Aufgefallen ist mir die Triaxia erstmals vor einigen Jahren auf dem AAA-Forum in Krefeld. Dort gab es bei Euphonic Architect eine eindrucksvolle Vorführung unterschiedlich aufwändiger Lautsprecher-Konzepte. Den erfreulichen Klangeindruck, den die kleine Triaxia bei mir hinterließ, bestätigte sie in den folgenden Jahren auf diversen Ausstellungen immer wieder.
Ich bin eigentlich kein Messe-Hörer. Mit meinen Aufgaben als Redakteur, interessante Produkte ausfindig zu machen, Informationen dazu zu sammeln und auch noch zu fotografieren, bin ich gut ausgelastet. Somit bleibt nicht die Zeit, von jeder Vorführung einen persönlichen Höreindruck mitzunehmen. Da verlasse ich mich auf meine innere Stimme, die mir dann doch hin und wieder sagt: „Hier lohnt sich´s, zu bleiben.“ Ein Kriterium ist dabei für mich die Lautstärke der Vorführung. Ohrenbetäubende Spektakel lehne ich in der Regel ab. Erfreulicherweise sind die auch sehr selten geworden. Damals in Krefeld, als ich zum ersten mal einen Vorführraum von Euphonic Architect betrat, ging es mit anständigem Pegel zur Sache. Als ich bald den für meinen Messebericht kompetenten Menschen ausfindig gemacht hatte, wechselt die Vorführung auf einen kleinvolumigen Lautsprecher mit nur einem Chassis. Das war meine erste Begegnung mit der Triaxia. Jetzt war die Lautstärke sehr angenehm. Klaus Bensinger, Firmenchef von Euphonic Architect, erklärte mir, dass man auch nur kurz die Pegel-Fähigkeit des großen Systems demonstriert habe und ansonsten seine Audio-Systeme auch für kleine und normale Lautstärken bestens geeignet seien. Den Hintergrund seiner Konzepte lässt schon der Firmennamen Euphonic Architect unschwer erahnen. Grundgedanke ist die maximal mögliche, sinnvolle Synthese von Lautsprecher und Wohnraum, die im Unternehmen über Jahrzehnte entwickelt wurde. Dazu gehört auch eigene Röhren-Elektronik, die ihren Ursprung in der Studio-Technik hat und auf das Wesentliche für Heim-Audio konzentriert wurde. Die Triaxia ist die Lautsprecher-Lösung mit dem kleinsten Gehäusevolumen und dem niedrigsten Preis im Hause Euphonic Architect. 4000 Euro für zwei kompakte Lautsprecher erscheinen spätestens dann nicht zu teuer, wenn man eine Triaxia anhebt. Sie ist beileibe kein Leichtgewicht und das läßt schon einen mächtigen Material-Aufwand vermuten. Allein das massive Gehäuse aus zwei Zentimeter starkem MDF mit seinen internen Versteifungen – trotz des geringen Volumens und den kleinen Flächen – bestimmt das Gewicht erheblich mit. Hinzu kommt die Frequenzweiche, die beeindruckt, wenn man sie zu Gesicht bekommt. Das ist ganz einfach möglich, sobald die vier langen Edelstahl-Torx-Schrauben gelöst sind, die die Rückwand mit 31 mal 21,5 Zentimeter Seitenmaß bestens arretieren. Auf ihr ist das Anschlusspaneel mit goldbeschichteten Polklemmen montiert. Beim Blick in das Gehäuse sieht man nichts anderes als die Frequenzweiche, aufgeschraubt auf eine MDF-Wand. Diese Trennwand bestimmt das tatsächliche Innen-Volumen der Triaxia. Somit besitzt die reichlich bestückte Frequenzweiche eine eigene Kammer, die sie von den durch das Chassis verursachten Turbulenzen fernhält. Auf diese Weise werden Schwingungen und Resonanzen der empfindlichen Bauteile minimiert. Diese Frequenzweiche trennt nicht nur, sondern widmet sich ebenso der sauberen Phasenlage und Linearität der drei Übertragungs-Bereiche. Korrektur-Glieder sorgen dafür, dass der Impedanzverlauf zugunsten des angeschlossenen Verstärkers gleichmäßig ist. Von der Frequenzweiche führen drei Kabelpaare in die eigentliche Lautsprecher-Kammer und machen klar: Es handelt sich um ein Drei-Wege-System – und zwar um ein markantes.
