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NAD C 338 und Dynaudio Emit M 10

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Eine neue Generation von Verstärkern bei NAD und die aktuelle Einstiegsreihe bei Lautsprechern von Dynaudio legten es nahe, sich mal mit den jeweils kleinsten Modellen in Kombination zu beschäftigen.

Als ich vor inzwischen drei Jahren schon mal eine Kombination aus NAD-Verstärker + CD-Player und Dynaudio-Lautsprechern im Test hatte, war das eine ganz klassische Kombination im Einsteigersegment. Aus der Idee heraus zu sehen, was sich in der Zwischenzeit getan hat, landete bei mir mit dem NAD C 338 diesmal der kleinste Vertreter einer modernen Generation Online-Streamer/Verstärker und – als klassische Vertreter ihrer Zunft – ein Pärchen Dynaudio Emit M 10 Lautsprecher, die den Einstieg beim dänischen Lautsprecherhersteller markieren, der übrigens gerade sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat.

Obwohl gerade mal drei Jahre her, hat sich einiges getan. Streaming-Media ist in aller Munde, und klassische Quellen werden von vielen Musikliebhabern weniger oder gar nicht mehr genutzt. Als Gegenbewegung kann man das inzwischen dauerhafte Revival der LP als erlebbaren Datenträger ansehen. Dem trägt der NAD C 338 durch seinen MM-Phonoeingang Rechnung, verzichtet dafür aber sogar auf einen USB-Anschluss. Der PC als Medium wird damit ganz ausgeklammert. Zwar hat der Verstärker weiterhin zwei analoge Hochpegel- und jeweils zwei optische und koaxiale Digitaleingänge, doch das wirklich Besondere ist die Vorbereitung für – auf Google© chromecast basierende – Streamingdienste wie Tidal und Spotify. Hier ist gegen eine monatliche Grundgebühr der Zugriff auf ein breites Musikangebot gegeben, inzwischen auch auf nicht datenreduzierte Formate. Wer nicht zahlen will, bekommt immerhin noch Zugriff auf einen der unzähligen Internetradio-Anbieter mit allerdings meistens datenreduzierten Formaten.

Die Steuerung ist über die beigelegte Fernbedienung, oder – wesentlich komfortabler – über eine App für Android- und Apple-Smartphones möglich. Weckt man den NAD aus dem Standby, sucht er als erstes die Verbindung zum nächsten Netzwerk und signalisiert dies über dauerhaftes Blinken der blauen Betriebsleuchtdiode. Hart vom Netz trennt man den Verstärker über einen kleinen Wippschalter auf der Rückseite. Um die Verbindung zwischen dem C 338 und dem heimischen Netzwerk herzustellen, muss man die Google© Home App installieren und den Schritten der gut verständlichen Bedienungsanleitung folgen. Nicht vergessen, vorher die Netzwerkantennen hinten am Gerät einzustecken, sonst geht gar nichts. Ist die Verbindung etabliert, kann man vom gewählten Musikanbieter direkt aus dem Internet an den NAD streamen. Alternativ kann auch über UPnP von einem lokalen Server aus Musik an den C 338 weitergereicht werden.


Dafür, dass der Verstärker laut NAD in „Hybrid Digitaltechnologie“ ausgeführt ist, ist er ganz schön undigital. Eine analoge Vorstufe sitzt vor dem Class-D-Endstufenmodul von Hypex. Dieses arbeitet mit Pulsweitenmodulation und ist damit eben auch noch ein Analogverstärker. Die Lautstärkeregelung erfolgt über einen Controller, hier muss fleißig gekurbelt werden oder man nimmt die Fernbedienung. Laut wird es erst auf den letzten Metern, dafür dann aber richtig. Egal, immerhin Bluetooth geht digital, es ist ein Wandler mit einer Auflösung bis zu 24 Bit/192 Kilohertz verbaut und eben die angesprochene Vorbereitung für das Streamen. Die Anzeige informiert über die jeweils gewählte Quelle und ob man den Bassboost eingeschaltet hat, der kleinen Lautsprechern im Tieftonbereich auf die Sprünge helfen soll. Wem das nicht reicht, kann über einen Subwoofer-Ausgang eine aktive Bassunterstützung ergänzen. Das ausgegebene Monosignal wird über 200 Hertz getrennt, einen schaltbaren Hochpassfilter für die Lautsprecherausgänge gibt es nicht.

