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Transrotor Massimo mit SME V und Tamino

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Transrotor baut nicht einfach nur hervorragend klingende Laufwerke, Jochen Räkes Kreationen sind immer auch Design-Objekte mit hoher Eigenständigkeit und perfekt bearbeiteten Oberflächen. Beim Massimo orientierte sich der Analog-Spezialist aus dem Bergischen Land an der Devise: form follows function – und schuf damit eines der attraktivsten Laufwerke überhaupt.

Zumindest in den Augen des Autors. Lange Zeit schien sich das Thema Plattenspieler für mich erledigt zu haben: Ich bin mit meinem Laufwerk klanglich zufrieden, begeistere mich eher für einen hochkarätigen Tonabnehmer wie Transrotors Tamino oder einen Tonarm mit neuer Geometrie wie den Acoustical Systems Aquliar. Aber nun steht seit geraumer Zeit der Massimo auf der Krion-Plattform des Artesania Racks – die üblichen Böden hätten für das Zwei-Motoren-Laufwerk nicht ausreichend Platz geboten – und fasziniert mich mit seiner funktionalen Formgebung und dem satten, tiefen Glanz des polierten Aluminiums. Und das, obwohl ich mich seit ein paar Jahren ein wenig am Chrom und Gold nobler Hifi-Komponenten sattgesehen habe und eine eher schlichtere Gestaltung favorisiere. Aber der Massimo thront in seiner massiven Sachlichkeit so – auch optisch – ruhig auf dem über vier Zentimeter dicken Boden aus dem matt grauen Mineralwerkstoff, dass ich ihn mir mehr und mehr als Arbeitsgerät vorstellen könnte.

Das setzt natürlich voraus, dass er sich auch bei intensiver Beschäftigung als klanglich so überzeugend erweist wie bei einem ersten Funktionstest, den Dirk Räke und ich nach dem Aufbau des schon weitestgehend voreingestellt gelieferten Plattenspielers wirklich genossen hatten. Daran hatte natürlich auch der bereites erwähnte, von Yoshio Matsudaira für Transrotor gefertigte Tonabnehmer einen großen Anteil, den ich seit seinem Test der absoluten Tonabnehmer-Elite zurechne. Schön, wieder für ein paar Monate ein Exemplar genießen zu können.

Der Tonarm ist ein noch besserer Bekannter: ein SME V. Wenn es nicht zu emotional klänge, würde ich mein Verhältnis zum SME V als Hassliebe bezeichnen. Aber da bleibe ich lieber auf der sachlichen Ebene und nenne es ambivalent: Zum einen kenne ich einige Tonarme, denen man nach extrem sorgfältiger Justage – zumindest auf meinem Laufwerk – noch ein wenig mehr Wohlklang entlocken kann als dem englischen Klassiker. Zum anderen schätze ich seine sehr durchdachte und leichte Einstellbarkeit sehr. Jeder sorgfältig vorgehende Analog-Fan wird bei SMEs Topmodell gewiß 80 bis 95 Prozent seines beträchtlichen klanglichen Potential abrufen können – auch wenn er nicht mindestens einmal im Monat Tonabnehmer wechselt. Andererseits lernt man die leichte Handhabbarkeit des Arms gerade schätzen, wenn man häufig verschiedene Systeme einbaut. Daher greife ich bei der Erstellung der Einspielungen für hifistatements Klangbibliothek immer auf den Fünfer zurück: Er garantiert sehr gute klangliche Ergebnisse bei überschaubarem Justage-Aufwand.


Zudem harmoniert der Arm mit einer Vielzahl von Tonabnehmern. Bei der Auswahl seines Untergrundes ist er hingegen wählerischer. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich den SME vor mehr als zehn Jahren, als der Audiolabor konstant noch das Laufwerk meiner Wahl war, deutlich kritischer gesehen habe als heute. Doch dann empfahl mir Martina Schöner, zwischen Tonarmbasis und den Montagestegen des Arms einmal Silikon-Ringe auszuprobieren, durch die dann die vier Befestigungsschrauben führten: Der Fünfer gab sich nun deutlich lebendiger und klang auch ein gutes Stück offener. Auf dem LaGrange erreichte der Fünfer schon bei direkter Montage auf der Basis ein recht hohes Niveau, was sich durch die Silikon-Ringe aber auch noch einmal leicht steigern ließ. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Fünfer klingt so gut, wie es das Laufwerk erlaubt.

