichtigsten ausgewählt und die mehr technischen Felder weggelassen habe.
Auffallend sind die vielen Sort Felder. Bei Feldern, wie Composer (Komponist) oder Conductor (Dirigent), erfolgt der Feldeintrag nämlich immer in der Reihenfolge Vorname - Nachname. Sucht man im Feld Composer, dann findet man Beethoven deshalb unter dem Buchstaben L wegen seines Vornamens Ludwig. Mit den Sort Feldern kann man die Anzeige des Felds Composer in der richtigen Reihenfolge erreichen. Allerdings funktioniert dies nur dann, wenn zu jedem Eintrag im Feld Composer auch ein entsprechender Eintrag im Feld Sort Composer existiert; da sind wir wieder bei dem Thema gut gepflegte Meta-Daten.
Man kann natürlich darüber streiten, ob so viele Felder überhaupt notwendig sind. Auch hier zeigt sich SongKong sehr flexibel und ermöglicht es uns, im Reiter „Format“ auszuwählen, dass bestimmte Felder nicht hinzugefügt werden. Paul empfahl mir allerdings, insbesondere MusicBrainz Id Felder, wie MB Recording Id, nicht abzuwählen, da diese von SongKong verwendet werden, um festzustellen, ob bereits ein Abgleich des betreffenden Stücks mit MusicBrainz stattgefunden hat. Wir könnten aber beispielsweise problemlos alle Sort Felder abwählen.
Wichtige Felder bei klassischer Musik sind Group und Work. Das Group Feld ist ein gutes Beispiel für das perfekte Zusammenspiel zwischen SongKong und MinimServer. Obwohl Group kein Standard Meta-Daten Feld ist, kann SongKong dieses Feld erzeugen und füllen, so dass die entsprechenden Stücke von MinimServer automatisch zusammengefasst werden. Ohne diese Funktion werden die Stücke, in unserem Beispiel die Sätze der Symphonien, einfach der Reihe nach angezeigt, wenn wir das Album öffnen.
Mit Hilfe der Gruppierung sehen wir nun auf einen Blick, dass das Album zwei verschiedene Werke, nämlich die Symphonien Nr. 3 und Nr. 1 von Beethoven, enthält. Damit können wir bequem eine gesamte Symphonie zum Hören auswählen, statt die einzelnen Sätze der jeweiligen Symphonie.
Mit einem Doppel-Klick auf die Symphonie Nr. 3 sehen wir dann wieder die einzelnen Sätze des Werks und können wieder jeden Satz getrennt auswählen.
Mit dem Feld Work hingegen können wir in unserer Datenbank gezielt nach einzelnen Werken, wie der Symphonie Nr. 3, suchen.
Diese wenigen Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie perfekt SongKong bei Klassik arbeitet. Dies gilt, wie ich mich überzeugen konnte, für die Datei-Formate WAV, FLAC und DSD-DSF gleichermaßen und unabhängig von der Sampling-Rate.
Wer nun glaubt SongKong, sei nur etwas für Klassikliebhaber, für den habe ich noch ein Beispiel aus dem Bereich Pop/Rock: das bekannte Album Love Over Gold von den Dire Straits. SongKong hat an vorhandenen Meta-Daten wieder einiges auszusetzen und deshalb bestehende Felder geändert und neue hinzugefügt. SongKong bringt also auch bei Pop/Rock Alben einen deutlichen Zugewinn an Information.
Allerdings funktioniert auch bei SongKong nicht alles perfekt, wie das folgende Beispiel zeigt.
Hier bleibt nur die Funktion „Undo Fixes“. Wir wählen den betroffenen Ordner im File-System aus und SongKong macht alle Änderungen rückgängig. Dies funktioniert ganz hervorragend, wie ich mich in verschiedenen Fällen überzeugen konnte. Perfekt wäre eine Funktion, mit der nur einzelne Änderungen, wie Album Cover, zurückgenommen werden könnten. Allerdings besitzt SongKong gerade keine manuelle Tagging-Funktion. Wer es perfekt haben möchte, kommt um manuelle Eingriffe mit einem Tagger nicht herum. Und hier könnte Jaikoz, der große Bruder von SongKong, ins Spiel kommen.
Jaikoz bietet neben dem automatischen Abgleich der Datenbestände mit MusicBrainz und Discogs analog SongKong auch die Möglichkeit, ein Album halbautomatisch oder manuell mit einer ganz bestimmten Ausgabe bei MusicBrainz oder Discogs abzugleichen. Umgekehrt können neue Releases auch von Jaikoz nach MusicBrainz zurückgeschrieben werden. Darüber hinaus hat Jaikoz eine sehr übersichtliche Benutzeroberfläche, mit der man alle Felder schnell und einfach überarbeiten kann.
Jaikoz lässt sich nach meiner Erfahrung leicht bedienen und ist ein fantastischer Tagger, um seine Musik-Dateien automatisch, halbautomatisch oder manuell zu überarbeiten. Allerdings erfordern die vielen Funktionen schon ein gehöriges Maß an Einarbeitung und man sollte wissen, was man tut. Im direkten Vergleich wird damit das Konzept von SongKong noch klarer: mit einmal gewählten Grundeinstellungen soll dem Anwender die gesamte Arbeit bei der Überarbeitung seiner Meta-Daten vollautomatisch abgenommen werden.
STATEMENT
SongKong ist ein einfaches und zugleich mächtiges Werkzeug, mit dem man mit wenigen Klicks die Meta-Daten einer digitalen Musiksammlung überarbeiten kann. Die Ergebnisse sind absolut überzeugend. Eine klare Empfehlung!
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, iPad mini |
Software | MinimServer, JPlay 6.2, Linn Kazoo |
Herstellerangaben
SongKong Standard
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Leistung | Unbegrenzt suchen |
Hinzufügen akustischer Meta-Daten | Nein |
Parse Naim Rips Meta-Daten | Nein |
Melco Optimiert | Nein |
Geschäftliche Nutzung erlaubt | Nein |
Preis | £25 ($31 USD) |
Herstellerangaben
SongKong Pro
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Leistung | Unbegrenzt suchen mit doppelter Geschwindigkeit |
Hinzufügen akustischer Meta-Daten | Ja |
Parse Naim Rips Meta-Daten | Nein |
Melco Optimiert | Nein |
Geschäftliche Nutzung erlaubt | Nein |
Preis | £35 ($43 USD), £40 ($50 USD) (Melco discount) |
Herstellerangaben
SongKong for Melco
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Leistung | Unbegrenzt suchen mit doppelter Geschwindigkeit |
Hinzufügen akustischer Meta-Daten | Ja |
Parse Naim Rips Meta-Daten | Ja |
Melco Optimiert | Ja |
Geschäftliche Nutzung erlaubt | Nein |
Preis | £50 ($62 USD) |
Herstellerangaben
SongKong Commercial
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Leistung | Unbegrenzt suchen mit doppelter Geschwindigkeit |
Hinzufügen akustischer Meta-Daten | Ja |
Parse Naim Rips Meta-Daten | Ja |
Melco Optimiert | Nein |
Geschäftliche Nutzung erlaubt | Ja |
Preis | £99 ($122 USD) |
Hersteller/Vertrieb
JThink Ltd.
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paultaylor@jthink.net | |
Web | www.jthink.net/songkong/de/index.jsp |