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Ayon CD-T II Laufwerk

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Totgesagte leben länger! Dieser Spruch bezog sich ursprünglich auf eine kleine Molkerei in Österreich, lässt sich aber durchaus auch auf unser neues Testobjekt, den Ayon CD-T II anwenden. Auch aus Österreich, übrigens

Böse Zungen aus der Streaming-Fraktion werden den Satz natürlich sofort umdeuten in „Unkraut vergeht nicht“. Sollen sie. Angefangen hatte Ayon mit dem Modell CD-T, das uns bereits im Jahre 2012 zur Verfügung stand. Da hatte sich schon damals manch einer verwundert die Augen gerieben. Anachronismus! Damit aber noch nicht genug, sechs Jahre später erscheint mit dem Modell CD-T II nun eine Weiterentwicklung. Oder um Gerd Hirt zu zitieren, bis auf das Philips Pro Laufwerk eine komplette Runderneuerung. Auf den ersten Blick sieht das Modell CD-T II genauso aus, wie das Vorgängermodell, auf den zweiten übrigens auch. Zumindest von vorne. Klassisches Ayon-Design, quadratisch, praktisch gut. Quatsch, was red‘ ich denn, da ging es ja um etwas ganz anderes. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass ein bewährtes Design nicht alle Jahre verändert werden muss, nur damit der Werbeonkel was zu tun hat.

Die Verarbeitungsqualität hat sich zum Glück ebenfalls nicht verändert, das elegante Gehäuse mit den schwarz eloxierten Aluminiumplatten macht nach wie vor einen bombenfesten Eindruck. Die wichtigsten Funktionen sind auf der Oberseite des Gerätes über beleuchtete Drucktasten direkt anwählbar, alle weiteren Funktionen übernimmt dann die Fernsteuerung. Ebenfalls in Panzerqualität, übrigens. Die Tasten auf dem Gerät sind durchaus sinnvoll, wenn ausgerechnet am Sonntag die Batterien leer sind oder die Omi wieder versucht, mit der Fernsteuerung zu telefonieren.


Für den Anschluss an den DAC bietet der CD-T II alle erdenklichen Möglichkeiten: S/PDIF – auch mit BNC Buchse! – und AES/EBU beim Röhrenausgang, der Transistorausgang enthält zusätzlich noch einen Toslinkanschluss. Zudem existiert ein I2S-Anschluss. Die Röhre ist natürlich nur im Betrieb mit S/PDIF oder AES/EBU aktiv, dazu später mehr. Für  I2S-Verbindungen gibt es leider keinen internationalen Standard, so dass bei der Kontaktbelegung jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht. Allerdings hat Ayon konsequenterweise in der Bedienungsanleitung die Pin-Belegung angegeben. Die Bastler unter uns könnten sich also einen RJ45-Stecker selbst konfektionieren. Viel Spaß dabei!

Nach dem Einschalten des Gerätes zeigt das Display eine Warm-up Zeit an, eine absolut sinnvolle Einrichtung, nicht nur im Hinblick auf die Buffer-Röhre. Ayon-Neulinge werden auf der Suche nach dem Netzschalter womöglich die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen müssen, so gut versteckt ist dieser. Eine Veränderung gegenüber dem Vorgängermodell sieht man, wenn man eine CD einlegt, die Abdeckung des CD Fachs ist jetzt zweigeteilt. Zunächst wird die CD mit einem kleinen Magnetpuck fixiert, anschließend das Fach mit der Acrylabdeckung verschlossen. Beim Vorgängermodell war der Puck in die Abdeckung integriert. Ayon verspricht sich mit dieser Konstruktion eine bessere Resonanzkontrolle. Ich hatte nun die alte Version mit der neuen verglichen und keinen nennenswerten Unterschied gehört. Zumindest keinen, der sich nicht nach einem halben Glas Rotwein wieder relativiert hätte.