Schaut man von vorn auf die gefällig proportionierte Triaxia, bestimmen drei Elemente den optischen Eindruck. Erstens verleiht die seitlich und oben umlaufende Fasung des Holzes dem Gehäuse eine gewisse Leichtigkeit. Die weiße Lackierung – auf Wunsch sind auch andere Farben lieferbar – ist aufwändig. Sie besteht aus zwei Schichten Vorlackierung mit Zwischenschliff. Dann wird die Oberfläche aufgefüllt und bekommt einen Feinschliff. Die Endlackierung mit hochwertigem Autolack – weiß entspricht RAL 9010 – erfolgt von Hand und wird, sobald sie getrocknet ist, endgültig poliert. Zweitens fällt natürlich das ungewöhnliche, konzentrische Drei-Wege-Chassis auf, dem die Triaxia ihren Namen verdankt. Drittens öffnet sich über dem Gehäuseboden eine breite Öffnung. Da denkt man leicht an eine Transmission-Line oder Bassreflex-Öffnung, um die es sich aber nur untergeordnet handelt. Diese Öffnung ist, so weit man hineinblicken kann, ein bis in die Tiefe lackierter Schacht und dient in der Hauptsache der Ventilation. So erklärte es mir der Entwickler. Dass der Tieftonbereich hierdurch eine Verstärkung erfährt, ist eher beiläufig aber dennoch logischerweise Bestandteil der akustischen Abstimmung.
Das konzentrische Chassis, das von einem namhaften US-amerikanischen Hersteller produziert wird, ist die optimale Voraussetzung für eine punktförmige Schallquelle und damit eine frequenzunabhängige Abstrahlung von nur einem Zentrum. Dies ist auch der Grund, weshalb Klaus Bensinger die Triaxia als Nahfeld-Monitor bezeichnet. Denn auch bei geringem Hörabstand zerfällt das Klangbild nicht in einzelne Frequenzbereiche, wird also durch mehr oder weniger weit voneinander entfernte Tief- Mittelton- und Hochton-Chassis nicht aufgefächert. Solche Nahfeld-Monitore sind im Aufnahmestudio nicht nur sehr beliebt, sondern oftmals unabdingbar, wenn der Tonmeister am Pult nur wenig Abstand zu den Boxen hat. Im Umkehrschluss bedeutetet die Nahfeld-Tauglichkeit erfreulicherweise nicht, dass der Lautsprecher aus geringer Distanz gehört werden muss. Denn alle Vorzüge der punktuellen Entstehung des gesamten Frequenz-Spektrums gehen bei der Triaxia keineswegs auf größere Distanz verloren. Und so ist auch mein erster Höreindruck an meiner NAD-Endstufe positiv geprägt von einem enorm homogenen Klang und einem standfesten, geordneten Bühnenbild. Da kann man sich ruhig am Hörplatz aus der idealen Achse heraus bewegen, sei es nach links oder rechts, nach oben oder auch nach unten. Die Bühne bleibt stabil, man nimmt im Konzertsaal nur einen anderen Platz ein. Das allein wirkt ungewohnt realistisch und macht noch neugieriger auf die Triaxia. Dabei fällt sofort die klare, präzise und farbige Wiedergabe von Stimmen und der seidige Glanz bei hohen Streichern angenehm auf. Sofort merkt man der Triaxia ihre Spielfreude an. Sie wirkt auf sympathische Weise quicklebendig.
Schauen wir uns das Chassis etwas näher an. Koaxiale Chassis als Zwei-Wege-Konzept sind häufig zu finden. Koaxial angeordnete drei Wege sind schon selten. Aber drei Wege mit diesem technischen Aufbau sind etwas Besonderes. Der Bass ist, wenn auch aus speziellem Membran-Material und mit starkem Magneten angetrieben, ein klassischer Konus. Der Mitteltöner ist eine Ringkalotte mit beschichteter Gewebe-Membran. Der Hochtöner ist ein Magnetostat, eine sehr leichte Folie, die dank der aufgedruckten Leiterbahnen in einem kräftigen Magnetfeld schnell und impulsfreudig bewegt.
