Nach langer Testabstinenz, ausgelöst durch berufliche Veränderung und Umzug, hatte ich das Vergnügen, in den letzten Wochen die Kombination aus dem Vollverstärker Power I MK 4 und dem CD-Spieler Player I von Accustic Arts zu testen. Sie haben richtig gelesen, auch wenn ich damit vorgreife: Es war ein Vergnügen!
Aber jetzt erst einmal zu den technischen Details. Bei beiden Geräten fällt gleich nach dem Auspacken auf, dass sie zum einen ordentliches Gewicht aufweisen und zum anderen exzellent verarbeitet sind. Beide sind aus Vollmetall gefertigt, die Frontplatten bestehen aus einem Zentimeter dicken microliertem Aluminium. Die Drehknöpfe und Tasten werden aus massivem, verchromten Messing hergestellt. Die Taster haben ordentliche Druckpunkte und die Drehknöpfe laufen sämig ohne Spiel. Auf den Rückseiten versammeln sich Anschlüsse von bester Qualität. Und das alles „Made in Germany“ in Lauffen am Neckar, wo Accustic Arts seit rund 20 Jahren beheimatet ist.
Die erstklassige Material- und Verarbeitungsqualität setzt sich im Innern von Power I MK 4 und Player I, der den Vorgänger aus der ES-Serie ersetzt, fort. Dort versammeln sich wenige hochwertige und zum Teil auch selektierte Bauteile auf blitzsauber aufgebauten Platinen mit kurzen Signalwegen.
Beim Power I MK 4 heisst das, dass die Stromversorgung auf einem geschirmten und vergossenen 600-VA-Ringkerntransformator aufbaut, der getrennte Wicklungen für die Vorstufen- und Endstufensektion sowie den linken und rechten Kanal besitzt. Acht selektierte MOS-FET Transistoren verhelfen dem Vollverstärker zu einer Sinus-Ausgangsleistung von zweimal 200 Watt an vier Ohm. Die Netzteil-Kapazität beträgt mehr als 80.000 Mikrofarad. Der Dämpfungsfaktor liegt über 700. Eine Schutzschaltung, die neben dem Signalweg liegt, schaltet die Ausgänge bei Hochfrequenzschwingungen, Clipping und zu hohem DC-Offset ab. Einen Kopfhörerausgang bringt der Power I MK 4 ebenfalls mit. Soviel sei vorab verraten: Auch dieser ist kein Alibi-Eingang sondern von hoher Qualität und bietet eine Menge Hörspass.
Beim Lautstärkepotentiometer handelt es sich um einen alten, zigfach bewährten Bekannten: Das vollgekapselte motorgetriebene blaue Alps-Poti, das mit der beiliegenden Systemfernbedienung gesteuert werden kann. Die Schaltung des Vollverstärkers ist durchaus anspruchsvoll: Die Treiberstufe beispielsweise arbeitet mit einer Stromspiegelschaltung, wodurch Gleich- und Wechselspannungsabweichungen zeitgleich korrigiert werden.
Auf der Rückseite des Power I MK 4 tummeln sich vier Hochpegel-Eingänge. Zwei davon sind symmetrisch ausgeführt. Ein weiterer unsymmetrischer Cinch-Eingang ist als Hochpegel-Eingang konfigurierbar oder alternativ als Surround-Bypass nutzbar. Zusätzlich gibt es noch einen Vorverstärkerausgang (Cinch). Der Power I MK 4 ist ein reiner Hochpegelverstärker: Ein Phonoeingang ist nicht vorgesehen und auch nicht nachrüstbar.
Am CD-Spieler und D/A-Wandler Player I ist mir als Erstes das Laufwerk positiv aufgefallen. Wo sieht man heute noch eine Metallschublade – laut Accustic Arts ein Aluminium-ABS-Compound –, die an zwei polierten Stangen geführt wird? Das satte Plopp, mit der diese schliesst, hört man auch nicht mehr oft. Das Laufwerk selbst ist im Innern vollständig gekapselt und vibrationsentkoppelt. Auch hier findet sich ein Ringkern-Transformator, diesmal mit 75-VA-Leistung, der die digitale Signalverarbeitung, das Display und die Wandlersektion getrennt mit Leistung versorgt. Analog- und Digitalsektion sind selbstredend räumlich getrennt.
Der USB-Eingang meldet sich in der Audirvana-Plus-3-Software meines MacBook als M2Tech for Accustic Arts an. Die Daten vom Computer nimmt ein X-MOS Chip in Empfang. Als D/A-Wandler wird ein bewährter Cirrus Logic 4398, der auch DSD-fähig ist, eingesetzt. Im Ausgang setzt man auf vier sehr teure und gut klingende OPA 627 von BurrBrown. CD-Signale rechnet der Player vor der Wandlung in 24 Bit /192 Kilohertz um.