Wie bei dem Vorgängermodell enthält der CD-T II das legendäre Philipslaufwerk CD PRO2, das ja seit längerer Zeit nicht mehr produziert wird. Dachte ich. Wie mir aber Gerd Hirt mitteilte, hatte Philips bereits vor Produktionsschluss die Herstellung an einen kleinen Hersteller ausgelagert, der dieses Laufwerk auch heute noch in kleiner Stückzahl herstellt. Aus Kapazitätsgründen wohl nur für eine überschaubare Anzahl von Kunden.


Auch im CD-T II werkelt im Inneren des Gerätes eine Röhre im Digitalausgang. Was hat die denn hier verloren? Die Überlegung ist folgende: Viele Störungen des Digitalsignals entstehen auf dem Weg vom S/PDIF-Ausgangschip zum DAC, weil der Generator hierfür zu schwach ist. Ayon hat deshalb hier einen Buffer in Form eines Kathodenfolgers eingebaut. Der Chip muss dann nur das Gitter der Röhre ansteuern, was er problemlos kann. Die Röhre verstärkt das Signal nicht, sondern arbeitet lediglich als Impedanzwandler. Die große Frage ist nun, welche Röhre ist für diese doch eher ungewöhnliche Position geeignet? Eine Audioröhre fällt wegen der zu geringen Bandbreite schon einmal flach. Fündig wurde man bei einer Röhre aus russischen Militärbeständen, die im Radarbereich eingesetzt wurde. Diese 6N14P – ein Äquivalent zu einer ECC84 Doppeltriode – kann Frequenzen bis zu 200 Megahertz verarbeiten und ist somit für diesen Job optimal geeignet.

Für alle Transistor-Junkies unter uns, für die eine Röhre so etwas ist wie für den Teufel das Weihwasser, hat Ayon auch eine Lösung parat. Das Gerät lässt sich nämlich zwischen Transistor- oder Röhrenbetrieb umschalten. Hierfür gibt es einen kleinen Schalter auf der Rückseite, zusätzlich muss das Anschlusskabel auf einen anderen Ausgang umgesteckt werden. Natürlich ist auch der transistorisierte Digitalausgang leicht gepuffert, um Kabeleinflüsse zu minimieren.


Die früher vorhandene Möglichkeit der Hochrechnung der Abtastrate auf 24 Bit / 192 Kilohertz existiert in der neuen Version nicht mehr. Nachdem die heutzutage üblichen D/A-Wandler diese Upsampling-Funktion von Haus aus eingebaut haben, hat Ayon bei diesem Gerät darauf verzichtet. Dafür bietet die Firma als zusätzliche Option ein Modul an, mit dem die PCM Daten auf DSD128 hochgerechnet werden. Dies erleichtert die Haushaltskasse zusätzlich um 995 Euro. Über derartige Funktionen gibt es ja endlose Diskussionen, weil ja letztlich der Informationsgehalt des Originals nicht größer werden kann. Vorteile verspricht man sich dagegen bei der Auslegung der Filter, die bei reiner 1-Bit-/-44-Kilohertz-Abtastung wesentlich steiler sein müssen, oder bei flacherer Auslegung wesentlich früher ins Geschehen eingreifen müssten. Filter mit hoher Flankensteilheit sind aus verschiedenen Gründen nicht ganz unproblematisch. Das Testgerät ist bereits mit dem zusätzlichen PCM-DSD Modul ausgestattet, dazu später mehr.

Hören wir uns doch einfach einmal an, was das Laufwerk bei normaler, unbearbeiteter CD-Wiedergabe zu bieten hat. Nachdem das Gerät völlig neu ist, habe ich es erst einmal über Nacht laufen lassen, bevor ich ernsthaft Musik gehört habe. Damit ist die Elektronik natürlich immer noch nicht völlig eingespielt; Ayon empfiehlt sogar eine Einspielzeit von 30 bis 50 Stunden. Wie bei jedem mechanischen Gerät ist eine stabile Unterlage Voraussetzung für eine optimale Wiedergabe. Bei mir steht das Gerät auf den Basen von Kaiser, was nochmals eine deutliche Verbesserung gegenüber den Standardfüßen bewirkt. Das ist aber wohl bei jedem Gerät so.

