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Resonessence Labs Veritas

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Schön, dass der deutsche Vertrieb es möglich gemacht hat: Der Resonessence Labs Veritas, der erste D/A-Wandler für den Einsatz in HiFi-Anlagen mit dem brandneuen Sabre-ES9028-Pro-Chip, traf für einen Test in Gröbenzell ein – sogar noch bevor ihn der Hersteller auf seiner Website präsentiert.

Der Freude, schon jetzt eines (Vorserien-)Testexemplars habhaft geworden zu sein, wird allerdings ein wenig dadurch getrübt, dass bisher so gut wie keine Informationen zum Gerät zu bekommen sind. Einige Fakten lassen sich zumindest den Datenblättern des Chip-Herstellers entnehmen: Der ES9028PRO SABRE DAC ist das mittlere Modell der neuen Baureihe von 32-Bit-Wandlerchips. Er bietet einen Dynamikumfang von 129 Dezibel und einen Geräuschspannungsabstand (THD+N) von -120 Dezibel. Ess Technology bezeichnet den Chip als „nahtlosen Upgrade-Pfad von der vorausgegangenen Generation“, wozu gewiss auch die Pin-Kompatibilität der alten und neuen Versionen beiträgt. Als Einsatzbereich werden audiophile und Studio-Geräte genannt. Wie bei einem Technikhersteller nicht anders zu erwarten, wird nur kurz die hohe klangliche Qualität der Chips erwähnt, während die Vorteile, die die neue Generation den Anwendern bei der Entwicklung ihrer Komponenten bieten, in den Vordergrund gerückt werden.

Damit wären wir bei Resonessence Labs, den kanadischen Wandler-Spezialisten: Dass ein Bruder des Firmengründers Mark Mallinson für Ess Technology tätig ist, hat Lynn Olson ja schon im aus High Fidelity übernommenen Tests des Invicta erwähnt. Vielleicht ist das ja auch der Grund dafür, dass Resonessence, wie wir schon in einer News berichteten, bereits während der Entwicklung den ein oder anderen Chips der neuen Baureihe für den Veritas bekam. In unserem Vorserien-Modell entdeckten wir beim Fotografieren jedenfalls einen Chip mit der Bezeichnung 9018PRO. Der taucht im Angebot von ESS Technology jedoch nicht auf. Es dürfte sich um eine frühe Version des Wandlers handeln, der jetzt unter der Bezeichnung 9028PRO angeboten wird.

Der Presseinformation ließ sich auch entnehmen, dass Resonessence Labs zwei eigene Digital-Filter für den Veritas entwickelt hat, die ein klangliches Fine-Tuning bei PCM-Dateien zulassen, die mit 44,1 respektive 48 kHz angeliefert werden: Das sind ein IIR-Upsampling-Filter und ein Apodizing-Filter. Ausgewählt werden sie über die „Menu“-Taste auf der mitgelieferten Apple-Fernbedienung. Das beleuchte Resonessence-Logo am Veritas signalisiert durch einen Farbwechsel die Filteränderung. Ohne Upsampling-Filter leuchtet es blau, nach dem ersten Druck auf die Taste erstrahlt es in magenta: Das Minimum-Phase-IIR-Filter ist aktiv. Ein weiterer Tastendruck bewirkt den Wechsel zum Apodizing-Filter. Die Farbe des Logos ändert sich aber erst nach dem dritten Tastendruck wieder: Blau signalisiert, dass nun kein Upsampling mehr stattfindet. Statt mit der Fernbedienung kann die Umschaltung auch durch einen Druck auf den hübsch gestalteten Drehknopf erfolgen, mit dem sich auch der Ausgangspegel des Veritas regeln lässt. Das Ausgangssignal steht an Cinch- und XLR-Buchsen bereit. Eingangsseitig gibt es zwei S/PDIF-, eine AES/EBU-, eine Toslink- und eine USB-Buchse, die mit den „Up“- und „Down“-Tasten der Fernbedienung ausgewählt werden. Den kleinen Alustick sollte man also tunlichst nicht verlegen. Denn nach der Verbindung mit den Stromnetz – einen Netzschalter gibt es nicht – ist immer der S/PDIF-Eingang aktiv. In puncto Bedienungskomfort und Anschlussvielfalt gibt sich der Veritas etwa im Verglich mit dem Mytek Brooklyn ausgesprochen puristisch. Dafür überzeugt er mit der Resonessence Labs typischen hochwertigen Verarbeitung: Das Gehäuse wurde aus einem massiven Block Aluminium heraus gefräst. Den griffig konturierten Drehknopf hatte ich ja schon erwähnt. Obwohl der schwarze Block noch etwas zierlicher daher kommt als der Brooklyn mit seiner halben 19-Zoll-Breite, ist er trotzdem ein wenig schwerer.