Eine Eigenart beider Geräte möchte ich nicht verschweigen: Die Netzschalter liegen hinten neben den Netzanschlüssen. Der Vorteil eines sehr kurzen Wegs liegt auf der Hand. Und nein, Standby gibt es nicht. Zum Ein- und Ausschalten gilt es also, etwas Finger-Akrobatik zu zeigen. Was tut man nicht alles, wenn es dem guten Klang dient!
Damit komme ich zur Kernfrage. Wie schlägt sich dieser konstruktive Aufwand im Klang nieder? Nach dem Auspacken habe ich den Power I und Player I einfach erst einmal übereinander gestapelt auf den Fliesenboden vor meine Anlage gestellt, um sie warm laufen zu lassen und einen ersten Check zu machen. Der dauerte dann mehr als drei Stunden. Das sagt schon viel über die klanglichen Qualitäten des Duos. Von den ersten Takten an nahm mich die Accustic-Arts-Kombi gefangen. Sie klingt ungemein spannend. Schnell fiel mir eine ausnehmend tiefe Raumdarstellung auf. Auch die vertikale Ausdehnung geriet aussergewöhnlich gut. Anfangs hatte ich den Verdacht, dass dies zu Lasten der räumlichen Breitenausdehnung ging. Dem war aber nicht so, denn wenn die Aufnahme es hergab, dehnte sich der Raum auch über die Boxenachse deutlich nach links und rechts aus. Das Ganze geht einher mit einer ausgezeichneten Feindynamik und Transparenz. Stimmen und Instrumente präsentierten sich trennscharf, sauber gestaffelt in Breite, Tiefe und Höhe des Raumes.
Gehört habe ich mit testbewährten Klassik-, Jazz- und Pop-CDs wie unter anderen den Carmina Burana auf Telarc mit Robert Shaw und dem Atlanta Symphony Orchestra & Chorus, Companion von Patricia Barber, der Ultimate-HQ-CD Best of Jacintha, Piece by Piece von Katie Melua: Ich habe selten eine so gute CD-Wiedergabe erleben dürfen. Denn die hohe Transparenz, gepaart mit einer ausgezeichneten Feindynamik, wird nicht mit einer übermässigen Analytik durch eine Höhen- und/oder Präsenzbetonung erkauft. Kein Frequenzbereich wird bei den Accustic Arts übermässig hervorgehoben. Das Duo aus Player I und Power I verhält sich im besten Sinne neutral mit einer ganz leichten Tendenz ins Warme.
Gespannt war ich dann, ob sich das Gehörte auch über den USB-Eingang verifizieren lies. Und das tat es. Und wie! Über Audirvana Plus 3 auf meinem MacBook, verkabelt mit Oyaide ging es grob- und feindynamisch noch ein bisschen mehr zur Sache. Dabei zogen sich die Hörsessions stundenlang hin: Einfach, weil ich jedesmal nicht aufhören konnte. Ich versuche mal, es auf den Punkt zu bringen: Die Accustic Arts erwecken die Musik zum Leben! Es ist musikalische Spannung da und nichts nervt. Der Bass geht federnd tief, dickt aber nicht ein, die Mittenauflösung ist phantastisch und die Höhen haben das richtige Maß. Sehr gut zu hören ist das mit dem neuen Werk von Diana Krall: Turn up the Quiet in 24/192 kHz (highresaudio.de). Man muss diese Musik nicht mögen, aber mit dem Accustic Arts Power 1 MK 4 und Player I wird die Aufnahme zum musikalischen Erlebnis. Sehr gute Live-Aufnahmen wie beispielsweise Midnight Live at Green Mill - Volume 3 von Patricia Barber in 24 Bit / 96 Kilohertz wirken ungemein authentisch. Man kann es aber auch mal richtig krachen lassen, ohne dass Transparenz und Durchsichtigkeit leiden, wie etwa mit Mussorsgkys Pictures at an Exhibition mit Peter Beimer und dem New Zealand Symphony Orchestra von Naxos. Der Power I behält bei hohen Lautstärken die Übersicht. Aber auch bei geringer Lautstärke fehlte mir nichts. Beide Geräte besitzen die Fähigkeit, auch kleinste, nebensächliche musikalische Ereignisse wie selbstverständlich darzubieten, ohne sie aus dem musikalischen Zusammenhang zu reissen.
Bleibt zu klären, was passiert, wenn man das Duo trennt. Dafür habe ich den Player I in meine Anlage integriert und den Power I mit analogen Signalen meiner Kombination Plinius Koru Phonostufe/ Musical Life Reference Plattenspieler gefüttert. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Gehörte blieb weitestgehend erhalten, natürlich in Abhängigkeit von den anderen Komponenten. Zuspieler und Verstärker liefern auch jeder für sich die gleiche neutrale, dabei immer angenehme Tonalität und zeigen im Zusammenspiel mit anderen Komponenten, dass sie echte Allrounder sind. Abschließend trieb mich noch die Frage um, ob es Unterschiede zwischen den symmetrischen und unsymmetrischen Ein- und Ausgängen gibt: Ich habe bei gleicher Verkabelung keine wirklichen Unterschiede vernommen.