Zunächst lassen wir einmal Louis Armstrong zu Wort kommen. Miles Davis hatte einmal über ihn gesagt, dass seine Musik ja super wäre, wenn nicht ständig dieses dämliche Grinsen wäre. Aus dem Mund von Miles sicher ein hohes Kompliment. Die Aufnahmen mit Armstrong sind alle historisch, um die Klangqualität einmal so zu beschreiben. Euphemismen sind ja auch bei unseren Politikern momentan total in. Trotzdem gelingt mit dem CD-T II eine unheimlich plastische Darstellung der Musiker, man sieht förmlich wie Armstrong mit seinem weißen Taschentuch auf der Bühne steht und schwitzt. Auch tritt die Wiedergabequalität beim Zuhören total in den Hintergrund, man hört einfach zu, was sich die Jungs in der Band damals alles haben einfallen lassen.

Eine der Stärken ist die enorme Spielfreude, die offensichtlich nicht ausschließlich vom Rest der Anlage kommt. Nun wird bei den Armstrong-Einspielungen kein dynamisches Brillantfeuerwerk gezündet, aber der Drive und Groove der Musik kommt sehr authentisch rüber. Die Wiedergabe ist sehr klar mit hoher Auflösung, ein typisches Markenzeichen aller Geräte der Firma Ayon, die ich bisher zum Test zur Verfügung hatte.


Bevor jetzt irgendeiner wegen der Musikauswahl die Nase rümpft, kommen wir zu ernster Musik. Wer hat sich eigentlich diese Einordnung ausgedacht? Egal, jetzt müssen die alten Klassiker ran, Brahms, Beethoven et cetera. Ich benutze immer gerne unterschiedliche Einspielungen und Aufnahmen, um mir ein Gesamtbild zu machen, ob hier ein glaubhafter Eindruck vermittelt werden kann. Dieselbe Symphonie einmal im Wiener Musikvereinssaal aufgenommen und einmal in der Berliner Philharmonie. Natürlich von unterschiedlichen Interpreten, aber darum soll es hier ja nicht gehen. Jedenfalls wird die unterschiedliche Raumakustik sehr gut wiedergegeben, auch das Gefühl, dass sich hinter den Lautsprechern ein Raum auftut, kann man sich gut einbilden. Um es einmal so auszudrücken. Je nach Interpret – und eingestellter Lautstärke – kommt das Orchester auch mit enormer Wucht, ohne dass die Abbildung in einzelne Gruppen zerfällt. Das Ganze ist natürlich immer noch meilenweit von dem Erlebnis im Konzertsaal entfernt, aber mit dem Manko müssen wir alle leben, egal wie viel Geld wir in die Musikanlage investiert hatten.

Interessant finde ich auch, wie viele Informationen in der CD eigentlich stecken, die man mit einem „normalen“ Laufwerk nicht hören kann. Sehr deutlich wird dies bei guten Aufnahmen von Barockorchestern, bei denen die typischen Klangfarben der antiken Instrumente sehr realistisch aufgenommen wurden. Diese beinhalten dann eine Fülle von Detailinformationen die erst den typischen Klang dieser Orchester ausmachen. Nicht verwechseln darf man dies mit Komponenten, die einen etwas hervorgehobenen Mittel-Hochtonbereich haben. Soll es ja geben, damit die Anlage bei der Vorführung spektakulärer klingt. In diesen Fällen glaubt man mehr Details zu hören, was natürlich nicht der Fall ist. Jedenfalls können insbesondere Streicher bei oben genannten Aufnahmen ziemlich schnell lästig werden, so dass dann meistens der Aufnahme-Ingenieur Schuld daran ist. Muss ich jetzt extra noch erwähnen, dass der CD-T II hier hervorragende Arbeit leistet und eine homogene Abbildung liefert?