Wie üblich benötigt auch der Veritas für die Zusammenarbeit mit Mac- oder Linux-Systemen keinen speziellen Treiber. In meiner Kette bezieht er seine Daten mal direkt vom Melco N1-A, mal über den dazwischengeschalteten Auralic Aries Femto. Das klappt ebenso wie die automatische Umschaltung der Abtastfrequenzen völlig problemlos. Was auffällt, ist die hohe Ausgangsspannung, bei 0 Dezibel, also ohne Lautstärkeabsenkung. Ebenso wie beim Mytek Brooklyn braucht man das Potentiometer von Einsteins The Preamp selbst für gehobene Laufstärken gerade mal auf neun Uhr aufzudrehen. Hier wäre – wie bei fast allen modernen Wandlern – weniger mehr.

Bei Toots Thielemans „Blues In The Closet“ vom Album For My Lady begeistert der Veritas mit fein differenzierten, warmen Klangfarben, jeder Menge Spielfreude und einem soliden Bassfundament. So macht der Song richtig Spaß! Bei Ravi Shankars unvermeidlichem „West Eats Meat“ gefällt vor allem die große, luftige Abbildung. Der Tieftonbereich erklingt voller Energie und dennoch bestens definiert. Die Ausdehnung der imaginären Bühne reicht zwar nicht ganz so weit in die Tiefe wie etwa beim mehrfach teureren Chord DAVE, lässt ohne diesen Vergleich aber absolut nichts vermissen. Ich mache mit den Test-Titeln erst einmal Schluss und tippe in der Albumliste in DS Lightning auf den ersten Song des Albums und genieße die abwechslungsreich instrumentierten Stücke der Reihe nach. Und dieses entspannte Hören bestätigt nur den ersten Eindruck: Zu den Schokoladenseiten des Veritas zählen die Farbigkeit und die Leichtigkeit der Wiedergabe in Verbindung mit einem grundsoliden Bassfundament. Trotz rhythmischer Spannung fließt die Musik ohne jeglichen Anflug von falscher Schärfe oder Nervosität.

Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf sich dieser Eindruck zurückführen lässt: Vielleicht hatte ich vom neuen Wandler-Chip einfach eine umwerfend andere Klangerfahrung erwartet, die er natürlich nicht hervor zaubern kann, oder der Veritas braucht einfach ein paar Tage Aufwärmzeit, bis seine enormen Fähigkeiten vollständig zutage treten. Nach zwei, drei Tagen möchte ich den Resonessence nicht mehr missen, sein Klang zieht mich mehr und mehr in seinen Bann: Hier und da entdecke ich nun ein Detail mehr, mal schillert eine Klangfarbe kräftiger, dann wieder gibt es einen Hauch mehr Luft um die Instrumente, als ich das in Erinnerung hatte. Hier geht es um subtile Verbesserungen, denn was der Mytek Brooklyn zu bieten hat – und was ich daher in letzter Zeit meist gehört habe –, bewegt sich schon auf sehr hohem Niveau. Enorme klanglich Unterschiede gibt es selbst zwischen einem Boliden wie dem Merging Nadac mit dem Anima-Server und dem Mytek mit dem SBooster-Netzteil nicht. Man sollte die marginalen klanglichen Vorteile des Veritas gegenüber dem Brooklyn, auch wenn sie keinesfalls über Gut und Böse entscheiden, keinesfalls unterbewerten. Zumindest bei meinem Vorserienmodell sind klanglichen Unterschiede zwischen den beiden genannten Wandlern kleiner als die beim Veritas zwischen nativer Wiedergabe und Upsampling. Alle beschriebenen positiven Erfahrungen habe ich gemacht, als das Upsampling deaktiviert war. Für meinen Geschmack klingen sowohl das Minimum-Phase- als auch das Apodizing-Filter eindeutig schlechter.