NAD mach gar keinen Hehl daraus, das angesprochene Endstufenmodul beim holländischen Spezialisten Hypex dazuzukaufen. Dieses soll bei nominell eher niedriger Dauerausgangsleistung von 50 Watt pro Kanal an vier und acht Ohm dank eines sehr leistungsfähigen Netzteils kurzzeitig Spitzen bis zu 200 Watt raushauen können.

Gegen so viel Modernität wirken die Dynaudio irgendwie old school und anachronistisch. Ein kleiner Kasten mit Hoch- und Tiefmitteltöner auf der Vorderseite und Bassreflexrohr hinten. Mit einer Größe von 170 mal 292 mal 240 Millimetern (Breite mal Höhe mal Tiefe) ist die Emit M 10 sehr kompakt geraten, die Bestückung für die Gehäusegröße eher üppig. Ein 28-Millimeter-Gewebekalotten-Hochtöner und ein 15-Zentimeter-MSP (Magnesium-Silikat-Polymer) Tiefmitteltöner teilen sich den Platz auf der Vorderseite.


Obwohl bei einem Preis von 610 Euro für das Paar natürlich gespart werden musste, erinnern die Emit M 10 an ihre größeren Geschwister aus alten Zeiten. Hier kommt nämlich die für Dynaudio traditionelle Weiche mit einer flachen Trennung zwischen Hoch- und Tieftöner mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel pro Oktave zum Einsatz, geglättet wird über Widerstände. Dass davon diesmal nicht ganz so verschwenderisch viele eingesetzt wurden, bezeugt der für Dynaudioverhältnisse noch ganz manierliche Wirkungsgrad von 86 Dezibel Schalldruck bei 2,83 Volt in einem Meter Abstand.

Die Verarbeitung des in weißer oder schwarzer Seidenmattlackierung erhältlichen Gehäuses ist makellos, im Gegensatz zur letzten Generation der Excite ist hier zumindest der Hochtöner komplett bündig eingelassen. Der Sparzwang zeigt sich dann doch noch bei den billig wirkenden Terminals für den Lautsprecheranschluss. Aber machen wir uns nichts vor, auch mit den fummeligen Drehknöpfchen kriegt man einen genauso guten Kontakt hin wie mit teureren, nur etwas mühsamer. Und wer Bananenstecker benutzt, der wird dies nicht mal bemerken. Schön auch die Abwesenheit von Bi-Wiring-Terminals. Da kommt man nicht auf die Idee, an dieser Stelle Geld für doppelte Kabel zu verbrennen, das an anderer Stelle in der Kette viel nutzbringender unterzubringen wäre.

Der optional erhältliche Ständer Dynaudio Stand 3X aus Aluminium ist hervorragend verarbeitet, stabil und sieht auch noch schick aus. Er unterstützt die kleinen Dynaudio im Gegensatz zu billigen Holzständern außerordentlich und ist mit einem Preis von 245 Euro nicht teuer und damit ein sehr empfehlenswertes Zubehör.

Die beiden Probanden werden erst einmal unabhängig voneinander gehört und anschließend als Kombination. Zuerst durfte die Dynaudio auf den Ständern Platz nehmen. Mit dem Abstand zur Wand kann man den Füllegrad steuern, mit dem Anwinkeln die Hochtondosis. In meinem Raum standen sie nach einigen Versuchen frei mit nur leichtem Einwinkeln in Richtung Hörplatz. Wobei das Nuancen sind, die im Hochtonbereich ein Indiz dafür sind, dass die Entwickler bei Dynaudio das Abstrahlverhalten gut im Griff haben.


