Anfang Februar verlud ich in den Redaktionsräumen von Hifistatement mit tatkräftiger Unterstützung von Dirk Sommer und einer Sackkarre eine riesige Holzkiste in mein Auto. Nachdem ich dann zu Hause alles vorsichtig ausgepackt hatte, stand er vor mir: der ZeroUno, ein DAC, der aussieht wie eine kleine Röhrenendstufe. Der ZeroUno ist das Erstlingswerk der neuen italienischen Audio-Manufaktur CanEVER INC.
Zugegeben, als ich das erste Mal vom ZeroUno hörte, war ich einigermaßen skeptisch. Zum einen gibt es derzeit fast täglich einen neuen DAC, zum anderen halte ich einen DAC als Erstlingswerk einer neuen HiFi-Schmiede für höchst ambitioniert. Einen DAC zu konzipieren, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Da ist zunächst einmal natürlich die Digital-Analog-Wandlung an sich: Man denke hier nur an die extrem aufwendigen, aber im Detail völlig verschiedenen Lösungsansätze eines Rob Watts im Chord Dave oder eines Ted Smith im PS Audio DirectStream DAC. Da sind aber auch die analoge Ausgangsstufe, das Netzteil und nicht zu vergessen, der digitale Eingang meist in Form einer USB-Verbindung. Es ist meine feste Überzeugung, dass alle genannten Teilbereiche einen erheblichen Einfluss auf das klangliche Gesamtergebnis haben. Nun sind aber die Entwicklung einer guten, analogen Line-Stufe und die Konzeption eines Digitalteils völlig verschiedene Dinge. Gerade die Analogabteilung und das Netzteil scheinen mir heute in vielen DACs nicht mehr die gebührende Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn ich so den einen oder anderen DAC betrachte, ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken, wie gut müsste dieser DAC eigentlich klingen, wenn er nur ein vernünftige Analog- und/oder Netzteil hätte.
Die Konzeption eines DACs mit High-End-Anspruch ist also ganz generell eine große Herausforderung, ganz besonders aber für ein so kleines Unternehmen, wie CanEVER INC. Allerdings ist Ingenieur Mario Canever, der Entwickler des ZeroUno, ein Vollprofi in Sachen Digital- und Analogelektronik. Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, mich mit Mario Canever einen ganzen Nachmittag über die Konstruktion des ZeroUno zu unterhalten. Der ZeroUno „strotzt“ nur so von einer Vielzahl intelligenter, hoch interessanter Detaillösungen abseits vom Mainstream. Dabei sind dies keineswegs irgendwelche „schrägen“ Lösungen, sondern vielmehr technisch sauber durchdachte Implementierungen, die die große Erfahrung von Mario Canever im Bereich Röhrenelektronik wie auch der Digitaltechnik widerspiegeln. All die technischen Details an dieser Stelle zu beschreiben, würde den Umfang meines Berichts sprengen. Ich habe mich deshalb entschlossen, mein Gespräch mit Mario Canever in einem eigenen Artikel (Teil 2) zusammenzufassen und darin einzelne technische Details genauer zu beleuchten. Ich denke, dass der ZeroUno hier wirklich einiges zu bieten hat und dass der eine oder andere Leser von Hifistatement sicher nicht abgeneigt sein wird, auch hier wiedermal „hinter die Kulissen zu schauen“. Eines sei jedoch vorweggenommen: ich kenne kaum einen DAC, der in allen Bereichen so konsequent konzipiert ist. Der ZeroUno ist absolut professionell und hochwertig gefertigt, mit einem grundsoliden, extrem stabilen Gehäuse, gekapselten Netztrafos auf einer gebürsteten und lackierten Edelstahlplatte und sehr hochwertigen, teils audiophilen Bauteilen.