Seit ich ein wenig mit dem Merging Hapi A/D- und D/A-Wandler sowie der Pyramix-Studio-Software experimentiere, habe ich einige Songs in fast allen Formaten vorliegen und mit Audirvana Plus auf einem MacBookPro kann ich die meisten auch über USB ausgeben. Auf diesem Weg akzeptiert der Veritas neben den gängigen Files auch DXD, DSD64, DSD128 und 24/384. Klaglos abgespielt hat er auch 32/384 und DSD256, allerdings zeigte Audirvana hier für den Wandler 24/384 und DSD128 an. Leider informiert das Programm nicht darüber, aus welchem Grund diese Reduzierungen der Datenmenge nötig waren: Ein programm-internes Problem, die Bandbreite von USB oder die Weigerung des Wandlers, einen so riesigen Datenstrom zu akzeptieren? Nach der Spielerei mit den verschiedenen Formaten habe ich spaßeshalber mal wieder Bela Flecks „Flight Of The Cosmic Hippo“ angeklickt – und war ziemlich enttäuscht. Es fehlten Druck im Tiefbass und rhythmischer Drive. Als das USB-Kabel dann aber wieder im Ausgang des Aries Femto steckte, war die (Klang-)Welt in Ordnung: Tieftonwellen wogten wohlig durch den Hörraum und Banjo und Drum-Samples sorgten für den gewohnten Groove. Der Veritas gibt sehr genau darüber Auskunft, in welcher Qualität ihm die Daten angeliefert werden.

Dann müsste er eigentlich auch hören lassen, wie gut der Weg ist, auf dem die Files an seinen Eingang gelangen. Da Pro Audio Gear nicht nur die Wandler von Resonessence Labs im Vertrieb hat, sondern auch die Kabel von Habst, hat PAG-Chef Holger Brinkmann zwei der drei neuen USB-Silberkabel mitgeschickt und zwar die beiden, bei denen außerhalb der Stecker die Signal- und Stromleiter getrennt voneinander geführt werden. Die aufwändigen Kabel haben einen gesonderten Test verdienst, aber ich war zu neugierig, um darauf zu warten, und habe zumindest das USB III, das sich vom Zweier vor allem durch das bessere Dielektrikum unterscheidet, kurz gegen das Audioquest Diamond gehört – auch wenn ich befürchte, dass sich die zwei Meter des USB III in ähnlichen Preisregionen tummeln wie der Veritas. Aber ich weiß momentan weder etwas über den Preis noch über die bisherige Einspielzeit der erhaltenten Habst-USB-Kabel. Dass sie die Illusion einer deutlich größeren Aufnahmeumgebung in den Hörraum zaubern und auch im Tiefbass noch ein wenig mehr Energie rüberbringen als das Audioquest, ist aber schon nach ein paar Minuten klar: einfach großartig. Da dürfen Sie und ich uns jetzt schon auf den ausführlichen Test freuen.

STATEMENT

Lassen Sie sich vom kompakten Äußeren des Veritas nicht täuschen. Das schwere Kistchen ist eine in Sache Ausstattung puristische, klanglich fantastische Musikmaschine: Der Resonessence brilliert mit einer großen, luftigen Darstellung, satten Klangfarben, einem mächtigem Tieftonbereich, rhythmischer Spannung und musikalischem Fluss – und einem sehr guten Preis/Genuss-Verhältnis. Unbedingt anhören!
Gehört mit
NAS Melco HA-N1A, WDMyCloud
Wireless Streaming Bridge Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco und SBooster Ultra
Music Server HGFA Anima
D/A-Wandler Chord DAVE, Mytek Brooklyn mit SBooster BOTW P&P Eco, Merging Nadac
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Kaiser Kawero! Classic
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus, Habst USB III
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Resonessence Labs Veritas
Eingänge (digital) 1 x USB, 1x AES/EBU, 2 x S/PDIF, 1 x Toslink
Ausgänge (analog) 1 x symmetrisch (XLR), 1 x unsymmetrisch (Cinch)
Abtastraten bis 384kHz
Wortbreite 16 bis 32 Bit
DSD bis 128-fach
Abmessungen (B/H/T) 18,5/5/16cm
Gewicht 1,8kg
Fernbedienung Apple® Remote beigepackt
Preis 3000 Euro

Vertrieb
ProAudioGear.de
Anschrift Frankfurter Str. 14
64521 Groß-Gerau
Telefon 06152 / 8164-0
Mobil 0179/2158596
Fax 03212/1055889
E-Mail Kontakt@ProAudioGear.de
Web www.proaudiogear.de

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