Womit wir endlich wieder beim Massimo wären. Dass er mir als ebenso anmutiges wie praktisches Arbeitsgerät erscheinen will, kommt nicht von ungefähr: Bei seiner Entwicklung hat sich Jochen Räke vom Klassiker Micro Seiki SX5000 inspirieren lassen, bei dem sich ebenfalls die Möglichkeit bot, ihn mit vier Tonarmen zu bestücken, und der vor einigen Jahrzehnten beispielsweise im Handel oder bei Magazinen die ideale Basis für Vergleiche von Armen und Tonabnehmern darstellte. Auch der Massimo besitzt eine überaus solide Basis: Die Achse des invertierten, hydrodynamischen Lagers ist auf einem sechs Zentimeter dicken, massiven Aluminium-Quadrat mit einer Kantenlänge von 31 Zentimetern montiert. Am oberen Ende der Achse befindet sich eine Keramikkugel, auf der ein Lagerspiegel in der Messing-Buchse des Subtellers läuft. Diese Lagerbuchse dient im unteren Bereich selbst als Achse und zwar für die darauf drehend gelagerte Riemenscheibe. Starke Magnete in der Riemenscheibe und im Subteller sorgen dafür, dass die über den oder die Riemen zugeführte Energie den Subteller in Bewegung versetzt. Die Kraftübertragung zwischen Riemenscheibe und Subteller geschieht also völlig berührungslos. Dadurch sollen auch die Reste vom Polrucken des Motors, die ihren Weg über den Riemen zum Laufwerk finden, eliminiert werden.


Was sich ebenso logisch wie simpel anhört, bedeutet fertigungstechnisch einen erheblich höheren Aufwand als der übliche Antrieb des Subtellers direkt über einen Riemen. Eine dritte Rille auf der Riemenscheibe verrät, dass sie wie der gesamte Subteller auch bei Laufwerken mit Drei-Motoren-Antrieb zum Einsatz kommen kann. Bei Transrotor scheint es wie in der Automobilindustrie einen Modularen Querbaukasten zu geben, aus dem Teile für die Vielzahl von Modellen entnommen werden können. Ich bin überzeugt davon, dass dies einer der entscheidenden Gründe dafür ist, dass man den bestens verarbeiteten und materialaufwendigen Massimo zu diesem wirklich kundenfreundlichen Preis anbieten kann: Mit einem Motor und einer Tonarmbasis steht das Laufwerk mit 8.900 Euro in der Preisliste und selbst mit dem zweiten Motor bewegt er sich noch knapp in vierstelligen Preisregionen. In diesen Preisen inbegriffen sind das verchromte Plattenauflagegewicht und Transrotors aufwändige Motorsteuerung Konstant mit Feinregulierung für die beiden Geschwindigkeiten. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass Transrotor für den Erwerb von SME-Tonarmen und hauseigenen Tonabnehmern zusammen mit dem Laufwerk Paketpreise anbietet, die signifikant unter den Einzelpreisen von Arm und System liegen. Eine zusätzliche Tonarmbasis für Neun-Zoll-Arme kostet moderate 400 Euro, die für Zwölf-Zoll-Arme 600 Euro. Aber es ist ja keine neue Erkenntnis, dass Transrotor seine Produkte ausgesprochen fair kalkuliert.

So sehr der Massimo mich auch optisch erfreute, ernsthaft auseinandergesetzt habe ich mich mit ihm erst, als ich den Bericht über die Plattenspieler-Justage-Software Analogmagik schrieb und nicht allein meinen Lagrange mit zwei Tonarmen und Systemen messen wollte. So kommt es, dass dies einer der wenigen, wenn ich der einzige Test in Hifistatement ist, bei dem auch Messwerte der Komponenten ermittelt wurden – und sich alle im grünen Bereich befanden: Die Arm/Systemresonanz liegt knapp unter elf Hertz, die Gleichlaufwerte sind deutlich besser als vorgeschrieben und es gibt auch keine Auffälligkeiten bei der Vibrationsmessung. Aber das hätte ich auch nicht anders erwartet.