Die Frontseite des ZeroUno ist symmetrisch aufgebaut. In der Mitte dominiert ein großes, gut ablesbares Display. Das Display gibt Auskunft über den gewählten Digital-Eingang, die Sample Rate des gerade empfangenen Signals, Lautstärke in Dezibel, Balance und die Phase. Die Helligkeit des Displays lässt sich in mehreren Stufen an den persönlichen Geschmack anpassen. Der linke Drehknopf dient als Ein-/Ausschalter und mit dem rechten Drehknopf lässt sich die Lautstärke einstellen. Die Lautstärkeregelung arbeitet auf digitaler Ebene mit einer Auflösung von 32 Bit. Mit dem kleinen rechten Drucktaster lassen sich die verschiedenen Eingänge der Reihe nach anwählen, mit dem rechten Drucktaster gelangt man ins Setup-Menü. Hier lässt sich die Balance feinfühlig in 0,5-Dezibel-Schritten justieren und die Phase einstellen. Hinzu kommen abschaltbares Oversampling- und Jitter-Filter sowie wählbare Filtertypen für PCM und DSD. Darüber hinaus lässt sich auch noch die Quantizer-Auflösung des Sigma Delta Wandlers zwischen sechs und neun Bit einstellen. Meine Empfehlung ist, sich mit Ausnahme von Balance und Phase auf die Werkseinstellungen zu verlassen und im Übrigen nicht an den Einstellungen herumzuspielen. Drückt man den Setup-Knopf länger als 10 Sekunden, werden die Werkseinstellungen jederzeit wiederhergestellt. Ich bin normalerweise kein großer Freund von über mehreren Ebenen verschachtelten Setup-Menüs. Der ZeroUno kennt nur eine Ebene, die zunächst mit dem Setup-Knopf angewählt wird und dann erfolgt die Auswahl der jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten mit dem rechten Drehregler, die nach 10 Sekunden automatisch abgespeichert wird. Eine gut gemachte Bedienungsanleitung gibt im Zweifel Hilfestellung. Der ZeroUno wird standardmäßig mit der eleganten, angenehm kleinen und leichten Apple Remote Fernbedienung ausgeliefert. Hiermit lassen sich die meisten Funktionen des DAC steuern, wie Lautstärke, Balance, Phase und Mute. Mehr braucht man zum Musikhören eigentlich nicht. Eine pfiffige Idee, wie ich meine, und ein wohltuender Unterschied zu den oftmals klobigen und mit vielen Knöpfen übersäten Fernbedienungen anderer DACs. Wenn es sein muss, gelangt man mit der Fernbedienung auch ins Setup-Menü, sollte dann aber darauf achten, dass man die Anzeige am Display noch gut lesen kann.
Auf der Rückseite findet sich von rechts außen die Kaltgeräte Buchse für das Netzkabel. Danach folgen von rechts nach links vier digitale Eingänge für TOSLINK (S/PDIF), BNC (S/PDIF 75Ω), USB und RCA (S/PDIF). Die S/PDIF-Eingänge akzeptieren PCM-Daten bis 24 Bit/192 KHz, der TOSLINK -Eingang PCM-Daten bis 24 Bit/96 KHz. Über USB werden PCM-Daten bis 32 Bit/384KHz sowie DSD64 und DSD128 über das DoP-Protokoll (DSD-over-PCM) verarbeitet. Die USB-Schnittstelle ist für „native“ DSD64, DSD128 und DSD256 vorbereitet, allerdings steht die Veröffentlichung des hierfür erforderlichen XMOS-Treibers noch aus. Bei der Verwendung eines PCs mit einem Windows-Betriebssystem ist wie immer zunächst der obligatorische USB-Treiber für den ZeroUno DS zu installieren. Hier wird der stolze ZeroUno Besitzer durch eine geradezu mustergültige Anleitung („Driver Installation for Windows“) unterstützt, mit deren Hilfe die Installation auch unerfahrenen Anwendern gelingen sollte und die auch sehr gut für die Installation von Treibern anderer DACs verwendet werden kann.
Für den Hörtest habe ich den ZeroUno ausgangsseitig an meine Omtec-Vorstufe angeschlossen. Eingangsseitig war der ZeroUno über USB mit meinem JPLAY dual PC Setup unter Windows 10 verbunden, mit MinimServer als Medienserver und Kazoo in der neuesten Version als Control App für das iPad. Die USB-Verbindung funktionierte auch bei der oft kritischen Umschaltung zwischen Dateien mit verschiedenen Sampling-Raten oder Daten-Formaten immer ganz hervorragend, was auf eine hervorragende Abstimmung von USB-Treiber und USB-Eingangsmodul schließen lässt. Selbst der Wechsel von DXD-Dateien im PCM-Format mit 352,8 KHz auf DSD-Dateien im Format DSD128 stellte für den ZeroUno kein Problem dar. Da machte das „zappen“ durch die eigene Musik-Bibliothek so richtig Spaß. Und mit „Spaß“ sind meine letzten Wochen mit dem ZeroUno eigentlich auch schon perfekt umschrieben. Zunächst einmal sollte man dem ZeroUno eine gewisse Einspielzeit gönnen. In dieser Phase änderte sich das Klangbild sukzessive einmal in die eine oder andere Richtung. Zum Ende der Einspielzeit rastete das Klangbild dann regelrecht ein, der Raum machte weit auf, die Auflösung nahm zu und die tonale Abstimmung wurde in den Höhen feiner und im Bass kontrollierter. Dass DACs – gleichgültig welcher Preisklasse zugehörig – sehr unterschiedlich klingen können, ist keine neue Erkenntnis. Unterschiede gibt es in der der räumlichen Abbildung, zu große Analytik lässt das Klangbild oft in seiner Gesamtheit zerfallen, extreme Auflösung in den Mitten und Höhen und geht zu Lasten der Emotion und eines ermüdungsfreien Hörens gerade über längere Zeit und auch im Bass gibt es substantielle Unterschiede. Der ZeroUno ist völlig anders. Wer schon einmal gehört hat, wie eine absolute Top-Vorstufe den Klang einer Anlage prägen kann, weiß was ich meine. Das Klangbild löst sich so vollständig von den Lautsprechern, dass es beeindruckt. Es ist nicht die räumliche Tiefe allein, sondern die Art und Weise, wie die Musik gerade auch direkt hinter den Lautsprechern wiedergegeben wird und die Lautsprecher dabei dennoch völlig „verschwinden“. Die hervorragende Aufnahme von „El Baile De Luis Alonso“ von Giminez mit dem National Orchestra of Spain unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (Music of Spain - Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain – HDTT 24/192) wird zum Genuss, der Klangeindruck extrem realistisch: CinemaScope oder Breitwandformat. Die Wiedergabe bleibt zu jeder Zeit klanglich unheimlich geschlossen, ohne dass feinste Details verloren gehen.