Damit wäre zur Technik das Wesentliche gesagt. Jetzt gilt es, die ideale Aufstellung der Triaxia zu ermitteln. Das Ergebnis ist deshalb erfreulich, weil die Triaxia ihre musikalischen Charakterzüge stets beibehält und von ihrer Ordnungsliebe und Homogenität des Klangbildes nichts verliert, egal, ob ich sie frei im Raum oder wandnah platziere. Die Aufstellung nahe der Wand gefällt unter meinen räumlichen Gegebenheiten ausgesprochen gut, weil hier der Bass noch etwas mehr Volumen bekommt, was aber nicht zwingend notwendig ist. Denn der kleine Lautsprecher ist auch bei freier Aufstellung bassstark genug. Das meine ich sowohl quantitativ, aber vor allem qualitativ. Erhalten bleibt unabhängig von der Platzierung die glaubhafte, plastische Auffächerung des musikalischen Geschehens, die dem Prinzip der Punktschallquelle zu verdanken ist. Für das kleine Volumen der Triaxia ist die Tiefton-Wiedergabe beachtlich. Wüsste man nicht, wer da spielt, könnte man sie durchaus für eine sauber und analytisch abgestimmte Standbox halten. Natürlich fehlt der mächtige Druck in den untersten Lagen, den große Lösungen erzeugen können. Entscheidend ist aber, ob man beim Musik-Hören etwas vermisst. Nehmen wir als Beispiel die Carmina Burana, hier in der Einspielung auf CD mit dem MDR Sinfonieorchester, MDR Rundfunk- und MDR Kinderchor unter der Leitung von Kristjan Järvi. Mit Wucht und räumlich authentisch platziert ertönt das Schlagwerk, das Orchester wird transparent und gleichzeitig ganzheitlich auf der Bühne zum Greifen plastisch angeordnet. Die einzelnen Stimmen des Chores sind klar zu vernehmen. Besser ist das schwerlich zu machen. Gerade die Auflösung im Bereich der Sängerinnen und Sänger beeindruckt. Die Triaxia klingt mitreißend und fordert geradezu auf, sich mit der Musik zu beschäftigen. Dabei hat sie keinerlei Mühe, die Musik fließen zu lassen, wirkt nie ermüdend, sondern stets lebendig.
Sehr sensibel reagiert die Triaxia auf ihre Mitspieler. Ich habe sie mit unterschiedlichen Endstufen und Lautsprecher-Kabeln probiert. So macht sie in Zusammenarbeit mit meiner NAD 220PE richtig Spaß, geht zur Sache und lässt dynamisch nichts anbrennen. Sie spielt frisch und spritzig, mehr als Ihr Wirkungsgrad von 86 Dezibel es erahnen lässt. Das gilt für jede Art von Musik, egal ob Rock, Jazz oder Orchestrales. Da verging die Zeit beim Compenion Album von Patricia Barber (UDSACD 2023 MFSL) wie im Flug, weil das Zuhören so mühelos und spannend blieb und auch die Klangfarben gefielen. Die Dynamik dieses Live-Albums verarbeitet die Triaxia, egal ob im Großen oder Feinen, mit Bravour, ohne sich selbst ins Spiel zu bringen. Völlig losgelöst vom Lautsprecher musizierte das Ensemble.
Angeschlossen an meine kleine Spectral-Endstufe offenbarte die Triaxia deren Charakter ziemlich schonungslos. Als Vollbereichsendstufe – üblicherweise läuft die Spectral an meiner Triangle nur im Mittel- und Hochtonbereich – wirkt die DMA-100 an ihr etwas sehr gelassen. Die Klangfarben gefallen, die Durchzeichnung ist wunderschön, das harmonische Ganze wird authentisch auf der Bühne inszeniert. Aber es geht nicht zur Sache. Das kann die alte NAD Endstufe besser, für die es zum Glück aktuell einen ähnlichen Nachfolger, die C275 BEE, zu kaufen gibt. Die NAD spielt einfach lebendiger auf, lässt die Musik unmittelbar erleben und bereitet so mehr packendes Hörvergnügen. Wenn es mit der Triaxia dann noch schöner werden soll, wird es beispielsweise mit den Air Tight ATM-3 leider auch– wie ich finde – unangemessen kostspielig. Aber die Triaxia zeigt an Röhren-Monos was sie kann und was noch in ihr steckt. Als echter, hochkarätiger Monitor ist sie locker in der Lage, den Hörer noch eine himmlische Genuss-Wolke höher zu heben, weil einfach noch viel mehr Feinheiten wie selbstverständlich hörbar werden. So bekommt die Violine der Corolina Chocolate Drops auf der CD Genuine Negro Gig deutlich mehr Raum. Sie verliert ihre Härte, die ihr bei weniger perfekten Anlagen oft anhaftet, und gewinnt an Körperhaftigkeit, so dass ich meine, das Instrument plastisch vor mir zu haben. Die Stimmen stehen frei im Raum. Lautsprecherboxen scheint es nicht zu geben.