Da ich aus einer Mischung von Bequemlichkeit und Neugierde – im Digitalen gibt es einfach mehr spannende Entwicklungen als bei der Analogtechnik – in letzter Zeit sehr wenige Schallplatten gehört hatte, war ich überrascht, wenn nicht gar entsetzt, was ich mir da ohne Not entgehen lasse. Zum Einspielen nach wochenlanger Nichtbenutzung lockerte ich die Aufhängung und Dämpfung des Tamino mit David Hollands Emerald Tears, ECM1109: Das Soloalbum ist eine Schwelgerei in warmen Klangfarben und tiefen Impulsen. Der Kontrabass besitzt Wucht und Körper. Besonders schön kommt der Titelsong rüber, bei dem Dave Holland es ruhiger angehen und seinen Bass intensiv singen lässt. Ich bilde mir ein, dass der Klang hier sinnlicher und greifbarer ist, als wenn er von einem digitalen Tonträger käme. Den Vergleich verkneife ich mir aber – nicht weil befürchte, in meiner analogen Schwärmerei widerlegt zu werden, sondern weil ich die CD nicht besitze, es – soweit ich weiß – keinen Highres-Download gibt und ich nicht bereit bin, eine der CDs zu erstehen, die bei Amazon für fast 150 Euro (!) angeboten werden.


Da drehe ich Scheibe lieber um und genieße Dave Hollands Interpretation der Miles-Davis-Komposition „Solar“, eine rasend schnelle Folge tiefer Noten, die Massimo und Co. bestens differenziert und mit einer Fülle an Details wie etwa Griffgeräuschen rüberbringen. Die Platte muss ich nicht allzu lange nach ihrer Einspielung erworben und auch häufig mit Arm/System-Kombinationen abgespielt haben, die zum damals studentischen Budget, nicht aber zu High-End-Ansprüchen passten. Es knistert und knackt hin und wieder zwar vernehmlich, was aber nichts daran ändert, dass der gestrichene Bass etwa in „Flurries“ herrlich knarzt und vor Energie nur so strotzt. Die tieffrequenten Böen verwehen eine schelle Folge von Flageoletts im dezenten Hall des Raumes: Tamimo und der Rest des Trios lassen auch in Sachen Detailverliebtheit und Hochtonenergie nicht anbrennen. Ja, Transrotors Tonabnehmer begeistert mich in diesem Umfeld genauso, wie vor fast zwei Jahren im Thales Simplicity oder im Aquliar. Aber es sollte mich ja nicht überraschen, dass Jochen und Dirk Räke es als langjährige Vertriebspartner von SME verstehen, für den Fünfer eine nahezu ideale Plattform zu entwickeln.

Weil es so schön war, mache ich gleich mit einem ECM-Solo-Album weiter. Aber keine Angst: Dass hier nur eine Person aktiv ist, heißt keinesfalls, dass auch diesmal nur ein Instrument im Mittelpunkt steht. Auf Blue Sun, ECM 1250, ist Ralph Towner an der klassischen und der 12-saitigen Gitarre, am Flügel und am Prophet 5 Synthesizer zu hören, ja, und zusätzlich auch noch auf dem Waldhorn und dem Cornet sowie mit diversen Perkussionsinstrumenten. Die Studiotechnik macht's möglich, dass er auf einigen der sieben Eigenkompositionen wie eine hart groovende Combo klingt. So macht mein Lieblingssong auf dieser Scheibe, „C.T. Kangaroo“, schnell klar, dass die beiden Transrotors und der SME auch rhythmisch nichts anbrennen lassen. Das Tamino bezaubert mit satt schillernden Klangfarben und beweist eine Detailverliebtheit, die nie ins Helle oder Analytische kippt. Das hohe Auflösungsvermögen macht auch eine so dichte Komposition wie „Wedding Of The Streams“, wo sich Synthesizer-Sounds, Glocken – auch aus dem elektrischen Klangerzeuger? – und Gitarrenmelodien umspielen, zu einem Hochgenuss.

Aber ich möchte Sie nicht damit langweilen zu schildern, mit welchem Genuss ich eine Reihe meiner Lieblingsscheiben auf dem Massimo gehört habe. Um die Qualitäten des Laufwerks besser einschätzen zu können, habe ich meinem SME V auf den Brinkmann LaGrange gebaut und anschließend darin das Transrotor Tamino justiert. Jetzt kann ich innerhalb von eine paar Minuten den Tonabnehmer zwischen dem Fünfer auf dem Massimo und dem Fünfer auf dem LaGrange tauschen. Auf dessen Teller liegt Albeniz – Frühbeck De Burgos Suite Espangnola, deren „Asturias“ für jede Kette eine Herausforderung darstellt: Die mächtigen, messerscharfen Bläsereinsätze und Paukenschläge dürfen die Raumillusion, die die lebendigen – oder leicht nervösen – Streichergruppen zuvor aufgebaut haben, nicht zusammenbrechen lassen. Das geschieht, wie ich weiß, beim LaGrange nicht. Im auf dem Massimo montierten SME V begeistert das Tamino mit einem noch etwas größeren Raum, einem Hauch mehr Farbe im Klangbild und minimal mehr Druck im Tiefbass: Tamino und SME fühlen sich auf dem Transrotor noch eine Spur wohler als auf dem Brinkmann – zumindest bei dieser Scheibe.