Besonders gut lässt sich das bei der „Simple Symphony, op 4 - Boisterous Bourree“ von Benjamin Britten gespielt von den TrondheimSolistene nachvollziehen. Die Aufnahme ist in einer Kirche ursprünglich im Format DXD, also mit 352,8 KHz aufgenommen und lag mir als Version in 24 Bit/192 KHz vor (The Nordic Sound - 2L audiophile reference recordings). Der ZeroUno gibt die Räumlichkeit der Kirche und das stupende Wechselspiel zwischen den einzelnen Instrumenten des Orchesters mit ihrer beeindruckenden Feindynamik in bestechender Weise wieder; auch noch so feine Details dieser Aufnahme, wie das filigrane Pizzicato der einzelnen Streichergruppen oder der leichte Nachhall der Kirche, bleiben stets hörbar, ohne dass die Wiedergabe in Einzelteile zerfällt; im Gegenteil die Geschlossenheit der Aufnahme ist beeindruckend. Ebenso faszinierend ist die Tonalität des ZeroUno. Nein, der ZeroUno hat keinen soften Röhrensound. Sicherlich ist dieser DAC eher auf der klanglich warmen Seite. Das tut der Live-Atmosphäre bei dem All-Time-Hit „Hotel California“ von den Eagles (Eagles Hell Freezes Over XRCD) keinen Abbruch, sondern macht richtig Spaß; hinzu kommt ein wuchtiger, knackiger Bass. Auf „Wonderland“ von Nils Lofgren (Nils Lofgren: Acoustic Live) ist jede Berührung der Gitarre und der daraus resultierende Klang perfekt eingefangen. Besser als mit dem ZeroUno habe ich das bislang nicht gehört. Stimmen werden unglaublich realistisch wiedergegeben und sind ein Genuss. Fasziniert höre ich mir „Sunrise“ von Norah Jones (Norah Jones: Feels Like Home; 96KHz) an. Die Wiedergabe der Stimme gelingt dem ZeroUno besonders eindrucksvoll. „Let the music flow“, einer der wunderbaren Songs von Allan Taylor aus dem Albums All is One (Allan Taylor: All Is One, DSD 64) scheint mit dem ZeroUno Programm zu sein: einfach entspannt zurücklehnen und Gitarre und Stimme auf sich wirken lassen.
Sie merken es schon: der ZeroUno hat mich begeistert. Ein optisch und klanglich eindrucksvoller DAC abseits des Üblichen. Ich habe mit ihm viele Stunden mit großem Vergnügen und völlig entspannt Musik gehört. Dieser DAC kommt meinen klanglichen Vorstellungen ziemlich nahe. Freuen Sie sich auf den zweiten Teil des Artikels, in dem ich Ihnen die Technik des ZeroUno genauer vorstellen werde.
STATEMENT
Ein beeindruckendes Debüt! Der ZeroUno ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher DAC mit Traumklang. Unbedingt anhören und genießen.
Gehört mit
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NAS | Windows Home Server mit MinimServer |
Computer | JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10, Fidelizer 7, JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10, Fidelizer 7 |
Audioplayer | JPlay 6.2 |
Vorstufestufe | Omtec Anturion |
Endstufe | Einstein – The Poweramp |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN |
Herstellerangaben
ZeroUno DAC
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Maße (B/H/T) | 40/18,3/36cm |
Gewicht | 10,1kg |
Eingänge (digital) | SPDIF Cinch, SPDIF 75ohm BNC, SPDIF optisch mit galvanischer Trenneung, USB type 2 |
Sampling-Raten | PCM: 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz, 352,8 kHz, 384 kHz; DSD over PCM: 2,822 MHz, 3,072 MHz, 5,644 MHz, 6,144 MHz |
Ausgänge (analog) | RCA Unbalanced |
Preis | 5450 Euro |
Vertrieb
Friends of Audio
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