Nun wollen wir doch einmal sehen, was das Hochrechnen der Daten auf DSD128 bewirkt. Nachdem mein DAC hierfür nicht gebaut wurde, musste ich mir vom Kollegen Sommer einen geeigneten Wandler ausleihen. Zunächst hatte ich den Wandler im Red Book Modus laufen lassen, um mich mit ihm anzufreunden. Interessanterweise klingt es mit diesem Gerät tatsächlich anders als mit meinem Wandler, obwohl Bits ja Bits sind und Klangunterschiede ja nur in der Phantasie irgendwelcher HiFi-Redakteure existiert. So ein Computerfachmann. Ist aber trotzdem ein netter Mensch. Beim Umschalten auf den DSD128-Betrieb stellte sich allerdings heraus, dass der Wandler zwar Signale bis DSD256 verarbeiten kann, aber offensichtlich nur über die USB-Schnittstelle. Laut Ayon wird das DSD-Signal nur über drei BNC Buchsen zur Verfügung gestellt, so wie es in der Profiszene schon lange üblich ist. Damit fällt dieser Test also flach. Glückliche Besitzer eines CD-T II Laufwerks, die mit der Aufrüstung auf DSD liebäugeln, sollten sich vorher also informieren, ob der vorhandene Wandler hierfür geeignet ist. Nun bietet Ayon auch hierfür passende Geräte an, die wären durchaus interessant für einen zusätzlichen Test.


Es ist natürlich schwierig, eine Komponente wie ein CD-Laufwerk getrennt vom Rest der Anlage zu beurteilen, hier spielt das Zusammenwirken der restlichen Partner eine entscheidende Rolle. Trotzdem bleibe ich dabei, das CD-T II Laufwerk ist eine der harmonischsten und musikalischsten Digitalquellen. Und nicht nur das, die Musik wird unheimlich lebendig und dynamisch wiedergegeben. Klangfarben: ja! Dynamik: ja, ja! Tiefenräumlichkeit: auch! Neutralität: ja! Basskontrolle: ja! Punch: ja, ja! Luftigkeit: ja! Fokus: auch!

Eines ist trotzdem klar, wir stehen am Ende der Lebenszeit physikalischer Medien. Deshalb zum Schluss noch die Gretchenfrage: sollte man sich in der heutigen Zeit noch ein CD Laufwerk kaufen? Auch auf die Gefahr hin nun als völlig altmodisch abgestempelt zu werden, würde ich im Falle des CD-T II ganz einfach sagen: ja! Moralische Unterstützung bekomme ich hier auch von unseren Kollegen aus dem polnischen Magazin High Fidelity, die den CD 35 Spieler aus gleichem Hause – hier allerdings in einer Sonderversion – als eine der wenigen allerbesten Digitalquellen bezeichnet hatten. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Schallplatten, die ja schon längst vom Markt verschwunden sein sollen, aber mittlerweile wieder oder besser gesagt – schon seit einiger Zeit eine neue Blüte erleben.

STATEMENT

Mit dem CD-T II bietet Ayon ein Laufwerk, das in die absolute Topklasse gehört. Wer wissen will, was auf den CDs eigentlich alles drauf ist, sollte sich dieses Laufwerk einmal anhören.
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Thomas Mayer 10Y
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog
Lautsprecher Wolf von Langa, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference und Reference Plus Netz, VertexAQ Jaya Netzfilter, VertexAQ Taga Verteilerdose, VertexAQ Roraima Netzkabel
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
Digitallaufwerk Ayon CDT
Übertragungsrate 192kHz / 24 bit
Laufwerk Philips CD-Pro 2
Röhrenspezifikation ECC84 ( 6N14P)
Ausgänge S/PDIF (75 Ohm, BNC), AES/EBU, I2S
Dynamikrate >110 dB
Harmonische Verzerrung @ 1kHz < 0.002%
Abmessungen (B/H/T) 480/130/390mm
Gewicht 14 kg
Preis CDT II Transport 5995 Euro
PCM-DSD 128 Converter Text

Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
Anschrift Hart 18
A-8101 Gratkorn
Telefon +43 3124 24954
E-Mail ayon@ayonaudio.com
Web www.ayonaudio.com

Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
Anschrift Inh. Frank Urban
Catostr. 7B
12109 Berlin
Telefon +49 30 6134740
Fax +49 30 7037939
E-Mail kontakt@audium.de
Web www.audium.com

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