Und nun kommt sie doch! Nein, nicht Dick Schorys unvermeidliches Bang Baaroom And Harp, sondern Keith Jarretts Standards Live, ECM 1255: „God Bless The Child“ gibt untrügerisch darüber Auskunft, wie gut ein Plattenspieler den ungeheuren Drive rüberbringen, den der Pianist im Zusammenspiel mit Gary Peacock und Jack DeJohnette entfaltet. Hier sorgt der LaGrange für einen Hauch mehr Groove, verleiht den recht präsent abgemischten Becken allerdings auch einen Tick mehr Biss. Dabei geht es um Marginalien: Weder neigt das Tamino auf dem Massimo zur Behäbigkeit, noch auf dem LaGrange zur Schärfe, nein es harmoniert einfach großartig mit dem Fünfer und bringt die minimal unterschiedlichen Tendenzen der beiden hervorragenden Laufwerk zu Gehör.

Transrotors Top-Tonabnehmer muss ja wieder zurück auf firmeneigene Laufwerk. Da bietet es sich an, vor dem Umbau noch eine Scheibe der anderen Art auf dem Brinkmann zu spielen: den Soundtrack des Films The Hot Spot. Darauf sind Taj Mahal, John Lee Hooker und Miles Davis zusammen zu hören. Auf „Coming To Town“ fehlt zwar Taj Mahal, aber der im Ocean Way Studio fett produzierte Sound macht einfach Spaß. Die fünf Instrumente stehen im Breitwandformat vor einem. Tim Drummonds E-Bass rollt tief und sonor, Miles Davis Trompete badet im Hall und die Snare knallt aus der Tiefe des Raums, dazu die Stimme John Lee Hookers – einfach klasse! Noch mehr Cinemascope kann man dann genießen, wenn sich das Tamino und die LP wieder auf dem Transrotor befinden: Die Abbildung gerät noch Stückchen größer, die Instrumente werden noch ein wenig klarer differenziert. Wieder ein kleiner Vorteil für Massimo, SME V und Tamino: Es sollte gemeinsam spielen, was gemeinsam entwickelt wurde!

STATEMENT

Die klare Gestaltung des Massimo hat es mir angetan. Aber wichtiger: Er klingt so gut, wie er aussieht, und bietet dem SME V eine ideale Basis. Und mit diesen beiden harmoniert Transrotors Top-System ganz hervorragend – auch wenn man eigentlich nicht glauben möchte, dass ein derart kostspieliger Tonabnehmer auf einem minimal günstigeren Laufwerk Höchstleistungen erreicht. Hier tut er es! Transrotors Trio ist schlicht eine Traum-Kombination – zum absolut fairen Preis.
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Einstein The Tonearm 9, AMG 12JT Turbo Tonearm, SME V
Tonabnehmer Lyra Etna, Einstein The Pick-Up
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher LumenWhite WhiteLight Anniversery, Kaiser Acoustics Kawero! Classic
Kabel Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Transrotor Massimo
Chassis aus massivem Aluminium 
Plattenteller Aluminium, 80mm, ca. 15 kg
Lager hydrodynamisches Plattentellerlager mit Magnetkopplung (TMD)
Netzteil Transrotor Konstant mit aufwändiger Motorsteuerung und Feinregulierung, angepasste Frontplatte
Ausbaustufen auf bis zu vier Tonarmarme aufrüstbar, Tonarmbasen stufenlos verstellbar, auf Betrieb mit zwei Motoren aufrüstbar
Zubehör Auflagegewicht Chrom
Preise Massimo mit einem Motor 8.900 Euro
zweiter Motor 1050 Euro
SME V (in Verbindung mit Laufwerk) 4.365 Euro
TR Tamino (in Verbindung mit Laufwerk) 10.500 Euro
vorgestelltes Modell 24.815 Euro

Hersteller/Vertrieb
Räke HIFI Vertrieb GmbH
Anschrift Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon +49 2202 31046
E-Mail transrotorhifi@t-online.de
Web www.transrotor.de

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