Und so machen die Dynaudio Emit M 10 ihrer Tradition alle Ehre. Fein aufgelöst, klar, offen und plastisch mit realistischer Stimmwiedergabe und überzeugender Raumabbildung verleugnen sie ihre Preisklasse erfolgreich. Im Hoch- und Mitteltonbereich erinnern sie tatsächlich eher an alte Modelle der Contour Reihe aus vergangenen Tagen. Der Bass kann da erwartungsgemäß nicht ganz mithalten. Sauber, durchhörbar und mit viel Ausdruck und auch ohne die oft gern eingesetzte Dickbauchigkeit, um mehr Volumen vorzutäuschen, klingt das ganz wunderbar. Rhythmisch auch auf der Sonnenseite fehlt es halt an schierer Masse und Tiefgang in den unteren Registern. Mich hat das nicht gestört, zumal die Abbildungsgröße nicht darunter leidet und auch große Bühnen glaubhaft vermittelt werden. Auch Fein- – sowieso – und Grobdynamik waren im Rahmen der physikalischen Gegebenheiten auf hohem Niveau. Ok, wer nur Dub Step und Drum `n` Bass hört kommt vielleicht nicht wirklich auf seine Kosten, aber was die Kleinen an Druck und Lautstärke absondern können, ist erstaunlich. Und obwohl die inzwischen nicht mehr erhältlichen Excite X14 hier wesentlich mehr Rabbatz gemacht haben, ziehe ich die feinere und substanziellere Emit vor. Die beigelegten Stopfen für den Bassreflexkanal habe ich allerdings gar nicht erst ausgepackt.

Wie schlägt sich der NAD C 338? Ganz anders. Ich vergesse immer, dass man Wattzahlen, die aus Class-D-Modulen extrahiert werden, nicht eins zu eins mit denen aus herkömmlichen Verstärkern gleichsetzen kann. Komplett kontrolliert schiebt der nominell gar nicht so potente Verstärker an und lässt Bässe pulsen und treiben, dass es eine Freude ist. Den Bassboost kann man getrost ignorieren, den kann man vielleicht gebrauchen, wenn dem angeschlossenen Lautsprecher der Tieftöner ausgebaut worden ist, sonst nicht.

Diese Energie ist unerwartet, zumal dabei auch kaum Information untergeht. Wie schon öfter beobachtet bei ähnlich konzipierte Geräten, scheint im Tiefbass etwas zu fehlen. Ich kann mich da auch täuschen, vielleicht ist das alles einfach nur sauberer und eben kontrollierter als gewohnt. Erst bei satten Dynamiksprüngen deutet sich eine Grenze an, diese geht der C 338 – gerade bei hohen Lautstärken – nicht ganz so gern mit. Die Abbildung gerät dem NAD sehr weiträumig und auch in der Tiefe präzise. Allerdings ist er kein Feingeist, der Details fein aufdröselt und strahlen lässt, sondern geht erdverbundener zu Werke, auch in Sachen Feindynamik gehört das letzte Wort nicht ihm. Bei zeitgenössischem, stark komprimierten Material, das heutzutage ja gang und gäbe ist, machte er dagegen eine richtig gute Figur, rang ihm die eine oder andere Feininformation ab und brachte hier auch die richtige Hochtondosis ins Spiel. Im Hinblick auf die aufgeklärte und technikaffine Zielgruppe, die auch gern mal Streams mit 128 Kilobit/Sekunde übers Internetradio hört, ist er mit dieser klanglichen Ausrichtung nur konsequent.