Erstaunlich ist übrigens auch, dass es nicht besser klang, als ich die Accustic Arts Geräte in mein aufwändig entkoppeltes Rack gewuchtet hatte. Danach habe ich das Duo dann nochmal übereinander gestellt auf dem Fussboden vor meiner Anlage gehört. Das wollte einfach nicht schlechter klingen. Ein Wechsel der Verkabelung führte zu hörbaren, aber nicht gravierenden Veränderungen. Es ist beeindruckend, wie einfach der Power I MK 4 und der Player I in meine Kette integrierbar waren und wie wenig sie auf Aufstellung und Verkabelung reagierten. Nichts desto trotz bevorzuge ich die Beiden klar im Duo. Da stimmte einfach alles.
STATEMENT
Wie bei Accustic Arts zu erwarten war, sind Power 1 MK 4 und Player I extrem hochwertig verarbeitet und klingen superb. Wenn Sie bereit sind, rund 13.000 Euro für einen CD-Spieler sowie einen Vollverstärker auszugeben, sollten Sie Accustic Arts Power 1 MK 4 und Player I unbedingt mal zu Hause hören. Es ist gut möglich, dass Sie sie nicht wieder hergeben! Das gilt auch uneingeschränkt für die jeweilige Einzelkomponente.
Gehört mit
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Computer | Apple MacBook Pro mit OS X High Sierra, Audirvana Plus 3 |
Vorverstärker/ DA-Wandler | Audio-gd Master 11 Singularity |
CD-Laufwerk | North Star Design CD-Transport Model 192 MKII |
Plattenspieler | Musical Life Jazz Reference Laufwerk und Musical Life Tonarm, Vocalitas 10 |
Tonabnehmer | Audio Technica AT33PTG/II |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru |
Endstufe | NAD 2200 PE |
Zubehör | Lautsprecherkabel Inakustik LS 1202 Single-Wiring, Audio-gd Kabel NF, XLR und Lautsprecherkabel Single-Wiring, Sommer Cable Carbokab NF und XLR, Oyaide USB Kabel |
Möbel | Watec-Analog Hifi-Regal Stahl/Multiplex |
Herstellerangaben
Accustic Arts Power I MK 4
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Eingänge | 2 x symmetrische Hochpegeleingänge (XLR), 2 x unsymmetrische Hochpegeleingänge (Cinch), 1 x unsymmetrischer Hochpegeleingang (Cinch) wahlweise als Hochpegeleingang oder Surround Bypass |
Kopfhörerausgang | 1 x Klinkenbuchse 6,3mm; 34 Ohm |
Ausgänge | 1 x unsymmetrischer Vorverstärkerausgang (Cinch); 34 Ohm |
Signalabweichung links/rechts | <0,4 dB (von 0 dB bis -40 dB) |
Eingangsimpedanz | symmetrisch: 2 x 50 Kiloohm, unsymmetrisch: 50 Kiloohm |
Transformatorleistung | max. 600 VA |
Lade- bzw. Siebkapazität | über 80.000 Mikrofarad |
Sinus-Ausgangsleistung | 2 x 200 Watt bei 4 Ohm, 2 x 135 Watt bei 8 Ohm |
Anstiegs-/Abfallzeit | 4,6 Mikrosekunden bei 4 Ohm Last |
Störspannungsabstand | -97 dBA (bezogen auf 6,325 Volt) |
Klirrfaktor | 0,0069% an 4 Ohm Last bei 1 kHz und 10 Watt 0,0044% an 8 Ohm Last bei 1 kHz und 10 Watt |
Dämpfungsfaktor | > 700 |
Leistungsaufnahme | ca. 60 Watt im Leerlauf |
Abmessungen (H/B/T) | 145/482/450mm |
Gewicht | ca. 22 kg |
Garantie | 3 Jahre |
Preis | 6.790 Euro |
Herstellerangaben
Accustic Arts Player 1
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Abspielbare Medien | CD, CD-R, CD-RW |
Ausgänge analog | 1 x symmetrisch, 2 x 50 Ohm (XLR), 1 x unsymmetrisch, 50 Ohm (Cinch) |
Eingänge digital | 1 x S/P-DIF, koaxial,75 Ohm (Cinch), 1 x USB 2.0 (asynchron) |
Eingangsdatenformat | HD-Audio bis 24 Bit/192kHz (ALAC, FLAC, AIFF, WAV etc.), DSD 64 (2,8 MHz) |
D/A-Wandler | 24 Bit/192 kHz Upsampling-Technologie |
Gesamtklirr (THD + N) | 0,001% |
Übersprechdämpfung | 122 dB bei digital 0 dB |
Abmessungen (H/B/T) | 100/482/370mm |
Gewicht | ca. 9 kg |
Garantie | 3 Jahre |
Preis | 6.790 Euro |
Hersteller
ACCUSTIC ARTS Audio GmbH
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Anschrift | Hoher Steg 7 74348 Lauffen |
Telefon | +49 7133 974770 |
info@accusticarts.de | |
Web | www.accusticarts.de |