Dass die Triaxia sensibel auf die Güte ihrer vorgeschalteten Spielpartner reagiert, zeigt sich auch klar und deutlich bei die verwendeten Lautsprecher-Kabeln: Als ich das sehr ausgewogene Real-Cable HD-TDC gegen das neue QED Supremus tauschte, das just zum Test bei mir eingetroffen war konnte ich einen deutlichen Unterschied vernehmen. Das Supremus setzte in puncto Hochton-Auflösung qualitativ noch eins drauf. Abschließend wollte ich noch ausprobieren, wie die Triaxia in einer ganz einfachen Kette musiziert. Ich besitze aus alten Zeiten noch einen NAD 306 Vollverstärker, dem ein NAD 5440 CD-Player zuspielt. Als Anschlusskabel diente das wegen des QED Supremus arbeitslose Real-Cable. Die Triaxia nahm auf niedrigen Metall-Ständern Platz – unter einer Dachschräge, die oberhalb der Lautsprecher ansetzte. Was ich nun vernahm, hatte ich ganz und gar nicht vermutet: Diese Aufstellung und Konfiguration passte der kleinen Euphonic Architect derart gut, dass ich verblüfft war. Da perlte der Flügel in Oscar Petersons berühmten We get request. Die Musik erklang flüssig mit leichtfüßiger Dynamik und einem üppigen, konturierten Tiefton-Fundament. Das Schlagzeug wirbelte ungehemmt und der Bass schnurrte, surrte und knrrte, wie man sich's wünscht. Dieser furiose Klang ist sicher auch der aufwändig impedanzlinearisierten Frequenzweiche zu verdanken, die dem kleinen NAD-Verstärker diesen großartigen Auftritt ermöglicht. Die Aufstellung der Triaxia unter der Dachschräge bestätigte meinen bisherigen Eindruck, dass eine bassförderliche Positionierung dem Klangbild tendenziell nützt, wenn man es gern etwas bassintensiver mag. So darf ich konstatieren, dass ein Vorteil der Triaxia gegenüber ihrer Konkurrenz, vor allem den Standbox-Rivalen, auch darin besteht, dass sie so flexibel in der Aufstellung ist. Somit dürfte sie für viele Musikliebhaber genau die richtige Wahl sein, die eine im Raum störende Positionierung vermeiden möchten. Auch wenn dieser integrationswillige Lautsprecher keinen extrem hohen Schalldruck erzeugen kann, blieb er mir niemals eine angemessene Lautstärke, sei es bei Großorchestralem, Live-Jazz oder Hard-Rock, schuldig. Auch beim leisem Hören der Triaxia konnte ich keine erwähnenswerte Veränderung der tonalen Balance feststellen. Ihr ansprechendes, ausgewogenes Klanggemälde behält die realistischen Farben auch bei niedrigen Pegeln.
STATEMENT
Die kleinvolumige Triaxia ist ein wohnraumfreundlicher Lautsprecher. Er entfaltet seine klanglichen Fähigkeiten fast unabhängig von der Platzierung. Die nahezu ideale punktförmige Schallabstrahlung wirkt sich nicht nur bei geringem Hör-Abstand positiv aus. Stets gefällt die Triaxia durch ihr homogenes, transparentes und geordnetes Klangbild. Dies kombiniert sie mit mitreißender Spielfreude und realistischen Klangfarben.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan, Audirvana Plus 3 und Qobuz |
Netzwerk-Player | Melco N1A |
Clock | Mutec MC-3+Smart Clock USB |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus, Audio-gd Master 7, Sonic Frontiers SFD-1 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Plattenspieler | Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll |
Tonabnehmer | Audio Technica ART 9 |
Phono-Vorstufe | Plinius Koru, Blue Amp model blue MK II |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | Air Tight ATM-3, NAD 2200 PE oder Spectral DMA-100 |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Audioquest Jitterbug, JIB Boaacoustic, Silver Digital Carbon SPDIF und Krypton AES/EBU, Audio-gd NF Cinch und XLR, QED, Genesis Silver Spiral LS mit Enacom LS, QED Supremus, Real-Cable HD-TDC, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest, NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Euphonic Architect Triaxia
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Frequenzbereich |
60 Hz bis 20 kHz -3dB |
Wirkungsgrad | 86 dB bei 1 Watt/m |
Empfohlene Verstärkerleistung | 200 Watt an 4 Ohm |
Nennimpedanz | 4 Ohm |
Gehäuse | Weiss oder weitere auf Anfrage |
Abmessungen (B/H/T) | 25,5 x 35 x 32,5 cm |
Paarpreis | 4000 Euro |
Hersteller/Vertrieb
Euphonic Architect
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Anschrift | Klaus Bensinger Kirrlacher Straße 15 68753 Waghäusel |
Telefon | +49 7254 1021 |
klaus@euphonic-architect.com | |
Web | www.ea-listen.com |