Die Klangunterschiede zwischen den einzelnen Digitaleingängen sind vernachlässigbar – wobei Bluetooth etwas abfällt – und auch der direkte Vergleich zwischen CD-Player und internem Wandler lässt keine reproduzierbaren Unterschiede erkennen. High-Res-Files konnte ich aufgrund des nicht vorhandenen USB-Eingangs nicht testen, mein PC hat keinen optischen Digitalausgang. Paradoxerweise klang der C 338 über den Phonoeingang offener, klarer mit mehr Gefühl und Akkuratesse als über die restlichen Quellen. Allerdings sollte man einen lauten MM-Tonabnehmer – Goldring aus der G-Serie, Rega-MM-Systeme oder DJ-Abtaster – verwenden, sonst ist wenig Pegelreserve vorhanden.

Was passiert, wenn man die beiden unterschiedlichen Charaktere miteinander kombiniert? Fast nur Gutes. Der NAD füllt die unteren Register der Emit M 10 auf und forciert eine Basswiedergabe, die man den Lautsprechern kaum zutrauen würde. Dies geht zwar nicht endlos laut, aber bis dahin macht das schon Spaß. In der Kombination ist auch plötzlich mehr Glanz in den höheren Lagen da, die räumliche Information des Verstärkers wird sehr realistisch übersetzt. Die Dynaudio domestiziert den NAD in dem Maße, wie er sie anschiebt. Eine gelungene Mischung. Trotzdem driften bei diesen Vergleich die Klangvorstellungen schon weiter auseinander als noch vor ein paar Jahren. Die Emit 10 mit der Rückbesinnung auf alte Tugenden schreit geradezu nach vielfach teurerem Equipment, um wirklich zu zeigen, welche Reserven und Feinheiten in ihr stecken. Der NAD ist moderner als fast alle seine Konkurrenten und lässt die Kluft zwischen klassischen Hifi und Online-Medien kleiner werden. Dazu passt auch, dass er mit modernen Produktionen überzeugender klingt.

STATEMENT

Als jeweils sehr unterschiedlich ausbalancierte und für verschiedene Zielgruppen gedachte Geräte schaffen es NAD C 338 und Dynaudio Emit 10 im Verbund, ihre jeweilige guten Eigenschaften zu ergänzen und Schwächen das anderen auszumerzen. Die Dynaudio entpuppt sich dabei als handfeste Überraschung.
Gehört mit
Analoglaufwerk Technics SL-151/II
Tonarme Roksan Tabriz
Tonabnehmer Audio Technica AT-33 PTG/II
Phonopre ifi iPhono
PC Acer Espire, I3 CPU 1.70 GHz, 8 GB RAM
Interface Audioquest Jitterbug
Software Foobar2000
CD-Laufwerk Denon DCD-1290
Wandler Phonosophie DAC1
Verstärker Creek 5350 SE, Muse 20x
Lautsprecher Spendor A5, Reogers Studio 1/1p
Kopfhörer Beyerdynamik DT880 (250 Ohm)
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest
Herstellerangaben
NAD C 338
Ausgangsleistung 4 und 8 Ohm >50 Watt, 20Hz bis 20Khz

Dynamische Leistung IHF 150 W/4Ohm, 90 W/8Ohm
Kanaltrennung 1 kHz 85 dB 10 kHz 70 dB
Dämpfungsfaktor > 200
THD 0,01 %
IMD 0,01 %
Standby Lesitungsaufnahme < 0,5 W
Preis 700 Euro
Herstellerangaben
Dynaudio Emit M 10
Empfindlichkeit (2.83 V/1 m) 86 dB
IEC Langzeitbelastbarkeit > 150 W
Impedanz (nominal) 6 Ohm
Frequenzbereich (± 3 dB) 50 Hz – 23 kHz
Gewicht 5,6 Kg
Abmessungen (B x H x T) 170 x 292 x 240 mm
Preis 610 Euro

Vertrieb
NAD bei Dynaudio International GmbH
Anschrift Ohepark 2
21224 Rosengarten
Germany
Telefon +49 4108 41800
Fax +49 4108 418010
Web www.dynaudio.com
Web www.nad.de

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